Filmfacts: «Gallows»
- Kinostart: 27. August 2015
- Genre: Horror
- FSK: 12
- Laufzeit: 81 Min.
- Kamera: Edd Lukas
- Musik: Zach Lemmon
- Buch und Regie: Travis Cluff, Chris Lofing
- Darsteller: Reese Mishler, Pfeifer Brown, Ryan Shoos, Cassidy Gifford, Travis Cluff, Price T. Morgan, Theo Burkhardt
- OT: The Gallows (USA 2015)
20 Jahre sind vergangen, seit der Hauptdarsteller Charlie Grimille einer Schultheateraufführung durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Jetzt bringen Schüler derselben Schule die damals abgebrochene Inszenierung erneut auf die Bühne – in Erinnerung an den Jahrestag der Tragödie. Doch bald müssen sie erleben, dass man die Toten besser ruhen lassen sollte. Als eine Handvoll Schüler aus Jux in die Schule einbricht, um das Theater-Equipment zu zerstören und die Aufführung so zu torpedieren, sind die Türen der Aula plötzlich verriegelt und eine unheimliche Gestalt mit einem Galgen in der Hand macht Jagd auf die verängstigen Teenager, die dem Geist von Charlie nach und nach zum Opfer fallen…
Im Grunde hat «Gallows» lediglich ein Problem, aus dem mit der Zeit allerdings immer mehr Probleme resultieren. Die Rede ist von der Verwendung des Wackelkamera-Looks, der sich ob seines geringen, technischen Aufwands, mit dem zwangsläufig nur allzu wenige, finanzielle Mittel einhergehen, als ideale Inszenierungsgrundlage für moderne Horrorproduktionen etabliert hat. Jason Blum («Insidious», «The Purge»), Gründer und Chef der auf derartige Kost spezialisierten Produktionsfirma Blumhouse Pictures, zeichnete als leitender Produzent auch für «Gallows» verantwortlich. Blum weiß aufgrund seiner jahrelang im Horrorgenre verankerten Vita, wie man dem (vorzugsweise jungen) Publikum von heute das Blut in den Adern gefrieren lässt und so hat sich die Rache-üben-mit-dem-Galgen-Geschichte auch nicht vorzuwerfen, dass sie nicht durchgehend gruselig wäre. «Gallows» ist von vorn bis hinten atmosphärisch, hat aufgrund seiner nahezu einzigen Kulisse der Schulaula bei Nacht ein einzigartiges Kammerspielflair und entwickelt mit der Zeit ein regelrecht klaustrophobisches Setting. «Gallows» ist effektiv, bedient sich jedoch lieber gängiger Genremechanismen, anstatt sich an der Konzeption innovativer Ideen aufzuhalten. Dabei kann der Horrorfilm in manchen Momenten doch durchaus überraschen.
Jene Überraschungsmomente finden sich gerade in der visuellen Aufmachung, wenn Kameramann Edd Lukas («Whiplash»-Kurzfilm) die Aula aus möglichst vielen Blickwinkeln einfängt und die Akteure vor der Kamera die Requisiten sowie die technische Ausstattung selbiger nutzen, um sich entweder zu verteidigen oder, ganz banal, einander umzubringen. Dabei möchte man meinen, der Strang als Tötungsart wäre in seiner Ausführung nicht sonderlich effektvoll. „Gallows“ beweist da das Gegenteil und bringt auf makabere Weise frischen Wind in den Slasher-Einheitsbrei. Die Aufnahmen der Morde gehören zu den Highlights des Films. Charlie legt bei der Jagd auf seine Opfer einen fiesen Ideenreichtum an den Tag. Dabei wird nicht immer deutlich, ob seine Figur irdischen oder übernatürlichen Ursprungs ist. Die Vielfalt, mit welcher er die Teenager auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufhängt, entschädigt jedoch für diese Drehbuchschwäche, die „Gallows“ sogar zusätzlich zu einer gewissen Undurchsichtigkeit verhilft.
Jene braucht es auch, denn ansonsten ist die Geschichte von «Gallows» in seiner Vorhersehbarkeit kaum interessant. Den Eskapaden der Teenies zu folgen, gestaltet sich aufgrund der anstrengenden Kameraarbeit als schwierig. Zum (gewollt) amateurhaften Look, der wenig auf Übersicht und Ordnung gibt (aber immerhin in den entscheidenden Mord-Szenen bemüht ist, sich für einen Moment zurückzuhalten), kommt zusätzlich der Faktor der Dunkelheit. Ein Großteil der Aufnahmen spielt sich durch die Nachtsichtfunktion der Kamera ab, was die Authentizität des Gezeigten zwar erhöhen soll, es den Augen allerdings noch schwerer macht, sich an Charlies Menschenjagd zu erfreuen. Mit der Zeit wird es immer mühseliger, den Opfern auf ihrem Streifzug durch die Aula zu folgen. Die Schauspielleistungen der Akteure machen diesen Umstand nicht besser. Die allesamt unbekannten Mimen funktionieren ebenso zweckmäßig wie der Film selbst und haben mit der Zeit ohnehin nur noch die Aufgabe, hysterisch durch die Gänge zu laufen. Das ist ermüdend, wenn man sich nicht vollends auf die bedrohliche Szenerie einlässt, dank derer «Gallows» bis zum Schluss spannend bleibt, um in einen Schlussakt zu münden, dessen Twist einen ebenso verärgern wie positiv überraschen kann.
Fazit: Licht und Schatten: Den Regisseuren ist mit «Gallows» ein typischer Horrorfilm der aktuellen Dekade gelungen. Die standardisierte Machart und die auf Dauer anstrengende, visuelle Aufmachung gehen auf Kosten der Atmosphäre, dank derer der Film zwar durchgehend gruselig ist, es aber nicht schafft, ebenjene Horrorikone hervorzubringen, mit der man in den USA schon so vollmundig warb.
«Gallows» ist ab dem 27. August in den deutschen Kinos zu sehen.