Politik

Nach rechten Protesten in Clausnitz Landrat setzt Heimleiter ab

Die Vorfälle im sächsischen Clausnitz sorgten bundesweit für Empörung.

Die Vorfälle im sächsischen Clausnitz sorgten bundesweit für Empörung.

(Foto: youtube.com / Screenshot n-tv.de)

Nach den rechten Protesten vor einer Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Clausnitz muss der Heimleiter seinen Hut nehmen - "zum Schutz seiner Person", wie es aus dem Landratsamt heißt. Und auch in seiner Partei droht dem AfD-Mann nun Ärger.

Nach den fremdenfeindlichen Zwischenfällen vom vergangenen Donnerstag bekommt das Flüchtlingsheim in der mittelsächsischen Gemeinde Clausnitz einen neuen Leiter. Das teilte das Landratsamt Mittelsachsen in einer Bekanntmachung mit. Demnach soll dem 47-jährigen Thomas Hetze, der durch seine AfD-Mitgliedschaft in die Kritik geraten war, innerhalb des Betreiberunternehmens eine neue Position zugewiesen werden. "Wir haben die Entscheidung zum Schutz seiner Person und durch die bundesweite Diskussion über ihn getroffen", erklärte Landrat Matthias Damm. Wer seinen Platz als Heimleiter übernehmen wird, ist nicht bekannt.

In einem "N24"-Interview hatte Hetze zuvor erklärt, er sei zwar AfD-Mitglied - dennoch habe dies nichts mit seiner Funktion als Heimleiter zu tun. "Ich kann sehr freundlich mit Flüchtlingen umgehen und trotzdem die Politik der Regierung kritisieren", sagte er. Die Proteste hätten sich zudem weniger gegen die Flüchtlinge als gegen die Politik gerichtet. "Es fehlt an einem Konzept, das ist das, was die Leute massiv aufregt."

Ein grölender Mob von gut 100 Menschen hatte vergangene Woche einen Bus mit Flüchtlingen vor der Unterkunft blockiert. Daraufhin war Clausnitz, ein Ortsteil der Gemeinde Rechenberg-Bienenmühle (Osterzgebirge), bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Medienberichten zufolge steht Hetze unter Verdacht, die Information über die Ankunft des Flüchtlingsbusses an seinen Bruder weitergegeben zu haben. Dem MDR zufolge steckt dieser hinter dem Auflauf des rechten Mobs.

AfD-Chefin Petry verurteilt Proteste

AfD-Chefin Frauke Petry kündigte an, den Berichten nachzugehen, laut denen ein AfD-Mitglied die Proteste vor der Flüchtlingsunterkunft angezettelt hat. "Wir sind dabei, dies zu recherchieren", sagte sie vor ausländischen Journalisten. "Sollte dies so sein, wird es Konsequenzen geben." Auch ein Parteiordnungsverfahren schloss sie nicht aus. Von dem rechten Mob in Clausnitz distanzierte sich Petry scharf. "Man fragt sich, was Leute dazu treibt, in dieser Weise auf die Straße zu gehen."

Der Landrat verurteilt erneut die Art des Protestes: "Eine ablehnende Minderheit vermittelt ein Menschenbild, welches unserer Region überhaupt nicht entspricht." In der Unterkunft sollen insgesamt 25 Menschen untergebracht werden - dafür waren zehn Wohnungen in dem Gebäude angemietet worden. Die Flüchtlinge, die in dem Heim leben,  stammen aus dem Iran, Syrien, Afghanistan und dem Libanon. Ihre Betreuung ist nach Angaben des Landrats auch nach der Absetzung von Hetze weiter gesichert. 

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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