Abu im Wartestand
Mittelfeldmann Mohammed Abu kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt nach Frankfurt ? macht aber das Beste daraus. Der Ghanaer kann sich durchaus vorstellen in Frankfurt zu bleiben.
Es kommt schon mal vor, dass der für gewöhnlich sehr zurückhaltende Mohammed Abu energisch wird, ja sogar ein bisschen aus der Haut fährt. Zum Beispiel dann, wenn ihn vorlaute Schulkinder am Rande des Trainingsplatzes verwechseln und mit der unfeinen Anrede „Hey, Djakpa“ nach einem Autogramm fragen. „I’m not Djakpa! I’m not Djakpa!“, blafft der Ghanaer da schon mal vernehmlich und sichtlich verärgert. Verständlich.
Keine Zeit für Experimente
Nun ist es nicht so, dass Abu, die Leihgabe von Manchester City, schon große Spuren hinterlassen hat in Frankfurt. Das war auch nicht zu erwarten. Der Mittelfeldspieler ist erst seit einem guten Monat in Frankfurt, er kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Wintervorbereitung verpasste der Ghanaer wegen der Teilnahme am Afrika-Cup, dann gab es Probleme mit seinem Visum. Der 20-Jährige hing in der Heimat fest. Irgendwann, Ende Februar, schlug er doch noch in Frankfurt auf. Seitdem darf er trainieren, auch in zwei Testspielen gegen Rot-Weiss Frankfurt und Neu-Isenburg war er am Ball, aber mehr war für den Afrikaner noch nicht drin. Das ist absolut nachvollziehbar. Denn es ist nicht die Zeit, Experimente zu machen, gerade in der entscheidenden Saisonphase. Abu, das muss man festhalten, ist nicht unbedingt zum besten Zeitpunkt zur Eintracht gekommen.
Ein spielender Mittelfeldmann
Und doch macht der technisch beschlagene Linksfuß das Beste aus seiner Situation, im Training deutet er an, dass er ein feiner Fußballer mit einer guten Übersicht ist. „Man sieht sofort, dass er etwas kann“, sagt Trainer Armin Veh über den Neuen. Auch Sportdirektor Bruno Hübner, der den Deal mit City im Rahmen der vereinbarten Kooperation zwischen den beiden Klubs einfädelte, ist mit Abu zufrieden. Er hinterlasse einen guten Eindruck, sei gut am Ball, könne die Kugel behaupten und abschirmen. „Das sieht ganz gut aus.“ Abu, der zumeist auf der „Sechs“ oder im linken Mittelfeld spielte, ist ein strategisch denkender und spielender Mittelfeldmann, kein Abräumer und kein Power-Fußballer, eher einer, der die feine Klinge bevorzugt.
Sein größtes Problem ist wohl seine Statur. Abu ist schmächtig, fast schon zierlich, offiziell ist er 1,76 Meter groß und 75 Kilogramm schwer. Das kann man glauben, muss es aber nicht. Auch intern rätseln die Verantwortlichen, ob es der feingliedrige Spieler in der körperbetonten deutschen Bundesliga packen würde, ob er das körperliche Rüstzeug mitbringe. Von den fußballerischen Qualitäten sind sie überzeugt, auch wenn sich Armin Veh wünschen würde, dass Abu beim Torabschluss etwas resoluter und kompromissloser wäre.
In Frankfurt angekommen
Abu, der in der Heimat bei Accra Hearts of Oak das Fußballspielen erlernte, ist entspannt, blickt der Zukunft optimistisch entgegen. Er sei glücklich, in Frankfurt zu sein, sagt er. „Ein großer, toller Verein.“ Abu will weiter hart arbeiten, er will sich im Training empfehlen und aufdrängen. Er weiß, dass das schwierig ist, gerade jetzt, wo es um alles oder nichts geht. Doch er will sich nicht entmutigen lassen. „Die Konkurrenz ist groß, aber ich hoffe darauf, meine Chance zu bekommen. Dafür werde ich kämpfen.“
Abu ist mittlerweile in Frankfurt angekommen, er bekommt ab und an Besuch von Landsleuten, die in Frankfurt leben, er fühlt sich nicht mehr so einsam. Am Anfang sei es nicht leicht gewesen, erzählt er, „da war ich sehr alleine“. Nach dem Training ging er hinüber ins Hotel, das einen Abschlag weit vom Stadion entfernt liegt, und dann war er für sich, allein mit seinen Gedanken. Nun hat er Anschluss gefunden, auch innerhalb des Teams. „Nette Jungs“, sagt er. „Sie haben mich gut aufgenommen.“
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Abu würde gerne bleiben
Abu kennt das Leben fernab der Heimat, er hat gelernt, mit Heimweh umzugehen. Als er 2010 nach England kam, war er alleine, und als City ihn gleich auslieh nach Norwegen, zu Stromsgodset IF, war er wieder auf sich allein gestellt. Doch seine Miene hellt sich auf, wenn er über die Zeit in Norwegen spricht. „Das war einfach toll“, sagt er. „Es war klasse.“ Abu fühlte sich pudelwohl, er war anerkannt und akzeptiert, auf dem Platz und abseits des Feldes. Er kam für Stromsgodset auf knapp 30 Einsätze, wurde zum Spieler des Jahres im Klub gewählt. Dort löste er auch die Fahrkarte zum Afrika-Cup mit Ghana, in zwei Partien kam er zum Einsatz, unter anderem im Spiel um Platz 3 gegen Mali. „Eine unvergessliche Erfahrung“, sagt er.
Doch wie geht es nun weiter? Die Eintracht kann den Spieler, der zunächst bis Sommer an den hessischen Klub gebunden ist, per Option bis 2013 ausleihen. Ob sie das machen wird, ist noch nicht entschieden. Trainer Veh stellt zumindest in Aussicht, den Spieler, der bei City einen Kontrakt bis 2014 hat, vielleicht mal in den Kader zu berufen. Oder ihn im Training weiterhin intensiv zu beobachten. Abu hat sich klar positioniert: „Ich würde gerne hier bleiben“, sagt er. Die Frage ist nur, ob er darf.