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Der Gelehrte Narr, Oder Gantz natürliche Abbildung Solcher Gelehrten, Die da vermeynen alle Gelehrsamkeit und Wissenschafften verschlucket zu haben, auch in dem Wahn stehen, daß ihres gleichen nicht auf Erden zu finden, wannenhero sie alle andere Menschen gegen sich verachten [...]
Nebst einer lustigen Dedication und sonderbaren Vorrede
Dergleichen verkehrten Gelehrten zur guten Lehre, und verhoffentlich daraus fliessenden Besserung; andern aber, so sich denen Studiis widmen, und noch Anfänger sind, zur getreuen Warnung, auch sonst jederman zum Vergnügen geschrieben
Fassmann
David
http://d-nb.info/gnd/118686194
Geyken
Alexander
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Haaf
Susanne
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Jurish
Bryan
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Boenig
Matthias
Thomas
Christian
Wiegand
Frank
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Vollständige digitalisierte Ausgabe.
272
79459
14461
564202
Berlin
2024-12-13T16:19:37Z
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fassmann_narr_1729
20150
urn:nbn:de:kobv:b4-200905197609
Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.
Der Gelehrte Narr, Oder Gantz natürliche Abbildung Solcher Gelehrten, Die da vermeynen alle Gelehrsamkeit und Wissenschafften verschlucket zu haben, auch in dem Wahn stehen, daß ihres gleichen nicht auf Erden zu finden, wannenhero sie alle andere Menschen gegen sich verachten [...]
Nebst einer lustigen Dedication und sonderbaren Vorrede
Dergleichen verkehrten Gelehrten zur guten Lehre, und verhoffentlich daraus fliessenden Besserung; andern aber, so sich denen Studiis widmen, und noch Anfänger sind, zur getreuen Warnung, auch sonst jederman zum Vergnügen geschrieben
Fassmann
David
http://d-nb.info/gnd/118686194
[20] Bl., 222 S. : Frontisp. (Kupferst.)
Freiburg
1729
Selbstverlag
HAB Wolfenbüttel
HAB Wolfenbüttel, M: Ea 218
Dig: http://diglib.hab.de/drucke/ea-218/start.htm
Fraktur
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(Früh-)Neuhochdeutsch
German
Belletristik
Prosa
Belletristik
Prosa
core
ready
china
printed text
Der
Gelehrte
Narr
,
Oder
Gantz
natuͤrliche
Abbildung
Solcher
Gelehrten
,
Die
da
vermeynen
alle
Gelehrſamkeit
und
Wiſſenſchafften
verſchlucket
zu
haben
,
auch
in
dem
Wahn
ſtehen
,
daß
ihres
gleichen
nicht
auf
Erden
zu
finden
,
wannenhero
ſie
alle
andere
Menſchen
gegen
ſich
verachten
,
einen
unertraͤglichen
Stoltz
und
Hochmuth
von
ſich
ſpuͤren
laſſen
;
in
der
That
aber
doch
ſelber
ſo
,
wie
ſie
in
ihrer
Haut
ſtecken
,
Jgnoranten
,
Pedanten
,
ja
Ertz-Fantaſten
und
tumme
Gympel
ſind
,
die
von
der
wahren
Gelehrſamkeit
,
womit
die
Weisheit
verknuͤpffet
ſeyn
muß
,
weit
entfernet
.
Nebſt
einer
luſtigen
DEDICATION
und
ſonderbaren
Vorrede
.
Dergleichen
verkehrten
Gelehrten
zur
guten
Lehre
,
und
verhoffentlich
daraus
flieſſenden
Beſſerung
;
andern
aber
,
ſo
ſich
denen
Studiis
widmen
,
und
noch
Anfaͤnger
ſind
,
zur
getreuen
Warnung
,
auch
ſonſt
jederman
zum
Vergnuͤgen
geſchrieben
.
Gedruckt
zu
FREYBURG
Anno
1729
.
auf
deß
Autoris
eigene
Koſten
.
DEDICATION
.
Dem
Großgebohrnen
,
Großgelahrten
und
Großweiſen
Herrn
,
HERRN
Peter
Baron
von
Squentz
,
Erb-Herrn
auf
Naͤrrſch-
und
Tollhauſen
,
POLYHISTORI
,
Groß-Cancellario
in
dem
Platoniſchen
Utopia
,
Groß-
Schatzmeiſtern
aller
Philoſophiſchen
Weisheiten
,
Groß-Reverentz-
Meiſtern
auf
dem
Parnaſſo
,
Groß-Jnſpectorn
uͤber
den
Nord-
und
Suͤder-Pol
,
Groß-Obſervatorn
des
Lauffes
aller
Planeten
,
aller
Sternen
und
ihrer
Jnfluentz
,
ingleichen
aller
andern
ſogenannten
Himmliſchen
Zeichen
,
wie
ſie
in
dem
Calender
beſchrieben
und
abgemahlet
,
Groß-Judicirern
uͤber
die
Conſtellationes
,
uͤber
die
Sonnen-
und
Monden-Finſterniſſe
,
ſie
moͤgen
ſichtbar
oder
unſichtbar
ſeyn
,
uͤber
die
Cometen
und
andere
Lufft-Zeichen
,
auch
uͤber
ihre
Wirckungen
und
Bedeutungen
;
ja
Groß-Beguckern
des
gantzen
Firmaments
,
und
General-Viſitatorn
des
Horizonts
&
c.
&
c.
&c
.
Meinem
Großgeehrten
auch
Großgeneigten
Herrn
,
und
vortrefflichen
Patron
.
Großgebohrner
,
Großgelahrter
und
Großweiſer
,
Inſonders
Großgeehrter
und
Großgeneigter
Herr
,
und
vortrefflicher
Patron
.
DU
Narr
!
du
Pavians-Phyſionomie
!
Viſage
à
faire
rire
,
oder
du
laͤcherliches
Geſichte
!
Du
Affe
!
Du
Haaſe
!
Du
Pedant
!
Du
Jgnorant
!
Du
Limmel
!
Du
Toͤlpel
!
Du
Pantoffel-
Holtz
ꝛc
.
Wie
klingen
dieſe
Worte
?
Großgeehrter
,
auch
Großgeneigter
Herr
und
vortrefflicher
Patron
!
Ich
frage
,
wie
ſie
in
Dero
Ohren
klingen
?
und
bin
verſichert
,
Sie
werden
mir
antworten
und
ſagen
:
Ey
pfuy
!
das
ſind
lauter
haͤßliche
Schand-
und
Schimpf-Worte
,
die
man
niemals
einem
Menſchen
,
geſchweige
einem
Gelehrten
,
auf
den
Buckel
werffen
muß
.
O
ſehr
wohl
geurtheilet
!
und
ich
bin
vollkommen
Ihrer
Meynung
.
Nichts
deſtoweniger
wuͤrde
ich
mich
ſolcher
Worte
bedienen
,
und
mir
nicht
das
geringſte
Bedencken
dabey
machen
,
wann
ich
mir
ein
gelehrtes
Monſtrum
ausgeſehen
,
und
beſchloſſen
haͤtte
,
demſelben
dieſes
Buch
,
welches
der
Gelehrte
Narr
betitelt
iſt
,
zu
dediciren
.
Denn
gelehrte
Monſtra
nenne
ich
ſolche
Leute
,
die
alle
Claſſen
auf
Schulen
und
Univerſitaͤten
durchgegangen
,
auch
daher
prætendiren
,
alles
zu
wiſſen
,
alles
einzuſehen
,
alles
zu
begreiffen
,
und
uͤber
alles
ein
excellentes
Urtheil
,
das
die
Quinteſſence
des
Verſtandes
in
ſich
fuͤhre
,
zu
faͤllen
,
wobey
ſie
alle
andere
Menſchen
verachten
,
auch
ſolche
aus
einem
gelehrten
Stoltz
und
einer
falſchen
Einbildung
,
gegen
ſich
nur
vor
Staub
halten
;
in
der
That
aber
,
und
bey
allem
dem
,
was
ſie
auf
Schulen
und
Univerſitaͤten
oder
ſonſt
jemals
gehoͤret
,
Matzen
und
Lappen
,
Narren
und
tumme
Schoͤpfe
geblieben
,
von
denen
die
wahre
Weisheit
weit
entfernet
,
weil
der
Saame
der
Gelehrſamkeit
auf
ein
duͤrres
Land
und
ungeſundes
Gehirn
gefallen
;
an
ſtatt
daß
andere
,
in
deren
Koͤpffen
ein
geſundes
nicht
mit
Heckerling
und
Pferde-Miſt
vermiſchtes
Gehirn
lieget
,
die
vortrefflichſten
Maͤnner
zu
werden
pflegen
,
wann
ſie
von
denen
Schüler-Gymnaſiaſten-
und
Studenten-Jahren
behoͤrig
profitiren
.
Aber
,
nachdem
ich
meine
Augen
auf
Ew.
Groſzgebohrn
,
Groſzgelahr-
und
Groſzweisheit
gerichtet
,
u.
mir
die
Freyheit
nehme
,
Ihnen
dieſes
Buch
zu
dediciren
;
ſo
bekenne
ich
hertzlich
gerne
,
daß
ich
faſt
nicht
weiß
,
wo
ich
Honigſüſſe
und
Reſpects-volle
,
Dero
groſſen
gelehrten
Meriten
gemaͤſſe
Worte
genug
hernehmen
ſolle
,
meine
Dedication
damit
auszuſchmuͤcken
u.
auszuſpicken
;
allermaſſen
mir
gar
wohl
bekannt
,
daß
Ew.
Groſzgebohrn
,
Groſzgelahr-
und
Groſzweisheit
eben
ſo
ſehr
mit
ungemeinen
Meriten
beladen
,
als
wie
bisweilen
ein
Eſel
(
jedoch
ſans
Comparaiſon
)
mit
Saͤcken
beſchweret
iſt
,
wann
er
aus
oder
in
die
Muͤhle
gehet
.
Mein
guldener
Peter
!
Mein
ſilberner
Peter
!
Mein
Perl-
und
Diamantener
Peter
!
ſage
ich
demnach
zu
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
,
Sie
,
Sie
,
Sie
ſind
ein
gelehrtes
Wunder
unſerer
Zeiten
,
und
geben
,
ſo
offt
dieſelben
nur
Dero
Mund
eroͤffnen
,
oder
die
Feder
anſetzen
,
der
Welt
etwas
ſchriftlich
zu
communiciren
,
einen
lieblichen
balſamiſchen
Geruch
der
Gelehrſamkeit
und
Weisheit
von
ſich
,
der
alles
charmiret
und
bezaubert
.
Alle
Dero
Worte
ſind
admirable
,
und
an
allen
Buchſtaben
,
die
aus
Dero
Feder
flieſſen
,
klebet
Klugheit
,
wie
Pech
an
denen
Faͤßern
,
worinnen
man
an
vielen
Orten
das
ſtarcke
braune
Bier
zu
verwahren
pfleget
.
Die
vornehmſten
Gelehrten
haben
ſich
gluͤckſelig
zu
ſchaͤtzen
,
wann
ſie
von
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
fein
weit
entfernet
ſind
,
weil
anderer
geſtalt
ihre
Ehre
und
Reputation
nicht
beſtehen
koͤnte
,
ſondern
dieſelben
neben
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
zu
Narren
werden
muͤſten
.
Denn
es
mag
ein
vor
alle
mal
keine
Gelehrſamkeit
noch
Weisheit
von
der
Welt
uͤber
derjenigen
ſeyn
,
ſo
in
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
Gehirne
ihre
Reſidentz
genommen
,
noch
etwas
,
obwohl
ſonſt
gelehrtes
,
gegen
dieſelbe
beſtehen
,
ſondern
muß
davor
zerſchmeltzen
,
wie
Butter
in
der
Sonnen
.
Plato
mit
ſeiner
Klugheit
ſtecket
in
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
Daumen
rechter
Hand
.
Ariſtoteles
mit
ſeiner
hohen
Gelehrſamkeit
,
Scharffſinnigkeit
und
Scharffſichtigkeit
,
womit
er
das
dickſte
Gewoͤlcke
,
und
die
unermeßliche
Weite
der
Lufft
,
wie
auch
die
tiefſten
Kluͤffte
und
Abgründe
des
Erdbodens
durchdrungen
,
wohnet
in
Dero
rechten
Zeiger-Finger
.
Cicero
mit
ſeiner
Beredſamkeit
in
Dero
rechten
Mittel-Finger
.
Seneca
mit
ſeinen
ſcharffſinnigen
Sententiis
in
den
folgenden
Finger
,
und
in
den
kleinen
Finger
Ihrer
rechten
Hand
ſind
alle
übrigen
kleinern
Bernhaͤuter
von
Philoſophis
,
wie
da
ſeynd
geweſen
Democritus
,
Heraclitus
,
Diogenes
&
c.
mit
aller
ihrer
Gelehrſamkeit
,
Wiſſenſchaften
und
Grillenfaͤngereyen
eingeſchloſſen
.
Die
lincke
Hand
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
betreffende
,
ſo
ſtecket
in
den
Daumen
Homerus
;
in
den
Zeiger-Finger
Ovidius
;
im
Mittel-Finger
Horatius
;
in
den
folgenden
Finger
Virgilius
;
und
in
den
kleinen
alle
andere
kleine
Fabelhanſen
von
Poëten
des
Alterthums
,
mit
ihren
Einfaͤllen
und
Operibus
.
Die
Staats-Klugheit
ſtecket
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
u.
Großweisheit
,
Faͤuſt-dicke
hinter
denen
Ohren
,
und
die
Rechts-
Gelehrſamkeit
ſitzet
Ihnen
im
Nacken
;
auch
Dero
uͤbrigen
Gliedmaſſen
des
Leibes
faſt
durch
die
Banck
,
ja
ſo
gar
die
Zaͤhen
an
denen
Fuͤſſen
,
ſind
mit
Gelehrſamkeit
angefuͤllet
,
wie
in
denen
wohlbeſtellten
Apothecken
die
Buͤchſen
und
Schachteln
mit
koͤſtlichen
Specereyen
,
dergeſtalt
,
daß
Sie
von
denen
Fußſohlen
bis
an
den
Kopf
,
von
hohen
Wiſſenſchaften
ſtrotzen
,
wie
ein
Sack
,
wann
er
mit
Quirlln
und
Ruͤhrloͤffeln
angefuͤllet
iſt
.
Was
Wunder
iſt
es
demnach
,
wann
man
von
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Groſzweisheit
ruͤhmen
und
preiſen
hoͤret
,
wie
Sie
ſo
groſſe
gelehrte
Wunderthaten
verrichten
,
welche
darinnen
beſtehen
,
daß
dieſelben
erſtlich
ſo
viele
mit
hohen
Wiſſenſchaften
angefuͤllete
Buͤcher
ausgehen
laſſen
,
daß
auch
einig
und
allein
das
,
was
nur
davon
zu
Maculatur
wird
,
hinlaͤnglich
iſt
,
denen
Materialiſten
in
etlichen
groſſen
Staͤdten
alles
benoͤthigte
Papier
zu
Pfeffer-
und
andern
Tuͤthen
zu
fourniren
.
Hernach
ſo
iſt
das
erſtaunens-wuͤrdige
Geruͤchte
in
der
Welt
erſchollen
,
welchermaſſen
einige
Affen
,
die
aus
Africa
heraus
in
unſer
Clima
gekom̃en
,
und
ſo
gluͤcklich
geweſen
,
von
Ew.
Großgebohrn
,
Groſzgelahr-
u.
Groſzweisheit
Unterricht
zu
profitiren
,
nebſt
einigen
Haaſen
zu
Philoſophis
worden
;
an
ſtatt
daß
verkehrte
Gelehrte
,
durch
ihre
ungereimte
und
ungeſchickte
Diſcurſe
,
vielmals
aus
Menſchen
Affen
und
Haaſen
zu
machen
pflegen
.
Billig
iſt
es
derohalben
,
daß
die
gantze
Gelehrte
Welt
mit
mir
aus
vollem
Halſe
ruffe
und
ſchreye
:
Miracul
!
Miracul
!
Lange
lebe
noch
unſer
Groſzgebohrner
,
Groſzgelahrter
und
Groſzweiſer
Herr
Peter
Baron
von
Squentz
,
mit
ſeinen
unerhoͤrten
Wiſſenſchaften
und
Schriften
!
worinnen
die
Gelehrſamkeit
und
Weisheit
in
einen
ſo
hohen
Grad
zu
finden
,
daſz
ſie
auch
von
andern
wahren
Gelehrten
nicht
einmal
mag
begriffen
und
verſtanden
werden
,
ſondern
dieſe
erſt
allemal
um
eine
weitere
Erklaͤhrung
bitten
und
ſuppliciren
muͤſſen
.
O
Schlaraffenland
wie
gluͤckſelig
waͤreſt
du
,
wañ
der
groͤſte
unter
denen
Philoſophis
,
welches
unſtreitig
unſer
Groſzgebohrner
,
Groſzgelahrter
und
Groſzweiſer
Herr
Peter
Baron
von
Squentz
iſt
,
nur
einige
Tritte
und
Schritte
innerhalb
deinen
Graͤntzen
thaͤte
!
Alle
deine
Einwohner
wuͤrden
ſogleich
mit
Gelehrſamkeit
und
Wiſſenſchaften
prangen
.
O
du
Narren-Inſel
!
von
welcher
vor
wenig
Wochen
,
in
der
Quinteſſence
des
Nouvelles
,
ſo
woͤchentlich
zweymal
in
Amſterdam
heraus
kom̃et
,
meldung
geſchehen
.
Wie
gluͤckſelig
wuͤrdeſt
du
nicht
ebenfals
ſeyn
,
wañ
unſer
Groſzgebohrner
Groſzgelahrter
und
Groſzweiſer
Herr
Peter
Baron
von
Squentz
,
nur
eine
kleine
Zeit
in
deinen
Gegenden
ſich
aufhielte
.
Denn
es
wuͤrde
eine
dermaſſen
gelehrte
Ausduͤnſtung
von
ſeinen
Fuͤſſen
heraus
gehen
,
die
capable
waͤre
,
aller
deiner
Einwohner
Kranckheiten
zu
curiren
.
Ja
du
Ratten-Inſel
!
von
der
man
in
der
nur-angefuͤhrten
Eſſence
des
Nouvelles
gleicher
geſtalt
einige
ſonderbare
Nachrichten
geleſen
.
Wer
weiſz
,
was
aus
deinen
Einwohnern
werden
wuͤrde
,
wann
ſie
des
groſzgelehrten
Unterrichts
unſers
Groſzgebohrnen
,
Groſzgelahrten
und
Groſzweiſen
Herrn
Peters
Baron
von
Squentzens
genieſſen
koͤnten
.
Denn
ſind
ſie
ſchon
ſo
polit
,
daſz
ſie
dem
Schiff
,
welches
aus
der
Narren-Inſel
abgeſegelt
,
neue
Entdeckungen
zu
machen
,
Deputirte
entgegen
geſchicket
,
und
die
,
welche
ans
Land
geſtiegen
,
wohl
empfangen
und
wohl
bewirthet
,
warum
ſolten
ſie
nicht
durch
die
Klugheit
unſers
theuren
,
Groſzgebohrnen
,
Groſzgelahrten
und
Groſzweiſen
Herrn
Peters
,
Baron
von
Squentzens
,
zu
noch
artigern
etlichen
uralten
heydniſchen
Philoſophis
und
Stoicis
gleichen
Creaturen
koͤnnen
gemachet
werden
.
Dabey
waͤre
kein
Zweiffel
,
daß
die
Ratten
hernach
nicht
ſo
raiſonnable
ſeyn
,
und
ihn
davor
zu
ihren
Herrn
erwehlen
ſolten
.
O
da
wartete
ich
gantz
gewiſz
mit
einem
Carmine
auf
,
meine
Gratulation
darinnen
abzuſtatten
,
und
meine
Freude
zu
bezeugen
,
daſz
Sie
mein
vortrefflicher
Patron
,
nachdem
Dieſelben
,
durch
Dero
Meriten
bishero
,
ſo
viele
Titel
erworben
,
endlich
gar
zum
Ratten-Koͤnig
worden
waͤren
.
Aber
ſiehe
da
!
Was
faͤllet
mir
doch
hierbey
ein
?
Ich
gedencke
bey
mir
ſelber
,
wie
es
doch
moͤglich
geweſen
,
daß
ein
ſo
gar
gelehrtes
Wunder
,
als
Ew.
Groſzgebohrn
,
Groſzgelahr-
und
Groſzweisheit
ſind
,
jemals
in
der
Welt
hat
moͤgen
zum
Vorſchein
kommen
?
und
finde
vielleicht
die
Raiſon
.
Man
ſpricht
nemlich
,
und
haͤlt
dafuͤr
,
es
thue
das
Geſtirne
,
bey
der
Zeugung
und
Geburt
des
Menſchen
,
vermittelſt
ſeiner
Influentz
,
eine
maͤchtige
Wirckung
.
Daferne
nun
dieſes
wahr
und
richtig
iſt
,
ſo
glaube
ich
gaͤntzlich
,
daß
ſich
,
nebſt
dem
uͤbrigen
wirckenden
Geſtirne
,
der
gantze
Zodiacus
oder
Thier-Creyß
,
bey
der
Zeugung
und
Geburt
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahrheit
und
Großweisheit
,
gar
ſehr
intereſſiret
,
und
ein
jedweder
Theil
,
derer
Zwoͤlfe
ſind
,
ins
beſondere
ſich
bemuͤhet
,
Ihnen
etwas
von
ſeiner
Natur
und
Eigenſchaft
einzufloͤſſen
.
Solches
wird
vornemlich
der
Widder
,
der
Stier
,
der
Krebs
,
der
Loͤwe
,
der
Scorpion
,
der
Steinbock
,
und
der
Stockfiſch
gethan
haben
;
woraus
dann
allerdings
etwas
Extraordinaires
erfolgen
muͤſſen
,
welches
in
ſeinem
Metier
excelliret
,
und
ein
groſſes
Aufſehen
in
der
Welt
machet
.
Dieſes
ſind
meine
zufaͤllige
Gedancken
,
und
meine
Hochachtung
gegen
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
iſt
eben
darum
deſto
groͤſſer
,
weil
ich
davor
halte
,
daß
Sie
in
einer
ſehr
genauen
Verwandtſchafft
mit
dem
Zodiaco
ſtehen
;
hoffe
anbey
,
Dieſelben
werden
geruhen
,
meine
gegenwaͤrtige
Dedication
,
die
aus
ſehr
guter
Meynung
geſchiehet
,
guͤtigſt
auf-
und
anzunehmen
.
Jedoch
noch
eines
:
Weil
ich
vor
alles
beſorget
bin
,
wobey
die
Ehre
und
Wohlfahrt
Ew.
Großgebohrn
,
Groſzgelahr-
und
Groſzweisheit
intereſſiret
,
ſo
kan
ich
mich
nicht
entbrechen
,
Sie
zu
bitten
und
zu
ermahnen
,
Ihnen
auch
zu
rathen
,
ins
kuͤnftige
das
Geſicht
nicht
immer
ſo
aufwaͤrts
gen
Him̃el
zu
kehren
,
noch
das
Maul
ſtets
ſo
offen
zu
halten
.
Denn
es
kommet
jetzo
der
Sommer
bald
wieder
herbey
,
und
die
Schwalben
werden
ſich
einfinden
;
da
dann
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
,
einmal
gar
leichtlich
einen
unangenehmen
Zufall
,
entweder
in
denen
Augen
,
oder
in
dem
Maul
haben
koͤnten
,
welches
mir
überaus
leid
zu
hoͤren
ſeyn
wuͤrde
.
Hiermit
empfehle
ich
mich
zu
Dero
beſtaͤndigen
unſchaͤtzbaren
Gewogenheit
,
und
verharre
mit
aller
aufrichtigen
Ergebenheit
,
Ew.
Groſzgebohrn
,
Groſzgelahr-
und
Groſzweisheit
,
Meines
Großgeehrteſten
auch
Großgeneigten
Herrn
und
vortrefflichen
Patrons
Freyburg
im
Mertzen
,
da
mir
einfiel
mit
Peter
Squentzen
zu
ſchertzen
,
und
im
Jahre
der
Welt
5678
.
nach
der
beſten
Rechnung
.
gehorſamer
Diener
Der
Autor
,
Jetzt
ungenannt
;
Sonſt
wohl
bekannt
.
P.
S.
Nachdem
Ew.
Großgebohrn
,
Großgelahr-
und
Großweisheit
in
der
hohen
Reputation
ſtehen
,
daß
Sie
Fragen
,
die
ſonſt
unaufloͤßlich
ſind
,
und
von
andern
nicht
beantwortet
werden
koͤnnen
,
ſonder
Mühe
entſcheiden
;
ich
aber
von
einigen
vorwitzigen
Leuten
geplaget
werde
,
allerhand
ſchwere
Fragen
zu
beantworten
,
ſo
bitte
ich
,
Dieſelben
wollen
geruhen
,
mir
in
geheim
zu
melden
:
1
)
Wie
des
Æſopi
Buckel
ausgeſehen
,
ob
er
nemlich
wie
ein
Comma
,
oder
wie
ein
Semicolon;
oder
wie
ein
Punctum
.
geſtaltet
geweſen
?
Ingleichen
was
die
Syrenen
vor
Lieder
geſungen
?
auch
ob
ſich
der
Baß
,
der
Tenor
,
der
Alt
,
der
erſte
u.
andere
Diſcant
dabey
hoͤren
laſſen
?
Solche
Bitte
thue
ich
darum
,
damit
ich
auf
dieſe
Weiſe
den
Vorwitz
derer
,
die
mich
mit
dergleichen
Fragen
vexiren
,
ſtillen
koͤnne
.
Ihnen
Ihres
Orts
werde
ich
vor
deren
Aufloͤſung
gar
ſehr
verbunden
ſeyn
.
Erklaͤhrung
des
Kupffers
:
Der
Gelehrte
Narr
ſitzet
in
ſeinem
Muſeo
,
mit
einem
Schlaff-Peltz
bekleidet
,
und
eine
groſſe
Peruque
aufhabende
.
Etliche
Affen
und
Haaſen
genieſſen
ſeines
Unterrichts
,
und
ſuchen
von
ſeinen
gelehrten
Diſcourſen
zu
profitiren
.
Ein
Affe
iſt
beſorget
,
die
Peruque
des
Gelehrten
Narrn
auszukaͤmmen
.
Der
Satyr
Silenus
,
von
dem
man
lieſet
,
daß
er
des
Bacchi
Pfleg-Vater
geweſen
,
ihn
auch
auf
ſeinen
Zug
nach
Indien
begleitet
,
haͤlt
dem
Gelehrten
Narrn
ein
groſſes
Buch
vor
,
aus
welchem
ein
unartiger
Affe
ein
Blat
reiſſet
,
und
ſeinen
Hinterſten
damit
wiſchet
.
Von
dieſem
Sileno
iſt
hierbey
noch
dieſes
zu
mercken
,
daß
er
ſonſt
auf
einem
Eſel
reitende
,
und
ſtets
truncken
,
pfleget
vorgeſtellet
zu
werden
.
Der
Gelehrte
Narr
will
dem
unartigen
Affen
,
ſeiner
Boßheit
wegen
,
mit
einem
Stecken
auf
den
Kopf
ſchlagen
.
Ein
anderer
Satyr
aber
præſentiret
dem
Gelehrten
Narrn
eine
angeſteckte
Pfeiffe
Toback
,
ſeinen
Zorn
dadurch
zu
beſaͤnfftigen
.
Unten
beym
Gelehrten
Narrn
ſtehet
eine
Bouteille
mit
Bier
und
ein
Glaß
,
weil
er
immer
durſtig
iſt
,
und
ſehr
gerne
zu
trincken
pfleget
.
Vorrede
.
An
den
Nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehenen
und
geehrten
Leſer
.
ICh
habe
eben
jetzo
,
in
meiner
Dedication
an
Petern
Baron
von
Squentzen
geſchertzet
;
aber
mit
dem
nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehenen
und
geehrten
Leſer
muß
ich
in
dieſer
Vorrede
ernſtlich
reden
.
Vor
allen
Dingen
bitte
ich
,
man
wolle
uͤberhaupt
nicht
,
weder
von
dem
Titel
,
noch
von
der
Dedication
,
noch
von
dem
gantzen
Inhalt
des
Tractats
uͤbel
,
ſondern
viel
lieber
gelinde
urtheilen
,
weil
es
eine
gantz
ſonderbare
Beſchaffenheit
damit
hat
,
ohne
welche
das
Buch
nimmermehr
zum
Vorſchein
gekommen
ſeyn
wuͤrde
.
Hiernechſt
erſuche
ich
auch
den
nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehenen
und
geehrten
Leſer
,
daß
er
nicht
etwa
auf
die
Gedancken
gerathen
wolle
,
ob
trachtete
ich
,
mich
uͤber
die
Gelehrſamkeit
,
und
die
,
ſo
Profeſſion
davon
machen
,
oder
uͤber
gute
Academiſche
Gewohnheiten
zu
moquiren
,
und
mein
Geſpoͤtte
damit
zu
treiben
.
Man
thue
mir
hierinnen
ja
nicht
unrecht
.
Denn
ich
verſichere
auf
mein
Gewiſſen
,
daß
mir
nie
ein
dahin
zielender
Gedancke
in
den
Sinn
gekommen
,
und
ich
habe
in
ſolcher
Intention
die
Feder
gar
nicht
angeſetzet
.
Au
contraire
,
der
Werth
wahrer
und
vernuͤnftigen
Gelehrten
iſt
mir
nicht
unbekannt
,
und
ich
verehre
einen
jedweden
,
nach
ſeiner
Ordnung
und
der
Claſſe
,
worzu
er
gehoͤret
,
gebuͤhrender
maſſen
.
Ich
weiß
,
wie
hoch
ein
Theologus
zu
halten
,
der
eine
gruͤndliche
Theologiſche
Gelehrſamkeit
,
und
eine
Apoſtoliſche
Gabe
zu
predigen
,
zu
lehren
und
zu
unterrichten
beſitzet
,
ſein
Amt
wohl
beſorget
,
deſſen
eigenes
Leben
und
Wandel
auch
mit
ſeiner
Lehre
fein
richtig
harmoniret
und
uͤbereinſtimmet
.
Ach
ein
ſolcher
Mann
iſt
werth
,
daß
man
ihn
zehenfaͤltig
ehre
und
liebe
.
Einem
Juriſten
,
der
das
ſeinige
recht
gelernet
,
und
recht
verſtehet
,
gebuͤhret
ebenfalls
alles
Lob
,
wann
er
keine
andern
als
ſolche
Sachen
zu
defendiren
auf
ſich
nimmet
,
ſo
die
Gerechtigkeit
wircklich
zur
Seite
haben
,
oder
die
er
doch
zum
wenigſten
,
ſeiner
Meynung
nach
,
vor
gerecht
haͤlt
,
ſolte
er
ſich
auch
irren
;
hernach
aber
ſeiner
Parthey
mit
aller
Treue
und
Aufrichtigkeit
dienet
.
Und
wer
wolte
einen
Medicum
nicht
æſtimiren
und
hoch
halten
,
da
wir
in
der
Schrifft
ſelber
leſen
,
daß
man
den
Artzt
ehren
ſolle
.
Es
muß
aber
der
Medicus
ſeine
Profeſſion
ex
fundamento
verſtehen
,
die
Gabe
haben
cauſam
Morbi
einzuſehen
und
zu
erforſchen
,
auch
ſeine
Patienten
mit
gebuͤhrender
Treue
und
Sorgfalt
bedienen
und
abwarten
.
Alle
andere
Gelehrte
,
wie
ſie
Namen
haben
,
und
in
was
vor
Aemtern
dieſelben
ſtehen
,
wann
ſie
eine
wahre
,
von
der
Pedanterey
und
falſchen
Vorurtheilen
befreyete
Gelehrſamkeit
,
nebſt
einem
geſunden
Judicio
beſitzen
,
ſind
lauter
theure
und
venerable
Maͤnner
in
meinen
Augen
,
abſonderlich
wann
ſie
auf
Schulen
und
Univerſitaͤten
lehren
und
unterrichten
.
Wackerer
und
fleißiger
Schulmaͤnner
ihre
Muͤhe
wird
auf
Erden
ſelten
gebuͤhrend
belohnet
.
Es
ſind
Maͤrtyrer
,
welche
erſt
ihre
rechte
Belohnung
,
und
die
Crone
vor
ihre
Arbeit
,
in
dem
Himmel
erwarten
muͤſſen
.
Aber
wie
viele
Maͤnner
haben
wir
nicht
,
die
gantz
anders
beſchaffen
ſeynd
,
ob
ſie
gleich
gelehrte
heiſſen
,
und
unter
die
Zahl
derer
Gelehrten
gerechnet
werden
,
weil
ſie
auf
Schulen
und
Univerſitaͤten
geweſen
,
daſelbſt
inſcribiret
,
auch
wohl
zu
ſolchen
Aemtern
und
Bedienungen
gelanget
ſind
,
die
anders
nicht
,
als
mit
wahren
und
Weisheits-vollen
Gelehrten
,
ſo
mit
dem
geſundeſten
Verſtande
begabet
,
ſolten
beſetzet
ſeyn
.
Was
desfalls
oͤffters
die
Urſache
iſt
,
daß
ſich
nemlich
dergleichen
verkehrte
Leute
unter
denen
Gelehrten
befinden
,
ſolches
wird
der
nach
Standes-Gebühr
angeſehene
und
geehrte
Leſer
zwar
in
dieſem
Tractat
zur
Gnuͤge
angefuͤhret
finden
;
allein
es
kan
nicht
ſchaden
,
wann
ich
auch
,
gleich
allhier
in
der
Vorrede
,
etwas
davon
gedencke
,
weil
ohne
diß
allemal
die
Vorrede
eine
Emphaſis
von
dem
gantzen
Wercke
ſeyn
ſolle
,
dem
ſie
vorgeſetzet
iſt
.
Elende
Stuͤmper
und
verkehrte
Gelehrte
kommen
erſtlich
daher
,
wann
man
Gemuͤther
gleichſam
bey
denen
Haaren
zum
Studieren
ziehet
,
die
entweder
keine
Luſt
,
oder
keine
Gaben
,
oder
wohl
von
beyden
nichts
darzu
haben
.
Was
koͤnte
oder
wolte
doch
wohl
aus
dergleichen
Leuten
werden
?
nichts
,
ſondern
ſie
bleiben
geſchnitzte
Hoͤltzer
und
ſtumme
Goͤtzen
,
denen
der
benoͤthigte
Geiſt
und
das
Leben
fehlet
.
Einen
Knaben
und
Schuͤler
,
welchen
man
denen
Studiis
widmet
,
ſolle
man
vorhero
wohl
erforſchen
,
ob
er
Luſt
und
Liebe
darzu
hat
?
ingleichen
ob
er
mit
einer
gluͤcklichen
Memoria
,
einem
herrlichen
Ingenio
und
guten
Judicio
verſehen
iſt
.
Findet
man
ihn
damit
begabet
,
ſo
ziehe
er
voller
Hoffnung
auf
Gymnaſia
und
Univerſitaͤten
,
und
die
Hoffnung
wird
erfuͤllet
,
wann
er
nur
nicht
das
Ungluͤck
hat
,
daß
er
in
boͤſe
Geſellſchaften
verfaͤllet
,
mit
denen
er
die
edle
Zeit
verſchwendet
,
und
dabey
,
aller
ſchoͤnen
Gaben
ungeachtet
,
dennoch
ein
Jgnorant
bleibet
.
Findet
man
bey
Knaben
und
Schuͤlern
die
vorbeſagten
Dinge
nicht
,
als
unumgaͤngliche
Requiſita
,
die
bey
denen
Studiis
erfordert
werden
,
ſo
laſſe
man
ſie
ja
eine
andere
Profeſſion
erwehlen
;
oder
es
wird
gantz
gewiß
nichts
aus
ihnen
.
Ferner
gereichet
es
der
Gelehrſamkeit
zu
einem
groſſen
tort
,
wann
man
auf
ſich
nimmet
,
und
ſich
vorſetzet
,
allzuviele
Wiſſenſchaften
,
und
allzuviele
Sprachen
,
auf
einmal
zu
erlernen
.
Ein
jedweder
muß
allerdings
dahin
trachten
,
in
demjenigen
Studio
,
wovon
er
eigentlich
Profeſſion
machen
will
zu
excelliren
,
und
ein
vollkommener
Meiſter
darinnen
zu
werden
.
Beſitzet
er
nun
auch
,
nebſt
der
Mutter-Sprache
,
noch
zwey
,
drey
,
vier
biß
fuͤnf
andere
Sprachen
,
wovon
einige
vielleicht
ohne
diß
von
dem
Studio
,
das
man
zu
ſeiner
Profeſſion
erwehlet
hat
,
inſeparable
ſind
,
ſo
iſt
es
deſto
beſſer
,
nuͤtzlicher
und
ruͤhmlicher
.
Man
mag
auch
wohl
in
zwey
oder
drey
,
bis
vier
,
Gattungen
von
Studiis
ſuchen
ein
Meiſter
zu
werden
;
wie
es
dann
z.
E.
weder
einem
Theologo
,
noch
einem
Juriſten
,
noch
einem
Medico
,
etwas
ſchweres
iſt
,
zu
gleicher
Zeit
ein
guter
Hiſtoricus
und
vernuͤnftiger
Philoſophus
zu
ſeyn
;
und
es
klinget
von
einem
Juriſten
gar
ſchoͤn
,
wann
man
von
ihm
ſaget
:
Er
iſt
auch
ein
trefflicher
Publiciſt
.
Allein
wir
wiſſen
ja
,
daß
es
nicht
wenig
Gelehrte
giebet
,
welche
ſich
auf
zwantzig
bis
zwey
und
dreyſig
und
noch
mehr
Sprachen
legen
,
Verſe
darinnen
machen
,
und
prætendiren
vollkommene
Meiſter
ſolcher
Sprachen
,
ingleichen
von
zwantzig
andern
Wiſſenſchaften
zu
ſeyn
;
obwohl
eine
von
der
andern
gar
ſehr
unterſchieden
,
und
ſo
beſchaffen
,
daß
faſt
zu
einer
jedweden
ein
eigener
Mann
erfordert
wird
.
Ich
meines
Orts
zweiffele
demnach
,
daß
es
rathſam
und
thunlich
,
wann
einer
der
Jura
ſtudiret
,
mit
der
Hebraͤiſchen
,
Chaldaͤiſchen
,
Syriſchen
,
Arabiſchen
,
Malabariſchen-
und
Hottentoten-Sprache
ſich
den
Kopf
verwirret
;
oder
ſich
allzuſehr
mit
der
Phyſica
und
Chymie
vermenget
;
oder
aber
ſich
beſtrebet
,
es
denen
alten
Egyptiern
in
ihrer
Hieroglyphiſchen
Schreib-Art
gleich
zu
thun
;
geſchweige
wann
man
ſich
etwa
gar
bemuͤhet
,
ein
Meiſter
in
der
Steganographia
Sympathetica
zu
werden
.
Von
ſo
unzehligen
Jdéen
nun
wird
der
Kopf
confundiret
;
woraus
nachgehends
erſchreckliche
Lapſus
Judicii
diſcretivi
entſtehen
.
Endlich
kommet
eine
ſtarcke
Diſtraction
bey
noch
ſehr
guten
Jahren
darzu
,
und
hiermit
iſt
der
Narr
da
.
Er
ſeines
Orts
bildet
ſich
zwar
wohl
ein
,
weit
mehr
als
ſonſt
alle
Gelehrte
zu
wiſſen
,
meynet
auch
,
daß
andere
Menſchen
,
die
keine
Studia
haben
,
gegen
ihn
ein
bloſſes
nichts
,
ja
wohl
gar
Beſtien
ſeyen
.
Allein
er
iſt
und
bleibet
ein
Narr
und
purer
Pedant
,
der
wie
ein
Papagey
herſchwatzet
,
was
er
von
andern
gehoͤret
,
oder
in
ihren
Schriften
aufgeklaubet
;
keinesweges
aber
capable
iſt
,
uͤber
eine
vorkommende
Materie
ſelber
ein
geſundes
Urtheil
zu
faͤllen
.
Academiſche
Titel
,
wann
ſie
tumme
einfaͤltige
Schoͤpfe
an
ſich
bringen
,
die
nichts
gelernet
haben
,
thun
ebenfalls
eine
gantz
greuliche
Wirckung
.
Denn
der
tumme
und
einfaͤltige
Schoͤps
,
ſo
bald
er
damit
pranget
,
vermeynet
,
er
muͤſſe
nunmehro
groß
thun
,
ſtoltz
und
hoffaͤrtig
ſeyn
,
mithin
andere
Menſchen
nur
uͤber
die
Schultern
anſehen
,
weshalb
er
ſich
ſolche
Airs
und
Minen
giebet
,
die
nicht
affectirter
ſeyn
koͤnnen
.
Er
ſpricht
wenig
,
damit
er
ſeine
Jgnorantz
nicht
verrathe
;
es
waͤre
dann
,
daß
bißweilen
eine
lateiniſche
Paſſage
,
oder
etliche
Phraſes
,
ihm
entfahren
,
die
er
in
dem
Seneca
,
in
dem
Cicerone
,
in
dem
Ariſtotele
,
oder
in
andern
alten
Autoribus
geleſen
,
und
ſie
nunmehro
mit
groſſer
Autoritaͤt
daher
ſaget
.
Der
Doctor-Licentiaten-Magiſter-
und
andere
Academiſche
Titel
,
jedweder
nach
ſeiner
Art
und
Proportion
,
ſind
,
wie
alle
vernuͤnftige
Menſchen
ſolches
erkennen
und
bekennen
,
etwas
vortreffliches
,
und
aller
Ehren
wuͤrdiges
.
Aber
es
muß
mit
der
Perſon
,
die
einen
dergleichen
Titel
fuͤhret
,
ſo
beſchaffen
ſeyn
,
daß
der
Titel
durch
ihre
Geſchicklichkeit
,
Gelehrſamkeit
und
Tugenden
eben
ſo
ſehr
,
ja
faſt
noch
mehr
,
als
die
Perſon
durch
den
Titel
,
geehret
und
anſehnlich
gemachet
werde
.
Wo
dieſes
nicht
iſt
,
ſondern
der
Herr
Doctor
,
der
Herr
Licentiat
,
der
Herr
Magiſter
&
c.
iſt
etwa
ein
Pedant
,
ein
Toͤlpel
und
Eſel
in
der
Haut
,
der
weder
wahre
Gelehrſamkeit
und
Geſchicklichkeit
,
noch
Tugenden
und
Meriten
beſitzet
,
ſo
bedeutet
ſein
gantzer
Academiſcher
Titel
nichts
.
Wer
das
Contrarium
behaupten
wolte
,
muͤſte
billigen
,
daß
auch
unvernuͤnfftigen
Creaturen
,
vors
Geld
,
Academiſche
Titel
beygeleget
wuͤrden
,
als
wie
die
Univerſitaͤt
zu
Padua
,
in
Italien
,
bereits
in
dem
Ruff
ſtehet
,
als
ob
daſelbſt
Eſel
zu
Doctoren
gemachet
wuͤrden
;
und
daß
man
hernach
dergleichen
graduirte
Creaturen
vor
das
erkennen
muͤſte
,
worzu
ſie
von
dieſer
oder
jener
Univerſitaͤt
gemachet
worden
.
Aber
ferne
ſeye
von
uns
dieſes
.
Univerſitaͤten
haben
zwar
das
Privilegium
von
Kaͤyſern
,
Koͤnigen
u.
maͤchtigen
Fürſten
,
auch
in
Roͤmiſch-Catholiſchen
Landen
von
Paͤbſten
,
daß
ſie
Doctores
,
Licentiatos
,
Magiſtros
,
Baccalaureos
&
c.
creiren
koͤnnen
.
Allein
ſie
ſollen
lauter
gelehrte
,
tuͤchtige
,
geſchickte
,
mit
Tugenden
und
guten
Qualitaͤten
geſchmuͤckte
Subjecta
darzu
nehmen
;
Jgnoranten
,
Pedanten
,
grobe
und
unvernuͤnfftige
Leute
hingegen
abgewieſen
werden
.
Handelt
man
darwider
,
ſo
gereichet
es
der
gelehrten
Welt
zur
Schande
,
und
dem
Publico
zum
Schaden
.
Denn
man
vertrauet
bißweilen
einer
graduirten
Perſon
ein
Amt
an
,
und
vermeynet
mit
ihr
wohl
verſorget
zu
ſeyn
,
weil
ſie
einen
Academiſchen
Titel
fuͤhret
.
In
kurtzer
Zeit
aber
aͤuſſert
ſich
das
Widerſpiel
,
und
da
leiden
gantze
Gemeinden
daruͤber
Noth
.
Ein
ſehr
groſſes
Elend
,
bey
dem
gantzen
gelehrten
Weſen
,
iſt
bißhero
auch
wohl
dieſes
mit
geweſen
,
daß
man
ſich
ſo
gar
genau
u.
ſtreng
an
die
Meynungen
alter
Philoſophorum
,
u.
anderer
laͤngſt
verſtorbenen
Gelehrten
gebunden
,
und
kein
eigenes
geſundes
Urtheil
dargegen
auf
kommen
noch
guͤltig
ſeyn
laſſen
wollen
.
Daruͤber
haben
die
wackerſten
gelehrten
Maͤnner
vielfaͤltig
geklaget
,
wie
auch
noch
gantz
neulich
geſchehen
,
da
man
den
hohen
Geiſt
des
vor
ſechs
Monaten
erblaſſeten
,
und
zu
ſeiner
ewigen
Ruhe
gegangenen
weltberuͤhmten
Thomaſii
in
einer
gewiſſen
,
uͤber
ſeinen
Todt
gehaltenen
vortrefflichen
Rede
,
auf
das
loͤblichſte
und
gerechteſte
bewundert
hat
.
Der
Freyheit-liebende
Thomaſius
heiſſet
es
in
derſelben
Rede
unter
andern
,
trat
zu
einer
ſolchen
Zeit
auf
den
Schau-Platz
der
gelehrten
Welt
,
da
die
Welt-Weisheit
,
und
mit
derſelben
faſt
die
gantze
Gelehrſamkeit
,
durch
tauſend
haͤßliche
Larven
derer
ſchaͤdlichſten
Vorurtheile
,
inſonderheit
des
Ehranſehens
und
Alterthums
,
auf
das
abſcheulichſte
verunſtaltet
war
.
Ariſtoteles
,
Thomas
,
Scotus
,
Occam
,
Lombardus
,
Porcianus
,
Carteſius
,
wurden
,
wo
nicht
als
Philoſophiſche
Goͤtter
,
doch
zum
wenigſten
als
allgewaltige
Monarchen
des
Reichs
der
Welt-Weisheit
angebetet
.
Man
hatte
ihren
Meynungen
,
unverdient
,
die
Verbindlichkeit
geſtrenger
Geſetze
beygeleget
,
und
hielte
es
gleichſam
vor
ein
Verbrechen
der
beleidigten
Majeſtaͤt
,
von
denenſelben
nur
eine
Haar-breit
abzuweichen
.
Vernunfft-Natur-
und
Sitten-Lehre
waren
durch
die
ungereimte
Vermiſchung
der
Scholaſtiſchen
Metaphyſic
,
nichts
als
ein
reicher
Vorrath
von
leeren
und
duncklen
Woͤrtern
.
Der
hohe
Geiſt
des
Thomaſius
kunte
ſich
unmoͤglich
zu
einer
ſo
niedertraͤchtigen
Sclaverey
bequemen
,
und
die
noch
ſo
Centnerſchweren
Ketten
der
Pedanterey
,
waren
nicht
vermoͤgend
ihn
in
dem
tieffen
Kercker
der
duncklen
Unwiſſenheit
gefangen
zu
halten
.
Er
riſſe
dieſe
Bande
ruͤhmlichſt
entzwey
;
er
zerbrach
die
Thuͤren
eines
unertraͤglichen
Gefaͤngniſſes
;
er
erhube
ſich
,
als
ein
munterer
Adler
,
zu
dem
hellſtrahlenden
Licht
der
Sonnen-klaren
Wahrheit
:
ja
,
ſein
Lobens-wuͤrdiges
Beyſpiel
ermunterte
viele
zu
einer
glücklichen
Nachfolge
.
Nunmehro
beſtritte
er
,
mit
faſt
unuͤberwindlichen
Waffen
,
die
in
der
Vernunfft-Lehre
eingeriſſenen
Irrthuͤmer
.
Nunmehro
zeigte
er
einen
gebaͤhntern
Weg
in
ſcharfſinniger
Erkaͤnntniß
der
Wahrheit
gluͤcklicher
fortzukom̃en
.
Nunmehro
widerlegte
er
die
irrigen
Lehr-Saͤtze
derer
Carteſianer
vom
Weſen
des
Geiſtes
.
Nunmehro
entdeckte
er
die
Maͤngel
der
Ariſtoteliſchen
Ethic
,
und
that
zulaͤnglichere
Vorſchlaͤge
,
die
Sitten-Lehre
,
benebſt
einen
vernuͤnfftigen
Begriff
von
denen
Leidenſchafften
des
Gemuͤthes
ſich
bekannt
zu
machen
.
Nunmehro
continuirte
er
,
auf
den
von
Grotius
und
Puffendorffen
im
Rechte
der
Natur
gelegten
Grund
fortzubauen
ſuchte
,
inſonderheit
des
letztern
Grund-Saͤtze
auf
das
gruͤndlichſte
zu
erlaͤutern
,
und
gab
ſich
alle
erſinnliche
Muͤhe
,
dieſen
ſo
unentbehrlichen
Theil
der
Gelehrſamkeit
von
allen
Scholaſtiſchen
Verwirrungen
,
vollkommen
zu
befreyen
.
Sind
dieſes
noch
nicht
Zeugniſſe
genug
,
welche
die
edlen
Verrichtungen
ſeines
hohen
Geiſtes
,
in
Verbeſſerung
der
Welt-Weisheit
unwidertreiblich
bekraͤfftigen
,
ſo
wird
mir
vergoͤnnet
ſeyn
,
dieſes
alles
mit
denen
ſinnreichen
Worten
des
gelehrten
Heumanns
auszudrücken
,
welcher
in
der
Abhandlung
von
der
natürlichen
Geſchicklichkeit
zu
Philoſophiren
,
nicht
nur
diejenige
,
welche
die
gütige
Natur
dem
vortrefflichen
Thomaſius
mitgetheilet
,
mit
denen
Sternen
erſter
Groͤſſe
vergleichet
,
ſondern
auch
mit
recht
nachdruͤcklichen
Redens-Arten
von
demſelben
folgende
merckwürdige
Abbildung
machet
:
Was
Luther
in
der
Reformation
der
Theologie
geleiſtet
;
faſt
eben
ſo
viel
hat
der
Herr
Thomaſius
gethan
in
der
Reformation
der
Philoſophie
.
Denn
wer
kan
wohl
laͤugnen
,
daß
er
mit
groͤſter
Hertzhaftigkeit
die
eingeriſſenen
Irrthuͤmer
und
Pedantereyen
angegriffen
,
die
Vorurtheile
ſo
wohl
derer
Ariſtotelicker
,
als
Carteſianer
mit
ſtarcken
Waffen
beſtritten
,
die
Vernunfft-
und
Sitten-
Lehre
,
wie
auch
das
Recht
der
Natur
in
eine
gantz
neue
aber
auch
recht
ſchoͤne
Verfaſſung
gebracht
hat
?
Waͤre
Thomaſius
nicht
gekommen
,
ſo
ſeufftzeten
wir
vielleicht
noch
unter
dem
Joch
der
alten
Philoſophie
,
und
muͤſten
uns
mit
leeren
Schaalen
abſpeiſen
laſſen
.
Aber
nachdem
dieſer
den
Durchbruch
gemachet
,
ſo
ſind
durch
ſeine
Schrifften
vielen
die
Augen
aufgegangen
ꝛc
.
Alsdenn
faͤhret
der
Redner
noch
ferner
fort
,
zum
Ruhm
des
Thomaſius
zu
ſagen
:
Er
ſahe
mehr
als
zu
wohl
,
daß
die
damals
uͤbliche
Schulfuͤchſiſche
Rhetorica
die
wahrhafte
Urſache
des
Verderbs
der
nuͤtzlichen
Beredſamkeit
war
,
und
daß
die
unrechtmaͤßige
Verachtung
der
teutſchen
Sprache
hierzu
nicht
wenig
beytrug
.
Daher
ermangelte
er
nicht
,
ſeines
Orts
alles
moͤgliche
beyzutragen
,
was
zur
Wiederherſtellung
der
faſt
verlohren
gegangenen
wahren
Beredſamkeit
gereichen
kunte
.
Er
gab
ſelbſt
zur
Deutlichkeit
und
Artigkeit
der
Rede
,
in
denen
Stunden
,
ſo
zum
Unterricht
der
teutſchen
Schreib-Art
aus
geſetzet
waren
,
geſchickte
Anleitung
.
Er
lehrete
ſelbſt
die
teutſche
Redner-Kunſt
,
und
machte
dabey
ſolche
Erinnerungen
,
welche
aus
dem
Weſen
der
Beredſamkeit
ihren
Urſprung
hatten
,
und
mit
denen
Umſtaͤnden
gegenwaͤrtiger
Zeit
vollkommen
uͤberein
kommen
.
Da
wo
dieſer
alles
Lobes-wuͤrdiger
Redner
etwas
von
dem
Lebens-Wandel
des
Welt-beruͤhmten
Thomaſii
mit
einflieſſen
laͤſſet
,
ſpricht
er
:
Einen
hohen
Geiſt
zu
beſitzen
,
und
die
Klugheit
zu
leben
verſtehen
,
klüglich
zu
handeln
und
tugendhafft
zu
leben
,
ſind
von
einander
ſo
wenig
abzuſondern
,
als
das
Licht
von
der
Sonnen
,
als
der
Glantz
vom
gediegenen
Golde
.
Nunmehro
,
nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehener
und
geehrter
Leſer
!
wird
es
auch
nicht
undienlich
ſeyn
,
wann
ich
allhier
mit
anfuͤhre
,
was
der
zu
ſeiner
ewigen
Ruhe
gegangene
weltberuͤhmte
Thomaſius
in
ſeinen
kleinen
teutſchen
Schrifften
No.
7.
pag.
366.
von
der
edlen
Freyheit
ſelber
etwas
vernunftiges
zu
dencken
und
zu
lehren
,
ohne
ſich
an
die
Meynungen
anderer
zu
kehren
,
ſchreibet
.
Daſelbſt
heiſſet
es
nemlich
:
„
Wir
ſind
in
unſerer
kleinen
Geſellſchaft
zufrieden
,
wann
wir
unſere
edle
und
der
Vernunfft
gemaͤſſe
Freyheit
und
Ruhe
erwegen
,
deren
wir
,
durch
den
gnaͤdigſten
Willen
und
Befehl
unſers
Großmaͤchtigſten
Landes-Vaters
genieſſen
.
Denn
eines
Theils
ſind
wir
Lehrende
vergnuͤgt
,
daß
hoͤchſtgedachte
Se.
Churfl.
Durchl.
allen
und
jeden
,
die
ſich
anders
vor
capable
halten
was
rechtſchaffenes
zu
lehren
,
ohne
Anſehen
des
Standes
,
und
ohne
Einſchraͤnckung
derer
Lehren
gnaͤdigſt
erlaubet
,
dasjenige
der
ſtudierenden
Jugend
beyzubringen
,
was
wir
mit
unſerer
geſunden
Vernunfft
begreiffen
,
und
was
folglich
dem
gemeinen
Weſen
und
der
Ruhe
des
Staats
nicht
zuwider
iſt
,
auch
nicht
zuwider
ſeyn
kan
.
Wir
ſind
weder
an
Ariſtotelem
noch
Carteſium
,
weder
an
Galenum
noch
Hippocratem
,
weder
an
Bartolum
noch
Baldum
,
weder
an
Carpzovium
noch
Mevium
,
noch
an
einige
andere
Autoritaͤt
derer
Philoſophorum
,
Medicorum
und
Rechts-Gelehrten
gebunden
.
Wir
duͤrffen
uns
nicht
befahren
in
die
Haͤnde
der
heiligen
Inquiſition
zu
fallen
,
wann
wir
uns
gleich
weder
an
den
Thomam
noch
Scotum
,
noch
an
Albertum
halten
;
wann
wir
gleich
um
die
guͤldenen
Spruͤche
des
Magiſtri
Sententiarum
des
Ehrwuͤrdigſten
Lombardi
,
uns
gar
nichts
bekuͤmmern
,
und
wann
wir
uns
gleich
weigern
,
uns
unter
das
Faͤhnlein
des
Heil
.
Porciani
einſchreiben
zu
laſſen
.
Wir
duͤrffen
uns
nicht
fuͤrchten
,
daß
man
uns
werde
eines
Criminis
Læſæ
Majeſtatis
beſchuldigen
,
wann
wir
ſchon
den
Regem
Philoſophorum
und
Philoſophum
Regum
,
den
groſſen
Stagyriten
ein
bißgen
auslachen
,
und
wann
wir
ſagen
,
daß
wir
von
denen
Subtilitatibus
Metaphyſicis
,
denen
Syllogiſmis
in
Darapti
und
Felapton
,
denen
vier
Elementen
,
denen
qualitatibus
occultis
,
denen
Streitigkeiten
de
ſummo
bono
&
de
Præſtantia
Regni
electivi
und
ſucceſſivi
nicht
gar
zu
ſonderlich
viel
halten
.
Aus
denen
vorher
angezogenen
Paſſagen
derjenigen
Rede
,
wodurch
man
den
hohen
Geiſt
des
erblaſſeten
Thomaſius
bewundert
hat
,
erhellet
,
daß
dieſer
gelehrte
Redner
,
eben
ſo
,
wie
Thomaſius
und
andere
vernuͤnftige
Leute
gethan
und
thun
,
es
vor
unbillig
achten
,
wann
man
in
Teutſchland
ſich
gleichſam
ſchaͤmen
wollen
,
in
teutſcher
Sprache
auf
Univerſitaͤten
zu
lehren
,
oder
ein
Buch
in
ſolcher
Sprache
heraus
zu
geben
.
Ach
gewißlich
!
Auch
dieſer
thoͤrichte
Wahn
,
der
noch
in
dem
vorigen
Seculo
gewaltig
geherrſchet
,
hat
ſchon
manchen
ehrlichen
Teutſchen
verhindert
,
ein
recht
gelehrter
Mann
zu
werden
,
und
ein
eigenes
geſundes
Urtheil
zu
faͤllen
.
Denn
er
hat
keine
andern
als
lateiniſche
und
griechiſche
Buͤcher
,
die
gemeiniglich
ſchwer
und
dunckel
ſind
,
zu
Geſichte
bekommen
,
worinnen
er
wohl
einen
Hauffen
praͤchtige
Worte
geſehen
;
den
Sinn
und
Verſtand
derer
Autorum
aber
,
nicht
begreiffen
noch
daraus
ziehen
,
folglich
aber
auch
nicht
davon
profitiren
koͤnnen
.
Gleichwie
aber
Grotius
und
Puffendorff
,
Thomaſius
und
andere
vortreffliche
gelehrte
Maͤnner
,
welche
die
Pedanterey
angepfuyet
und
angeſpeyet
,
ja
ſie
gar
mit
Fuͤſſen
getreten
,
vielen
Gelehrten
anders
nicht
als
nur
den
Namen
nach
bekannt
ſind
,
welche
folglich
ihre
Schrifften
nicht
geleſen
,
noch
davon
profitiret
,
ja
von
einigen
wohl
gar
behauptet
werden
wollen
,
es
waͤren
ketzeriſche
und
gottloſe
Dinge
in
Thomaſius
Schrifften
enthalten
,
wannenhero
ſie
auf
keine
Weiſe
geleſen
werden
muͤſten
,
ob
ſie
dieſelben
gleich
ſelber
niemals
examiniret
;
alſo
iſt
gar
kein
Zweiffel
,
daß
ſich
auch
heutiges
Tages
nicht
noch
gar
viele
Pedanten
von
der
alten
Art
unter
unſern
Gelehrten
befinden
ſolten
,
und
es
wird
vielleicht
das
Pedantiſche
Unkraut
und
verwirrte
Weſen
in
der
gelehrten
Welt
,
noch
lange
nicht
koͤnnen
ausgerottet
werden
.
Mit
Namen
will
ich
meines
Orts
keinen
Pedanten
noch
andere
Gelehrte
nennen
,
die
aus
einem
gelehrten
Stoltz
und
Hoffart
zu
Narren
worden
ſind
.
Indeſſen
will
ich
doch
probiren
,
ob
ich
ſie
characteriſiren
,
oder
denenſelben
ſolche
Merckmahle
beylegen
kan
,
daran
man
ſie
gar
leichtlich
erkennen
mag
.
Ich
halte
nemlich
vor
einen
Pedanten
und
Narren
diejenigen
:
„
Der
Verachtung
,
Stoltz
und
Hochmuth
,
wegen
eingebildeter
Gelehrſamkeit
,
gegen
andere
Menſchen
blicken
,
und
ſich
duͤncken
laͤſſet
,
es
gebe
in
der
Welt
nicht
ſeines
gleiche
,
daher
auch
alles
vor
koſtbar
ja
unſchaͤtzbar
achtet
,
was
er
redet
,
thut
oder
ſchreibet
.
Item
:
„
Denjenigen
,
der
aus
einem
gelehrten
Stoltz
,
und
aus
Hoffart
,
nichts
anders
vorbringet
,
als
lauter
Sententien
und
ſolche
Dinge
,
die
von
andern
Autoribus
ſchon
vorlaͤngſt
geſaget
und
geſchrieben
worden
.
Ferner
:
„
Denjenigen
,
der
ſich
,
um
ſeiner
Academiſchen
Titel
willen
,
ſtoltz
und
hoffaͤrtig
,
ja
gantz
und
gar
unertraͤglich
anſtellet
;
da
man
doch
weiß
,
daß
er
eintzig
und
allein
ſeine
Bloͤße
damit
bedecket
,
in
der
Haut
aber
anders
nichts
als
ein
purer
Ignorant
iſt
.
Desgleichen
:
„
Denjenigen
,
welcher
denen
abſurden
Meynungen
derer
alten
Philoſophorum
,
Stoicorum
und
Scholaſticorum
mit
der
aͤuſſerſten
Hartnaͤckigkeit
anhanget
,
und
nicht
ein
Haar
breit
davon
abweichen
will
,
ob
gleich
andere
,
zu
unſeren
Zeiten
lebende
,
wackere
Maͤnner
,
ja
die
geſunde
Vernunfft
ſelber
,
und
die
taͤgliche
Erfahrung
das
Contrarium
lehren
.
Nichtweniger
:
„
Denjenigen
,
der
uͤber
Dinge
,
die
uns
nirgendswo
dentlich
offenbaret
ſind
,
die
niemand
jemals
mit
Augen
geſehen
,
niemals
mit
Ohren
gehoͤret
,
niemals
mit
Haͤnden
begriffen
,
niemals
mit
der
Naſe
berochen
,
niemals
mit
der
Zunge
belecket
oder
gekoſtet
,
die
folglich
unmoͤglich
ſo
zu
demonſtriren
,
daß
ſie
der
Menſch
mit
ſeinen
Sinnen
,
als
etwas
unfehlbares
und
vollkommen
gewiſſes
begreiffen
mag
,
ebenfalls
mit
der
groͤſten
Hartnaͤckigkeit
diſputiret
,
und
ſie
als
etwas
ausgemachtes
behaupten
will
,
auch
Buͤcher
,
ja
wohl
einen
und
noch
mehr
Folianten
davon
ſchreibet
.
Weiter
:
„
Denjenigen
,
welcher
zu
wiſſen
prætendiret
,
was
die
vor
vielen
hundert
,
ja
ein
,
zwey
biß
drey
tauſend
Jahren
verſtorbene
Gelehrte
gedacht
haben
,
wann
ſie
ſich
gleich
nirgendswo
uͤber
ihre
Gedancken
recht
deutlich
expliciret
;
und
dann
endlich
:
„
Denjenigen
,
der
ein
verdecktes
Eſſen
und
eine
Paſtete
von
Poſſibilitaͤten
hinter
der
andern
auf
den
Tiſch
fetzet
;
niemals
aber
etwas
reelles
vorbringet
,
das
zur
wircklichen
Nahrung
und
Speiſe
,
d.
i.
zu
einem
wahren
Nutzen
dienen
koͤnte
.
„
Von
dergleichen
verkehrten
Gelehrten
,
Pedanten
,
Jgnoranten
und
gelehrten
Narren
nun
,
wird
der
nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehene
und
geehrte
Leſer
eine
gute
Anzahl
luſtige
Hiſtoͤrgen
,
Satyriſche
Einfaͤlle
und
merckwurdige
Diſcurſe
in
dieſem
Tractat
aufgezeichnet
finden
,
dergeſtalt
,
daß
ich
hoffe
,
es
werde
einem
die
Zeit
nicht
lange
werden
,
der
ſich
die
Muͤhe
nimmet
,
das
Buch
zu
durchleſen
.
Kein
wahrer
Gelehrter
aber
,
deſſen
Wiſſenſchaften
mit
Weisheit
vergeſellſchafftet
,
der
folglich
eine
gute
und
kluge
Conduite
blicken
laͤſſet
,
mithin
ein
ruͤhmliches
Leben
u.
loͤbl
.
Wandel
fuͤhret
,
hat
ſich
nicht
des
geringſten
anzunehmen
,
noch
etwas
auf
ſich
zu
ziehen
.
Solches
bezeuge
ich
hiermit
nochmals
,
und
bin
verſichert
,
daß
alle
vernuͤnfftige
und
beſcheidene
Gelehrte
,
von
denen
ich
ein
aufrichtiger
Freund
und
ergebener
Diener
bin
,
die
menſchliche
Unvollkommenheit
erkennen
,
auch
dabey
glauben
,
daß
wir
die
rechte
Vollkommenheit
in
allen
Wiſſenſchafften
nicht
hier
in
dieſem
,
ſondern
erſt
in
jenem
Leben
erlangen
werden
.
Der
nach
Standes-Gebuͤhr
angeſehene
und
geehrte
Leſer
ſchencke
mir
ſeine
Gewogenheit
,
die
ich
jederzeit
ſehr
hoch
halten
werde
.
Solches
bittet
und
verſichert
Der
Autor
,
dieſes
zwar
geringen
doch
luſtigen
Tractats
.
Erſte
Abhandlung
.
DEr
Hochmuth
iſt
an
allen
Menſchen
uͤberhaubt
,
laſterhafft
und
blamable
.
Aber
nichts
iſt
laͤcherlicher
als
ein
ſtoltzer
und
hochmuͤthiger
Gelehrter
,
welcher
vermeynet
,
daß
er
einen
rechten
Geruch
der
Gelehrſamkeit
von
ſich
gaͤbe
,
der
die
Naſen
nicht
nur
dererjenigen
,
die
ſich
in
der
Naͤhe
bey
ihm
befinden
,
ſondern
auch
derer
die
ihn
von
weitem
ſehen
oder
hoͤren
,
mit
einem
balſamiſchen
Geiſt
anfuͤlle
;
ja
der
durch
ſeine
hochgelahrte
Gegenwart
,
alles
parfumire
,
und
wohlriechend
mache
.
