Werbemarkt nach Medien
Die Gesamt-Netto-Werbeinnahmen der Medien sind 2023 geringfügig gestiegen – um 0,7 Prozent. Damit wurde der Rückgang des Vorjahres (minus 0,5 Prozent) wettgemacht. Ein größeres Nettowachstum war wegen der weiterhin schwierigen Wirtschaftslage (BIP-Rückgang um 0,3 Prozent), der fortgesetzt hohen Inflation (plus 5,9 Prozent) und der damit einhergehenden niedrigen Konsumneigung der Verbraucher nicht möglich. Auf der Erlösseite profitierten die einzelnen Gattungen vom gesamtmarktbezogenen Wachstum der Werbeinvestitionen (plus 2,2 Prozent) sehr unterschiedlich, teilweise auch gar nicht. Diese Entwicklung ist so besorgniserregend wie erklärbar.
Das Bild bei den Nettodaten ist sehr uneinheitlich: Von den erfassten Werbeträgern schnitten sechs – darunter der gesamte Digitalbereich – (deutlich) positiver ab als im Jahr 2022. Hauptnutznießer des verglichen mit dem Gesamtmarkt erheblich größeren Digitalwachstums (plus 8,3 Prozent) waren erneut wenige marktdominante Plattformen. Andere Publisher, hier geht es um abertausende Internetangebote, konnten lediglich weitaus schwächer vom starken digitalen Plus profitieren. Positiv entwickelten sich auch Kino- und Außenwerbung. Radiowerbung pendelte um die Stagnation, rutsche dann aber knapp ins Minus. Alle anderen Werbeträger, namentlich der gesamte Printbereich, lineares TV und postalische Direktwerbung, mussten teilweise deutliche Rückgänge verkraften. Sie haben die Gesamtbilanz ebenso geprägt wie das intramedial stark asymmetrische Digitalwachstum. Damit hat sich der vom ZAW prognostizierte Jahrestrend bestätigt, wenngleich der Zuwachs bei den digital-datenbasierten Werbeformen nochmals deutlicher, die Verluste in anderen Gattungen nochmals ausgeprägter ausfielen. Offenbar konnten auch die vielfach weiterhin erhöhten Kosten nicht immer weitergegeben werden.
Online-Werbung wächst erneut und macht jetzt die Hälfte des Werbemarkts aus
Der Anteil der Online-Werbung ist gegenüber den anderen Gattungen noch einmal gestiegen und beträgt nunmehr knapp 50 Prozent (2022: 46 Prozent), während sich die anderen Kanäle – Print, lineares Bewegtbild, postalische Direktwerbung, Außenwerbung, Radio/Audio und Kino – die restlichen 50 Prozent untereinander aufteilen.
Die Online-Werbung konnte 2023 insgesamt ein Wachstum von 8,3 Prozent verzeichnen. Treiber sind Search (+11,8 Prozent), In-Stream Video (+10,1 Prozent) und In-Stream Audio (+11,2 Prozent). Der Gesamt-Display-Markt, darin eingeschlossen Video-Streaming, wuchs vergleichsweise schwächer (+6,4 Prozent), Classifieds lediglich um 0,5 Prozent.
