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für Angewandte Umweltforschung e.V. Innenraum-Schadstoffe · Umweltberatung · Information · Schadstoff-Forschung |
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Formaldehyd im InnenraumStrukturformelStoffeigenschaftenFormaldehyd stellt bei Raumtemperatur ein farbloses Gas mit einem Siedepunkt von -19,5°C dar und löst eine "stechende" Geruchsempfindung aus. Es ist sehr reaktiv und wird aufgrund seiner schnellen Zersetzung ausschließlich in Raumluft- oder Materialproben nachgewiesen. AnwendungFormaldehyd wird für die Herstellung von phenolischen, Harnstoff-, Melamin-, und Acetal-Harzen als Bindemittel für Holzwerkstoffe wie Pressspan, Sperrholz oder mitteldichte Faserplatten (MDF-Platten) verwendet. In Textilien wird es zur Knitterfestigkeit angewendet, ferner als Fungizid, in Luftbefeuchtern oder als Konservierungsstoff in Kosmetika. Bekannt ist es auch als "Formalin", eine 30-50%-ige wässrige Formaldehyd-Lösung. VorkommenFormaldehyd wird aus den genannten Produkten verschieden stark freigesetzt. Bei Pressspan haben die Feuchtigkeit der Umgebung und die Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf die freigesetzte Menge. Je höher die Feuchte und die Temperatur, desto stärker kommt die Hydrolyse-Reaktion in Gang, bei der das Formaldehyd entsteht. Aber auch säurehärtende Lacke (SH-Lacke) können Formaldehyd abgeben. Die Verbindung entsteht außerdem bei allen unvollständigen Verbrennungsprozessen und ist z. B. im Tabakrauch, in Kfz-Abgasen oder in Abgasen von Feuerungsanlagen nachzuweisen. Aufgrund des vielfältigen Einsatzgebiets ist Formaldehyd im Innenraum überall anzutreffen.
Raumluft*
*Statistisch abgeleitete Werte aus IFAU-Untersuchungen der Jahre
1993-2001; n = 1051 Proben Geruchs-Schwellenwerte
Grenz- oder Richtwerte
IfAU-Orientierungswert für Raumluft
Formaldehyd-Gehalt in RaumluftprobenStatistisch abgeleitete Werte aus Untersuchungen der Jahre 1993 - 2001 aus 1051 Proben (©ARGUK Umweltlabor). Die Grafik zeigt deutlich, dass sich trotz der 1988 in Kraft getretenen E1-Emissionsrichtlinie, die eine Emission von Formaldehyd aus Holzwerkstoffen vermindern sollte, die Formaldehydbelastung von Wohnräumen innerhalb der letzten acht Jahre nicht verringert hat. Das liegt unter anderem daran, dass Einrichtungsgegenstände und Bauteile aus Pressspan über die Hydrolysereaktion Formaldehyd für ihre gesamte Lebensdauer abgeben. Eine Beendigung der Formaldehyd-Abgabe findet praktisch nicht statt. GrößenklassenverteilungStatistisch abgeleitete Werte aus Untersuchungen der Jahre 1993 - ProduktionsmengenIn der BRD wurden Mitte der 80er Jahre noch 500 000 t Formaldehyd im Jahr produziert. In der EG waren es zu dieser Zeit 1,7 Mio t. ToxikologieIm Vordergrund steht die akut schleimhautreizende Wirkung bei erhöhter Raumluftbelastung. Bei fortgesetzter Reizung der Atemwege kann Asthma bronchiale entstehen. Dazu gilt Formaldehyd als sensibilisierend, allergisierend und Allergie-verstärkend. Im Tierversuch (Inhalationsstudien) gilt die kanzerogene Wirkung als ausreichend gesichert. Sowohl die US amerikanische Umweltbehörde (US-EPA) als auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) werten Formaldehyd als wahrscheinliches Humankanzerogen mittlerer Gefährlichkeit. Die deutsche Komission zur Festsetzung maximaler Stoffkonzentrationen am Arbeitsplatz (MAK-Kommission) ordnet Formaldehyd in die Kategorie 4 ein (Stoffe mit krebserzeugenden Eigenschaften, bei denen ein nicht-genotoxischer Wirkungsmechanismus im Vordergrund steht). Bei längerfristiger Exposition gegenüber erhöhten Belastungen an Formaldehyd in der Innenraumluft kann es zu Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Konzentrationsfähigkeit und des Schlafverhaltens kommen. BiomonitoringFormaldehyd bzw. dessen Salz (Formiat) stellt ein durchaus übliches Stoffwechselprodukt von z.B. (Stickstoff-)methylierten Verbindungen im menschlichen Körper dar. Es wird mit dem Urin ausgeschieden. Je nach Ernährungsgewohnheit finden sich deshalb z.T. hohe Formiat-Konzentrationen im Urin, obwohl keine äußere Belastung mit Formaldehyd gegeben ist. Aus diesem Grund sollten Formiat-Messungen im Urin zur Abschätzung der äußeren Formaldehyd-Belastung kritisch betrachtet werden! FallbeispielNach Umzug in ein älteres Fertighaus traten bei einer Privatperson Beschwerden wie gerötete, verquollene Augen und Husten auf, vor allem nach der Nachtruhe. Es konnte erhöhter Formaldehydgehalt in der Raumluft nachgewiesen werden. Als Quelle wurden die Wandelemente aus Pressspan festgestellt.
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