Niemand
darff
zweiffeln
,
daß
nicht
dergleichen
abgeſchmackte
,
von
Stoltz
,
Hochmuth
und
eitlen
Einbildungen
ſtinckende
,
Thiere
unter
denen
Gelehrten
anzutreffen
,
welche
ſich
vor
Hoffart
ſelber
nicht
kennen
.
Die
Gelehrſamkeit
ſolte
zwar
allemal
von
der
Weisheit
begleitet
ſeyn
,
und
ſie
zu
einer
treuen
Geſellin
und
Geſpielin
haben
.
Allein
dieſe
iſt
,
leider
!
von
jener
,
oͤffters
weit
entfernet
;
worgegen
die
Narrheit
und
Thorheit
ihre
Stelle
bey
der
Gelehrſamkeit
vertritt
.
Denn
wo
der
Hochmuth
wohnet
,
da
mag
die
Weißheit
nicht
reſidiren
,
und
viele
Gelehrte
ſeynd
dergeſtalt
mit
hohen
Einbildungen
angefuͤllet
,
daß
ſie
auch
wohl
in
dem
Wahn
ſtehen
,
ſie
ſeyn
nicht
nur
vor
ihre
Perſon
weit
vortefflicher
als
andere
Menſchen
,
ſondern
es
muͤſſen
auch
ihre
Excrementa
viel
beſſer
als
eines
ſogenannten
Ungelehrten
ſeyn
,
oder
auch
eines
andern
Gelehrten
,
der
ihnen
an
vermeynter
Gelehrſamkeit
,
nicht
gleich
,
noch
mit
einem
Doctor-Licentiaten-Profeſſor-
und
Magiſter
oder
einem
andern
geiſtlichen
Titel
pranget
,
als
wie
ſie
.
Ein
Exempel
von
einem
ſolchen
Gelehrten
Narren
iſt
einer
gewiſſen
gantzen
Stadt
,
mir
aber
inſonderheit
bekannt
,
da
ein
ſicherer
,
vielleicht
noch
jetzo
lebender
,
hochgelahrter
Herr
ſeine
Magd
,
deswegen
,
weil
ſie
bey
hinwegtragung
und
ausraͤumung
ſeines
Nacht-Stuhls
geſaget
:
Pfuy
!
wie
ſtinckt
das
,
im
Zorn
,
und
mit
groſſer
Ernſthafftigkeit
angefahren
,
auch
in
die
laͤcherlichen
Worte
ausgebrochen
:
Menſch
!
was
redet
ihr
?
Das
kan
nicht
ſtincken
.
Es
gehet
ja
niemand
darauf
als
ich
,
und
ihr
muͤſſet
wiſſen
daß
ich
Doctor
bin
.
Wie
viele
von
Stoltz
und
Hochmuth
gantz
aufgeblaſene
,
mit
ihren
Academiſchen
Titeln
,
eben
wie
ein
Pfau
mit
ſeinem
praͤchtigen
Schwantze
,
ſtoltzierende
Gelehrte
findet
man
auch
ſonſt
nicht
,
welche
ſich
nicht
ſcheuen
in
oͤffentlichen
Compagnien
herauszuplatzen
und
zu
ſagen
:
Ich
bin
Doctor
,
ich
bin
Licentiat
,
ich
bin
Magiſter
;
Ergo
,
daß
muß
ich
beſſer
wiſſen
,
wann
ſie
gleich
hoͤchſt
unrecht
haben
,
und
ſolches
alle
andere
gegenwaͤrtige
vernuͤnfftige
Leute
begreiffen
.
Allein
ſie
ſtehen
in
dem
Wahn
es
gereiche
einem
Doctori
,
Licentiato
und
Magiſtro
,
item
einem
Geiſtlichen
Herrn
,
zur
groſſen
Schande
,
wann
er
der
geſunden
Vernunfft
etwas
nachgeben
ſolte
,
falls
er
von
dieſer
uͤberzeuget
wird
,
und
ſiehet
,
daß
er
ſich
in
einer
oder
der
andern
Sache
geirret
.
Der
Name
und
der
Titel
,
den
ſie
fuͤhren
,
und
die
nach
ihrer
Meynung
,
damit
verknuͤpffte
Autoritæt
,
wollen
allenthalben
den
Meiſter
ſpielen
,
dergeſtalt
,
daß
dergleichen
Gelehrte
Narren
gedencken
,
ein
jeder
muͤſſe
das
Maul
halten
,
und
nur
ſie
reden
laſſen
.
Ja
,
ſie
prætendiren
,
man
ſolle
nichts
vor
gut
und
recht
erkennen
,
welches
ſie
nicht
approbiren
;
da
ſie
doch
gemeiniglich
kein
Judicium
haben
,
und
nichts
wiſſen
,
als
was
andere
,
und
zwar
laͤngſt
vermoderte
,
und
verfaulte
,
Gelehrte
geſaget
und
geſchrieben
,
oder
nach
ihrer
Einbildung
gedacht
.
Sollen
ſie
aber
ſelber
etwas
dencken
reden
und
ſchreiben
,
was
ſich
auf
die
gegenwaͤrtige
Zeiten
und
Umſtaͤnde
ſchicket
,
da
iſt
niemand
zu
Hauſe
,
oder
es
klinget
alles
,
was
ſie
ſagen
und
ſchreiben
,
ſo
erbaͤrmlich
und
elend
,
daß
man
billig
daruͤber
ſeufftzen
muß
.
Eben
daher
hat
der
ungelehrte
Koͤnig
von
Franckreich
,
Ludovicus
XI.
Anlaß
genommen
,
ſich
uͤber
die
Gelehrten
zu
moquiren
,
und
zu
ſagen
:
Gluͤckſelig
iſt
derjenige
,
dem
unbekannt
iſt
,
was
die
Alten
,
und
ſchon
laͤngſt
vermoderten
,
gethan
,
geredet
,
geſchrieben
und
gedacht
;
dem
es
aber
doch
dabey
nicht
an
Vermoͤgen
und
Verſtande
gebricht
,
ſelber
zu
thun
,
zu
reden
,
zu
ſchreiben
und
zu
dencken
,
was
er
ſolle
.
Darzu
gab
ihm
hauptſaͤchlich
der
Cardinal
Beſſarion
Anlaß
,
der
ſich
an
dem
Koͤniglichen
Frantzoͤſiſchen
Hofe
als
Paͤbſticher
Legat
einfande
,
aber
allerhand
grobe
Schnitzer
wider
das
Hof-Ceremoniel
begieng
.
Den
Hertzog
von
Burgund
,
der
doch
,
gewiſſer
Maſſen
ein
Vaſall
des
Koͤnigs
von
Franckreich
geweſen
,
beſuchte
er
eher
als
den
Koͤniglichen
Frantzoͤſiſchen
Hof
,
und
war
gleichwohl
wegen
derer
Zwiſtigkeiten
,
welche
unter
dieſen
beyden
Hoͤfen
herrſcheten
,
vornemlich
von
dem
Pabſt
abgeſchicket
,
um
ſie
zu
ſchlichten
.
Wann
der
Koͤnig
mit
ihm
diſcurirte
,
und
die
Vorſtellungen
des
Paͤbſtlichen
Hofes
nicht
ſtatt
finden
laſſen
wolte
,
citirte
der
Cardinal
viele
Paſſagen
aus
einem
Griechiſchen
Tragœdien-Schreiber
Sophocle
,
aus
dem
Pindaro
einem
Griechiſchen
Pœten
,
und
aus
dem
Lycophron
,
der
ebenfalls
ein
Griechiſcher
Pœt
und
Grammaticus
geweſen
.
Zwiſchen
dem
Koͤnig
von
Franckreich
Ludvico
XI.
und
dem
Hertzog
von
Burgund
,
Carl
dem
Kuͤhnen
,
ſchwebete
ein
Streit
wegen
verſchiedener
an
der
Somme
gelegenen
Plaͤtze
,
welche
der
Koͤnig
von
Franckreich
,
Carolus
VII.
als
der
Vater
Ludovici
XI.
dem
Hertzog
von
Burgund
,
Philippo
Bono
,
der
ein
Vater
Carls
des
Kuͤhnen
geweſen
,
eingeraͤumet
gehabt
,
auf
daß
er
ihn
dadurch
von
ſeiner
Alliantz
mit
denen
Engelaͤndern
abziehen
moͤchte
;
worinnen
auch
Carolus
VII.
reuſſiret
hatte
Solche
Plaͤtze
wolte
nunmehro
Ludovicus
XI.
eben
wie
heutiges
Tages
die
Spanier
Gibraltar
,
und
die
Inſel
Minorca
,
in
dem
Mittelaͤndiſchen
Meer
,
wieder
haben
.
Weil
aber
der
Paͤbſtliche
Legat
,
Cardinal
Beſſarion
,
die
Partey
des
Hertzogs
von
Burgund
hielte
,
citirte
er
,
en
faveur
deſſen
vor
denen
Ohren
des
Koͤnigs
,
einige
Verſe
aus
dem
Menander
und
Calimacho
.
Nachdem
auch
der
Koͤnig
von
Franckreich
declarirte
,
daß
er
mit
denen
Schweitzern
und
dem
Hertzog
von
Lothringen
,
wider
den
Hertzog
von
Burgund
,
vereiniget
bleiben
wolte
,
ſo
bemuͤhete
ſich
der
Cardinal-Legat
,
dem
Koͤnig
aus
dem
Gorgias
,
einem
beruͤhmten
Sicilianiſchen
Advocaten
,
ingleichen
aus
dem
Platone
,
zu
beweiſen
,
daß
ſolches
dem
wahren
Intereſſe
des
Frantzoͤſiſchen
Hofes
nicht
gemaͤß
ſeye
.
Letzlich
hielte
Beſſarion
eine
ſo
lange
und
verdrießliche
,
auch
mit
vielen
Lateiniſchen
und
Griechiſchen
Terminis
angefuͤllete
,
Rede
gegen
den
Koͤnig
,
daß
dieſer
in
den
groͤſten
Zorn
daruͤber
geriethe
,
dem
Cardinal
in
ſeinen
venerablen
,
biß
auf
den
Nabel
herab
hangenden
,
Bart
fiele
,
und
ihm
eine
Hand
voll
Haare
aus
demſelben
rauffte
;
womit
ſich
die
Negociationes
dieſes
Cardinal-Legaten
endigten
.
Wann
nun
Gelehrte
,
von
der
Art
,
groſſen
Potentaten
vor
die
Augen
kommen
,
ſo
,
daß
dieſe
dergleichen
Pedantereyen
ſelber
hoͤren
und
ſehen
,
ſo
muß
man
ſich
nicht
wundern
,
im
Fall
Koͤnige
und
Fuͤrſten
,
bißweilen
,
eine
ſehr
ſchlechte
Meynung
von
Gelehrten
hegen
.
Denn
,
was
dem
Koͤnig
von
Franckreich
,
Ludovico
XI.
mit
dem
Cardinal
Beſſarion
begegnet
iſt
,
das
wiederfaͤhret
noch
heut
zu
Tage
manchem
Koͤnig
und
Fuͤrſten
,
daß
ihm
nehmlich
gelehrte
Leute
zu
Handen
ſtoſſen
,
welche
der
Gnade
genieſſen
,
vor
ihm
zu
diſcuriren
und
zu
raiſoniren
.
Ja
es
laͤſſet
ſich
dann
und
wann
,
ein
Potentat
ſelber
mit
ihnen
in
einen
Diſcurs
ein
Allein
an
ſtatt
,
daß
dergleichen
Gelehrte
,
zu
ſolchen
Zeiten
,
nur
nach
der
geſunden
Vernunfft
raiſoniren
,
und
ſich
huͤten
ſolten
nichts
was
dieſer
zu
wider
vorzubringen
;
au
contraire
,
durch
deren
Staͤrcke
,
einen
Koͤnig
,
oder
Fuͤrſten
,
von
der
Wahrheit
deſſen
,
was
ſie
behaupten
und
reden
wollen
uͤberzeugen
ſolten
,
machen
ſie
es
wie
der
naͤrriſche
,
mehr-erwehnte
,
Cardinal
Beſſarion
.
Diſcuriren
ſie
uͤber
etwas
,
das
doch
die
natuͤrliche
Billigkeit
betrifft
,
beruffen
ſie
ſich
auf
das
Corpus
Juris
,
auf
die
darinnen
enthaltenen
Inſtitutiones
und
Pandecten
,
auf
den
Codicem
&
c.
item
auf
das
Jus
Canonicum
.
Faͤllet
der
Discurs
auf
andere
Dinge
unterlaͤſſet
man
nicht
,
vor
denen
Ohren
groſſer
Potentaten
viele
ſich
auf
die
Materie
nicht
reimende
Paſſagen
aus
ſolchen
Scribenten
anzufuͤhren
,
und
deren
Namen
dabey
zu
nennen
,
die
vor
ein
,
zwey
und
mehr
tauſend
Jahren
geſtorben
ſind
.
Rouliren
aber
die
Raiſonnements
auf
die
Hiſtorie
ſo
ermangelt
man
ebenfalls
nicht
,
ein
halbes
Dutzent
und
noch
mehr
Autores
.
die
von
dieſer
oder
jener
Sache
geſchrieben
,
zu
allegiren
.
O
Eitelkeit
!
O
Thorheit
!
O
gelehrte
Narrheit
!
Gleichwohl
meynet
ein
ſolcher
Gelehrter
,
der
dieſes
thut
,
es
beſtehe
ſein
groͤſter
Ruhm
darinnen
,
und
er
weiß
ſich
deswegen
nicht
wenig
zu
bruͤſten
.
Weil
ich
mir
vorgenommen
hauptfaͤchlich
derer
Gelehrten
uͤbermaͤßigen
Stoltz
,
und
ihren
auf
eine
wahre
Narrheit
hinaus
lauffenden
Hochmuth
anzufechten
ingleichen
die
Tummheit
und
Einfalt
,
in
welche
viele
andere
Gelehrte
durch
die
Studia
verfallen
,
zu
zeigen
wolte
ich
wuͤnſchen
,
daß
die
Herren
Geiſtlichen
nicht
mitgetroffen
,
ſondern
gaͤntzlich
verſchonet
bleiben
moͤchten
.
Allein
es
iſt
bekannt
,
daß
der
Stoltz
und
Hochmuth
auch
uͤber
dieſen
Stand
ſeine
Herrſchafft
gewaltig
exerciret
;
bey
dem
doch
nichts
als
die
Demuth
ſtatt
finden
und
regieren
ſolte
.
viele
zwar
wandeln
in
der
Demuth
,
und
es
iſt
von
ihnen
aller
gelehrter
Stoltz
und
Hochmuth
verbannet
,
weil
ſie
mit
Paulo
wiſſen
und
bekennen
,
daß
alle
Gelehrſamkeit
und
Wiſſenſchafften
Stuͤckwerck
iſt
.
Ja
,
ſie
ruͤhmen
ſich
weiter
nichts
,
als
deſſen
,
was
ſich
Paulus
geruͤhmet
,
da
er
ſpricht
:
Ich
ruͤhme
mich
nicht
,
daß
ich
etwas
wuͤſte
,
ohne
allein
ꝛc
.
Dergleichen
Geiſtliche
nun
ſind
hundertfacher
Ehren
werth
.
Indeſſen
finden
ſich
wiederum
andere
Geiſtliche
,
welche
vor
gelehrten
Stoltz
und
Hochmuth
ſtincken
,
mithin
allen
andern
Menſchen
gantz
unertraͤglich
fallen
.
Davon
wiſſen
gewiſſe
Staͤdte
Flecken
und
Doͤrffer
,
die
der
Himmel
mit
hochmuͤthigen
Geiſtlichen
geſtraffet
,
ein
Lied
zu
ſingen
;
und
ich
will
gleich
allhier
nur
ein
einziges
Exempel
anfuͤhren
.
Es
giebt
viele
Dorff-
und
andere
Pfarrer
,
die
mehr
als
eine
Kirche
und
Gemeinde
zu
beſorgen
haben
.
Dieſelbe
Kirche
nun
,
wo
der
Herr
Paſtor
wohnet
,
heiſſet
Mater
.
Die
andere
iſt
Filia
,
wird
insgemein
nur
das
Filial
genannt-
und
die
Herren
Paſtores
ſind
oͤffters
obligirt
,
ſich
dahin
zu
begeben
,
um
den
Gottesdienſt
,
und
was
ſonſt
ihres
Amtes
iſt
,
allda
abzuwarten
.
Auf
einem
gewiſſen
,
in
einem
Teutſchen
Fuͤrſtenthum
liegenden
,
Dorffe
nun
,
ſtarb
vor
ungefaͤhr
eilff
Jahren
der
alte
Pfarrer
,
und
ſeine
Stelle
ward
mit
einer
Perſon
beſetzet
,
die
ſich
zehen
Jahre
auf
Univerſitæten
aufgehalten
,
auch
bereits
den
Academiſchen-Titel
eines
Magiſtri
angenommen
hatte
.
Weil
er
nun
,
gleich-
wie
ſein
Anteceſſor
,
ſich
nicht
Diſpenſiren
koͤnnen
,
zu
behoͤrigen
Zeiten
,
auf
das
Filial
zu
gehen
,
und
der
Schulmeiſter
,
der
zugleich
Kuͤſter
geweſen
ihm
,
wie
er
es
bey
dem
verſtorbenen
Pfarrer
gemachet
,
den
Mantel
durch
ſeinen
Sohn
nachtragen
laͤſſet
,
will
der
neue
Herr
Pfarrer
keinesweges
damit
zufrieden
ſeyn
,
ſondern
prætendiret
abſolument
,
daß
ihm
der
Schulmeiſter
ſelber
nachtreten
und
den
Prieſterlichen
Mantel
in
eigener
Perſon
nachtragen
ſolle
.
Deſſen
weigert
ſich
der
Schulmeiſter
,
und
ſaget
es
ſeye
genug
,
wann
er
dem
Herrn
Pfarrer
den
Mantel
durch
ſeinen
Sohn
,
oder
jemanden
anders
,
tragen
lieſſe
.
Ihr
Zanck
gehet
auch
ſoweit
,
daß
er
vor
das
Hochfuͤrſtl.
Conſiſtorium
kommet
,
und
der
Herr
Pfarrer
wird
gefraget
,
warum
er
verlange
,
daß
ſein
Mantel
durch
den
Schulmeiſter
ſelber
ſolle
getragen
werden
,
da
doch
ſein
Vorfahrer
ſo
lange
Jahre
zufrieden
geweſen
,
daß
ihm
der
Schulmeiſter
den
Mantel
tragen
laſſen
,
es
moͤchte
geſchehen
ſeyn
,
durch
wen
es
wolle
?
Da
kommet
der
neue
Herr
Pfarrer
mit
ſeiner
groſſen
Raiſon
angeſtochen
,
und
ſpricht
:
Mein
Vorfahrer
war
wohl
Pfarrer
;
aber
nicht
Magiſter
.
Ich
hingegen
bin
es
,
und
habe
noch
darzu
dieſen
Gradum
auf
der
weltberuͤhmten
Univerſitæt
Wittenberg
erlanget
,
wo
unſer
ſeliger
Vater
Lutherus
gelebet
,
gelehret
,
geſtorben
und
begraben
,
welche
Magiſtri
,
ſonder
Widerſprechen
,
Zweyfacher
Ehren
werth
ſeynd
.
Allein
das
Hochfuͤrſtl.
Conſiftorium
gab
dem
ſtoltzen
Paſtori
einen
derben
Verweiß
,
und
legte
ihm
auf
,
zu
frieden
zuſeyn
,
wann
ihm
nur
ſein
Mantel
getragen
wuͤrde
,
der
Schulmeiſter
moͤchte
es
in
eigener
Perſon
verrichten
,
oder
verrichten
laſſen
.
Wiewohl
der
Magiſter-Titel
hat
dieſen
Pfarrer
nicht
etwa
nur
allein
(
ſein
Amt
aus
genommen
)
zu
einem
ſtoltzen
Narren
gemachet
ſondern
es
ſind
mehrere
in
der
Welt
,
die
,
ehe
ſie
Magiſter
worden
,
ſehr
leidliche
und
ertraͤgliche
Leute
geweſen
;
von
dem
Tage
an
aber
,
da
ſie
Magiſter
geheiſſen
,
einen
gantz
unertraͤglichen
Stoltz
und
Hochmuth
blicken
laſſen
,
dergeſtalt
,
daß
es
ſcheinet
es
fahre
,
als
wie
dorten
,
mit
dem
Biſſen
,
in
Judam
den
Ertz-Schelm
,
der
Teuffel
mit
dem
Magiſter-Titel
in
einige
Leute
,
die
ihn
annehmen
.
Ich
kenne
alte
Magiſtros
,
die
viertzig
,
funffzig
,
ſechtzig
und
mehr
Jahre
alt
ſind
.
Dieſelben
wuͤnſchen
,
daß
ſie
dieſen
Academiſchen
Gradum
und
Titel
nimmermehr
angenommen
haben
moͤchten
,
wann
ſie
achzehen-
und
zwantzig
jaͤhrige
Juͤnglinge
damit
prangen
ſehen
,
die
ſich
vor
Hochmuth
ſelber
nicht
kennen
.
Der
geneigte
Leſer
verſtehe
mich
wohl
,
und
ſehe
mich
nicht
davor
an
,
als
wolte
ich
es
blamiren
,
daß
man
auch
junge
Leute
zu
der
Magiſter-
Wuͤrde
gelangen
laͤſſet
.
Nein
,
daß
iſt
meine
Meynung
keinesweges
.
Allein
dieſes
ſolten
lauter
ſolche
Subjecta
ſeyn
,
die
den
herrlichen
Titel
in
Anſehung
ihrer
Gelehrſamkeit
,
wie
auch
wegen
ihrer
guten
Sitten
,
klugen
und
vernuͤnfftigen
Auffuͤhrung
,
wircklich
meritirten
.
Darauf
ſiehet
man
,
leider
!
am
allerwenigſten
,
ſondern
pfleget
gemeiniglich
alle
und
jede
Studenten
,
ohne
Unterſcheid
,
welche
nur
,
die
zwantzig
,
dreyßig
,
viertzig
biß
funfftzig
Thaler
Unkoſten
daran
wenden
wollen
,
zu
admittiren
,
dergeſtalt
,
daß
oͤffters
zwantzig
,
dreyßig
,
viertzig
,
und
noch
mehr
Magiſtri
auf
einmal
und
auf
einen
Schuß
gebacken
werden
,
wie
der
Becker
das
Brod
becket
.
Daß
ich
wahr
rede
,
ſolches
wiſſen
alle
und
jede
,
die
den
Statum
einer
und
der
andern
derer
heutigen
Univerſitæten
kennen
,
und
es
koͤnnen
,
es
abſonderlich
diejenigen
Staͤdte
bezeugen
,
wo
ſich
ſo
viele
Magiſtri
befinden
,
daß
man
,
im
Fall
der
Noth
,
ein
gantzes
Corps
davon
formiren
,
und
es
die
Magiſter-Eſquadron
nennen
koͤnte
.
Unter
ſolcher
nun
ſind
allerdings
,
gemeiniglich
,
nicht
wenig
Narren
,
Matzen
und
Lappen
anzutreffen
,
und
es
iſt
nur
noch
die
Frage
,
ob
nicht
die
Zahl
dieſer
die
uͤbrigen
,
an
deren
Klugheit
,
Gelehrſamkeit
und
vernuͤnfftigen
Conduite
nichts
auszuſetzen
,
bißweilen
weit
uͤbertrifft
.
Der
Unterſchied
zwiſchen
einem
ſolchen
Matzen
und
Lappen
,
und
einem
andern
Gelehrten
Narren
aber
beſtehet
darinnen
,
daß
dieſer
von
wircklicher
hohen
Gelehrſamkeit
,
und
vielem
Wiſſen
,
zu
einem
ſtoltzen
und
aufgeblaſenen
Narren
worden
;
der
Herr
Magiſter
Matz
und
Lappe
hingegen
ein
junges
Naͤrrgen
iſt
,
das
ſich
nur
einbildet
,
es
muͤſſe
etwas
wiſſen
,
weil
es
Herr
Magiſter
heiſſet
;
da
doch
in
der
That
nichts
dahinter
ſtecket
,
ſondern
lauter
Wind
in
der
Lade
iſt
.
Ich
meines
Orts
bleibe
demnach
dabey
,
daß
Eltern
unrecht
handeln
,
wann
ſie
ihre
Kinder
ſo
gar
zeitig
Magiſter
werden
laſſen
.
Denn
der
vermeynte
Meiſter
der
Weißheit
ſchaͤmet
ſich
hernach
etwas
mehr
zu
lernen
.
Gedencket
,
es
hange
die
gantze
Gelehrſamkeit
,
und
alle
Wiſſenſchafften
an
dem
Magiſter-Titel
,
und
bleibet
folglich
,
Zeit
ſeines
Lebens
,
ein
armer
Stuͤmper
.
Ein
recht
fataler
Gebrauch
hat
ſich
mit
der
Magiſter-Baͤckerey
meliret
;
und
zwar
dieſer
,
daß
man
faſt
lauter
laͤcherliche
Carmina
dabey
zu
machen
pfleget
,
ſo
daß
es
ſcheinet
,
als
ob
man
ſich
nur
uͤber
diejenigen
moquire
,
welche
dieſen
Gradum
und
Titel
annehmen
,
an
ſtatt
,
daß
man
ihnen
darzu
gratuliren
ſolte
.
Das
zeiget
,
wie
weit
dieſe
herrllche
Wuͤrde
in
Verfall
gerathen
;
die
aber
doch
allemal
in
ihrem
hohen
Werth
bleibet
,
wann
der
rechte
Mann
damit
bekleidet
iſt
.
Unter
dieſen
laͤcherlichen
Carminibus
,
welche
auf
die
Magiſter-Promotion
gemachet
werden
,
finden
ſich
indeſſen
oͤffters
ſolche
,
die
warhafftig
etwas
ſcharffſinniges
,
und
ein
vortreffliches
Saltz
in
ſich
fuͤhren
,
wie
ſeltſam
ſie
auch
lauten
.
Ich
koͤnte
deren
allhier
viele
mit
einflieſſen
laſſen
,
und
es
waͤre
nicht
mal
à
propos
.
Es
mag
aber
bey
einem
einigen
ſein
bewenden
haben
,
welches
ich
meines
Orts
vor
vielen
andern
hoch
halte
und
admirire
.
Dieſes
kam
Anno
1721
.
bey
einer
Magiſter-Promotion
,
zu
Leipzig
zum
Vorſchein
,
und
war
in
Form
eines
Briefes
,
an
einen
unter
denen
zumachenden
neuen
Magiſtris
begriffenen
Candidatum
Philoſophiæ
&
Medicinæ
addreſſiret
.
Den
Namen
deſſelben
will
ich
menagiren
,
und
er
befindet
ſich
nunmehro
unter
der
Zahl
derer
Verſtorbenen
.
Jedoch
muß
ich
noch
dieſes
zu
ſeinem
ruͤhmlichen
Gedaͤchtniß
ſagen
,
daß
er
warhafftig
wuͤrdig
geweſen
Magiſter
zu
werden
,
zu
ſeyn
und
zu
heiſſen
.
Ja
er
war
capable
eheſtens
weiter
,
und
hoͤher
zu
ſchreiten
,
als
ihn
der
Tod
,
in
der
Bluͤte
ſeiner
Jahre
,
von
der
Welt
riſſe
.
Der
Titel
lautet
alſo
:
a
Monſieur
,
Monſieur
N.
N.
‒
‒
‒
Candidat
en
Philoſophie
&
Medicine
,
Nebſt
einem
Kober
Saal-Eyern
.
Franco.
a
Leipzic
.
Wohl-Edler
,
Wohlachtbarer
,
Wohlgelahrter
Wohlerfahrner
,
wohlweiſer
,
Viel-Ehr-
und
Tugend-begabter
,
Sittreicher
,
Mann
und
Hand-feſter
Hr.
Magiſter
,
Nahmhaffter
,
Erbarer
und
zuͤchtiger
Jung-Geſelle
.
SO
tumm
und
kauderwelſch
faͤngt
ſich
mein
Schreiben
an
,
Verzeihe
,
wenn
mir
ja
ein
Titul
iſt
entſprungen
,
Fuͤrwahr
ich
habe
dir
nichts
zur
Bravour
gethan
,
Iſt
ja
etwas
verſehn
ſo
ſtraffe
meinen
Jungen
,
Der
boͤſe
Bube
hat
gar
vieles
ausgelaſſen
,
Daß
dieſer
Brief
in
ſich
mit
Rechte
koͤnte
faſſen
.
doch
a
propos
,
Monſieur
,
warum
ſchreibt
Er
kein
Wort
,
Daß
Ihm
das
groſſe
M.
iſt
zugeworffen
worden
?
Mein
Halle
iſt
ja
nicht
ein
ſo
entlegner
Ort
,
Der
an
dem
Eiß-Meer
liegt
,
zu
weit
hinein
nach
Norden
Er
haͤtte
mir
davon
wohl
etwas
koͤnnen
ſchreiben
;
Nun
laß
ich
in
der
That
das
Verſemachen
bleiben
.
Er
mag
mir
wohl
gewiß
der
rechte
Vogel
ſeyn
,
Ja
,
ja
,
wer
ihn
zu
erſt
hat
von
ſich
laſſen
fliegen
,
Der
riß
den
Kefich
ſelbſt
von
freyen
Stuͤcken
ein
.
Drauf
kam
er
unverletzt
aus
ſelbem
raus
geſtiegen
;
Gewiß
,
ich
wolte
mich
vor
allen
Leuten
ſchaͤmen
,
Kein
eintzig
Briefgen
nicht
,
und
doch
den
gradum
nehmen
.
Als
ich
Magiſter
ward
,
da
gieng
es
anders
her
;
Ich
habe
dazumahl
ein
Rieß
Papier
verſchrieben
,
Die
Briefe
flogen
aus
die
Creutze
und
die
Qveer
,
Und
dadurch
hatt’
ich
mir
manch
Carmen
auf
getrieben
,
Das
Porto
riß
mir
zwar
ein
groſſes
Loch
in
Beutel
,
Allein
,
was
ſchadets
wohl
?
es
iſt
doch
alles
eitel
.
Ach
haͤtt’
Er
doch
das
Ding
auch
eben
ſo
gemacht
!
Bey
meinem
Hoſen-Knopff
,
ich
wolte
ſicher
wetten
,
Es
wuͤrd
Ihm
noch
vielmehr
von
Verſibus
gebracht
,
Die
ſeinen
Ehren-Crantz
recht
ſchoͤn
beſungen
haͤtten
;
Da
ſitzt
Matz
Taſche
nun
in
ſeinem
blauen
Hute
,
Und
thut
ihm
niemand
nichts
auffs
groſſe
M
zu
gute
.
Vor
dieſes
mahl
will
ich
Ihm
dieſen
Streich
verzeihn
,
Wird
Er
ins
kuͤnfftige
den
Doctor-Titel
holen
,
So
ſoll
und
muß
alsdenn
an
mich
geſchrieben
ſeyn
,
Sonſt
mahlet
man
Ihn
an
mit
einer
ſchwartzen
Kohlen
;
Durchaus
Er
muß
mir
nicht
die
alte
Mode
aͤndern
,
Ich
mag
ſonſt
nimmermehr
mit
Ihm
zu
Coffée
ſchlaͤndern
.
Doch
weiter
in
den
Text
:
Ich
moͤcht
Ihn
gerne
ſehn
In
ſeiner
reinlichen
und
Nagel
neuen
Krauſe
;
Ich
weiß
,
das
neue
Kleid
muß
Ihm
vortrefflich
ſtehn
,
Und
er
iſt
gantz
gewiß
der
ſchoͤnſte
bey
dem
Schmauſe
,
Die
wohl
gemachte
Schuh
,
der
Strumpff
von
klarer
Seiten
,
Die
ſchicken
ſich
wohl
recht
zu
den
Magiſter-Freuden
.
Ein
Amſterdammer
Tuch
,
das
laͤſt
vortrefflich
flinck
:
Wie
viel
bezahlte
Er
vor
die
Damaſtne
Weſte
?
Ach
mein
!
Er
hoͤre
doch
,
wie
mirs
mit
meiner
gieng
,
Sie
war
,
ſo
viel
ich
weiß
,
wohl
nicht
die
allerbeſte
;
Mein
Vater
hatte
ſich
darinne
laſſen
trauen
,
In
dieſer
ließ
ich
mich
,
als
Herr
Magiſter
ſchauen
.
Der
Schneider
machte
ſie
zwar
gut
und
ziemlich
gleich
,
Nur
um
den
Buſen
rum
war
ſie
zu
weit
gerathen
Mich
aͤrgerts
immer
noch
auf
den
vertrackten
Streich
,
Es
gieng
ein
Gaſt
hinein
mit
einem
Kaͤlber-Braten
.
Mein
Vater
will
ihn
auch
biß
dato
nicht
bezahlen
,
Und
wird
ihm
vor
das
Geld
was
auf
die
Naſe
mahlen
.
Was
meinen
andern
Staat
zur
ſelben
Zeit
betraff
,
So
ſchafft’
ich
mir
darzu
auch
eine
Staats-Peruque
,
Die
ſahe
faſt
ſo
weiß
,
als
ein
geſchwemmtes
Schaaf
,
Sie
war
auch
uͤber
diß
von
Haaren
ziemlich
dicke
,
Und
der
Magiſter-Ring
,
mon
Frere
,
der
ließ
recht
nette
,
Es
iſt
,
als
wenn
ich
ihn
noch
an
den
Finger
haͤtte
.
Ich
faſte
meinen
Hut
mit
einer
Eſpagne
ein
,
Die
war
,
und
iſt
mir
recht
,
vom
allerfeinſten
Golde
;
Was
ſonſten
an
mir
hieng
,
das
muſte
Silber
ſeyn
,
Ich
wuſte
,
daß
mir
da
der
Vater
reichlich
zollte
.
Bey
der
Gelegenheit
,
und
andern
Ehren-Tagen
Muß
niemand
nichts
nach
Gold
und
kahlen
Silber
fragen
.
Das
Frauenzimmer
war
mir
auch
nicht
ungeneigt
,
Und
ich
erbettelte
mir
bald
ein
Dutzend
Craͤntze
,
Davor
hab
ich
mich
auch
recht
genereus
bezeigt
,
Und
kauffte
ieglicher
ein
Dutzend
Zobel-Schwaͤntze
,
Die
Jungfern
geben
nichts
,
ſie
wollen
wieder
haben
,
Und
zwar
etwas
,
daran
ſie
ihre
Hertzen
laben
.
Die
eine
machte
mir
ſelbſt
manu
propria
Ein
recht
vortrefflich
Paar
von
ſaubern
Hand-Manchetten
,
Davon
das
Muſter
man
auch
auf
der
Krauſe
ſah
,
Moncher
,
du
weißt
es
wohl
,
ſie
kamen
von
Brunotten
,
Mit
dieſer
kont
ich
mich
,
alswie
ein
Ochſe
,
putzen
;
Und
in
dem
vollen
Staat
,
trotz
Hochzeit-Bittern
,
ſtutzen
.
Mich
kannte
niemand
nicht
in
der
Vortrefflichkeit
,
Da
ich
mich
ſelber
nicht
in
meinen
Ehren
kannte
,
Wie
war
mir
doch
ſowol
zu
dieſer
lieben
Zeit
,
Wann
man
mich
ohngefehr
,
mein
Herr
Magiſter
,
nannte
;
Magiſter
,
iſt
das
Wort
,
das
kan
mich
noch
erwecken
,
Und
ſolt
ich
auch
ſo
gar
ſchon
in
der
Grube
ſtecken
.
Wir
giengen
ebenfalls
,
wie
Ihr
,
Gregorius
,
In
der
Procesſion
,
zu
dem
Magiſter-Schmauſe
,
Allein
mir
gab
der
Gang
,
gewißlich
,
viel
Verdruß
:
Ich
trat
in
vollem
Putz
aus
dem
Magiſter-Hauſe
,
Und
ſahe
in
die
Hoͤh
,
wo
die
Poſaunen
blaſen
,
Da
fiel
mein
Narr
in
Dreck
mit
ſeiner
weiſen
Naſen
.
Bey
Tiſche
ſah
ich
auch
ſo
ehrerbietig
aus
,
Als
wie
ein
halbes
Schock
entzuͤckter
Pietiſten
,
Den
erſten
Tag
gieng
man
von
Tiſche
gleich
nach
Hauß
,
Den
andern
lebten
wir
in
allen
Fleiſches-Luͤſten
,
Moncher
,
Du
glaubſt
es
kaum
,
das
war
die
rechte
Hetze
,
Ich
ſoff
mich
ſelbſt
ſo
rund
,
wie
eine
Cloſter-Betze
.
Ein
Viertel
Jahr
vorher
gieng
ich
,
zu
groſſem
Gluͤck
,
Zwoͤlff
Stunden
woͤchentlich
auf
einen
Taͤntzer-Boden
Da
lernte
ich
vorher
manch
ſchoͤnes
neues
Stuͤck
,
Ich
tantzte
Arien
,
Guavotten
,
Solo
,
Oden
,
Aimable
,
Menuet
,
d’
Alcide
Czarienne
,
So
keck
und
leiſe
weg
,
wie
eine
lahme
Haͤnne
.
In
Summa
,
jedermann
erſtaunte
uͤber
mich
;
Nichts
kam
mir
ſaurer
an
,
als
nur
---
ich
ſags
nicht
gerne
,
Die
erſte
Muſterung
,
da
ſetzt
es
manchen
Stich
,
Da
hieß
es
:
Knacke
mir
doch
einmahl
dieſe
Kerne
.
Sub
roſa
,
ich
beſtund
wie
Butter
an
der
Hitze
,
Und
kam
nicht
unbefleckt
durch
dieſe
Marter-Pfitze
.
Da
ſolt
ich
,
dencke
nur
,
und
zwar
ex
tempore
,
Ein
Quart-Blatt
voll
Latein
und
ohne
Buͤcher
ſchreiben
,
Gleich
als
wenn
alle
Kunſt
in
dem
Latein
beſteh
,
Da
doch
dergleichen
Qvarck
muß
vor
die
Fuͤchſe
bleiben
;
Iſt
ſchon
die
Chrie
nicht
recht
nach
dem
Donat
gerathen
,
Quid
tum
?
der
Stilus
bringt
uns
keine
Wildpret-Braten
.
Rach
dieſem
fragte
man
aus
der
Philoſophie
,
Und
zwar
,
wie
Du
ſchon
weiß’t
,
fein
nach
der
alten
mode
;
Allein
,
was
ſcheren
mich
die
grauen
Termini
?
Der
Ariſtoteles
iſt
lange
ſchon
marode
:
Die
Neuen
lernen
uns
viel
beſſer
raiſoniren
,
Daß
man
die
Wahrheit
kan
recht
aus
dem
Kothe
fuͤhren
.
Dergleichen
hab
ich
auch
mein
Tage
nicht
gehoͤrt
,
Wie
man
uus
dazumahl
ſo
ſcharff
herum
genommen
.
Ja
haͤtte
man
die
Uhr
nicht
zeitig
umgekehrt
,
Ich
waͤre
gantz
gewiß
um
den
Magiſter
kommen
;
Wir
wurden
ausgehuntzt
,
als
wie
die
Bettel-Jungen
,
Die
um
das
liebe
Brodt
beym
Buͤrger-Meiſter
ſungen
.
Der
,
ſo
mir
dazumahl
nechſt
in
den
Ruͤcken
ſtand
,
Gab
gleich
wie
Nachbar
Hanß
bey
guten
Zeiten
Feuer
,
Ja
,
dieſer
Weißheits-Bach
floß
in
mein
duͤrres
Land
,
Sonſt
war
der
gute
Rath
auf
allen
Seiten
theuer
;
Der
Himmel
wird
dafuͤr
ihm
eine
Pfarre
geben
,
Darauf
er
,
als
ein
Fuͤrſt
,
nebſt
Weib
und
Kind
kan
leben
.
Man
fragte
auf
die
letzt
:
Was
ein
Sophiſma
ſey
,
Und
die
Figur
,
in
der
man
ſolches
muͤſte
machen
?
Die
Fuͤnffte
ſagte
ich
,
die
iſt
des
Zweiffels
frey
,
Darein
gehoͤren
ja
dergleichen
ſieben
Sachen
;
Und
kurtz
:
man
qvaͤlte
uns
,
als
wie
die
armen
Hunde
;
Ach
GOtt
bewahre
mich
doch
fuͤr
dergleichen
Stunde
;
Jedoch
dem
Himmel
ſey
zu
tauſendmahlen
Danck
,
Es
wurde
dieſe
Noth
auch
endlich
uͤberſtanden
,
Man
ſchrieb
uns
noch
dazu
den
ſchoͤnſten
Lob-Geſang
,
Nunmehro
ſtoͤſſet
mir
kein
Kummer
mehr
zu
handen
.
Da
ſitz
ich
hoͤchſt
begluͤckt
in
meinen
groſſen
Ehren
,
Und
jederman
will
mich
,
als
ein
Orackel
,
hoͤren
,
Dis
,
das
,
und
dergeſtalt
,
und
eins
und
andre
mehr
,
Wirſt
Du
,
mein
Hertzens-Freund
,
auch
wohl
erfahren
haben
,
Wenn
man
was
werden
will
,
ſo
haͤlt
es
freylich
ſchwer
,
Gennng
,
wir
haben
nun
,
was
unſer
Hertz
kan
laben
:
Wer
was
bedeuten
will
auf
dieſer
groſſen
Erden
,
Der
muß
,
wie
ich
,
und
Du
,
auch
ein
Magiſter
werden
.
Nunmehro
fuͤhre
Dich
,
als
ein
Magiſter
,
auf
,
Es
darff
durchaus
nicht
mehr
ſchlecht
weg
,
Herr
Vetter
heiſſen
.
Wenn
Du
mit
andern
gehſt
,
ſo
dencke
fleißig
drauff
,
Daß
Du
Dir
ja
nicht
laͤßt
die
Unter-Stelle
weiſen
:
Will
jemand
ſeinen
Hut
nicht
erſt
herunter
ziehen
,
So
darffſt
Du
Dich
auch
nicht
ums
Compliment
bemuͤhen
.
Du
giengſt
zuweilen
ſonſt
noch
auf
das
Biliard
,
Nunmehro
mußt
Du
auch
dergleichen
Oerter
haſſen
,
Denn
dieſes
ſchickt
ſich
nicht
,
man
kan
auf
andere
Art
Sich
,
als
ein
bon
Eſprit
,
bey
Leuten
ſehen
laſſen
;
Die
Coffée
Haͤuſer
ſind
vor
die
gemeine
Sorte
,
Und
unſer
eins
fragt
nichts
nach
einem
ſolchen
Orte
.
Ich
weiß
,
Du
haſt
bißher
Collegia
beſucht
,
Auch
dieſes
wird
ſich
nicht
in
Zukunfft
vor
dich
ſchicken
.
Herr
Bruder
,
glaube
mir
,
es
laͤſſet
gar
verflucht
,
Wenn
ein
Magiſter
ſoll
die
Lerne-Bencke
druͤcken
.
Dein
Intellectus
iſt
durch
den
Magiſter-Orden
Wie
meiner
,
eben
ſo
,
auch
infinitus
worden
.
Wem
Gluͤck
und
die
Natur
auf
gleiche
Art
verſehen
,
Ach
wuͤrcklich
,
da
hat
es
gar
nichts
nicht
zu
bedeuten
,
Der
muß
ſchon
in
der
Zunfft
gelehrter
Maͤnner
ſtehn
,
Und
man
bewundert
ihn
vor
allen
andern
Leuten
;
Wer
die
Eſpadille
hat
,
und
andre
ſchoͤne
Sachen
,
Nebſt
einem
Trumpff
dabey
,
der
muß
ſchon
Solo
machen
.
Wohlan
,
weil
Du
nun
mehr
Magiſter
worden
biſt
,
So
will
ich
Dir
darzu
von
Hertzen
gratuliren
,
Und
wenn
mein
Wunſch
vielleicht
zu
kurtz
gerathen
iſt
,
So
wirſt
Du
hochgeneigt
,
Herr
Bruder
,
pardoniren
,
Das
Gluͤcke
goͤnne
dir
ſo
vieles
Wohlergehn
,
So
viel
als
vitia
in
mancher
Chrie
ſtehen
.
Eine
wahre
Begebenheit
,
daß
vor
6.
Jahren
einer
in
eben
derſelben
ſchwartzen
Damaſtenen
Weſte
Magiſter
worden
,
in
der
ſich
ſein
Vater
trauen
laſſen
;
ingleichen
,
daß
er
ſich
ſonſt
ſehr
laͤcherlich
aufgefuͤhret
.
Halle
d.
29.
Febr.
1721.
M.
POMPONIVS
MELA
,
Nachbar
und
Einwohner
zu
Glaucha
bey
Halle
P.
S.
JE
daß
dich
!
haͤtt
ich
doch
das
beſte
bald
verſehn
Da
ich
die
Uberſchrifft
will
auf
das
Brieffgen
ſchreiben
,
So
ſeh
ich
eben
da
den
groſſen
Kober
ſtehn
,
Der
darff
bey
leibe
nicht
allhier
in
Halle
bleiben
,
Mon
Cher
,
daß
Du
an
mich
fein
fleißig
kanſt
gedencken
,
So
will
ich
Dir
hiemit
was
angenehmes
ſchencken
.
Ich
weiß
,
Du
wunderſt
Dich
,
was
doch
darinnen
ſey
,
Du
haͤlſt
es
gantz
gewiß
vor
Enten
,
Wuͤrſte
,
Schincken
,
Nein
,
dencke
dieſes
nicht
,
ſonſt
irrſt
Du
meiner
Treu
,
Es
kommt
nicht
von
Lion
,
drum
darff
es
auch
nicht
ſtincken
,
Du
weißt
ſchon
,
was
ich
will
mit
dieſen
Worten
ſagen
,
Und
wer
es
nicht
verſteht
,
mag
den
Herr
Vetter
fragen
.
Brich
nur
das
Siegel
auf
,
ſo
wirſt
Du
ohngefehr
,
Ein
Schoͤckgen
oder
zwey
geſottner
Eyer
finden
,
Du
lacheſt
uͤber
mich
,
ach
lache
nicht
zu
ſehr
,
Wenn
Du
ſie
beſſer
findſt
,
will
ich
mich
laſſen
ſchinden
,
Wenn
Du
erfahren
wirſt
,
was
ſie
bedeuten
ſollen
,
So
kanſt
Du
nimmermehr
mit
Deinem
Diener
ſchmollen
.
Vors
erſte
zeigen
ſie
von
der
Promotion
,
Daß
Du
,
krafft
dieſer
,
ſeyſt
ein
Sohn
der
weiſſen
Hennen
,
Nunmehro
wird
es
wohl
in
deinem
Hauſe
ſtohn
,
Und
Dich
wird
jedermann
ein
Kind
des
Gluͤckes
nennen
,
Du
kanſt
den
Triſmegiſt
Dich
an
die
Seite
ſetzen
,
Und
biſt
ihm
wie
ein
Ey
dem
andern
gleich
zuſchaͤtzen
.
Betrachte
die
Figur
,
nicht
wahr
,
es
faͤllt
Dir
ein
,
Daß
ſonſt
die
gantze
Welt
ſey
laͤnglich
rund
geweſen
,
Allein
vor
dieſes
mahl
muß
ſie
wohl
ſpitzig
ſeyn
.
Wer
zweiffelt
,
der
kan
nur
Magiſter-Verſe
leſen
,
Wenn
Eyter
und
Scorbut
nicht
einen
Krancken
ſchwaͤchen
,
Darff
ein
Chirurgus
nicht
mit
der
Lancetten
ſtechen
Du
biſt
ein
Medicus
,
und
weißt
ſchon
,
was
man
ſoll
,
Nechſt
dem
,
was
ich
geſagt
,
mit
denen
Eyern
machen
;
Drum
ſchließ
ich
meinen
Brief
,
du
aber
lebe
wohl
!
Und
defendire
mich
,
wenn
andere
druͤber
lachen
.
Es
iſt
mir
ohne
dem
gar
vieles
mißgerathen
,
Das
,
deucht
mich
,
gar
nicht
taugt
zu
ſieden
und
zu
braten
.
Was
ſoll
gleich
in
der
erſt
die
dumme
Uberſchrifft
,
Und
daß
ich
uͤber
dieß
ſo
viel
von
mir
erzehle
,
Ich
bin
es
werth
,
wenn
mich
nur
Schimpff
und
Schande
trifft
,
Denn
meine
Feder
macht
,
daß
ich
mich
ſelber
qvaͤle
;
Laͤßt
Du
den
Lob-Geſang
die
andern
Purſche
leſen
,
So
ſehen
ſie
daß
ich
ein
Idiot
geweſen
.
Allein
,
ich
traue
Dir
dergleichen
Ding
nicht
zu
,
Du
wirſt
,
was
ich
erzehlt
,
nicht
allen
Leuten
ſagen
,
Sonſt
zuͤrne
nicht
mit
mir
,
daß
ich
dergleichen
thu
Wenn
man
mich
wird
um
Dich
,
und
Deinen
Zuſtand
fragen
.
Ein
Freund
haͤlt
reinen
Mund
von
ſeinem
guten
Freunde
,
Sonſt
wird
der
beſte
Freund
zum
allerſchlimmſten
Feinde
.
Vielleicht
dencket
ſchon
mancher
,
der
mit
Leſung
gegenwaͤrtigen
Tractats
biß
hieher
gekommen
,
daß
ich
zu
viel
ſchreibe
,
und
behutſamer
gehen
ſolte
.
Jedoch
ich
bin
bey
mir
ſelber
uͤberzeuget
,
daß
mich
die
wahren
,
und
mit
Weisheit
geſchmuͤckten
Gelehrten
,
ſie
moͤgen
Graduirte
Perſonen
,
Doctores
,
Licentiati
und
Magiſtri
ſeyn
oder
nicht
,
die
den
Statum
der
heutigen
Welt
recht
einſehen
und
erkennen
,
entſchuldigen
und
mir
Beyfall
geben
werden
.
Nach
denen
uͤbrigen
,
und
abſonderlich
denenjenigen
Murmelthieren
,
welche
zur
gelehrten
Narrn-Matzen-
und
Lappen-Claſſe
,
wircklich
gehoͤren
,
frage
ich
nichts
,
lache
uͤber
ihren
Zorn
,
und
will
ihnen
hiermit
die
Apologie
eines
gewiſſen
weiſſen
Gelehrten
,
der
von
der
gelehrten
Narrheit
ebenfalls
geſchrieben
,
und
vornemlich
die
vermeynten
Gelehrten
,
und
daher
ſtoltzierenden
,
in
der
That
aber
mit
wenig
wahrer
Gelehrſamkeit
und
gar
keiner
Weißheit
geſchmuͤckten
,
ſondern
mit
lauter
Ungeſchicklichkeit
,
Grobheit
und
Toͤlpeley
angefuͤlleten
Schul-Tuͤrannen
durchhechelt
hat
,
entgegen
ſetzen
,
welche
alſo
laulet
:
Es
iſt
ein
altes
Teutſches
Spruͤchwort
:
Wann
man
unter
die
Hunde
wirfft
,
welchen
man
trifft
,
der
ſchreyet
.
Alſo
iſt
es
auch
dem
Collectori
dieſes
Buͤchleins
ergangen
.
Er
hat
vermeynet
,
wann
er
niemand
nenne
,
nur
insgemein
von
dem
Ubelſtand
rede
,
und
die
boͤſen
Mores
etlicher
Bachanten
taxire
,
ſo
ſeye
es
genug
.
Aber
er
befindet
das
Widerſpiel
,
indem
ſich
etliche
Petanten
und
Schul-Fuͤchſe
ſelbſt
nicht
verhelen
koͤnnen
,
ſondern
ſagen
:
Damit
ſtichelt
er
auf
mich
;
jenes
iſt
auf
dich
gemachet
.
Iſt
es
auf
dich
,
ſo
ſeye
es
auf
dich
,
du
wirſt
es
am
beſten
wiſſen
.
Ich
meyne
dich
nicht
.
Wilſt
du
dich
ſelber
nennen
wird
man
dich
deſto
beſſer
kennen
,
und
jedermann
ſagen
,
ich
habe
nichts
als
die
Wahrheit
geſchrieben
.
Kayſer
Sigismundus
iſt
ein
anderer
Potentat
geweſen
,
als
ihr
Schul-Potentaten
.
Da
ihm
geſaget
wurde
:
Die
Leute
reden
Ew.
Kayſerl.
Majeſtaͤt
uͤbels
nach
,
antwortete
er
:
Was
Wunder
hoͤre
ich
?
Warum
ſollen
ſie
nichts
uͤbels
reden
;
da
wir
doch
uͤbels
thun
?
Dieſes
ſagte
ein
groſſer
Kayſer
.
Aber
unſere
Scholaſtici
,
unſere
Stoici
,
und
unſere
Stockheiligen
,
ſeynd
mit
ihrem
groſſen
Philoſophiſchen
Witz
zu
dieſer
Kaͤyſerlichen
Geſtalt
und
Beſcheidenheit
noch
nicht
gelanget
.
Eine
Hure
,
wann
man
ſie
ſchilt
,
was
ſie
iſt
,
kan
es
am
wenigſten
leiden
,
ſondern
will
ſich
weit
ſchoͤner
und
ſauberer
ſtellen
,
als
ſie
an
ſich
ſelber
iſt
.
Ja
ſagen
ſie
,
aber
er
verachtet
die
bonas
literas
.
Nein
,
meine
liebe
Herren
!
ich
verachte
nicht
die
bonas
literas
,
ſondern
eure
malos
mores
.
Querels
mea
in
bonos
non
convenit
,
gaudeant
hæc
dici
,
qui
non
ſunt
tales
.
Vos
maculas
&
vibices
literarum
inſequor
.
Die
ihr
meynet
,
ihr
habt
das
Latein
allein
gefreſſen
,
und
wann
es
zum
Treffen
und
Certament
kaͤme
,
ſoltet
ihr
euch
doch
wohl
wundern
,
daß
ich
auch
etwas
weiß
,
Vos
,
vos
,
veſtræ
Dominationes
,
ihr
,
ihr
ſelbſt
ſeyd
Urſache
daran
,
daß
bey
dem
gemeinen
Mann
faſt
nichts
mehr
auf
die
Gelehrten
gehalten
wird
,
weil
jederman
nur
allzudeutlich
ſiehet
,
daß
bonæ
literæ
,
und
mali
mores
gemeiniglich
beyſammen
ſeynd
.
Wer
weiß
das
Sprichwort
nicht
:
Qui
proficit
in
literis
,
&
deficit
in
moribus
,
plus
deficit
quam
groficit
.
Ja
,
ſagen
ſie
,
aber
er
ſchaͤndet
den
gantzen
Schul-
Orden
,
und
das
gantze
Schul-Amt
darunter
doch
ſo
viele
herrliche
Leute
geweſen
,
als
Philippus
Melanchton
,
Joachim
Camerarius
&c
.
Ey
mein
lieber
Schul-Fuchs
!
und
laͤcherliches
Herrlein
!
meineſt
du
etwa
du
ſeyeſt
auch
ein
Melanchton
,
oder
Camerarius
?
Weit
gefehlet
.
Es
mangeln
dir
noch
ein
paar
gute
groſſe
Bauren-Schritte
zu
dieſer
herrlichen
Lob-wuͤrdigen
Maͤnner
Geſchicklichkeit
ſowohl
,
als
zu
ihren
edlen
Sitten
und
Tugenden
.
Es
iſt
wahr
,
wann
ich
ſage
,
die
Schulmeiſter
,
oder
Pedanten
,
thun
dieſes
oder
jenes
,
ſo
verſtehe
ich
freylich
keine
Bauren
und
keine
Handwercksleute
.
Ich
rede
auch
von
keinen
Edelleuten
und
Buͤrgern
,
ſondern
ich
meyne
Schulmeiſter
und
Pedanten
.
Es
folget
aber
darum
nicht
,
daß
ſie
eben
alle
gemeynet
ſeynd
,
ſondern
nur
die
ſeynd
gemeynet
,
die
das
was
getadelt
wird
,
thun
.
Ich
werffe
unter
den
Hauffen
,
wen
ich
treffe
,
der
fuͤhlet
es
wohl
.
Ich
nenne
niemanden
.
Wer
aber
derſelbe
Eſel
iſt
,
dem
wird
es
ſein
Gewiſſen
,
und
die
langen
Ohren
,
damit
er
ſo
leiſe
hoͤret
,
was
auf
ihn
zielet
,
wohl
ſagen
.
Aber
daran
ſiehet
man
,
daß
dieſer
hier
,
und
der
dorten
,
eben
die
rechten
Pedanten
ſeynd
,
welche
ich
meyne
,
die
ihr
nehmlich
euer
Lebtag
mit
eurer
Dialectic
zugebracht
,
und
ſolche
doch
noch
nicht
,
in
communi
vita
zu
practiciren
wiſſet
.
Sonſt
wuͤrdet
ihr
wohl
dencken
koͤnnen
,
quod
differat
in
definita
,
&
univerſalis
locutio
,
&
quod
indefinita
non
ſemper
,
&
ubique
æquipolleat
univerſali
.
Alſo
wann
man
ſagt
:
Doctores
Baſilea
facit
Witteberga
Magiſtros
,
ſpricht
man
darum
nicht
,
weil
etwa
eine
ſaure
Birne
mit
durchgehet
,
daß
ſie
derowegen
alle
nichts
taugen
,
oder
,
daß
man
nicht
etwa
auch
auf
andern
Univerſitæten
pecuniam
naͤhme
,
und
ſchicke
den
Aſinum
hernach
wieder
in
patriam
.
Daß
es
aber
dich
ſo
hart
verdreuſt
,
und
zwar
dich
und
den
dorten
allein
,
gleich
als
ob
ihr
die
Schul-Fuͤrſten
alleine
waͤret
,
und
die
bonæ
literæ
auf
euch
beyden
allein
beſtuͤnden
(
da
doch
noch
wohl
andere
wackere
Kerls
unter
dem
Orden
ſeynd
,
die
ich
ihrer
beywohnenden
Geſchicklichkeit
,
und
guten
,
hoͤflichen
Sitten
halber
billig
verehre
und
hoch
halte
,
die
ſich
deſſen
aber
,
weil
ſie
nicht
dadurch
gemeynet
,
auch
nichts
annehmen
)
iſt
ein
Merckmahl
,
daß
ihr
faſt
hierdurch
allein
getroffen
ſeyd
,
Ego
vos
non
cogitavi
,
non
tetigi
,
vos
tamen
tangimini
.
Quæ
ratio
?
aut
quæ
cauſa
?
veſtra
nempe
vitia
.
Si
taceretis
,
omnes
vos
pro
optimis
haberent
;
jam
autem
veſtro
ipſorum
indicio
ſicuti
,
ſorices
proditi
eſtis
,
dum
veſtra
hæc
vitia
,
vosque
tangi
oſtenditis
.
Nun
ſehet
ihr
ja
,
daß
ich
auch
ein
bißgen
Latein
kan
.
Hæc
talia
inquit
Tacitus
,
ſpreta
exolereſcunt
,
ſi
iraſcere
,
agnita
videntur
.
Sed
omnes
(
inſtas
)
indefinite
infamas
.
Domine
Præceptor
reſpondeo
per
diſtinctionem
inter
præceptorum
vitia
&
officia
.
Si
dico
de
tuis
&
quorundam
tuorum
ſociorum
vitiis
,
non
infamo
veſtrum
ordinem
,
nec
veſtra
officia
;
ſed
vos
illi
ipſi
eſtis
,
qui
ordinem
veſtrum
,
qui
officia
veſtra
,
per
veſtra
vitia
contemtui
&
riſui
omnium
propinatis
.
Omni
Muſarum
licuit
cultoribus
ævo
Parcere
perſonis
dicere
de
vitiis
.
Deſſen
haben
wir
in
ſpecie
Exempel
genug
,
und
zwar
von
ſolchen
Leuten
,
die
du
,
und
jener
dort
,
zu
widerlegen
viel
zu
gering
biſt
.
Reibe
dich
derohalben
an
ſie
,
wann
du
Luſt
haſt
,
und
nicht
an
mich
.
Denn
ihre
Autoritæt
,
als
die
weit
uͤber
die
meinige
iſt
,
zeiget
dir
vielmehr
als
ich
,
daß
du
ein
abſurder
Kerl
biſt
.
Und
damit
ich
dich
geſchwinde
abfertige
,
ſo
ſage
mir
doch
,
lieber
!
warum
nennet
Junius
,
in
ſeinem
Namen-Anzeiger
,
einen
Philoſophum
einen
gelehrten
Fantaſten
?
Lieber
!
ſage
mir
doch
,
warum
hat
Rudolph
Gualther
,
der
gelehrte
Schweitzer
,
ſeinen
Landsmann
Glareanum
einen
gelehrten
Narren
geheiſſen
?
Warum
nennet
Epictetus
;
beym
Arriano
in
libris
diſſertationum
,
Scholaſticum
animal
,
quod
ab
omnibus
deridetur
,
ein
Scholaſticus
,
oder
vielmehr
Scholhaſius
ſeye
ein
Thier
,
deſſen
jederman
lache
?
wie
Duarenus
lib.
1.
diſput
.
anniverſ.
cap.
3.
Qui
ſtudiis
literarum
ſe
dediderint
,
eos
ad
res
gerendas
fere
ineptiores
cæteris
eſſe
,
quotidie
experimur
,
Die
ſich
auf
das
Studiren
begeben
,
die
ſehen
wie
faſt
taͤglich
daß
ſie
zn
denen
Welt-Geſchaͤfften
viel
ungeſchickter
ſeynd
,
als
die
,
ſo
nichts
gelernet
.
Wie
ſaget
Medenemus
Cretuenſis
,
cum
videret
multos
in
doctrina
nec
modum
nec
modeſtiam
tenere
?
Sagt
er
nicht
,
plurimos
navigare
Athenas
Studiorum
gratia
,
qui
primum
eſſent
ſapientes
,
deinde
fierent
Philoſophi
,
tunc
progreſſu
temporis
evaderent
idiotæ
,
Ihrer
viele
,
die
nach
Athen
ziehen
Studierens
halber
,
die
waͤren
Anfangs
gar
witzig
.
Uber
eine
Weile
wuͤrden
ſie
Philoſophi
,
und
endlich
gar
tumme
Teufel
,
oder
alberne
Narren
.
Mit
denen
allen
ſtimmet
uͤberein
Mich
.
Montigni
in
ſeinen
periculis
,
da
er
ſchreibet
:
Ich
habe
meiner
Zeit
hundert
und
hundert
Bauersleute
geſehen
,
die
witziger
und
kluger
waren
als
mancher
Doctor
,
ſo
daß
ich
lieber
jenem
als
dieſen
aͤhnlich
ſeyn
wolte
.
Sieheſt
du
nun
,
mein
lieber
Schul-Fuchs
!
daß
dieſes
eine
alte
Klage
iſt
,
und
nicht
erſt
von
mir
herkoͤmmet
.
Derohalben
liebes
Maͤnlein
!
werde
nicht
zornig
uͤber
mich
,
oder
uͤber
die
braven
Leute
,
die
ich
jetzt
angezogen
,
Romſurdus
,
derer
Frantzo-
Frantzoſen
Virgilius
,
hat
de
vulgo
pædagogorum
alſo
geurtheilet
:
Bey
dem
einmahl
die
Schul-Ungeſchicklichkeit
und
Thorheit
ein
gewurtzelt
iſt
,
hat
ſich
eine
Maladie
auf
den
Halſe
gezogen
,
daran
er
ſchwerlich
curiret
werden
mag
,
ſondern
er
bleibet
darinnen
erſoffen
.
Dieſes
ſiehet
man
an
etlichen
,
die
von
der
Schulmeiſterey
und
Pedanterey
zu
weltlichen
dienſten
und
Aemtern
gezogen
werden
,
daß
ihnen
nemlich
die
Schul-Paßirlichkeit
noch
immer
anhaͤnget
,
und
meynen
,
ſie
haͤtten
annoch
unter
denen
Leuten
,
wie
Weyland
unter
ihren
Schul-Buben
,
zu
gouverniren
und
zu
taxiren
,
wollen
einem
jedem
ſeine
Fehler
zeigen
,
und
in
anderer
Leute
Haͤuſer
ſcharff
ſehende
Fuͤchſe
ſeyn
;
Da
ſie
doch
in
der
That
anders
nichts
ſind
als
blinde
Maulwuͤrffe
.
Wer
koͤnte
auch
denen
Albern
alles
ſo
ſtillſchweigend
hingehen
laſſen
,
und
bey
ihrem
Duͤnckel
ſtille
ſchweigen
,
da
ſie
ſich
einbilden
,
es
muͤſſe
alles
,
was
ſie
thun
,
recht
ſeyn
,
und
ſolten
ſie
auch
die
allerlahmſten
Fratzen
auf
die
Bahne
bringen
,
daruͤber
und
de
lanna
caprina
ſie
ſich
doch
wohl
ſelber
unter
einader
zu
todte
zancken
und
ſchreiben
.
Es
wurtzelt
dannenhero
freylich
die
teuffeliſche
Schul-
Zaͤnckerey
,
und
gottloſe
Schul-Deviſe
;
Semper
contrarius
eſto
,
oder
daß
man
allezeit
wiederſprechen
ſolle
,
von
der
Schule
an
,
in
manchen
dergeſtalt
ein
,
daß
ſie
auch
hernach
in
andern
hoͤhern
Facultatibus
,
und
in
dem
politiſchen
Weſen
,
ja
im
Regiment
,
und
bey
der
Landes-Verwaltung
,
oͤffters
groſſes
Unheil
,
Zerruͤttungen
und
Verderben
verurſachen
,
indem
kein
Narr
dem
andern
nachgeben
will
,
ſondern
ehe
er
die
in
der
Schul-præconcipirte
,
oder
vorgefaſte
Meynungen
fahren
ließ
,
und
ſie
nicht
mordicus
,
wie
ein
flaͤmiſcher
Hund
ſeinen
erſchnappten
Knochen
,
defendirte
folglich
ſeine
vermeynte
Reputation
ſchmaͤlerte
,
und
von
ihm
geſaget
werden
ließ
,
daß
es
ein
anderer
beſſer
als
er
verſtuͤnde
,
muͤſten
lieber
Land
und
Leute
,
ja
die
gantze
unſchuldige
Chriſtenheit
,
durch
ihre
zanckſichtige
Hartnaͤckigkeit
verwirret
und
zerſtoͤhret
werden
;
ja
gantz
und
gar
daruͤber
zu
truͤmmern
,
zu
Grunde
und
zu
Boden
gehen
.