Erneut zeigt sich: Die Schere im Werbeträgermarkt, auch innerhalb des angesichts des Nutzerverhaltens wachstumsstärksten Segments, der datenbasierten Online-Werbung, geht immer weiter auf. Für den Wettbewerb und die Finanzierung der Medienlandschaft ist das Erreichen von Kipppunkten, bei denen die Marktstellung und Regelsetzungsmacht weniger Gatekeeper-Plattformen nicht mehr bestreitbar ist, sehr besorgniserregend. Die Bedingungen hierfür sind mittlerweile aber gegeben: Die suchwortgebundene Online-Werbung dominiert. Wettbewerb ist auf diesem Markt aber nahezu nicht vorhanden, extrem wenige Anbieter mit weitgehend abgeschotteten Monopolen beherrschen: Google hat ein „ultra-dominantes“ (so der EuG) Monopol für suchwortgebundene Werbung über generelle Suchdienste sowie ein technisches Monopol für suchwortgebundene Werbung im App-Store von Android-Geräten. Apple hat ein technisches Monopol für Suchwerbung im App-Store von iOS-Geräten und teilt sich über ein Revenue-Share-Agreement mit Google die Gewinne für die suchwortgebundene Werbung über Suchdienste auf iOS-Geräten. Amazon beherrscht mit großem Abstand den Markt für die spezielle Suchwerbung für Produkte (Retail Media). Auch die „walled gardens“ der Social-Media-Plattformen wachsen laut Global Ad Spend Forecast, WARC (2024) überproportional. Für den (noch) von einem gewissen Restwettbewerb gekennzeichneten Open-Display-Markt, von dem abertausende Publisher abhängen, sind weitreichende Änderungen zu deren Lasten mindestens angekündigt, teils schon umgesetzt: Im Fall von Apple durch nach Ansicht des ZAW missbräuchlich ausgeübte Regelsetzungsmacht in Gestalt des ATT-Programms, mit dem der Datenzugang von Unternehmen im Apple-Ökosystem behindert wird, während sich Apple zugleich selbst begünstigt. Im Fall von Google durch die angekündigte Einführung des Sandbox-Programms für Chrome und Android, mit dem sich die ohnehin strukturell wettbewerbsschädliche Aufstellung des Konzerns bei der Vermittlung von Online-Werbung nach Ansicht des ZAW nochmals deutlich zu Lasten anderer Publisher, Werbungtreibender und der Verbraucher vertiefen würde. Der ZAW hat in einem breiten Verbändebündnis Beschwerde eingelegt (gegen Apple beim BKartA) und unterstützt die EU-Kommission im anhängigen Verfahren gegen Googles Geschäftspraktiken bei der programmatischen Vermarktung von Online-Werbung.
Die Werbeträgerergebnisse im Einzelnen
Die Netto-Werbeeinnahmen 2023 lagen bei 25.868,50 Mio. Euro (Vorjahr: 25.687,65 Mio. Euro), ein Plus von 0,7 Prozent. Damit ist gegenüber dem Minus von 0,5 Prozent, mit dem das Jahr 2022 abgeschlossen wurde, 2023 immerhin eine schwarze Zahl zu vermelden. Werbeträger und die hierüber vermittelte Refinanzierung von Medienangeboten konnten aber bei Weitem nicht an das deutliche Plus von 8,6 Prozent im Jahr 2021 anknüpfen. Eine Trendwende ist für 2024 nach der mehrheitlichen Meinung der ZAW-Mitglieder nicht zu erwarten.
Die Internetwerbung setzt sich in der ZAW-Nettosystematik aus Search, Display Ads (darin enthalten In-Stream Videowerbung), Classifieds und In-Stream Audiowerbung zusammen. Sie erreichte insgesamt 12.801,09 Mio. Euro (Vorjahr: 11.824,29 Mio. Euro) und damit ein Plus von 8,3 Prozent. Die Suchwortvermarktung stieg dabei um 11,8 Prozent auf 5.980,00 Mio. Euro (Vorjahr: 5.350,00 Mio. Euro). Display-Ads nahmen um lediglich 6,4 Prozent auf 5.508,00 Mio. Euro (Vorjahr: 5.178,00 Mio. Euro) zu.. Der Bereich Classifieds stieg um 0,5 Prozent auf 1.205,69 Mio. Euro (Vorjahr: 1.199,69 Mio. Euro). Die Entwicklung innerhalb der Classifieds verlief für die einzelnen Anbieter unterschiedlich mit positiven wie negativen Ergebnissen, so dass es 2023 im Schnitt zu einem nur minimalen Wachstum geführt hat.
Fernsehen | Bewegtbild erzielte digital und linear zusammen 5.083,13 Mio. Euro (2022: 5.321,21 Mio. Euro), was einem Minus von 4,5 Prozent entspricht. Das lineare Fernsehen erreichte 3.648,53 Mio. Euro (Vorjahr: 4.018,21 Mio. Euro), dies bedeutet einen deutlichen Rückgang von 9,2 Prozent. In-Stream Videowerbung dagegen stieg deutlich um 10,1 Prozent auf 1.434,60 Mio. Euro (2022: 1.303,00 Mio. Euro). Die tägliche Bewegtbildnutzung der ab 14-Jährigen in Deutschland lag im Jahr 2023 bei insgesamt 5 Stunden und 42 Minuten und stieg damit um 5 Minuten im Vergleich zum Vorjahr. Das Wachstum wurde indes durch den Anstieg der Online-Video-Nutzung (plus 18 Minuten) der 14- bis 69-Jährigen getrieben. Gleichzeitig ging die tägliche Fernsehnutzung der ab 14-Jährigen auf 3 Stunden und 20 Minuten zurück (2022: 3 Stunden und 33 Minuten) – sie steht jedoch weiterhin für den größten Anteil der täglichen Bewegtbildnutzung in Deutschland.
