Was den beiden Autoren Dieter Hülsmanns und Friedolin Reske vor fast einem halben Jahrhundert gelang, wäre heute wohl der Traum jedes Kulturjournalisten: Zwei der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts gaben ihnen bereitwillig Auskunft über ihre Motive, ihre Ideen, ihre Maltechniken – und das handschriftlich. Berühmt allerdings mussten Sigmar Polke (1941 bis 2010) und Gerhard Richter (Jahrgang 1932) noch werden. Beide hatten damals gerade erst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Otto Götz studiert, 1963 mit gemeinsamen Ausstellungen in einem angemieteten Ladenlokal und im Möbelhaus Berges den "Kapitalistischen Realismus" begründet, 1964 ihre Gemälde vor der Wuppertaler Galerie Parnass in den Schnee gestellt. Sie hofften nun, von ihrer Kunst leben zu können. Später sollten ausgerechnet diese beiden Maler zu jenen Künstlern gehören, die nur äußerst ungern über ihre Bilder sprachen und kaum mehr Interviews gaben. Die Zahl jener Journalisten, die trotz fester Verabredung stundenlang vergeblich an Polkes Ateliertür im Kölner Süden klingelten, ist Legion. Damals aber, im Jahr 1966, hätten Sigmar Polke und Gerhard Richter gern mitgemacht, erinnert sich Friedolin Reske. "Das waren lauter junge Leute. Die wollten ja, dass man etwas über sie und ihre Kunst erfährt."