Sonderlich
haͤnget
dieſe
Thorheit
,
nechſt
denen
Schulmeiſtern
,
denen
geiſtlichen
Herren
gar
ſehr
an
,
und
das
um
keiner
andern
Urſache
willen
,
als
weil
dieſe
Leute
,
die
eine
groͤſſere
Facultæt
vor
ſich
haben
,
am
laͤngſten
in
der
Schule
bleiben
muͤſſen
,
daher
ſie
gemeiniglich
gantz
unertraͤgliche
Koͤpffe
bekommen
,
und
meynen
,
ob
haͤtten
ſie
allen
Witz
laͤngſt
aus
diſputirt
,
ausgegruͤbelt
,
und
wie
man
ſagt
,
in
denen
Kinder-Schuhen
vertreten
.
Jener
alte
Heyde
ſpricht
in
ſeiner
heydniſchen
Theologie
,
wann
er
den
einen
Fuß
ſchon
im
Grabe
haͤtte
,
wolle
er
doch
noch
lernen
,
weil
er
lebe
.
Aber
der
meiſte
Theil
unſerer
heutigen
Theologorum
meynen
,
daß
,
ſobald
ſie
nur
die
Cantzel
einmahl
beſtiegen
,
ſich
weiter
niemand
unterſtehen
doͤrffte
,
auch
die
Obrigkeit
ſelber
nicht
ihnen
Lection
zu
geben
,
gleich
als
ob
GOttes
Wort
,
und
deſſen
Geheimniſſe
,
eine
Sache
waͤren
,
die
man
bloß
und
allein
in
denen
Auditoriis
Academicis
begriffe
.
Man
beſehe
die
Hiſtorie
der
erſten
Kirche
,
ſo
wird
man
klaͤrlich
finden
,
was
ich
ſage
.
Denn
ſo
lange
GOtt
die
damaligen
Lehrer
unter
der
Ruthe
und
in
der
Creutz-Schule
,
in
dem
Maͤrtyrer-
Stande
unter
der
Tyranney
,
Verfolgung
,
und
dem
Blut-Vergieſſen
gehalten
,
ey
da
ſeynd
ſie
einig
in
heiliger
Einfalt
,
inbruͤnſtig
in
der
Liebe
,
ja
gleichſam
im
Stande
der
Unſchuld
verblieben
,
und
haben
GOtt
in
Einigkeit
des
Geiſtes
,
in
geſamter
Chriſtlichen
Vertraulichkeit
angeruffen
und
gedienet
.
Sobald
ſie
aber
von
Gefahr
und
Verfolgung
befreyet
geweſen
hat
ſie
gleich
der
Ehr-
Kuͤtzel
geſtochen
,
der
Eigenduͤnckel
eingenommen
,
alſo
,
daß
ſie
wie
andere
GOttes-
und
der
Kirche-vergeſſene
Leute
ſich
unter
ſich
ſelbſt
,
und
zugleich
die
Chriſtliche
Kirche
verwirret
,
beneidet
und
getrennet
.
Ja
um
eines
jeden
dunckeln
,
oder
ſtreitigen
Puncts
willen
hat
ein
jeder
gleich
eine
beſondere
Kirche
,
Lehre
,
Secte
,
Anhang
und
Benahmung
haben
wollen
.
GOtt
verleyte
,
daß
an
dieſem
Exempel
,
abſonderlich
aber
an
dem
Conſtantinopolitaniſchen
Kirchen-Gezaͤncke
,
ſo
gleichſam
ein
Vorbote
geweſen
deſſelben
herrlichen
gantzen
Reichs
Untergangs
,
und
der
Tuͤrckiſchen
Sclaverey
worein
es
gerathen
,
auch
wir
heutiges
Tages
uns
ſpiegeln
,
und
bey
Zeiten
dem
,
vor
der
Thiere
bißhero
gelauerten
,
nunmehro
aber
gantz
augenſcheinlich
herein
dringenden
allgemeinen
Unheil
und
Verderben
,
mit
wahrer
Chriſtlicher
Buſſe
,
Demuth
,
Einigkeit
,
Liebe
und
Vertraͤglichkeit
zuvor
kommen
!
Es
iſt
ein
vor
allemal
gewiß
,
daß
man
auſſer
denen
Trivial
Schulen
,
allwo
man
mehr
als
den
Unterricht
im
Chriſtenthum
genieſſet
;
item
Leſen
,
Schreiben
,
Rechnen
;
und
dann
ferner
einen
Caſum
und
Terminum
verſtehen
lernet
,
nicht
allemal
nach
Wunſch
reuſſiret
.
Dieſe
nun
ſeynd
die
hoͤhern
Schulen
,
Gymnaſia
und
Univerſitæten
;
vornehmlich
aber
dieſe
Letztern
.
Wer
ein
excellentes
Naturel
hat
,
ſtarck
am
Geiſte
iſt
,
ein
herrliches
Judicium
,
und
eine
gluͤckſelige
Memoriam
beſitzet
,
deſſen
Hertze
zu
keinem
Stoltz
und
Hochmuth
incliniret
,
in
dem
auch
eine
beſcheidene
vernuͤnfftige
Auffuͤhrung
,
und
im
uͤbrigen
Luſt
,
nebſt
einem
ſtarcken
Trieb
zum
Studieren
ſtecket
,
der
mag
ſich
gratuliren
,
wann
ihn
ſeyn
Leit-Stern
auf
Univerſitæten
fuͤhret
.
Er
wird
gewißlich
ein
gelehrter
,
weiſſer
,
kluger
und
geehrter
,
ja
recht
admirabler
Mann
.
Mit
dem
es
aber
anders
beſchaffen
iſt
,
der
bleibe
davon
.
Denn
einer
,
welcher
eine
herrliche
Memoriam
,
und
kein
gutes
Judicium
beſitzet
anbey
aber
zum
Stoltz
und
Hochmuth
incliniret
,
der
wird
ein
gantz
greulicher
und
unertraͤglicher
gelehrter
Narr
.
Eben
ſo
gehet
es
denenjenigen
,
bey
welchen
Judicium
und
Memoria
zugleich
gut
,
die
aber
ſonſt
ſchwach
am
Geiſte
,
folglich
incapable
ſind
,
die
mit
denen
Studiis
verknuͤpffte
Fatiguen
zu
ertragen
.
Gantz
erbaͤrmliche
und
elende
Leute
,
hingegen
werden
vollends
aus
denenjenigen
,
welchen
ſowohl
das
Judicium
als
die
Memoria
gebricht
,
und
die
noch
darzu
keine
Luſt
zu
dem
Studieren
haben
,
ſondern
bey
denen
Haaren
darzu
muͤſſen
gezogen
werden
.
Aus
dieſen
werden
Stock-Narren
,
Ertz-
Matzen
und
Lappen
,
ja
rechte
Schand-Flecken
derer
Gelehrten
,
die
theils
in
Anſehung
ihrer
ſtoltzen
Einbildungen
,
theils
in
Betrachtung
der
groſſen
Einfalt
und
Tummheit
,
die
ſich
,
ſtatt
der
Weisheit
und
wahren
Gelehrſamkeit
,
ihrer
Sinnen
bemaͤchtigen
,
der
gantzen
Welt
zum
Spott
und
Gelaͤchter
dienen
.
Was
am
meiſten
,
dieſer
Leute
halber
,
zubejammern
und
zu
beklagen
,
iſt
dieſes
das
die
tummen
und
einfaͤltigen
Gelehrten
,
die
gar
keine
Gaben
zum
Studieren
gehabt
,
als
man
ſie
darzu
beſtimmet
,
oder
bey
denen
Haaren
darzu
gezogen
,
hernach
gemeiniglich
mit
Schul-Aemtern
verſehen
werden
.
Aber
O
Himmel
!
wie
ungluͤckſelich
iſt
nicht
eine
Gemeinde
,
es
ſeye
in
Staͤdten
,
oder
in
Flecken
,
oder
auf
denen
Doͤrffern
,
deren
Schulen
mit
ſolchen
Narren
beſtellet
ſind
.
Was
formiren
und
machen
dieſe
anders
als
wiederum
andere
Narren
,
aus
allen
Zuͤchtlingen
und
Lehrlingen
,
die
in
ihre
Haͤnde
gerathen
?
dergeſtalt
,
daß
man
ſich
nicht
wundern
muß
,
warum
ſo
viele
Narren
in
der
Welt
verhanden
.
Roctores
und
andere
Schul-Bediente
ſolten
indeſſen
die
Quinteſſence
von
gelehrten
,
weiſſen
und
klugen
Maͤnnern
ſeyn
.
Dann
das
,
was
nicht
nur
Eltern
ſondern
gantze
Communen
,
Staͤdte
Republiquen
,
Staaten
und
Lande
vor
das
koſtbarſte
,
vor
das
hoͤheſte
und
wertheſte
,
ja
vor
unſchaͤtzbar
halten
,
nemlich
die
Kinder
,
werden
ja
ihren
Haͤnden
anvertrauet
.
Auf
die
getreue
und
geſchickte
Information
aber
,
ſo
ſie
von
ihren
Præceptoribus
und
Lehrern
genieſſen
,
kommet
ja
,
gemeiniglich
,
nicht
nur
ihr
zeitliches
Gluͤcke
und
Wohlfarth
,
ſondern
auch
vielmals
daß
Heyl
der
Seelen
und
die
ewige
Seligkeit
an
.
Der
Methodus
,
oder
die
Lehr-
und
Unterrichtungs-Art
,
auf
vielen
ſolchen
Schulen
,
wo
man
die
denen
Studiis
gewidmete
Jugend
præpariret
,
auf
Univerſitæten
zu
ziehen
,
iſt
ohne
diß
ſo
beſchaffen
,
daß
ſchon
viele
rechtſchaffene
Leute
daruͤber
geſeufftzet
und
noch
jetzo
ſeufftzen
.
Sind
nun
vollends
die
Stellen
derer
Lehrer
mit
Narren
und
Pedanten
beſetzet
,
was
vor
ein
groͤſſeres
Ungluͤck
koͤnte
ſich
wohl
vor
die
ſtudierende
Jugend
ereignen
.
Wer
aber
keine
Gelehrſamkeit
,
keine
Weißheit
,
keine
Klugheit
,
keine
loͤbliche
Auffuͤhrung
und
keine
guten
Sitten
mit
auf
Univerſitæten
bringet
,
der
kan
verſichert
ſeyn
,
daß
er
auch
von
allem
dem
nichts
mit
ſich
hinweg
nehmen
wird
.
Bringet
hingegen
ein
junger
Menſch
einen
ſolchen
weichen
Schatz
mit
ſich
,
wann
er
auf
Univerſitæten
anlanget
,
und
hat
nicht
das
Ungluͤck
unter
die
Raͤuber
und
Moͤrder
,
das
iſt
unter
boͤſe
und
liederliche
Geſellſchafften
zu
gerathen
,
der
kan
verſichert
ſeyn
,
daß
er
mit
ſeinem
Pfund
wuchern
,
und
weit
reicher
von
dannen
ziehen
wird
,
als
er
angelanget
iſt
.
Der
geneigte
Leſer
erlaube
doch
,
daß
ich
allhier
mit
einfließen
laſſe
,
was
verſchiedene
brave
Maͤnner
ſchon
lange
vor
mir
,
von
uͤbel
eingerichteten
Schulen
,
und
denen
darinnen
ſeyenden
verkehrten
Lehrern
oder
Pedanten
,
geſchrieben
haben
;
wiewohl
ich
auch
meine
eigene
Gedancken
damit
vermiſchen
,
und
allenthalben
,
wo
ich
es
vor
gut
befinde
einen
Zuſatz
machen
werde
.
Ich
proteſtire
aber
nochmahls
,
das
brave
,
loͤbliche
und
ruͤhmliche
Maͤnner
oder
wahrhafftige
gelehrte
,
und
dabey
weiſe
Rectores
,
Schulmeiſter
und
andern
Schul-
Bediente
,
keinesweges
damit
gemeynet
ſind
,
ſondern
dieſe
bleiben
einmal
wie
das
andere
in
ihrem
inæſtimablen
Werth
.
Atyenaus
ſtellet
die
alten
Schul-Fratzen
und
Pedantereyen
aus
dem
Comœdien-Dichter
Epicrute
vor
,
da
zwey
Perſonen
,
alſo
mit
einander
redende
aufgefuͤhret
ſind
:
A.
Lieber
!
Was
machet
Plato
,
Spenſippus
,
und
Menedemus
?
wo
halten
ſie
ſich
auf
?
Was
dichten
ſie
gutes
?
Wann
du
etwas
neues
von
ihnen
aus
Athen
mitbringeſt
,
ſo
ſeye
hiermit
gebethen
,
und
erzehle
es
uns
auch
.
„
B
.
Das
thue
ich
gerne
.
Ich
ſehe
in
dem
Panatheo
,
auf
der
Academie
,
eine
ziemliche
Heerde
Studenten
bey
einander
,
da
meynete
ich
,
wunderſeltſame
Dinge
und
unaufloͤßliche
Dunckel-Reden
,
zu
hoͤren
.
Sie
urtheileten
und
redeten
von
aller
Dinge
Natur
,
von
dem
Leben
derer
Thiere
,
von
derer
Baͤume
Art
,
vom
Unterſchied
derer
Kraͤuter
und
Pflantzen
.
Inſonderheit
forſcheten
ſie
unter
einander
,
unter
welches
Geſchlecht
die
Kuͤrbſen
gehoͤrten
?
„
A
.
Und
was
beſchloſſen
ſie
dann
endlich
daruͤber
?
„
B.
Anfangs
erſtummeten
ſie
alle
uͤber
dieſe
Frage
,
und
gedachten
ihr
eine
gute
Zeit
mitniedergeſchlagenen
,
oder
gebogenen
Haupte
nach
.
Hernach
trat
einer
unter
ihnen
auf
und
ſprach
,
der
Kuͤrbis
ſeye
eine
Art
von
einem
Kappes-
Kraut
,
weil
er
rund
waͤre
.
Ein
anderer
zehlete
ihn
vollkommen
unter
die
Kraͤuter
;
bald
aber
wieder
ein
anderer
unter
die
Baͤume
.
Dabey
war
eben
ein
Sicilianiſcher
Medicus
gegenwaͤrtig
,
der
dieſen
aberwitzigen
Grillen
zuhoͤrete
,
und
vor
lauter
Lachen
einen
lauten
ſtarcken
Bauch-Wind
fahren
ließ
.
Hieruͤber
erzuͤrnete
ſich
das
gantze
Auditorium
,
und
ein
jeder
ſchrie
man
ſpotte
ihrer
.
Plato
hingegen
ließ
ſich
nichts
anfechten
,
hieß
ſeine
Schuͤler
fortfahren
,
und
machte
,
daß
ſie
wieder
auf
ihr
voriges
Gezaͤncke
fielen
,
gleichwie
eine
Katze
auf
ihre
Fuͤſſe
.
Endlich
wurde
doch
nichts
beſchloſſen
,
ſondern
es
gieng
ein
jeder
mit
ſeiner
Meynung
davon
.
„
Die
Beſchreibung
Petronii
Arbitri
,
von
einem
Schul-Schwaͤtzer
,
lautet
wie
folget
:
Dieſes
waͤre
noch
leidlich
,
wann
ſein
Geſchwaͤtze
einen
auf
den
rechten
Weg
zur
Wohlredenheit
fuͤhrte
.
Nun
bringet
aber
dieſes
Wort-
Gepraͤnge
und
Wort-Geraͤuſche
,
ihnen
keinen
andern
Nutzen
als
dieſen
,
daß
,
wann
ſie
auſſerhalb
denen
Schulen
,
vor
denen
Leuten
,
und
vor
der
Gemeinde
,
redeu
ſollen
,
ſie
erſchrecken
,
gleich
als
ob
ſie
unverſehens
in
eine
fremde
und
neue
Welt
entzuͤcket
waͤren
.
Derohalben
halte
ich
davor
,
daß
die
Jugend
in
Schulen
gantz
naͤrriſch
und
laͤppiſch
werde
,
weil
ſie
gar
nichts
ſiehet
,
noch
hoͤret
,
wie
es
in
der
Welt
zugehet
,
oder
was
der
gemeine
Lauff
mit
ſich
bringet
,
ſondern
allein
laͤcherliche
Themata
und
vortraͤge
,
darinnen
von
Meer-
Raͤubern
gehandelt
wird
,
wie
ſie
mit
Ketten
an
dem
Ufer
ſtehen
,
und
von
Tyrannen
,
welche
denen
Kindern
gebieten
,
ihre
eigene
Eltern
umzubringen
.
Weiter
anders
nichts
,
als
Honig-ſuͤſſe
Wort-Kugeln
,
uͤberzimmete
und
uͤberzuckerte
Reden
.
Alle
diejenigen
,
die
bey
ſolchen
Dingen
auferzogen
werden
,
koͤnnen
eben
ſo
wenig
witzig
ſeyn
,
als
einer
,
der
die
heimlichen
Gemaͤcher
ausraͤumet
,
wohl
riechen
kan
.
Jacobus
Sadoletus
ſpricht
vom
Schul-Leben
:
„
Mit
dieſer
Manier
zu
unterweiſen
wird
alle
Gutartigkeit
,
und
Tugendhafftigkeit
,
aus
dem
Gemuͤthe
verſchlagen
und
verderbet
,
und
koͤmmt
nichts
anders
heraus
als
murriſche
,
unleutſelige
und
ſchwehrmuͤthige
Leute
,
die
nicht
allein
andern
,
ſondern
auch
ihnen
ſelber
beſchwerlich
,
an
allen
Sachen
verzagen
,
kleinmuͤthig
,
Licht-ſcheu
,
einſame
Winckel-Schlupffer
,
und
bey
der
Geſellſchafft
laͤcherlich
ſeynd
,
die
da
kein
freyes
und
freudiges
Gemuͤthe
tragen
,
ſondern
,
den
Kopff
ſtets
voller
Unluſt
,
und
groſſer
Gedancken
,
von
kleinen
unnuͤtzen
Dingen
haben
.
Was
kan
aber
der
Tugend
,
Erbarkeit
und
Großmuͤthigkeit
nachtheiliger
ſeyn
als
eben
dieſes
.
Man
hoͤre
was
Johannes
Sturmius
ſaget
:
„
Es
iſt
ein
laͤcherlich
Ding
um
einen
gelehrten
,
wann
er
ſtoltz
,
aufgeblaſen
und
murriſch
iſt
,
im
Fall
man
anders
einen
ſolchen
Menſchen
einen
Gelehrten
nennen
darff
,
welcher
mit
dergleichen
Gebrechen
behafftet
.
Wiewohl
es
iſt
nicht
ohne
,
daß
nicht
ſchier
unter
allen
hohen
vornehmen
Leuten
dergleichen
zu
finden
,
als
unter
denen
Rednern
Erutius
,
Curtius
,
Mamerius
,
unter
denen
Pœten
Marſus
,
Zoylus
,
Chæilus
;
unter
denen
Senatoren
Valgula
,
Aſellus
,
Mencius
.
Indeſſen
kan
niemand
ſtoltze
Schulzaͤncker
,
und
murriſche
ungeſchickte
Duͤnckel
anſehen
,
der
nicht
lache
wegen
ihres
laͤcherlichen
Weſens
,
oder
traurig
werde
derer
herrlichen
Studien
halber
,
die
an
ihnen
verlohren
ſeynd
.
Thomas
Overburius
mahlet
einen
unartigen
Schul-Monarchen
auf
dieſe
Weiſe
ab
:
„
Er
tritt
nach
der
Tabulatur
einher
.
Mit
der
einen
Hand
ſcandirt
er
Verſe
,
und
mit
der
andern
haͤlt
er
ſeinen
Schul-Scepter
.
Es
duͤrffen
ihm
keine
Gedancken
in
den
Sinn
kommen
,
da
nicht
der
Nominativus
Caſus
das
Verbum
regiert
.
Er
hat
Zeit
ſeines
Lebens
keinen
Sinn
oder
Meynung
:
denn
er
gehet
allein
mit
Worten
um
.
Alle
ſeine
Ehre
ſuchet
er
im
Criticiſmo
und
ſeine
Exempel
im
Nizolio
.
Seine
Phraſes
elegirt
er
nach
dem
Thon
und
Wohllaut
derer
Sylben
.
Die
acht
Partes
Orationes
ſind
ſeine
Famuli
.
Kurtz
:
Er
iſt
ein
Heteroclytus
.
Denn
er
hat
keinen
Pluralem
numerum
,
ſondern
nur
die
ſingularem
qualitatem
derer
Worte
.
Macht
er
in
dieſem
keinen
Solæciſmum
;
ſo
iſt
doch
ſein
gantzes
Leben
anders
nichts
als
ein
continuus
Solæciſmus
„
Ein
gewiſſer
vornehmer
Mann
,
und
groſſer
Gelehrter
ſchreibet
:
“
Schul-
Fuͤchſe
ſind
die
allergroͤſſeſten
Symplicia
unter
allen
Kraͤutern
,
gantz
ungeſaltzene
,
und
ungeſchmaltzene
,
Stock-Fiſche
und
Blaͤche
zu
allen
Sachen
verdroſſen
und
unwillig
.
Sie
lernen
lange
Jahre
und
Tage
,
und
begreiffen
doch
nichts
.
Gleichwohl
duͤncken
ſie
ſich
groſſe
Meiſter
der
Klugheit
,
ob
ſie
ſchon
auf
der
Welt
nichts
koͤnnen
als
Worte
machen
.
Wann
man
ihnen
begegnet
,
moͤchte
man
allemal
eine
Hand
voll
Wermuth
in
das
Maul
nehmen
,
damit
man
derer
tiefſinnigen
Herren
nicht
lache
.
Gruͤſſet
man
ſie
,
ſobedencken
ſie
ſich
,
ob
es
ex
rei
literaria
utilitate
ſeye
,
daß
ſie
antworten
,
die
Hand
bieten
,
oder
beyde
zugleich
bieten
ſollen
?
Alsdann
ergreiffen
dieſelben
das
Huͤtlein
mit
voller
Hand
wo
es
am
hoͤchſten
iſt
,
drehen
es
eine
Weile
vor
dem
Maul
in
den
Haͤnden
herum
,
und
machen
andere
tolle
Geberden
mehr
.
Sitzen
ſie
bey
einem
uͤber
Tiſche
,
ſo
koͤnnen
ſie
vor
tieffen
Gedancken
nicht
zu
reden
kommen
.
Fragt
man
ſie
etwas
,
ſo
ſchweigen
ſie
eine
Weile
ſtille
.
Hernach
bringen
ſie
wenig
vor
,
und
das
ſich
noch
darzu
eben
ſo
auf
die
Frage
reimet
,
wie
eine
Fauſt
auf
das
Auge
;
oder
ſie
ſagen
auch
wohl
gar
nichts
.
Mercken
ſie
,
daß
man
ihrer
nicht
wahrnimmet
,
ſo
ſtehlen
ſie
ſich
geſchwinde
von
der
Geſellſchafft
hinweg
,
und
wiſchen
zum
Loche
hinaus
,
das
der
Maurer
,
oder
Zimmermann
offen
gelaſſen
hat
.
„
Ein
anderer
ſpricht
von
denen
Pedanten
:
“
Sie
haben
es
mit
ihrem
ungeſchlachten
Weſen
,
und
unzierlichen
Sitten
,
dahin
gebracht
,
daß
das
gemeine
Volck
mit
Fingern
auf
ſie
deutet
,
darum
nennet
ſie
Epictetus
ein
Thier
,
deſſen
jedermann
lachet
.
Ihres
Gebrauchs
wegen
,
den
ſie
haben
,
auch
denen
geringſten
Dingen
,
ſehr
tief
,
und
gleichſam
mit
Verwunderung
,
nachzuſinnen
,
anbey
in
dieſer
ihrer
Stockfiſcherey
ſich
bereden
,
ob
ſeyen
ſie
alleine
witzig
,
heiſſet
man
ſie
Fantaſten
,
und
es
iſt
der
Name
eines
Philoſophi
dermaſſen
verachtet
,
daß
man
auch
,
im
Schertz
und
Ernſt
,
denſelben
einem
jeden
Narren
anhanget
.
Schul-Fuͤchſe
,
welche
die
alten
Scholaſticos
genennet
,
ſind
nichts
anders
als
diejenigen
,
welche
ſich
taͤglich
in
Schul-
Staube
herum
weltzen
,
wie
ein
Fuchs
in
ſeiner
Hoͤle
.
Calmaͤuſſer
werden
ſie
daher
genennet
,
weil
ſie
in
der
Schule
die
Federn
zerbeiſſen
,
eben
ſo
,
wie
die
Maͤuſſe
alles
zu
zernagen
pflegen
.
Noch
weit
laͤcherlicher
,
als
alles
bißherige
,
klinget
eine
andere
Beſchreibung
von
einem
Schul-Fuͤrſten
,
die
ich
an
einem
gewiſſen
Orte
gefunden
.
„
Er
iſt
,
heiſſet
es
,
das
Haupt
ſeiner
Laͤuſe
,
ein
ernſtlicher
Regent
,
und
lachet
nicht
,
wann
er
ſchon
ſaͤhe
einen
auf
einen
Butterweck
,
oder
Butter-Strietzel
,
daher
reiten
.
Er
iſt
ein
Fuͤrſt
aller
Fuͤrſten
.
Denn
ohne
ihn
haͤtten
die
andern
Fuͤrſten
keine
Menſchen
zu
Unterthanen
,
ſondern
nur
Beſtien
.
Alſo
machet
er
denen
Buͤrgern
Obrigkeiten
,
und
denen
Obrigkeiten
Buͤrger
.
Er
iſt
der
vornehmſte
und
erſte
Stand
des
Regiments
und
gemeinen
Nutzens
.
Denn
jedermann
muß
zum
erſten
unter
ſeinen
Stab
kommen
,
und
er
urtheilet
uͤber
einen
jeden
ohne
Appellation
oder
Widerſprechen
.
Sein
Anſehen
weiß
er
meiſterlich
zu
erhalten
.
Wann
er
unter
ſeine
Soldaten
tritt
.
muß
es
gleich
vor
ſeiner
Majeſtaͤt
ein
Erdbeben
geben
,
und
alles
erzittern
.
Kommen
etwa
fremde
Leute
zu
ihm
,
ſo
muͤſſen
geſchwinde
die
Ubelthaͤter
,
ſo
das
gantze
Jahr
durch
etwas
begangen
,
zu
einem
Exempel
ſeiner
ritterlichen
Juſtitz
geſchmicket
ſeyn
.
Seine
Diſcipuli
ſeynd
,
gegen
ihm
zu
rechnen
,
was
die
uͤbrigen
Pœten
gegen
ihrem
Ur-Altvater
Homero
ſeynd
,
die
man
zu
ſeinen
Fuͤſſen
abmahlet
,
dergeſtalt
daß
ſie
alles
auflecken
,
was
dieſer
kotzet
.
Er
iſt
oͤffters
nicht
ſo
gluͤckſelig
,
daß
er
Kinder
habe
,
weil
er
mit
anderer
Leute
Kindern
ſo
umgehet
als
ob
ſie
von
denen
Baͤumen
fielen
,
wie
die
Gaͤnſe
auf
einer
gewiſſen
Schottlaͤndiſchen
Inſel
.
Zu
einem
Schuſter
iſt
er
verdorben
.
Denn
er
hat
nicht
mehr
als
einen
Leiſten
,
uͤber
den
er
alle
ſeine
Buben
ſpannet
.
Aber
zu
einem
Feld-Obriſten
iſt
er
eine
erwuͤnſchte
Perſon
,
weil
er
derer
Schuͤtzen
gewohnt
,
und
die
Schuͤſſe
wohl
erleiden
kan
.
Auch
hat
er
taͤglich
das
Paucken-ſchlagen
zum
Beſten
,
wann
er
ſeinen
Schuͤlern
den
Hinterſten
auspaucket
.
Er
iſt
der
aller
kunſtreicheſte
.
Denn
er
hat
alle
Kunſt-Loͤcher
durchgucket
,
und
weiß
aller
hinterſten
Beſchaffenheit
;
nur
ſeinen
hat
er
nie
geſehen
.
In
jedermans
Augen
kan
er
einen
Balcken
erſtechen
,
ſo
lange
er
ſelbſt
dafuͤr
ſtehet
.
Es
iſt
ihm
wie
einem
Haus-Hund
,
der
niemanden
unangebellet
voruͤber
gehen
laſſen
kan
;
nicht
daß
er
Urſache
haͤtte
zu
bellen
,
ſondern
nur
,
weil
er
von
Natur
und
aus
Gewohnheit
bellen
muß
.
kommt
man
ihm
auf
ſeinen
Miſt
,
ſo
ſuchet
er
alles
herfuͤr
,
einen
zu
verſuchen
und
zu
examiniren
,
ob
man
auch
ſo
geſchickt
ſeye
als
er
?
Fehlet
einer
nun
an
dem
geringſten
Woͤrtlein
im
Donat
,
ſo
hat
er
ſchon
die
Reputation
bey
ihm
verlohren
.
Warlich
!
warlich
!
ſaget
er
,
es
iſt
nichts
mit
ihm
.
Er
zerſchmeltzet
vor
mir
wie
Schnee
und
Butter
in
der
Sonnen
.
Er
ſchwuͤhre
einem
theuren
Eyd
darauf
,
man
muͤſſe
nur
darum
ſtudiren
,
daß
man
den
Donat
und
die
Grammatica
vollkommen
,
ja
wie
ein
Vater
Unſer
,
auswendig
herzuſagen
wiſſe
,
und
im
uͤbrigen
viele
ſpeculirende
Theorie
beſitze
.
Mit
dem
es
anders
bewandr
,
der
iſt
in
ſeinem
Augen
ein
veraͤchtlicher
tummer
Eſel
.
Dahero
kommet
es
,
daß
er
jedermann
auslachet
,
und
wieder
von
jedermann
ausgelachet
wird
.
Allein
er
iſt
denen
andern
darinnen
uͤberlegen
und
reicher
als
ſie
,
weil
die
andern
nur
einen
Narren
an
ihm
alleine
haben
,
er
aber
alle
andere
,
auſſer
ſeinem
Stande
vor
Narren
haͤlt
;
wiewohl
das
Gewicht
ſeiner
Narrheit
die
Menge
derer
andern
wohl
uͤberwiegen
koͤnte
,
dergeſtalt
,
daß
es
ein
groſſes
Wunder
iſt
,
wann
ein
witziger
Mann
aus
ſeiner
Schule
koͤmmt
,
weil
er
unter
allen
ſeinen
zuhoͤrern
,
der
groͤſte
Narr
iſt
,
nur
ein
gemeiner
Narr
aber
ſonſt
ſchon
zehen
Narren
machet
.
Die
Lateiniſche
Sprache
haͤlt
er
ſo
hoch
,
daß
er
bloß
darum
nicht
bey
Hofe
ſeyn
mag
,
weil
man
nicht
Lateiniſch
daſelbſt
redet
.
Ja
ich
zweiffele
nicht
,
er
ſolte
ſich
des
ewigen
Lebens
verzeyhen
,
wann
er
wuͤſte
,
daß
daſelbſt
kein
Latein
geredet
werden
wuͤrde
.
So
offt
er
des
Ariſtotelis
Opera
in
die
Haͤnde
bekoͤmmet
,
faͤnget
er
ſelbſt
an
zu
zweiffeln
,
ob
er
biß
hieher
eine
vernuͤnfftige
Creatur
geweſen
.
Er
beweinet
anbey
das
groſſe
Elend
des
menſchlichen
Geſchlechts
,
und
daß
nicht
alle
ſolcher
hohen
Geheimniſſe
der
Vernunfft
theilhafftig
werden
koͤnnen
,
ſondern
,
wie
er
zu
reden
pfleget
,
als
das
unvernuͤnfftige
Vieh
ohne
Verſtand
dahin
lebten
.
„
Es
iſt
wahr
,
geneigter
Leſer
!
daß
Hertze
moͤchte
einem
Weinen
,
wann
man
bißweilen
zuhoͤret
,
woruͤber
auch
Schulen
und
Univeiſitæten
diſputiret
nnd
geſtritten
wird
.
Ja
ein
vernuͤnfftiger
Bauer
begreiffet
es
,
daß
es
oͤffters
lauter
nichts-wuͤrdige
Grillen
ſeynd
,
womit
man
nur
die
edle
Zeit
verderbet
.
Daher
hat
Thomas
Gartzion
in
ſeinem
Buch
,
genannt
der
Schau-
Platz
aller
Kuͤnſte
,
nachdem
er
erſtlich
denen
rechtſchaffenen
Schul-Maͤnnern
ihr
gebuͤhrendes
Lob
beygeleget
,
Anlaß
genommen
,
im
vierdten
Diſcurs
von
denen
unartigen
,
und
eingebildeten
Gramaticis
alſo
zu
reden
:
Dargegen
finden
ſich
auch
etliche
,
von
denen
ich
nicht
viel
gutes
zu
ſagen
weiß
,
ſtehe
auch
an
,
ob
ich
ſie
unter
die
Grammaticos
,
oder
unter
die
puren
Pedanten
rechne
;
ungeachtet
es
lauter
reine
Grammatici
ſeyn
wollen
.
Dieſes
ſind
die
,
welche
einen
gantzen
Tag
auf
dem
Marckt
,
oder
in
einem
Laden
,
oder
ſonſt
bey
einer
Geſellſchafft
gelehrter
Leute
ſtehen
und
diſputiren
,
ja
ſich
um
geringer
und
nichtiger
grammaticaliſchen
Sachen
willen
zancken
,
mit
vollem
Geſchrey
und
Eyfer
,
als
wann
Leib
und
Leben
daran
gelegen
waͤre
,
wodurch
ſie
jedermann
die
Ohren
ſo
voll
fuͤllen
,
daß
ſie
auch
einen
Schmidt
bey
ſeinem
Amboß
uͤberdruͤßig
und
beſchwerlich
ſeyn
moͤchten
.
Da
ſchweret
man
bey
dem
Polluce
und
Hercule
,
ja
bey
allen
Goͤttern
;
da
doch
manchmal
nur
darum
zu
thun
,
ob
man
die
Buchſtaben
Y.
und
Z.
nur
allein
im
Griechiſchen
,
oder
auch
bey
dem
Latein
gebrauchen
ſolle
?
Ob
man
die
animam
Ariſtotelis
,
die
er
Entelciam
nennet
,
mit
einem
d.
oder
t.
ſchreiben
ſolle
?
Ob
H.
auch
ein
Buchſtabe
ſeye
,
oder
nur
eine
nota
aſpirationis
?
Ob
man
des
Buchſtabens
X.
beduͤrffe
oder
nicht
?
allermaſſen
man
vorzeiten
an
ſtatt
deſſelben
c
s
gebrauchet
,
und
pacs
,
lecs
,
geſchrieben
,
da
man
jetzo
pax
und
lex
daraus
gemachet
.
Item
,
ob
der
Name
Ulyſſes
mit
einem
X.
oder
mit
zweyen
fl.
ſolle
geſchrieben
werden
?
Ferner
ob
nur
drey
partes
orationes
ſind
,
nemlich
Nomen
,
Verbum
und
Conjunctio
,
wie
Ariſtoteles
und
Theodorus
wollen
?
oder
ob
deren
viere
,
wie
die
Stoici
vorgeben
,
welche
die
Articulos
von
denen
Conjunctionibus
unterſcheiden
?
Item
ob
man
die
andern
,
welche
lange
hernach
darzu
ſeynd
geſetzet
worden
,
auch
vor
partes
orationes
halten
ſolle
?
wie
Ariſtarchus
und
Palæmon
ſolches
haben
wollen
.
Ingleichen
,
ob
derer
Pronominum
funffzehen
?
wie
Priſcianus
will
,
oder
deren
noch
mehr
ſeynd
?
wie
Diomedes
und
Phocas
prætendiren
.
Weiter
,
ob
man
auch
doppelte
Buchſtaben
doͤrffte
gebrauchen
,
als
in
denen
Worten
,
cauſa
,
religio
,
&
c.
da
etliche
Schreiben
cauſſa
,
relligio
?
oder
,
ob
es
genug
an
einem
ſ
.
und
l
?
und
was
dergleichen
Sachen
mehr
ſeynd
,
als
Accentus
,
Puncta
,
Ortographia
,
Pronunciatio
,
die
Form
,
und
Figur
derer
Buchſtaben
,
Ftymologia
,
Analogia
,
Præcepta
,
Regulæ
,
Declinationes
,
Modi
ſignificandi
,
Mutationes
Caſuum
,
Varietates
temporum
&
c.
daruͤber
ſie
mit
groſſen
Ernſt
und
Eiffer
halten
,
und
billig
von
Luciano
Samolatenſi
,
in
einem
ſonderlichen
Buͤchlein
,
welches
er
vom
Streit
derer
zwey
Buchſtaben
S.
und
T.
geſchrieben
,
ausgelachet
werden
.
Desgleichen
von
Andre
Salernitano
,
welcher
das
Bellum
Grammaticale
,
oder
den
Feder-Krieg
derer
Gramaticorum
,
gar
artig
,
ſolchen
naͤrriſchen
Grammatieis
zum
Spott
geſchrieben
.
Nebſt
dieſen
ſeynd
auch
andere
,
die
wollen
gar
gute
und
reine
Grammatici
ſeyn
.
Meſſala
hat
von
jeden
Buchſtaben
ein
beſonderes
Buch
geſchrieben
.
Beroaldus
will
den
Servium
,
geringer
Sachen
halber
,
in
die
Schulen
verweiſen
oder
ſchicken
.
Lucinius
ſchilt
den
Vettium
,
daß
er
ſich
mit
Sabiniſchen
Præneſtini
ſchen
und
Tuſciſchen
Woͤrtern
beholffen
habe
.
Aſinius
Bollio
will
dem
Tito
Livio
Schuld
geben
,
er
nehme
den
Landsmann
zu
ſehr
mit
,
und
wolle
auch
in
denen
Worten
gar
zu
Paduaniſch
ſeyn
.
Palæmon
will
gar
an
den
Marcum
Vatronem
,
um
geringer
Grammaticaliſchen
Sache
willen
.
Quindilianus
will
dem
Seneca
einen
Kuͤchen-Schilling
geben
,
dieweil
er
,
in
geringen
und
kurtzen
Sententiis
,
die
Krafft
und
den
Nachdruck
etlicher
Woͤrter
vernichtet
.
Valla
zeucht
allen
Grammaticos
,
die
vor
ihm
geweſen
,
uͤber
die
Banck
,
und
wird
vom
Muncinello
,
und
Poggio
,
wieder
heruͤber
gezogen
.
Uber
dieſe
finden
ſich
noch
etliche
andere
Pedanten
und
Schul-Fuͤchſe
welche
,
um
ihrer
qualitæten
willen
,
billig
bey
jederman
verhaſt
ſeyn
ſollen
.
Daß
ſiehet
man
an
dem
eigenſinnigen
und
Hirnſchelligen
Domitiano
(
NB
.
Domitianus
à
Domitor
&
anus
)
ſo
die
Buben
nur
bey
dem
hinterſten
aufzaͤumet
,
der
zu
Rom
ein
Schulmeiſter
geweſen
,
und
an
dem
unbeſcheidenen
Orbilio
(
Orbilius
quaſi
orbis
bilis
,
die
Galle
,
die
Geiſſel
,
die
Ruthe
,
oder
der
Zorn
der
Welt
)
der
zur
Zeit
Ciceronis
zu
Benevento
ein
Schulmeiſter
geweſen
.
Item
an
Rhennio
Palamone
,
welcher
ihm
duͤncken
ließ
,
es
waͤren
die
freyen
Kuͤnſte
mit
ihm
aufgekommen
,
und
wuͤrden
auch
wiederum
mit
ihm
abſterben
.
Ferner
an
Lionide
,
der
ein
Pædagogus
Alexandri
geweſen
,
und
wie
Diognes
Babylonicus
ſchreibet
,
deſſen
Gemuͤthe
in
der
Jugend
zu
allerhand
Untugenden
angefuͤhret
;
und
an
einem
Andern
,
welchen
Crates
,
der
Philoſophus
,
mit
Faͤuſten
geſchlagen
,
weil
er
einen
ihm
anvertrauten
Knaben
,
in
ſeiner
Jugend
verderbet
hatte
.
Was
ſolle
ich
ſagen
von
etlichen
boͤſen
Laͤſter-Maͤulern
,
welche
alles
wollen
tadeln
,
reformiren
und
critiſiren
.
Einer
ſchilt
den
Platonem
,
daß
er
keine
Ordnung
haͤlt
in
ſeinen
Schrifften
.
Der
andere
ſagt
vom
Virgilio
,
er
habe
den
Theocritum
und
Homerum
beraubt
,
ausgeſchmierret
,
ja
wohl
gar
geſchunden
.
Ein
anderer
ſagt
vom
Cicerone
,
daß
er
auch
nicht
die
beſte
Ordnung
uͤberall
gehalten
habe
.
Ein
anderer
will
an
den
Saluſtium
,
daß
er
zu
ſehr
gezwungen
ſey
.
Ein
anderer
ſchnurret
den
Terentium
an
,
daß
er
ſeine
Comœdien
von
Labeone
und
Scipione
gebetelt
.
Macrobius
muß
auch
ein
undanckbarer
und
unverſchaͤmter
Geſelle
ſeyn
,
Plinius
ein
Luͤgner
,
und
Ovidius
von
Eigen-Ruhm
ſtincken
.
In
Summa
,
es
gehet
keiner
voruͤber
,
der
ihnen
nicht
muß
herhalten
,
und
ſich
von
ihnen
laſſen
meiſtern
.
Was
ſoll
ich
ſagen
von
dem
naͤrriſchen
Hochmuth
etlicher
,
welche
,
damit
ſie
Aufſehens
maͤchen
moͤgen
,
mit
einem
Spruch
,
welchen
ſie
aus
dem
Cicerone
,
oder
aus
einem
Pœten
auswendig
gelernet
,
aufgezogen
kommen
.
Dieſen
recitiren
exponiren
und
gloſſiren
ſie
mit
magiſtraliſcher
Kunſt
,
daß
denen
Zuhoͤrern
die
Ohren
ſchwitzen
moͤchten
.
Solte
man
ihnen
nicht
billig
entgegen
ruffen
.
O
Coridon
!
Coridon
!
quæ
te
dementia
cepit
!
O
Coridon
!
Coridon
!
Wie
ſticht
dich
doch
der
Narr
und
Geck
ſo
gar
ſehr
!
„
Bißweilen
kommen
ſie
auch
,
wann
ſie
die
Andacht
ſticht
,
mit
einem
Spruch
aus
heiliger
Schrifft
einher
getreten
,
und
machen
ſeltſame
Gloſſen
daruͤber
,
daß
man
auch
Kroͤten
damit
vergeben
moͤchte
.
Was
ſolle
ich
ſagen
von
wunderſeltſamen
Proſopo
pœiis
,
mit
welchen
ſie
herrein
gepranget
kommen
,
als
haͤtten
ſie
alle
Kuͤnſte
gefreſſen
.
Da
koͤmmt
bißweilen
ein
Perottus
,
ein
Catolicius
,
ein
Deſpaucerius
,
ein
Mancinellus
,
ein
Priſcianus
ein
David
Britannus
,
ein
Auguſtinus
Pathus
,
ein
Adamus
Trajectenſis
,
ein
Magiſter
Telbene
,
ein
Terentius
,
ein
Scopus
,
und
andere
dergleichen
gelehrte
Leute
mehr
von
welchen
ſie
hier
ein
wenig
und
dort
ein
wenig
heraus
geklaubet
.
Wann
man
ihnen
das
Ausgeklaubte
abkauffete
,
wuͤrden
ſie
hernach
ſtumme
Hunde
ſeyn
.
Cantalicius
der
ſpottet
eines
ſolchen
Pedanten
,
welcher
Branchidus
geheiſſen
,
gar
artig
,
mit
nachfolgenden
Verſen
:
Dum
legit
in
Cathedra
ſapiens
Branchidas
Poëtas
Allegat
ſemper
pro
Cicerone
Phocam
.
Branchitas
ein
ſehr
weiſer
Mann
,
Die
Pœten
ſchoͤn
leſen
kan
.
Soll
er
aber
Tullium
nennen
,
So
thut
er
nichts
als
Phocam
kennen
.
„
Wie
viel
beſſer
und
zutraͤglicher
waͤre
es
,
daß
an
ſolchen
Geſellen
der
Wunſch
des
Quintiliani
erfuͤllet
wuͤrde
,
da
er
ſaget
:
An
denen
Fædagogis
und
Schulmeiſtern
moͤchte
man
dieſes
am
hoͤchſten
wuͤnſchen
,
daß
ſie
entweder
recht
gelehrt
waͤren
,
welches
ſie
ihnen
auch
am
meiſten
ſollen
laſſen
angelegen
ſeyn
,
oder
daß
ſie
zum
wenigſten
wuͤſten
,
daß
ſie
nicht
gelehrt
ſeynd
.
O
wie
wohl
redet
Quintilianus
!
Denn
es
iſt
kein
ſchaͤndlicher
Ding
in
einer
Schul
,
als
wann
der
Præceptor
ſich
nicht
kennet
,
und
ſich
duͤncken
laͤſſet
er
ſeye
gelehrter
als
er
iſt
,
koͤnne
auch
ſeine
Knaben
gar
bald
klug
und
gelehrt
wachen
.
Von
einem
ſolchem
Duͤnckel
ſagt
obgemeldter
Candaticius
,
welcher
auch
ein
Præceptor
auf
Schulen
geweſen
:
„
Ille
tribus
brumis
vix
Alpha
&
beata
docebat
,
In
tribus
aſt
pueros
menſibus
aſtra
doces
.
Jener
(
er
redet
vom
Quintiliano
)
lehret
A.
B.
C.
kaum
recht
in
dreyen
Jahren
,
und
du
lehreſt
in
dreyen
Monaten
deine
Knaben
auch
die
Sterne
und
den
Himmel
kennen
.
Was
ſoll
ich
ſagen
von
der
naͤrriſchen
pedantiſchen
Gravitæt
etlicher
,
die
mit
ihrem
Baculo
Magiſtrali
,
mit
ihrem
kahlen
Rock
,
der
nicht
weniger
als
fuͤnff
Jubel-Jahre
geſehen
,
mit
ihrem
Meiſter-Geſang
beydes
in
Proſa
und
in
Verſen
,
mit
ihrem
hauffen
Nachfolgern
von
Knaben
,
die
ſie
zum
Pracht
auf-
und
anfuͤhren
,
mit
ihrem
Lateiniſchen
Gruß
:
Salus
,
Salvete
,
Avete
Domini
&
c.
mit
ihrer
praͤchtigen
Reverentz
,
mit
ihrer
aufgeblaſenen
Stellung
und
Gang
,
als
wann
ſie
lauter
Tullii
waͤren
,
mit
ihrem
praͤchtigen
Leſen
,
mit
ihrem
ſchnarchenden
Reden
,
wann
ſie
ihre
Knaben
examiniren
,
mit
ihrem
anſehnlichen
Auf-
und
Abtreten
in
der
Schulen
,
als
wann
ſie
Pfauen
oder
welſche
Hahnen
waͤren
;
in
Summa
ſich
mit
allerhand
anſehnlichen
ja
recht
majeſtaͤtiſchen
Geberden
,
Worten
und
Weſen
,
ſehen
und
hoͤren
laſſen
?
Item
von
ihren
ernſtlichen
Erinnerungen
,
die
ſie
ſtets
an
ihre
Knaben
thun
,
daß
ſie
des
Priſciani
Fußſtapffen
fleißig
ſollen
nachfolgen
;
daß
ſie
von
dem
Diomede
nicht
ſollen
abweichen
,
daß
ſie
allezeit
ein
gutes
Buch
als
ein
Cornu
copiæ
ſollen
unter
dem
Arm
oder
in
denen
Hoſen
tragen
,
daß
ſie
ihr
Catholicon
,
ihren
Papiam
,
benebſt
dem
Momotracto
bey
Leibe
nicht
dahinten
laſſen
ſollen
,
und
was
dergleichen
mehr
damit
man
ſie
fein
uͤberall
,
wo
ſie
ſind
,
gehen
oder
ſtehen
,
vor
fleißige
,
ſorgfaͤltige
und
gelehrte
Schuͤler
anſehen
moͤge
,
da
ſie
doch
nichts
als
Eſel
ziehen
,
die
zwar
Buͤcher
tragen
,
aber
nicht
wiſſen
,
noch
verſtehen
,
was
drinnen
iſt
.
Was
ſolle
ich
ſagen
von
ihren
ſtoltzen
und
uͤbermuͤthigen
Reden
,
in
welchen
ſie
alle
Sprachen
unter
einander
hacken
,
damit
man
ihre
pedant
ſche
und
grobianiſche
Gelehrſamkeit
uͤberall
ſpuͤre
.
Sollen
ſie
etwas
parliren
,
ſo
muß
es
alles
latiniſiret
,
oder
auch
wohl
mit
dem
Griechiſchen
geſpickt
ſeyn
.
Anderergeſtalt
taugt
es
nichts
,
und
moͤchte
vielleicht
von
denen
gemeinen
und
ungelehrten
Leuten
verſtanden
werden
.
„
„
Dieſes
ſeynd
diejenigen
Witz-Beſteller
,
von
denen
Marcus
Spelta
in
ſeiner
klugen
Narrheit
ſagt
,
daß
ſie
ſich
einig
und
allein
verderben
in
der
Sophiſterey
,
und
ſolchen
philoſophiſchen
,
fluͤchtigen
,
wetterwendiſchen
und
Kindiſchen
Quæſtionen
und
Fragen
,
die
nichts
gelten
und
nichts
bedeuten
.
Es
gehen
demnach
die
Sachen
leider
uͤbel
von
ſtatten
,
wann
die
Republic
von
ſolchen
Philoſophaſtern
gouvernirt
und
verwaltet
wird
,
die
anders
nichts
haben
als
ihre
Sophiſtereyen
,
Fantaſtereyen
,
Mucken
und
Windmachereyen
.
„
Mit
denen
kommen
faſt
uͤberein
diejenigen
Philoſophi
des
erſten
Geſchlechts
,
welche
Laurentius
Grimalius
de
opt
.
Senat.
lib.
1.
p.
76.
oder
Liberius
à
Bodenſtein
in
Jurisprud.
Polit.
lib.
1.
c.
23
.
(
indem
ſie
nur
der
Titel
unterſcheidet
)
vor
untuͤchtig
zum
Regiment
haͤlt
,
als
die
den
rechten
Grund
der
Philoſophie
noch
nicht
geſchmeckt
,
noch
durch
derſelben
Geſetz
und
Lehr-Regeln
die
boͤſen
Begierden
,
und
den
Laſter-Durſt
in
ihnen
ſelbſt
geloͤſchet
,
weswegen
ſie
auch
der
Tugend
und
Philoſophie
gantz
ungemaͤß
leben
,
als
welche
noch
nicht
in
ihnen
eingewurtzelt
iſt
,
anderergeſtalt
ſie
nicht
allein
gelehrte
ſondern
auch
fromme
Leute
aus
ihnen
gemachet
haͤtte
.
„
Dahero
iſt
Johann
Gebhard
,
in
ſeinen
Fuͤrſtlichen
Tiſch-Reden
oͤffters
mit
etlichen
vornehmen
Fuͤrſten
nicht
wohl
zu
frieden
,
daß
ſie
ihre
Kinder
ſchlimmen
Pedanten
und
Schul-Haſen
,
welche
auſſerhalb
der
Schul-Fuchſerey
,
an
Sitten
,
Geberden
uud
allem
ihrem
Thun
und
Laſſen
die
groͤbſten
Bengel
ſeynd
,
anvertrauen
,
die
davor
halten
,
wann
ihre
Diſcipel
in
ſieben
oder
acht
Jahren
die
Lateiniſche
und
Griechiſche
Grammatic
,
perfectè
,
ad
unguem
,
an
einem
Schnuͤrlein
,
mit
allen
Regeln
,
und
Anomalis
Figuris
,
von
Wort
zu
Wort
daher
ſprechen
und
plaudern
koͤnnen
,
auch
etwas
aus
dem
Cicerone
und
Virgilio
zu
ſagen
wiſſen
,
daß
ſie
es
gewaltig
wohl
getroffen
haben
,
eben
als
wann
Lateiniſch
oder
Griechiſch
reden
das
Beſte
an
einem
Fuͤrſten
waͤre
.
„
Das
ſeynd
die
Haus-Katzen
,
Hummeln
,
Stuben-Huͤter
und
Narren
,
von
denen
vorbeſagter
Marcus
Spelta
ein
beſonders
Capitel
ſchreibet
,
und
zwar
lib.
2.
c.
4.
der
kugen
Warheit
,
die
ſich
vor
Correctores
auswerffen
,
und
doch
Corruptores
ſeynd
,
auch
meiſtentheils
ſchnatternde
Gaͤnſe
,
und
wollen
mit
denen
Schwanen
in
einer
Reyhe
lauffen
.
Zu
gewiſſen
Zeiten
kauffen
ſie
ihren
Diſcipuln
Kuͤchlein
,
Flaͤdlein
und
Paſtetlein
,
ſchmauſſen
auch
wohl
mit
ihnen
,
und
laſſen
GOtt
einen
guten
Mann
ſeyn
.
Dieſen
allen
pfleget
es
gemeiniglich
zu
gehen
,
und
zwar
mit
Recht
,
wie
jenem
Pædagogo
,
welcher
in
eine
gewiſſe
Stadt
kam
,
der
Meynung
,
etliche
ſeiner
alten
Diſcipel
zu
beſuchen
,
die
daſelbſt
ſtudierten
.
Er
brachte
die
gaͤntzliche
Hoffnung
mit
ſich
,
daß
,
weil
ſie
vor
Jahren
unter
ſeiner
Diſciplin
geſtanden
,
und
von
ihm
gekommen
waren
,
er
auch
mit
ihnen
viele
Muͤhe
gehabt
,
dieſelben
ihm
viele
Hoͤflichkeit
und
Freundſchafft
erweiſen
,
ja
den
Willkommen
auf
das
herrlichſte
ſprechen
wuͤrden
.
Aber
was
geſchiehet
?
Der
unwerthe
Gaſt
wolte
einen
dererſelben
emendiren
,
der
geſagt
Domini
Scholares
,
deswegen
er
ihn
warnete
,
er
ſolte
forthin
ſolches
Vocabulum
nicht
mehr
gebrauchen
,
vorgebende
es
ſeye
Barbariſch
geredet
.
Hierauf
gab
ihm
ſein
geweſener
Diſcipul
zur
Antwort
:
Nein
es
iſt
nicht
Barbariſch
,
ſondern
Africaniſch
.
Hierauf
geriethen
ſie
in
einen
gewaltigen
Zanck
,
und
die
Diſcipel
ergriffen
letzlich
ihren
miſerum
hoſpitem
,
buckten
ihn
heruͤber
,
und
hieben
mit
Peitſchen
auf
ſein
bloſſes
Geſaͤſſe
gantz
unbarmhertzig
loß
.
Einer
von
ihnen
fragte
bey
einem
jedweden
Streich
:
Iſt
das
Barbariſch
oder
Africaniſch
?
Und
als
er
mit
der
Sprache
nicht
heraus
wolte
,
haben
ſie
ſo
lange
zugeſchmiſſen
,
biß
er
Ja
oder
Nein
geſaget
.
Jedoch
iſt
ſeine
Hartnaͤckigkeit
dermaſſen
groß
geweſen
,
daß
,
ehe
er
zugeben
wollen
es
ſeye
Africaniſch
,
derſelbe
uͤber
hundert
Streiche
ausgehalten
.
Ich
glaube
es
ſolt
ein
Confortativ
auf
dieſes
Schwitz-Bad
wohl
bekommen
ſeyn
.
„
Als
nun
der
arme
Geſelle
die
Undanckbarkeit
ſeine
Diſcipel
geſehen
,
die
ſie
ihm
bewieſen
,
iſt
er
ſo
zornig
worden
,
daß
er
alle
Lectiones
,
die
er
ihnen
ehemahls
gegeben
,
expliciret
und
erklaͤret
,
verfluchet
hat
.
Auch
alles
andere
mit
einander
,
ſo
viele
Verſe
er
ihnen
exponiret
,
ſo
viele
Examina
er
mit
ihnen
angeſtellet
,
ſo
viele
Fabeln
er
ihnenerzehlet
,
ſo
viele
Declamationes
er
gehalten
,
ſo
viele
Hiſtorien
und
Geſchichte
er
ihnen
geſagt
,
ſo
viele
Epiſteln
und
ſo
viele
Themata
er
ihnen
proponiret
,
ſo
viele
Cujus
er
ſie
gefraget
,
ſo
viele
Præcepta
er
ihnen
gewieſen
,
ſo
viele
Figuren
er
ſie
gelernet
,
ſo
viele
Regeln
aus
der
Grammatic
und
Syntaxi
er
ſie
uͤberhoͤret
,
ſo
viele
Autores
er
ihnen
geleſen
,
auch
ſo
viele
Streiche
,
ſo
viele
Baſtonaden
,
ſo
viele
Poſſen
,
ſo
viele
Schlappen
,
ſo
viele
Ohrtappen
,
ſo
viele
Maultaſchen
,
Harrauffen
,
Aufblaſen
,
ſo
viel
Stehens
ad
fornacem
ſine
ponere
,
ſo
viel
auf
einem
Fuß
ich
da
ſtehen
muß
;
kurtz
alles
,
alles
,
was
er
nur
mit
ihnen
,
oder
ihrenthalben
,
gethan
execratus
eſt
,
hat
er
verfluchet
und
vermaledeyet
.
Aber
heut
zu
Tage
will
man
eben
ſolche
Narren
haben
.
„
Einen
Schul-Tyrannen
habe
ich
auch
ſonſt
folgendergeſtalt
beſchrieben
geſehen
:
“
Er
iſt
eine
Gewalt
ohne
Vernunfft
.
Denn
gleichwie
die
Jaͤger
,
Bereuter
und
dergleichen
Leute
ihre
Hunde
und
Pferde
durch
Grauſamkeit
Schrecken
,
Streiche
und
Hunger
abrichten
,
alſo
dringt
auch
dieſer
bey
ſeinen
Buben
mit
Gewalt
durch
,
und
nicht
mit
Beſcheidenheit
.
Was
er
heiſt
,
oder
dictirt
,
muß
ohne
Frage
und
Wiederrede
geſchehen
,
recht
und
wahr
ſeyn
.
Er
giebet
niemand
Rede
und
Antwort
,
ſolte
ſolche
auch
der
gewaltige
Koͤnig
Cyrus
,
oder
der
weiſe
Cato
von
ihnen
fordern
.
Daß
ſo
viele
boͤſe
Buͤrger
in
der
Stadt
ſeynd
,
daran
iſt
er
Schuld
,
weil
er
ſie
gleich
in
ihrer
beſten
Bluͤte
verderbet
,
und
zu
Fantaſten
oder
Halsſtarrigen
Bloͤchern
machet
.
Denn
er
weiß
keinen
Unterſcheid
zu
halten
,
noch
zu
unterſuchen
,
ob
nemlich
manche
Tugend
oder
Natur
derer
Sporen
oder
des
Zaums
bedarff
?
manche
getrieben
ſeyn
will
,
oder
ſich
ſelbſt
treibet
?
Ja
er
movirt
auch
manchmal
Acheronta
oder
die
gantze
Hoͤlle
und
will
die
Buben
mit
allen
Teuffeln
meiſtern
,
bevorab
wann
er
entweder
zu
viel
Wein
,
oder
zu
viel
Bier
und
Brandewein
geſchoͤpffet
und
genippet
;
da
er
dann
abſonderlich
ſeine
ritterliche
Autoritæt
ſehen
zu
laſſen
pfleget
.
„
Seine
Hoſen
ſeynd
wie
zwey
alte
Teutſche
Puffer-Hulfftern
.
Die
Schnupff-
oder
Naſen-Tuͤcher
haͤlt
er
vor
ein
uͤbrig
koſtbar
Werck
,
weil
er
ſich
in
den
Mantel
ſchneutzet
,
oder
ſeine
Naſe
auf
den
Ermel
wiſchet
.
Wo
jederman
luſtig
iſt
,
da
ſitzet
er
gantz
ſtille
,
haͤlt
ſich
ſo
gravitætiſch
als
giengen
ihm
die
Geſchaͤffte
des
gantzen
heiligen
Roͤmiſchen
Reichs
im
Kopffe
herum
,
und
begehret
nicht
zu
reden
,
auſſer
nur
,
wann
man
ihm
gantz
alleine
zuhoͤret
.
Er
iſt
keinen
Menſchen
unterworffen
auſſer
nur
ſeinem
Weibe
,
und
das
nur
zu
dem
Ende
,
damit
ſie
ſich
ihm
hinwiederum
unterwerffe
.
„
Er
meynet
es
ſeye
kein
anderer
als
Buͤcher-Witz
,
und
der
Menſch
lebe
nur
darum
,
auf
daß
er
leſe
und
ſtudire
,
geſtalt
er
ſelbſt
immer
lieſet
,
eben
als
ob
man
nichts
aus
der
taͤglichen
Erfahrung
und
dem
groſſen
Natur-Buch
lernen
koͤnne
.
„
Alle
ſeine
Gedancken
ſchlaͤgt
er
in
Buͤchern
nach
.
Sobald
er
ſie
nicht
darinnen
findet
,
verwirfft
er
ſie
,
und
meynet
,
daß
er
ſich
geirret
.
Viel
weniger
glaubet
er
,
daß
er
etwas
reden
doͤrffte
,
welches
er
nicht
zuvor
bey
einem
andern
geleſen
.
Er
kan
ihm
nicht
einbilden
,
daß
der
Menſch
etwas
von
Natur
habe
,
ſondern
muͤſſe
alles
lernen
,
geſtalt
er
ſich
ſelbſt
zu
einer
immerwaͤhrenden
Unwiſſenheit
verdammet
,
und
ſich
als
ein
laſtbares
Thier
nur
zum
Mutation
gewoͤhnet
,
nichts
ſelber
inventirt
,
ſondern
nur
dahin
ſich
befleiſſiget
,
wie
er
zum
allerzierlichſten
dasjenige
auf
klauben
und
auflecken
koͤnne
,
was
andere
geſpeyet
haben
.
„
Er
kan
nicht
glauben
,
daß
jemand
ohne
Buͤcher
ſeyn
gelehrt
worden
,
oder
daß
diejenigen
,
ſo
vor
Aufkommung
derer
Buͤcher
und
des
Buͤcherſchreibens
gelebet
,
etwas
haben
wiſſen
koͤnnen
,
gleich
als
ob
der
Menſch
nichts
von
Geſchicklichkeit
in
der
Natur
,
in
der
Vernunfft
und
in
dem
Verſtand
haͤtte
,
ſondern
alles
in
denen
groſſen
,
und
manchmal
wiederwaͤrtigen
,
Buͤchern
ſuchen
muͤſſe
.
Er
hat
kein
natuͤrlich
ſondern
ein
artificial
Judicium
,
dannenhero
mancher
Bauer
,
der
Verſtand
hat
,
und
nur
natuͤrliche
Reden
fuͤhret
,
weit
beſſer
urtheilet
als
er
.
Er
giebet
niemanden
Rationem
;
will
aber
doch
jedermans
Worte
und
Wercke
an
ſeine
Rationes
und
Regulas
binden
,
gleich
als
ob
es
ſowohl
um
uns
Menſchen
ſtuͤnde
,
daß
alles
nach
denen
Regeln
koͤnte
gerichtet
werden
,
und
jederman
nach
der
Grammatic
reden
und
thun
koͤnte
.
Endlich
wann
er
zu
weit
koͤmmt
,
daß
er
die
Conſuetudinem
und
den
Uſum
,
nicht
mehr
vertheidigen
kan
,
ſo
nennet
er
es
eine
Anomaliam
,
einen
Gracillum
,
eine
Exceptionem
,
und
ſo
fortan
.
In
Summa
ein
dergleichen
Schul-
Tyrann
iſt
ein
pur
lauterer
ausgekuͤnſtelter
Eſel
.
„
Was
der
geneigte
Leſer
biß
hieher
von
unartigen
Schul-Tyrannen
,
unter
welche
auch
verwirrte
,
eigenſinnige
oder
ſonſt
boͤſe
Profeſſores
auf
Univerſitæten
,
zu
zehlen
ſind
,
geleſen
hat
,
das
iſt
von
vielen
andern
Gelehrten
ebenfalls
zu
verſtehen
.
Denn
es
ſtecken
nicht
alle
gelehrte
Narren
in
denen
Schulen
,
oder
auf
Univerſitæten
,
ſondern
es
befinden
ſich
deren
auch
da
und
dorten
in
ihrem
beſondern
Loͤchern
.
Dieſe
ſind
alſo
abgemahlet
und
beſchrieben
:
Die
Pedanten
,
welche
nur
halbe
Menſchen
ſeynd
,
und
ihnen
nimmermehr
die
Hoffnung
machen
duͤrffen
rechte
gantze
Menſchen
zu
werden
,
die
nur
mit
denen
Motten
und
Buͤcherſchaben
zu
thun
haben
,
welche
ſie
aus
ihrem
erblichen
Beſitz
vertreiben
,
werden
gar
fein
bey
denen
Lateinern
Umbratici
,
bey
denen
Teutſchen
Stubenſitzer
,
Calmaͤuſſer
,
Dinten-Freſſer
genennet
,
dieweil
ſie
gleichſam
,
wie
die
Geiſter
derer
Verſtorbenen
,
ihr
Leben
an
ſchattichten
duncklen
Orten
,
in
unaufhoͤrlicher
Muͤhſeligkeit
und
freywilliger
Marter
,
mit
greinen
und
gramen
zubringen
.
Wann
ſie
andern
rechten
Menſchen
von
Ungefaͤhr
oͤffentlich
unter
die
Augen
kommen
,
ſcheinen
ſie
nichts
anders
zu
ſeyn
als
ein
Geſpenſt
,
oder
unſelige
Geiſter
mit
ſcheußlichen
Geſichtern
,
die
da
um
die
Todten-Begraͤbniſſe
wohnen
.
Gruͤſſet
ſie
einer
,
oder
redet
dieſelben
an
,
werden
ſie
geſchwinde
in
ihnen
ſelbſt
entzuͤcket
,
ruffen
alle
ihre
Gedancken
zu
Rathe
,
und
befragen
ſich
bey
ihnen
ſelber
,
was
dieſes
bedeuten
mag
?
ob
es
ihnen
zum
Spott
geſchehen
?
oder
ob
es
etwa
aus
einer
ſonderbaren
himmliſchen
Einflieſſung
oder
Influxion
des
Geſtirns
herruͤhre
?
Von
guten
hoͤflichen
Sitten
wiſſen
ſie
nichts
,
koͤnnen
mit
niemanden
converſiren
,
ſeynd
in
der
That
keine
Menſchen
,
ſondern
nur
Schatten
von
Menſchen
,
die
da
einen
Leib
ohne
Seele
und
Gemuͤthe
,
und
nur
allein
mit
kalten
Gedancken
uͤberſchwemmet
,
herum
tragen
.
