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Tupolew Tu-214: Einst Rohrkrepierer, jetzt Zukunftsjet wider Willen | FLUG REVUE

Tupolew Tu-214: Einst Rohrkrepierer, jetzt Zukunftsjet wider Willen

Tupolew Tu-214
Vom Rohrkrepierer zum Zukunftsjet wider Willen

Kommt sie jetzt mit Zwei-Mann-Cockpit, wie es Aeroflot-Chef Sergej Alexandrowski im Januar gefordert hat? Und wann kommt sie überhaupt? Seit Russland durch die Sanktionen des Westens sich im vergangenen Jahr gezwungen sah, die heimische Luftfahrtindustrie im großen Stil auf Vordermann zu bringen, hat auch die schon totgeglaubte Tupolew Tu-214 wieder eine wichtige Aufgabe. Der in Kasan im Südwesten Russlands produzierte Zweistrahler soll das Portfolio moderner Airliner aus Russland abrunden, dessen wichtigste Vertreter Irkut MS-21 und Suchoi Superjet derzeit noch voll im "Russifizierungsmodus" stecken. Allerdings sind auch gut ein Jahr nach der formalen Auferstehung der Tu-214 wichtige Fragen offen.

Über 100 Tu-214?

Der offizielle Plan sieht den Bau von 70 neuen Tu-214 bis 2030 vor – im Schnitt also zehn pro Jahr. Juri Sljusar, Chef der Flugzeugbau-Holding UAC, sieht bereits einen Bedarf von über 100 Tu-214 "für die nächsten sieben bis acht Jahre". Und da die Fertigungsrate von zehn Maschinen pro Jahr frühestens 2025 erreicht ist, sollen es nach dem Willen von Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin spätestens ab 2027 sogar jährlich 20 werden.

Patrick Zwerger

Ausbau des Flugzeugwerks

Für das Flugzeugwerk in Kasan bedeutet das eine enorme Herausforderung: Zwar lief die Produktion der Tu-214, von der bislang 34 Einheiten entstanden, vor Ort immer weiter. Mehr als ein bis zwei neue Flugzeuge jährlich, allesamt für Militär und VIP-Flugstaffel, verließen aber nie die Hallen. Um das ausgegebene Ziel zu erreichen, investiert die russische Regierung massiv in den Ausbau der Kasaner Flugzeugfabrik. Mit vorerst knapp 42 Milliarden Rubel (440 Millionen Euro) aus einem Staatsfonds werden die Errichtung neuer Hangars, die Modernisierung der Produktion sowie Einstellungs- und Weiterbildungsinitiativen für die Belegschaft finanziert. Später könnten noch einmal und 42 Milliarden Rubel in Form von Darlehen hinzukommen, wie Mischustin in Aussicht stellte.

Tupolew/UAC

Ziel: 20 Stück ab 2027

Tupolew-Geschäftsführer Wadim Koroljow versicherte dem Regierungschef bei einem gemeinsamen Arbeitsbesuch in Kasan vor einigen Tagen: "Die Umsetzung (...) des Aktionsplans zur Entwicklung und Modernisierung der Produktionskapazitäten des Kasaner Luftfahrtwerks und der Kooperationsunternehmen wird sicherstellen, dass ab 2027 die Produktionsrate von 20 Tu-214 pro Jahr erreicht wird." Wann genau die ersten neuen Tu-214 aus Kasan aus dem Produktionshangar rollen, darüber machten Politiker und Manager vor Ort allerdings keine Angaben. Auch ob die Tu-214, deren Kabine Mischustin bei seinem Besuch besichtigte, tatsächlich für einen zivilen Kunden, oder doch eher für die Spezialflugstaffel der russischen Regierung gedacht ist, blieb vorerst unklar.

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Die nächste Generation?

Unterdessen äußerte sich UAC-Generaldirektor Sljusar in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass bereits zu weiteren Zukunftsplänen mit der Tu-214. Gehe es in einem ersten Schritt zunächst darum, die wenigen nicht aus Russland stammenden Komponenten des Flugzeuges, die sich vorrangig im Bereich der Kabine fänden, durch einheimische Teile zu ersetzen, so stünde im weiteren Verlauf auch eine Modernisierung an. "Hierbei handelt es sich um eine Reihe bestimmter Veränderungen, die im Erscheinungsbild sichtbar sein werden", erklärte Sljusar, ohne ins Detail zu gehen. "Außerdem möchten wir die Funktionalität bestimmter Systeme noch weiter verbessern", so der UAC-Chef weiter. Ob dazu auch die Reduzierung der Cockpit-Crew gehört?

Über eine verkürzte Version der Tu-214 und eine Variante mit erhöhter Reichweite denke man ebenso nach, wie über die "Einführung neuer Navigationsmodi". Das allerdings sei wieder ein eigenes Thema, schränkte Sljusar ein. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht getroffen worden. "Aber wir arbeiten daran", unterstrich der UAC-Manager.