Wie lange wirst du noch, Russland, Befreier der Welt, auf den Sieg im Zweiten Weltkrieg stolz sein und damit manipulieren?", fragt die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk am 10. März in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Seien wir ehrlich", fährt sie fort, "du hast ›die braune Pest‹ mit dem roten Terror ersetzt, einen halben Kontinent zum Gefängnis gemacht, die nächste Generation Sklaven erzogen, eine Entmenschlichungsmaschine warst du, kein Sieger." Man darf sich Russland in der Ukraine offenbar nur als Reich des Bösen vorstellen. Schon immer habe Russland der Ukraine nichts als Tod und Verderben gebracht. Im Jahr 1169 habe der Moskauer Großfürst Kiew verwüstet, 1708 Zar Peter die Hauptstadt der Kosaken bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und 1918 habe Lenin die Anweisung erteilt, 3000 Einwohner Kiews als Feinde der Revolution zu erschießen. Und Stalin? Der Vater der Völker? Er habe eine Hungersnot in der Ukraine "organisiert", der Millionen zum Opfer fielen. Maljartschuk spricht es nicht aus, aber jeder, der zwischen den Zeilen zu lesen versteht, begreift, dass auch sie die Behauptung der ukrainischen Nationalisten für gewiss hält: dass die Hungersnot des Jahres 1933 ein Genozid am ukrainischen Volk gewesen sei.