Man
kan
ſie
erkennen
an
ihren
tuͤckiſchen
Geſichte
,
grober
unartiger
Geſtalt
,
runtzlichter
Stirn
,
an
ihren
im
Maul
abgezirckelten
Worten
,
dunckeln
und
nur
unterſichtigen
Blintzel-Augen
,
langen
Sau-borſtigen
Baͤrten
,
vermoderten
und
verſchimmelten
Haaren
,
wie
auch
oͤffters
an
einem
Mantel
,
welcher
auf
der
einen
Seite
weiter
herab
haͤnget
als
auf
der
andern
.
Wer
ſie
reden
hoͤret
mag
wohl
ſagen
,
daß
ſie
nicht
wiſſen
,
wie
es
in
der
Welt
zugehe
,
noch
was
die
Welt
ſeye
.
Sie
pflegen
keinen
Fuß
fortzuſetzen
,
noch
die
Naſe
zu
ſchneutzen
ohne
Bedacht
.
Sollen
ſie
etwas
der
Zeit
und
Gelegenheit
nach
verrichten
,
ſo
werden
ſie
beydes
mit
ihren
langen
Rathſchlaͤgen
verſaͤumen
.
Sie
prætendiren
lauter
Weisheit
zu
lehren
;
und
ihr
gantzes
Leben
iſt
doch
anders
nichts
als
eitel
Unordnung
.
Faͤllet
etwa
des
Rangs
und
der
Ober-Stelle
wegen
ein
Streit
vor
,
ſo
wiſſen
ſie
denſelben
ohne
allem
Aufſchub
zu
ſchlichten
,
indem
ſie
ſich
ſelber
uͤber
jederman
ſetzen
und
erheben
,
aus
einem
gantz
naͤrriſchen
Ehr-
Geitz
.
Sie
halten
es
vor
eine
groſſe
Schmach
,
und
es
verdreuſt
ſie
ſehr
,
wann
man
ſie
anſpricht
,
und
nicht
zuvor
einen
Eingang
oder
Vorrede
machet
von
ihrer
groſſen
Gelehrſamkeit
,
ihrem
herrlichen
Anſehen
und
weit-beruͤhmten
Namen
,
der
ihrer
Meynung
nach
aller
Welt
bekannt
ſeyn
muß
.
So
haben
ſich
viel
gelehrte
Narren
und
gelehrte
Stock-Fiſche
,
in
der
Welt
aufgefuͤhret
,
und
dadurch
anlaß
gegeben
,
daß
die
Leute
ſich
faſt
uͤber
das
geſamte
lehrte
Weſen
en
general
moquiret
,
ja
bey
nahe
einen
jeden
Gelehrten
vor
einen
Narren
und
Fantaſten
gehalten
und
angeſehen
.
Man
ſolte
meynen
es
muͤſte
doch
endlich
die
Klugheit
und
Weißheit
einmal
anfangen
bey
denen
Gelehrten
uͤber
die
Narrheit
zu
triumphiren
;
allein
es
kommen
leider
immerfort
wiederum
neue
gelehrte
Monſtra
und
Mißgeburten
zum
Vorſchein
.
Die
Conduite
und
Auffuͤhrung
vieler
jetzt-lebenden
abgeſchmackten
Gelehrten
,
die
doch
rechte
Lumina
Mundi
zu
ſeyn
prætendiren
,
lieſet
und
erſiehet
man
,
von
einer
Zeit
zur
andern
,
in
denen
gelehrten
Zeitungen
,
und
andern
Nachrichten
von
gelehrten
Sachen
.
Regieret
gleich
ſonſt
der
Friede
in
der
gantzen
Welt
,
ſo
iſt
er
doch
aus
der
Region
derer
Gelehrten
gaͤntzlich
verbannet
,
indem
unter
ihnen
ſich
immerfort
Leute
befinden
,
die
mit
einander
in
der
groͤſten
Feindſchafft
leben
und
unaufhoͤrlich
zancken
.
Eines
von
denen
allerfriſcheſten
Exempel
des
laͤcherlichen
Krieges
derer
Gelehrten
iſt
derjenige
Streit
,
den
ein
gewiſſer
beruͤhmter
Hollaͤndiſcher
Schulmann
,
mit
andern
vornehmen
Europæiſchen
Gelehrten
,
in
Franckreich
und
Engelland
des
Quintiliani
wegen
hat
.
Ihre
desfalls
gewechſelten
Schrifften
ſind
mit
ſehr
vielen
unhoͤflichen
und
ſtachlichten
Worten
angefuͤllet
.
Ja
man
kan
ſagen
,
daß
ſie
einander
ſo
unhoͤflich
begegnen
,
als
es
von
groben
Bauren
kaum
aͤrger
zu
vermuthen
,
und
ich
zweiffele
nicht
,
daß
,
Falls
dieſe
Zaͤncker
in
Perſon
einander
rencontriren
ſolten
,
ſie
es
eben
ſo
machen
wuͤrden
,
wie
es
die
ungehobelten
und
ungeſchlachten
Bauer-
Luͤmmel
in
denen
Schencken
,
wann
ſie
zu
viel
gezechet
nicht
ſelten
zu
machen
pflegen
,
da
ſie
nemlich
einander
bey
denen
Haaren
erwiſchen
,
und
ſich
ſchlagen
,
daß
die
Hunde
das
Blut
lecken
moͤchten
.
Abſonderlich
hat
ſich
der
Hollaͤnder
recht
exceſſiv
grob
wider
ſeine
Gegner
aufgefuͤhret
,
und
Quintilianus
,
daferne
er
ſolches
wiſſen
und
erfahren
ſolte
,
wuͤrde
ſich
ſonder
allen
Zweiffel
nicht
wenig
uͤber
ihn
aͤrgern
.
Dieſer
nemlich
M.
Fabius
Quintilianus
,
war
ein
vortrefflicher
Redner
,
welcher
zu
Neronis
und
Domitiani
Zeiten
in
Rom
lebete
.
Von
Geburt
aber
iſt
er
ein
Spanier
,
und
,
wie
einige
Vorgeben
,
von
Calahorra
gebuͤrtig
geweſen
.
Galba
brachte
ihn
nach
Rom
,
allwo
er
mit
groſſen
Ruhm
,
als
Profeſſor
Eloquentiæ
,
oder
der
Rede-Kunſt
,
gantzer
zwantzig
Jahre
gelebet
.
Man
ſagt
,
daß
er
der
erſte
geweſen
ſeye
,
welcher
vor
ſeine
Lehren
eine
oͤffentliche
Beſoldung
bekommen
habe
.
Der
Kayſer
Domitianus
hielte
ihn
ſehr
werth
,
und
ließ
ſeines
Bruders
Kinder
von
ihm
unterrichten
.
Man
hat
von
ihm
ſeine
Inſtitutiones
Oratorias
,
welche
in
Zwoͤlff
Buͤchern
beſtehen
,
und
von
dem
beruͤhmten
Poggio
zu
unglaublicher
Freude
derer
Gelehrten
,
zu
erſt
ſeynd
heraus
gegeben
worden
;
desgleichen
Dialogum
de
oratoribus
ſ
.
de
caufis
corruptæ
eloquentiæ
.
Die
hundert
und
fuͤnff
und
viertzig
Declamationes
aber
,
welche
noch
biß
dato
verhanden
ſind
,
und
zu
erſt
von
Uguleto
Petro
Aerodio
in
den
Druck
gekommen
,
werden
nicht
ohne
Wahrſcheinlichkeit
des
Quintiliani
Groß-
Vater
beygeleget
.
Die
XIX
Declamatienes
longiores
aber
werden
dem
erſten
Quintiliano
faͤlſchlich
zugeſchrieben
,
und
wollen
einige
ſie
dem
Marco
Floro
,
und
Poſthumio
Juniori
,
einem
von
denen
dreyßig
Tyrannen
zueignen
.
Die
geſamten
Schrifften
ſind
zu
Leyden
,
Anno
1665
.
in
zwey
8tav
Baͤnden
,
durch
Petrum
Galandium
,
mit
des
Turnebi
,
Camerarii
,
Paræi
,
Gronovii
,
und
Variorum
,
Pithœi
,
Aerodii
,
Schelii
und
Schultingii
Anmerckungen
heraus
gegeben
worden
.
Nach
dieſem
hat
Ulricus
Obrechtus
Anno
1698
.
davon
eine
gar
accurate
Edition
an
das
Licht
geſtellet
.
Gleichwohl
ſolle
dieſes
alles
jetzo
nichts
heiſſen
,
nichts
bedeuten
,
nichts
gelten
,
ſondern
man
zancket
ſich
aufs
neue
uͤber
den
wahren
Verſtand
,
uͤber
den
Sinn
,
uͤber
die
Meynung
,
und
uͤber
die
Gedancken
des
Quintiliani
,
und
zwar
mit
ſolcher
Hefftigkeit
,
als
wann
das
Heyl
von
gantz
Europa
darauf
beruhete
.
Auf
dieſe
hochgelahrten
Herren
nun
ſchicket
ſich
nicht
unrecht
eine
Paſſage
aus
Trajani
Bocalini
Relation
ex
Parnaſſo
cap.
21.
welche
alſo
lautet
:
Geſtern
um
zwey
Uhr
iſt
allhier
,
in
derer
Grammatiſten
Quartier
,
unverſehens
Allarm
geſchlagen
worden
.
Als
die
Gelehrten
meiſtentheils
zugelauffen
,
fanden
ſie
,
daß
die
Schulmeiſter
,
Epiſtel-
und
Commentſchreiber
dermaſſen
hart
an
einander
gewachſen
waren
,
daß
ſie
ſchwehrlich
aus
einander
zu
ſetzen
geweſen
.
Der
Streit
hat
ſich
allein
daher
erhoben
,
weil
ſie
ſich
nicht
vergleichen
koͤnnen
,
ob
das
Woͤrtlein
Conſumptum
mit
oder
ohne
p.
zu
ſchreiben
?
Uber
dieſe
Unruhe
ward
Ihro
Majeſtaͤt
,
der
Apollo
,
ſehr
zornig
,
nicht
allein
,
da
die
Urſache
dieſes
Schul-Krieges
gar
geringe
,
ſondern
auch
weil
Paulus
Manutius
,
welcher
dieſer
Unruhe
Urheber
geweſen
ſeyn
ſolle
,
Dion
.
Lambinum
,
der
ihm
zum
Wiederpart
geſtanden
,
mit
einem
Stein
von
Rom
,
darinnen
beſagtes
Wort
mit
dem
p.
geſchrieben
geſtanden
,
ſehr
beſchaͤdiget
,
und
die
Naſe
gantz
zerknirſchet
hatte
.
Weil
nun
Apollo
dieſem
Geſindel
,
wegen
ſeiner
Grobheit
und
Ungeſchicklichkeit
,
ohne
diß
nicht
wohl
geneigt
,
befahlen
Ihro
Majeſtaͤt
dem
Stadt-Voigt
ſie
allerdings
aus
denen
Herrſchafften
des
Parnaſſi
zu
verweiſen
.
Nachdem
aber
Cicero
,
Quintilianus
,
und
andere
vornehme
Gelehrte
,
vor
ſie
auf
das
unterthaͤnigſte
intercediret
,
und
anbey
vorgeſtellet
,
es
ſeye
dieſes
heylloſe
Geſindel
nicht
faͤhig
hoͤhere
Sachen
zu
begreiffen
,
und
muͤſten
ſich
alſo
bißweilen
um
dergleichen
Bagatelle
zancken
,
ſeynd
ſie
endlich
erbeten
,
und
in
ihrem
Stande
gelaſſen
worden
;
jedoch
mit
der
expreſſen
Bedingung
,
daß
ſie
nicht
kluge
,
ſondern
naͤrriſche
Gelehrte
fuͤhrohin
heiſſen
ſolten
.
Gantz
entſetzlich
iſt
dieſes
,
daß
dergleichen
Staͤncker
,
Zaͤncker
und
gelehrte
Narren
gemeiniglich
prætendiren
groſſe
Philoſophi
zu
ſeyn
.
Was
koͤnte
aber
einem
wohl
laͤcherlicher
in
die
Augen
fallen
als
ein
Philoſophus
,
der
die
gantze
Zeit
von
der
Kunſt
,
die
Affecten
zu
bemeiſtern
,
zu
zaͤumen
und
zu
zwingen
,
Lehren
und
Regeln
giebet
,
und
gleichwohl
ſich
ſelber
,
durch
den
geringſten
Affect
,
der
ſich
nur
in
ihm
reget
,
uͤber
den
Toͤlpel
werffen
laͤſſet
,
mithin
zeiget
,
daß
er
ein
viel
aͤrgerer
Sclave
derer
Affecten
als
andere
Menſchen
,
die
nicht
einmal
wiſſen
was
die
Philoſophie
iſt
und
bedeutet
?
Eben
darum
iſt
geſchehen
,
daß
ſich
nicht
nur
Comœdien
Dichter
uͤber
den
Platonem
,
den
Ariſtorelem
,
und
andere
groſſe
Philoſophos
moquiret
,
ſondern
es
iſt
von
mehrern
,
gantz
andern
Leuten
als
Comœdien-Dichtern
,
ebenfalls
geſchehen
.
Quintilianus
redet
von
denen
Philoſophis
alſo
:
Sie
haben
ihnen
ſelber
,
vermeſſener
und
hoffaͤrtiger
Weiſe
,
den
Namen
der
Weisheit-Kuͤndiger
,
und
Lehrer
der
Weisheit
zugeleget
,
deſſen
ſich
weder
Vornehme
in
wichtigen
Rathſchlaͤgen
,
in
Regierungs-Sachen
uͤber
Lande
und
Leute
,
ſtattlich
geuͤbte
Maͤnner
,
ja
die
hoͤchſten
Kaͤyſerlichen
Perſonen
ſelber
nicht
unterſtanden
;
allermaſſen
dieſe
lieber
groſſe
und
weiſe
Sachen
verrichten
,
als
mit
dem
Titel
der
Weisheit
prangen
wollen
.
Zwar
die
alten
Philoſophi
haben
viele
gute
Lehren
gegeben
,
und
auch
denſelben
gemaͤß
,
ihr
eigen
Leben
angeſtellet
.
Aber
zu
unſern
Zeiten
muß
ihnen
der
herrliche
Name
nur
zum
Schand-Deckel
dienen
.
Denn
ſie
begehren
nicht
,
durch
Tugend
oder
Geſchicklichkeit
,
von
denen
andern
ſich
zu
unterſcheiden
,
ſondern
machen
ihren
argen
Sitten
nur
einen
Schein
,
mit
ihrer
angenommenen
melancholiſchen
Weiſe
,
verſtelleten
Geſichte
und
abſonderlicher
Tracht
.
Auch
dasjenige
,
was
ſie
ſich
gantz
eigenthuͤmlich
zuſchreiben
,
und
einig
und
allein
darinnen
zu
brechen
haben
wollen
,
wird
ſonſt
ebenfalls
von
jederman
,
ja
allenthalben
gehandelt
und
tractiret
.
Denn
wer
redet
nicht
von
Recht
und
Gerechtigkeit
,
von
Billigkeit
,
von
guten
Sitten
,
von
Daͤmpffung
derer
Begierden
ꝛc.
wo
es
anders
nicht
gar
ein
ruchloſer
Menſch
iſt
?
Welcher
Mahler
,
Baumeiſter
und
Schreiner
weiß
nicht
mit
dem
Circkel
,
Quadranten
und
Winckel
Maaß
umzugehen
?
Iſt
auch
je
einer
unter
denen
Bauern
,
der
nicht
denen
natuͤrlichen
Urſachen
nachgruͤnde
,
und
von
der
Veraͤnderung
des
Gewitters
zu
ſagen
wiſſe
.
Denn
was
die
Gedancken
,
das
Nachſinnen
,
und
die
Rede
betrifft
,
ſo
ſind
dieſe
Sachen
allen
Menſchen
gemein
,
die
der
geſunden
Vernunfft
nicht
beraubet
oder
ſtumm
ſind
.
Ulrich
von
Hutten
beſchreibet
einen
zur
Pedanterey
inclinirenden
Philoſophum
auf
dieſe
Weiſe
:
Alle
diejenigen
,
welche
hinter
dem
Ofen
philoſophiren
,
und
ſich
dermaleins
auf
weltliche
Sachen
begeben
,
wiſſen
nicht
,
was
ſie
wollen
oder
ſollen
.
Denn
gleichwie
bey
gutem
Wetter
ein
Schiff
leicht
zu
regieren
iſt
;
alſo
koͤnnen
die
Muͤßiggaͤnger
ein
Ding
mit
Worten
tapffer
herraus
ſtreichen
und
loben
,
auch
verachten
,
bald
aber
zugleich
loben
und
verachten
.
Sie
haben
gewaltige
Anſchlaͤge
im
Kopffe
ſtecken
,
und
koͤnnen
ſehr
ſubtil
auch
von
denen
ſchwehreſten
Regiments-Haͤndeln
diſputiren
,
weil
ſie
einen
groſſen
Vorrath
von
Worten
haben
und
beſitzen
.
Aber
im
Wercke
taugen
ſie
gantz
und
gar
nichts
,
und
ſeynd
ungeſchickt
zu
allen
Sachen
,
wo
ſie
nicht
zuvor
wohl
darinnen
unterrichtet
,
geuͤbet
und
angefuͤhret
werden
.
Was
hilfft
es
indeſſen
einem
,
daß
er
ſich
lange
auf
dem
Kopff
kratzet
,
und
ſeine
Naͤgel
zerbeiſſet
,
hernach
aber
,
wann
er
zur
Verwaltung
einigen
Welt-Handels
ſolle
gezogen
werden
,
dabey
mit
lauter
Unverſtand
agiret
,
und
ungereimte
Anſchlaͤge
,
die
gar
nicht
zur
Sache
dienen
,
angiebet
?
Moͤgen
die
Leute
alsdann
nicht
billig
von
einem
ſolchem
Philoſopho
ſagen
:
O
ihr
Buͤrger
,
was
ſollen
wir
mit
dieſem
Ochſen
anfangen
?
Dieſes
begegnet
gemeiniglich
denenjenigen
,
die
da
aus
denen
Buͤchern
haben
zancken
und
kriegen
gelernet
,
als
welches
gemeiniglich
naͤrriſche
Zaͤncker
und
ungluͤckſelige
Kriegs
Leute
giebt
.
Alſo
iſt
es
ein
groſſer
Unterſchied
etwas
mit
Verſtande
verrichten
,
und
wohl
diſcuriren
koͤnnen
.
Was
iſt
das
aber
vor
ein
Leben
,
wann
man
die
Naſe
allezeit
in
denen
Buͤchern
,
und
den
Kopff
voller
verwirrter
Gedancken
ſtecken
hat
?
oder
ſonſt
viel
ſchreibet
,
waͤſchet
und
plaudert
?
wann
man
ſonſt
weiter
nichts
nuͤtzliches
thut
oder
vornimmet
?
Mir
meines
Orts
duͤncket
,
es
ſey
dieſes
Leben
keinem
wahren
Leben
aͤhnlich
.
Hierzu
kommt
,
daß
diejenigen
,
welche
ſich
lange
bey
und
in
dem
Studieren
auf
halten
,
nicht
allein
unterdeſſen
die
Experientz
und
Erfahrung
an
ihnen
ſelbſt
verſaͤumen
,
ſondern
auch
insgemein
zu
allen
Verrichtungen
ungeſchickt
und
unartig
werden
.
Dannenhero
geſchiehet
es
auch
daß
ſie
ſich
ſonderlich
durch
ihre
Sitten
und
Geberden
vor
andern
Leuten
characteriſiren
,
und
ſich
aller
menſchlichen
Gemeinſchafft
entſchlagen
.
Gerathen
ſie
aber
ungefaͤhr
einmal
in
Geſellſchafft
da
ſiehet
man
erſt
recht
,
was
vor
unluſtige
,
unfreundliche
und
eigenſinnige
ja
recht
wilde
Leute
es
ſeynd
,
die
doch
gleichwohl
einem
jedweden
ſeinen
Fehler
aufmutzen
,
ja
auch
Fuͤrſten
und
Herren
antaſten
duͤrffen
,
die
ſie
gegen
ihren
vermeynten
Stand
hoher
Welt-Weiſen
vor
nichts
halten
;
wie
wir
dann
wiſſen
,
daß
ein
gewiſſer
Philoſophus
ſich
oͤffentlich
verlauten
laſſen
,
er
wolle
keine
Koͤnigliche
Crone
aufheben
,
und
wann
er
ſie
auch
mitten
im
Wege
finden
ſollte
.
Viele
zwar
haben
dieſe
Worte
dem
,
der
ſie
geſprochen
,
vor
eine
hohe
Tugend
und
Weisheit
zugerechnet
;
ich
aber
ſpreche
,
daß
ſie
von
einem
puren
pedantiſchen
Eigenſinn
,
Stoltz
und
Hochmuth
,
hergekommen
.
Den
Krieg
unter
allen
Voͤlckern
in
der
Welt
verwerffen
und
mißbilligen
die
naͤrriſchen
Philoſophi
uͤberhaupt
und
ſeynd
doch
ſelbſt
die
aͤrgſten
Zaͤncker
und
Feder-Krieger
.
De
Haus-Sorge
verdammen
ſie
als
ein
unnoͤthig
Dieng
und
der
Kummer
naget
und
frißet
ſie
gleichwohl
ſelber
Tag
und
Nacht
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
immerfort
ſchreyen
;
Woher
nehmen
wir
Brod
?
Nach
ihrer
Lehre
ſolle
man
die
Schaͤtze
und
Reichthuͤmer
verlachen
;
und
iſt
doch
gleichwohl
niemand
begieriger
darnach
,
als
viele
von
ihnen
es
ſind
.
Die
aber
,
welche
ſie
wircklich
verachten
,
thun
es
aus
einem
philoſophiſchen
Hochmuth
und
Eigenſinn
,
wobey
ſie
auch
alle
Freude
und
Luſt
,
alle
Ergoͤtzlichkeiten
alle
weltliche
Geſetze
und
Gerichte
,
ja
den
gemeinen
Nutzen
uͤberhaupt
verwerffen
.
Wann
es
bey
ihnen
ſtuͤnde
,
doͤrffte
man
vor
denenſelben
nirgends
ſchiffen
,
fahren
oder
reiten
,
ja
wie
ich
glaube
auch
nicht
einmal
kacken
,
oder
auf
das
geheime
Caͤmmergen
gehen
.
Das
aͤrgſte
iſt
,
das
viele
von
ihnen
ſo
gar
den
Eheſtand
vermaledeyen
,
und
die
Fortpflantzung
des
menſchlichen
Geſchlechts
mißbilligen
,
folglich
gerne
die
Welt
wuͤſte
und
oͤde
machten
,
muͤſten
ſie
auch
gleich
ſelber
daruͤber
zu
Grunde
gehen
.
Was
anders
aber
als
dieſes
wollen
und
ſagen
ſie
dadurch
,
es
ſeye
das
Beſte
niemals
geboren
werden
,
oder
das
hoͤchſte
Gluͤcke
nach
der
Geburt
bald
wieder
ſterben
und
mit
der
Welt
gar
keinen
Umgang
haben
.
O
Grillen
!
o
abgeſchmackte
Fantaſey
!
Der
geneigte
Leſer
beliebe
ſich
zu
erinnern
,
welchergeſtalt
er
eben
jetzo
geloſen
,
daß
ſich
diejenigen
,
welche
ſich
lange
bey
dem
Studieren
aufhalten
,
gemeiniglich
Schaden
thun
,
weil
ſie
die
Zeit
daruͤber
verſaͤumen
,
binnen
welcher
ſie
ſelber
zu
einer
ſchoͤnen
Experientz
gelangen
koͤnten
.
Das
aber
,
was
allhier
geſchrieben
ſtehet
,
ſehen
wir
an
nicht
wenig
Leuten
welche
taͤglich
vor
unſern
Augen
herum
gehen
,
daß
ſie
nemlich
lange
Jahre
auf
Schulen
und
Univerſiteten
gelebet
,
und
doch
nichts
gelernet
haben
und
nichts
bedeuten
;
au
contraire
recht
tumme
Eſel
und
einfaͤltige
Narren
in
ihrer
Haut
ſind
.
Einige
bringen
es
wohl
gar
,
mit
allem
ihrem
Schul-
und
Univerſitæten-Leben
,
nicht
einmal
dahin
,
daß
ſie
die
Lateiniſche
Sprache
gebuͤhrend
verſtehen
,
reden
oder
ſchreiben
koͤnnen
,
ſondern
elend
Latein
und
ſchlecht
Teutſch
,
wie
Maͤuße-Dreck
und
ſchwartzen
Pfeffer
,
gantz
tumm
und
ungeſchickt
,
unter
einander
mengen
.
Nachſtehender
Brief
,
den
ein
gelehrter
Dorff-Schulmeiſter
,
und
reſpective
Kuͤſter
welcher
funffzehen
Jahre
auf
Schulen
,
und
zehen
Jahre
auf
Univerſitæten
geweſen
,
an
einem
andern
Dorff-Schulmeiſter
geſchrieben
haben
ſolle
,
giebet
deſſen
ein
klares
Exempel
:
Laus
DEO
perennis
Gloria
!
Meine
willige
Officia
zuvor
,
Clariſſime
Dn.
Frater
!
Es
iſt
euer
Dominus
Paſtor
bey
mir
geweſen
,
und
hat
mich
um
einen
bonum
Conſilium
gefraget
,
ob
er
noſter
Schultzens
Filia
ſolte
ſumere
oder
non
?
Ich
habe
ihm
einen
bonum
Einſchlag
gegeben
,
wie
er
es
ſolle
facere
.
Ich
habe
auch
mit
dem
Domino
Paſtore
brav
diſcuriret
,
und
er
hat
gar
pulcher
geſtudiret
,
iſt
auch
ein
feiner
Græciſmus
,
wie
ich
mercke
.
Da
er
ſolus
getruncken
tres
cantores
Cereviſia
,
erfuhr
ich
recht
,
wie
es
ihm
in
neulichſter
Spolium
ergangen
.
Ich
habe
es
nicht
wollen
Credere
,
daß
dich
mein
lieber
Domine
Frater
!
das
Bellum
ſo
valde
verderbet
;
aber
jetzo
habe
ich
es
erſt
recht
erfahren
.
Wo
iſt
nun
dein
Pecuniam
?
in
bellum
.
Haͤtteſt
du
deiner
Uxor
gefolget
,
und
einen
ſchoͤnen
Ager
davor
gekaufft
,
koͤnteſt
du
dein
Pecuniam
in
Marſupio
behalten
haben
.
Wo
ſind
nun
deine
andern
pulchros
res
?
auch
in
Bellum
.
Mit
mir
iſt
es
eben
alſo
.
Meine
Res
haben
einen
Namen
,
und
heiſſen
Nihil
.
Ich
hin
ein
rechter
pauper
Nebulo
,
habe
nichts
mehr
,
als
wie
ich
co
und
ſto
.
Meine
neuen
Veſtii
,
mein
Dies
Dominicæ
Pallium
,
alle
meine
Induſia
,
meine
neue
Calcei
,
darinnen
ich
fein
nach
dem
Lignum
paſſiren
kunte
,
mein
Pilius
mit
dem
geflochtenen
Hut-Inculum
,
der
mich
quindecim
groſſos
gekoſtet
,
alle
meine
Superbia
und
Schmuck
,
meiner
Frauen
ihre
Veſtii
,
meiner
Kinder
ihre
Veſtii
ſind
alle
mit
port
.
Unſerer
Magnus
Magd
,
der
Magdalenen
,
der
pauper
Maͤhren
,
ſind
auch
alle
ihre
Res
weg
.
Die
Vacca
mit
dem
Kalbe
,
der
Caper
mit
denen
kleinen
Ziegen
,
Porcus
magnus
&
parvus
iſt
omnes
allo
.
Es
waren
auch
noch
kleine
Ruſticis
Huͤnerchen
,
die
haben
die
Bellum
ſervi
zu
Faſan-Huͤnerchen
gemachet
.
Noch
reuet
mich
nichts
ſo
ſehr
als
mein
ruffum
Gallum
,
der
allezeit
krehete
,
wann
es
Hora
ſecunda
war
,
da
ich
dann
wuſte
wann
ich
zu
Morgen
ſolte
lauten
.
Meine
Buͤcher
kraͤncken
mich
auch
,
darinnen
alle
meine
beſten
Autor
ſind
ausgeleſen
,
als
der
Calepinus
,
der
Marcus
in
Quartum
der
Tullius
in
Octavum
,
der
Cicero
in
Folium
.
Alle
meine
Grammaticæ
,
græce
&
latinos
,
das
groſſe
Phraſibus
Buch
,
meine
ſchoͤne
Poſtilla
,
darinnen
ich
vor
meine
Domine
Paſtores
ſo
manche
ſchoͤne
Predigt
gethan
,
der
Catechiſmus
in
allen
vier
Linguas
,
das
groſſe
Vocabulum
oder
Nomenclatur
Buch
,
auch
die
Philoſophans-Buͤcher
,
die
ich
nicht
omnes
nennen
kan
,
ſind
alle
via
.
Ach
meine
Partes
de
trium
reuen
mich
doch
zu
ſehr
!
Denn
wie
du
weiſt
koͤnnen
dieſelben
longe
&
late
nicht
gefunden
werden
.
Was
ſchoͤne
Muteten
ſtunden
darinnen
,
als
:
Exultate
Juſtii
(ſſ
)
Juch
Holla
(
8
)
Congregaſti
:
ſt
:
inimice
Eſt
:
Laſt
uns
unſere
Tage
genieſſen
,
und
dergleichen
ſchoͤne
Muteten
ſtunden
darinnen
.
Vox
prima
haben
ſie
mitgenommen
,
Vox
ſecunda
haben
ſie
gelaceraceriret
.
Vox
tertia
oder
Baſſus
habe
ich
noch
in
unſerer
Eccleſia
.
Dieſelbe
ſiehet
auch
male
aus
.
Die
Stuͤhle
ſind
zerriſſen
,
&
omnis
,
alles
darinnen
zerſchmiſſen
.
In
meiner
Schola
iſt
nichts
mehr
totus
.
Die
Feneſtras
ſind
ex
,
der
Ofen
hat
wohl
ein
Schock
Oculi
.
Der
Ofen-Forca
haben
die
Regio
Servii
ein
Cornu
abgeriſſen
.
Die
Veſica
iſt
fort
.
Der
Studier-Menſa
iſt
gramboſuit
.
Die
Magna
ſchwartze
Tabula
,
darauf
ich
meine
Adjuvanten
das
Core
informalia
aufgeſchrieben
,
haben
,
ſie
becaculare
,
und
Federn
darein
geſtecket
,
ſiehet
aus
als
der
lebendige
Diabolus
.
Mein
Atramentum
Dolium
,
alle
meine
Penna
mit
dem
Pennal
,
und
anderthalb
Bogen
Papier
,
haben
ſie
mir
gefurraverunt
.
Es
muß
certiſſime
ein
Gelehrter
darunter
geweſen
ſeyn
.
Mein
Cupite
iſt
auch
dehoneſtiret
.
Ein
Corporal
hat
zur
Dies
Mercurius
Nox
des
langen
Maͤrtens
Filia
ſechsmal
darinnen
getummelt
.
Hoc
dicit
noſter
Schultze
,
der
hat
ſolches
gevidit
,
und
muͤſſen
leiden
.
Mein
pecuniam
numeratam
iſt
auch
allo
.
Ach
es
war
ſolch
ſchoͤn
Geld
.
Es
waren
lauter
Bohemios
groſſos
,
die
hatte
ich
in
meinem
Vecca
Stabulum
,
unter
dem
groſſen
Lapis
verſtecket
.
Dennoch
habens
die
Bello
Servi
gefunden
.
Mea
perſona
anbelangende
,
ſo
gieng
es
mir
auch
wunderlich
.
Denn
als
unſer
Pagus
all
voll
Equus
und
Mußquetierer
war
,
erwartete
ich
kein
Spolium
,
ſondern
gieng
ſtatim
davon
.
Da
kriegte
mich
einer
und
dicit
:
Du
Bauer
,
wo
ſind
Pferde
?
Ich
wieſe
ihn
nach
noſter
Schultzens
Domus
,
und
ich
lieff
in
unſer
Domus
kroch
unter
Scamnum
,
in
dem
finſtern
Angulus
,
vermeynte
der
Diabolus
ſolte
mich
nicht
finden
.
Aber
tria
Silopotarius
fanden
mich
,
kriegten
mich
bey
dem
rechten
Pes
,
zogen
mich
herfuͤr
wie
eine
Sus
,
und
ſchrien
Geld
Geld
her
!
Da
war
ich
erſt
in
groſſer
Neceſſitas
.
Ich
hieſſe
ſie
Ihr
her
!
Herren
Monſieurs
,
und
warens
doch
nicht
dignus
.
Sie
fragten
wer
ich
waͤre
,
und
ich
ſagte
ein
Ruſticus
.
Da
wolten
ſie
von
mir
haben
Caro
,
Farcimen
,
Schincken
,
unum
Schock
Oves
,
viel
Butyrum
und
Caſeus
genug
.
Ich
ſuchte
und
langte
herfuͤr
was
in
meam
poteſtatem
war
.
Doch
waren
ſie
damit
nicht
contentus
,
ſondern
begehrten
Decem
cantoros
Cereviſiæ
,
und
Rheiniſchen
Vinum
Ich
ſagte
,
das
wir
in
unſerm
Papus
ſolchen
Salus
nicht
haͤtten
.
Da
ſchlug
der
eine
Nebulo
mir
den
lincken
Brachium
in
Duo
,
daß
ich
halb
mortuus
zur
erden
fiele
,
blieb
auch
ſo
lange
jacere
,
biß
ich
ipſis
wieder
zu
mir
kam
.
Unſerm
Dominus
Paſtor
iſt
es
auch
nicht
viel
melius
ergangen
.
Denn
alle
ſeine
Res
ſeynd
port
.
Sie
haben
ihm
ſeinen
ſchoͤnen
longam
barbam
ausgeraufft
,
und
ſeine
formoſa
ſpons
,
des
Schultzens
Filia
ſehr
turbiret
.
Es
iſt
non
alles
zu
deſcribendi
,
wie
ſie
mit
uns
Domus
gehalten
haben
,
welches
ich
dem
Dominus
Frater
zu
aviſiren
nicht
vorbey
gekunt
,
und
befehle
ihn
hiernechſt
goͤttlicher
Protection
,
verbleibe
auch
,
Sein
lieber
treuer
Frater
in
æternum
&c
.
Nun
weiß
ich
gantz
gewiß
,
daß
viele
dieſen
Brief
vor
eine
thoͤrichte
Luͤgen
und
erdichtete
Sache
halten
werden
.
Ich
will
mich
auch
nicht
unterſtehen
,
jemanden
zuzumuthen
,
daß
er
ihn
vor
eine
Wahrheit
annehmen
ſolle
.
Indeſſen
kan
ich
doch
verſichern
,
wie
ich
vor
ungefaͤhr
vier
Jahren
ein
Leichen-Carmen
geleſen
,
das
ein
,
etliche
Meilen
von
einer
beruͤhmten
Stadt
noch
jetzo
lebender
,
Dorff-Prieſter
auf
den
Todt
ſeiner
gnaͤdigen
Edel-Frau
gemachet
,
und
welches
bey
nahe
eben
ſo
laͤcherlich
wo
nicht
gar
toller
klinget
als
dieſer
Brief
.
Wie
dann
inſonderheit
die
ungereimte
Redens-Art
:
Du
groſſer
Pan
eheu
!
O
Pan
du
groſſer
GOtt
!
vielfaͤltig
darinnen
anzutreffen
.
Von
einem
,
ebenfalls
noch
jetzo
lebenden
,
Doctore
und
Profeſſore
,
mag
ich
nicht
weniger
die
Verſicherung
geben
,
daß
er
faſt
nichts
ſchreibet
oder
redet
,
in
Teutſcher
Sprache
,
das
er
nicht
mit
eben
ſo
viel
Lateiniſchen
und
Frantzoͤſiſchen
Worten
,
nach
Proportion
der
Schrifft
,
ſpicken
und
auszieren
ſolle
,
wie
der
angefuͤhrte
gelehrte
Dorff-Schulmeiſter
und
Kuͤſter
ſeinen
Brief
.
Der
Unterſcheid
beſtehet
nur
darinnen
,
daß
der
Herr
Doctor
und
Profeſſor
zierlich
Latein
redet
und
ſchreibet
,
und
kein
ſo
entſetzliches
Barbariſches
,
wie
der
Schulmeiſter
,
dem
man
dieſen
Brief
zu
eignet
.
Aber
man
hoͤre
dieſen
Herrn
Doctorem
und
Profeſſorem
Frantzoͤſiſch
reden
,
oder
erwege
ſein
Frantzoͤſiſch
,
das
er
mit
in
ſeine
Schrifften
einflieſſen
laͤſſet
,
ſo
wird
man
ſich
des
Lachens
nicht
enthalten
koͤnnen
.
Vielleicht
dencket
jetzo
,
bey
dieſer
meiner
Erzehlung
,
mancher
bey
ſich
ſelber
:
Wer
fordert
dann
von
einem
Profeſſore
auf
teutſchen
Univerſitæten
daß
er
eben
die
Frantzoͤſiſche
Sprache
verſtehe
,
und
ich
meines
Orts
ſage
gleichergeſtalt
,
daß
dieſes
keine
abſolute
Nothwendigkeit
ſeye
.
Allein
ſo
muß
auch
keiner
,
ſchon
bey
hohen
Jahren
ſeyender
,
Doctor
und
Profeſſor
,
welcher
der
Frantzoͤſiſchen
Sprache
nicht
maͤchtig
iſt
,
immerfort
halb
Teutſch
und
halb
Frantzoͤſiſch
reden
und
ſchreiben
.
Ich
zweiffele
auch
,
das
es
ſich
ſchicket
,
wann
einer
,
wie
dieſer
thut
,
auf
ſolche
Weiſe
betet
und
ſinget
.
Zum
wenigſten
bin
ich
meines
Orts
incapable
dergleichen
Poſſen
ohne
Lachen
anzuhoͤren
.
Jedoch
was
ſagt
der
geneigte
Leſer
darzu
?
Es
hat
ein
gewiſſer
Hochgelehrter
,
der
ſich
vor
einiger
Zeit
hier
,
wo
dieſer
Tractat
an
das
Licht
kommen
,
etliche
Monathe
aufgehalten
,
ein
Avertiſſement
drucken
laſſen
,
das
warhafftig
noch
weit
laͤcherlicher
iſt
,
als
der
angezogene
Brief
des
Dorff-Schulmeiſters
.
Dieſes
Avertiſſement
lautet
alſo
:
Curieuſer
Leſer
!
Weil
Unterſchriebener
entſchloſſen
ſeine
,
zu
der
Welt
Dienſten
genugſam
ſuffiſante
,
und
à
l’
epreuve
de
tous
les
envieux
,
ohne
die
ſogenannte
Paſſauiſche
Kunſt
,
von
einer
aͤcht-veſten
Trempe
befindliche
Talenta
,
allen
Staaten
der
Welt
,
denen
darinnen
begriffenen
dreyen
Staͤnden
,
denen
Lehr-Wehr-
und
Nehr
Profeſſionen
zugleich
alſo
auch
ihren
Regenten
und
Haͤuptern
,
Lebenslang
zu
widmen
,
und
mit
Rath
und
That
,
nach
denen
bereits
geſchehenen
Notificationen
,
auf
gar
neue
und
verſchiedene
Arten
an
die
Hand
zu
gehen
,
hat
er
noͤthig
erachtet
,
die
Lobwuͤrdige
Intention
mit
ihren
faiſablen
Modis
,
durch
gegenwaͤrtiges
Manifeſt
,
die
punctatim
zu
eroͤffnen
,
ſich
auf
galante
Art
uͤber
alle
thoͤrichte
Raiſonneurs
und
Capita
mania
ſola
philavtia
ſuper
aures
ipſorum
leporinasaſininas
gravida
&
fructifera
jederzeit
moquirend
.
Wer
alſo
,
oder
welche
,
von
der
ſtudierenden
,
und
nach
der
wahren
Ehre
trachtenden
Jugend
die
Inclination
heget
bey
ihm
1
)
Collegia
explicatoria
,
examinatoria
&
diſputatoria
,
in
Jure
und
darzu
gehoͤrigen
Præliminar-Scientien
zu
hoͤren
,
auch
entweder
eigene
oder
von
ihm
elaborirte
Diſputationes
ex
Cathedra
zu
halten
;
wer
oder
welche
2
)
Von
Fuͤrſtlichen
,
Adelichen
Buͤrger-
oder
Bauer-Stande
beliebig
,
ihre
Printzen
und
Soͤhne
privatiſſime
von
ihm
,
in
gleich
erwehnten
Wiſſenſchafften
,
nachſeiner
dreyfachen
Methode
informiren
zu
laſſen
;
3
)
Conſilia
und
Bedencken
,
in
Staats-
als
andern
Civilitem
in
Finantzen-Policey-Cammer-Commercien-Manufacturen-
Steuer-
und
Militair
Sachen
zu
erfordern
.
4
)
Einen
redlichen
Tutorem
,
Curatorem
,
Oeconomum
,
&
Adminiſtratorem
Bonorum
,
Conſulenten
vor
Wittwen
und
Wayſen
,
Staͤdte
,
Lande
und
andere
Geſchaͤffte
,
auch
Commiſſionen
zu
Friedens-
und
Kriegs-Affaires
;
5
)
Einen
Geſandten
auf
Reichs
und
Creyß-Taͤgen
Reſidenten
,
Carreſpondenten
,
Bibliothecarium
,
Archivarium
,
Directorem
ritterlicher
Academien
,
Staats-Criticum
und
ſo
weiter
verlangen
,
zu
derer
Vocation
und
Capitulation
offeriret
ſich
Unterſchriebener
.
Solten
ferner
,
6
)
Paſſagiers
,
Kauffleute
,
Kuͤnſtler
und
Handwercker
,
item
die
Land-Leute
,
zu
ihren
Privat-
als
Zunfft-
und
Gewercks-Angelegenheiten
,
und
Beobachtung
ihrer
Intereſſen
,
einen
disintereſſirten
Patronen
,
Rathgeber
und
Vorſprach
vonnoͤthen
haben
,
koͤnnen
ſie
ſich
an
ihn
addreſſiren
.
Der
Juden-Genoſſenſchafft
offeriret
er
gleichfalls
ſeine
aufrichtige
Patronance
und
Beyſtand
in
vorkommenden
mercantiliſchen
Streitigkeiten
und
ſo
weiter
.
7
)
Curieuſe
Gelehrte
,
auch
Buchhaͤndler
,
welche
entweder
ſeine
Selbſt-Arbeiten
in
Verlag
zu
nehmen
,
oder
von
ihm
aus
der
Lateiniſchen
,
Hollaͤndiſchen
,
Frantzoͤſiſchen
,
Italiaͤniſchen
,
Engliſchen
auch
Spaniſchen
Sprache
,
gebundene
oder
ungebundene
Translationes
,
ſie
moͤgen
noch
ſo
ſchwehr
ſeyn
als
ſie
wollen
,
das
genereuſe
und
gutwillige
Verlangen
haben
,
werden
ihre
Satisfaction
bey
ihm
zu
finden
.
8
)
Hof-Commœdianten
und
Theatraliſten
,
Medaillenrs
,
Mahler
,
Kupfferſtecher
,
Architecteurs
,
auch
galant
gelehrte
Stayren
beliebende
Virtuoſi
koͤnnen
ſich
frey
bey
ihm
angeben
,
wo
ſie
nach
ihren
Deſſeins
,
auf
Luſtige-
und
Trauer-Faͤlle
,
und
ſo
weiter
,
Invenſiones
,
Erfindungen
und
Auszierungen
de
bon
guſto
,
in
gebundenen
und
ungebundenen
Verſen
Stylo
Lapidari
,
oder
Inſcriptionen
,
Symbolis
,
Emblematibus
u.
ſ.
w.
zu
haben
begierig
.
Die
Conditiones
und
Bedingungen
ſeynd
:
a
)
Ihre
Propoſitiones
,
Species
Facti
,
Deſideria
,
Abſichten
und
Vorhaben
ihm
muͤndlich
oder
ſchrifftlich
,
nach
allen
,
auch
denen
gerinſten
Umſtaͤnden
zu
communiciren
,
oder
zu
uͤberſchicken
;
b
)
nach
Proportion
und
Wichtigkeit
der
Arbeit
und
der
Impetrantz
,
Rang
und
Stand
,
ihn
mit
guͤldenen
und
ſilbernen
Species
,
lautè
,
liberaliter
,
nobiliter
,
magnificè
,
das
iſt
,
wohl
und
gebuͤhrend
,
zu
ihrem
eigenen
Vergnuͤgen
und
Glorie
zu
regaliren
.
Er
verſichert
alle
auf
ſeine
Honneur
und
thaͤtiges
Licht
,
auch
liebes
Chriſtenthum
,
es
werde
niemanden
gereuen
,
ihn
in
oben
rubricirten
Thematibus
conſuliret
und
ſich
ſeiner
Connoiſſance
bedient
zu
haben
.
Die
Thaten
werden
die
Zuſagen
redlich
verificiren
,
und
ſeinen
oͤffentlichen
und
heimlichen
Verfolgern
meritirte
Dementien
austheilen
.
Erfurt
den
24ſten
Septembr
.
1725.
N.
J.
U.
D.
Hochfuͤrſtl.
C---Staats-
Rath
und
Cabinets-
Director
,
Vielleicht
,
geneigter
Leſer
!
ſpricht
ſchon
wiederum
jemand
entweder
bey
ihm
ſelber
,
oder
auch
wohl
zu
andern
Abermal
eine
Luͤgen
.
Ich
hingegen
bitte
,
daß
niemand
dencke
als
ob
dieſes
Avertiſſements
(
oder
Manifeſt
,
wie
es
der
Autor
nennet
)
erdichtet
und
erlogen
ſeye
.
Ich
kan
auf
mein
Gewiſſen
verſichern
,
daß
der
gelehrte
Mann
das
Avertiſſement
,
mit
ſeiner
Eigenen
Hand
,
und
in
Perſon
ſehr
vielen
communiciret
.
Er
fuͤhret
wie
die
Unterſchrifft
zeiget
,
groſſe
Titul
,
und
nennet
ſich
einen
Juris
Utriusque
Doctorem
,
ſolle
auch
zu
Erfurth
wircklich
promoviret
haben
.
Iſt
aber
eine
ſo
hoch-betittelte
,
und
graduirte
Perſon
capable
,
eine
dergleichen
Schrifft
oͤffentlich
bekannt
zu
machen
,
was
Wunder
,
wann
ſich
ein
auf
Univerſitæten
geweſener
elender
Dorff-
Schulmeiſter
gefunden
,
der
einen
ſo
naͤrriſchen
und
laͤppiſchen
Brief
geſchrieben
?
Er
kan
ja
leichtlich
weder
Gaben
noch
Luſt
zu
denen
Studiis
gehaht
haben
,
gleichwohl
aber
mit
Gewalt
und
bey
denen
Haaren
darzu
gezogen
worden
ſeyn
.
Hernach
,
als
derſelbe
den
elenden
Schulmeiſter-Dienſt
bekommen
,
haben
ihn
etwa
die
Sorgen
der
Nahrung
geplaget
,
und
er
hat
ſich
ſonder
zweiffel
gezwungen
geſehen
,
den
groͤſten
Theil
ſeiner
Gedancken
auf
den
Acker-
und
Feld-Bau
,
auf
die
Vieh-Huͤner
und
Tauben-Zucht
zu
wenden
,
welche
Dinge
,
wann
ſie
ſo
fein
zuſammen
kommen
,
warlich
!
capable
ſind
,
einen
verwirrten
und
einfaͤltigen
Narren
aus
einem
Schulmeiſter
zu
machen
.
Aber
à
propòs
!
Was
haͤlt
dann
der
geneigte
Leſer
von
dem
,
was
jetze
folget
:
EXTRACT
Einiger
Paſſagen
eines
beruͤhmten
Scribenten
unſerer
Zeit
.
ES
iſt
ja
wohl
an
dem
,
daß
ich
laͤngſt
meine
Feder
haͤtte
ruhen
laſſen
,
wo
nicht
eine
Menge
dererjenigen
!
die
da
die
Wahrheit
lieben
,
und
nach
derſelben
Lehren
,
von
allen
Seiten
auf
mich
loßgeſtuͤrmet
,
und
von
mir
,
daß
ich
mit
gleichem
Eyffer
,
wie
bis
daher
noch
fernere
Weisheits-Stroͤhme
durch
meine
Schrifften
ausflieſſen
laſſen
ſollte
,
erfordert
haͤtten
.
Item
.
So
iſt
auch
hier
durchaus
meine
Schreib-Art
ſo
beſchaffen
,
daß
ich
mir
wohl
flattiren
darff
,
daß
,
ſo
lange
das
Evangeliſche
Zion
ſtehet
,
noch
keine
Schrifft
jemahls
ans
Tages
Licht
gekommen
,
da
mit
mehrerer
Beſcheidenheit
die
Warheits-Gruͤnde
waͤren
vertheioiget
worden
,
ja
daß
gar
wenig
Streit-Schrifften
ſind
,
welche
dieſer
hierrinnen
(
doch
es
ſey
ferne
,
daß
ich
mich
ſelbſt
ruͤhme
;
Ich
will
es
dem
Urtheil
des
Leſers
uͤberlaſſen
)
gleich
kommen
.
Denn
ob
ich
gleich
die
Wahrheit
derb
und
trocken
ohne
Wort-Blum
,
mit
welcher
ich
ſonſt
meine
Schrifften
zu
ſchmuͤcken
pflege
,
vortrage
&
c.
&c
.
Noch
ſchreibet
eben
dieſer
Autor
anderswo
.
Si
qua
eſt
virtus
,
quam
arrogare
tantis
per
mihi
audeo
,
ſi
qua
eſt
laus
,
qua
me
haud
indignum
eſſe
forſan
non
absque
ratione
exiſtimaverim
,
eſt
ſane
modeſtia
,
qua
me
vel
mea
adeo
aliis
præponere
vereor
,
ut
potius
nauſeem
.
Item
.
Es
iſt
meinem
Geiſte
ein
ſolcher
Adel
eingepraͤget
,
daß
ich
mein
Gemuͤth
bis
dahero
vom
Eheſtande
abgezogen
,
und
in
die
hoͤhere
Schrancken
der
Verleugnung
und
Heiligung
(
ich
rede
dieſes
nur
in
Abſicht
auf
mich
)
eingetreten
bin
.
Es
waͤhrete
aber
kaum
2
Jahre
,
ſo
hatte
der
gute
Mann
ein
Weib
.
Als
eben
Demſelben
von
einem
Studioſo
eine
Materie
gegeben
wurde
,
uͤber
welche
dieſer
gerne
eine
Diſputation
wolte
machen
laſſen
:
ſo
ward
hernach
als
die
Diſputation
gedrucket
wurde
,
ein
Brieff
an
denſelben
Studioſum
mit
angedrucket
,
der
ſich
ohngefehr
alſo
anhebet
:
Kaum
ſind
2
Stunden
verfloſſen
,
nachdem
du
mir
das
Thema
gebracht
haſt
,
da
ſchon
die
Diſputation
fertig
iſt
.
Denn
,
was
iſt
es
noͤthig
,
daß
man
ſich
mit
Aufſchlagung
vieler
Buͤcher
aufhaͤlt
,
wenn
man
im
Stande
iſt
,
aus
dem
Schatz
ſeines
Hertzens
ſelbſt
etwas
gelehrtes
,
gruͤndliches
und
verwunderungs-wuͤrdiges
herfuͤrzubringen
.
Eben
dieſer
,
als
er
ein
neues
Ehren-Amt
uͤberkam
,
ſetzte
ſich
mit
einem
andern
,
der
von
vielen
Jahren
dieſes
Amt
bekleidet
hatte
,
in
Vergleichung
;
und
da
hieß
es
:
N.
iſt
ſchon
in
ſeinen
juͤngern
Jahren
ſehr
beruͤhmt
worden
;
von
mir
weiß
auch
alle
Welt
zu
reden
.
Er
iſt
ſehr
jung
Doctor
worden
;
ich
auch
.
Er
hat
viele
Buͤcher
geſchrieben
;
ich
habe
deren
noch
mehr
verfertiget
.
Er
iſt
nicht
N.
worden
!
das
bin
ich
&c
.
Die
mich
gehoͤret
haben
,
wiſſen
,
daß
ich
dieſe
Rede
ohne
alle
Hitze
als
welche
mein
edeles
Gemuͤth
nicht
beweget
,
mit
fertigen
Lippen
und
freudigem
Munde
vorgebracht
habe
&c
.
Item
.
Die
Sorgfalt
des
groſſen
GOttes
fuͤr
unſere
Schule
iſt
ungemein
;
ungemein
iſt
auch
die
Wachſamkeit
unſerer
Patronen
fuͤr
derſelben
Wohlfarth
.
Kaum
hat
derjenige
,
ſo
bisher
das
Amt
eines
Rectoris
verwaltet
,
dieſes
zeitliche
geſegnet
,
als
dieſe
verledigte
Stelle
mir
wieder
iſt
aufgetragen
worden
.
Meine
Zunge
und
Feder
iſt
muthig
,
daß
aus
denſelben
ein
groſſer
Strohm
der
Weisheit
herfuͤrquillet
,
der
die
Gemuͤther
der
Menſchen
befeuchtet
.
Weil
ich
nunmehro
en
bon
train
bin
,
und
den
,
in
einem
Gaͤnſſe-Fluͤgel
gewachſenen
,
Degen
gegen
alle
gelehrte
Narren
en
general
,
ſie
moͤgen
nun
entweder
,
an
ſtatt
,
daß
ſie
auf
Univerſitæten
haͤtten
klug
werden
ſollen
,
vor
Hochmuth
und
Stoltz
,
od
er
aus
Einfalt
naͤrriſch
ſeyn
,
gezogen
habe
,
kan
ich
mich
nicht
entbrechen
,
annoch
verſchiedene
Hiſtoͤrchen
,
die
ich
ſowohl
von
ſtoltzen
Gelehrten
,
als
einfaͤltigen
gelehrten
Matzen
und
Lappen
,
theils
da
und
dorten
aufgezeichnet
gefunden
,
theils
erzehlen
hoͤren
,
theils
aber
mit
Augen
geſehen
,
allhier
mit
einzuruͤcken
,
in
der
Hoffnung
,
daß
ſie
den
geneigten
und
unpaſſionirten
Leſer
contentiren
werden
.
Einſtmals
kam
ein
gelehrter
Vagant
zu
einem
gelehrten
Dorff-Schulmeiſter
,
und
begehrte
vermittelſt
einer
langen
Lateiniſchen
Oration
,
von
ihm
ein
Viaticum
oder
Zehr-Pfennig
.
Nachdem
er
etwas
bekommen
,
und
wider
hinweg
gegangen
war
,
ſprach
des
Schulmeiſters
Frau
zu
ihrem
Mann
:
Dieſer
Toͤlpel
hat
euch
ſo
lange
mit
ſeinem
Latein
aufgehalten
,
daß
das
Eſſen
unterdeſſen
gantz
kalt
geworden
.
Da
antwortete
der
Schulmeiſter
:
Warlich
Frau
!
ihr
habt
unrecht
gethan
,
daß
ihr
mir
nicht
eher
geſaget
,
daß
der
Kerl
Latein
geredet
.
Ich
wolte
wacker
mit
ihme
diſputiret
haben
.
Magiſter
N.
Pfarrer
in
dem
Staͤdtlein
N.
als
ihm
geſaget
ward
,
Profeſſor
N.
zu
N.
ſeye
geſtorben
,
ſagte
,
er
glaube
es
nicht
.
Denn
,
fuͤgte
er
gantz
verwirrter
Weiſe
hinzu
,
wann
dem
alſo
waͤre
,
haͤrte
er
mir
es
ohne
zweiffel
geſchrieben
,
indem
er
mir
von
allem
Nachricht
zu
geben
pfleget
.
Ein
Doctor
Medicinæ
wolte
Handſchuh
kauffen
.
Als
er
dieſelben
anverſuchte
,
hieß
er
ihm
einen
Spiegel
bringen
,
damit
er
ſich
deſto
beſſer
beſehen
koͤnte
,
ob
ſie
ihm
wohl
paſſeten
.
Ein
anderer
Medicus
,
als
ihn
die
Floͤhe
ſo
ſehr
in
ſeinem
Bette
biſſen
,
loͤſchete
das
Licht
aus
,
vermeynende
die
Floͤhe
wuͤrden
ihn
hernach
nicht
mehr
ſehen
koͤnnen
.
Ein
Studioſus
Juris
zog
nach
Straßburg
auf
der
daſigen
Univerſitæt
Doctor
zu
werden
.
Als
er
uͤber
die
Bruͤcke
paſſirte
,
kam
der
Wind
,
und
warff
ihm
ſeinen
Hut
in
den
Rhein
,
weswegen
er
gantz
entruͤſtet
ſprach
:
Die
Straßburger
muͤſſen
grobe
Beſtien
ſeyn
,
weil
ſie
nicht
ſo
viel
Verſtand
haben
,
feine
Glaß-Fenſter
auf
beyden
Seiten
zu
machen
,
damit
man
ſicher
vor
dem
Winde
ſey
.
Ein
anderer
Doctorandus
,
als
er
nach
Gießen
auf
die
Univerſitæt
kam
,
und
das
ſchoͤne
neu-gebauete
Collegium
ſahe
,
ſprach
er
zu
ſeinem
Gefehrten
,
es
waͤre
ein
ſchoͤnes
Gehaͤuß
.
Der
antwortete
ihm
,
es
ſeye
auf
Italiaͤniſche
Manier
gebauet
.
Da
fragte
ihn
der
gute
Laͤmpel
:
Iſt
es
dann
nicht
in
dieſer
Stadt
gemachet
worden
?
Nein
ſagte
der
andere
,
welcher
des
tummen
Teuffels
ſpottete
,
es
haben
es
ihrer
Zwey
auf
Reiffen
,
von
Florentz
gebracht
.
Da
wendete
ſich
der
Alberne
zu
dem
Klugen
herum
und
ſprach
:
Hab
ich
es
nicht
gedacht
?
Wie
iſt
es
doch
ſo
ein
ſtattlich
Ding
:
wann
einer
viele
Laͤnder
geſehen
hat
.
Einer
,
welcher
Magiſter
werden
wolte
,
kunte
die
Nacht
,
ſo
vor
dieſem
ſeinem
Ehren-Tag
her
gieng
,
nicht
ſchlaffen
,
und
verlangte
immer
nach
dem
Tag
,
bat
auch
ſeinen
Stuben-Geſellen
,
der
naͤher
bey
dem
Fenſten
in
einem
andern
Bette
lag
,
er
ſollte
zuſehen
,
ob
es
nicht
bald
helle
wuͤrde
?
Als
dieſer
antwortete
,
es
ſeye
noch
kein
Anzeichen
darzu
verhanden
,
hieß
ihn
der
andere
ein
Licht
ſchlagen
ſagende
,
er
ſolte
es
vor
das
Fenſter
halten
,
ſo
wuͤrde
er
den
Anbruch
des
Tages
deſto
beſſer
ſehen
koͤnnen
.
Einer
fande
einen
Mathematicum
,
nach
dem
Mittags-Eſſen
,
in
einem
Seſſel
ſchlaffende
,
weckte
ſolchen
auf
und
ſprach
zu
ihm
,
es
waͤre
der
Geſundheit
nichts
ſchaͤdlicher
,
allegirte
auch
den
halben
Vers
der
Scholæ
Salernitanæ
:
Somnum
fuge
meridianum
.
Darauf
antwortete
der
Mathematicus
:
Ich
habe
nur
geſchlaffen
den
Muͤßiggang
zu
vertreiben
.
Denn
ich
muß
allezeit
was
zu
thun
haben
.
Einem
krancken
Aſtronomo
wolte
der
Medicus
Gerſten-Waſſer
zu
trincken
verordnen
,
da
dann
der
Patient
ſprach
,
es
gelte
ihm
gleich
,
er
moͤchte
ihm
verordnen
was
er
wolle
,
wann
es
nur
nach
Wein
ſchmecke
.
Ein
alter
vor
ſich
lebender
Pedant
wolte
ein
Hauß
bauen
,
und
ließ
ein
Viſier
von
Holtz
machen
.
Als
es
ihm
nun
der
Baumeiſter
nach
einander
erklaͤrete
,
und
ſagte
:
Sehet
hier
den
Eingang
,
den
Saal
,
die
Kammern
,
die
Stube
die
Kuͤche
,
das
Schreib-Stůblein
ꝛc.
repetirte
der
tumme
Teuffel
alle
Worte
!
Sehet
hier
den
Eingang
,
den
Saal
,
die
Cammern
,
ꝛc.
Letzlich
,
als
er
ein
kleines
ſchwartzes
Loch
ſahe
,
in
einer
Ecke
des
Viſiers
,
fragte
er
!
Was
iſt
daß
?
Der
Baumeiſter
antwortete
,
es
waͤre
das
heimliche
Gemach
.
Da
fuhr
der
Pedant
heraus
und
ſprach
:
Das
habe
ich
wohl
gedacht
.
Denn
es
iſt
ſchon
laͤnger
als
eine
viertel
Stunde
,
daß
ich
es
gerochen
habe
.
Ein
Studioſus
Juris
,
der
nicht
viel
gelernet
,
am
allerwenigſten
aber
die
Naſe
in
die
Bibel
geſtecket
hatte
,
ſahe
Moyſen
mit
einem
langen
grauen
Bart
abgemahlet
,
in
ſeiner
Hand
die
Tafeln
derer
Zehen
Gebote
haltend
,
mit
der
Uberſchrifft
Exod.
XX.
da
meynete
der
Bachant
,
Exodus
waͤre
der
Name
und
die
XX.
ſeye
die
Zahl
ſeiner
Jahre
,
weswegen
er
ſich
wunderte
und
ſprach
,
er
haͤtte
nie
einen
Juͤngling
von
zwantzig
Jahren
geſehen
,
der
einen
ſo
groſſen
Bart
gehabt
.
wie
dieſer
Exodus
.
Ein
,
von
der
Univerſitæt
gekommener
Student
gab
ſeinem
Vater
,
welchem
die
Maul-Wuͤrffe
eine
ſchoͤne
Wieſe
gar
ſehr
verderbeten
,
den
Rath
,
er
ſolte
ſie
,
zu
Verhuͤtung
eines
weit
groͤſſern
Schadens
,
pflaſtern
laſſen
.
Ein
anderer
junger
Student
klagte
,
er
haͤtte
die
Nacht
nicht
ſchlaffen
koͤnnen
ſondern
weil
er
keinen
Umhang
um
das
Bette
habe
,
den
Tag
die
gantze
Nacht
geſehen
.
Einem
Philoſopho
erzehlete
einer
etwas
von
einem
ſchoͤnen
Luſt-Garten
,
wie
es
nemlich
ein
groſſer
weiter
Ort
,
und
eine
groſſe
Menge
Baͤume
darinnen
zu
finden
waͤren
.
Auf
daß
der
,
welcher
die
Erzehlung
that
,
dem
Philoſopho
ſolches
deſto
beſſer
zeigen
und
demonſtriren
koͤnte
,
ſtreckete
er
ſeine
Hand
weit
aus
,
und
wieſe
damit
rings
herum
.
Da
ſtunde
der
Philoſophus
auf
ſahe
ihm
ſtarr
auf
die
Hand
,
und
ſagte
endlich
:
Herr
!
Thut
eure
Hand
hinweg
.
Denn
ſie
verhindert
mich
,
das
ich
davor
die
Baͤume
nicht
ſehen
kan
.
Ein
Studioſus
,
als
er
gefraget
ward
,
was
er
in
der
Kirche
gethan
haͤtte
?
antwortete
;
Ich
habe
das
Teutſche
Kyrieleiſon
helffen
ſingen
.
Ein
anderer
Studioſus
lag
bey
einer
Hure
,
und
ſchaͤtzte
ſich
gar
gluͤcklich
deswegen
,
da
ſie
accurat
mit
denen
Frantzoſen
behafftet
geweſen
.
Bey
dem
Abſchied
ſprach
die
Hure
zu
ihm
:
Nun
mein
Herr
!
Wann
ihr
daheime
ſeyd
,
werdet
ihr
meiner
auch
gedencken
,
Ja
,
ſagte
er
,
das
will
ich
thun
.
Nach
fuͤnff
oder
ſechs
Wochen
,
als
er
zwo
boͤſe
Blattern
bekam
,
die
er
von
der
Hure
gefangen
,
erinnerte
er
ſich
ihrer
,
und
ſagte
:
Das
iſt
der
Sůnden
Schuld
.
Ich
glaube
es
muß
eine
ſonderliche
Straffe
GOttes
ſeyn
,
weil
ich
nicht
mehr
an
ſie
gedacht
habe
,
wie
ich
ihr
verheiſſen
.
Ein
gelehrter
Raths-Herr
diſputirte
,
wie
weit
es
von
Speyer
biß
nach
Heydelberg
waͤre
?
als
einer
behauptete
,
daß
nicht
mehr
dann
dritthalb
Meil-Wegs
dahin
ſeye
,
antwortete
er
und
ſagte
:
Ich
wolte
funfftzig
Thaler
wetten
,
daß
ſchon
von
zehen
Jahren
her
drey
volle
Meilen
biß
dahin
geweſen
.
Ein
Bachant
,
als
er
des
Nachts
,
ſeiner
Nothdurfft
halber
aufſtunde
,
aber
den
heimlichen
Ort
im
Hauſe
,
in
welchem
er
noch
fremde
geweſen
,
nicht
zu
finden
wuſte
,
erreichte
ſeines
Reiſe-Geſelle
Stieffeln
,
hoffierte
ihn
voll
,
und
gab
des
Morgens
vor
,
die
Maͤuſſe
muͤſten
es
gethan
haben
.
Einer
hatte
den
Hals
gebrochen
.
Da
man
ihn
aufhub
,
ſahe
man
,
daß
er
ein
Meſſer
in
der
Hand
gehabt
.
Da
ſagte
ein
Geiſtlicher
,
der
dabey
ſtunde
,
es
waͤre
noch
ein
groſſes
Gluͤcke
,
daß
der
gute
Geſelle
nicht
in
das
Meſſer
gefallen
ſeye
.
Ein
Schulmeiſter
in
einem
Flecken
war
zu
einer
Mittags-Mahlzeit
eingeladen
.
Als
es
Zehen
ſchlug
,
ſagte
er
zu
ſeinem
Sohn
:
Es
iſt
Zeit
,
daß
ich
hingehe
zum
Mittags-Eſſen
.
Der
Sohn
widerrieth
es
ihm
,
und
ſagte
,
er
ſolte
ſeine
Reputation
zu
erhalten
,
warten
,
biß
man
ihn
noch
einmal
ruffe
.
Der
Schulmeiſter
aber
,
nachdem
er
noch
eine
Weile
gewartet
hatte
,
wurde
uͤber
den
langen
Verzug
ungeduldig
,
ruffte
ſeinen
Jungen
wieder
und
ſprach
,
er
ſolte
hingehen
und
ſagen
,
daß
man
ihn
noch
einmahl
bitten
moͤchte
,
weil
es
bey
nahe
eilff
Uhr
wåre
.
