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Pink-Floyd-Gründer: Rick Wright wurde ständig unterschätzt - WELT
Pink-Floyd-Gründer

Rick Wright wurde ständig unterschätzt

Von Michael Loesl
Veröffentlicht am 16.09.2008Lesedauer: 4 Minuten

Der Keyboarder der Jahrhundertband Pink Floyd ist tot. Richard Wright starb mit 65 Jahren an Krebs. Er war der Schattenmann, stand meist hinter Sänger und Gitarrist zurück. Dabei erfand Wright die Klänge für so berühmte Alben wie "Dark Side of the Moon" und "Wish you were here".

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Vor vier Wochen sagte David Gilmour: „Richard Wrights Rolle bei Pink Floyd wurde von der Öffentlichkeit deutlich unterschätzt. Nicht nur seine Kompositionen, vor allem seine Aura verlieh Alben wie ‚Dark Side Of The Moon’, ‚Meddle’ und ‚Wish You Were Here’ eine Leichtigkeit, die Pink Floyd nicht mehr besaß, nach dem Ricks Persönlichkeit vom größten Ego in der Band an den Rand gedrängt worden war.“ Was auf der Astoria, David Gilmours Hausboot am Themse-Ufer nahe London, noch nach Freundschaftsbeweis und Anerkennung des Gitarristen für seinen ehemaligen Keyboarder klang, stellt sich heute als Nachruf heraus.

Dass Richard William Wright bereits den Kampf gegen den Gehirntumor aufgegeben hatte, verschwieg Gilmour aus Rücksicht und auf Wunsch von Wrights Familie nach Abschiednahme ohne öffentliche Mitleidsbekundungen. Am vergangenen Montag verstarb Richard „Rick“ Wright an den Folgen seiner Krebserkrankung in seinem Haus im Londoner Stadtteil Kensington.

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Der Schattenmann der Band

Er war der Empathische in einem um Empathie ringenden Bandgefüge. Er war der Schattenmann, ohne dessen Leistung etliche Alben nie ihre Bedeutung erlangt hätten. Seine Rolle bei Pink Floyd lässt sich am ehesten mit der von George Harrison bei den Beatles vergleichen. Beide standen im Schatten großer Ideengeber und Songwriter. Beide schufen sich eine Nische und waren zugleich tragende Pfeiler ihrer Band.

Rick Wright wurde am 28. Juli 1943 in London als Sohn eines Biochemikers geboren. Bereits als Kind übte er sich an Posaune, Saxofon, Gitarre, Piano und besuchte als Teenager am liebsten Jazzkonzerte. „Popmusik interessierte mich schon damals nicht“, konstatierte Wright später. „Ich bevorzugte Jazz. Die Musik von Coltrane, Eric Dolphy und Miles Davis weckte den Wunsch in mir, selbst Musiker werden zu wollen.“ Es waren die Jazzakkorde, mit denen Wright eine Brücke zwischen dem psychedelisch anmutendem Pop der Frühphase von Pink Floyd und den späteren epischen Werken schlug, die Pink Floyd in den Siebzigern zum Massenphänomen erhob.

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Die Akkordstruktur des Eröffnungsstücks „Breath“ vom 35 Millionen mal verkauften Konzeptalbum „Dark Side Of The Moon“ verdankte er seinem Lieblingsalbum „Kind Of Blue“ von Miles Davis. Wrights Faszination für die kompositorischen Eigenarten Karlheinz Stockhausens nährte die Idee zum nie erschienenen Pink Floyd-Album „Household Objects“, dem ausschließlich Küchengeräte zur Aufnahme dienen sollten. „Wish You Were Here“, das stattdessen eingespielte Album, trug 1975 ein letztes Mal die Handschrift Wrights: die Freiräume zwischen den Noten.


Anschließend setzte sich das Band-Ego Roger Waters zunehmend verbittert und diktatorisch mit der eigenen Abscheu vor dem Rockstarsein auseinander. Die Musik wurde härter und eintöniger. Während der Aufnahmen zu „The Wall“ kam es zwischen Waters und Wright zum Bruch. Der selbsternannte Bandboss drohte damit, das Doppelalbum zu sabotieren, wenn Wright die Band nicht verlassen würde. „Wenn Rick damals noch etwas Kampfgeist erübrigt hätte, wäre er geblieben“, erzählt Gilmour wehmütig. Wright bemängelte seinerzeit öffentlich, „dass Pink Floyd ein Opfer ihres eigenen Technik- und Bühnenaufwands“ geworden seien.

Als bezahlter Gastmusiker absolvierte Wright, dessen erstes Soloalbum „Wet Dream“ 1978 erschien, die Tourneen zu „The Wall“ und „Momentary Lapse Of Reason“. An der Seite seiner zur Pink-Floyd-Inkassogesellschaft geschrumpften Ex-Kollegen Nick Mason und David Gilmour. Erst 1994 zählte er wieder als festes Mitglied zur Band und steuerte zum Album „The Division Bell“ erstmals seit 1975 wieder eigene Kompositionen bei. Sein zweites Soloalbum „Broken China“ und das Elektro-Projekt Zee unterstrichen zwar Wrights künstlerischen Wert, fanden aber kaum noch öffentliche Resonanz.

Die Reunion Pink Floyds anlässlich des Benefizspaktakels „Live 8“ sorgte wieder für Diskussionsstoff über die Wiedervereinigung der Band, die Wright allerdings ablehnte. Auch die Offerten seines ewigen Widerparts Roger Waters, als dessen Konzert-Keyboarder zu gastieren, lehnte Wright ab.

Seinen letzten öffentlichen Auftritt absolvierte er am 10. Mai 2007 anlässlich des Tributkonzerts für den 2006 verstorbenen Pink-Floyd-Mitbegründer Syd Barrett. Mit Rick Wright verließ ein widerwilliger Rockstar die Bühne, der der Rockmusik umso nachhaltigere Impulse gab.


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