Print erzielte 2023 mit digitalen Werbeerlösen und Printwerbung insgesamt 7.290,31 Mio. Euro (2022: 7.553,14 Mio. Euro), ein Minus von 3,5 Prozent. Die digitalen Werbeeinnahmen der Publisher (Zeitungen, Fachzeitschriften und Verzeichnismedien) stiegen hingegen deutlich um 4,7 Prozent auf 2.341,55 Mio. Euro (Vorjahr: 2.236,60 Mio. Euro). Die Daten sind monetär Teil der Display Ads im Segment Internetwerbung. Die Printwerbung der Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Anzeigenblätter, Publikumszeitschriften und Verzeichnismedien sank um 6,9 Prozent auf 4.948,76 Mio. Euro (2022: 5.316,54 Mio. Euro).
Die Tageszeitungen nahmen netto 1.565,94 Mio. Euro (2022: 1.683,26 Mio. Euro) ein, ein Minus von 7,0 Prozent. Mit gedruckten Ausgaben und Digitalauftritten erreichten Zeitungen 76,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung: 53,8 Mio. Menschen lasen 2023 täglich eine gedruckte oder mindestens wöchentlich eine digitale Zeitung.
Die Fachzeitschriftenwerbung sank 2023 um 4,5 Prozent auf 1.294,00 Mio. Euro (Vorjahr: 1.355,00 Mio. Euro). Die digitalen Werbeerlöse der Fachzeitschriften, die Bestandteil der Print-Digitalerlöse gesamt sind, stiegen dagegen leicht auf 1.505,00 Mio. Euro gegenüber 1.458,00 Mio. Euro im Jahr 2022.
Die Netto-Werbeeinnahmen der Anzeigenblätter sanken im Berichtsjahr um 7,4 Prozent auf 1.169,00 Mio. Euro (2022: 1.263,00 Mio. Euro), nachdem die Werbeeinnahmen in den beiden Jahren davor gestiegen waren. Anzeigenblätter haben 2023 mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von 54,3 Mio. Exemplaren einen Großteil der Bevölkerung erreicht. Die in Anzeigenblättern enthaltene Werbung wird von den Verbrauchern nach wie vor sehr geschätzt und gezielt vor Anschaffungen und Einkäufen genutzt. Ein Faktor, der angesichts der stark gedämpften Konsumlaune offenbar Gewicht im Werbemarkt hat. Über 70 Prozent der Leser verbinden positive Eigenschaften mit Werbung im Anzeigenblatt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die kostengetriebenen Verlagerungen mancher Werbungtreibender von der gedruckten Prospektbeilage in Richtung digitaler Angebotskommunikation entwickeln. Marktbeobachter konnten feststellen, dass es zwar zu einer Verschiebung in Printanzeigen gekommen ist, der Trend zu einem Kommunikationsmix aus digitalen und Print-Kanälen dürfte aber Bestand haben.
Die Publikumszeitschriften erzielten Nettoerlöse in Höhe von 572,00 Mio. Euro, ein Rückgang von 9,6 Prozent zum Vorjahr (2022: 632,58 Mio. Euro). Zeitschriften sind gleichwohl weiterhin ein gefragtes Medium: 81 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren lesen sie regelmäßig, bei den 14- bis 19-Jährigen sind es 64 Prozent, die regelmäßig zur Zeitschrift greifen.
Die Verzeichnismedien meldeten 252,45 Mio. Euro und damit einen Rückgang um rund 9,8 Prozent zum Vorjahr (2022: 279,75 Mio. Euro). Nicht in den Daten enthalten sind hier die digitalen Werbeerlöse der Verzeichnismedien, die inzwischen 53 Prozent der Werbeeinnahmen generieren und damit die Transformation dieses Sektors vorantreiben.
Die Wochen- und Sonntagszeitungen erzielten im Berichtsjahr 95,37 Mio. Euro Netto-Werbeeinnahmen, das ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 7,4 Prozent (2022: 102,95 Mio. Euro).
Die Postalische Direktwerbung wies 2.508,13 Mio. Euro (2022: 2.604,53 Mio. Euro) und damit ein Minus von 3,7 Prozent aus. Die Umsätze umfassen alle physischen Dialogmarketing-Umsätze der Deutsche Post AG.