Ein
Doctor
Medicinæ
ward
zu
einem
krancken
Edelmann
geruffen
,
und
dieſer
ſchickte
jenem
,
zu
dem
Ende
ſeine
Kutſche
.
Unter
Weges
giengen
denen
Pferden
die
Eiſen
ab
,
und
der
Kutſcher
hielte
vor
einer
Schmiede
ſtille
,
ſolche
wieder
feſte
machen
zu
laſſen
.
Als
aber
dem
Doctor
die
Zeit
zu
lange
fiel
,
ruffete
er
dem
Kutſcher
zu
:
Auf
!
auf
!
Laſſet
uns
eilen
.
Der
Kutſcher
ſprach
:
Herr
!
Ihr
muͤſſet
verziehen
biß
die
Pferde
beſchlagen
ſeynd
.
Hierauf
platzete
der
Doctor
mit
dieſen
laͤcherlichen
Worten
heraus
:
Nichts
!
nichts
.
Fahret
ihr
nur
fort
mit
der
Kutſche
,
die
Pferde
werden
ſchon
nachkommen
.
Ein
Doctor
derer
Rechten
reiſete
nach
Franckfurth
am
Mayn
,
und
es
zerbrach
ihm
auf
dem
Wege
ſeine
Kutſche
.
Derohalben
ſchriebe
er
an
ſeinen
Vetter
,
der
ein
Fuͤrſtlicher
Bedienter
geweſen
,
und
etwa
eine
Meile
davon
wohnete
,
ihn
Freundlich
bittende
,
er
moͤchte
demſelben
doch
auf
etliche
Tage
ſeine
Kutſche
leyhen
.
Nachdem
der
Brief
fertig
,
wolte
er
ihn
alsbald
uͤberſchicken
.
Unterdeſſen
aber
koͤmmt
der
Kutſcher
,
und
ſagt
,
die
Kutſche
waͤre
wieder
zu
rechte
gebracht
folglich
nunmehro
nicht
von
Noͤthen
,
eine
andere
zu
lehnen
.
Da
zerriſſe
der
Herr
Doctor
ſeinen
Brief
,
ließ
Feder
und
Dinte
holen
,
ſchrieb
ſeinem
Vetter
einen
andern
,
bedanckte
ſich
darinnen
freundlich
vor
die
Freundſchafft
,
welche
er
ihm
mit
Lehnung
ſeiner
Kutſche
habe
erzeigen
wollen
,
und
daß
er
derſelben
nunmehro
nicht
beduͤrffte
,
weil
ſeine
eigene
ſchon
wieder
gemachet
waͤre
,
Mit
dieſem
Schreiben
hat
er
einen
abgefertiget
,
der
es
ſeinem
Vetter
uͤberbringen
muͤſſen
.
Ein
Studioſus
,
als
er
nach
Amſterdam
kam
,
und
die
groſſen
Schiffe
auf
der
See
daher
gehen
ſahe
,
fragte
,
ob
ſie
Fůſſe
håtten
.
Als
er
auch
die
kleinen
Boote
und
Chaloupen
ſahe
,
fragte
derſelbe
,
ob
das
derer
groſſen
ihre
Kinder
waͤren
.
Ein
anderer
,
als
er
vor
dem
Rectore
verklaget
ward
,
und
hoͤrete
,
daß
ſeines
Wiederſachers
Advocat
den
Bartholum
und
Baldum
anzog
fiel
er
dieſem
in
die
Rede
und
ſprach
:
Bartholus
und
Baldus
ſeynd
falſche
Zeugen
,
koͤnnen
auch
nicht
ſagen
daß
ſie
bey
unſerm
Zanck
gegenwaͤrtig
geweſen
.
Ein
Student
zu
Wittenberg
gab
ſeinen
Landsleuten
einen
Schmauß
.
Als
ſie
nun
fein
luſtig
und
froͤlich
waren
mit
einer
Muſic
von
Lauten
,
Geigen
und
andern
Inſtrumenten
bringet
einer
unter
ihnen
eine
Jungfer
,
bey
der
er
Freyerey
angegeben
,
auf
die
Stube
.
Nachdem
er
etliche
Reyhen
mit
derſelben
herum
geſprungen
,
und
erſt
recht
anfangen
wolte
zu
loͤffeln
,
mercken
es
die
uͤbrigen
,
und
einer
ſpricht
nach
dem
andern
dieſe
Loͤffel-Schweſter
um
ein
ehrliches
Taͤntzlein
an
,
worinnen
ihr
Galan
auch
mit
Freuden
gewilliget
;
jedoch
mit
dem
Beding
,
ſagte
er
daß
ihr
Herren
mir
die
Jungfrau
Ja
auch
wiederbringet
.
Nach
gehaltenem
Tantz
bringen
ſie
die
Jungfrau
,
durch
vieles
Bitten
,
hinter
den
Tiſch
treiben
auch
mancherley
Geſpraͤche
und
Kurtzweil
mit
ihr
.
Das
kunte
der
junge
Dominus
nicht
laͤnger
anſehen
,
ſondern
trat
vor
den
Tiſch
und
ſprach
:
Ey
ihr
Herren
.
Laſſet
doch
Jungfer
Rebecken
wieder
herfuͤr
,
ſie
moͤchte
etwa
auf
den
Hof
gehen
und
piſſen
wollen
.
Ein
gelehrter
Dorff-Schulmeiſter
,
als
man
es
ihm
verwieſe
das
die
Uhr
nicht
recht
gieng
,
uͤber
die
er
doch
die
Aufſicht
hatte
ſagte
:
Die
Uhr
gehet
recht
;
aber
die
Sonne
gebet
nicht
recht
.
Als
ehemahls
ein
gewiſſer
Magiſter
,
in
einer
der
Unterſuchung
der
Gelehrten
auf
der
hohen
Schule
fuͤrgelegten
Schrifft
,
ſo
zu
denen
Kirchen
Geſchichten
gehorte
,
verſchiedene
Stellen
aus
Platone
und
andern
anfuͤhrete
,
wolte
beweiſen
,
daß
es
Tag
werde
wenn
die
Sonne
aufgehet
.
Ein
Philoſophus
,
als
er
ſahe
eine
Poſt
voruͤber
reiten
,
und
daß
des
Poſtillions
Pferd
ſehr
mit
Packen
beſchweret
war
,
ſagte
zu
einem
Nebenſtehenden
:
Dieſer
Geſelle
hat
kein
Mittleiden
mit
ſeinem
armen
Pferd
.
Er
koͤnte
wohl
etwas
von
der
Ladung
auf
ſeine
eigene
Schultern
nehmen
damit
das
arme
Thier
nicht
ſo
ſehr
beſchwehret
wuͤrde
.
Ein
reiſender
Studioſus
,
als
er
ſahe
daß
man
in
Italien
Eiß
unter
den
Wein
that
,
ſteckte
er
ein
Stuͤck
in
den
Schubſack
,
nachdem
er
es
fein
ſauber
in
ſein
Schnupfftuch
gewickelt
hatte
,
und
machte
ſich
die
Rechnung
,
er
wolte
bey
der
Abend-Mahlzeit
ſeinen
Truncks
kuͤhl
damit
machen
.
Allein
er
fande
es
endlich
wie
leicht
zu
erachten
,
gantz
zerſchmoltzen
,
und
das
Schnupfftuch
war
,
als
ob
er
es
in
das
Waſſer
getunck
et
haͤtte
.
Da
druckete
er
es
mit
ſeiner
Hand
aus
,
tropffete
das
Waſſer
in
ſein
Glaß
,
und
meynete
,
das
zerſchmoltzene
Eiß
haͤtte
eben
ſolche
Krafft
wie
die
gantzen
Stuͤcke
.
Ein
Superintendent
fragte
einen
Studioſum
Theologiæ
,
ob
er
,
oder
ſein
erſtgebohrner
Bruder
der
aͤlteſte
Sohn
ſeines
Vaters
ſeye
.
Als
ein
gelehrter
Burgermeiſter
,
aus
einem
kleinen
Staͤdtgen
ein
gemahltes
Licht
ſahe
,
deſſen
Flamme
oben
ſchoͤn
lebhafft
gemachet
war
,
fragte
er
,
ob
es
des
Nachts
auch
ſo
leuchtete
wie
beym
Tag
.
Ein
geheimer
Rath
an
einem
vornehmen
Hofe
,
als
er
die
Belagerung
der
Stadt
Oſtende
abgemahlet
ſahe
,
und
auf
der
Land-Seite
,
ſowohl
in
dem
Lager
,
als
auf
denen
Waͤllen
der
Stadt
,
viel
Volck
erblickete
,
auf
der
See-Seite
hingegen
nichts
,
ſagte
er
:
Was
haben
doch
die
Spanier
gedacht
,
daß
ſie
nicht
auf
dieſer
Seite
wo
die
Waͤlle
gantz
bloß
ſind
,
die
Stadt
angegriffen
haben
?
Sie
haͤtten
ſie
warlich
gleich
Anfangs
erobert
.
Ein
Juriſt
kam
in
eine
Stadt
,
durch
welche
ein
Fluß
gieng
.
Als
er
nun
den
andern
Tag
ausgehen
wolte
,
ſagte
man
ihm
,
das
Waſſer
im
Fluß
waͤre
ſehr
angelauffen
.
Da
rieff
er
,
man
ſolte
ihm
den
Mantel
bringen
,
damit
er
nicht
naß
wuͤrde
.
Ein
junger
Doctor
Juris
waͤrmete
ſich
vor
dem
Camin
,
neben
einer
Jungfrau
,
die
gerne
ſchwatzete
,
woruͤber
ſie
ſich
dergeſtalt
vergaß
,
daß
der
Saum
,
oder
unterſte
Reiff
,
ihres
Rockes
anfieng
Feuer
zu
fangen
,
und
zu
glimmen
.
Der
junge
Herr
Doctor
ſahe
es
wohl
,
ſagte
aber
nichts
,
biß
es
endlich
die
Jungfrau
ſelber
merckte
,
dem
Feuer
wiche
,
und
den
glimmenden
Rock
ausloͤſchete
.
Da
ſprach
der
Doctor
:
Ich
habe
es
ſchon
vor
einer
halben
viertel
Stunde
geſehen
;
aber
darum
nichts
ſagen
wollen
,
weil
ich
G.
L.
ſo
viel
auf
Univerſitæten
gelernet
,
daß
man
einem
andern
nicht
in
die
Rede
fallen
muͤſſe
.
Einem
Stadt-Commiſſario
ward
geſagt
,
es
wuͤrde
regnen
,
weil
der
Hahn
auf
einer
gewiſſen
Capelle
ſich
gegen
den
boͤſen
Wind
kehrte
.
Der
Secretarius
fragte
,
was
es
dann
vor
Wetter
waͤre
wann
der
Hahn
auf
die
andere
Seite
ſtuͤnde
?
und
man
antwortete
ihm
,
es
bedeute
gut
Wetter
.
Nach
zweyen
Tagen
,
als
er
ſich
deſſen
erinnerte
,
ſtieg
er
hinauf
auf
die
Capelle
,
und
wandte
den
Hahn
gegen
die
Seite
,
von
der
man
ſchoͤnes
Wetter
vermuthete
.
Als
man
ihn
fragte
warum
er
ſolches
thaͤte
?
antwortete
derſelbe
,
er
můſte
fuͤnff
oder
ſechs
Tage
zu
einer
bevorſtehenden
Keiſe
gut
Wetter
haben
.
Ein
gelehrter
Edelmann
,
als
er
geleſen
,
daß
es
gar
keine
Woͤlffe
in
Engeland
gaͤbe
,
ſagte
:
Warlich
!
daran
iſt
viel
Geld
zu
verdienen
.
Ich
will
ein
Dutzent
hinein
fuͤhren
,
damit
der
Faſel
auch
in
das
Land
komme
.
Als
ihm
aber
einer
anzeigte
,
wie
es
ein
ſo
groſſer
Weg
,
und
daß
er
uͤber
das
Meer
muͤſte
,
auf
dem
er
noch
niemals
gefahren
,
ließ
er
ihm
eine
Frantzoͤſiſche
Land-Karte
weiſen
.
Nachdem
er
dieſelbe
gantz
ſcharff
uͤberſehen
,
ſagte
er
:
Was
ſchwaͤtzet
ihr
mir
von
einem
Meer
?
Ich
ſehe
nichts
allhier
als
ein
kleines
Wåſſerlein
,
kaum
,
ſo
groß
als
der
Rhein
.
Ich
wundere
mich
,
daß
der
Koͤnig
von
Engeland
nicht
eine
ſchoͤnen
Bruͤcke
daruͤber
machen
låſſet
,
damit
man
alſo
von
einem
Land
zum
andern
mit
ſolchen
Thieren
wandeln
koͤnne
.
Als
ein
Dorff-Prieſter
hoͤrete
,
daß
ſein
Edelmann
erzehlete
,
wie
ſein
Pferd
im
poſtiren
ein
Bein
zerbrochen
,
alſo
daß
er
es
auch
haͤtte
muͤſſen
dahinten
laſſen
,
ſagte
er
:
Warum
haben
Ew.
Gnaden
dem
Pferd
nicht
ein
hoͤltzernes
Bein
machen
laſſen
.
Ich
habe
einen
Capitain
gekannt
,
der
auch
ein
hoͤltzernes
Bein
gehabt
,
nachdem
er
das
rechte
durch
einen
Stůck-Schuß
verlohren
.
Dem
ungeachtet
kunte
er
die
Poſt
ſo
wohl
reiten
,
als
irgend
einer
in
dieſem
gantzen
Lande
.
Ein
Student
von
Braunſchweig
wolte
zu
Fuß
auf
die
Univerſitæt
Roſtock
ziehen
.
Als
er
nun
zwey
Tage
gereiſet
,
und
auf
der
Luͤneburger
Heyde
ſich
verirret
,
den
Weg
aber
nicht
finden
kunte
,
gieng
er
wieder
Heim
und
ſprach
:
Ich
bin
bald
einen
gantzen
Tag
auf
der
Heyde
herum
gegangen
,
und
kan
die
Stadt
Roſtock
doch
nicht
finden
.
Ein
Pedant
,
welcher
ihm
viel
einbildete
,
ward
vor
das
Concilium
Academicum
gefodert
.
Als
er
zur
Thuͤre
hinein
gieng
,
ſtunde
eben
der
Rector
Magnificus
und
die
Profeſſores
auf
,
nach
Hauſe
zu
gehen
,
weil
es
ſchon
ſehr
ſpaͤte
war
.
Da
rieff
der
ſtoltze
Pedant
ihnen
zu
und
ſprach
:
Die
Herren
bleiben
nur
ſitzen
,
und
machen
mit
mir
nicht
ſo
viel
Façon
.
Ein
anderer
Pedant
als
ihn
einer
die
Stiegen
hinunter
warff
,
ſagte
:
Es
iſt
mir
eben
eins
,
ich
habe
doch
ohne
diß
herab
gehen
wollen
.
Ein
junger
Magiſter
beſuchte
ſeinen
Vetter
,
gruͤſſete
aber
keinen
Menſchen
,
als
er
in
das
Gemach
trat
.
Indeſſen
lieff
des
Vetters
Hund
zu
ihm
,
und
wedelte
den
ungehobelten
Geſellen
mit
dem
Schwantze
an
.
Daher
nahm
der
Vetter
Anlaß
ihm
eine
Reprimende
zu
geben
,
und
ſprach
:
er
ſolte
ſich
ſchaͤmen
,
daß
der
Hund
beſſer
gezogen
ſeye
als
er
.
Denn
der
Hund
gruͤſſete
ihn
mit
ſeinem
Schwantz
,
er
hingegen
traͤte
herein
,
wie
ein
anderer
Bauer
,
ohne
jemanden
zu
gruͤſſen
.
Da
antwortete
der
junge
Magiſter
gantz
beſchaͤmt
:
Ich
habe
ja
aber
auch
keinen
Schwantz
wie
der
Hund
.
Ein
Profeſſor
Medicinæ
unterrichtete
einen
Studenten
,
der
ſich
dieſem
Studio
ebenfalls
widmete
.
Unter
andern
ſagte
dieſem
der
Profeſſor
,
wann
er
zu
einem
Krancken
kaͤme
,
muͤſſe
er
ſich
allezeit
umſehen
,
ob
er
etwas
erblicke
in
dem
Gemach
,
darauf
er
fuſſen
und
ſtehen
koͤnte
.
Als
zum
Exempel
wann
er
etwa
Birn-
oder
Apffel-Schaͤler
,
Pflaumen-Kern
und
dergleichen
zu
Geſichte
bekaͤme
.
Hanns-Latz
behielte
es
wohl
,
und
wolte
es
ihm
hernach
,
da
er
anfieng
ſeine
Kunſt
zu
practiciren
,
zu
Nutzen
machen
.
Als
er
nun
einſtmals
einen
Krancken
beſuchte
,
ſahe
er
nichts
in
der
Cammer
als
einen
Eſels-Sattel
unter
dem
Bette
,
vermeynte
er
haͤtte
es
wohl
getroffen
,
und
ſagte
zu
dem
Krancken
,
es
naͤhme
ihn
nicht
Wunder
,
daß
er
ſich
ſo
uͤbel
befaͤnde
,
angeſehen
des
groſſen
Exceſſes
,
den
er
begangen
,
indem
er
einen
Eſel
gegeſſen
haͤtte
.
Zu
Leipzig
auf
der
Univerſitæt
erlangte
einer
eine
extraordinaire
Vergoͤnſtigung
Publicè
zu
leſen
,
und
ſchlug
deswegen
ein
ſolch
naͤrriſch
Programma
an
,
daß
Doct
.
Joachimus
Camerarius
,
als
er
es
laſe
,
ſagte
:
Ich
verſtehe
nicht
was
er
will
.
Als
ſolches
dem
Naſen
weiſen
Herrn
geſaget
wurde
,
freuete
er
ſich
daruͤber
und
ſprach
:
Da
muͤſſet
ihr
ja
ſehen
,
daß
ich
ein
gelehrter
Mann
bin
,
weil
auch
dieſer
hochgelehrte
Doctor
meinen
hohen
Stylum
nicht
begreiffen
kan
.
Ein
alter
Pedant
,
der
viele
Buͤcher
geſchrieben
hatte
,
kam
in
das
Hollaͤndiſche
Lager
,
und
ſahe
,
bey
der
Artillerie
,
die
groſſen
Stuͤcke
,
gantze
und
halbe
Carthaunen
,
wie
auch
die
darzugehoͤrigen
Kugeln
,
weshalb
er
ſprach
:
Darzu
gehoͤret
gewiß
recht
groß
Pulver
.
Zwey
Pfaͤltziſche
Studenten
giengen
,
zu
Heydelberg
,
um
die
Herbſt-Zeit
,
mit
einander
in
einen
Wein-Garten
.
Als
nun
der
eine
einen
gantzen
Trauben
abriſſe
,
ſchalte
ihn
der
andere
und
ſagte
,
er
ſolte
nur
die
Beere
abeſſen
,
und
den
Kamm
oder
Rappen
am
Stocke
ſtehen
laſſen
,
damit
ſie
uͤber
ein
Jahr
wieder
andere
Beere
tragen
koͤnten
.
Etliche
Studenten
hatten
einen
Profeſſorem
die
Treppe
oder
Stiegen
hinunter
geworffen
.
Als
ihn
nun
einer
fragte
,
und
ſagte
;
Ihr
můſſet
guten
Genuß
von
dieſen
jungen
Kerls
haben
,
daß
ihr
dieſes
alſo
von
ihnen
vertragen
koͤnnet
.
Antwortete
er
:
Ich
habe
nichts
von
ihnen
als
die
bloße
Ehre
.
Ein
Bierlaͤndiſcher
Pedant
kam
an
den
Rheinſtrom
.
Als
man
nun
demſelben
zweyerley
Wein
vortruge
und
ihn
der
Wirth
fragte
,
wie
ſie
ihm
ſchmeckten
?
antwortete
er
:
Dieſer
iſt
beſſer
am
Hopffen
;
der
andere
am
Maltz
.
Ein
anderer
Pedant
ſchriebe
Briefe
,
und
ſetzte
kein
Datum
oder
Tag
darein
.
Als
er
gefraget
ward
warum
?
antwortet
er
;
der
Tag
ſtehet
ja
im
Calender
.
Ein
Philoſophus
war
bey
dem
Jano
Duſa
zu
Gaſte
,
nebſt
einem
Edelmann
:
Als
nun
der
Philoſophus
den
Duſam
fragte
,
wer
dieſer
(
nemlich
der
Edelmann
)
der
gegen
ihn
uͤber
ſaß
,
waͤre
?
und
zugleich
mit
einem
Finger
auf
ihn
zeigete
,
wolte
Duſa
dieſe
Verungluͤmpffung
,
welche
der
Edelmann
geſehen
und
gehoͤret
hatte
,
wieder
gut
machen
,
und
ſtellete
ſich
,
als
ob
er
verſtanden
haͤtte
,
der
Philoſophus
habe
die
Paſtete
gemeynet
,
die
auf
dem
Tiſche
ſtunde
.
Duſa
deutete
derohalben
wiederum
mit
ſeinem
Finger
auf
die
Paſtete
,
und
ſprach
:
Eſt
Artocreas
,
es
iſt
eine
Paſtete
,
meynende
,
er
wolte
dem
Narren
das
Maul
damit
ſtopffen
,
daß
er
nicht
ſo
unverſchaͤmt
fragen
ſolte
.
Aber
was
geſchahe
?
Das
Wort
war
kaum
geſaget
,
ſiehe
!
da
iſt
mein
guter
Laͤmpel
geſchwinde
her
,
nimmt
einen
Becher
,
und
bringet
dem
Edelmann
eines
mit
dieſen
Worten
:
Domine
Artocreas
propino
veſtræ
Dominationi
unum
,
d.
i.
Herr
Paſtete
!
Ich
bringe
eure
Herrlichkeiten
eines
zu
.
Ein
Schul-Fuchs
wolte
die
Lateiniſche
Bibel
nicht
leſen
.
Als
er
gefraget
ward
warum
?
antwortete
er
:
Darum
,
weil
keine
Ciceronianiſchen
Phraſes
darinnen
ſtehen
.
Einer
fragte
einen
jungen
Pennal
,
wo
er
wolle
hingehen
?
der
antwortete
:
Ich
will
zum
Spaß
,
und
vorlanger
Weile
in
die
Kirche
gehen
.
Als
Anno
1680
.
der
groſſe
Comet
erſchiene
,
wolte
ihn
ein
Studioſus
auch
beſehen
,
bekam
aber
den
Rauch
aus
einem
Schorſtein
in
das
Geſichte
,
ruffte
geſchwinde
ſeinen
Stuben-Geſellen
und
geſagt
:
Stehe
auf
und
komme
herfuͤr
,
ich
ſehe
den
Schwantz
ſchon
davon
.
Ein
Dorff-Prieſter
hat
die
erſten
Tage
,
als
dieſer
Comet-Stern
erſchienen
,
den
Monden
durch
ein
Wappen-Glaß
ſcheinen
ſehen
,
und
geſagt
:
Sehet
doch
den
erſchrecklichtn
Comet-Stern
an
.
Als
auch
ein
Studioſus
zu
Straßburg
von
der
Groͤſſe
des
Cometen
diſcuriren
hoͤrte
,
ſagte
er
:
Man
koͤnne
ſeine
Groͤſſe
zu
Straßburg
nicht
recht
ſehen
,
ſondern
man
muͤſſe
naͤher
dabey
ſeyn
.
Ein
anderer
,
als
er
von
der
Stelle
des
Cometen
aſtronomicè
reden
hoͤrte
,
ſagte
,
er
ſitze
zu
Heidelberg
auf
dem
Schloße
.
Einer
der
erſt
neulich
war
Magiſter
worden
,
und
nach
Hauſe
reiſete
,
ſeinen
Vater
zu
beſuchen
,
ſchlieff
den
andern
Tag
biß
um
zwoͤlff
Uhr
des
Mittags
.
Als
der
Vater
ihn
aufweckte
,
auch
denſelben
einen
Verweiß
gab
,
warum
er
ſo
lange
ſchlieffe
,
ſprach
der
Magiſter
:
Botz
tauſend
!
Ich
haͤtte
es
ſchier
vergeſſen
,
daß
ich
aufſtehen
ſolte
.
Ein
Pfarrer
unweit
Dreßden
wolte
es
auf
eine
praͤchtige
Art
erzehlen
wie
ſtattlich
der
Churfuͤrſt
zu
Sachſen
den
Kayſer
Matthiam
empfangen
und
bewirthet
hatte
.
Dannenhero
ſagte
er
,
es
ſeye
der
Kayſer
recht
Hochfůrſtlich
tractiret
worden
.
Als
auf
einer
Univerſitæt
,
in
einem
Monat
,
zwey
Promotiones
Doctorum
gehalten
wurden
,
fragte
ein
Pennal
,
ob
man
dann
diejenigen
Doctores
,
die
man
neulich
erſt
gemachet
,
ſchon
verbraucht
haͤtte
,
daß
man
jetzo
andere
mache
.
Ein
Schiffmann
fuͤhrete
,
zu
Baſel
,
einen
aufgeblaſenen
Studenten
in
einem
Nachen
uͤber
den
Rhein
.
Als
ſie
nun
groſſe
Gefahr
auf
dem
Waſſer
ausgeſtanden
,
aber
doch
endlich
gluͤcklich
auf
der
andern
Seite
angelanget
,
ſagte
der
Student
gantz
zornig
zu
dem
Schiffmann
:
Warlich
!
ich
wolte
dich
erſtochen
haben
,
daferne
du
mich
erſaͤuffet
haͤtteſt
.
Ein
Schul-Regent
hatte
ein
kranckes
Toͤchterlein
,
ſo
erſt
zwoͤlff
Tage
alt
war
.
Als
nun
eben
ſelbige
Woche
das
Evangelium
einfiel
von
des
Schul-
Oberſten
zwoͤlff-jaͤhrigen
Toͤchterlein
;
ließ
dieſer
ſeine
Buben
in
denen
Precibus
,
vor
ſein
Toͤchterlein
,
ad
imitationem
alſo
beten
:
Wolleſt
dich
auch
lieber
HErr
!
erbarmen
uͤber
unſers
Schul-Oberſten
kranckes
zwoͤlff-jaͤhriges
Toͤchterlein
;
einen
Tag
vor
ein
Jahr
gerechnet
.
Ein
anderer
Schul-Regent
war
auf
einer
Rolle
uͤber
Feld
gefahren
.
Da
man
nun
das
Fuhrlohn
foderte
,
und
es
dem
Herrn
zu
viel
dauchte
,
ſagte
,
er
zu
dem
Roller
,
Er
ſolte
ihn
nicht
ſo
hart
halten
,
er
waͤre
der
und
der
,
welcher
ſo
viel
Bůcher
geſchrieben
,
ob
er
ihn
nicht
kenne
?
Aber
der
Roller
antwortet
ihm
:
Ihr
moͤgt
ſeyn
wer
ihr
wollet
,
ich
kan
niemand
vergebens
fůhren
.
In
einem
Collegio
war
ein
Pennal
,
der
wolte
auch
gerne
geſehen
ſeyn
,
daß
er
gute
Verſe
machen
koͤnte
.
Derohalben
ſtellete
er
ſeiner
Mit-Schuͤler
einen
,
der
einen
ziemlichen
Poëten
abgab
an
,
daß
er
ihm
ſolte
,
die
Oration
,
ſo
ihnen
aufgegeben
ward
,
gantz
carminice
machen
worgegen
er
ihm
ſeinen
Becher
Wein
uͤber
Tiſchelaſſen
wolte
.
Dieſer
machte
es
ihm
,
und
ſchriebe
es
ab
.
Unten
aber
hienge
er
die
Worte
an
:
Pro
hoc
mihi
debetur
cyathus
,
hiervor
gebůhret
mir
ein
Becher
Wein
.
Jener
gute
Schlucker
hatte
dieſes
nicht
wahrgenommen
,
mochte
es
auch
nicht
wieder
abſchreiben
,
fondern
uͤbergab
das
Carmen
,
und
ward
deshalb
,
als
der
Poſſen
dadurch
an
den
Tag
kam
,
weidlich
ausgelachet
.
Einem
alten
Pedanten
gefiel
das
Ciceronianiſche
Latein
ſo
wohl
,
daß
er
ſagte
:
Wie
,
daß
mich
doch
GOtt
in
dem
groben
Teutſchland
,
und
nicht
unter
denen
Lateinern
hat
laſſen
geboren
werden
?
damit
ich
die
Ehre
haͤtte
,
daß
dieſe
ſchoͤne
Sprache
auch
meine
Mutter-Sprache
waͤre
.
Ein
anderer
ſagte
,
die
gantze
Divinitas
ſteckte
in
dem
Plauto
,
und
wolte
die
Ubiquitæt
daraus
widerlegen
.
Von
dem
ſagte
ein
gelehrter
Mann
,
es
nehme
ihn
Wunder
,
daß
der
Kerl
nicht
auch
eine
plautiniſche
Poſtill
uͤber
alle
Sonntags
Evangelia
ſchriebe
.
Wieder
ein
anderer
Pedant
wolte
ſeinen
Teutſchen
Namen
(
wie
ſie
gemeiniglich
zu
thun
pflegen
)
auch
Lateiniſch
machen
,
und
nennet
ſich
,
an
ſtatt
Schuſter
,
Sutorius
.
Als
er
gefraget
ward
,
warum
er
ſeinen
Namen
veraͤndere
?
ſagte
er
,
das
Woͤrtlein
Sutorius
wåre
viel
anſehnlicher
,
ſignificantius
und
magis
em
phaticum
,
als
der
Teutſche
Schuſter
.
Ein
Profeſſor
bekam
einen
jungen
Pennal
zum
Famulo
.
Dieſem
gab
er
einen
Waxſtock
in
Verwahrung
,
mit
dem
Befehl
,
ihn
wohl
aufzuheben
,
und
nicht
eher
zu
gebrauchen
,
als
wann
er
es
ſelber
verlangen
wuͤrde
.
Der
albere
Fabian
hatte
allerley
Hausrath
,
als
Papier
,
Federn
,
Beutel
,
Schreibe-Zeug
,
Brod
,
Kaͤß
und
andere
Dinge
in
ſeinem
Schubſack
.
Den
Waxſtock
ſteckte
er
auch
hinein
,
und
ſetzte
ſich
alſo
hinter
den
warmen
Offen
,
allwo
er
entſchlieff
und
der
Waxſtock
fieng
an
weich
zu
werden
,
dergeſtalt
,
daß
alles
zuſammen
klebete
.
Als
nun
der
Profeſſor
des
Abends
wolte
zu
Bette
gehen
,
rieff
er
:
Peter
!
Wo
haſt
du
das
Wax-Licht
:
zůnde
es
an
.
Peter
ſprach
:
Herr
Profeſſor
hier
habe
ich
es
in
der
Ficken
.
Der
Profeſſor
ſprach
:
Warum
in
der
Ficken
.
Peter
antwortete
:
Die
Katzen
und
Maͤuße
haben
mir
mit
dem
Licht-Freſſen
,
zu
Hauſe
und
auf
Schulen
,
viel
Schlåge
gemachet
.
Darum
ſteckte
ich
es
nun
in
die
Ficken
,
daß
mir
es
die
Katzen
und
Maͤuße
nicht
mehr
freſſen
ſollen
;
und
damit
zog
er
den
geſchmoltzenen
Waxſtock
heraus
.
Hieruͤber
ward
der
Profeſſor
zornig
;
ſein
Pennal
aber
ſprach
ferner
:
Es
muß
wahr
ſeyn
wie
man
ſagt
:
Art
laͤſſet
nicht
von
Art
.
Ich
habe
lederne
Ficken
.
Mich
deucht
es
werden
Katzen-Haͤute
ſeyn
,
daß
ſie
mir
ſo
am
Licht
gefreſſen
.
Ein
Profeſſor
ſupremus
Alphabeti
ſagte
zu
ſeinem
Weibe
:
O
Weiblein
Wann
du
wiſſen
thaͤteſt
,
was
du
vor
einen
Mann
haͤtteſt
,
du
wuͤrdeſt
mir
andere
Ehre
anthun
.
Ich
habe
jetzo
laſſen
ein
Buch
ausgehen
,
das
wird
waͤhren
ſo
lange
die
Welt
ſtehet
.
Ein
tummer
Student
gieng
vor
eines
Geigenmachers
Hauſe
voruͤber
und
wurde
gewahr
,
daß
er
oben
aus
ſeinem
Giebel
eine
lange
Stange
mit
lauter
Geigen
behangen
,
ausgeſtecket
hatte
,
die
etwa
in
der
Sonne
trocken
werden
ſolten
.
Derohalben
ſprach
der
tumme
Student
gar
andaͤchtig
zu
ſeinem
Gefehrten
:
Schaue
ůber
dich
und
zeuch
den
Hut
ab
.
Hier
oben
wohnet
gewiß
St.
Petrus
,
weil
der
Himmel
ſo
voller
Geigen
haͤnget
.
Ein
junger
Student
fragte
einſtens
einen
Moͤnch
in
denen
Niederlanden
,
warum
er
doch
mit
ſo
unfoͤrmlicher
Geſtalt
in
einer
Moͤnchs
Kutte
herum
zoͤge
?
dem
antwortete
der
Moͤnch
:
daß
ich
meine
Eſels-Ohren
in
etwas
verbergen
moͤge
,
die
ihr
einem
jedweden
ſo
oͤffentlich
ſehen
laſſet
.
Ein
ziemlich
betagter
Pedant
wolte
mit
einer
Jungfrau
in
Meiſſen
galanifiren
.
Weil
ſie
aber
keine
Neigung
zu
ihm
hatte
,
ſondern
des
Narren
gerne
loß
geweſen
,
fragte
ſie
ihn
verbluͤmter
Weiſe
,
ob
er
auch
wuͤſte
welches
das
groͤſte
und
groͤbſte
unter
allen
unvernuͤnfftigen
Thieren
wåre
?
der
Pedant
antwortete
ihr
gar
bedencklich
,
der
Elephant
ſeye
ſo
groß
und
ungeheuer
,
daß
wann
die
Jungfrau
einen
ſaͤhe
ſie
aus
Furcht
in
eine
Ohnmacht
ſincken
wuͤrde
.
O
ſagte
ſie
,
mein
Herr
Elephant
!
Gehet
flugs
weg
,
ich
fůrchte
eure
Rede
moͤchte
wahr
werden
.
Ein
Student
von
Adel
bemuͤhete
ſich
um
die
Affection
einer
Jungfrau
;
jedoch
nur
in
der
Abſicht
,
daß
er
mit
ihr
Buhlen
und
Kurtzweile
haben
moͤchte
.
Zuweilen
offerirte
er
ihr
einen
koſtbaren
Ring
zu
Bekraͤfftigung
ſeiner
Liebe
,
den
aber
die
Jungfrau
,
ohne
Wiſſen
und
Willen
ihrer
Mutter
nicht
annehmen
,
viel
weniger
ihm
ſonſt
in
etwas
zu
Willen
ſeyn
wolte
.
Endlich
fragte
ſie
hieruͤber
ihre
Mutter
,
welche
ſie
wohl
unterrichtete
,
mit
was
Worten
und
Gebaͤren
ſie
den
Ring
annehmen
ſolte
.
Als
nun
der
Stutzer
wiederkommet
,
und
nach
vorigen
Anbringen
ihr
abermal
den
Ring
præſentiret
,
ſie
ſich
auch
mit
beweglichen
Worten
vernehmen
laͤſſet
,
daß
ſie
ihn
annehmen
und
verwahren
wolle
,
auch
darnach
,
als
ein
Liebes-Pfand
ihrer
kuͤnfftigen
Heyrath
greiffet
,
zeucht
der
Juncker
den
Ring
zu
ruͤcke
,
und
ſpricht
:
Pfuy
Jungfer
hat
euch
eure
Mutter
das
Weigern
noch
nicht
gelernet
?
Sie
wartete
nicht
lange
,
giebt
ihm
eine
gute
Maulſchelle
und
ſaget
:
Pfuy
Juncker
!
hat
euch
euer
Vater
das
Weichen
auch
noch
nicht
gelehret
?
Ein
alter
Pedant
verſoffe
faſt
alles
,
was
er
hatte
.
Und
als
er
kein
Geld
mehr
wuſte
gienge
er
etliche
Tage
gar
traurig
und
melancholiſch
herum
.
Indem
koͤmmet
eines
,
und
begehret
vor
einen
Pfennig
Peterſilien
Kraut
aus
ſeinem
Garten
.
Da
ward
er
luſtig
und
ſprach
:
Ich
habe
es
wohl
gedacht
,
es
muͤſte
einmal
wiederkommen
.
Ein
Pedant
,
der
ſich
eine
ſonderbare
Art
wie
die
Narren
jetzo
pflegen
,
zu
ſchreiben
angewoͤhnet
,
nannte
unter
andern
einen
dicken
aufſteigenden
Rauch
Ingens
fumorum
flumen
,
einen
groſſen
Rauch
Fluß
.
Daruͤber
hatten
etliche
ihr
Geſpoͤtte
.
Aber
einer
unter
ihnen
defendirte
den
Pedanten
,
daß
er
recht
und
wohl
geredet
haͤtte
,
und
ſprach
:
Quemadmodum
flumen
deſcendit
absque
pedibus
,
ita
fumus
adſcendit
ſine
ſcalis
;
Gleichwie
ein
flieſſendes
Waſſer
hinunter
in
das
Meer
laͤufft
ohne
Fuͤſſe
;
alſo
ſteigt
auch
der
Rauch
in
die
Hoͤhe
ohne
Leiter
.
Ein
junger
Student
ſetzte
ſich
in
einem
Garten
auf
einen
groſſen
abgehauenen
Stumpff
eines
Baumes
mit
uͤbergeſchlagenen
Beinen
,
gleich
als
ob
er
ritte
.
Deſſen
lachte
eine
Jungfrau
.
Der
Student
wolte
wiſſen
,
ob
ſie
ihn
auslache
?
und
fuͤgte
hinzu
:
Mir
důncket
ich
ſitze
hier
ſo
cavalieriſch
,
wie
auf
dem
ſchoͤnſten
Pferde
.
Nein
ſagte
die
Jungfer
,
ich
ſpotte
eurer
gar
nicht
,
ſondern
lache
nur
,
daß
ich
einen
Klotz
auf
dem
andern
ſitzen
ſehe
.
Ein
anderer
Student
erzehlete
im
Spatzieren-gehen
,
bey
einem
Teiche
,
ſeine
Thaten
einer
Jungfrau
,
und
ſagte
:
Ich
wolte
einſtmals
in
dieſem
Teiche
Krebſe
fangen
,
und
als
ich
nach
einem
Krebs
in
ein
Loch
griffe
,
zog
ich
eine
Menſchen-Hand
heraus
.
Die
Jungfrau
ſtellete
ſich
,
als
merckte
ſie
die
Finte
nicht
,
und
ſprach
gar
furchtſam
:
Ey
!
Das
muß
ein
loſer
Schelm
geweſen
ſeyn
,
der
die
Hand
in
das
Loch
geſtecket
hat
.
Einſtmals
wolten
etliche
Studenten
von
einer
Univerſitæt
auf
die
andere
ſich
begeben
,
wobey
ſich
auch
ein
junger
Pennal
befunde
.
Sie
waren
alle
zu
Pferde
und
mit
Sporen
verſehen
,
biß
auf
den
Pennal
,
welcher
deren
keine
hatte
.
Als
ſie
nun
auf
einer
feinen
Ebene
ritten
,
ſprachen
ſie
unter
einander
:
Laſſet
uns
die
Pferde
anſtechen
,
damit
wir
deſto
eher
in
das
Wirths-Haus
kommen
.
Auf
dieſe
Weiſe
ritten
ſie
wacker
fort
;
der
arme
Pennal
aber
bliebe
dahinten
,
wannenhero
er
ſchrie
und
ſprach
:
Ihr
lieben
Herren
!
Wartet
doch
,
und
gebet
meiner
Maͤhren
auch
einen
Stich
,
daß
ich
kan
nachkommen
.
Ein
Magiſter
und
Candidatus
des
heiligen
Miniſterii
wolte
predigen
:
Als
er
auf
die
Cantzel
kam
,
den
Eingang
gemachet
,
und
den
Text
abgeleſen
hatte
,
ward
ihm
etwas
anders
Noth
ꝛc.
daß
er
nicht
weiter
fortfahren
kunte
.
Gleich
in
dem
ſchlaͤgt
die
Uhr
.
Da
fieng
er
an
:
Die
Zeit
iſt
nunmehro
verfloſſen
,
und
der
Seiger
hat
geſchlagen
.
Derowegen
will
ich
eure
Liebe
nicht
laͤnger
aufhalten
,
ſondern
meine
Predigt
mit
dieſem
wenigen
beſchlieſſen
,
und
lieff
zur
Kirchen
hinaus
.
Ein
Pedant
ſchrieb
einen
Brief
gen
Padua
,
welcher
auf
den
Wein-
Marckt
in
die
Apothecke
zum
Monden
ſolte
geliefert
werden
.
Derohalben
ſtellete
er
ſeine
Uberſchifft
alſo
;
In
der
Anteroniſchen
Stadt
,
auf
den
Baohus-Marckt
,
in
dem
Aromatario
der
dreyfoͤrmigen
Goͤttin
.
Ein
anderer
Pedant
wolte
eine
Hure
ſchelten
und
ſprach
:
Dieſe
Roͤmiſche
Lupa
hat
allezeit
ihre
Oculos
auf
die
Loculos
gerichtet
,
und
ſiehet
man
keine
Courtaiſche
Freudigkeit
an
ihr
;
es
ſeye
dann
ihre
ſchaͤndliche
ingluvies
genugſam
ſatiirt
.
Ein
andrer
wolte
ſeinen
Wirth
auf
das
hoͤflichſte
gruͤßen
,
und
hatte
dieſen
Einfall
:
Ave
Pincerna
Delphico
,
Salve
,
derer
ſtattlichen
Zucker-ſuͤſſen
Gerichte
ein
Meiſter
.
Dii
te
adjuvent
,
ein
heiliger
der
koͤſtlichen
Speiſe
.
Wieder
ein
Pedant
in
einem
geiſtlichen
Kleide
erkundigte
ſich
bey
einem
Bauer
um
den
Weg
nach
Rom
,
als
er
ſich
noch
einige
Meilen
davon
befande
.
Der
Bauer
moͤchte
ſich
vielleicht
vor
gluͤckſelig
gehalten
haben
,
daß
ein
ſolcher
gelehrter
Mann
aus
ſeinem
heiligen
Munde
mit
ihm
geredet
.
Allein
er
ſprach
:
Hoͤre
Bauer
,
welches
iſt
die
Germana
via
nach
des
Romuli
Stadt
?
und
alſo
bleibe
er
von
dem
Bauer
unberichtet
.
Zwey
alte
Studenten
von
Ingolſtadt
wuſten
von
vieler
Weisheit
zu
ſchwatzen
.
Da
ward
der
eine
gefraget
,
wie
hoch
es
von
dem
Himmel
auf
die
Erde
ſeye
?
und
er
antwortete
,
es
waͤre
eine
ſolche
Hoͤhe
,
daß
in
funffzehen
Jahren
ein
Můhlſtein
kaum
herunter
fallen
moͤchte
.
Dieſem
widerſprach
der
andere
ſagende
,
es
waͤre
nicht
wahr
.
Denn
am
Tage
der
Himmelfarth
håtte
ja
der
Pater
Quirin
geprediget
,
daß
der
HErr
Chriſtus
ſeye
des
Morgens
um
neun
Uhr
gen
Himmel
gefahren
und
håtte
um
Veſper
Zeit
wollen
droben
ſeyn
.
Einer
,
der
lange
Jahre
auf
Univerſitæten
geweſen
,
ruͤhmete
ſich
wegen
ſeines
Fechtens
und
Raufens
,
wie
er
dieſen
und
jenen
gehauen
,
geſtochen
,
und
alſo
gewonnen
haͤtte
Das
hoͤrete
ein
Pennal
und
ſprach
:
Ich
habe
mich
,
zu
Tůbingen
,
auch
einmal
mit
einem
Studenten
Jungen
gebalget
,
und
gewonnen
,
alſo
daß
ich
drey
Wunden
,
und
er
kaum
einen
blauen
Fleck
bekam
.
Ein
Pedant
klagte
es
ſeinem
Freunde
,
wie
er
unverſehens
in
die
Elbe
gefallen
und
bey
nahe
erſoffen
waͤre
,
hinzufuͤgende
:
O
!
Wann
ich
haͤtte
muͤſſen
erſauffen
,
ſo
glaube
ich
nicht
,
daß
ich
jemals
waͤre
wieder
froͤlich
worden
.
Ein
Cloſter-Pennal
ſpielte
im
Sommer
mit
andern
.
Als
aber
die
Sonne
ihm
ſehr
heiß
auf
die
Platte
ſtach
,
ſprach
er
:
O
Sonne
!
daß
dich
GOtt
ſchaͤnde
.
Wie
machſt
du
einem
ſo
heiß
?
Behalte
mir
nur
dieſe
Waͤrme
biß
auf
den
Winter
,
wann
ich
fruͤhe
um
drey
Uhr
muß
zur
Metten
lauten
.
Ein
grober
Bachant
unterſtunde
ſich
einſtens
,
den
Kaͤyſer
,
im
Namen
des
Raths
in
einer
gewiſſen
Stadt
,
mit
einer
Lateiniſchen
Oration
zu
empfangen
.
Als
er
nun
vor
der
Buͤrgerſchafft
her
zu
des
Kayſers
Kutſche
trat
,
hoffete
jedermann
bey
dem
Kayſer
groſſe
Ehre
einzulegen
.
Der
Redner
aber
fieng
an
:
Bene
veneritis
Domine
Rex
.
Uber
dieſen
Gruß
lachte
der
Kayſer
,
und
die
guten
Leute
meyneten
,
es
waͤre
alles
recht
wohl
ausgerichtet
.
Ein
Student
zu
Tuͤbingen
beflieſſe
ſich
Verſe
zu
machen
,
kunte
aber
ſchlecht
Latein
.
Als
er
nun
etliche
fertig
hatte
,
laſe
er
die
her
und
ſprach
:
Woferne
Sybilla
dieſe
Verſe
nicht
verſtehet
,
ſo
glaube
ich
nicht
,
daß
ein
Menſch
ſolche
verſtehen
und
auslegen
kan
;
denn
ſie
haben
viel
in
ſich
.
Darauf
zeiget
ihm
einer
viele
grobe
Vitia
,
ſagende
:
Man
muß
euch
etwas
zu
gute
halten
,
ich
ſehe
gar
wohl
,
ihr
fanget
an
zu
græciſiren
.
Ja
recht
ſagte
der
Pfuct
,
das
iſt
meine
Heymath
.
Ich
bin
von
Graͤtzing
gebuͤrtig
.
Darum
iſt
mir
das
Latein
dergeſtalt
zuwider
,
daß
ich
nur
will
Græcè
ſchreiben
.
Ein
unverſtaͤndiger
Pedant
begegnete
einem
von
ſeinen
Bekandten
,
der
zu
ihm
ſagte
,
es
waͤre
ihm
im
Traum
vorgekommen
,
als
ob
er
mit
ihm
redete
.
Da
bat
der
Pedant
um
Verzeyhung
,
daß
er
nicht
gebuͤhrend
zugehoͤret
haͤtte
.
Ein
anderer
Pedant
von
groſſen
Einbildungen
beſuchte
einen
Krancken
,
und
fragte
denſelben
,
wie
es
um
ihn
ſtůnde
?
Da
aber
der
Patient
Schwachheit
halber
nicht
antwortete
,
ward
der
ſtoltze
Limmel
zornig
und
ſagte
:
Ich
hoffe
auch
einmal
kranck
zu
werden
.
Alsdann
will
ich
dir
ebenfals
nicht
antworten
,
wann
du
zu
mir
kommeſt
.
Ein
Mathematicus
begegnete
ſeinem
Medico
,
und
bat
ihn
um
Verzeihung
,
daß
er
ſo
lange
nicht
kranck
geweſen
waͤre
.
Ein
Doctor
Medicinæ
wolte
ſeine
Pferde
verkauffen
.
Als
ihnen
nun
der
Kaͤuffer
das
Gebiß
beſahe
,
ſagte
der
Medicus
,
was
er
denen
Pferden
doch
die
Zaͤhne
viel
begucke
,
er
ſolte
lieber
davor
ſehen
wie
ſie
gehen
koͤnten
.
Ein
Philoſophus
,
welcher
ſein
Hauß
verkauffen
wolte
,
trug
einen
Stein
von
deſſelben
Gemaͤure
mit
ſich
herum
,
und
zeigte
ihn
denen
Kaͤuffern
,
vor
eine
Probe
und
ein
Muſter
.
Ein
alter
eigenſinniger
Pedant
wolte
ſein
Pferd
lernen
faſten
,
und
gab
ihnen
nichts
,
oder
doch
ſehr
wenig
zu
eſſen
.
Als
es
nun
entlich
daruͤber
ſtarb
,
ſagte
er
,
es
waͤre
Schade
,
daß
das
Pferd
eben
jetzt
ſtuͤrbe
,
da
es
die
Kunſt
ſchier
begriffen
haͤtte
.
Ein
Student
wolte
ſehen
wie
ihm
der
Schlaff
anſtuͤnde
,
und
ſahe
mit
zugethanen
Augen
in
den
Spiegel
.
Ein
Stadt-Secretarius
,
der
ſich
viel
Geld
erworben
,
kauffte
ein
Haus
,
guckte
aus
ſolchem
heraus
,
und
fragte
die
Leute
,
wie
ihm
das
Haus
anſtuͤnde
.
Einem
einfaͤltigen
Magiſter
traͤumete
,
er
haͤtte
in
einen
Nagel
getreten
.
Derohalben
gieng
er
des
Morgens
und
hatte
ſeinen
Fuß
verbunden
.
Als
ein
anderer
Magiſter
,
der
ihn
beſuchete
,
dieſes
verſtanden
,
ſagte
er
zu
dem
Patienten
,
warum
er
dann
auch
barfuͤßig
ſchlaffe
?
Ein
ſtoltzer
Philoſophus
hatte
ein
ihm
zugehoͤriges
Faß
Wein
verpitſchieret
.
Als
aber
ſein
Famulus
das
Faß
unten
angebohret
,
und
den
Wein
ausgezapffet
hatte
,
wunderte
er
ſich
,
daß
das
Pitſchafft
unverſehrt
ſeye
,
und
der
Wein
gleichwohl
taͤglich
abnehme
.
Da
ihm
einer
ſagte
,
er
ſolte
ſehen
ob
nicht
etwa
unten
herum
ein
Betrug
am
Faſſe
geſpielet
waͤre
?
antwortete
ihm
der
Philoſophus
,
er
waͤre
ein
Narr
,
der
Wein
mangele
nicht
unten
,
ſondern
oben
.
Ein
Cantor
ſahe
Spatzen
auf
einem
Baum
ſitzen
,
lieff
hinzu
,
hielte
ſeinen
Mantel
unter
,
und
ſchuͤttelte
den
Baum
,
als
wolte
er
ſie
im
Fallen
,
gleich
wie
die
Aepffel
oder
Birne
,
fangen
.
Ein
Philoſophus
war
auf
ſeinen
Meyer-Hof
vor
die
Stadt
hinnaus
gezogen
.
Da
fragte
er
den
uͤber
den
Hof
beſtelleten
Mann
,
ob
das
Waſſer
im
Zieh-Brunnen
gut
zu
trincken
wåre
?
Als
dieſer
antwortete
,
es
wåre
ſehr
gut
,
und
ſeine
Vor-Eltern
haͤtten
alle
daraus
getruncken
,
ſagte
er
darauf
:
So
muͤſſen
ſie
denn
lange
Haͤlſe
gehabt
haben
,
daß
ſie
ſo
tief
haben
koͤnnen
hinab
reichen
.
Ebenfalls
ein
Philoſophus
begegnete
einem
Studioſo
Jur.
und
ſprach
zu
ihm
:
Siehe
da
!
Ich
habe
doch
gehoͤret
als
ob
ihr
geſtorben
ſeyd
.
Dieſer
antwortete
:
Hier
ſehet
ihr
aber
daß
ich
noch
lebe
.
Darauf
verſetzte
der
Philoſophus
,
er
glaube
dem
,
der
es
ihm
geſaget
habe
,
mehr
als
ihm
.
Noch
ein
anderer
Philoſophus
,
als
er
hoͤrete
eine
Kraͤhe
koͤnte
zweyhungert
Jahre
leben
,
wolte
es
ſelbſt
verſuchen
,
kauffte
eine
,
und
hielte
ſie
daheim
in
einem
Kaͤfig
.
Ein
Legations-Secretarius
befande
ſich
auf
der
See
,
und
es
ereignete
ſich
ein
ſo
entſetzlicher
Sturm
,
daß
ein
jeder
von
denen
,
die
mit
auf
dem
Schiffe
waren
etwas
ergriffe
,
um
darauf
im
Fall
der
Noth
,
wann
es
etwa
einen
Schiffbruch
gaͤbe
,
an
das
Land
zu
fahren
.
Da
faſſete
der
Legations-Secretarius
den
Ancker
,
und
hielte
ſich
feſte
daran
.
Es
war
einer
aus
Zwilling-Bruͤdern
geſtorben
.
Da
kam
zu
dem
an-
noch
lebenden
ein
Profeſſor
,
und
fragte
ihn
,
ob
er
oder
ſein
Bruder
geſtorben
waͤre
?
Einer
ließ
ſich
uͤber
den
Rhein
ſchiffen
,
und
blieb
doch
in
der
Fehre
auf
ſeinem
Pferde
halten
.
Als
man
ihn
fragte
,
warum
er
nicht
abſtiege
,
antwortete
er
:
Damit
ich
deſto
geſchwinder
hinuͤber
komme
.
Es
hatte
ein
Magiſter
ſeiner
Bekandten
einem
,
der
auf
dem
Lande
wohnete
geſchrieben
er
ſolte
ihm
doch
etliche
Buͤcher
kauffen
,
legte
auch
zu
dem
Ende
das
benoͤthigte
Geld
bey
.
Als
er
aber
weder
Buͤcher
noch
Antwort
erhielte
,
reiſete
er
ſelber
in
die
Stadt
,
und
ſprach
den
Magiſter
muͤndlich
.
Allein
dieſer
,
ſobald
er
jenen
erſahe
,
entſchuldigte
ſich
ſche
,
ehe
der
andere
noch
geredet
hatte
,
und
ſprach
,
er
habe
keinen
Brief
von
ihm
empfangen
,
darinnen
er
etliche
Buͤcher
begehret
haͤtte
Einſtmals
reiſeten
ein
Student
,
ein
Bartſcherer
,
und
ein
Kahl-Kopff
mit
einander
.
Als
ſie
nun
des
Nachts
im
Wirths-Hauſe
nicht
allzuviel
traueten
,
und
einer
um
den
andern
wachen
ſolte
,
traff
das
Looß
den
Bartſcherer
am
erſten
.
Indem
dieſer
alſo
wachete
,
nahm
er
ſein
Scheer-Meſſer
,
und
ſchore
dem
Studenten
gantz
glatt
auf
der
Haut
alle
Haare
,
hinweg
.
Hernach
als
die
Zeit
zu
wachen
an
den
Studenten
gekommen
war
,
weckte
er
denſelben
auf
.
Der
Student
,
welcher
alſo
vom
Schlaf
aufwachte
,
kratzte
ſich
auf
dem
Haupte
,
fand
keine
Haare
,
fieng
an
und
ſagte
:
Der
arge
Hudler
der
Barbier
hat
ſich
geirret
,
und
den
Kahl-Kopff
ſtatt
meiner
aufgewecket
.
Ein
Pennal
fragte
.
Wie
offt
man
das
Neu-Jahr
in
einem
Jahr
haͤtte
.
Ein
anderer
,
als
ſeine
Tiſch-Geſellen
in
der
Karte
ſpieleten
,
und
einer
ſchrie
:
Stich
zu
,
lieff
geſchwinde
und
that
alle
Meſſer
auf
die
Seite
.
Ein
gelehrter
Gerichtsſchreiber
,
als
ihm
einer
Roßfeigen
in
die
Schuhe
geleget
hatte
,
verwunderte
ſich
nur
daruͤber
,
wie
doch
das
Pferd
muͤſſe
in
die
Schuhe
gekommen
ſeyn
?
Ein
gelehrter
Raths-Herr
,
aus
einer
namhafften
Stadt
,
gieng
an
einem
Waſſer
ſpatzieren
.
Nicht
ferne
davon
weydeten
Schaafe
,
deren
Schatten
er
in
dem
Waſſer
erblickete
.
Da
ruffete
er
geſchwinde
denen
Fiſchern
,
welche
accurat
daſelbſt
fiſcheten
,
zu
,
und
ſagte
:
Hier
,
hier
,
an
dieſem
Ort
werdet
ihr
viel
fangen
.
Ein
Stadtſchreiber
,
der
erſt
neulich
von
der
Univerſitæt
gekommen
,
und
zu
dieſem
Poſten
gelanget
war
,
hatte
einem
von
dem
Medico
ihm
verordneten
Tranck
eingenommen
,
und
fragte
hernach
erſt
den
Medicum
,
was
er
wuͤrcken
wůrde
?
Dieſer
ſagte
,
er
wuͤrde
ihm
den
Bauch
oͤffnen
.
Da
finge
der
Staͤdtſchreiber
an
jaͤmmerlich
zu
ſchreyen
,
biß
er
hoͤrte
,
daß
ſolches
ſo
viel
hieß
als
purgiren
.
Ein
reiſender
Studioſus
von
Adel
ſchriebe
den
vierten
Tag
nach
ſeiner
Ankunfft
in
Franckreich
!
an
ſeinen
Vater
,
und
beklagte
ſich
,
die
Frantzoͤſiſche
Sprache
ſeye
dermaſſen
ſchwer
,
daß
ſie
ihm
gar
nicht
in
den
Kopff
wolle
.
Zwey
Studioſi
zanckten
ſich
mit
einander
.
Der
eine
hieß
den
andern
einen
Bachanten
,
und
dieſer
jener
ein
Pennal
,
welcher
deswegen
zu
ihm
ſprach
:
Ich
bin
ſo
gut
als
du
biſt
.
Ein
von
der
Univerſitæt
gekommener
Studioſus
ſang
bey
ſeiner
Mutter
Leiche
mit
heller
Stimme
,
deswegen
ſein
Vater
auf
ihn
ſchalte
.
Er
aber
ſagte
:
Ich
thue
recht
,
und
ihr
unrecht
.
Ihr
beſtellet
Leute
ums
Geld
,
welche
ſingen
muͤſſen
;
ich
hingegen
ſinge
umſonſt
.
Ein
alter
Pedant
hatte
ſich
bey
einem
Weinſchencken
,
der
ihn
als
einen
Gaſt
tractirte
,
einen
gewaltigen
Rauſch
getruncken
,
gieng
noch
ehe
es
Nacht
war
,
vor
das
Hauß
heraus
an
eine
Ecke
ſein
Waſſer
abzuſchlagen
.
Weil
er
aber
zu
gleicherzeit
den
Hut
in
ſeiner
Hand
trug
,
piſſete
er
ihn
unvermerckt
gantz
voll
.
Hernach
,
als
er
ſolchen
,
aufſetzen
wolte
,
ſchuͤttete
er
ihm
ſeine
eigene
Lauge
ſelbſt
uͤber
den
Kopff
.
Jedoch
er
glaubte
feſtiglich
,
das
Bad
kaͤme
von
oben
aus
einem
Fenſter
,
ſahe
derohalben
uͤber
ſich
,
und
fieng
an
zu
ſchreyen
:
O
Schelm
ſchuͤtte
!
Wann
ich
Obrigkeit
hier
waͤre
ich
wolte
dich
zuvor
lernen
Kopffweg
ſchreyen
,
ehe
du
ſchůrten
ſolteſt
.
Ein
feiner
junger
Pennal
hatte
eine
Jungfrau
eine
Hure
geſcholten
,
und
geſaget
,
daß
ſie
bey
einem
gelegen
wåre
.
Als
er
deswegen
vorgefodert
ward
,
und
nichts
beweiſen
kunte
,
bate
er
um
Verzeihung
,
mit
dieſen
Worten
:
Ich
habe
gemeinet
,
was
ich
ſehe
,
das
waͤre
wahr
.
Ein
hochgelehrter
Narr
wolte
ſich
groſſer
Reiſen
ruͤhmen
,
und
ſagte
,
er
ſeye
in
einem
Lande
geweſen
,
wo
es
ſo
groſſe
Bienen
gaͤbe
wie
unſere
Schaafe
.
Als
man
ihn
fragte
,
wie
groß
dann
die
Bienen-Koͤrbe
darzu
waͤren
?
antwortete
er
,
wie
hier
zu
Lande
.
Da
ſagte
einer
;
Wie
koͤnnen
dann
die
Bienen
hinein
kommen
,
und
darinnen
ſeyn
?
worauf
der
Luͤgner
verſetzte
:
davor
laſſe
ich
die
Bienen
Sorgen
.
Ein
junger
Pennal
,
als
er
das
erſtemal
des
Rheins
anſichtig
ward
,
fieng
er
vor
Freuden
an
zu
ſchreyen
:
GOtt
ſeye
gelobet
,
daß
ich
das
Waſſer
einmal
ſehe
,
aus
welchem
der
gute
Rheiniſche
Wein
gebrauet
wird
.
Jener
Studioſus
,
als
er
Magiſter
werden
wolte
,
war
ſo
verſtockt
und
tumm
,
daß
er
die
vier
Elemente
nicht
zu
nennen
wuſte
.
Denn
ob
er
gleich
dreye
nannte
nemlich
:
Das
Feuer
,
die
Lufft
und
das
Waſſer
,
blieb
er
doch
bey
dem
vierten
ſtecken
.
Ein
gegenuͤberſtehender
Profeſſor
ſuchte
ihm
zu
helffen
,
und
wieſe
mit
dem
Fuß
auf
die
Erde
.
Allein
der
Candidatus
Philoſophiæ
begreiffe
es
gleichwohl
nicht
,
ſondern
fuhr
heraus
und
ſagte
:
Und
der
Schuh
.
Jener
Magiſter
ſolte
aus
etlichen
Verſibus
Virgilii
Diſticha
machen
,
brachte
ſie
aber
voͤllig
aus
dem
Virgilio
abgeſchrieben
.
Als
er
deswegen
zur
Rede
geſtellet
wurde
,
war
ſeine
Antwort
,
er
koͤnne
ſie
doch
nicht
beſſer
machen
,
als
ſie
an
ſich
ſelber
wåren
.
Jener
Pennal
,
als
er
in
einer
Kutſche
das
erſtemahl
auf
Univerſitæten
reiſet
,
und
es
anfieng
ſehr
zu
regnen
,
ſteckte
den
Kopff
heraus
,
und
ruffete
den
Kutſcher
zu
:
Kutſcher
Es
regnet
mir
ins
Maul
.
Der
Kutſcher
gab
ihm
zum
Beſcheid
:
Narr
mache
es
zu
.
Ein
anderer
Bachant
ward
einer
gewiſſen
Sache
bezuͤchtiget
,
die
er
laͤugnete
:
Man
wolte
ihm
nicht
glauben
,
er
betheure
es
dann
mit
einem
Eyde
,
den
zu
ſchwehren
er
ſich
weigerte
,
es
ſeye
dann
,
daß
er
zuvor
etwas
davor
bekaͤme
,
weil
die
Schrifft
verbiete
,
vergebens
zu
ſchwehren
.
Ein
neuer
Magiſter
,
als
er
bey
dem
Magiſter-Schmauß
gewaltig
gezechet
hatte
,
verlieffe
ſich
,
eilig
,
und
bliebe
bey
einer
Haus-Thuͤre
liegen
,
das
Geſichte
uͤber
ſich
kehrende
,
und
das
Maul
weit
aufſperrende
.
Weil
es
aber
regnete
,
lieff
ihm
die
Trauffe
von
dem
Dache
in
das
offene
Maul
,
weswegen
er
hefftig
ſprudelte
und
ſprach
:
Ich
mag
,
und
kan
,
warlich
!
nicht
mehr
Beſcheid
thun
,
wann
ihr
mir
es
auch
ſchon
einſchuͤttet
.
Ein
junger
Pennal
,
welcher
noch
die
Windeln
im
Hintern
hatte
;
wolte
gleich
wohl
ſchon
loͤffeln
,
und
ſeine
Sache
gar
hoͤflich
vorbringen
,
wannenhero
er
zu
ſeinem
Hertzen
ſprach
:
Ich
moͤchte
euch
gerne
kůſſen
;
aber
meine
Naſe
ſtoͤſſet
allezeit
auf
die
eurige
,
alſo
daß
ich
nicht
recht
kan
darzu
kommen
.
Hierauf
gab
ihm
die
Jungfer
den
Beſcheid
:
Ich
habe
noch
ein
ander
Geſichte
,
das
hat
keine
Naſe
.
Will
etwa
der
Herr
daſſelbe
kuͤſſen
?
Ein
junger
Matz
wurde
Magiſter
,
und
gleich
darauf
wolte
ihm
ſein
Vater
kein
Geld
mehr
ſchicken
,
weil
er
in
der
feſten
Meynung
ſtunde
,
ein
Meiſter
der
Weißheit
,
wie
nunmehro
ſein
Herr
Sohn
ſeye
,
můſſe
ſelber
viel
Geld
verdienen
koͤnnen
Der
neue
Magiſter
ſchriebe
wohl
zwantzig
Briefe
an
ſeinen
Vater
,
einen
nach
dem
andern
;
aber
alles
umſonſt
,
weil
der
Vater
auf
ſeinem
harten
Sinn
ſtehen
bliebe
.
Bey
ſogeſtalten
Sachen
ſahe
ſich
der
Herr
Magiſter
genoͤthiget
,
ſeine
Buͤcher
und
Kleider
groͤſten
Theils
zu
verſtoſſen
,
auch
endlich
mit
dem
Reſt
nach
Hauſe
zu
ziehen
,
und
die
Univerſitæt
gar
zu
verlaſſen
.
Dieſer
Reſt
ſeiner
Sachen
beſtunde
in
einem
groſſen
Buͤndel
,
wie
ihn
die
wandernden
Handwercks-Purſche
zu
fuͤhren
pflegen
,
und
der
Magiſter
ließ
ſich
denſelben
,
durch
einen
Tageloͤhner
zum
Thore
hinaus
tragen
,
hernachaber
,
als
er
der
Stadt
aus
dem
Geſichte
kam
,
faſſete
er
ihn
auf
ſeinen
eigenen
Buckel
.
Indeſſen
begegnete
ihm
ein
Fuhrmann
mit
ſeinem
Karrn
,
und
er
machte
ein
Geding
mit
ihm
,
daß
er
denſelben
biß
auf
den
nechſten
Flecken
mitnehmen
ſolte
.
