Hintergrund Titicaca See
Der Titicaca See liegt auf einer aus mehreren Becken bestehenden Hochebene, die als Altiplano bezeichnet wird. Der westliche Teil des Sees liegt innerhalb der Puno Region in Peru (ca. 56 % der Seefläche), der östliche Teil im Department La Paz in Bolivien (ca. 44 % der Seefläche). Das südlich gelegene, kleinere Becken des Titicaca Sees, der sog. Lago Huinaymarca, ist über eine ca. 800 m breite Wasserstraße, die Straße von Tiquina, mit dem größeren Becken, dem sog. Lago Chucuito, verbunden.
Mit einer Größe von insgesamt ca. 8.300 km² ist er der zweitgrößte See Südamerikas, der in Venezuela gelegene Maracaibo See ist das größte Gewässer. Der Titicaca See liegt ca. 3.820 m über dem Meeresspiegel und ist damit der höchstgelegene, kommerziell schiffbare See der Welt. Die größte Tiefe erreicht der Titicaca See mit 284 m in seinem nordöstlichen Abschnitt.
Der See wird von 27 Zuflüssen sowie den Niederschlägen gespeist. Der Desaguadero Fluss ist der einzige Abfluss, der im Süden des Titicaca Sees abfließt und in den Poopó See mündet. Durch diesen Fluss erfolgen ca. 10 % der Wasserentnahme aus dem See.
In der kargen Hochebene der Anden war und ist der Titicaca See als Trinkwasser- und Nahrungsquelle, v. a. durch seinen Fischreichtum, für die hier lebende Bevölkerung von existentieller Bedeutung. Das Gewässer erzeugt ein günstiges Mikroklima, welches den Anbau von Kartoffeln und Getreide (Gerste, Mais und Quinoa) in den Höhenlagen ermöglicht. Die Region wird als Ursprungsgebiet des Kartoffelanbaus angesehen. Neben dem Anbau von Gemüse ist die Haltung von Alpakas, Lamas, Schafen und Rindern von großer Bedeutung.
Erste Ansiedelungen rund um den Titicaca See hat es bereits um 1.500 v. Chr. gegeben. Die Aymara-Kultur hatte hier ihr religiöses und administratives Zentrum. Im 15. Jahrhundert n. Chr. erstreckte sich das Inka-Reich bis zum Titicaca See. Die Urus, ein bis heute bestehendes indigenes Volk des Titicaca Sees, haben sich zu Zeiten der Inka-Herrschaft vor den kriegerischen Auseinandersetzungen auf eigens gebauten, schwimmenden Inseln aus Totora-Schilf in Schutz gebracht. Die Urus legen großen Wert auf ihre Tradition und leben noch heute auf ihren „Inseln“ im See. Seit die Urus allerdings den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt haben, können auch Besucher ihre Inseln betreten. Auf den zu Peru gehörenden Inseln Taquile und Amantaní leben kleine Gruppen des Quechua Volks. Auch auf beiden „heiligen Inseln“ der bolivianischen Seite, Isla del Sol (Sonneninsel) und Isla de la Luna (Mondinsel), findet man noch traditionelle Dörfer und viele Ruinen aus vergangenen Zeiten.
Heutzutage leben ungefähr 2 Millionen Menschen in unmittelbarer Nähe des Titicaca Sees, dies hat eine starke Inanspruchnahme aller Ressourcen des Sees und seiner Uferzonen sowie der angrenzenden Landflächen zur Folge. Der Siedlungsdruck in den vergangenen Jahren hat extrem zugenommen. Allein der Wasserbedarf und die -entnahme an den größeren Zuflüssen (Ramis, Ilave, Coata, Huancane, Suchez und Catari) sind drastisch angestiegen, so dass der Wasserpegel des Sees seit Jahren stetig sinkt. Viele Uferzonen fallen trocken, zahlreiche Tierarten verlieren somit ihren Lebensraum, ihre Laichplätze und Nistmöglichkeiten.
Trotz der ausgewiesenen Schutzgebiete sind seltene und endemische Arten, unter ihnen zahlreiche Vogel-, Fisch- und Amphibienarten, in ihrem Bestand bedroht. So sind beispielsweise die charakteristischen Titicaca-Taucher (Rollandia microptera) mittlerweile durch einen Mangel an geeigneten Nistplätzen gefährdet. Auch die Bestände des endemischen Titicaca-Riesenfroschs (Telmatobius culeus) gehen aufgrund der sich verschlechternden Situation stark zurück.
Die Artenvielfalt der endemischen Fischgattung der Andenkärpflinge (Orestias) geht ebenfalls zurück. Ihre Bestände sind durch die Wasserverschmutzung aber auch durch von Menschen eingesetzte fremde Fischarten gefährdet. Zu dieser Gattung gehörte der inzwischen wahrscheinlich ausgestorbene Amanto (Orestias cuvieri).