Historische Klimadaten an polnischen Wetterdienst übergeben
Görlitz, „Wetter und Klima kennen keine nationalen Grenzen. Deshalb ist es für die nationalen Wetterdienste in aller Welt seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit, bei der Wettervorhersage und Beobachtung des Klimas intensiv zusammenzuarbeiten – unabhängig von politischen Grenzziehungen.“
Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) anlässlich der Übergabe historischer Klimaaufzeichnungen an den polnischen Wetterdienst Instytut Meteorologii i Gospodarki Wodnej (IMGW). Kusch übergab dessen Generaldirektor Prof. Mieczysław S. Ostojski als Leihgabe langjährige Beobachtungsdaten früherer deutscher Wetterstationen, die sich seit 1945 auf polnischem Staatsgebiet befinden.Der polnische Wetterdienst wird die zum Teil über 100 Jahre alten Karteikarten auswerten, wissenschaftlich nutzen und dem DWD digitalisiert zur Verfügung stellen. Die fünf Paletten mit Klimadaten wurden in der Görlitzer Wetterwarte des DWD nahe der polnisch-deutschen Grenze im Beisein von Vertretern der polnischen und deutschen Regierung übergeben.
Durch die politischen Umbrüche in Europa seit Anfang des 20. Jahrhunderts hätten sich auch die Verantwortlichkeiten bei der Klimaüberwachung immer wieder geändert. Kusch: „Mit der Übergabe der historischen Klimadaten an die Republik Polen kommt nun zusammen, was schon lange zusammen gehört.“ Der DWD-Präsident unterstrich, dass die Erforschung des Klimawandels und die Anpassung an die künftigen Veränderungen eine internationale Aufgabe sei, die durch weltweite Kooperation bewältigt werden muss. Die enge wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste Polens und Deutschlands sei dafür beispielhaft.
Wetterwarte Görlitz ist eine von zwölf Klimareferenzstation
Für die Klimaforschung und Entscheidungen über notwendige Anpassungsmaßnahmen sind jahrzehntelange, ununterbrochene Klimabeobachtungen eine entscheidende Grundlage. Der deutsche Wetterdienst betreibt in ganz Deutschland rund 2 200 Wetterstationen. Die älteste Temperaturmessreihe auf dem Hohenpeißenberg reicht bis ins Jahr 1781. Kusch: „Über viele Jahrzehnte reichende Zeitreihen sind für die weltweite Klimaforschung auch künftig unverzichtbar.“ Der Deutsche Wetterdienst habe deshalb ein deutschlandweites Netz von zwölf Klimareferenzstationen eingerichtet. Das Ziel sei, repräsentative Beobachtungsstandorte zu schaffen, die auch in den kommenden 100 Jahren mit einheitlicher Messtechnik und gut ausgebildeten Wetterbeobachtern die Klimaveränderung erfassen. „Ich freue mich“ so Kusch „die Wetterwarte Görlitz heute als erste Klimareferenzstation des Deutschen Wetterdienstes einzuweihen.“