Nachdem
er
aber
aufgeſeſſen
war
,
kunte
er
ſich
mit
dem
Buͤndel
auf
den
Buckel
nicht
recht
behelffen
,
und
hatte
gleichwohl
auch
nicht
die
Courage
,
daß
er
ſolchen
herunter
nahm
und
vor
ſich
legte
,
in
der
Meynung
,
der
Karrn
wuͤrde
dadurch
deſto
mehr
beſchwehret
,
folglich
er
auch
ſeinen
Beutel
deſto
beſſer
angreiffen
muͤſſen
.
Jedoch
endlich
,
da
ihme
der
Fuhrmann
den
Buͤndel
ſelber
ablegen
hieß
,
that
es
der
neue
Herr
Magiſter
und
ſprach
:
Ey
!
wolt
ihr
dann
auch
ſo
gut
ſeyn
,
und
mir
meinen
Buͤndel
mit
fuͤhren
?
Jener
einfaͤltige
Tropff
ſolte
ſeinem
Vater
eine
kleine
Hand-Bibel
an
dem
Ort
,
wo
er
ſtudierte
,
binden
laſſen
.
Er
ſchrieb
aber
erſt
wieder
nach
Hauſe
,
und
fragte
an
,
ob
er
ſie
ſolte
in
Folio
,
in
Quarto
,
oder
in
Octavo
,
binden
laſſen
?
Wie
iſt
doch
ſo
gar
nichts
an
dem
Morgen
,
ſprach
ein
fauler
Student
,
welcher
allemal
biß
um
zehen
Uhr
im
Bette
zu
liegen
pflegte
.
Jener
Studioſus
Theologiæ
,
als
er
im
Baden
auf
dem
Rhein
ſchier
erſoffen
waͤre
,
und
man
ihn
heraus
gezogen
,
auch
das
Waſſer
von
ihm
hatte
lauffen
laſſen
,
ſagte
,
es
wåre
ihm
vor
nichts
aͤngſter
geweſen
,
auſſer
nur
,
daß
er
ſo
nackend
vor
unſerm
HErre
GOtt
haͤtte
erſcheinen
ſollen
.
Ein
Dorff-Pfarrer
beklagte
ſich
hefftig
,
daß
er
einem
andern
Geiſtlichen
ſchon
vor
einem
Monat
geſchrieben
,
dieſer
aber
ihm
noch
nicht
geantwortet
habe
.
Allein
da
man
ſich
umſahe
,
fande
es
ſich
,
daß
der
Brief
noch
an
dem
Fenſter
ſtack
.
Ein
einfaͤltiger
Student
zu
N.
wurde
von
etlichen
ſeiner
Cameraden
auf
dem
Felde
in
den
Hanff
gefuͤhret
,
welcher
deſſelben
Orts
ſehr
hoch
waͤchſet
.
darinnen
lieſſen
ſie
ihn
,
lieffen
aber
vor
ihre
Perſon
wieder
heraus
,
ſchrien
und
ſpotteten
ſeiner
mit
dieſen
Worten
:
Ha
,
ha
,
Monſieur
!
Ihr
ſeyd
gefangen
und
koͤnnet
nicht
wieder
heraus
kommen
.
Da
ward
dem
guten
Tropffen
angſt
und
bange
,
und
er
ſprach
:
Ach
ihr
Herren
!
Um
GOttes
willen
!
machet
mir
auf
,
und
laſſet
mich
doch
wieder
heraus
;
wobey
er
mit
denen
Fingern
an
die
Stengel
klopffete
.
Ein
anderer
tummer
Studioſus
,
als
er
fallen
wolte
,
hielte
ſich
an
einen
groſſen
Wein-Roͤmer
.
Jener
alte
Pedant
,
als
er
vor
etlichen
Courtiſans
und
Hof-Junckern
,
von
ſeinem
Ariſtotele
und
Thoma
Aquino
,
ingleichen
von
ihren
Subtilitæten
einen
ſtoltzen
Diſcurs
anhub
,
ließ
dabey
,
vor
lauter
groſſem
Witz
!
einen
entſetzlichen
Bauchwind
ſtreichen
.
Da
fieng
einer
unter
denen
Beyſtehenden
an
:
Da
ſiehet
man
was
vor
aufgeblaſene
Leute
die
allzugroſſe
Gelehrſamkeit
und
Geſchicklichkeit
machet
.
Ich
bitte
um
Verzeihung
,
daß
ich
im
Hauſe
ein
ſo
groſſes
Gerumpel
gemachet
habe
,
ſprach
ein
anderer
,
als
er
die
Stiege
hinab
gefallen
war
.
Jener
Frantzoͤſiſche
Pennal
ſagte
zu
Paris
,
Allemagne
oder
Teutſchland
muͤſte
eine
groſſe
Stadt
ſeyn
,
weil
immerfort
ſo
viele
Allemans
oder
Teutſchen
nach
Paris
kaͤmen
.
Ein
Pohlack
befand
ſich
zu
Heydelberg
auf
der
Univerſitæt
.
Als
er
von
dannen
reiſete
,
regnete
es
.
Jedoch
es
fuͤgte
ſich
,
daß
er
nach
einem
halben
Jahre
wieder
dahin
kommen
,
und
da
regnete
es
abermals
.
Hierauf
verwunderte
ſich
der
gelehrte
Pohlack
,
und
bildete
ſich
ein
,
es
haͤtte
ſeit
ſeiner
Abreiſe
nicht
aufgehoͤret
,
in
Heidelberg
zu
regnen
.
Zu
Wittenberg
hatten
etliche
von
Adel
einen
jungen
Studioſum
zum
Famulo
.
Weil
er
ſich
aber
ſehr
nachlaͤßig
in
der
Kleidung
hielte
,
wie
gemeiniglich
die
Pennæle
zu
thun
pflegen
,
ſagten
ſie
ihm
,
er
ſolte
ſich
ein
wenig
munter
halten
,
damit
er
ihnen
keine
Schande
,
ſondern
eine
Ehre
waͤre
.
Des
andern
Tages
,
als
er
ſolte
ein
Fuder-Holtz
hauen
,
gieng
der
gute
Lemmel
hin
,
thaͤt
ſeinen
Mantel
und
Degen
an
,
und
hieb
alſo
das
Holtz
.
Es
hatten
etliche
Studenten
einen
jungen
Pennal
mit
einem
Ohr
,
an
einem
Pfoſten
bey
naͤchtlicher
Weile
angenagelt
.
Es
bliebe
auch
der
arme
Geſelle
in
der
Poſitur
ſo
da
ſtehen
,
ſagte
kein
Wort
,
ſondern
meynte
er
gehoͤre
dahin
,
und
es
muͤſſe
ſo
ſeyn
.
Des
Morgens
giengen
der
Rector
Magnificus
,
nebſt
einigen
Profeſſoren
,
voruͤber
,
lieſſen
dem
Pennal
den
Nagel
herausziehen
,
und
fragten
ihn
,
wer
denſelben
ſo
tractiret
håtte
?
ob
es
Studioſi
waͤren
?
und
ob
er
ſie
wohl
kennen
wolte
,
wann
ſie
ihm
vorgeſtellet
wuͤrden
?
welche
drey
Fragen
der
Pennal
mit
Ja
beantwortete
.
Hierauf
ließ
der
Rector
die
verdaͤchtigſten
Nacht-Voͤgel
von
der
gantzen
Univerſitæt
vor
ſich
kommen
,
und
examinirte
einen
nach
dem
andern
vermittelſt
der
Frage
:
Seyd
ihr
es
geweſen
.
Der
erſte
antwortete
:
Nein
ich
war
es
nicht
.
Fuͤnffe
ſprachen
,
und
zwar
ein
jeder
ins
beſondere
:
Ich
auch
nicht
.
Endlich
ſagte
der
Letzte
:
Ich
bin
ebenfalls
nicht
dabey
geweſen
.
Der
Pennal
hatte
ſein
Ohr
bereits
vergeſſen
,
trat
derohalben
als
er
die
Verantwortung
derer
andern
hoͤrete
,
geſchwinde
auf
die
Seite
unter
die
uͤbrigen
,
und
ſchrie
:
Ich
war
auch
nicht
dabey
.
Denn
er
vermeynte
,
weil
er
nur
noch
alleine
uͤbrig
,
koͤnte
man
leichtlich
ſagen
,
er
muͤſſe
es
ſelber
gethan
haben
.
Etliche
Studioſi
ritten
mit
einander
ſpatzieren
.
Unter
dieſen
befande
ſich
einer
der
noch
nie
ein
Pferd
zuvor
beſchritten
hatte
,
und
der
ſtach
den
Gaul
,
welchen
er
ritte
ſtarck
mit
denen
Sporen
,
wannenhero
es
anfieng
hefftig
zu
rennen
.
Die
andern
rieffen
ihm
zu
,
er
ſolte
nicht
ſo
eilen
.
Da
ſchrie
der
arme
Tropff
zuruͤcke
:
Ich
glaube
der
Teuffel
iſt
in
dem
Pferd
.
Ich
ſteche
es
ſo
ſehr
als
ich
immer
kan
,
und
es
will
dennoch
nicht
ſtille
halten
.
Einem
ſtoltzen
und
eingebildeten
Studioſo
,
hinter
dem
doch
nichts
ſteckte
,
ward
vorgeworffen
,
er
ſtudiere
nichts
.
Der
antwortete
:
Diejenigen
ſtudieren
nur
,
welche
nichts
koͤnnen
.
Wer
aber
ſchon
alles
weiß
,
wie
ich
,
darff
es
nicht
erſt
lernen
.
Ein
alter
Pedant
der
vor
Hochmuth
ſtanck
,
gieng
mit
etlichen
Studioſis
ſpatzieren
.
Da
begegnete
ihnen
einer
,
der
vor
der
gantzen
Geſellſchafft
den
Hut
abzog
,
weswegen
er
von
allen
und
jeden
den
Gegen-Gruß
empfieng
.
Weil
aber
der
ſtoltze
Pedant
ſahe
,
daß
es
ſein
Bekanter
war
,
ſprach
er
:
Ey
!
die
Herren
laſſen
nur
ſitzen
,
die
Ehre
geſchiehet
mir
alleine
.
Einer
der
binnen
wenig
Wochen
Doctor
werden
wolte
,
erhielte
Brieffe
,
worinnen
ein
guter
Freund
verlangete
,
er
ſolte
ihm
einige
von
der
Architectur
handelnde
Buͤcher
kauffen
.
Derohalben
gieng
er
in
den
Buchladen
,
und
es
fiel
ihm
ein
kleines
Buͤchlein
,
Fundamentum
Logices
genannt
in
die
Augen
.
Da
ſagte
er
zu
dem
Buchhaͤndler
:
Dieſes
iſt
ſonder
zweiffel
eines
von
denen
Buͤchern
,
die
ich
ſuche
,
weil
das
vornehmſte
Stuͤcke
eines
Gebaͤudes
in
dem
Fundament
beſtehet
.
Ein
Cantor
,
der
auf
allen
muſicaliſchen
Inſtrumenten
geuͤbt
ſeyn
wolte
,
ſolte
eine
Orgel
probiren
.
Da
er
aber
nicht
recht
ſchlug
,
ſagte
er
;
derjenige
iſt
Schuld
daran
,
welcher
die
Blaßbaͤlge
ziehet
.
Ein
beſoffener
Magiſter
!
fiel
die
Stiegen
hinunter
.
Da
ihm
die
andern
zuruffeten
.
Holla
!
Was
macht
ihr
da
?
Domine
Magiſter
!
ſprach
er
:
Wann
ich
vollends
hinunter
bin
,
wird
man
es
ſehen
.
Ungefehr
acht
Tage
hernach
,
da
einer
Magiſter
worden
war
,
bekam
er
eine
Viſite
von
einem
ſeiner
Verwandten
,
der
in
einer
Chaiſe
mit
zweyen
Pferden
anlangete
.
Als
nun
dieſer
zu
dem
neuen
Magiſter
ſagte
,
ſeine
Pferde
waͤren
gar
muͤde
,
ſprach
er
:
Wie
kommet
das
?
Sie
ſind
ja
in
der
Chaiſe
gefahren
und
nicht
zu
Fuſſe
gegangen
.
Ein
Juriſt
hatte
groſſe
wehetagen
im
Haupte
.
Der
Medicus
verordnete
ihm
derowegen
ein
Clyſtier
,
und
der
Apothecker
fande
ſich
damit
ein
,
es
ihm
beyzubringen
.
Zu
dem
Ende
begehrte
er
,
der
Patient
ſolte
ſich
in
behoͤrige
Poſitur
legen
.
Allein
dieſer
fuhr
auf
und
ſagte
,
der
Medicus
můſſe
ein
unvernuͤnfftiger
Eſel
ſeyn
,
daß
er
dem
Hintern
die
Artzney
verordne
,
da
doch
die
Kranckheit
im
Kopffe
ſtaͤcke
.
Er
rieß
auch
das
Clyſtier
zu
ſich
,
und
ſoffe
es
aus
.
Ein
Philoſophus
,
als
ihm
uͤber
Tiſche
Pfeffer-Fleiſch
vorgeleget
ward
,
ſchabete
den
Pfeffer
davon
.
Da
man
ihn
fragte
,
warum
er
nicht
eſſe
?
antwortete
er
:
Ich
wolte
gerne
eſſen
,
wann
das
fleiſch
nur
nicht
ſo
beſchiſſen
waͤre
.
Ein
von
hohen
Einbildungen
gantz
aufgeblaſener
Studioſus
,
der
ſich
nicht
weniger
als
ein
Doctor
duͤnckte
,
war
von
der
Univerſitæt
heimgekommen
,
lag
des
Morgens
im
Bette
,
und
ſahe
oben
an
der
Decke
einen
Kuͤhdreck
hangen
.
Da
diſputirte
er
lange
mit
ſich
ſelber
,
wie
es
doch
muͤſte
zu
gegangen
ſeyn
,
daß
die
Kuh
da
hinauf
geſchiſſen
haͤtte
.
Ein
Philoſophus
zerdiſputirte
ſich
ſehr
daruͤber
,
ob
Quantitas
koͤnne
von
der
Subſtantz
ſepariret
werden
?
Als
zum
Exempel
ſagte
er
:
Mein
Kopff
koͤnte
wohl
durch
das
Loch
gehen
;
aber
die
Groͤſſe
meines
Kopffs
kan
es
nicht
.
Ein
,
aus
einem
Dorffe
gebuͤrtiger
Pennal
hatte
niemals
einen
Spiegel
geſehen
.
Als
es
das
erſtemahl
geſchahe
,
und
er
ſeine
Perſon
darinnen
erblickte
,
ſchrie
er
uͤberlaut
,
und
ruffte
denen
Leuten
zu
,
man
ſolte
ihm
doch
aus
dem
Dinge
helffen
,
er
wuͤſte
nicht
,
wie
er
da
hinein
gekommen
waͤre
.
Ein
anderer
Pennal
,
auf
einem
Doctorat-Schmauß
,
als
ihn
die
Purſche
agirten
und
vexirten
mit
ruffen
und
zupffen
,
Hut-drehen
und
andern
Dingen
mehr
,
meynete
er
koͤnne
es
wieder
ſo
machen
,
gieng
hinter
einem
her
,
und
drehete
ihm
auch
den
Hut
auf
dem
Kopffe
herum
.
Es
war
aber
dieſes
der
Rector
ſelber
,
welcher
da
herum
ſchliche
.
Weil
er
nun
nicht
ermangelte
dem
Pennal
eine
derbe
Reprimande
zu
geben
,
war
das
ſeine
Entſchuldigung
:
Magnifice
Domine
Rector
!
Man
thut
mir
es
auch
.
Ein
Dorff-Schulmeiſter
,
als
man
ihn
bey
dem
Examine
fragte
,
ob
er
auch
ſeinen
Decalogum
koͤnte
?
antwortete
,
Nein
,
er
habe
ſeiner
keine
Kundſchafft
.
Ein
Studioſus
von
Adel
beſuchte
,
von
der
Univerſitæt
aus
,
einen
ſeiner
in
der
Naͤhe
wohnenden
Befreundten
.
Bey
dieſem
ſahe
er
auf
einer
offenen
Gallerie
,
ſein
Portrait
hangen
.
Weil
es
nun
accurat
zu
einer
rauhen
Winters-
Zeit
geweſen
,
verdroſſe
es
ihn
ſehr
und
ſagte
:
Wann
ich
wieder
heim
kommen
werde
,
wird
man
mich
nicht
mehr
kennen
,
alſo
bin
ich
verwuͤſtet
vom
Schnee
,
Wind
und
Regen
.
Als
ein
Stutzer
heimlich
von
einer
Gaſterey
hinweg
ſchliche
,
ſtieß
er
ſich
an
eine
Saͤule
,
und
zwar
ſo
ſtarck
,
daß
er
bey
nahe
gar
zu
Boden
gefallen
waͤre
.
Er
rief
denen
andern
,
und
dieſe
kamen
alſobald
herbey
gelauffen
.
Zuletzt
als
es
heraus
kam
,
daß
die
Saͤule
und
er
ſelber
an
dem
gantzen
Poſſen
Schuld
war
,
ſprach
er
:
Das
laͤſſet
ſie
GOtt
reden
,
daß
es
eine
Saͤule
iſt
.
Ich
wolte
ihr
ſonſt
den
Kopff
zerſpalten
haben
.
Ein
tummer
Teuffel
,
welcher
doch
gleichwohl
Doctor
war
,
ritte
mit
einem
andern
uͤber
Feld
.
Als
nun
ſein
Reiſe-Geferte
den
guten
Weg
nachritte
,
und
auf
einen
Erbſen-Acker
kam
,
fieng
der
Doctor
an
zu
ſchreyen
:
Wollet
ihr
euch
und
euer
Pferd
verbrennen
?
Wiſſet
das
ich
vor
wenig
Wochen
dieſer
Fruͤchte
gegeſſen
,
und
ſie
ſo
heiß
befunden
,
daß
ſie
mir
mein
Maul
verbrannten
.
Ein
Pedant
,
nachdem
er
eine
ſtarcke
halbe
Meile
in
Pantoffeln
ſpatzieret
hatte
,
und
man
ihn
weiter
zu
gehen
vermoͤgen
wolte
,
ſagte
:
Warrlich
ich
kan
nicht
mehr
,
meine
Pantoffeln
ſeyn
zu
muͤde
.
Da
ein
eingebildeter
und
ſtoltzer
Student
erzehlen
hoͤrte
,
daß
der
Schweiß
Alexandri
Magni
einen
ſo
guten
Geruch
von
ſich
gegeben
,
ruͤhmete
er
ſich
,
und
ſprach
:
Ich
bin
ihm
gleich
.
Denn
ich
habe
an
mir
gemercket
,
daß
wann
ich
meine
Ohren
fege
mit
der
Federſpitze
,
und
ſie
von
ungefehr
in
das
Maul
ſtecke
es
wie
Biſam
ſchmecket
.
Ich
habe
auch
,
ſagte
er
ferner
,
dieſe
Eigenſchafft
an
mir
,
das
wann
ich
mein
Waſſer
abſchlage
,
ſo
riechet
es
wie
Mertz-Violen
.
Als
daruͤber
eine
anſehnliche
Jungfrau
laͤchelte
,
ward
er
zornig
,
ſahe
ſie
an
und
ſagte
:
Meynet
nicht
,
daß
ich
ſchertze
?
Wann
ihr
es
nicht
wollet
glauben
,
ſo
kommet
und
verſucht
es
ſelber
.
Als
ein
junger
Student
einen
Philoſophum
von
dem
Tode
reden
hoͤrete
,
daß
die
Todten
keine
Pein
und
Quaal
mehr
haͤtten
,
fragte
er
,
ob
ſie
dann
auch
keine
Floͤhe
mehr
fůhleten
?
Der
Philoſophus
ſagte
Nein
.
Warlich
!
ſagte
der
Pennal
,
ich
glaube
es
ſeye
bißweilen
gut
todt
ſeyn
.
Als
ein
Licentiat
um
zehen
Guͤlden
wettete
,
wegen
einer
gewiſſen
Frage
,
muſte
ihm
der
andere
,
mit
welchem
er
gewettet
,
ſchwehren
,
Falls
er
verloͤhre
,
zu
bezahlen
,
und
der
Licentiat
ſchwuhr
ſelber
auch
.
Als
er
aber
zu
letzt
ſelber
die
Wette
verlohren
,
wolte
er
dennoch
nicht
bezahlen
,
ſondern
ſagte
,
er
habe
nicht
in
der
Meynung
geſchwohren
zu
verliehren
,
ſondern
zu
gewinnen
.
Eines
Bauern
,
als
ein
Studioſus
,
auf
der
Univerſitæt
ſeyender
Sohn
,
als
er
hoͤrte
,
wie
die
Soldaten
das
Land-Volck
ſo
hefftig
plagten
,
und
ihnen
ſo
viel
Drangſaal
zufuͤgten
,
ſagte
:
Die
Bauren
ſind
groſſe
Narren
,
daß
ſie
nicht
einmal
einen
lebendig
ſchinden
,
wie
unſer
Nachbar
,
welcher
damit
er
die
Ratten
aus
ſeinem
Hauſe
vertreiben
moͤchte
,
deren
eine
lebendig
geſchunden
hat
,
und
ſie
alſo
lauffen
laſſen
.
Ein
Doctor
Theologiæ
hatte
einen
falſchen
Diamant
gekaufft
,
in
einen
Ring
,
und
machte
damit
groſſe
Parade
an
ſeinem
Finger
.
Endlich
ward
es
ein
Goldſchmidt
bey
einer
Hochzeit
gewahr
,
und
ſagte
:
Was
gehet
Ew.
Hochwuͤrden
vor
Noth
an
,
daß
Sie
einen
ſo
falſchen
Stein
am
Finger
tragen
.
Hierauf
erzuͤrnete
ſich
der
Doctor
nicht
wenig
und
wolte
lange
nicht
zugeben
,
daß
der
Deamant
falſch
waͤre
,
weil
er
ihn
nicht
nur
ſelber
gekaufft
,
ſondern
auch
funfftzig
Thaler
baares
Geld
davor
gegeben
haͤtte
.
Ein
Studioſus
,
als
er
den
Virgilium
loben
hoͤrte
,
ſagte
,
er
wolle
nun
auch
hinfuͤhro
Virgilius
heiſſen
,
damit
man
eben
ſo
von
ihm
zu
reden
habe
.
Als
ein
Pednat
uͤber
die
maſſen
ſehr
,
in
einem
groſſen
Gedraͤnge
,
gedruͤcket
ward
,
ſagte
er
gleichwohl
hernach
,
er
habe
gantz
nichts
gefuͤhlet
,
weil
er
den
Schnupffen
habe
.
Als
einer
im
Hinwegreiſen
,
und
im
Wiederkehren
in
dem
rechten
Schlag
der
Kutſche
geſeſſen
,
und
geſehen
,
daß
die
Haͤuſer
,
die
ihm
bey
der
Abreiſe
in
die
Augen
gefallen
,
bey
der
Wiederkehr
,
nun
auf
der
andern
Seite
,
die
hinter
ihm
geweſen
,
ſtunden
,
kunte
er
das
gantz
und
gar
nicht
in
ſeinen
Kopff
bringen
,
ſondern
vermeynte
,
die
Haͤuſer
muͤſten
nicht
mehr
an
ihrem
vorigen
Orte
ſtehen
.
Ein
verwirrter
Pedant
,
als
er
gefraget
ward
,
was
dem
Verſtorbenen
gemangelt
haͤtte
,
von
deſſen
Leiche
er
kaͤme
?
antwortete
,
er
wiſſe
es
nicht
,
weil
der
Sarg
ſchon
zugenagelt
geweſen
waͤre
,
als
er
dahin
gekommen
,
und
er
alſo
nicht
mehr
haͤtte
mit
ihm
ſprechen
koͤnnen
.
Ein
anderer
Pedant
,
als
er
einen
weit
gereiſeten
Mann
agiren
wolte
,
ſagte
,
daß
zu
Florentz
die
Kinder
von
fuͤnff
biß
ſechs
Jahren
die
Italiaͤniſche
Sprache
ſchon
gantz
fertig
reden
koͤnten
.
Als
ein
Paſtor
aus
einem
rauhen
Ort
in
eine
anſehnliche
Stadt
kam
,
und
Spinat
zu
eſſen
bekam
,
welcher
wohl
zugerichtet
geweſen
,
fragte
er
,
aus
was
vor
Kraͤutern
dieſer
Spinat
gemachet
ſeye
?
Ein
Doctor
klagte
dem
andern
,
wie
daß
ſein
Diener
ſchon
zwey
.
Tage
an
vier
Meilen
gegangen
,
und
noch
nicht
wiedergekommen
waͤre
.
Wie
ſagte
der
andere
,
das
befremdet
euch
?
Es
iſt
ſchon
laͤnger
als
funffzehen
Tage
,
daß
ich
einen
meiner
Freunde
entboten
,
und
er
iſt
biß
dieſe
Stunde
noch
nicht
gekommen
,
da
es
doch
eben
derſelbe
Weg
iſt
.
Es
buhlete
ein
Student
lange
an
einer
Magd
,
daß
ſie
ihm
ſeinen
geilen
Willen
erfuͤllen
moͤchte
.
Endlich
willfahrte
ſie
demſelben
,
und
beſtellete
ihn
in
einem
Pferde-Stall
,
allwo
ſie
auch
zuſammen
kamen
.
Nachdem
ſie
ſich
bereits
in
Poſitur
geſetzet
hatten
,
bedachte
ſich
der
Student
geſchwinde
und
ſprach
:
Stehet
auf
meine
Freundin
!
Laſſet
uns
anders
wohin
gehen
!
Denn
ich
beſorge
,
wir
machen
junge
Pferde-Fuͤllen
,
deswegen
man
uns
hernach
peinlich
anklagen
moͤchte
.
Ein
Frantzoͤſiſcher
Rechts-Gelehrter
ſagte
von
einem
,
ſo
auf
das
Leben
angeklaget
aber
echappiret
war
,
man
ſolte
ihn
auf
die
Galéeren
verdammen
,
dem
Koͤnig
vor
einem
Sclaven
in
effigie
,
oder
im
Bildniß
,
zu
dienen
.
Ein
Syndicus
,
als
er
zu
dem
Begraͤbniß
eines
gewiſſen
Buchhaͤndlers
eingeladen
wurde
,
fragte
:
Iſt
er
dann
geſtorben
?
Man
autwortete
ihm
Ja
.
Warlich
!
ſagte
der
Syndicus
ferner
,
in
der
groͤſten
Verwirrung
,
es
iſt
mir
leyd
.
Unſer
HErr
GOtt
verleihe
ihm
ein
langes
Leben
.
Ein
Pfaffe
gieng
zu
Coͤlln
am
Rhein
in
denen
Hunds-Tagen
ſpatzieren
.
Weil
er
nun
viel
Kuͤhe
auf
der
Weyde
,
und
darunter
den
Brumm-Ochſen
liegen
ſahe
,
ſprach
er
,
wer
doch
auch
ein
Ochſe
bey
ſo
vielem
Frauenzimmer
waͤre
.
Ein
Præceptor
bey
einem
Edelmann
,
als
er
hoͤrte
,
daß
man
an
einem
Ort
die
Vorſtadt
vermittelſt
Auffuͤhrung
eines
neuen
Walls
mit
in
die
Stadt
einſchlieſſen
wolte
,
lobete
dieſes
Vornehmen
gewaltig
,
und
ſolches
darum
,
weil
die
von
Adel
,
welche
lieber
in
der
Vorſtadt
,
als
an
einem
lufftigen
friſchen
Orte
wohneten
,
auf
dieſe
Weiſe
naͤher
als
zuvor
allen
ihren
Bequemlichkeiten
waͤren
,
nemlich
naͤher
bey
dem
Schloß
,
naͤher
bey
dem
groſſen
Marckt
,
naͤher
bey
der
Cantzley
,
naͤher
bey
der
Keit-
Schule
ꝛc.
Er
meynet
alſo
die
Vorſtadt
wuͤrde
naͤher
an
die
Stadt
fort
geruͤcket
werden
.
Ein
Stutzer
hatte
einen
andern
adelichen
Studioſum
Luͤgen
geſtrafft
.
Als
dieſer
hernach
dem
Stutzer
von
ungefehr
begegnete
,
fragte
er
denſelben
,
warum
er
ihn
haͤtte
heiſſen
Luͤgen
?
Der
Stutzer
antwortete
,
er
haͤtte
ihn
nicht
Luͤgen
heiſſen
,
ſondern
ſeye
viel
zu
honnette
,
ſolche
Worte
zu
gebrauchen
.
Wie
ſagte
der
andere
,
ich
habe
es
doch
von
etlichen
gehoͤret
.
Zuletzt
ſagte
der
Stutzer
,
wann
ihr
ſaget
,
daß
ich
euch
Luͤgen
geſtraffet
,
ſo
ſage
ich
euch
,
und
will
es
auch
ſagen
,
daß
ihr
luͤget
.
Darauf
ſagte
der
adeliche
Studioſus
.
Warlich
!
das
hieß
euch
GOtt
reden
.
Denn
ſonſten
ſoltet
ihr
entweder
mein
Leben
gehabt
haben
,
oder
ich
das
eurige
.
Ein
Philoſophus
,
als
er
hoͤrte
,
daß
einer
von
ſeinen
Schuldleuten
geſtorben
,
ſagte
,
ich
wolte
etwas
wetten
,
daß
er
darum
geſtorben
,
weil
er
beſorget
,
er
muͤſte
mich
bezahlen
.
Ein
junger
Doctor
,
als
er
in
einen
Brunnen
,
nach
einer
Flaſche
mit
Wein
,
die
man
in
das
kalte
Waſſer
hinein
gehencket
hatte
,
ſehen
wolte
,
erblickte
,
in
dem
klaren
Waſſer
,
ſeinen
eigenen
Schatten
.
Hieruͤber
erſchrack
er
,
ruffete
ſeine
Geſellſchafft
,
und
ſagte
zu
ihnen
:
Kommet
geſchwinde
,
ihr
Herren
!
und
helffet
mir
unſern
Wein
heraus
ziehen
.
Denn
es
ſeynd
Antipodes
in
dem
Brunnen
,
die
werden
ihn
ausſauffen
,
wann
wir
es
nicht
verhuͤten
.
Ein
Profeſſor
,
der
ſeines
Freundes
Bildniß
recht
ſehr
loben
wolte
,
ſagte
zu
etlichen
:
Ich
bitte
euch
,
gehet
und
ſehet
meinen
Herrn
Collegen
N.
Denn
er
iſt
ſo
ſchoͤn
getroffen
,
daß
,
wann
ihr
ihn
ſchon
nie
geſehen
haͤttet
,
ihr
denſelben
dennoch
kennen
wůrdet
.
Ein
Studioſus
,
der
immerfort
viel
Ruͤhmens
von
ſeinen
Helden
Thaten
machte
,
geriethe
des
Nachts
mit
einem
der
ihm
begegnete
,
in
einen
Streit
,
und
dieſer
zog
vom
Leder
.
Ob
nun
wohl
der
Prahler
ſeinen
Stuben-Cammeraden
bey
ſich
hatte
;
hielte
er
dennoch
nicht
Standt
,
ſondern
trollete
fort
biß
zu
ſeinem
Quartier
.
Als
er
ſich
vor
der
Hausthuͤre
befande
,
und
den
Feind
nicht
mehr
hinter
ihm
ſahe
,
ſagte
er
zu
ſeinem
Spieß-Geſellen
:
Warlich
!
Wann
ich
deiner
nicht
geſchonet
haͤtte
,
wolte
ich
dem
Kerl
den
Kopff
zerſpaltet
haben
.
Ein
anderer
Studioſus
,
der
von
Gelehrſamkeit
gantz
aufgeblaſen
einher
gienge
;
ward
gefraget
,
wo
die
prima
concoctio
,
oder
die
erſte
Daͤuung
geſchaͤhe
?
Da
antwortete
er
:
Zwiſchen
denen
Zaͤhnen
.
Zwey
Studenten
hatten
Haͤndel
mit
einander
,
und
wurden
wieder
vereiniget
,
mit
beyderſeits
Verheiſſung
,
daß
ſie
hinfuͤhro
gute
Freunde
bleiben
wolten
.
Als
aber
der
eine
ungefehr
dem
andern
begegnete
,
ſchlug
er
ihn
mit
der
Fauſt
an
die
Bruſt
,
in
Beyſeyn
vieler
Perſonen
.
Der
andere
regte
ſich
nicht
,
ſondern
ſagte
nur
zu
denen
Umſtehenden
:
Ihr
Herren
ſolt
meine
Zeugen
ſeyn
,
wie
mich
dieſer
geſchlagen
,
ohne
daß
ich
mich
im
geringſten
gewehret
,
bloß
damit
ich
nicht
wieder
mein
Verſprechen
handelte
.
Ein
alter
Pedant
,
als
er
den
Thurm
eines
Schloſſes
ſahe
,
welcher
im
Waſſer
lage
,
nach
einiger
Zeit
aber
,
da
das
Waſſer
wegen
des
trockenen
Wetters
ſehr
abgenommen
hatte
,
wieder
dahin
kam
,
ſagte
:
Ich
glaube
das
dieſer
Thurm
taͤglich
waͤchſet
.
Zum
wenigſten
zeiget
er
ſich
hoͤher
,
als
er
unlaͤngſt
geweſen
,
und
ich
halte
davor
,
daß
er
darum
wachſe
,
weil
er
an
einem
ſehr
feuchten
Orte
lieget
.
Jener
Doctor
Medicinæ
,
als
er
ein
furchſames
Pferd
ſahe
,
welches
ſich
vor
dem
Buͤchſen-Knall
entſetzete
,
ſagte
:
Das
Pferd
wůrde
keinen
guten
Soldaten
abgeben
.
Ein
Pedant
,
der
ſelten
unter
die
Leute
kam
,
ſondern
immer
zu
Hauſe
in
ſeiner
Studier-Stube
ſtack
,
befande
ſich
einſtmals
in
einer
Compagnie
.
Da
draͤngete
ihn
ſeine
Nothdurfft
,
und
er
begehrte
einen
Brief
,
ſich
damit
zu
wiſchen
.
Weil
ihm
nun
ein
Blat
weiſſes
Papier
gereichet
wurde
,
ſchrieb
er
ſtracks
ſolches
gantz
voll
,
vorgebende
,
es
waͤre
Schade
den
Hintern
an
das
ſchoͤne
weiſſe
Papier
zu
wiſchen
.
Ein
anderer
,
als
ihm
,
bey
Sommers-Zeit
,
die
Sonne
auf
dem
Felde
ſehr
heiß
auf
den
Ruͤcken
ſtach
,
ſagte
:
Die
Sonne
irret
ſehr
.
Sie
moͤchte
wohl
ihre
ůberfluͤßige
Hitze
biß
auf
den
Winter
verſparen
,
wann
es
kalt
iſt
,
und
ſie
nicht
jetzo
,
mitten
im
Sommer
ſo
reichlich
ausſpenden
.
Ein
Philoſophus
hatte
einen
jungen
Pennal
in
ſeiner
beſondern
Diſciplin
und
Aufſicht
.
Als
dieſer
ſahe
,
daß
ſein
Vorgeſetzter
viele
Brieffe
in
das
Feuer
warff
,
bat
er
denſelben
,
ihm
deren
etliche
zu
geben
,
daß
er
ſie
ſeiner
Mutter
ſchicken
koͤnte
,
welche
ihm
befohlen
,
als
er
von
ihr
gezogen
,
er
ſolte
ihr
bißweilen
Brieffe
ſchicken
.
Weil
nun
der
Philoſophus
eben
ſo
tumm
,
als
der
ihm
untergebene
junge
Pennal
ſelber
geweſen
,
gab
er
ihm
ein
halbes
Dutzent
von
ſeinen
Briefen
,
mit
der
Condition
,
daß
wann
er
ſie
ſeiner
Mutter
ſchickte
,
ſie
ihm
ſolche
wieder
zuruͤcke
ſenden
ſolte
,
damit
er
ſie
verbrennen
koͤnne
.
Denn
er
wolle
nicht
haben
,
daß
jemand
ſaͤhe
,
was
darinnen
ſtuͤnde
.
Etliche
Jungfrauen
giengen
aus
,
einen
Bekannten
zu
beſuchen
,
der
vor
einigen
Tagen
,
mit
dem
Magiſter-Titel
,
von
der
Univerſitæt
nach
Hauſe
gekommen
war
.
Da
er
ſie
vor
ſeiner
Thuͤre
vernahm
,
ſchlug
er
geſchwinde
den
Ariſtotelem
auf
,
und
als
er
hernach
die
Stube
geoͤffnet
hatte
,
ſagte
er
:
Warlich
!
ihr
Jungfrauen
!
Ihr
findet
mich
eben
uͤber
dem
ſtattlichſten
und
vornehmſten
Autore
,
welcher
jemals
geſchrieben
.
Alsdann
recitirte
er
ihnen
daraus
einen
guten
Partickel
Griechiſch
.
Als
aber
die
Jungfrauen
ſagten
,
ſie
verſtuͤnden
es
nicht
,
legte
er
es
ihnen
Lateiniſch
aus
,
und
ſprach
hernach
auf
Teutſch
.
Lieben
Jungfrauen
!
habt
ihr
auch
jemals
einen
hoͤren
beſſer
aus
dem
Griechiſchen
verteutſchen
alsmich
.
Ein
gelehrter
Buͤrgermeiſter
,
als
er
einen
Schielenden
ſahe
,
welcher
bey
dem
Leſen
die
Augen
alſo
im
Kopff
verwandte
,
daß
man
meynte
,
er
ſaͤhe
zwey
unterſchiedene
Blaͤtter
auf
einmal
im
Buche
an
,
ſagte
:
Dieſer
ſolte
zweymal
mehr
koͤnnen
als
ein
anderer
.
Denn
er
lieſſet
doppelt
ſo
viel
als
ſonſt
einer
.
Ein
Doctor
,
der
auſſer
denen
hohen
Einbildungen
wenig
Wiſſenſchafften
beſaß
,
kam
in
eine
gewiſſe
Stadt
und
ſahe
ein
Epita
phium
uͤber
ſeines
ehemaligen
Bekandten
Begraͤbniß
.
Da
ſagte
er
:
Fuͤrwahr
ich
meynte
er
waͤre
todt
,
So
ſehe
ich
aber
wohl
,
daß
ſein
Name
hier
noch
angeſchrieben
ſtehet
:
Ein
Profeſſor
,
welcher
einer
groſſen
Printzeßin
Einzug
mit
anſahe
,
wobey
ein
Regiment
Infanterie
,
aus
Musqueten
,
nach
der
alten
Art
,
Salve
gab
,
ſprach
:
Pfuy
!
Was
dencken
doch
die
Leute
,
daß
ſie
das
Pulver
und
die
Lunten
nicht
gebieſamet
,
oder
ſonſt
etwas
wohlriechendes
darunter
gethan
haben
,
damit
ſie
keinen
ſolchen
Geſtanck
machten
.
Ein
ſtoltzer
Gelehrter
,
als
er
die
fuͤnff
Sinnen
nach
einander
erzehlen
wolte
,
nennte
das
Geſicht
,
das
Gehoͤr
,
die
Ohren
,
den
Geſchmack
,
und
als
ihm
der
Fuͤnffte
Sinn
noch
nicht
einfallen
wolte
,
ſprach
er
nach
tieffen
Nachſinnen
,
Ha
,
ha
!
Ich
habe
es
wohl
gedacht
,
daß
ich
vergeſſen
Zwey
Augen
zu
nennen
.
Ein
anderer
hatte
bey
ſeiner
Freude
einem
etliche
Buͤcher
entlehnet
.
Nun
truge
es
ſich
zu
,
daß
derſelbe
zwey
Jahre
hernach
an
der
Peſt
ſtarb
.
Jener
,
als
er
dieſes
vernahm
,
ſagte
zu
ſeinem
Stuben
Geſellen
,
ob
er
wohl
in
einer
andern
Stadt
wohnete
:
Laſſet
uns
geſchwinde
von
hinnen
ziehen
.
Denn
ich
beſorge
,
dieſe
Buͤcher
moͤchten
uns
die
Peſt
anhaͤngen
,
weil
ſie
von
einem
inficirten
Orte
kommen
.
Ein
Juriſt
,
der
,
wie
ſehr
viele
Juriſten
zu
thun
pflegen
,
ſich
um
nichts
als
um
ſein
Jus
jemals
bekuͤmmert
,
bekam
einen
Schwaben
das
erſtemal
zu
ſehen
,
wannenhero
er
ſprach
:
Ich
habe
nie
ein
Thier
geſehen
,
daß
einem
Menſchen
aͤhnlicher
ſiehet
als
die
Schwaben
.
Ein
abgeſchmackter
Pedant
war
bey
einem
zu
Gaſte
,
wolte
ſich
gar
hoͤflich
ſtellen
,
und
ſagte
zu
dem
,
der
ihn
tractirte
;
Ich
wolte
dem
Herrn
gerne
etwas
Gutes
vorlegen
;
aber
es
iſt
nichts
Gutes
da
.
Wieder
ein
Pedant
,
als
ihm
der
Schneider
ein
Wammes
gemachet
,
und
er
ihn
nicht
bezahlen
kunte
,
bate
der
Pedant
,
es
ſolte
ihm
der
Schneider
das
Macher-Lohn
borgen
.
Hieruͤber
verlangte
der
Schneider
eine
Handſchrifft
,
weswegen
ſich
der
Pedant
ſetzete
und
ſchriebe
:
Ich
,
Jobſt
Schuͤtze
bekenne
daß
das
Wamms
meine
iſt
,
welches
mir
Meiſter
Ehrhart
gemachet
.
Was
das
Macher-Lohn
anbelanget
,
hat
es
ſeine
gute
Wege
,
und
wird
ſich
wohl
ſchicken
.
Ein
Philoſophus
war
einſtmals
bey
einem
Fuͤrſten
an
die
Tafel
geladen
.
Als
er
ſich
einfande
,
wetzte
er
unter
dem
Gebet
ſein
Meſſer
auf
denen
Schuh-
Sohlen
.
Der
Fuͤrſt
fragte
,
wo
er
das
gelernet
haͤtte
?
und
der
Philoſophus
antwortete
,
ſein
Meſſer
ſchnitte
nichts
,
alſo
haͤtte
er
es
nothwendig
muͤſſen
wetzen
,
ſchnitte
auch
alſobald
damit
ſeine
Naͤgel
ab
,
und
ſagte
zu
dem
Fuͤrſten
:
Siehe
da
!
gnaͤdigſter
Herr
:
wie
es
jetzo
ſowohl
ſchneidet
.
Da
ihn
aber
der
Fuͤrſt
einen
unhoͤflichen
Grobian
darauf
ſchalte
,
auch
ſprach
,
ob
er
nicht
wiſſe
und
ſaͤhe
,
daß
ſeine
Fuͤrſtliche
Tafel
bereits
zur
Gnuͤge
mit
Meſſern
und
Gabeln
verſehen
ſeye
?
verſetzte
der
Philoſophus
:
Gnaͤdigſter
Herr
!
Ich
habe
mich
auf
die
Philoſophie
und
nicht
auf
Dero
Hof-Poſſen
geleget
.
Hierauf
ſagte
der
Fuͤrſt
:
Qui
proficit
in
literis
&
deficit
in
moribus
,
plus
de
ficit
quam
proficit
,
Wer
zunimmt
im
Studieren
,
und
abnimmt
an
guten
Sitten
,
der
lernet
mehr
hinter
als
vor
ſich
.
Als
ein
Paſtor
einſtmals
im
Sommer
diſcuriren
hoͤrete
,
von
einem
Saal
,
der
eine
feine
durchgehende
Lufft
hatte
,
von
wegen
zweyer
Thuͤren
,
die
gegen
einander
ſtunden
,
wolt
er
auch
Philoſophiren
,
wie
die
andern
,
und
ſagte
,
es
waͤre
kein
Wunder
,
daß
es
im
Winter
ſo
kalt
waͤre
.
Denn
ein
jeder
befliſſe
ſich
die
Waͤrme
in
ſeinem
Hauſe
zu
behalten
,
vor
der
Kaͤlte
aber
verriegele
man
Thuͤr
und
Thor
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
muͤſſe
auf
der
Gaſſe
bleiben
.
Ein
Studioſus
,
als
er
ſich
mit
einem
gehauen
,
und
einen
Streich
mit
der
flachen
Klinge
auf
ein
Bein
bekommen
,
meynte
er
waͤre
ſehr
verwundet
.
Er
lieff
auch
alſobald
zu
dem
Chirurgo
.
Nachdem
aber
dieſer
das
Bein
hin
und
wieder
beſehen
,
und
geſagt
,
er
finde
nichts
daran
,
ſprach
der
Studioſus
:
So
wird
es
dann
an
dem
andern
Fuß
ſeyn
.
Denn
ein
vor
allemal
iſt
es
gewiß
,
daß
ich
einen
Streich
bekommen
habe
.
Ein
anderer
als
er
hoͤrte
erzehlen
,
daß
eines
gekoͤpfften
Haupt
etlichemal
gejaͤhnet
und
gezittert
habe
,
ſagte
,
das
waͤre
kein
Wunder
.
Er
haͤtte
wohl
oͤffters
geſehen
,
daß
wann
man
ein
Stuͤcke
gebraten
Fleiſch
auf
den
Tiſch
getragen
,
es
gezittert
habe
.
Ein
Medicus
,
als
er
auf
einem
Dorffe
ein
Uhrwerck
ſahe
,
deſſen
Zeiger
immer
auf
zwoͤlffe
ſtunde
,
ſagte
aus
Ernſt
und
Einfalt
,
es
waͤre
das
allerrichtigſte
Uhrwerck
im
gantzen
Lande
,
wann
es
Mittag
ſeye
.
Ein
Philoſophus
zu
N.
wurde
zu
dem
Fuͤrſten
zu
N.
zum
Mittags-Mahl
beruffen
.
Als
er
nun
in
ſeinem
Talar
,
oder
langen
Rock
,
hinauf
in
das
Schloß
geſtiegen
kam
,
und
wegen
des
warmen
Wetters
ſehr
ſchwitzete
,
ſagte
der
Fuͤrſt
zu
ihm
,
warum
er
den
ſchweren
Rock
angethan
,
er
haͤtte
wohl
einen
leichten
Mantel
nehmen
koͤnnen
.
Hierauf
beſahe
der
Fuͤrſt
den
Rock
recht
genau
,
und
befande
ihn
vorne
mit
Sammet
gefuͤttert
.
Daher
nahm
der
Fuͤrſt
Anlaß
zu
ſagen
:
Ihr
muͤſſet
wohl
ſchwitzen
,
wegen
des
ſchweren
Futters
.
Da
wandte
der
Philoſophus
dem
Fuͤrſten
den
Ruͤcken
zu
,
hub
den
Rock
hinden
bey
dem
Geſaͤße
auf
,
um
den
Fuͤrſten
zu
zeigen
,
daß
er
nicht
allenthalben
ſo
ſchwer
,
noch
mit
Sammet
gefuͤttert
waͤre
.
Allein
er
bediente
ſich
darbey
einer
ſehr
unhoͤfflichen
Redens-Art
,
indem
er
ſprach
:
Gnaͤdigſter
Herr
!
Dahinten
ſtecket
der
Beſchiß
,
(
Betrug.
)
Ein
Magiſtrandus
,
als
er
bey
dem
Examine
gefraget
wurde
,
warum
die
Hunde
das
eine
Bein
auf
huͤben
,
wann
ſie
piſſeten
?
antwortete
derſelbe
:
Damit
ſie
die
Schuhe
nicht
bebruntzen
.
Ein
voller
Gerichts-Actuarius
,
als
er
des
Nachts
neben
einem
kleinen
Baͤchlein
,
welches
daher
rauſchte
,
ſein
Waſſer
abſchlug
,
blieb
die
halbe
Nacht
aufrecht
ſtehen
,
vermeynete
er
piſſe
ſo
lange
,
weil
er
das
Baͤchlein
rauſchen
hoͤrte
.
Ein
Doctor
,
als
ihn
ſeiner
Bekannten
einer
,
um
den
Mittag
,
noch
im
Bette
ertappete
,
und
denſelben
wegen
ſeines
langen
Schlaffens
ſchalte
,
wendete
dieſe
Entſchuldigung
vor
,
er
waͤre
vor
acht
Tagen
im
Bade
geweſen
,
weshalben
ihm
dieſes
wohl
zu
verzeyhen
waͤre
;
angeſehen
das
Bad
ſchlaffende
Leute
machte
.
Ein
gelehrter
Aufſchneider
beruͤhmte
ſich
,
er
waͤre
zu
Venedig
geweſen
.
Als
ihn
einer
fragte
,
was
er
da
Gutes
geſehen
,
gab
der
Aufſchneider
vor
,
er
ſeye
nur
auf
der
Poſt
durchgeritten
,
und
habe
ſich
nicht
arretiret
.
Als
darauf
einer
ſagte
,
das
waͤre
nicht
moͤglich
,
weil
Venedig
in
dem
Meer
laͤge
,
antwortete
der
Luͤgner
,
es
waͤre
im
Winter
,
und
das
Waſſer
allenthalben
zugefroren
geweſen
.
Ein
Schulmeiſter
trug
ſein
Waſſer
zu
dem
Medico
,
der
ſolches
beſehen
ſolte
.
Als
der
Medicus
fragte
,
wo
er
her
waͤre
,
ſprach
der
Schulmeiſter
,
er
wuͤrde
es
wohl
im
Glaß
finden
.
Man
beruffete
ſich
auf
einen
Philoſophum
,
daß
er
in
einer
Sache
ein
Zeugniß
ablegen
ſolte
,
der
es
dann
auf
folgende
Weiſe
verrichtete
:
Ich
lag
und
ſchlieff
,
ſprach
er
,
und
hoͤrte
gleichwohl
,
daß
der
Beklagte
den
Klaͤger
auf
den
Kopff
ſchmiſſe
;
kan
aber
nicht
wiſſen
,
ob
er
ihn
mag
recht
getroffen
haben
oder
nicht
.
Ein
Studioſus
,
als
er
auf
den
Todt
kranck
war
,
und
der
Prieſter
ihn
des
Hinzugs
erinnerte
,
ſagende
,
er
ſolte
ſich
vorbereiten
zu
dem
Eingang
in
die
Seligkeit
;
allermaſſen
er
vielleicht
noch
heute
in
das
Paradieß
kommen
wuͤrde
,
gab
zur
Antwort
,
es
waͤre
ihm
lieb
,
wann
er
ſo
bald
koͤnte
dahin
kommen
.
Daferne
es
ein
weiter
Weg
waͤre
,
koͤnte
er
ihn
warlich
nicht
gehen
,
weil
er
viel
zu
muͤde
,
und
zu
matt
,
darzu
ſeye
.
Ein
Philoſophus
,
der
im
Bade
ſaß
,
und
gefraget
wurde
,
ob
er
waͤre
gezwaget
worden
?
ſagte
,
er
wiſſe
es
nicht
,
haͤtte
jetzo
andere
Gedancken
in
dem
Kopffe
.
Als
ein
Juriſt
das
erſtemahl
einen
Muͤller-Eſel
ſahe
,
ſagte
er
:
Fuͤrwahr
!
Wann
er
nach
der
Proportion
ſeiner
Ohren
ſo
waͤchſet
und
fortfaͤhret
,
wird
er
mit
der
Zeit
ein
tapffer
Pferd
abgeben
.
Ein
gelehrter
Raths-Herr
wolte
einem
das
Leid
mit
gar
zierlichen
Worten
klagen
,
weswegen
er
zu
ihm
ſagte
:
Es
iſt
mir
Leid
,
daß
euer
Herr
Vater
ſo
jaͤhling
gehimmelt
hat
.
Ein
Roͤmiſch-Catholiſcher
Mathematicus
,
als
derſelbe
ermahnet
ward
,
er
ſolte
in
die
Kirche
gehen
,
und
das
hohe
Feſt
,
(
nemlich
Mariaͤ
Geburts-Tag
)
gebuͤhrend
feyern
,
fragte
aus
Tummheit
und
Einfalt
,
ob
es
Feſtum
circumciſionis
beatæ
Virginis
,
das
Feſt
der
Beſchneidung
der
Heil
.
Jungfrauen
waͤre
.
Ein
Student
von
Ingolſtadt
kam
nach
Altorff
,
auch
dieſe
Univerſitæt
zu
beſehen
.
Wann
es
nun
donnerte
,
machte
derſelbe
vier
Creutze
vor
ſich
,
und
ſagte
bey
dem
erſten
:
S.
Matthæus
;
bey
dem
andern
:
S
.
Lucas
bey
dem
dritten
:
S.
Herodes
;
und
bey
dem
vierdten
:
S.
Pilatus
.
Als
man
ihm
fragte
,
was
dieſes
bedeute
?
ſprach
er
:
Dieſe
vier
Evangeliſten
helffen
gewiß
wider
alle
Wetter
.
Zu
Agrigent
in
Sicilien
befanden
ſich
etliche
junge
gelehrte
Saͤuffer
beyſammen
in
einem
Wirths-Hauſe
,
welche
vom
Wein
alſo
eingenommen
,
und
taumelnd
worden
waren
,
daß
ſie
vermeynten
,
ob
fuͤhren
ſie
auf
dem
Meer
,
in
einer
ſehr
groſſen
Gefahr
.
Derohalben
warffen
ſie
allen
Hausrath
,
den
ſie
fanden
zum
Fenſter
Hinaus
,
und
vermeynten
alſo
ihr
Schiff
zu
erleichtern
,
um
dadurch
Schiffbruch
und
ihren
Untergang
zu
verhuͤten
.
Als
nun
jedermann
herzu
lieff
,
und
ſich
vor
dem
Hauſe
verſammlete
,
kam
endlich
auch
die
Obrigkeit
des
Orts
,
giengen
hinein
,
und
fragten
,
was
das
waͤre
?
da
dann
die
beſoffenen
Herren
ſagten
,
das
Ungewitter
tobe
ſo
gewaltig
,
und
ſie
wůrden
zu
Grunde
gehen
,
daferne
ſie
nichts
auswuͤrffen
.
Als
die
Obrigkeit
hieruͤber
erſtaunte
,
fieng
der
aͤlteſte
unter
denen
Beſoffenen
,
weil
er
,
und
ſeine
Cameraten
,
die
hinein
getretenen
Obrigkeitlichen
Perſonen
vor
Meer-Maͤnner
anſahe
,
davon
in
denen
Pœten
zu
leſen
an
:
O
ihr
lieben
Tritones
;
Der
Sturm
hat
mich
ſo
erſchrecket
,
daß
ich
mich
in
das
unterſte
Tabulat
des
Schiffes
verkrochen
habe
.
Da
ſahen
die
Obrigkeitlichen
Perſonen
,
daß
die
gelehrten
Herren
ſo
ſehr
von
dem
Wein
bethoͤret
waren
,
ermahnten
ſie
,
ſtille
zu
ſeyn
,
und
in
ſich
zu
gehen
,
ſagten
auch
zu
ihnen
,
wann
ſie
ſich
gelaſſen
und
beſcheiden
auffuͤhren
wuͤrden
,
man
es
ihnen
vor
dieſesmal
ſo
wolte
hingehen
laſſen
,
hierauf
ſagten
die
Beſoſſenengroſſen
Danck
,
und
verſprachen
,
daß
wann
ſie
zu
Lande
kaͤmen
,
ſie
ihnen
,
und
denen
uͤbrigen
Meer-
Goͤttern
zu
Ehren
,
eine
ſteinerne
Statuam
oder
Bildniß
am
Geſtade
aufrichten
laſſen
wolten
,
weil
ſie
ihnen
in
dieſer
groſſen
Gefahr
,
ſo
gnaͤdig
erſchienen
waͤren
,
und
denenſelben
ausgeholffen
haͤtten
.
Wegen
dieſer
Hiſtorie
iſt
hernach
daſſelbige
Haus
,
wie
ein
gewiſſer
Autor
berichtet
,
von
dem
gemeinen
Mann
,
Triremis
,
oder
ein
Schiff
daß
drey
Ordnungen
Ruder
hat
,
wie
die
Galleéren
,
genennet
worden
.
Die
Erzehlung
dieſer
Hiſtoͤrgen
und
Begebenheiten
hat
mich
unvermerckt
weiter
gefuͤhret
,
als
ich
darinnen
gehen
wollen
.
Jedoch
ich
irre
ſehr
in
meinen
Gedancken
,
wann
ſie
dem
geneigten
Leſer
,
welcher
dieſem
Buch
nicht
uͤberhaupt
von
deſſen
Titel
an
biß
zu
ſeinem
Ende
feind
iſt
,
etwa
beſchwerlich
fallen
.
Nach
meinem
Sinn
ſeynd
ſie
Luſtig
und
ergoͤtzlich
zu
leſen
,
und
ich
habe
ſie
mit
Vergnuͤgen
colligiret
,
in
Anſehung
des
Styli
verbeſſert
,
oder
nach
meiner
eigenen
Wiſſenſchafft
,
ſo
ich
davon
habe
,
hieher
geſetzet
.
Sie
zeigen
auch
in
der
That
recht
natuͤrlich
an
,
was
der
Stoltz
,
die
Einfalt
,
und
die
Grobheit
,
in
manchem
Gelehrten
vor
eine
Wirckung
thun
.
Nur
dieſes
habe
ich
dabey
noch
zu
erinnern
,
daß
man
ſie
ja
nicht
alle
vor
erdichtet
halten
wolle
.
Denn
es
ereignen
ſich
noch
taͤglich
unter
denen
Gelehrten
Dinge
,
die
eben
ſo
toll
,
ja
noch
toller
,
als
dieſe
jetzt
angefuͤhrten
ſind
,
heraus
kommen
.
Zu
deſſen
Beſtaͤrckung
will
ich
noch
einen
Streich
anfuͤhren
,
den
ein
ſehr
gelehrter
Mann
begangen
hat
.
Dieſes
iſt
ein
noch
jetzt-lebender
groſſer
Theologus
in
einer
nahmhafften
an
Teutſchlands
Ende
gelegenen
Stadt
,
und
laͤſſet
einen
ſo
gewaltigen
Eyffer
,
wider
alle
diejenigen
,
ſo
nicht
Lutheriſch
ſind
,
blicken
,
daß
man
ihnvor
eine
Geiſſel
aller
andern
Religionen
und
ſecten
;
zu
gleicher
Zeit
aber
vor
einen
ſtarcken
Pfeiler
der
Lutheriſchen
Kirche
haͤlt
.
Abſonderlich
iſt
er
entbrannt
wider
die
Roͤmiſch-
Catholiſchen
und
Reformirten
,
die
er
nicht
beſſer
als
Juden
,
Tuͤrcken
und
Heyden
,
in
ſeinen
Predigten
,
und
oͤffentlich
gedruckten
Schrifften
tractiret
,
indem
er
ſie
insgeſamt
,
ohne
alle
Gnade
und
Barmhertzigkeit
,
zu
dem
Teuffel
in
die
Hoͤlle
weiſet
.
Vor
einigen
Jahren
fuͤgte
es
ſich
,
daß
er
an
einen
Ort
kam
,
wo
ein
gewiſſer
Saͤchſiſcher
Hertzog
reſidiret
.
Der
Hertzog
,
welcher
viel
von
demſelben
gehoͤret
hatte
,
ließ
ihn
einladen
,
daß
er
mit
ihm
an
ſeiner
Tafel
ſpeiſen
ſolte
,
und
der
Theologus
nahm
die
Invitation
willig
an
.
Bey
der
Tafel
aber
fieng
das
groſſe
Licht
der
Lutheriſchen
Kirche
,
ſo
bald
ihn
der
Wein
nur
ein
wenig
erhitzet
hatte
,
an
,
allerhand
ſeltſame
Diſcurſe
zu
fuͤhren
.
Vornemlich
redete
er
ſtarck
wieder
die
Roͤmiſch-Catholiſchen
,
fragte
auch
endlich
den
Hertzog
,
ob
er
wohl
wiſſe
,
wann
die
Roſen-Craͤntze
derer
Roͤmiſch-Catholiſchen
am
wohlfeilſten
waͤren
?
Der
Hertzog
ſagte
nein
,
das
wiſſe
er
nicht
.
Darauf
ließ
ſich
der
groſſe
Theologus
alſo
heraus
:
Ew.
Durchl.
geruhen
zu
vernehmen
,
daß
die
Roſen-Craͤntze
derer
Catholicken
in
der
Kirchen-Zeit
am
wohlfeilſten
,
weil
ſie
alsdann
am
haͤuffigſten
verhanden
.
Denn
es
laͤſſet
zu
der
Zeit
ein
jeder
Bauer
,
welcher
nur
die
Hoſen
aufmachet
,
und
ſeinen
Bauch
ausleeret
,
deren
einen
hinter
ſich
liegen
.
Der
Hertzog
laͤchelte
zwar
hieruͤber
ein
wenig
,
erroͤthete
aber
zu
gleicher
Zeit
in
ſeinem
Angeſichte
,
und
ſprach
weiter
kein
Wort
bey
der
Tafel
.
Nachdem
er
aber
auf
geſtanden
war
,
und
ſich
in
ſeinem
Cabinet
befande
,
ſagte
er
zu
denen
Umſtehenden
:
War
das
nicht
ein
grober
und
haͤßlicher
Streich
,
den
dieſer
geiſtliche
Herr
begieng
?
Bewahre
mich
doch
GOtt
vor
ſolchen
Leuten
!
Der
geneigte
Leſer
urtheile
nunmehro
aus
dieſem
und
dem
uͤbrigen
,
was
er
bißhieher
geleſen
,
ob
es
nicht
ſtoltze
und
aufgeblaſene
,
tumme
und
einfaͤltige
,
grobe
und
ungehobelte
,
Narren
unter
denen
Gelehrten
geben
muͤſſe
,
ſie
moͤgen
ſeyn
wes
Standes
ſie
wollen
,
geiſtlich
oder
weltlich
?
Und
hiermit
mag
ſich
die
erſte
Abhandlung
dieſes
Tractats
endigen
.
Andere
Abhandlung
.
EIn
ſehr
gelehrter
Italiaͤner
,
Trajanus
Bocalinus
genannt
,
hat
ein
Buch
heraus
gegeben
,
betitelt
:
Relationes
aus
dem
Parnaſſo
,
woraus
ich
,
bereits
in
der
erſten
Abhandlung
,
eine
Paſſage
mit
angezogen
.
Dieſes
Buch
iſt
in
Italiaͤniſcher
Sprache
geſchrieben
,
auch
nachhero
in
die
Hochteutſche
uͤberſetzet
worden
,
und
man
findet
darinnen
die
Thorheit
,
welche
ſich
mit
der
Gelehrſamkeit
vermiſchet
,
mit
ſehr
lebendigen
und
natuͤrlichen
Farben
abgemahlet
;
wie
dann
auch
herrliche
Lehren
dabey
gegeben
werden
.
Weil
nun
nicht
zu
glauben
ſtehet
,
daß
dieſes
Buch
in
ſo
gar
vielen
Haͤnden
ſich
befinden
werde
,
will
ich
noch
verſchiedene
Relationes
daraus
allhier
mit
einflieſſen
laſſen
.
Jedoch
werde
ich
mich
weder
allemal
an
die
Worte
der
Teutſchen
Uberſetzung
,
noch
ſtets
an
den
Sinn
des
Bocalini
binden
ſondern
alles
nach
meinem
eigenen
Gutachten
,
und
meinen
beſondern
Abſichten
einrichten
,
ſo
daß
es
mehr
eine
Imitation
als
die
ſelbſt-eigene
Arbeit
des
Boccalini
zu
nennen
ſeyn
wird
.
Eine
ſehr
curieuſe
,
die
Politicos
angehende
Relation
aus
dem
Parnaſſo
.
DEmnach
die
ſaͤmtlichen
Herren
,
in
den
Parnaſſum
aufgenommenen
Politici
,
von
vielen
Monaten
her
,
mit
denen
daſigen
Herren
Cammer-Raͤthen
deliberiret
und
berathſchlaget
,
wie
in
dem
Parnaſſo
ein
oͤffentliches
Kauff-Haus
vor
ihre
Nation
aufgerichtet
werden
moͤchte
?
iſt
endlich
die
vergangene
Woche
ſolches
beſchloſſen
und
vor
gut
befunden
worden
.
Alsdann
haben
die
Herren
Politici
,
auf
einem
groſſen
Marckt
,
alle
diejenigen
Waaren
,
deren
das
menſchliche
Geſchlecht
am
meiſten
vonnoͤthen
,
zu
oͤffentlicher
Schau-
und
Beſichtigung
,
gantz
herrlich
und
praͤchtig
,
auslegen
und
zeigen
laſſen
.
1
)
Findet
man
in
dieſem
politiſchen
Kauff-Haus
eine
groſſe
Quantitæt
von
der
kurtzen
Wolle
ſo
von
dem
neu-gepreſſeten
Tuch
abgeſchoren
wird
.
Dieſe
Wolle
achtet
zwar
der
gemeine
Mann
nicht
;
aber
von
denen
verſtaͤndigen
Hofleuten
wird
ſie
theuer
bezahlet
,
dieweil
ſie
in
Erfahrung
gebracht
,
daß
ſolche
Wolle
von
dem
allerfeineſten
und
beſten
Tuch
der
wahren
Weißheit
herkomme
,
welches
die
klugen
und
verſtaͤndigen
Menſchen
von
der
allerzarteſten
Wolle
der
Gedult
gemachet
haben
.
Sie
dienet
vornemlich
die
Sattel
der
Dienſtbarkeit
damit
auszufuͤllen
,
damit
ſie
ſich
deſto
beſſer
auf
den
Ruͤcken
derer
armen
und
muͤhſeligen
Hofſchrantzen
ſchicken
,
wohl
aufliegen
,
und
ſie
nicht
etwa
ſchwellen
und
drucken
moͤchten
,
welches
dann
denenjenigen
ſchaͤndlicher
Weiſe
begegnet
,
die
,
ob
ſie
gleich
aller
Muͤhe
und
Arbeit
Spinnen-feind
ſeynd
,
ſich
nichts
deſtoweniger
,
des
Hof-Lebens
unterfangen
,
der
gaͤntzlichen
Hoffnung
und
Zuverſicht
allda
gute
Tage
zu
haben
,
und
in
ihrer
ſelbſt-eigenen
Dienſtbarkeit
uͤber
andere
zu
herrſchen
.
2
)
Befindet
ſich
in
dieſem
politiſchen
Kauff-Haus
eine
groſſe
Anzahl
uͤberaus
herrlicher
Pinſel
,
denenjenigen
Fuͤrſten
und
groſſen
Herren
faſt
dienlich
,
ſo
in
ihren
aͤuſſerſten
Noͤthen
gezwungen
werden
,
denen
Unterthanen
weiß
fuͤr
ſchwartz
vorzumahlen
.