Die Außenwerbung stieg um 3,9 Prozent auf 1.202,18 Mio. Euro (2022: 1.156,89 Mio. Euro). Monetär stärkstes Segment war erneut die digitale Out of Home-Werbung: Sie nahm um deutliche 20,4 Prozent auf 419,92 Mio. Euro zu (2022: 348,68 Mio. Euro), Großflächen mit 216,48 Mio. Euro und City-Light-Poster mit 210,77 Mio. Euro lagen monetär hinter der digitalen Außenwerbung auf Position zwei und drei.
Radio | Audio erzielte mit digitalen und linearen Kanälen 2023 Werbeeinnahmen in Höhe von 806,70 Mio. Euro. Gegenüber 812,18 Mio. Euro im Jahr 2022 bedeutet dies ein geringes Minus von 0,7 Prozent. Während die Nettodaten für die lineare Radiowerbung um 2,3 Prozent auf 699,30 Mio. Euro fielen (Vorjahr: 715,58 Mio. Euro), stieg die In-Stream Audiowerbung um 11,2 Prozent auf 107,40 Mio. Euro. Im Vorjahr waren 96,60 Mio. Euro Netto-Werbeeinnahmen zu verzeichnen. Die durchschnittliche tägliche Audionutzung lag im Jahr 2023 hochgerechnet bei insgesamt 4 Stunden und 4 Minuten und verringerte sich damit im Vorjahresvergleich um 13 Minuten (2022: 4 Stunden und 17 Minuten). Insgesamt hörten 2023 94,1 Prozent der Erwachsenen ab 14 Jahren regelmäßig Audio und Radio (Vorjahr: 94,1 Prozent).
Gegenüber 2022 steigerte sich das Kinojahr 2023 um 18,5 Prozent und bewegt sich damit weiter auf die Ergebnisse guter Vor-Pandemiejahre zu. Entsprechend positiv entwickelten sich auch die Werbeumsätze: Sie stiegen laut FDW Werbung im Kino e.V. um 19,3 Prozent auf 59,90 Mio. Euro (2022: 50,21 Mio. Euro). Der Ausblick für 2024 bleibt positiv, die Werbeumsätze bewegen sich weiter in Richtung der Umsätze der Vor-Coronazeit. | Stand: April 2023
Nielsen-Sicht: Deutscher Werbemarkt 2023 mit leichtem Plus
Gastautor: Fernando Reimann, EMEA Thought Leadership & Innovation Lead bei Nielsen
Im vergangenen Jahr investierten Unternehmen brutto rund 34 Milliarden Euro in den deutschen Werbemarkt. Das ist ein Plus von etwa 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie aus der aktuellen Bilanz von Nielsen zum deutschen Bruttowerbemarkt hervorgeht, waren die größten Gewinner Kino und Out-of Home Medien (OOH) mit einem Plus von 22,3 Prozent bzw. 10,8 Prozent. Größte Verlierer waren Zeitschriften mit einem Rückgang von 8,1 Prozent.
Grundsätzlich herrscht in der Nutzung digitaler Werbemedien die größte Dynamik. Übergeordnete Themen wie z.B. Nachhaltigkeit, die für die Konsumenten mehr und mehr an Relevanz gewinnen, werden verstärkt in Kampagnen der Werbungtreibenden aufgegriffen.
Die Gesamtwerbeausgaben verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 0,4 Prozent. Dabei entwickelten sich die einzelnen Mediengruppen unterschiedlich. Auch die Quartale zeigten verschiedene Trends auf. Nachdem die deutschen Medien in den ersten beiden Quartalen des Jahres unter den Brutto-Werbeumsatzzahlen des Vorjahres lagen, sorgte ein Endspurt in den letzten Monaten dafür, dass sie 2023 doch noch mit einem kleinen Plus abschlossen. Maßgeblich hierfür waren die überdurchschnittlich wachsenden Ausgaben für Werbung in Kino, OOH, Zeitungen und Online. Im Vergleich der Produktgruppen wuchsen die Media-Investments für Putz- und Pflegemittel (plus 49,9 Prozent), Glücksspiele (plus 34,5 Prozent) und für Waschmittel (plus 33,5 Prozent) besonders stark. Die Budgets für Online-Dienstleistungen und Körperschaften wurden hingegen um jeweils mehr als 20 Prozent reduziert.
