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Bonn unter Entscheidungszwang
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Bonn unter Entscheidungszwang

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Entführer drohen mit Tod Schleyers und der Lufthansa-Passagiere in Dubai

FRANKFURT A. M. Die Entführung der Lufthansa-Boeing auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt ist mit den Entführern des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer abgestimmt. Die Entführer verlangen die Freilassung von elf Baader-Meinhof-Häftlingen und zwei in türkischer Haft befindlichen Palästinensern bis Sonntag, 9 Uhr. In einem Ultimatum der Entführer heißt es, andernfalls würden Schleyer und die Geiseln der Luftpiraten sterben. Durch die Entführung der Lufthansa-Maschine mit über 90 Geiseln an Bord nach Dubai am Persischen Golf durch Terroristen hat sich der Druck auf die Bundesregierung, die Baader-Meinhof-Häftlinge ausfliegen zu lassen, aufs äußerste verstärkt. Bonner Beobachter rechnen jetzt fest mit einem Austausch. Die Briefe mit diesen Forderungen gingen in der Nacht zum Freitag bei dem Genfer Anwalt Payot, bei der französischen Zeitung "France Soir", bei der Nachrichtenagentur AFP in Paris und bei der "Frankfurter Rundschau" ein.

In dem Schreiben an die FR lagen auch zwei Erklärungen der Flugzeugentführer, die sich als "Organisation für den Kampf gegen den Welt-Imperialismus" ausgeben. Eine beinhaltet die auch von den Schleyer-Entführern genannten Forderungen, die zweite ist an alle Revolutionäre in der Welt, an "alle freien Araber" sowie "an unsere palästinensischen Massen" gerichtet und unternimmt den Versuch einer politischen Rechtfertigung der Taten. Die Forderungen der Entführer der Lufthansa-Maschine wurden von der "Frankfurter Rundschau" aus dem Englischen übersetzt. Sie haben folgenden Wortlaut:

ULTIMATUM an den Kanzler der Bundesrepublik Westdeutschlands

hiermit teilen wir Ihnen mit, daß sich die Passagiere und die Besatzung des LH 737-Flugzeuges. Flugnr. 181 von Palma nach Frankfurt, unter unserer vollständigen Kontrolle und Verantwortung befindet. Das Leben der Passagiere und der Besatzung ebenso wie das Leben von Herrn Hanns-Martin Schleyer hängt davon ab, daß Sie folgendes erfüllen:

1. Freilassung der folgenden Genossen der RAF aus Gefängnissen in Westdeutschland - Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Verena Becker, Werner Hoppe, Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe, Bernd Roessner, Ingrid Schubert, Irmgard Moeller, Günter Sonnenberg und für jeden die Summe von 100 000 DM.

2. Freilassung der folgenden palästinensischen Genossen der P.F.L.P. aus dem Gefängnis in Istanbul - Mahdi und Hussein

3. Die Zahlung der Summe von 15 Millionen US-Dollar entsprechend der beigefügten Anordnungen.

4. Vereinbaren Sie mit irgendeinem der folgenden Länder, alle der aus dem Gefängnis freigelassenen Genossen aufzunehmen:

1) Demokratische Republik Vietnam

2) Republik Somalia

3) Demokratische Volksrepublik Jemen

5. Die deutschen Gefangenen müssen mit dem Flugzeug, das Sie zur Verfügung zu stellen haben, an ihr Ziel geflogen werden. Sie müssen über Istanbul fliegen, um die beiden palästinensischen Genossen aufzunehmen, die aus dem Gefängnis in Istanbul freigelassen werden. Die türkische Regierung ist über unsere Forderungen in Kenntnis gesetzt worden. Alle Gefangenen müssen ihr Ziel vor Sonntag, 16. Oktober 1977, 8 Uhr GMT erreichen. Das Geld muß entsprechend der beigefügten Anordnungen innerhalb der gleichen Zeit übergeben werden.

6. Wenn nicht alle Gefangenen freigelassen werden und ihren Bestimmungsort erreichen, und wenn das Geld nicht entsprechend der Anordnungen, innerhalb der genannten Zeit übergeben worden ist, dann werden Herr Hanns-Martin Schleyer und alle Passagiere und die Besatzung des Flugzeuges LH 737, Flug Nr. 181 sofort getötet.

7. Wenn Sie unsere Anordnungen erfüllen, werden alle freigelassen.

8. Wir werden uns nicht noch einmal mit Ihnen in Verbindung setzen. Das ist unser letzter Kontakt zu Ihnen. Jeder Irrtum oder Fehler bei der Freilassung der oben erwähnten Genossen, die im Gefängnis sitzen, oder bei der Übergabe des genannten Lösegeldes entsprechend der genannten Anordnungen geht auf Ihr Konto.

9. Jeder Versuch der Verzögerung oder Täuschung von Ihrer Seite bedeutet die sofortige Beendigung des Ultimatums und die Hinrichtung von Herrn Hanns-Martin Schleyer und aller Passagiere und der Mannschaft des Flugzeuges.

13. 10.1977 S.A.W.I.O.

FR vom 15. Oktober 1977

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