Und
ob
zwar
dieſe
Waare
eintzig
und
allein
vor
hohe
Potentaten
gehoͤret
,
ihnen
auch
in
gewiſſen
Faͤllen
,
erlaubt
iſt
,
ſich
derſelben
zu
bedienen
;
ſo
verſehen
ſich
dennoch
damit
auch
diejenigen
falſchen
und
zweyzungigen
Leute
,
ſo
alles
auf
den
aͤuſſerlichen
Schein
richten
,
und
ſich
auf
nichts
anders
befleißigen
als
zu
laͤcheln
,
zu
betruͤgen
,
den
gemeinen
Mann
mit
der
Naſe
herum
zu
fuͤhren
,
und
das
Sprichwort
an
ſich
wahr
zu
machen
,
daß
ſie
ſeyn
die
boͤſen
Katzen
,
die
forne
lecken
und
hinten
kratzen
.
3
)
Haben
dieſe
Politici
in
ihrem
Kauff-Haus
zu
verkauffen
allerley
ſeltſame
Brillen
,
von
wunderbarer
und
unterſchiedener
Operation
,
indem
etliche
ſehr
nutz-
und
dienlich
denenjenigen
die
Augen
aufzuthun
,
welche
die
boͤſe
Luſt
und
unkeuſche
Begierden
dermaſſen
verblendet
,
daß
ſie
weder
Ehre
noch
Schande
achten
,
unter
Freunden
oder
Feinden
,
Fremden
oder
nahen
Bluts-Verwandten
keinen
Unterſcheid
halten
,
ja
unter
der
Sonnen
nichts
bedencken
,
noch
zu
Hertzen
ziehen
.
Der
Vertrieb
,
oder
Débit
dieſer
Brillen
iſt
bey
denen
hieſigen
,
in
dem
Parnaſſo
etablirten
,
Handelsleuten
dermaſſen
groß
,
daß
man
augenſcheinlich
ſiehet
und
ſpuͤhret
,
ja
mit
Haͤnden
greiffet
,
wie
wenig
unter
denen
Menſchen
gefunden
werden
,
welche
in
ihren
fleiſchlichen
Luͤſten
ein
gutes
Geſichte
haben
.
4
)
Noch
eine
andere
Art
von
Brillen
befindet
ſich
allhier
,
ſo
denen
Vorigen
gantz
zuwider
,
und
die
Augen
dunckel
machen
.
Von
dieſen
berichten
gedachte
politiſche
Handelsleute
,
daß
ob
ſie
zwarallen
Menſchen
insgemein
,
doch
aber
denenjenigen
,
welche
bey
Hofe
leben
,
ſehr
nothwendig
ja
viel
noͤthiger
ſeyn
als
die
andern
,
dadurch
man
weit
und
in
die
Ferne
ſiehet
;
und
ſolches
um
folgender
Urſache
willen
,
weil
zu
Hofe
manchem
ehrlichen
Mann
ſehr
verdrießliche
und
wiederwaͤrtige
Sachen
vor
Augen
kommen
.
Solchen
nun
den
Ruͤcken
zu
kehren
,
verurſachet
oͤffters
Groſſer
Herren
Zorn
und
Ungnade
.
Dieſelbe
aber
ſcharff
anzuſehen
,
und
zu
beſchauen
,
bringet
nichts
als
innerliches
Hertzfreſſen
und
Betruͤbniß
.
Bey
dergleichen
Occaſion
nun
ſind
gemeldte
Brillen
ſehr
dienlich
,
weil
ſie
einen
ſelbſt
von
denen
Beſchwerlichkeiten
und
Unluſt
der
argen
und
verkehrten
Welt
befreyen
,
dem
gemeinen
Mann
aber
einbilden
,
daß
man
ſie
gedachte
Sachen
deſto
eigentlicher
zu
beſchauen
,
aufſetze
.
5
)
Die
dritte
Art
von
Brillen
,
ſo
allhier
feil
,
ſind
gut
das
Geſicht
zu
erhalten
,
ſonderlich
denenjenigen
unhoͤflichen
und
unfreundlichen
Leuten
,
welchen
,
nachdem
ſie
zu
neuen
Ehren
und
Dignitæten
erhoben
worden
,
das
Gefichte
dermaſſen
verdunckelt
und
verfinſtert
wird
,
daß
ſie
auch
in
die
hoͤchſte
Undanckbarkeit
verfallen
.
Die
Politici
des
Kauff-Hauſes
vermelden
,
daß
ermeldete
Brillen
von
der
koͤſtlichen
Materie
des
immerwaͤhrenden
Gedaͤchtniſſes
wegen
empfangener
Gutthaten
,
wie
auch
aus
der
Erinnerung
der
vorgeflogenen
Freundſchafft
,
gemachet
ſeyen
.
6
)
Aber
viel
wunderbarer
iſt
die
vierte
Art
von
Brillen
,
mit
ſolcher
Kunſt
und
Geſchicklichkeit
verfertiget
,
daß
ſie
aus
einem
Floh
einen
Elephanten
,
aus
einem
Zwerg
einen
groſſen
ungeheuren
Rieſen
machen
.
Dieſe
Art
Brillen
werden
von
etlichen
groſſen
Herren
mit
ſonderbarer
Begierde
gekauffet
,
und
hernach
ihren
ungluͤckſeligen
Hof
dienern
auf
die
Naſe
geſetzet
,
welchen
ſie
dann
die
Augen
dermaſſen
alteriren
,
verfaͤlſchen
und
verblenden
,
daß
ſie
die
geringe
und
ſchlechte
Gunſt
,
wann
ſich
der
Fuͤrſt
etwa
auf
ſie
ſteuret
und
lehnet
,
oder
ſie
uͤber
eine
Achſel
freundlich
,
wiewohl
faͤlſchlich
und
gezwungener
Weiſe
anſiehet
,
hoͤher
achten
als
wann
ſie
jaͤhrlich
tauſend
Species-Ducaten
Intraden
von
ihm
bekaͤmen
.
7
)
Noch
eine
Art
von
Brillen
,
neulicher
Zeit
in
Flandern
erfunden
,
ſeynd
allhier
zu
bekommen
,
und
werden
,
gleichermaſſen
,
von
hohen
Standes-Perſonen
mit
vielem
Gelde
bezahlet
,
hernach
aber
ihren
Hofleuten
verehret
,
welche
von
ihnen
aufgeſetzet
und
gebrauchen
,
verurſachen
,
daß
ſie
die
eingebildete
Belohnungen
und
hohe
Ehren-Stellen
,
allbereits
mit
denen
Haͤnden
ergriffen
zu
haben
vermeynen
,
die
ſie
doch
mit
keinem
Auge
geſehen
,
auch
in
Ewigkeit
nicht
zu
ſehen
bekommen
werden
.
8)
Uber
das
werden
auch
allhier
,
aber
in
ſehr
hohem
Preiß
,
Menſchen-
Augen
feil
gefunden
,
die
eine
wunderbare
Wirckung
und
Tugend
haben
.
Denn
es
iſt
unglaublich
,
welchergeſtalt
einer
ſeine
eigene
Sachen
taͤglich
erkennet
und
verbeſſert
,
wann
er
ſie
wohl
mit
anderer
Leute
Augen
anſchauet
und
einſiehet
.
Und
bezeugen
die
geſamten
Politici
in
dem
Parnaſſo
bey
ihrem
Gewiſſen
,
daß
kein
ander
Mittel
zu
der
wahren
Gluͤckſeligkeit
,
zu
der
vortrefflichen
Tugend
des
Noſce
te
ipſum
,
und
zu
ſeiner
Selbſt-Erkaͤntniß
,
darnach
ſo
viele
groſſe
Maͤnner
geſtrebet
haben
,
zu
gelangen
ſeye
,
als
eben
dieſes
.
9
)
Werden
allhier
verkaufft
Zirckel
,
nicht
von
Silber
,
Meßing
oder
Stahl
,
ſondern
von
der
eigen
nutzigen
Reputation
,
die
ſich
in
allen
Ehren-Staͤnden
befindet
,
verfertiget
und
zugerichtet
ſeynd
uͤber
alle
Maſſen
dienlich
,
ſeine
eigenen
Actiones
taͤglich
damit
abzumeſſen
.
Denn
die
Erfahrung
giebet
einem
jedem
genugſam
zu
erkennen
,
daß
diejenigen
Zirckel
,
ſo
aus
eigenem
Gehirn
,
und
Privat-Intereſſe
geſchmiedet
werden
,
denenjenigen
gar
uͤbel
gerathen
,
welche
in
ihren
taͤglichen
Geſchaͤfften
alle
Linien
in
einen
Punct
zuſammen
bringen
wollen
zu
geſchweigen
,
daß
dergleichen
Zirckel
denenjenigen
,
ſo
ſie
recht
zu
gebrauchen
wiſſen
,
ſehr
nutz
und
dienlich
ſeye
welche
ſich
um
Reputation
willen
,
hoher
Geſchaͤffte
unterfangen
,
dieſelben
recht
abzumeſſen
,
damit
ſie
nicht
in
der
Mitte
ſtecken
bleiben
,
und
hernach
wie
Butter
in
der
Sonnen
beſtehen
.
So
haben
auch
alle
Verthuer
und
Schlecker-
oder
Lecker-
Maͤuler
,
welche
mehr
wollen
verzehren
als
ihr
Pflug
erwerben
kan
,
kein
beſſer
Inſtrument
,
die
nothwendige
,
Tugend
zu
erlernen
,
nicht
hoͤher
zu
ſteigen
,
als
ihnen
die
Federn
gewachſen
.
10
)
Verkauffen
die
Politici
in
dem
Parnaſſo
eine
Art
von
Meßruthen
,
ſo
die
Acker-Leute
zu
gebrauchen
pflegen
,
denen
ſehr
noͤthig
,
welche
mit
andern
Leuten
wichtige
und
hohe
Geſchaͤffte
zu
tractiren
,
oder
ihnen
heimliche
Sachen
zu
vertrauen
haben
,
damit
ſie
dieſelben
in
allen
Ecken
und
Winckeln
wohl
ausmeſſen
und
erforſchen
koͤnnen
.
11
)
Iſt
allhier
groſſer
Vertrieb
von
einer
Art
eiſerner
Inſtrumenten
,
denen
,
ſo
die
Wund-Artzte
und
Zahnbrecher
zu
gebrauchen
pflegen
,
nicht
gar
ungleich
.
Sie
ſeynd
ſehr
nuͤtzlich
und
gut
denen
ungluͤckſeligen
Hofleuten
den
Schlund
und
die
Gurgel
damit
zu
erweitern
,
welche
zu
Zeiten
aus
der
Noth
eine
Tugend
machen
,
und
an
ſtatt
derer
kleinen
Pillen
,
groſſe
Kuͤrbiße
einſchlucken
muͤſſen
.
12
)
Findet
ſich
allhier
eine
groſſe
Menge
von
Beſen
,
ſo
von
lauter
Vorſichtigkeit
geflochten
,
und
zuſammen
gebunden
ſeynd
.
Dieſe
werden
ſehr
von
klugen
und
verſchlagenen
Hofleuten
eingekaufft
,
des
Morgens
und
Abends
die
Stiegen
ſauber
und
wohl
zukehren
,
damit
ſie
nicht
uͤber
die
gefaͤhrliche
Erbſen
fallen
,
welche
etliche
mißgoͤnſtige
darauf
zu
ſtreuen
pflegen
,
ſo
ſich
mehr
delectiren
und
beluſtigen
anderer
Leute
Actiones
zu
vernichten
und
zu
verkleinern
,
als
ihre
eigenen
wohl
anzuſtellen
,
und
ſich
allein
befleißigen
andere
ehrliche
Leute
um
ihren
guten
Namen
,
Ehre
und
Reputation
zu
bringen
.
13
)
Befindet
ſich
allhier
in
dem
politiſchen
Kauff-Haus
die
vortreffliche
Dinte
ſo
dem
Golde
gleich
geachtet
wird
,
viel
koͤſtlicher
als
das
Laſur-Blau
,
welche
Dinte
von
beruͤhmten
Scribenten
verſchrieben
wird
,
und
iſt
gleichſam
ein
koͤſtlicher
Balſam
ihre
verſtorbenen
Coͤrper
damit
zu
balſamiren
,
und
ihnen
,
auch
nach
dem
Tode
,
einen
ewigen
und
guten
Geruch
zu
machen
;
dahingegen
die
Ignoranten
und
ungelehrte
,
oder
auch
gelehrte
Narren
und
Fantaſten
,
einen
unertraͤglichen
Geſtanck
von
ſich
geben
,
und
bald
nach
ihrem
Tod
zu
Staub
und
Aſche
werden
.
Weiſe
und
gelehrte
Leute
machen
ihnen
mit
dieſer
Dinte
allein
einen
ewigen
und
unſterblichen
Namen
,
welcher
mit
denenjenigen
,
ſo
nichts
gewuſt
haben
,
ſobald
ihnen
der
Athem
ausgehet
,
zu
gleich
verloͤſchet
.
Dieſer
Balſam
hat
in
Wahrheit
eine
uͤbernatuͤrliche
Krafft
und
Wirckung
,
dieweil
diejenigen
,
ſo
ſich
damit
ſalben
,
leben
,
ob
ſie
ſchon
ſterben
,
und
allein
ſo
viel
den
Leib
belanget
,
und
aus
dieſer
Welt
ſcheiden
,
wegen
ihrer
vortrefflichen
Buͤcher
aber
in
Ewigkeit
darinnen
bleiben
.
14
)
Loͤſen
offt-gemeldte
politiſche
Handels-Leute
viel
Geld
aus
einem
Oele
,
welches
vielmals
ſehr
dienlich
befunden
worden
,
denen
,
ſo
zu
Hofe
leben
,
den
Magen
damit
zu
ſtaͤrcken
,
auf
daß
ſie
ohne
Verletzung
der
Complexion
ihrer
Gedult
,
den
groſſen
Wiederwillen
,
und
die
hefftigen
Verdrießlichkeiten
,
ſo
ſie
zu
Hofe
einſchlucken
muͤſſen
,
deſto
beſſer
verdauen
moͤgen
.
15
)
Verkauffen
ſie
in
einen
kleinen
Glaͤßlein
,
den
wohl-riechenden
Menſchen-Schweiß
,
ſehr
dienlich
,
diejenigen
damit
zu
beſtreichen
,
welche
durch
den
lieblichen
Geruch
ihrer
ſauren
Muͤh
und
Arbeit
,
mit
der
Feder
in
der
Hand
,
unter
denen
Gelehrten
ſich
gerne
wollen
finden
laſſen
.
16
)
Werden
ſehr
herrliche
Morſellen
allhier
verkaufft
,
ſo
ſehr
dienlich
ſind
etlichen
eigenſinnigen
und
wiederſpaͤnſtigen
Stoicis
einen
Appetit
zu
machen
,
damit
ſie
vor
denen
Wiederwaͤrtigkeiten
dieſer
Welt
nicht
ſo
leichtlich
einen
Eckel
und
Grauen
bekommen
,
ſondern
ſelbigen
mit
groͤſſerer
Begierde
zu
ſich
nehmen
und
einſchlucken
moͤchten
.
Denn
ob
zwar
dieſelbe
vielen
einen
Grauen
verurſachen
,
und
manchen
ehrlichen
Mann
gantz
und
gar
zuwider
ſind
,
ſo
muß
man
doch
vielmals
groſſer
Herren
Ungunſt
nicht
auf
ſich
zu
laden
,
auch
ſeine
eigene
Sachen
nicht
in
Gefahr
zu
ſetzen
,
ſich
ſtellen
,
als
ob
man
einen
ſonderlichen
Gefallen
daran
haͤtte
,
und
dieſelbe
mit
groſſer
Begierde
und
hungerigen
Magen
,
ſo
warm
man
es
leiden
kan
,
zu
ſich
nehmen
.
17
)
Verkauffet
man
in
dieſem
Cram
groſſe
Schachteln
mit
dem
allerbeſten
Bieſem-Zucker
,
denenjenigen
geheimen
Raͤthen
,
Secretariis
und
Raths-Herren
einen
lieblichen
und
wohl-riechenden
Athem
zu
machen
,
welche
die
Vertrauten
geheimen
Sachen
bey
ſich
behalten
,
und
in
ihrem
Leibe
verfaulen
laſſen
muͤſſen
.
18
)
In
einem
beſondern
Laden
,
à
part
,
werden
auch
gefunden
die
Eiſen
,
ſo
man
denen
Pferden
auf
der
Weide
anzuthun
pfleget
,
von
dem
Eiſen
der
Weisheit
und
der
Bedachtſamkeit
geſchmiedet
.
Und
obſchon
etliche
Unverſtaͤndige
vor
ſolchen
,
als
Inſtrumente
vor
die
unvernuͤnfftige
Thiere
gehoͤrig
einen
groſſen
Abſcheu
tragen
;
ſo
haben
doch
andere
Verſtaͤndigere
ſolche
in
groſſen
Eſtim
,
dannenhero
ſie
auch
von
denen
unbedachtſamen
und
unvorſichtigen
Koͤpffen
mit
groſſem
Gelde
bezahlet
werden
,
um
ſich
dadurch
im
Zaum
zu
halten
,
welche
anderergeſtalt
viel
lieber
ihre
geſchaͤffte
uͤber
Hals
und
Kopff
auf
der
Poſt
,
als
mit
einem
gemeinen
Bothen
,
der
mit
Bedachtſamkeit
daher
gehet
,
verrichten
wollen
.
19
)
Unter
allen
Waren
aber
,
ſo
in
dieſem
reichen
Kauff-Hauſe
feil
,
iſt
keine
die
beſſer
abgehet
,
als
eine
Art
von
Fliegen-Wedeln
,
ſo
zwar
nicht
von
koͤſtlichen
Strauſſen
,
noch
von
Pfauen
oder
anderer
ſchoͤnen
Vogel-Federn
,
ſondern
von
Kraͤutern
und
Blumen
gemachet
ſind
.
Und
weil
Andreas
Matthiolus
,
Parnaßiſcher
Botanicus
,
unter
dieſen
Kraͤutern
und
Blumen
den
gifftigen
Napellum
gefunden
hat
,
haben
dahero
die
ſaͤmtlichen
Raͤthe
in
dem
Parnaſſo
abgenommen
,
daß
dieſe
Fliegen-Wedel
nicht
erfunden
ſeyen
in
dem
Sommer
,
Wind
damit
zu
machen
,
ſondern
vielmehr
die
verdrießlichen
Fliegen
von
der
Naſe
damit
zu
vertreiben
,
welche
etliche
Unverſtaͤndige
mit
denen
Dolch
en
zu
verjagen
vermeynet
,
ihnen
aber
daruͤber
die
Naſen
ſelbſt
abgehauen
.
Poëten
und
andere
ſtoltze
Gelehrte
haben
folgende
Relation
aus
dem
Parnaſſo
in
reiffe
Erwegung
zu
ziehen
:
DAmit
die
Ungelehrten
,
und
Ignoranten
,
mit
ihren
unſaubern
Gemuͤthern
,
den
Parnaſſum
nicht
entheiligten
und
verunreinigten
,
hat
Apollo
ſchon
vor
etlichen
Jahren
zwo
Compagnien
Poëten
aus
Sicilien
kommen
laſſen
,
ſo
in
dem
Reymenreiſſen
uͤber
die
Maſſen
gut
,
und
in
ihren
Inventionibus
ſehr
excelliren
.
Deren
Amt
iſt
,
daß
ſie
taͤglich
die
Straſſen
battiren
und
bereiten
ſelbige
ſauber
zu
halten
.
Dieſe
bekamen
vor
acht
Tagen
einen
Poëten
gefangen
,
welcher
bey
Verluſt
Leibes
und
Lebens
,
aus
dem
Parnaſſo
relegiret
und
verwieſen
war
.
Dieſer
ob
ihm
ſchon
Buͤcher
,
wie
nicht
weniger
ſonſt
etwas
zu
ſchreiben
verboten
geweſen
,
hat
er
doch
dem
ungeachtet
,
Apollini
zum
Trutz
,
und
denen
ſaͤmtlichen
Muſis
zu
beſonderer
Verungluͤmpffung
,
nicht
unterlaſſen
,
taͤglich
viel
Papier
mit
ſeinen
Lumpen-Verſen
zu
beſudeln
und
zu
verderben
.
Ja
was
noch
mehr
,
ſo
hat
er
ſich
vor
einen
recht
excellenten
Poëten
ausgeben
duͤrffen
.
Indem
nun
die
Haͤſcher
ihn
beſuchten
,
fanden
ſie
ein
Karten-Spiel
bey
ihm
,
welches
dann
ſein
Verbrechen
,
und
ſeine
Miſſethat
,
nicht
wenig
vermehrt
,
weil
ohne
diß
die
Karten
Spiele
vor
Laſterhafftig
gehalten
,
und
bey
Lebens-Straffe
verboten
ſind
.
Sie
uͤberlieferten
dannenhero
daß
,
bey
dem
Poëten
gefundene
,
Karten-
Spiel
ſo
gleich
dem
Apollini
;
welcher
ſich
zum
hoͤchſten
uͤber
eine
ſolche
ſchaͤndliche
Erfindung
verwunderte
,
und
daß
die
laſterhafften
Menſchen
die
Zeit
dadurch
zubringen
,
auch
Ehre
,
Guth
und
Reputation
,
Leib
und
Leben
,
ja
bißweilen
gar
die
Seele
,
damit
verſpielen
moͤgen
.
Noch
mehr
aber
entſetzte
ſich
Apollo
,
als
er
vernahm
,
daß
die
Thorheit
derer
Menſchen
,
ſo
hoch
geſtiegen
waͤre
,
daß
ſie
dasjenige
ein
Spiel
und
Kurtzweil
nenneten
,
welches
ſie
doch
mit
ſo
groſſem
Eiffer
und
Ernſt
trieben
,
ja
daß
ſie
vor
eine
Freude
Luſt
und
Kurtzweile
hielten
,
das
Geld
ſo
leichtfertiger
Weiſe
zu
wagen
,
daß
mit
ſo
ſaurem
Schweiß
erworben
wird
,
und
zu
ſoviel
unzehlichen
Sachen
nuͤtzlich
und
gut
iſt
,
abſonderlich
zu
Buͤchern
,
ohne
welche
die
heutige
Welt
Ariſtotelem
vor
einen
Narren
,
und
Alexandrum
Magnum
vor
einen
gemeinen
Mann
,
halten
wuͤrde
.
Appollo
fragte
dieſen
Poëten
,
welches
Spiel
er
vor
allen
andern
am
meiſten
ůbete
und
brauchte
?
worauf
er
antwortete
das
Trumpff-
Spiel
gefalle
ihm
am
allerbeſten
.
Derohalben
befahl
Apollo
demſelben
,
ſolchen
zu
ſpielen
,
welches
er
thaͤte
.
Sobald
nun
Apollo
derer
Meiſter-Griffe
dieſes
Spiels
innen
ward
,
rieff
er
uͤberlaut
,
dieſes
Spiel
ſeye
die
rechte
Philoſophie
derer
Hofleute
,
und
die
nothwendigſte
Wiſſenſchafft
,
ſo
alle
Menſchen
lernen
ſolten
,
welche
nicht
vor
grobe
und
ungeſchickte
Toͤlpel
wolten
gehalten
werden
.
Es
lieſſen
ſich
auch
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
zugleich
vermercken
,
daß
der
Schimpff
,
ſo
dieſem
guten
Poëten
wiederfahren
,
ihnen
zum
hoͤchſten
mißfiele
wuͤrdigten
ihn
derowegen
vor
das
erſte
des
Titels
eines
Tugendhafften
,
befahlen
auch
alſobald
ihn
loß
zu
laſſen
,
und
geboten
dem
Pedellen
der
Univerſitæt
,
den
folgenden
Tag
ein
abſonderliches
Logement
vor
ihn
aufzuthun
,
und
zuzurichten
,
in
welchem
dieſer
vortreffliche
Mann
,
dem
gemeinen
Nutzen
zum
Beſten
,
das
herrliche
Trumpff-Spiel
oͤffentlich
lehren
,
und
jederman
darinnen
unterweiſen
ſolte
.
Apollo
machte
ihm
darneben
eine
herrliche
Beſtallung
aus
,
von
500.
Ducaten
,
befahl
auch
bey
hoher
Straffe
denen
Platonicis
,
Peripateticis
,
und
denen
ſaͤmtlichen
Philoſophis
moralibus
,
wie
auch
insgemein
allen
Gelehrten
in
dem
Parnaſſo
,
daß
ſie
dieſe
hoͤchſt-noͤthige
Wiſſenſchafft
mit
Fleiß
erlernen
ſolten
.
Und
damit
ſie
dieſes
Spiel
nicht
ſo
leichtlich
wieder
vergeſſen
moͤchten
,
erlaubte
er
ihnen
,
ſich
taͤglich
eine
Stunde
darinnen
zu
uͤben
.
Ob
nun
zwar
dieſes
denen
ſaͤmtlichen
Gelehrten
in
dem
Parnaſſo
ſehr
Spaniſch
vorkam
,
daß
aus
einem
ſolchen
,
vermeynten
,
gemeinen
Bernhaͤuter-
Spiel
,
etwas
zum
menſchlichen
Leben
nuͤtz-
und
dienliches
ſolte
koͤnnen
gefaſſet
werden
;
ſo
wuſten
ſie
dennoch
vor
gewiß
,
daß
Appollo
nicht
leichtlich
etwas
befoͤhle
,
daraus
ſeine
(
Virtuoſi
)
Tugendhaffte
nicht
ſonderlichen
und
groſſen
Nutzen
zu
erwarten
haͤtten
.
Sie
leiſteten
demnach
Ihrer
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
unterthaͤnigſten
Gehorſam
,
dergeſtalt
,
daß
gedachte
Schule
in
ein
groſſes
Aufnehmen
geriethe
.
Nachdem
nun
denen
Gelehrten
die
verborgenen
Griffe
,
und
Heimlichkeiten
,
dieſes
Spiels
begunten
offenbar
zu
werden
,
erhuben
ſie
Se.
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
,
Dero
trefflichen
und
hohen
Verſtandes
wegen
,
biß
in
den
achten
Himmel
hinauf
,
ruͤhmeten
und
preiſeten
uͤberall
,
daß
weder
die
Philoſophie
,
noch
auch
die
Poëterey
,
Mathematic
,
Sternguckerey
,
oder
einige
andere
Scienttz
,
ſondern
eintzig
und
allein
dieſes
wunterſeltſame
Trumpff-Spiel
,
das
hohe
Geheimniß
,
ſonderlich
diejenigen
,
ſo
ihr
Leben
bey
Hofe
zubringen
muͤſſen
,
lehrte
,
daß
eine
jede
ſchlimme
,
und
die
Geringſte
Trumpff-Karte
die
allerhoͤchſten
und
beſten
Bilder
in
der
Karte
,
wann
ſie
nicht
Trumpff
ſind
,
hinweg
nimmt
und
dieſelben
ſticht
.
Denen
Gelehrten
,
derer
gantze
Wiſſenſchafft
in
einem
eitlen
Wort-Gepraͤnge
und
Geſchwaͤtze
beſtehet
,
wird
dieſe
Relation
aus
dem
Parnaſſo
beſtens
recommandiret
.
EIn
Gelehrter
Laconier
hatte
ſeine
Meynung
mit
allzuvielen
Worten
vorgebracht
;
ward
aber
von
dem
Magiſtrat
daſelbſt
uͤberzeuget
,
daß
er
es
mit
zweyen
haͤtte
verrichten
koͤnnen
.
Weil
nun
die
Laconier
ſparſamer
mit
Worten
als
die
Geitzigen
mit
denen
Ducaten
umzugehen
pflegen
,
ward
dem
Schwaͤtzer
und
Plauder-Matz
,
um
ſeines
Fehlers
willen
,
der
in
ſeinem
Vaterland
mehr
als
Capital
iſt
,
nachdem
er
bereits
acht
Monate
in
beſchwerlichem
Gefaͤngniße
gelegen
,
vor
fuͤnff
Tagen
auferleget
,
daß
er
zur
Straffe
,
den
Piſaniſchen
Krieg
von
Franciſco
Guiccardino
beſchrieben
,
nur
einmal
durchleſen
ſolte
.
Mit
groſſer
Muͤhe
und
Arbeit
laſe
dieſer
Laconier
nur
das
erſte
Blat
durch
.
Alsdann
empfande
er
einen
ſolchen
Eckel
,
ja
eine
rechte-Todes
Angſt
,
wegen
des
langen
Gewaͤſches
,
daß
er
hinlieff
,
denen
Richtern
welche
das
Urtheil
gefaͤllet
,
einen
Fuͤß-Fall
that
,
und
ſie
inſtaͤndigſt
bat
,
ihn
Zeit
ſeines
Le
bens
auf
die
Galleren
zu
verdammen
,
oder
einzumauren
,
ja
aus
Barmhertzigkeit
lieber
lebendig
zu
ſchinden
,
als
ihn
ferner
aufzuhalten
,
die
weitlaͤufftigen
Erzehlungen
,
ſo
kein
Ende
naͤhmen
,
die
ſchlaͤffrigen
Anſchlaͤge
,
und
verdrießlichen
Orationes
,
welche
bey
Einnehmung
auch
eines
jeglichen
alten
Tauben-
Hauſes
gehalten
worden
,
zu
leſen
.
Denn
es
breche
im
das
Hertz
,
uͤbertreffe
auch
alle
Marter
,
alle
Schmertzen
derer
gebaͤrenden
Weiber
,
und
alle
Todes-
Angſt
,
ſo
,
auf
Anhalten
derer
allergreulichſten
Tyrannen
,
der
gottloſe
Perillus
jemals
haͤtte
erdencken
koͤnnen
.
Auf
Gelehrte
,
in
welchen
eine
uͤbermaͤßige
,
und
ihnen
nicht
anſtaͤndige
Curioſité
herrſchet
,
kan
nachſtehende
Relation
gezogen
werden
.
GEſtriges-Tages
wurde
von
dem
Obriſten
derer
Schergen
,
ſo
von
denen
Zuchtmeiſtern
uͤber
die
Studia
beſtellet
iſt
,
gefaͤnglich
eingebracht
ein
vornehmer
Gelehrter
,
welcher
auf
friſcher
That
ergriffen
worden
,
daß
er
,
mit
der
Brille
auf
der
Naſen
,
etliche
Italiaͤniſche
verliebte
Poëtiſche
Gedichte
geleſen
,
deswegen
er
,
auf
Befehl
Apollinis
,
dieſen
Morgen
dreymahl
ziemlich
ſtatck
mit
Ruthen
geſtrichen
,
und
ihm
darneben
angezeiget
worden
,
er
ſolte
in
dieſem
ſeinem
Alter
,
ſo
ſich
auf
55.
Jahre
erſtreckete
,
die
Zeit
beſſer
anwenden
,
und
ſich
auf
nuͤtzlichere
und
ernſthafftere
Studia
legen
.
Denn
die
Zeit
mit
Leſung
dieſer
Italiaͤniſchen
Geſaͤnge
und
Reimen
zuzubringen
und
zu
verlieren
,
ſtuͤnde
denen
jungen
Leckern
und
Loͤffel-Maͤulern
viel
beſſer
an
,
denen
es
auch
,
wegen
ihres
Alters
,
zu
gut
gehalten
wuͤrde
;
denen
Alten
aber
koͤnte
man
ſolches
nicht
ungeſtrafft
hingehen
laſſen
.
Diejenigen
Gelehrten
,
welche
ihr
,
Geſinde
,
ingleichen
ihr
Vieh
,
uͤber
die
Gebuͤhr
hart
tractiren
,
moͤgen
ſich
die
jetzt-kommende
Relation
aus
dem
Parnaſſo
an
die
Naſe
reiben
.
DEn
1ten
April
erſchienen
vor
dem
Apolline
der
weitberuͤhmte
guͤldene
Eſol
Apulei
,
wie
auch
die
beruͤhmte
Aſinaria
Plauti
.
Dieſe
brachten
im
Namen
derer
ſaͤmmtlichen
Eſel
an
und
vor
,
daß
,
wann
diejenigen
Thiere
von
dem
menſchlichen
Geſchlechte
wohl
gehalten
zu
werden
meritirten
,
welche
wenig
koſteten
,
und
doch
groſſen
Nutzen
ſchaffeten
,
ſo
haͤtten
ſie
vor
allen
andern
Thieren
Urſache
genug
ſich
uͤber
ihre
Herren
zu
beklagen
.
Denn
ob
ſie
ſchon
wegen
der
ſchweren
Arbeit
,
weder
Tag
noch
Nacht
Ruhe
haͤtten
,
behuͤlffen
ſie
ſich
doch
mit
Waſſer
und
Haber-Stroh
,
und
hielten
Oſtern
bey
einer
Handvoll
Kleyen
,
wuͤrden
aber
,
dem
allen
ungeachtet
,
von
ihrer
Herrſchafft
mit
ſolcher
Unbeſcheidenheit
tractiret
,
daß
ſie
gleichſam
ein
erbaͤrmliches
Spectacul
vor
der
gantzen
Welt
worden
.
Ja
wann
ſie
ſich
ſchon
mit
denen
allerſchaͤndlichſten
und
verachteſten
dienſten
gegen
ihre
Herren
demuͤthigten
,
koͤnten
ſie
dennoch
ihre
harten
und
Steinern
Hertzen
nicht
erweichen
.
Sie
baͤten
derohalben
auf
das
demuͤthigſte
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
wolten
Ihnen
belieben
laſſen
,
bey
ihrer
Eſels-Arbeit
,
wo
nicht
ein
gantzes
Punctum
,
doch
zum
wenigſten
ein
Strichlein
oder
Comma
zu
machen
,
und
ihren
Herren
zu
befehlen
,
gegen
Creaturen
,
die
ſich
ſo
hoch
verdient
gemacht
,
wo
nicht
Danckbarkeit
,
doch
auf
das
wenigſte
Beſcheidenheit
,
zu
gebrauchen
.
Die
Klage
und
das
Verlangen
derer
geſamten
Eſel
,
befande
Apollo
dermaſſen
billig
,
daß
er
ihnen
ihre
Bitte
gewaͤhrete
.
Hiernechſt
entbrannte
er
gantz
vor
Zorn
wider
viele
Philoſophos
,
und
andere
Gelehrte
,
welche
prætendiren
,
unendlich
mehr
Weißheit
als
andere
Menſchen
zu
beſitzen
,
und
doch
nicht
einmal
wiſſen
,
wie
ſie
ihr
Vieh
tractiren
ſollen
.
Dieſe
verwandelte
Apollo
,
zur
Straffe
,
in
Eſel
,
Ochſen
,
Pferde
ꝛc.
in
welcher
Geſtalt
ſie
ſechs
Monate
verbleiben
,
und
eben
ſo
tractiret
werden
ſollen
,
wie
ſie
ihr
Vieh
zu
tractiren
pflegen
.
Relation
von
denen
ausgeſaͤeten
Kuͤnſten
derer
Gelehrten
,
und
wie
ſie
dieſelben
gebauet
haben
.
DIe
Erndte
in
dem
Parnaſſo
iſt
nunmehro
voruͤber
,
auch
alle
Fruͤchte
bereits
von
denen
Herren
Gelehrten
in
die
Scheuren
eingefuͤhret
.
Allein
man
muß
bekennen
,
daß
die
allermeiſten
eine
ſchlechte
Erndte
gehabt
;
woran
zum
Theil
das
Abnehmen
des
menſchlichen
Verſtandes
,
und
den
Saamen
,
den
man
ausgeſaͤet
:
zum
Theil
aber
das
Erdreich
,
dann
auch
Lufft
und
Waſſer
Schuld
iſt
.
Die
,
ſo
auf
Poëterey
gebauet
,
haben
in
dem
Fruͤhling
ihres
Alters
geſehen
,
daß
die
Felder
ſich
ſehr
ſchoͤn
zeigten
,
hoffeten
derowegen
nicht
unbillig
auf
eine
reiche
Erndte
.
Als
aber
der
Junius
,
in
welchem
das
Korn
zu
ſchoſſen
pfleget
,
herbey
ruͤckte
,
wurden
die
armſeligen
Leute
gewahr
,
daß
aus
ihrer
Arbeit
nichts
als
tolle
Gewaͤchſe
und
unbrauchbare
Blumen
wurden
,
ſo
daß
ſie
vergebens
gearbeitet
hatten
,
und
dabey
Hunger
und
Kummer
leiden
muͤſſen
,
deswegen
dann
ſelbiger
Ackerbau
,
weil
er
ſehr
ſchlechten
Gewinn
bringet
,
fuͤhrohin
gewaltig
in
das
Abnehmen
kommen
wird
.
Die
,
ſo
Latein
geſaͤet
,
und
eine
ſtoltze
Einbildung
geheget
,
daß
die
Saat
gerathen
muͤſte
,
haben
anders
nichts
als
Schulfuͤchſereyen
und
Grammaticaliſche
Staͤnckerey
geerndtet
.
Von
der
Griechiſchen
Sprache
iſt
wenig
geſaͤet
worden
,
weil
jetziger
Zeit
ſchlechter
Vertrieb
dabey
iſt
,
welches
vielleicht
daher
ruͤhret
,
daß
das
Brod
,
ſo
aus
dieſem
Korn
gebacken
wird
,
ob
es
zwar
vor
langen
Jahren
einer
volckreichen
Nation
taͤgliche
Speiſe
geweſen
,
denen
bloͤden
Maͤgen
,
derer
jetzigen
ſchwachen
Naturen
,
ſchwer
zu
verdauen
faͤllet
.
Derowegen
haben
etliche
verſchlagene
Koͤpffe
in
ihren
Gaͤrten
nur
allein
ſo
viel
geſaͤet
,
als
ſie
in
ihrem
eigenen
Hausweſen
vor
noͤthig
gehabt
,
vielmehr
damit
ſie
nicht
vor
Ignoranten
und
vor
unverſtaͤndig
gehalten
wuͤrden
,
als
daß
ſie
ſich
vor
gelehrte
Leute
ausgeben
ſolten
ingleichen
nur
den
Saamen
davon
zu
erhalten
,
und
keinesweges
als
ob
ſie
Kauffmanſchafft
damit
treiben
wolten
.
Der
Saame
der
Hebraͤiſchen
Sprache
hat
ſich
faſt
gar
verlohren
.
Denn
weil
er
nicht
mehr
im
Gebrauch
,
wird
gar
wenig
geſaͤet
,
welches
dann
denen
Menſchen
nicht
zu
geringer
Schande
und
Schmach
gereichet
,
daß
ſie
eine
ſolche
Sprache
nicht
hoͤher
achten
,
in
welcher
vor
Zeiten
GOtt
der
HErr
ſelbſten
geredet
,
welches
ihr
auch
kein
geringes
Anſehen
machet
.
Die
Philoſophie
haben
Wurm-Saamen
geſaͤet
,
deswegen
auch
wunderſeltſame
Gewaͤchſe
daraus
hervor
gekommen
ſind
,
als
zum
Exempel
Grillen
,
Schwaben
,
Ratten
,
Maͤuſe
,
und
ander
Ungeziefer
mehr
.
Aus
dem
Saamen
,
welchen
die
Aſtrologi
geſaͤet
,
ſind
Narren-Kappen
worden
.
Diejenigen
aber
,
welche
eine
reiche
und
gute
Endte
gehabt
,
ſind
die
Aſtronomi
,
die
boͤſen
Advocaten
und
unverſtaͤndigen
Medici
.
Denn
der
Saame
,
den
die
Aſtronomi
ausgeſtreuet
,
hat
Luͤgen
getragen
,
deren
ſie
ſehr
benoͤthiget
ſind
,
die
Calender
damit
anzufuͤllen
und
voll
zu
machen
.
Daß
aber
die
boͤſen
Advocaten
und
unverſtaͤndigen
Medici
eine
ſo
reiche
Erndte
gehabt
,
daran
iſt
dieſes
Urſache
,
weil
die
boͤſen
Advocaten
,
in
Ermangelung
eines
gnaͤdigen
Regens
von
dem
Himmel
,
ihren
Acker
mit
dem
Speck
derer
Zanckſuchtigen
und
Proceſſ-liebenden
Narren
geſpicket
;
mit
denen
Thraͤnen
derer
an
der
Gerechtigkeit
Noth-leidenden
,
auch
daher
Weinenden
und
Seufftzenden
gewaͤſſert
;
und
die
unverſtaͤndigen
Medici
den
ihrigen
mit
denen
Leichen
dererjenigen
ungluͤckſeligen
Patienten
,
die
in
ihre
Haͤnde
gerathen
ſind
,
geduͤnget
haben
,
wie
man
ſonſt
die
Aecker
und
Felder
mit
Miſt
zu
duͤngen
pfleget
.
Das
ſchlimmſte
bey
der
gantzen
Sache
iſt
nur
dieſes
,
daß
ſich
zu
gleicher-Zeit
,
der
Fluch
,
und
ein
ſchweres
Gewiſſen
mit
in
die
Scheuren
derer
boͤſen
Advocaten
,
und
unverſtaͤndigen
Medicorum
,
einquartieret
haben
,
welche
ſonder
Zweiffel
alles
eingeerndete
wieder
verzehren
und
auffreſſen
werden
.
Die
,
ſo
Gutthaten
geſaͤet
,
haben
wider
Verhoffen
ebenfalls
eine
gute
Erndte
gehabt
.
Denn
ſo
herrlich
dieſer
Saame
,
ſo
wunberbar
iſt
er
auch
,
indem
von
vielen
Achteln
,
welche
man
in
das
Erdreich
wirfft
,
obſchon
bey
nahe
alles
zu
Schanden
gienge
,
dennoch
ein
einiges
Koͤrnlein
,
ſo
davon
aufgehet
,
den
Ackers-
und
Saͤemann
zu
groſſer
Gluͤckſeligkeit
bringet
.
Zu
dieſem
herrlichen
Acker-Bau
aber
gehoͤren
allein
großmuͤthige
und
freygebige
Leute
.
Denn
die
Geitz-Haͤlſe
,
denen
die
Geldgierigkeit
angebohren
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
eher
erndten
als
ſaͤen
wollen
,
haben
das
Hertze
nicht
,
dieſen
edlen
Saamen
auszuſtreuen
,
weil
ſie
vermeynen
er
ſey
verlohren
.
Gleichergeſtalt
haben
diejenigen
,
welche
Draͤuungen
,
und
Schmaͤh-
Worte
ausgeſaͤet
,
eine
reiche
Erndte
gehabt
,
allermaſſen
ſie
in
der
That
,
Feindſchafft
,
Verletzungen
und
Schaden
genug
bekommen
.
Die
,
ſo
boͤſe
Wuͤnſche
geſaͤet
,
haben
den
Fluch
eingeerndtet
.
Etliche
andere
,
ſo
Diſteln
der
Verleumdung
geſaͤet
,
haben
eine
ſolche
reiche
Erndte
von
Dornen
gehabt
,
daß
ſie
alle
Scheuren
damit
angefuͤllet
,
und
biß
in
das
dritte
Glied
genug
daran
haben
.
Eine
ſehr
nachdenckliche
Relation
aus
dem
Parnaſſo
iſt
auch
dieſe
.
EInes
Menſchen
Sinn
und
Humeur
recht
zu
erkennen
iſt
noͤthig
oͤffters
an
diejenigen
Orte
zu
gehen
,
wo
ehrliche
Handthierung
getrieben
wird
:
wie
nicht
weniger
in
ſolche
Craͤme
und
Laden
,
wo
laſterhaffte
und
boͤſe
Sachen
verkauffet
werden
.
Wer
ſich
nun
darinnen
finden
laͤſſet
,
den
muß
man
genau
mercken
und
notiren
.
Alſo
geben
die
Buchlaͤden
zu
erkennen
,
welche
Liebhaber
derer
freyen
Kuͤnſte
ſeynd
.
Alſo
zeugen
Spiel-Haͤuſer
,
und
Spiel-Plaͤtze
,
mit
Fingern
auf
die
,
ſo
Luſt
zu
dem
Spielen
haben
.
Die
Paſteten-Haͤuſer
,
und
beruͤhmten
Tracteurs
,
verrathen
die
Schlecker-Maͤuler
;
die
Wirths-Haͤuſer
die
Zech-Bruͤder
.
An
keinem
beſſern
und
bequemern
Orte
aber
kan
man
die
eitlen
leichtfertigen
Leute
erkennen
lernen
,
als
in
denen
Barbier-Stuben
,
in
welchen
man
ſiehet
,
welches
die
Ganimedes
und
Narciſſi
ſeynd
,
ſo
da
mit
groſſer
Gedult
dem
Barbierer
zwo
Stunden
ſtille
halten
koͤnnen
,
die
ſo
puͤnctlich
und
eben
muͤſſen
geputzet
ſeyn
,
daß
ſie
mehr
Zeit
zubringen
,
den
Bart
recht
aufſetzen
zu
laſſen
,
als
die
allerzierlichſte
Braut
ihren
gantzen
Kopff
zu
zieren
und
zu
ſchmuͤcken
.
Wann
ein
eintziges
Haͤrlein
vor
dem
andern
hervor
gucket
,
oder
krumm
ſtehet
,
meynen
ſie
gleich
,
ſie
ſeyn
die
allerverſtelteſten
Leute
in
der
gantzen
Stadt
.
Daher
koͤmmet
es
,
daß
der
Zeitungs-Schreiber
,
dem
dergleichen
Stuͤcklein
wohl
bekannt
,
ſich
zum
oͤfftern
in
dem
politiſchen
Kauf-Haus
finden
laͤſſet
,
und
ſolches
allein
darum
,
auf
daß
er
aus
denen
Waaren
,
ſo
andere
kauffen
,
in
Erfahrung
bringen
moͤge
,
wie
ihrer
viele
an
dem
Hofe
des
Appollinis
geſinnet
ſeyn
,
damit
er
hernachmals
,
ſeinen
guten
Freunden
und
Bekannten
eigentlichen
Bericht
deswegen
thun
koͤnne
.
Es
kam
demnach
in
dieſes
politiſche
Kauff-Haus
,
vor
dreyen
Tagen
,
Johannes
Baptiſta
Sanga
,
ein
beruͤhmter
Secretarius
an
dem
Roͤmiſchen
Hofe
.
Dieſer
fragte
einen
von
denen
Cram-Dienern
,
ob
er
Kohlen
zu
verkauffen
haͤtte
?
Ihm
wurde
mit
Ja
geantwortet
,
auch
die
Kohlen
zugleich
gezeiget
,
und
weil
ſie
ihm
wohl
anſtunden
,
wurde
man
des
Kauffes
eins
.
Er
kauffte
aber
deren
viertzig
Laſt
.
Solches
kam
den
Zeitungs-Schreibern
Spaniſch
vor
,
was
doch
dieſer
Secretarius
mit
ſo
vielen
Kohlen
anheben
wolte
,
als
der
nur
einen
Diener
haͤtte
.
Weil
er
nun
des
Sangæ
gar
vertrauter
Freund
war
,
begehrte
er
deſſen
Urſache
von
ihm
zu
wiſſen
,
ob
er
es
vielleicht
darum
thaͤte
weil
die
Kohlen
wohlfeiler
als
das
Holtz
waͤren
?
dieſem
gab
der
Sanga
zur
Antwort
,
Er
,
als
der
zu
Hofe
lebte
,
muͤſte
mehr
auf
Reputation
als
auf
Gewinn
ſehen
,
hielte
nichts
von
dem
Feuer
,
ſo
von
Holtz
gemachet
wuͤrde
,
weil
es
viel
Rauch
und
wenig
Kohlen
gaͤbe
.
Es
waͤren
auch
die
Kohlen
denenjenigen
ſehr
dienlich
,
die
da
nicht
gerne
haben
,
daß
ihre
Suppen
und
Speiſen
nach
Rauch
ſchmecken
.
So
gaͤbe
es
hiernechſt
Spuͤr-Hunde
,
die
nur
anderer
Leute
Thun
auszuforſchen
ſich
beflieſſen
,
und
nach
Proportion
des
Rauchs
der
aus
der
Kuͤche
gienge
,
urtheileten
,
wie
ſtattlich
dieſer
oder
jener
zu
Hauſe
lebe
.
An
dieſem
Rauch
ſeye
ihm
dannenhero
nichts
gelegen
,
ſondern
er
contentire
ſich
,
wann
nur
ſein
Tiſch
in
geheim
wohl
verſehen
waͤre
.
Nach
dem
Sanga
kam
der
Philoſophus
Epictetus
,
ſeines
guten
Namens
und
aufrichtigen
Gemuͤths
wegen
in
dem
Parnaſſo
hoch
gehalten
,
und
dem
Zeitungs-Schreiber
wohlbekannt
.
Dieſer
begehrte
allerley
Beltzwerck
zu
ſehen
,
und
es
wurden
ihm
alſobald
Zobel
und
andere
koͤſtliche
Arten
von
Thieren
gezeiget
.
Weil
ſie
ihm
aber
nicht
gefielen
,
ſagte
er
zu
dem
Vorſteher
des
Kauff-Hauſes
,
Es
waͤren
ihm
dieſe
Beltze
viel
zu
ſtattlich
,
und
deswegen
vor
ihn
nicht
dienlich
,
wolte
lieber
einen
von
der
Art
haben
,
ſo
diejenigen
truͤgen
welche
prætendirten
vor
gute
ehrliche
Leute
angeſehen
,
und
gehalten
zu
werden
.
Dieſer
merckte
bald
,
wo
der
Philoſophus
hinaus
wolte
,
nahm
ihn
derohalben
bey
der
Hand
,
und
ſuͤhret
ihn
in
ein
abſonderliches
Logement
auſſerhalb
des
Kauff-Hauſes
,
von
dannen
er
kurtz
hernach
wieder
heraus
kam
,
einen
Wolffs-Beltz
,
ſo
mit
Lamms-Fellen
gefuttert
,
umhabende
.
Weil
er
aber
den
Wolff
der
ſehr
ſchoͤn
und
koͤſtlich
war
,
inwendig
,
die
Lamms-Felle
hingegen
auswendig
gewendet
hatte
,
lieff
ihm
der
Zeitungs-Schreiber
nach
,
mit
Vermelden
,
er
habe
ſeinen
Beltz
unrecht
umgehangen
.
Allein
er
bekam
eine
lange
Naſe
,
indem
ihm
dieſer
Philoſophus
,
nachdem
er
denſelben
wacker
ausgelachet
,
dieſe
Antwort
gab
:
Es
ſcheinet
lieber
Freund
!
du
ſeyeſt
wohlerfahren
,
wie
man
die
halben
Spaniſchen
Stiefel
anziehen
ſolle
;
aber
dieſe
Art
von
Beltzen
recht
umzuhangen
,
beduͤnckeſt
du
mich
noch
ein
groſſer
Ignorant
zu
ſeyn
.
An
dieſem
Beltz
,
wie
du
ſieheſt
,
iſt
der
Wolff
hineinwarts
gewendet
.
Denn
wann
von
demſelben
auch
nur
ein
eintziges
Haͤrlein
hervor
guͤckete
,
wuͤrde
ich
nimmermehr
zu
meinem
Zweck
und
Intent
gelangen
koͤnnen
.
Damit
gieng
der
Zeitungs
Schreiber
wieder
hinein
,
und
fande
einen
andern
Philoſophum
.
Der
begehrte
Maͤntel
zu
ſehen
,
die
biß
auf
die
Erde
reichten
,
und
es
wurden
ihm
deren
unterſchiedene
dargeleget
die
der
Farbe
,
wie
auch
des
Tuches
halber
,
dem
Philoſopho
nicht
uͤbel
anſtunden
.
Nur
allein
hatten
ſie
dieſen
Mangel
,
daß
ſie
zu
kurtz
waren
,
und
es
beduͤnckte
dem
Zeitungs-
Schreiber
ein
ſeltſames
Ding
zu
ſeyn
,
daß
dieſe
Maͤntel
dem
Philoſopho
,
der
doch
mehr
kleiner
als
mittelmaͤßiger
Statur
war
zu
kurtz
ſeyn
ſolten
,
da
ſie
doch
wohl
denen
allergroͤſſeſten
Perſonen
biß
auf
die
Schuhe
gereichet
haͤtten
.
Er
machte
ſich
derowegen
zu
ihm
,
und
fragte
wer
,
auch
von
was
Profeſſion
er
waͤre
?
Der
Philoſophus
antwortete
,
er
ſeye
ein
Sicilianiſcher
Philoſophus
,
der
ſich
jederzeit
geſtellet
ob
verachte
er
Reichthuͤmer
,
habe
aber
durch
ſein
Philoſophiſches
Geſchwaͤtze
,
und
vollkommene
Heucheley
manchem
den
Beutel
gefeget
,
und
dadurch
anſehnliche
Summen
Geldes
zuſammen
geſcharret
:
Davor
habe
er
zwey
Galleren
ausgeruͤſtet
,
mit
welchen
er
ſich
auf
das
Meer
begeben
,
und
noch
fernere
gute
Beute
machen
wolle
.
Weil
ihm
aber
nicht
unbewuſt
wie
dergleichen
Handwerck
ſehr
verhaßt
,
auch
wenig
Ehre
dabey
zu
erlangen
,
habe
er
ſich
mit
einem
guten
langen
Mantel
verſehen
wollen
,
ſeine
Intention
und
Vornehmen
,
ſo
ihn
darzu
bewegte
,
deſto
beſſer
zu
bemaͤnteln
,
und
dargegen
denen
Leuten
weiß
zu
machen
,
als
ob
er
die
Ignoranten
,
und
Feinde
derer
Freyen
Kuͤnſte
betriegen
wolle
.
Dieſem
Sicilianiſchen
Philoſopho
antwortete
der
Zeitungs-Schreiber
,
daß
er
ſich
vergebens
bemuͤhete
.
Denn
,
wann
ſchon
alle
Tuͤcher
aus
Engeland
und
Holland
beyſammen
waͤren
,
wuͤrden
ſie
doch
nicht
reichen
einem
Meer-Raͤuber
einen
Mantel
daraus
zu
machen
,
daß
ihm
nicht
zum
wenigſten
die
Fuͤſſe
allemal
hervor
gucketen
.
Bald
darauf
kam
ein
ſehr
weiſer
Gelehrter
in
den
Laden
und
begehrte
etliche
Ellen
zu
ſehen
.
Als
er
nun
eine
fand
,
ſo
ihm
gefiel
,
und
dieſelbe
eben
bezahlen
wolte
,
erinnerte
ihn
ſein
Diener
,
dieſes
Geld
zu
ſparen
,
weil
noch
eine
zu
Hauſe
,
die
gar
juſt
und
gut
waͤre
.
Dieſem
Diener
gab
ſein
Herr
zur
Antwort
:
Die
Elle
,
ſo
ich
daheim
habe
iſt
bloß
und
allein
gut
vor
mich
ſelbſt
.
Aber
andere
Leute
zu
meſſen
habe
ich
befunden
,
daß
man
fremde
Ellen
haben
muͤſſe
.
Denn
als
ich
,
in
etlichen
wichtigen
Geſchaͤfften
,
ſo
mir
zu
Handen
geſtoſſen
mit
der
Elle
meines
aufrichtigen
Gemuͤthes
andere
Leute
meſſen
wollen
,
habe
ich
mich
gewaltig
betrogen
gefunden
.
Darauf
kam
hinein
Laurentius
Gambara
ein
vornehmer
Poët
aus
der
Stadt
Breſcia
gebuͤrtig
.
Dieſer
,
nachdem
er
einen
uͤberaus
ſchoͤnen
Indianiſchen
Pappegay
ſehr
wohl
beſchauet
,
auch
ſich
hatte
vermercken
laſſen
,
daß
ihm
ſein
Geſchwaͤtze
uͤber
die
maſſen
wohl
gefiele
,
begehrte
deſſen
Preiß
zu
wiſſen
.
Man
forderte
dannenhero
hundert
und
funfftzig
Thaler
dafuͤr
.
Der
Poët
,
welcher
ihn
um
ein
viel
geringeres
haͤtte
haben
koͤnnen
,
wann
er
ſeine
Sachen
recht
anzuſtellen
gewuſt
,
gab
zur
Antwort
,
daß
er
des
Preißes
halber
wohl
zufrieden
;
es
mangele
ihm
aber
daran
,
daß
er
die
gantze
Summa
an
baarem
Gelde
nicht
gleich
beyſammen
haͤtte
,
wolle
derohalben
ſein
Bette
,
darauf
er
ſchlieffe
,
die
Tapezerey
,
und
andere
Mobilien
,
ſo
in
ſeiner
Schlaff-Cammer
befindlich
,
an
ſtatt
der
uͤbrigen
Bezahlung
,
wie
zwey
Verſtaͤndige
ſolches
ſchaͤtzen
und
angeben
wuͤrden
,
dargeben
.
Die
in
den
Kauff-Hauß
acceptirten
ſolches
,
und
der
Poët
wolte
ſich
mit
dem
Pappegay
nach
Hauſe
verfuͤgen
.
Der
Zeitungs-Schreiber
aͤrgerte
ſich
ſehr
uͤber
das
Beginnen
des
Poëten
,
und
hielte
ihn
vor
einen
Stockfiſch
.
Jedoch
ward
er
,
durch
ſeine
Einfalt
zum
Mitleyden
bewegt
,
fragte
ihn
derowegen
,
was
ihm
wohl
bewege
,
eines
Lumpen-Vogels
halber
,
leichtſinniger
Weiſe
,
nicht
allein
alles
,
ſo
er
in
ſeinem
Hauſe
haͤtte
hinzuſchleudern
,
ſondern
ſich
auch
ſeines
eigenen
Bettes
,
das
doch
zu
der
Ruhe
ſeines
Leibes
und
Gemuͤthes
hoͤchſt
noͤthig
ſeye
,
ſich
zu
berauben
und
zu
begeben
?
Hierauf
antwortete
Gambara
und
ſagte
:
Lieber
Freund
!
du
ſolt
wiſſen
,
daß
ich
,
dieſen
Pappegay
zu
uͤberkommen
nicht
allein
gutwillig
alles
,
was
ich
in
der
Welt
lieb
habe
,
zu
veraͤuſſern
begehre
,
ſondern
wolte
auch
das
,
was
ich
an
meinem
Leibe
habe
,
biß
auf
das
Hemd
,
ja
mich
ſelbſten
zu
einem
leibeigenen
Sclaven
auf
die
Galéeren
verkauffen
,
damit
ich
deſſen
maͤchtig
werden
moͤchte
.
Ich
bin
ein
Breſcianer
,
und
habe
die
allgemeinen
Gebrechen
meiner
Lands-Leute
mit
auf
die
Welt
gebracht
,
daß
ich
mit
der
Zunge
zu
frey
und
mit
dem
Hertzen
zu
aufrichtig
bin
,
welches
zwar
bey
denen
Alten
zwo
herrliche
Tugenden
geweſen
;
aber
heutiges
Tages
vor
zwey
groſſe
Laſter
gehalten
werden
,
dieweil
ſie
mir
bey
groſſer
Herren
Hoͤfe
,
wie
nicht
weniger
anderswo
groſſe
Ungelegenheit
verurſachet
haben
,
der
ich
verhoffentlich
durch
Erkauffung
dieſes
koͤſtlichen
Vogels
ein
Ende
machen
will
.
Denn
derſelbe
ſoll
mich
die
nothwendige
Tugend
,
ſo
denen
Breſcianern
gantz
unbekannt
,
aber
von
andern
Nationen
allzuſehr
practiciret
wird
,
unterweiſen
und
lehren
,
wie
man
ſeines
Hertzens
Gedancken
verſchweigen
,
und
andern
zu
Gefallen
nur
dasjenige
mit
dem
Munde
reden
ſolle
,
was
ſie
einem
ſelbſt
vorkauen
und
darein
legen
.
Relation
von
der
aus
dem
Parnaſſo
heimlich
entwichenen
Tugend
der
Treue
,
woran
ſich
die
falſchen
Politici
zu
ſpiegeln
haben
,
indem
ihnen
die
Hunde
vorgezogen
werden
.
DEr
Koͤnigliche
Pallaſt
der
vortrefflichen
Tugend
der
Treue
,
ſo
vor
Zeiten
von
denen
allervornehmſten
Fuͤrſtlichen
Dienern
,
wie
nicht
weniger
von
denen
vornehmſten
Raths-Herren
derer
beruͤhmteſten
Republiquen
,
ſehr
fleißig
frequentiret
und
beſuchet
worden
,
iſt
eine
Zeit
her
in
ſolches
Abnehmen
gekommen
,
daß
er
einem
zerſtoͤrten
und
verwuͤſteten
Hauſe
nicht
ungleich
ſiehet
;
dahero
auch
die
Reſidentz
dieſer
beruͤhmten
Tugend
endlich
gantz
verſchloſſen
.
Apollo
,
nachdem
er
von
einer
ſo
hochwichtigen
Sache
Nachricht
bekommen
,
befahl
die
Thuͤren
dieſes
Pallaſtes
mit
Gewalt
zu
oͤffnen
,
und
von
dieſer
Durchlauchtigſten
Tugend
der
Treue
ſelbſten
die
Urſachen
ſolcher
Neuerungen
zu
vernehmen
.
Der
Befehl
Ihrer
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
wurde
alſobald
exequiret
,
und
dieſe
Koͤnigliche
Behauſung
gantz
ohne
Einwohner
befunden
.
Die
ſaͤmtlichen
Tugendhafften
,
ſo
bald
ſie
ſolches
verſtanden
,
legten
ihre
Trauer-Kleider
an
,
beſtreueten
ihre
Haͤupter
mit
Aſche
,
gaben
auch
andere
Zeichen
einer
wahren
und
hertzlichen
Traurigkeit
von
ſich
.
Abſonderlich
war
Apollo
dermaſſen
betruͤbet
,
daß
man
Augenſcheinlich
die
innerliche
Schwermuͤthigkeit
an
ihm
verſpuͤhren
kunte
.
Und
weil
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
leichtlich
abnehmen
kunte
,
es
wuͤrde
alle
gute
Policey
unter
dem
menſchlichen
Geſchlechte
zu
Grunde
gehen
,
wann
dieſes
feſte
und
unbewegliche
Fundament
der
Treue
und
des
Glaubens
,
auf
dem
dieſes
Gebaͤude
bißhers
geruhet
,
ſich
verlieren
ſolte
,
lieſſen
ſie
an
allen
Orten
durch
ein
oͤffentliches
Gebot
publiciren
,
daß
derjenige
,
welcher
offenbaren
wuͤrde
,
wo
ſich
die
vortreffliche
Tugend
der
Treue
hin
verkrochen
habe
,
einen
unſterblichen
Namen
zur
Belohnung
erlangen
ſolte
.
Damit
auch
keiner
der
Zahlung
halber
zu
zweiffeln
haͤtte
,
ertheilte
der
Koͤnigliche
Fiſcus
Wechſel-Brieffe
an
Homerum
,
Virgilium
und
Livium
,
wie
auch
an
den
uͤberaus
reichen
Tacitum
,
als
welche
die
vornehmſten
Kauff-Leute
in
dem
Parnaſſo
unter
denenjenigen
ſind
,
ſo
mit
ihren
Schrifften
andern
Leuten
einen
unſterblichen
Namen
zu
machen
begehren
.
Die
groſſe
Belohnung
gab
vielen
Urſache
zu
ſuchen
,
wo
doch
die
Treue
hingekommen
waͤre
.
Endlich
ward
ſie
in
einem
Stall
unter
denen
Hunden
des
weit
beruͤhmten
Jaͤgers
Acteonis
und
Adonidis
gefunden
.
Dieſe
gewuͤnſchte
neue
Zeitung
wurde
dem
Apollini
unverzuͤglich
zu
wiſſen
gethan
.
Der
ſpedirte
in
aller
Eil
die
zwo
Muſen
Telpomenem
und
Taliam
dahin
,
eine
ſo
Durchlauchtige
Printzeßin
aus
einem
ſolchen
ſchaͤndlichen
Orte
abzuholen
,
und
wieder
in
ihr
gewoͤhnliches
Logement
einzufuͤhren
.
Aber
es
war
alles
vergebens
.
Die
Durchlauchtige
Printzeßin
beweinte
zum
hoͤchſten
ihren
ungluͤckſeligen
Zuſtand
und
ſagte
zu
denen
zwo
Muſis
:
Vermeldet
dem
Apollini
,
meinem
gnaͤdigen
Herren
wieder
,
es
haͤtte
der
Betrug
und
die
Falſchheit
,
meine
ewigen
und
unſterblichen
Todt-Feinde
,
endlich
in
dem
Streit
,
den
ſie
jederzeit
mit
mir
gehabt
,
den
voͤlligen
Sieg
wieder
mich
erhalten
,
der
geſtalt
,
daß
ſie
,
mit
Beyſtimmung
des
ſchaͤndlichen
Eigennutzes
,
welcher
zu
dieſer
boͤſen
Zeit
uͤber
die
Hertzen
derer
meiſten
und
beſten
Nationen
tyranniſiret
und
herrſchet
,
mich
aus
dem
Gemuͤthe
und
der
Seele
derer
Menſchen
,
die
ich
zuvor
gantz
innen
gehabt
und
bewohnet
,
vertrieben
.
Weiter
wollet
ihr
dem
Apollini
zu
wiſſen
thun
,
es
ſeye
die
heutige
Welt
in
allen
Bubenſtuͤcken
dermaſſen
erſoffen
,
daß
der
gute
und
ſteiffe
Vorſatz
,
treu
zu
ſeyn
,
und
ſeinem
Fuͤrſten
ehrlich
,
auch
biß
auf
den
letzten
Bluts-Tropffen
zu
dienen
,
wornach
man
vor
Alters
ſo
ſehr
zu
ſtreben
,
und
ſich
darob
zu
verwundern
pflegte
,
heutiges
Tages
vor
die
groͤſte
Thorheit
,
ja
vor
eine
leichtfertige
Halßſtarrigkeit
gehalten
wird
.
Sagt
ihm
auch
noch
ferner
,
daß
diejenigen
ſo
jetziger
Zeit
voller
argen
Liſt
und
Boßheit
,
und
die
da
bereit
ſind
allerley
Untreue
auszuuͤben
,
heutiges
Tages
vor
die
allerkluͤgſten
und
geſchwindeſten
Koͤpffe
,
die
ſich
in
alle
Haͤndel
zu
ſchicken
wiſſen
,
gehalten
werden
,
und
dieſes
heiſſet
bey
der
heutigen
verkehrten
Welt
politiſch
ſeyn
.
Um
dieſer
und
anderer
Urſachen
wegen
bin
ich
Ungluͤckſelige
,
weil
ich
ſolche
unerhoͤrte
,
unmenſchliche
Falſchheit
nicht
laͤnger
erdulden
koͤnnen
,
endlich
genoͤthiget
worden
die
Reſolution
zu
faſſen
,
und
mich
,
wie
ihr
vor
Augen
ſehet
,
unter
dieſe
Hunde
zu
begeben
,
bey
denen
ich
die
rechte
wahre
Treue
gegen
ihre
Herren
in
beſter
Form
finde
,
welche
ich
mit
ſo
bitterem
ſauerem
Schweiß
in
die
eigennuͤtzige
und
treuloſe
Hertzen
derer
Menſchen
einzupflantzen
mich
jederzeit
hoͤchlich
,
aber
,
GOtt
erbarme
es
!
vergeblich
beflieſſen
habe
.
Eine
ſehr
Lehr-reiche
Relation
,
woraus
alle
und
jede
hochgelahrte
Herren
erkennen
koͤnnen
,
daß
andere
Kuͤnſtler
,
wann
ſie
in
ihrer
Profeſſion
excelliren
und
tugendhafft
ſind
,
eben
ſo
hoch
zu
ſchaͤtzen
als
wie
ſie
.
