DFB-Sprecher Harald Stenger teilte mit, dass der Verband bereits am 23. Mai die Einführung eines Doping-Präventionsprogramms für die Bundesligen der A- und B-Junioren beschlossen habe - lange vor Neururers Aussagen. Am 4. Juli soll es in der DFB-Zentrale in Frankfurt zu einer Sitzung mit allen Doping-Ärzten des DFB kommen.
Verbandspräsident Theo Zwanziger sagte im "kicker", dass es bereits "Trainings- und Wettkampfkontrollen und strengste Bestrafungen" gebe. Seit 1988 habe es bei den Tests "wenige Verstöße" gegeben. Bisher wurde nach Angaben Zwanzigers in zwölf Ligen und Wettbewerben regelmäßig kontrolliert. Geprüft werde, ob sogar an einigen Bundesliga-Spieltagen auf einen Schlag alle Profis getestet werden können. "In der Praxis wäre das möglich. Die Details muss man mit der Liga besprechen", erklärte der DFB-Präsident. Noch fehlten dazu aber die logistischen Voraussetzungen.
Neururer hat mündlich Stellung bezogen
Der ehemalige Bundesliga-Trainer Peter Neururer hat zu seinen jüngsten Doping-Äußerungen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mündlich Stellung bezogen. "Wir haben ihn gebeten, diese Stellungnahme so schnell wie möglich schriftlich vorzulegen", sagte DFB-Mediendirektor Harald Stenger. Neururer habe sich am Montagmorgen telefonisch beim DFB-Chefjustiziar Stefan Hans gemeldet. Stenger betonte, dass der DFB Vergehen konsequent ahnde: "Es gilt bei uns für alle Doping-Kontrollen das unangemeldete Zufallsprinzip. Wo Missstände aufgedeckt werden, werden wir diesen Vorfällen konsequent nachgehen."
Die Doping-Vorwürfe Neururers sind für Zwanziger ein Alarmzeichen. "Wir dürfen nicht in Routine erstarren und müssen stets aufs Neue darüber nachdenken, dass der Kampf gegen Doping eminent wichtig ist", sagte er. Neururer hatte behauptet, dass das Doping mit Captagon im Fußball in den 80er Jahren gang und gäbe gewesen sei. Der "kicker" wies in der aktuellen Ausgabe darauf hin, dass nach dem Erscheinen von Harald Schumachers Enthüllungsbuch "Anpfiff" bereits im Februar 1987 insgesamt 31 Profis ausgesagt hatten, dass in der Bundesliga gedopt werde.
Heftige Kritik an Doping-Kontrollen des DFB
Heftige Kritik an den Kontrollen des DFB übte dagegen der Anti-Doping-Experte Werner Franke von der Universität Heidelberg. Der "Welt sagte er: "Die Kontrollen im Fußball sind lächerlich. Überraschungstest im Training kommen so gut wie nie vor. Fußball hat eine geringe Zahl von Kontrollierten und ein System, dass sich Korruption jeder Zeit leisten könnte." In der vergangenen Saison führte der DFB 964 Kontrollen durch, davon waren aber nur 87 nicht angekündigt.
Unterdessen gaben erstmals zwei ehemalige Teamärzte von Eintracht Braunschweig zu, dass in den 70er und 80er Jahren Profis mit Captagon gedopt hatten. "Solche Mittel wurden im Kreis der Spieler offen gehandelt, und ich habe davon gewusst", sagte der Mediziner Peter Harms der "Braunschweiger Zeitung" (Montag). Sein Nachfolger Jürgen Stumm sagte: "Es gab Spieler, die Captagon genommen haben, Mitte und Ende der 80er Jahre."
DDR dopte Fußballer offenbar flächendeckend
Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte ein Dokument aus dem Jahr 1983, dass zeigt, wie in der DDR Fußballer systematisch mit Amphetaminen versorgt worden. In diesem Fall betraf es die Spieler von Dynamo Berlin. Damals auch dabei: Falko Götz, der ehemalige Trainer von Hertha BSC Berlin. Götz behauptet heute: "Ich hatte damals null Ahnung. Ich wünsche mir, dass aufgedeckt wird, wer was gemacht hat."
Bayern Münchens Präsident Franz Beckenbauer kann beim Doping im Fußball hingegen "keinen Sinn" erkennen. Ein Sportler könne sich sicher auf einen bestimmten Moment hin dopen. "Aber im Fußball hast du ja jeden dritten Tag ein Spiel - das geht ja gar nicht. Deswegen ist das für mich ein bisschen unwahrscheinlich", sagte Beckenbauer der "Passauer Neuen Presse. 1977 hatte der "Kaiser das Gegenteil behauptet: "In der Bundesliga wird geschluckt und gespritzt," wird er im "kicker" über die damalige Doping-Praxis zitiert.