Fernsehen, das mit einem Anteil von 49 Prozent am Gesamt-Brutto-Werbeumsatz weiterhin das mit Abstand größte deutsche Werbemedium ist, verlor im Vergleich zu 2023: Aus 17,1 Milliarden Euro wurden hier 16,6 Milliarden – ein Minus von 3,5 Prozent. Mitte des Jahres war die Sorge groß, dass das Minus deutlich größer ausfällt. Mit einem fulminanten Endspurt konnte aber für das letzte Quartal ein Anstieg von 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden, was am Ende dem gesamten deutschen Werbemarkt eine positive Bilanz bescherte.
Deutlich im Plus lag 2023 das Kino, das unter anderem von reichweitenstarken Filmen wie „Barbie“ und „Oppenheimer“ profitierte und die Folgen der Pandemie hinter sich ließ. Die Werbeumsätze stiegen um 22,3 Prozent – mit einem Anteil von 0,3 Prozent am Gesamt-Werbeaufkommen bleibt die Branche aber ein „kleines“ Werbemedium.
Ein für viele überraschend starkes Plus von 7,8 Prozent erreichten Zeitungen. Ein wesentlicher Treiber hierfür waren Lebensmittel-Einzelhändler, die ihre Werbebudgets für wöchentliche Angebote verstärkt von Postwurfsendungen in Tageszeitungen verlagerten.
Starke Dynamik in digitalen Werbemedien
Der allgemeine Trend zur Verschiebung von Werbegeldern von traditionellen Medien zu Online-Medien gilt weiterhin. Werbeerlöse für Printmedien werden durch ihre Websites im Internet generiert, die TV-Sender nutzen Addressable TV sowie eigene Streamingplattformen und Mediatheken wie RTL+ und Joyn, Radio wird zu Digital Audio und die Out-of-Home-Branche baut Digitalflächen auf, die inzwischen mehr als 40 Prozent der Außenwerbeumsätze ausmachen. Die Umschichtungen sind immens, wenn man zudem bedenkt, dass große Handelsketten aktuell die Aussendung gedruckter Werbeprospekte einstellen und auf digitale Varianten wie z.B. WhatsApp-Informationen umsteigen. Digitale Werbung kann man als Gewinner der Zeit bezeichnen. Sie wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, einerseits die scheinbar unaufhörlich steigende Internetnutzung über unterschiedliche Endgeräte, andererseits der zunehmende Fokus auf digitale Inhalte gepaart mit dem direkt messbaren Erfolgen von Online-Werbekampagnen.
Die Umschichtung zu Online-Werbung wird durch Automatisierungen im Media-Wertschöpfungsprozess vorangetrieben. Dank fortschreitender Technologie und zunehmender Nutzung von Datenanalysen und KI-basierten Algorithmen können Werbungtreibende personalisierte Werbung auf einer noch nie da gewesenen Ebene anbieten – angepasst an die Interessen, Bedürfnisse und Verhaltensweisen der einzelnen Verbraucher. Angesichts wachsender Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Online-Privatsphäre könnten aber neue rechtliche Vorgaben und Regelungen den Werbemarkt beeinflussen. Wie das Beispiel Norwegen zeigt, wo Behörden dem Werbekonzern Meta (Facebook, Instagram) das Ausspielen personalisierter Werbung untersagten, müssen sich Unternehmen auf mögliche Einschränkungen im Umgang mit Nutzerdaten einstellen.
Nachhaltigkeit – nicht nur ein Buzz-Word in der Werbung
Für die Werbewirtschaft ist es wichtig, Themen in ihrer Kundenansprache aufzugreifen, die die Konsumenten bewegen. Dabei ist es in Zeiten wirtschaftlicher oder politischer Unsicherheit nicht einfach, die relevanten Themen aufzugreifen und den richtigen Ton zu finden. Studien und Trends zeigen, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und der Wunsch nach nachhaltigen Produkten bei den Verbrauchern wächst. Globale Herausforderungen, wie der Klimawandel, sind weiterhin präsent und sowohl Verbraucher als auch Unternehmen erkennen zunehmend die Notwendigkeit, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, um langfristige Umweltauswirkungen zu mindern.
Ökologisch nachhaltiges Handeln gewinnt so sehr an Bedeutung, dass nicht nur starke Brands, sondern auch Nischenbranchen Nachhaltigkeitsthemen in ihre werblichen Strategien einbinden. Unsere Studien von Nielsen Media zeigen, dass dies mehr als nur ein Trend ist – es ist eine große Priorität für Unternehmen, die eine emotionale Verbindung zu ihren Verbrauchern herstellen wollen. Werbliche und andere kommunikative Strategien verändern sich dahingehend, dass neben der Bewerbung von konkret nachhaltigen Produkten auch bei herkömmlichen Verbrauchsgütern mehr und mehr Innovationen mit Nachhaltigkeitsbezug in den Fokus gestellt werden, wie etwa die Nutzung erneuerbarer Energien oder fortschrittlicher Recyclingverfahren.
Die Einbindung von Themen rund um Nachhaltigkeit in das Marken-Storytelling ist dementsprechend mehr als nur ein Trend. Durch Erzählungen und persönliche Erfahrungen vermitteln Marken die Bedeutung von Nachhaltigkeit und zeigen die Vorteile auf, die sie dem Einzelnen bietet. Es entstehen immer häufiger Marketing-orientierte Aufrufe – wie beispielsweise der jährlich wiederkehrende Veganuary – die von Konsumenten als inspirierend wahrgenommen werden und in ihren Alltag Einzug halten. Außerdem wird zunehmend Wert auf lokales Engagement gelegt, einschließlich der Unterstützung regionaler Lieferketten, der Nutzung lokaler Ressourcen und der Förderung des gesellschaftlichen Engagements im persönlichen Umfeld. All diese Themen nehmen Werbungtreibende in ihre Kommunikationsstrategien auf und versuchen möglichst glaubwürdig ihr eigenes nachhaltiges Handeln darzustellen: Immer mehr Werbekampagnen betonen die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft und des Recyclings. Unternehmen zeigen, wie sie Produkte wiederverwenden, reparieren oder recyceln und ermutigen Verbraucher, diese Praktiken zu unterstützen.
Nachhaltige Praktiken können die Markenloyalität stärken. Verbraucher neigen dazu, Marken zu bevorzugen, die sich aktiv für Umweltschutz und soziale Verantwortung engagieren. Dies gilt derzeit besonders für die jüngeren Generationen, die verstärkten Wert auf nachhaltiges Konsumverhalten legen und ihre Produktpräferenzen und Markenwahl danach ausrichten. Sie suchen nach Transparenz bezüglich der Herkunft, Herstellungsprozesse und Umweltauswirkungen von Produkten. Nach und nach „schwappt“ dieser Trend auf die anderen Altersgruppen über. In der werblichen Kommunikation von Unternehmen ist und bleibt dabei wichtig, Glaubwürdigkeit zu transportieren. Erfolgreich ist, wer klare und leicht verständliche Informationen bereitstellt.
Über die Nielsen-Werbestatistik
Die von Nielsen erhobenen Bruttowerbedaten geben den Werbedruck wieder, den die Werbungtreibenden für ihre Produkte und Services beim Konsumenten entfachen. Aus den Bruttowerbedaten lässt sich detailliert ablesen, welche Mediastrategie die Werbungtreibenden verfolgen. Der Bruttowerbemarkt erhebt keinen Anspruch, die individuellen monetären Geldflüsse zwischen den Marktteilnehmern widerzuspiegeln, deren Konditionen naturgemäß von der Marktposition des Werbungtreibenden bzw. der Agentur sowie der allgemeinen Nachfrage am Werbemarkt bestimmt werden. Zu Publikationszwecken verwendet Nielsen bei der Ausweisung von Vorjahresvergleichen Werte, die um aktive Titelaufnahmen durch Nielsen bei bestehenden Werbeträgern sowie aktive Einstellungen der werbestatistischen Erfassung bereinigt wurden.
Über Nielsen
Als weltweit führendes Unternehmen für Publikumsmessung, Daten und Analysen gestaltet Nielsen die Medien und Inhalte der Welt. Durch unser Verständnis von Menschen und ihrem Verhalten über alle Kanäle und Plattformen hinweg geben wir unseren Kunden unabhängige und umsetzbare Informationen an die Hand, damit sie mit ihrem Publikum in Kontakt treten und es ansprechen können – heute und in Zukunft. Nielsen ist weltweit in mehr als 55 Ländern tätig. Erfahren Sie mehr unter www.nielsen.com und bleiben Sie mit uns über die sozialen Medien (X, LinkedIn, Facebook und Instagram) in Verbindung.
Kontakt
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Weitere Daten zum Werbemarkt
Werbemarkt nach Branchen
Der Werbemarkt in Deutschland ist 2023 um 1,5 Prozent auf 48,79 Mrd. Euro gewachsen (2021: 48,09 Mrd. Euro).
Arbeitsmarktdaten
Nachdem 2022 die Stellenangebote um 10 Prozent gewachsen waren, sind sie 2023 mit einem Minus von 39 Prozent deutlich zurückgegangen.