NAchdem
Apollo
,
vor
vier
Monaten
eine
allgemeine
Zuſammenkunfft
derer
Gelehrten
in
Elicona
auf
den
8ten
Hujus
ausgeſchrieben
,
ſeynd
allda
auf
beſtimmte
Zeit
,
den
8ten
Auguſti
,
die
Fuͤrſten
derer
Poëten
,
der
Adel
und
die
Deputirten
derer
Univerſitæten
,
in
dem
groſſen
Saal
zuſammen
kommen
,
daſelbſt
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
,
unter
dem
Himmel
der
Ewigkeit
,
auf
ſeinem
hellglaͤntzenden
Thron
,
mitten
unter
denen
Muſen
ſaße
.
Weil
auch
Apollo
,
in
ſeinem
Ausſchreiben
gemeldet
,
wie
er
dieſe
Verſammlung
darum
angeſtellet
,
einem
Tugendhafften
die
Unſterblichkeit
ſeines
Namens
wiederfahren
zu
laſſen
,
welchen
er
alsdann
namhafft
machen
wolte
,
hegeten
die
Gelehrten
vielerley
Meynungen
,
wer
doch
derſelbe
ſeyn
moͤchte
?
Die
meiſten
ſchloſſen
auf
Juſtum
Lipſium
,
deſſen
auserleſene
Schrifften
einen
ſolchen
lieblichen
Geruch
in
dem
Parnaſſo
von
ſich
gaben
,
daß
ſie
bey
allen
Gelehrten
mehr
eine
Begierde
dieſelben
gar
zu
verſchlingen
,
als
zu
verſuchen
,
verurſachten
.
Andere
gaben
vor
,
es
ſolte
der
oͤffentliche
Einritt
,
nachmahlen
die
Audientz
in
dem
Koͤniglichen
Saal
,
und
letzlich
die
Unſterblichkeit
des
Cardinals
Seraphini
Olivarii
auf
dieſer
Verſammlung
beſchloſſen
werden
.
Dieſer
,
als
er
kurtz-verwichener
Zeit
,
auf
denen
Graͤntzen
dieſes
Staats
angelanget
,
wurde
mit
ungewoͤhnlich-herrlichen
Ceremonien
von
denen
meiſten
aus
dem
Parnaſſo
empfangen
und
eingeholet
.
Man
verwunderte
ſich
zum
hoͤchſten
,
wie
ein
Menſch
,
der
ſich
die
gantze
Zeit
ſeines
Lebens
in
der
muͤhſeligen
Rota
Romana
aufgehalten
,
ihm
eine
ſolche
Wiſſenſchafft
in
der
Theologie
und
Philoſophie
habe
moͤgen
zu
wege
bringen
,
wie
nicht
weniger
in
der
Juriſterey
,
Mathematique
und
Aſtrologie
excelliren
koͤnnen
.
Ja
,
dem
die
Griechiſche
Sprache
ſo
gemein
geweſen
,
als
die
Lateiniſche
,
und
,
welches
das
Wunder
noch
groͤſſer
machet
,
daß
ein
Prælat
mit
ſolchen
Wiſſenſchafften
,
und
Tugenden
begabet
und
gezieret
,
dennoch
als
ein
Schuͤler
geſtorben
ſeye
.
Denn
es
duͤnckte
ihm
ob
wiſſe
er
ſehr
wenig
,
und
fieng
derowegen
in
ſeinem
achtzigſten
Jahre
an
die
Arabiſe
Sprache
zu
erlernen
.
Dieſes
weitberuͤhmten
Namens
Reputation
wurde
nochmehr
durch
ſeine
herrliche
Bibliothec
vermehret
,
die
er
mit
ſich
gebracht
hatte
,
und
darum
von
jedermann
um
ſo
viel
hoͤher
geachtet
worden
,
weil
ihr
Herr
und
Beſitzer
gelehrter
war
als
die
Buͤcher
,
welche
er
dermaſſen
durchleſen
und
durchſtudiret
,
daß
ſie
von
denen
Augen
dieſes
hochgelehrten
Mannes
gantz
durchſichtig
worden
.
Indem
nun
das
Ehrwuͤrdige
Collegium
derer
Gelehrten
mit
Verlangen
wartete
,
welcher
unter
denen
zweyen
hochberuͤhmten
Maͤnnern
,
deren
jetzt-gedacht
,
die
Ehre
der
Unſterblichkeit
erlangen
wuͤrde
,
proponirten
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
Vincentium
Pinti
wegen
ſeiner
Vortrefflichkeit
in
dem
Lautenſchlagen
,
deshalb
er
auch
zu
Rom
der
Lauten
Ritter
genennet
worden
.
In
Betrachtung
des
ſchlechten
und
geringen
Herkommens
dieſes
Namens
,
und
der
Profeſſion
,
wurden
die
ſaͤmtlichen
Gelehrten
ſo
hefftig
beſtuͤrtzet
,
daß
ſie
Se.
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
allerunterthaͤnigſt
zu
erkennen
gaben
,
ſie
waͤren
ſo
willig
als
bereit
ihnen
in
allem
,
was
ſie
befehlen
wuͤrden
,
zu
gehorſamen
und
nachzukom̃en
;
wolten
aber
ihrer
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
nur
allein
zu
Gemuͤthe
fuͤhren
,
daß
ſie
ungerne
einen
Muſicanten
unter
ihnen
haͤtten
.
Hierauf
gab
Apollo
zur
Antwort
,
wie
er
die
gegenwaͤrtige
Verwunderung
des
Collegii
ſchon
lange
zuvor
geſehen
,
ſie
ſolten
aber
nichts
deſtoweniger
gedachten
Lauten-Ritter
admittiren
,
ob
es
ihnen
ſchon
fremd
vorkaͤme
,
weil
er
es
vor
ein
ſehr
nothwendiges
Werck
erachte
.
Alſo
wurde
,
durch
einen
heimlichen
Rathſchlag
der
Streit
beygeleget
,
und
dem
Lauten-Ritter
die
Unſterblichkeit
ſeines
Namens
bewilliget
,
welcher
auch
alſobald
durch
die
Magiſtros
Ceremoniarum
in
das
Collegium
derer
Tugendhafften
iutroduciret
wurde
.
Dieſen
neuen
dem
Namen
nach
Unſterblichen
,
redete
Apollo
hernach
alſo
an
:
Vincenti
!
Ihr
ſeyd
der
erſte
von
eurer
Kunſt
,
welchem
in
dem
Collegio
derer
Gelehrten
Seſſion
geſtattet
iſt
;
allermaſſen
ſonſten
die
Ehre
allein
denenjenigen
vorbehalten
wird
,
welche
mit
ihrer
ſauren
Muͤhe
und
Arbeit
die
freyen
Kuͤnſte
ſtudieret
haben
.
Aber
eure
Perſon
,
deren
man
heut
zu
Tage
ſehr
benoͤthiget
,
hat
uns
gleichſam
gezwungen
dieſe
Reſolution
zu
faſſen
.
Unterweiſet
derohalben
die
Fuͤrſten
und
die
Privat-Perſonen
wohl
in
dieſer
ſehr
nothwendigen
Kunſt
,
die
Lauten
recht
ſtimmen
zu
lernen
,
in
welcher
ihrer
viele
ſolche
Ignoranten
ſind
,
daß
ſie
die
Sayten
,
indem
ſie
ſolche
zu
hart
ſpannen
,
wollen
gar
zerſprengen
.
Vornemlich
aber
laſſet
euch
befohlen
ſeyn
etliche
wunderliche
gelehrte
Koͤpffe
von
denen
ich
gewiß
weiß
,
daß
ſie
euch
unter
die
Haͤnde
kommen
werden
,
welche
mit
Gewalt
wollen
,
daß
der
Baſſ
der
Quinte
gleich
klingen
ſollen
,
und
ſo
lange
ziehen
biß
dieſelbe
,
ob
es
zwar
ſehr
dicke
Sayten
,
mit
ſamt
der
Laute
in
Stuͤcken
reiſſen
.
Den
Verfall
und
das
Abnehmen
derer
Univerſitæten
giebet
dieſe
Relation
aus
dem
Parnaſſo
zu
erkennen
.
NAchdem
die
Italiaͤniſchen
Univerſitæten
Deputirte
an
Se.
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
geſandt
,
haben
ſolche
einige
Monate
warten
muͤſſen
,
biß
ſie
zur
Audienz
gelaſſen
worden
.
Als
es
aber
geſchehen
,
haben
die
weltberuͤhmten
Intronati
(
welches
eine
Geſellſchafft
gelehrter
Leute
zu
Siena
in
dem
Florentiniſchen
iſt
,
die
zu
ihrem
Sinn-Bild
einen
ausgehoͤleten
Kuͤrbiß
fuͤhret
,
darinnen
Saltz
iſt
,
und
ſtatt
eines
Saltzfaſſes
dienet
,
mit
der
Beyſchrifft
:
Meliora
latent
.
Als
die
Vornehmſten
dieſer
Legation
zu
verſtehen
gegeben
,
wie
ſich
unter
denen
Gelehrten
auf
Univerſitæten
gantz
entſetzliche
Irrthuͤmer
einſchlichen
,
ſo
,
daß
ihre
gantze
Wiſſenſchafft
in
lauter
alberen
Meynungen
und
unnuͤtzen
Grillen
zu
beſtehen
ſchiene
,
welche
folglich
auch
der
ſtudirenden
Jugend
inſpiriret
,
ſo
daß
nicht
ſelten
an
ſtatt
kluger
Leute
,
entweder
von
Vornrtheilen
aufgeblaſene
und
ſtoltze
Haſen
,
oder
einfaͤltige
Toͤlpel
von
denen
Univerſitæten
zuruͤcke
kaͤmen
.
Weil
nun
unter
allen
Mitteln
,
die
man
,
ſolchem
Ubel
zu
ſteuren
,
adhibiret
,
keines
den
gewůnſchten
Effect
erreichet
;
alſo
waͤren
die
Italiaͤniſchen
Univerſitæten
genoͤthiget
worden
,
ihre
Zuflucht
zu
Sr.
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
zu
nehmen
,
und
dieſelben
allerunterthaͤnigſt
zu
bitten
,
ihnen
ein
Remedium
Præſervativum
gegen
dieſe
Corruptelen
zu
ertheilen
.
Apollo
uͤbergab
das
Suchen
und
Anbringen
dieſer
Abgeordneten
denen
Herren
Reformatoribus
bonarum
literarum
,
welche
aber
mit
ſo
vielen
andern
Geſchaͤfften
beladen
geweſen
,
daß
ſie
ſich
entſchuldigten
,
die
Sache
vor
dieſesmal
auf
ſich
zu
nehmen
.
Es
verfuͤgten
ſich
derohalben
die
Herren
Deputirte
zum
andernmal
zu
Sr.
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
,
welche
dann
eine
beſondere
Commiſſion
anordneten
,
die
Sache
zu
unterſuchen
und
zu
entſcheiden
.
Nachdem
ſolche
auf
das
beſte
ventiliret
und
erwogen
worden
war
,
bekamen
die
Abgeordnete
den
Beſcheid
,
es
haͤtte
die
Koͤniglich-Parnaſſiſche
Commiſſion
nach
langem
Ermeſſen
befunden
,
daß
,
weil
gewiß
und
unlaͤugbar
,
quod
omnia
orta
occidunt
,
&
aucta
ſeneſcunt
,
ingleichen
unmoͤglich
waͤre
,
daß
aus
einem
paar
Schuh
,
wie
ſchoͤn
und
zierlich
auch
ſolche
waͤren
,
mit
der
Zeit
nicht
ein
paar
alte
Schlapp-
Solen
wuͤrden
,
die
Univerſitæten
ſich
ihren
Verderb
und
Verfall
nicht
befremden
laſſen
můſten
.
Es
růhre
von
einem
unvermeidlichen
Verhaͤngniß
her
,
und
eine
jedwede
Univerſitæt
ſolte
in
deſſen
zu
frieden
ſeyn
,
wann
ſich
nur
allemal
einige
rechtſchaffene
kluge
,
und
weiſe
Gelehrte
bey
derſelben
befaͤnden
.
Die
Narren
waͤren
eben
ſo
ſchwer
auszurotten
wie
das
Unkraut
aus
einem
Acker
,
der
mit
Weitzen
beſaͤet
iſt
.
Nachfolgende
Relation
moͤgen
die
unartigen
und
falſchen
Herren
Philoſophi
zu
Hertzen
nehmen
.
DIeſer
Tage
wurden
die
ſaͤmtlichen
Gelehrten
in
dem
Parnaſſo
ſehr
beſtuͤrtzt
,
als
ſie
vernommen
,
daß
bey
naͤchtlicher
Weile
Annæus
Seneca
in
Verhafft
allhier
genommen
worden
,
welcher
der
Vornehmſte
unter
denen
Philoſophis
Moralibus
,
und
bey
Se
.
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
bißhero
ſehr
beliebt
geweſen
.
Man
fuͤhrte
derohalben
vielerley
Diſcurſe
uͤber
deſſen
Urſache
.
Etliche
muthmaſſeten
,
es
waͤre
darum
geſchehen
,
weil
ihm
Apollo
auferlegt
haͤtte
vor
der
gantzen
Welt
darzuthun
,
durch
was
vor
Philoſophiſche
Raͤncke
er
in
ſo
kurtzer
Zeit
die
er
bey
dem
Nerone
geweſen
den
uͤberſchwenglichen
Reichthum
von
ſieben
und
einer
halben
Million
Goldes
erworben
und
zu
wege
gebracht
,
weil
er
damit
der
Armuth
und
der
Maͤßigkeit
,
deren
er
ſich
in
ſeinen
Schrifften
ſo
vielfaͤltig
ruͤhmet
,
einen
groſſen
Schand-Flecken
angehangen
,
als
woran
ſich
die
Menſchen
um
ſo
viel
deſtomehr
aͤrgerten
,
da
aus
der
Hiſtorie
bekannt
,
daß
er
derer
rechten
Geſellen
einer
geweſen
ſeye
,
ſo
bey
denen
reichen
und
wohlhabenden
Leuten
die
Teſtamenta
durch
allerhand
Raͤncke
habe
wiſſen
heraus
zu
preſſen
.
Andere
gaben
vor
,
es
waͤre
der
Ehebruch
,
den
er
mit
der
Agrippina
begangen
,
davon
man
murmelte
,
die
Urſache
dieſer
Verhafftung
.
Viele
glaubten
es
ſolte
die
Piſonianiſche
Conſpiration
wider
Neronem
von
neuem
vorgenommen
und
unterſuchet
werden
,
deren
ſich
,
wie
man
glaubhafftig
berichtet
hatte
,
Seneca
nicht
allein
theilhafftig
gemachet
,
ſondern
ſich
auch
von
dem
leidigen
Ehr-Geitz
ſo
weit
einnehmen
laſſen
,
daß
er
,
nach
verrichteter
Mordthat
ſelber
Kayſer
zu
werden
verhoffet
habe
.
Andere
ſprengeten
vor
gewiß
aus
,
wie
Apollo
ſehr
gegen
dieſen
Philoſophum
erbittert
waͤre
,
weil
der
Kayſer
Nero
ſelbſt
ſolte
bekandt
haben
,
daß
Seneca
nicht
allein
um
die
erſchreckliche
Mordthat
,
ſo
er
an
ſeiner
Mutter
begangen
,
gute
Wiſſenſchafft
gehabt
,
ſondern
er
habe
auch
ihn
Neronem
darzu
perſuadiret
und
inſtigiret
,
nicht
zwar
aus
Liebe
zu
ſeinem
Herrn
,
ſondern
ihm
Anlaß
zu
einem
ſolchem
Bubenſtuͤck
zu
geben
,
in
der
Hoffnung
,
daß
er
ſich
dadurch
in
das
aͤuſſerſte
Verderben
ſtuͤrtzen
wuͤrde
,
und
dieſes
ſeye
Senecæ
einiges
Intent
und
Zweck
geweſen
,
damit
er
des
unerſchoͤpflichen
Reichthums
,
ſo
er
mit
ſeiner
ſelbſt-eigenen
Schande
und
Schmach
,
und
ſeines
Fuͤrſten
groſſen
Schaden
zuſammen
geſammlet
,
verſichert
ſeyn
moͤchte
.
Nachdem
nun
Seneca
kurtz
nach
ſeiner
Arretirung
examiniret
wurde
,
hat
ſich
in
dem
Proceſſ
befunden
,
daß
nicht
allein
er
,
ſondern
auch
viele
andere
Philoſophi
Morales
zweyer
ſchaͤndlichen
Laſter
,
mit
welchem
ſie
dem
menſchlichen
Geſchlecht
groſſe
Aergerniß
geben
,
bezuͤchtiget
wuͤrden
,
daß
ſie
nemlich
mehr
als
alle
andere
Menſchen
rachgierig
und
zornig
waͤren
,
welche
Laſter
ſie
doch
in
andern
Menſchen
blamirten
und
beſtrafften
.
Seneca
hat
auch
ſolches
gar
nicht
negiret
und
widerſprochen
.
Weil
er
aber
zu
gleicher
Zeit
vorgegeben
ein
Philoſophus
Moralis
regardire
andere
Leute
nicht
als
Menſchen
,
achte
ſich
auch
gegen
ſie
vor
keine
Gutthat
verbunden
,
ſondern
ſchreibe
alles
,
was
ihm
gutes
wiederfahre
,
dem
Himmel
zu
,
erkannte
Apollo
dieſes
vor
eine
unbeſcheidene
Antwort
,
ſagende
man
muͤſſe
allerdings
vornemlich
gegen
den
hoͤchſten
GOtt
hernach
aber
auch
gegen
diejenigen
Leute
,
aus
deren
Hand
man
Gutthaten
empfangen
,
danckbar
ſeyn
;
und
uͤbrigens
keinen
Menſchen
neben
ſich
,
aus
einem
gelehrten
Hochmuth
verachten
.
Apollo
faͤllete
hiernechſt
ein
Urtheil
,
Krafft
deſſen
Seneca
des
Namens
eines
wahren
Weyſen
verluſtig
ſeyn
,
und
fuͤhrohin
die
heimlichen
Gemaͤcher
in
dem
Parnaſſo
fegen
ſolte
.
Eine
luſtige
Relation
von
denen
Deliberationen
und
denen
laͤcherlichen
Ausſpruͤchen
derer
Gelehrten
,
iſt
dieſe
.
WEil
das
gemeine
Sprichwort
,
daß
man
keinen
Menſchen
recht
erkennen
koͤnne
,
man
habe
dann
einen
Scheffel
Saltz
mit
ihm
gegeſſen
,
von
etlichen
Gelehrten
in
zweiffel
gezogen
worden
,
als
hat
Apollo
,
welcher
nicht
will
,
daß
die
herrlichen
Spruͤche
ſeiner
Gelehrten
,
ſo
vor
allgemeine
Regeln
und
unwandelbare
Geſetze
gehalten
werden
,
darnach
die
Tugendhafften
ihr
gantzes
Leben
anſtellen
,
in
etwas
zweiffelhafft
oder
ungewiß
befunden
wuͤrden
,
ſchon
vor
etlichen
Tagen
in
einer
allgemeinen
Verſammlung
denen
Gelehrten
auferleget
,
dieſe
Wahrheit
und
deren
eigentlichen
Verſtand
recht
zu
ergruͤnden
.
Es
hat
ſich
auch
bemeldtes
Sprichwort
ſo
gar
wahr
befunden
,
daß
das
ſaͤmmtliche
Collegium
derjenigen
Meynung
beygepflichtet
,
ſo
davor
gehalten
,
man
muͤſſe
dieſem
Scheffel
noch
einen
halben
zuſetzen
,
und
zwar
um
dieſer
Urſachen
willen
,
weil
bey
denen
jetzigen
Menſchen
,
von
Tag
zu
Tag
das
verfluchte
Laſter
der
Falſchheit
und
Heucheley
wuͤchſe
und
zunaͤhme
.
Derohalben
erforderten
auch
die
nohtwendigen
Regeln
der
Rechen-Kunſt
,
daß
mit
dem
verderbten
Weſen
derer
boßhafften
Menſchen
,
von
denen
Gelehrten
auch
die
Nothwendigen
Mittel
derer
Tugenden
multipliciret
wuͤrden
,
damit
denen
neuen
annoch
feyenden
Laſtern
deſto
beſſer
Wiederſtand
geſchehen
moͤge
.
Damit
aber
den
heutigen
Welt
nicht
der
ewige
Schandfleck
angehangen
,
und
jedermann
vor
Augen
geſtellet
werde
,
das
die
Laſter
in
der
Welt
zu
,
die
Mittel
aber
gegen
ſelbige
abnehmen
,
haben
die
ſaͤmtlichen
Gelehrte
in
der
Verſammlung
dahin
geſchloſſen
,
es
ſeye
nicht
ratyſam
die
alte
Maaß
zu
aͤndern
.
Auch
haben
ſie
einmuͤthiglich
decretiret
,
das
Sprichwort
ſeye
wahr
,
in
ſoweit
es
die
Manns-
Perſonen
anbelange
.
Auf
Seiten
derer
Weiber
aber
waͤre
es
gantz
falſch
,
als
welche
,
ob
ſie
ſchon
mit
ihren
Maͤnnern
noch
keinen
Scheffel
Saltz
gegeſſen
haͤtten
,
doch
ſchon
die
erſte
Nacht
,
wann
ſie
bey
ihnen
geſchlaffen
,
wuͤſten
,
was
ſie
von
ihnen
halten
ſolten
.
Noch
weit
nachdencklicher
aber
iſt
dieſe
jetzt-folgende
Relation
.
MErckwuͤrdig
zu
ſchreiben
iſt
,
das
,
was
dieſe
Woche
in
dem
Parnaſſo
vorgegangen
,
mit
denen
fuͤnff
und
zwantzig
Maul-Eſeln
mit
Ducaten
beladen
,
ſo
der
Kayſer
Nero
dem
Cornelio
Tacito
uͤberſendet
hat
.
Die
ſaͤmtlichen
Gelehrten
,
durch
ſolch
herrliches
Geſchencke
bewogen
,
lieffen
eilends
zu
des
Taciti
Logement
,
etliche
um
die
eigentliche
Summa
dieſes
Geldes
zu
erfahren
,
andere
aber
die
Urſachen
einer
ſolchen
ſtattlichen
Verehrung
zu
wiſſen
.
Die
Summa
des
Geſchenckes
,
wie
ſie
berichtet
wurden
,
belieff
ſich
auch
auf
eine
Million
und
zweymahl
hundert
tauſend
Ducaten
,
mit
welchen
er
Tacito
das
herrliche
Lob
,
ſo
er
ihm
gegeben
,
belohnete
,
indem
er
ſagte
,
daß
Nero
nicht
gehabt
habe
infra
ſervos
ingenium
.
Die
Vornehmſten
unter
denen
Gelehrten
ſchloſſen
dahin
,
ob
zwar
dieſes
ein
ůberaus
herrliches
Præſent
waͤre
,
ſo
haͤtte
Tacitus
doch
viel
ein
mehrers
verdienet
,
durch
daß
ſtattliche
Lob
,
welches
er
dem
Neroni
gegeben
,
daß
er
nicht
geartet
geweſen
ſeye
,
ſchaͤndlicher
Weiſe
von
einem
Diener
ſich
gouverniren
zu
laſſen
,
und
ſich
ſelbigem
zu
unterwerffen
.
Dieſes
Lob
waͤre
einer
ſo
viel
groͤſſern
Belohnung
werth
,
weil
durch
eine
ſonderliche
Schickung
GOttes
man
es
ſehr
wenig
Fůrſten
geben
koͤnte
.
Hingegen
gab
es
auch
andere
,
obſchon
geringere
Gelehrten
,
welche
davor
hielten
,
es
uͤbertreffe
dieſe
herrliche
Verehrung
des
Taciti
Verdienſt
weit
.
Ja
ſie
ſcheueten
ſich
nicht
oͤffentlich
recht
ſchimpfflich
von
einer
ſolchen
heroiſchen
Action
zu
reden
,
und
daß
dieſes
eine
Verſchwendung
ſeye
,
die
dem
Neroni
nicht
ungewoͤhnlich
,
ja
ein
ſolch
unbeſonnenes
Beginnen
,
das
von
dergleichen
unbedachtſamen
Fůrſten
herzukommen
pflege
,
die
mit
ihren
ůbermaͤßigen
Geſchencken
vielmehr
den
Namen
eines
unnůtzen
Verſchwenders
,
als
eines
freygebigen
und
mildreichen
Herrn
erlangen
.
Dannenhero
eben
dieſe
mehr
aus
Mißgunſt
gegen
den
Tacitum
,
als
aus
Liebe
,
die
ſie
zu
dem
Neroni
getragen
,
ihm
ſelbſt
in
das
Angeſicht
ſagten
,
es
waͤre
in
dem
Parnaſſo
von
dem
groͤſten
Theil
derer
Gelehrten
uͤbel
aufgenommen
worden
,
daß
er
vier
Worte
,
welche
ihm
zu
Ehren
von
Tacito
geſchrieben
worden
,
mit
einer
ſo
groſſen
Summa
Geldes
belohnet
haͤtte
,
da
doch
eben
ſelbiger
Hiſtoricus
an
andern
Orten
,
zu
ſeiner
ewigen
Schande
und
Schmach
,
ſolche
ſchimpffliche
und
unzuͤchtige
Sachen
von
ihm
vermeldet
,
welche
das
Lob
,
welches
er
ſo
hoch
beſchencket
,
gantz
und
gar
umſtieſſen
und
verdunckelten
.
Allein
Nero
hat
dieſen
geantwortet
,
daß
gleichwie
die
vortrefflichen
Mahler
,
mit
denen
Schattirungen
,
denen
Bildniſſen
,
welche
ſie
mahleten
,
deſto
mehr
Anſehens
machten
alſo
verurſachen
auch
die
wahrhafften
Hiſtorici
,
indem
ſie
derer
Laſter
,
will
geſchweigen
derer
kleinen
und
geringen
Fehler
dererjenigen
Fuͤrſten
,
welcher
Leben
ſie
beſchreiben
,
mit
gedencken
,
daß
man
ihnen
in
dem
Lob
,
das
ſie
ihnen
geben
,
deſto
mehr
Glauben
zu
ſtelle
.
Es
waͤren
ihm
derowegen
die
Schandflecken
und
Laſter
,
welche
Tacitus
von
ihm
meldet
,
um
ſo
viel
deſto
lieber
,
weil
das
groſſe
Lob
ſo
er
ihm
gegeben
,
dieſelben
weit
uͤbertraͤffe
,
und
eben
durch
ſie
um
ſo
viel
glaubhaffter
gemachetwůrde
.
Denn
gleichwie
die
allerkoͤſtlichſten
Tugenden
,
mit
welcher
ein
Fuͤrſt
koͤnte
gezieret
ſeyn
,
gantz
und
gar
verdunckelt
werden
,
wann
er
mit
dem
ſchaͤndlichen
Laſter
behafftet
,
daß
er
ſich
von
ſeinen
Dienern
meiſtern
und
regieren
laͤſſet
;
alſo
bedecket
auch
die
herrliche
Qualitæt
,
uͤber
ſeine
Diner
wiſſen
allezeit
Herr
und
Gebieter
zu
bleiben
,
die
allergroͤſten
Laſter
und
Gebrechen
eines
Fuͤrſten
.
Solches
iſt
auch
nicht
ohne
.
Denn
gleich
wie
man
nicht
widerſprechen
kan
,
daß
die
Alchimiſten
,
ſo
daß
ihrige
durch
den
Rauch
gen
Himmel
ſchicken
und
verdiſtilliren
,
groſſe
Narren
und
Thoren
ſeynd
,
alſo
muß
man
auch
bekennen
,
daß
diejenigen
Fuͤrſten
,
welche
aus
ihren
Dienern
guͤldene
Kaͤlber
machen
,
und
dieſelbe
wie
Goͤtzen
anbeten
,
ſehr
thoͤricht
handeln
.
Ob
es
recht
ſeye
,
und
was
davon
zu
halten
,
wann
ſich
Frauenzimmer
unter
die
Societæt
derer
Gelehrten
menget
?
entſcheidet
dieſe
Relation
.
DIe
weitberuͤhmten
Intronati
haben
vor
etlichen
Monaten
,
wieder
das
alte
Herkommen
,
in
ihre
Geſellſchafft
etliche
tugendhaffte
gelehrte
Weibs-
Perſonen
als
die
Victoriam
Columnam
,
Veronicam
Gamberam
,
Laurentiam
Terracinam
,
ſamt
andern
nahmhafften
Poëtinnen
auf-
und
angenommen
,
und
zwar
mit
ſolchem
Wohlgefallen
derer
geſamten
Gelehrten
zu
Siena
,
daß
die
Herren
Academici
durch
die
Schoͤnheit
dieſes
Frauenzimmers
ſtimuliret
,
nicht
allein
in
ihren
loͤblichen
Exercitiis
hauffenweiſe
zuſammen
gekommen
,
ſondern
auch
taͤglich
ſolche
herrliche
Poëtiſche
Gedichte
ausgehen
laſſen
,
daß
die
Muſen
ſelbſt
ſich
darob
entſetzen
.
Es
begabe
ſich
auch
kurtz
darnach
,
daß
vor
denen
Ohren
Apollinis
ein
boͤſes
Geſchrey
deswegen
erſchollen
,
derowegen
er
den
Vorſteher
ſelbiger
gelehrten
Societæt
beſchickte
,
und
ihm
andeutete
,
ſolcher
Sachen
ſich
fuͤhrohin
zu
enthalten
,
dieweil
man
wahr
zu
ſeyn
befunden
,
daß
die
rechte
und
wahre
Poëterey
derer
Weiber
in
der
Nadel
und
dem
Spinn-Rocken
beſtehe
,
und
wann
die
Weiber
zu
viel
mit
denen
Maͤnnern
umgehen
es
gemeiniglich
ein
Ende
nimmt
,
wie
das
Schertzen
und
Spielen
derer
Hunde
,
welches
dahinaus
laufft
,
daß
zuletzt
einer
auf
den
andern
ſpringet
.
In
der
Relation
,
welche
jetzo
kommet
,
ſtecket
eine
ſehr
artige
Moquerie
uͤber
das
Gepraͤnge
und
Gezaͤncke
derer
Gelehrten
.
IN
der
Mitte
des
Aprilis
iſt
der
Juſtus
Lipſius
auf
denen
Graͤntzen
des
Parnaſſi
angelanget
.
Ob
nun
zwar
ſeine
Schrifften
alſobald
vor
tuͤchtig
erkennet
wurden
,
die
von
allen
Tugendhafften
billig
geleſen
werden
ſolten
,
auch
meritirten
,
nebſt
andern
beruͤhmten
Autoribus
,
in
die
Bibliothec
Sr.
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
geſetzet
zu
werden
;
wie
dann
um
dieſer
Urſachen
willen
,
in
vollem
Rath
die
Unſterblichkeit
ſeinem
Namen
zugeſprochen
und
zuerkanndt
worden
,
mit
denen
beſten
Prærogativen
,
ſo
jemals
einem
wiederfahren
;
ſo
iſt
dennoch
ſein
oͤffentlicher
Einzug
laͤnger
als
acht
Tage
aufgeſchoben
worden
,
weil
die
edle
Nation
derer
Brabanter
,
bey
ſolcher
Gelegenheit
,
mit
extraordinairer
Ehrerbietung
gegen
dieſen
ihren
Landsmann
ihr
einen
ſonderlichen
Namen
machen
wollen
;
wie
ſie
dann
auf
denen
vornehmſten
Plaͤtzen
in
dem
Parnaſſo
herrliche
Triumpff-Bogen
mit
einer
recht
Koͤniglichen
Magnificentz
aufgerichtet
.
Der
Einritt
war
wohl
zu
ſehen
,
indem
die
Gelehrten
aus
allen
Facultæten
,
in
groſſer
Anzahl
,
dieſem
vortrefflichen
Mann
aufzuwarten
begehrten
,
welcher
wegen
des
Titels
,
daß
er
in
allen
Scientiis
erfahren
,
bey
jederman
den
Namen
hatte
,
als
ob
er
alles
wuͤſte
.
Hoͤchlich
muſte
man
bewundern
daß
Lipſius
,
in
der
erſten
Zuſammenkunfft
die
vornehmſten
Roͤmer
,
ſo
ihm
entgegen
gekommen
waren
,
bey
ihrem
Nahmen
zu
nennen
wuſte
womit
er
zu
verſtehen
gab
,
daß
er
von
allen
ſonderlich
gute
Kaͤnntniß
haͤtte
.
Dieſes
hochgelehrten
Mannes
Schrifften
trug
Vellejus
Paterculus
auf
ſeinen
Achſeln
,
welcher
unangeſehen
er
hohen
Alters
halber
krumm
und
lahm
war
,
wegen
empfangener
Gutthaten
,
gegen
Lipſium
ſich
danckbar
zu
erzeigen
,
dieſe
Prærogativ
von
Sr.
Parnasſiſchen
Majeſtaͤt
aus
lauter
Gnaden
erhalten
hatte
.
Auf
Befehl
des
Apollinis
ritte
Lipſius
in
der
Mitte
,
zwiſchen
dem
nunmehr
pardonnirten
,
auch
in
alle
ſeine
vorige
Wuͤrden
reſtituirten
Seneca
und
dem
Tacito
.
Aus
dieſer
Sache
aber
haͤtte
gar
leichtlich
Streit
entſtehen
koͤnnen
.
Denn
,
nachdem
bißhero
Tacitus
alters
,
wie
auch
Reputation
und
Geſchicklichkeit
halber
,
dem
Seneca
ſonſt
allezeit
die
Ober-Stelle
gegeben
;
hat
er
ihm
doch
ſolche
,
bey
dieſer
Occaſion
,
freventlicher
Weiſe
diſputiret
,
alſo
daß
,
als
ſolches
lautbar
worden
,
und
die
ſaͤmtlichen
Philoſopi
Morales
dem
Seneca
,
die
Politici
aber
dem
Tacito
zu
Huͤlffe
gekommen
,
man
ſich
eines
groſſen
Auflauffes
beſorgte
.
Aber
die
Philoſophi
Morales
zogen
die
Schnautze
bald
ein
,
indem
ſie
bedachten
,
wann
es
zum
Ernſt
kommen
ſolte
,
ſie
denen
hochmuͤthigen
Politicis
nicht
laͤnger
Wiederſtand
zu
thun
vermoͤgen
wuͤrden
,
weil
es
Leute
,
die
weder
auf
Recht
noch
auf
Billigkeit
ſehen
,
ſondern
nur
vor
die
groͤſte
Tugend
halten
,
den
Feind
zu
uͤberwinden
,
ſolte
es
gleich
tuͤckiſcher
Weiſe
geſchehen
.
Aber
es
ward
dieſer
Tumult
bald
geſtillet
,
nachdem
die
Ceremonien-Meiſter
darzu
kamen
,
welche
aus
Befehl
derer
Cenſorum
Morum
dem
Seneca
anzeigten
,
es
haͤtten
auch
die
freyen
Kuͤnſte
gleichwie
das
Obſt
zu
Rom
,
und
zu
Venedig
die
Fiſche
,
ihre
gewiſſe
Zeit
.
Er
ſolte
derowegen
,
vor
dieſesmal
,
dem
Tacito
die
Ober-Hand
geſtatten
.
Und
ob
ihm
zwar
hierinnen
unrecht
geſchaͤhe
,
ſolte
er
ſich
doch
derer
Ehren
,
ſo
ihm
in
denen
vorigen
Zeiten
wiederfahren
,
erinnern
,
in
welcher
die
Philoſophi
Morales
,
ſo
zu
dieſen
ungluͤckſeligen
Zeiten
vor
lauter
Pedanten
und
Schul-Fuͤchſe
gehalten
werden
,
in
ſo
hohem
Werth
geweſen
ſind
,
daß
ſie
vor
das
beſte
Kleinod
unter
allen
freyen
Kuͤnſten
geachtet
worden
,
und
ſolches
um
ſo
viel
deſto
mehr
,
weil
die
jetzige
Zeit
darinnen
wir
leben
,
das
Studium
Politicum
biß
in
den
Himmel
hinauf
erhebet
,
und
gantz
unverantwortlicher
Weiſe
zulaͤſſet
,
daß
von
ſolchem
auch
die
Philoſophia
Peripatetica
unter
die
Fuͤſſe
getreten
wird
,
die
doch
vor
die
hoͤchſte
unter
allen
menſchlichen
Wiſſenſchafften
gehalten
zu
werden
prætendiret
.
Seneca
gehorchte
zwar
dem
Befehl
derer
Cenſorum
Morum
;
allein
es
geſchahe
ungerne
.
Denn
es
iſt
denen
Philoſophis
Moralibus
,
ob
ſie
ſich
zwar
aͤuſſerlich
ſehr
demuͤthig
zu
ſtellen
wiſſen
,
der
Ehr-Geitz
doch
gemeiniglich
ſehr
tieff
in
die
Glieder
eingewurtzelt
.
Als
nun
Juſtus
Lipſius
auf
dem
groſſen
Platz
in
dem
Parnaſſo
angelanget
war
,
wurde
ihm
nicht
geſtattet
den
Apollinem
in
ſeiner
hoͤchſten
Majeſtaͤt
und
Herrlichkeit
bey
hellem
Sonnenſchein
anzuſchauen
.
So
giengen
ihm
auch
die
Muſen
nicht
biß
an
die
Stiegen
des
Koͤniglichen
Pallaſtes
entgegen
.
Denn
ſolche
hohe
Ehre
wiederfaͤhret
allein
denenjenigen
,
welche
Buͤcher
aus
eigener
Invention
geſchrieben
.
Des
hochgelehrten
Lipſii
Schrifften
aber
beſtehen
nur
in
groſſer
Muͤhe
und
Arbeit
,
woraus
eine
wunderſame
Beleſenheit
hervor
leuchtet
.
Denn
neue
Sachen
zu
erfinden
,
und
etwas
mit
groſſer
Muͤhe
und
Arbeit
aus
ſeinem
eigenen
Gehirn
zu
erdencken
,
nicht
aber
von
andern
Scribenten
entlehnet
,
bringt
die
wahre
Ehre
und
den
rechten
Ruhm
;
derjenige
wird
demnach
vor
einen
armſeligen
Schneider
und
vor
einen
ſchlechten
Criticum
gehalten
,
der
die
zerriſſenen
oder
veralterten
Kleider
derer
Gelehrten
wieder
zuſammen
flicket
.
Den
aber
laͤſſet
man
vor
einen
beruͤhmten
und
erfahrnen
Meiſter
paſſiren
,
der
neue
Kleider
zuſchneiden
,
nehen
,
und
auf
Fremde
Manieren
ſo
noch
nicht
geſehen
worden
,
zuzurichten
weiß
.
Etliche
haben
davor
gehalten
,
es
ſeye
Lipſio
von
Sr.
Parnaſſiſen
Majeſtaͤt
und
denen
Muſen
,
aus
Unwillen
,
den
ſie
gegen
ihn
gefaſſet
,
ſo
ſchlechte
Ehre
wiederfahren
.
Denn
ob
ſie
ihm
wohl
ſolche
herrliche
Gaben
mitgetheilet
,
daß
er
gar
wohl
,
auf
Taciti
Weiſe
,
die
Niederlaͤndiſchen
Kriege
haͤtte
beſchreiben
koͤnnen
,
das
von
maͤnniglich
ſo
hoch
gewuͤnſchet
worden
;
habe
er
dennoch
,
um
gewiſſer
Urſachen
willen
,
welche
aber
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
nicht
vor
hinnlaͤnglich
erkandt
,
ſolch
ihr
heimliches
Eingeben
verachtet
und
in
den
Wind
geſchlagen
.
Jedoch
iſt
dieſes
letztere
nur
eine
Meynung
,
ſo
der
Wahrheit
etwas
gemaͤß
;
jenes
aber
,
daß
er
uͤber
den
Leiſten
anderer
Leute
gearbeitet
,
in
der
Wahrheit
ſelber
gegruͤndet
.
Indeſſen
ſtunde
Apollo
,
dieſen
Einritt
zuzuſehen
,
in
feinem
,
neben
der
Morgenroͤthe
gelegenen
Caͤmmerlein
,
welches
die
Italiaͤniſchen
Poëten
das
himmliſche
Theatrum
nennen
,
war
mit
einer
Schnee-weiſſen
Wolcke
bedecket
,
welche
wie
bey
dergleichen
Actibus
gebraͤuchlich
,
eben
als
Lipſius
mitten
auf
dem
groſſen
Marckt
ankam
,
durch
einen
lieblichen
ſanfften
Wind
in
etwas
zertheilet
wurde
,
da
durch
Ihro
Parnaſſiſche
Maͤjeſtaͤt
mit
einem
eintzigen
Blick
,
den
ſie
dieſem
Tugendhafften
gaben
,
ihn
von
aller
Unwiſſenheit
,
ſo
noch
bey
ihm
haͤtte
moͤgen
uͤbrig
ſeyn
,
erledigte
und
befreyete
,
auch
ihn
damit
zu
einem
vollkommenen
Gelehrten
machte
.
Als
nun
Lipſius
in
dem
groſſen
Saal
zur
Audientz
angelanget
,
ward
er
gleich
Anfangs
in
ſeiner
Oration
,
ſo
er
angefangen
gegen
Se.
Parnasſiſche
Majeſtaͤt
wegen
empfangener
groſſen
Gutthaten
ſich
zu
bedancken
,
einzuhalten
genoͤthiget
wegen
eines
ſchwehren
Zufalles
,
der
dem
beruͤhmten
Griechiſchen
Scribenten
Pauſaniæ
,
ſo
auf
der
Banck
derer
Chronologorum
ſaß
,
begegnete
.
Dieſer
fiele
gantz
ploͤtzlich
in
eine
ſo
ſtarcke
Ohnmacht
,
daß
er
vor
Todt
gehalten
wurde
,
deswegen
die
ſaͤmtlichen
Coſmographi
,
ihm
huͤlffliche
Hand
zu
bieren
,
zuſammen
lieffen
.
Seine
Hausgenoſſen
vermeynten
,
der
Zufall
kaͤme
aus
Mattigkeit
her
,
wie
es
ziemlich
ſpat
worden
,
und
derſelbe
,
ehe
er
des
Morgens
ausgegangen
,
in
ſeiner
Bibliothec
,
ſeiner
Gewohnheit
nach
,
nicht
ein
paar
Loͤffel
voll
Conſervativ-Ladwerg
aus
des
Pindari
Verſen
zugerichtet
,
zu
ſich
genommen
.
Aber
die
Durchlauchtige
Muſe
Euterpe
ſpruͤtzete
ihm
mit
zwey
kraͤfftigen
Sententiis
aus
dem
Thucidide
in
das
Angeſicht
,
dadurch
er
gar
bald
wieder
zu
ſich
ſelber
kam
.
Da
fieng
Pauſanias
(
der
die
Unhoͤflichkeit
,
daß
er
Lipſium
in
ſeiner
angefangenen
Oration
fort
zufahren
verhinderte
,
nicht
bedachte
)
aus
groſſer
Schwermuͤthigkeit
uͤber
wunden
,
an
,
zu
ruffen
und
zu
ſchreyen
:
O
du
verzehrende
Zeit
!
O
mißgoͤnſtiges
und
neidiſches
Alter
!
die
ihr
mit
euren
ſcharffen
und
beißigen
Zaͤhnen
auch
diejenigen
Sachen
zernaget
,
ſo
von
denen
Menſchen
,
daß
ſie
ewig
waͤhren
ſollen
,
gemachet
worden
.
Wie
iſt
es
doch
moͤglich
,
daß
die
Verwechſelung
derer
Zeiten
mit
der
Veraͤnderung
aller
Sachen
ſo
feſt
verknuͤpffet
,
daß
mein
vielgeliebtes
Griechenland
,
welches
vor
Zeiten
eine
Mutter
aller
Geſchicklichkeit
,
eine
Koͤnigin
aller
Wiſſenſchafften
,
eine
ſichere
beruͤhmte
Wohnung
derer
freyen
Kuͤnſte
,
ein
Luſt-Garten
der
gantzen
Welt
,
ein
Vaterland
aller
Gelehrten
,
ſo
jemals
gefunden
worden
,
nunmehro
zu
einer
gaͤntzlichen
Unwiſſenheit
und
Wildniß
worden
,
gantz
unbewohnt
,
auch
dermaſſen
aller
derer
herrlichen
Pallaͤſte
,
die
ſowohl
das
gemeine
Weſen
,
als
Privat-Perſonen
in
ſo
groſſer
Menge
gehabt
,
beraubet
,
daß
heut
zu
Tage
an
denen
meiſten
Orten
nur
geringe
Bauers-Huͤtten
und
zwar
in
kleiner
Anzahl
allda
zu
ſehen
?
ja
,
daß
die
beruͤhmteſten
alten
Philoſophi
,
Oratores
und
Hiſtorici
von
Athen
,
zu
dieſen
truͤbſeligen
Zeiten
arme
Gaͤrtner
zu
Conſtantinopel
worden
?
daß
aber
hingegen
die
Niederlande
,
ſo
zu
meiner
Zeit
eine
lautere
Einſamkeit
,
mit
Waͤldern
und
Teichen
allenthalben
umgeben
,
voller
wilden
Thiere
,
und
einer
Behauſung
rauher
und
grober
Leute
,
wilder
als
die
Thiere
ſelbſten
,
zugeſchweigen
,
daß
ſie
um
gute
Kuͤnſte
ſich
ſolten
bekuͤmmert
haben
,
nunmehro
zu
einer
ſchoͤnen
fruchtbaren
und
luſtigen
Landſchafft
worden
,
voll
hoͤfflicher
,
reicher
und
arbeitſamer
Einwohner
,
und
vortrefflicher
Staͤdte
,
auch
mit
uͤberaus
ſchoͤnen
Pallaͤſten
gezieret
,
und
was
mich
am
allermeiſten
Wunder
nimmet
,
eine
gluͤckſelige
Landſchafft
,
in
welcher
ſcheinet
,
als
ob
die
Griechiſche
und
Lateiniſche
Sprache
ihre
Wohnung
aufgeſchlagen
habe
,
ewiglich
allda
zu
bleiben
.
Dieſe
des
Pauſaniæ
Rede
gieng
allen
Gelehrten
aus
Griechenland
dermaſſen
zu
Hertzen
,
daß
Ariſtoteles
,
Plato
,
Demoſthenes
,
Pindarus
,
und
andere
mehr
des
Weinens
ſich
laͤnger
nicht
enthalten
kunten
,
ſondern
,
ehe
die
Ceremonien
mit
Lipſio
ihre
Endſchafft
erreichten
,
ein
ſolches
Geheul
anflengen
,
daß
Lipſius
,
weil
alle
Gelehrte
denen
weinenden
Griechen
nachfolgten
,
und
er
alſo
ſahe
daß
ſeine
Oration
wegen
des
groſſen
Geraͤuſches
,
Weinens
und
Klagens
nicht
kunte
vernommen
werden
,
von
der
Cathedra
herunter
ſtieg
,
die
Ungelegenheit
und
den
Mißfallen
,
ſo
ihm
Pauſanias
mit
dieſer
Verhinderung
verurſachet
hatte
,
mit
dem
herrlichen
Ruhm
und
Lob
,
ſo
er
dargegen
ſeinem
Vaterland
,
und
der
gantzen
Niederlaͤndiſchen
Nation
gegeben
gegen
einander
hielt
,
und
alſo
eines
gegen
das
andere
aufhub
.
Indeſſen
hielten
die
ſaͤmtlichen
Gelehrte
des
Parnaſſiſchen
Reichs
davor
,
es
wuͤrde
zwiſchen
Cornelio
Tacito
,
und
J.
Lipſio
,
eine
groſſe
Vertraulichkeit
und
ſonderliche
Freundſchafft
ſich
erzeigen
.
Allein
man
hat
mit
hoͤchſter
Verwunderung
das
Gegentheil
erfahren
.
Denn
vor
zweyen
Tagen
verklagte
Lipſius
den
Tacitum
vor
dem
Apolline
,
mit
Vermelden
,
daß
er
in
ſeinem
erſten
Buch
derer
Hiſtorien
etliche
Worte
geſchrieben
,
die
da
gantz
gottloß
und
nicht
zu
gedulden
waͤren
.
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
wurden
wegen
ſolcher
harten
Auflage
ſehr
beſtuͤrtzt
,
befahlen
,
auch
dem
Tacito
,
den
andern
Morgen
zu
erſcheinen
,
und
ſich
zu
verantworten
,
welcher
gantz
unerſchrockenen
Gemuͤths
dieſem
Befehl
nachkam
,
und
damit
ſeinen
guten
Vertrauten
Freunden
,
die
ſeinetwegen
ſehr
kleinmuͤthig
waren
,
wieder
ein
Hertze
machte
.
Beatus
Rhenanus
,
und
Fulvius
Urſinus
,
Zogen
den
Lipſium
auf
die
Seite
und
baten
ihn
ſehr
von
dieſer
Klage
abzuſtehen
,
indem
es
ihm
ſehr
ſchimpflich
fallen
wuͤrde
,
woferne
er
ſie
nicht
erwieſe
,
ungluͤcklich
und
ſchaͤdlich
aber
,
falls
er
ſie
wahr
machen
ſolte
.
Denn
weil
Tacitus
einer
von
denen
vornehmſten
Politiſchen
Freyherren
,
ſo
in
dem
Parnaſſo
,
und
dannenhero
einen
groſſen
Anhang
bey
denenjenigen
,
ſo
lange
Haͤnde
und
ein
weites
Gewiſſen
haben
,
haͤtte
,
wuͤrden
ſelbige
gewißlich
mit
der
Zeit
ſich
zu
raͤchen
nicht
unterlaſſen
.
Dieſen
gab
Lipſius
zur
Antwort
,
es
moͤchte
gehen
wie
es
wolle
,
ſo
ſeye
er
einmahl
entſchloſſen
ſein
Gewiſſen
zu
befriedigen
,
und
trat
damit
vor
den
Apollo
.
Allda
waren
die
vornehmſten
von
denen
Gelehrten
,
ſo
es
mit
Tacito
hielten
,
zuſammen
gekommen
.
Da
fieng
Lipſius
an
und
ſagte
,
wie
er
Platonem
und
Socratem
,
vor
allen
Dingen
aber
die
Wahrheit
auf
ſeiner
Seite
haͤtte
.
Darauf
fiel
ihm
Tacitus
in
die
Rede
,
und
ſagte
,
er
ſolte
dieſen
Eingang
unterwegens
laſſen
,
indem
er
ſich
hieher
gar
nicht
ſchicke
.
Er
moͤchte
lieber
ſeine
Klage
kůrtzlich
vorbringen
.
Die
Politici
wie
er
,
Tacitus
waͤren
nicht
gewohnet
dererjenigen
vorbedachte
ſuͤſſe
und
glatte
Worte
mit
Gedult
anzuhoͤren
,
von
welchen
ſie
nichts
als
Boͤſes
zu
gewarten
haͤtten
.
Alsdann
ſprach
Lipſius
zu
dem
Tacito
:
Ihr
habt
in
dem
erſten
Buch
eurer
Hiſtorien
frey
heraus
geſaget
,
GOtt
frage
nichts
nach
dem
Heyl
und
Wohlfarth
derer
Menſchen
trachte
nur
dieſelben
zu
ſtraffen
.
Dieſes
klinget
abſcheulich
genug
wann
es
nur
von
einem
weltlichen
Fuͤrſten
geſaget
wird
,
geſchweige
dann
von
GOtt
,
deſſen
natůrliche
Eigenſchafft
iſt
,
Barmhertzigkeit
und
vaͤterliche
Liebe
gegen
das
gantze
menſchliche
Geſchlecht
zu
erweiſen
.
Es
waͤre
demnach
der
hoͤchſten
Straffe
wohl
werth
,
wann
man
ſich
ſolcher
ſchrecklichen
und
unerhoͤrten
Sachen
vernehmen
laͤſſet
.
Eure
eigentlichen
Worte
aber
lauten
alſo
:
Nec
enim
unquam
atrocioribus
Populi
Romani
cladibus
magis
ve
juſtis
judiciis
approbatum
eſt
,
non
eſſe
curæ
Diis
ſecuritatem
noſtram
eſſe
ultionem
,
es
ſey
aus
keiner
Niederlag
derer
Roͤmer
ſo
eigentlich
geſpuͤret
worden
,
daß
GOtt
nicht
unſere
Wohlfarth
ſondern
nur
ſich
an
uns
zu
raͤchen
ſuche
.
Und
kan
euch
in
dieſem
eurem
Irrthum
nichts
als
das
einige
entſchuldigen
,
daß
ihr
dem
unverſtaͤndigen
Poëten
Lucano
nachgefolget
ſeyd
,
welcher
vor
euch
eben
ſolcher
Meynung
geweſen
,
indem
er
dieſe
Verſe
geſchrieben
:
Felix
Roma
quidem
civesque
habitura
ſuperbos
,
Si
libertatis
Superis
tam
cura
placeret
,
Quam
vindicta
placet
.
Rom
waͤre
vor
gluͤckſelig
zu
halten
,
wann
denen
Goͤttern
ihre
Freyheit
ſo
ſehr
,
als
dieſelbige
zu
ſtraffen
angelegen
waͤre
.
Als
Tacitus
dieſes
vernommen
ſagte
er
:
Es
jammert
mich
,
mein
lieber
Lipſie
!
daß
ihr
euch
oͤffentlich
vor
denjenigen
habt
ausgegeben
,
der
allein
den
verborgenen
Verſtand
meiner
Schrifften
habe
wiſſen
auszulegen
,
und
habt
hernach
,
in
einer
ſo
hochwichtigen
Sache
,
und
da
meiner
Reputation
viel
angelegen
,
ſo
groͤblich
geirret
.
Denn
meine
Worte
,
wie
ihr
ſie
jetzund
verleſen
habt
,
ſeynd
nicht
allein
,
wie
ihr
vorgebet
,
keinesweges
gottloß
ſondern
,
ich
halte
ſie
auch
vor
gut
und
Heilig
.
Euch
aber
deſſen
,
was
ich
vvrgebe
,
deſto
beſſer
zu
unterrichten
,
will
ich
dieſe
meine
Meynung
mit
weitlaͤufftigen
und
vielen
Worten
auslegen
,
welche
ihr
,
weil
ich
ſie
,
meinem
Gebrauch
nach
kurtz
gefaſſet
,
nicht
habt
begreiffen
koͤnnen
.
Nachdem
ich
im
Anfang
meiner
Hiſtorien
dem
Leſer
zu
wiſſen
gethan
,
wovon
ich
in
dieſem
gantzen
Tractat
zu
handeln
willens
waͤre
,
habe
ich
geſagt
,
daß
ich
mich
einer
Arbeit
unterfange
,
in
welcher
mancherley
Faͤlle
vorkommen
wuͤrden
,
atrox
proeliis
,
diſcors
ſeditionibus
ipſa
etiam
pace
ſævum
,
quatuor
principes
ferro
interemti
,
tria
bella
civilia
&
c.
Nachdem
ich
die
Truͤbſalen
,
und
das
groſſe
Elend
,
ſo
die
Roͤmer
nach
Neronis
Todt
ausgeſtanden
erzehlet
,
habe
ich
geſaget
,
es
ſeyn
ſelbige
ſo
groß
und
ſo
viel
geweſen
,
daß
in
denen
vorigen
Zeiten
niemals
,
weder
durch
harte
Straffe
derer
Roͤmer
,
noch
durch
das
gerechte
Gerichte
GOttes
ſich
wahr
zu
ſeyn
befunden
habe
,
daß
der
GOtt
,
welcher
in
denen
vergangenen
Zeiten
denen
Roͤmern
ſich
ſo
gnaͤdig
erzeiget
,
und
ſelbige
beſchuͤtzet
hat
,
daß
es
ſich
gleichſam
anſehen
ließ
,
ob
laͤge
ihm
nichts
ſo
hoͤchlich
an
,
als
die
Roͤmer
mit
ewig
waͤhrenden
Siegen
und
Triumphen
herrlich
,
ja
zu
Herren
uͤber
die
gantze
Welt
zu
machen
,
ſich
nach
dem
Tode
Neronis
dergeſtalt
veraͤndert
,
daß
man
Augenſcheinlich
geſehen
,
Non
eſſe
curæ
Deis
ſecuritatem
noſtram
,
eſſe
ultionem
daß
er
der
Wohlfahrt
derer
Roͤmer
gantz
und
gar
nicht
mehr
achte
,
eſſe
ultionem
,
ſondern
nur
ſich
an
ihnen
,
wegen
derer
vielen
Beleidigungen
,
ſo
ſie
ihm
angethan
,
zu
raͤchen
ſuche
.
Iſt
dann
nun
dieſes
eine
gottloſe
Rede
,
wann
ich
ſage
,
daß
um
derer
ſchwehren
Suͤnden
willen
,
ſo
die
Roͤmer
ſowohl
vor
,
als
nach
Neronis
Tode
begangen
,
die
vaͤterliche
Sorge
GOttes
,
ſie
vor
allem
Ubel
zu
beſchuͤtzen
,
ſich
in
eine
ſtrenge
Gerechtigkeit
,
ſie
mit
allerhand
Plagen
heimzuſuchen
,
ververwandelt
habe
.
Lipſius
antwortete
:
Dasjenige
,
ſo
ihr
ſaget
,
iſt
nicht
uͤbel
geredet
:
Aber
es
reimet
ſich
nicht
bey
denenjenigen
Worten
,
die
ich
vor
gottloß
halte
,
welche
die
Auslegung
und
den
Verſtand
,
ſo
ihr
ihnen
gebt
,
alsdann
haben
koͤnten
,
wann
die
Worte
Securitatem
noſtram
allein
von
denen
Roͤmern
geſaget
werden
moͤchten
,
weil
ſie
aber
allgemein
,
ſiehet
man
,
daß
ſie
das
gantze
menſchliche
Geſchlecht
begreiffen
.
Tacitus
replicirte
hierauf
:
Daß
ich
das
Wort
noſtram
,
in
welches
ihr
,
Lipſi
!
euer
einiges
Fundament
geſetzet
habt
,
allein
das
Roͤmiſche
Volck
verſtanden
,
erhellet
aus
dem
Lucano
,
welcher
eurem
Beduͤncken
nach
,
mir
zu
dieſer
gottloſen
Meynung
Urſache
und
Anlaß
gegeben
.
Derſelbe
ſagt
in
ſeinen
obangezogenen
Verſen
eben
das
,
was
ich
euch
geſagt
;
gedencket
aber
nur
derer
Roͤmer
,
daß
dieſelben
ſich
ewig
bey
ihrer
Hoheit
und
Gluͤckſeligkeit
haͤtten
erhalten
koͤnnen
,
wann
denen
Goͤttern
ſo
hoch
daran
gelegen
geweſen
waͤre
,
ſie
bey
ihrer
alten
Freyheit
zu
mainteniren
,
als
ſich
an
ihnen
zu
raͤchen
.
Beduͤncket
euch
dann
nicht
,
Lipſi
!
wahr
zu
ſeyn
,
daß
die
Roͤmer
,
ſo
ihrer
unerſaͤttlichen
Regierſucht
niemalen
weder
Ziel
noch
Maaß
zu
ſetzen
gewuſt
,
weil
ſie
ſo
viele
herrliche
Koͤnigreiche
,
Fuͤrſtenthuͤmer
und
Regimenter
zerſtoͤret
und
verwuͤſtet
,
die
Welt
uͤberall
beſtohlen
,
auch
dieſelbe
,
ihren
unerloͤſchlichen
Gelb-Durſt
zu
ſaͤttigen
,
mit
Feuer
und
Blut
uͤberſchwemmet
,
endlich
den
Zorn
des
Aller
hoͤchſten
gegen
ſich
erwecket
,
welcher
nach
dem
er
ſie
denen
allergrauſamſten
Tyrannen
zum
Raub
uͤbergeben
,
die
ihnen
das
groͤſte
Hertzeleyd
und
Drangſaal
zu
gefuͤget
,
letzlich
uͤber
ſie
verhaͤnget
hat
,
daß
ſie
zur
ſonderlichen
Schmach
,
Spott
und
Hohn
,
von
denen
allerbarbariſcheſten
Voͤlckern
in
Europa
haben
muͤſſen
unterdruͤcket
und
zu
Boden
gerichtet
werden
;
welches
dann
in
der
That
ein
erſchreckliches
Ende
,
deſſen
aber
doch
derer
Roͤmer
Ehrſucht
,
Grauſamkeit
und
Geitz
wohl
werth
geweſen
.
Und
dieſes
ſeynd
die
Steine
des
Anſtoßes
,
an
welche
GOtt
der
Allmaͤchtige
alle
diejenigen
kommen
und
gerathen
laͤſſet
,
ſo
des
Herrſchens
und
Regierens
nicht
koͤnnen
ſatt
werden
.
Damit
ich
aber
,
euch
eures
Irrthums
zu
uͤberweiſen
,
ein
Ende
mache
,
ſo
frage
ich
,
ob
ihr
nicht
euch
zu
entſinnen
wiſſet
,
daß
ich
auch
an
Andern
Orten
dieſes
Woͤrtlein
noſtram
,
oder
noſtri
,
gebrauchet
habe
?
Lipſius
antwortete
:
Da
ihr
des
Koͤnigs
derer
Armenier
,
Tiridatis
,
Meldung
thut
,
welcher
von
dem
Corbulone
nach
Rom
verſchicket
ward
,
etlicher
Sachen
wegen
,
deren
er
beſchuldiget
wurde
,
ſich
bey
dem
Kayſer
Nerone
zu
excuſiren
Dieſer
,
ehe
er
ſich
auf
den
Weg
begab
,
vergliche
ſich
mit
dem
Corbulone
,
daß
er
nicht
als
ein
Gefangener
gehalten
werden
,
auch
an
keinem
Ort
ſein
Gewehr
abzulegen
ſchuldig
ſeyn
ſolte
,
und
daß
er
die
fremden
Abgeſandten
beſuchen
,
auch
ſich
in
Rom
denen
Burgermeiſtern
gleich
halten
doͤrffte
.
Solch
des
Tiridatis
Begehren
verlachete
Corbulo
,
und
hielte
es
vor
eine
Barbariſche
Eitelkeit
.
Dieſes
habt
ihr
mit
folgenden
Worten
beſchrieben
,
ſcilicet
externæ
ſuperbiæ
ſueto
,
non
erat
notitia
noſtri
:
apud
quos
jus
Imperii
valet
,
inania
transmittantur
.
Und
an
einem
andern
Ort
,
da
ihr
vermeldet
,
wie
denen
Roͤmern
zu
ihrer
Hoheit
die
Uneinigkeit
ihrer
Feinde
nicht
wenig
geholffen
habe
,
gebrauchet
ihr
dieſe
Worte
:
Maneat
quæſo
duretque
gentibus
,
ſi
non
amor
noſtri
,
at
certe
odium
ſui
quando
vergentibus
Imperii
fatis
,
nihil
jam
præſtare
fortuna
majus
poteſt
,
quam
hoſtium
Diſcordiam
.
Darauf
antwortete
Tacitus
:
Mit
denen
Worten
,
non
erat
notitia
noſtri
,
&
ſi
non
amor
noſtri
,
meynet
ihr
Lipſi
!
daß
ich
das
gantze
menſchliche
Geſchlecht
,
oder
die
Roͤmer
allein
verſtanden
habe
?
Lipſius
entſetzte
ſich
hieruͤber
,
und
ſagte
:
Nunmehro
werde
ich
,
lieber
Tacite
!
meines
Fehlers
gewahr
.
Bitte
euch
deswegen
dienſtlichſt
um
Verzeihung
,
und
bekenne
frey
oͤffentlich
,
daß
,
je
mehr
man
eure
Schrifften
lieſet
,
je
weniger
man
ſie
verſtehet
,
und
daß
eure
Annales
und
Hiſtorien
nicht
vor
einen
ſchlechten
Grammaticum
gehoͤren
wie
ich
bin
.
Folgende
Relation
bildet
den
Philoſophiſchen
Stoltz-
und
Hochmuth
ab
:
DEr
freygebige
Koͤnig
in
Franckreich
Tranciſcus
I.
begegnete
geſtrigen
Tages
der
Philoſophie
,
welche
in
dem
Parnaſſo
ſpatzieren
gieng
,
ſich
zu
erluſtigen
.
Sie
hatte
ſich
auf
den
Ariſtotelem
und
Platonem
geſteuret
,
und
weil
ſie
gantz
nackend
gieng
,
ward
dieſer
Koͤnig
zu
groſſem
Mittleiden
bewogen
,
indem
er
ſahe
,
daß
die
Koͤnigin
aller
menſchlichen
Wiſſenſchafften
,
welche
werth
waͤre
aller
Luſt
und
Kurtzweile
einen
Uberfluß
zu
haben
,
ſo
armſelig
waͤre
,
daß
ſie
auch
nicht
einen
Lumpen
haͤtte
ſich
zu
bedecken
.
Franciſcus
I.
thaͤte
derowegen
alſobald
ſeinen
Koͤniglichen
Mantel
,
voller
Lilien
von
koͤſtlichen
Diamanten
und
Edelgeſteinen
ab
,
dieſe
edle
Dame
damit
zu
bedecken
.
Sie
bedanckte
ſich
aber
gegen
den
Koͤnig
vor
dieſe
groſſe
Gnade
,
vorgebende
,
ſie
koͤnte
ohne
eintziges
Nachtheil
und
Verluſt
ihrer
Reputation
in
dem
Parnaſſo
nackent
auf
und
abgehen
;
allermaſſen
ſie
weder
Schande
noch
Unehre
an
ſich
,
ſo
zu
bedecken
oder
zu
verbergen
,
von
noͤthen
waͤren
.
Folgende
Relation
zeiget
,
wie
man
ſich
nicht
allemal
an
die
vorgeſchriebenen
Regeln
derer
Gelehrten
binden
duͤrffe
,
welches
doch
ihrer
viele
mit
groſſer
Hartnaͤckigkeit
prætendiren
.
ZWey
Tage
hernach
,
als
der
beruͤhmte
Poët
Torquatus
Taſſus
,
in
den
Parnaſſum
aufgenommen
worden
,
uͤbergab
er
Ihrer
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
ſein
uͤberaus
ſchoͤnes
und
herrliches
Gedicht
,
wie
Jeruſalem
,
von
dem
von
Bouillon
,
liberiret
und
befreyet
worden
hielte
darneben
an
,
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
moͤchten
ihnen
belieben
laſſen
,
ſolches
,
woferne
es
tuͤchtig
befunden
wuͤrde
,
mit
der
Unſterblichkeit
zu
begnadigen
.
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
nahmen
es
mit
froͤlichem
Hertzen
an
,
lieſſen
es
,
altem
loͤblichen
Gebrauch
nach
,
dem
Bibliothecario
,
Caſtelvetro
zu
uͤberſehen
,
zuſtellen
.
Nach
einigen
Wochen
verfuͤgte
ſich
Torquatus
Taſſus
zu
gedachtem
Caſtelvetro
,
der
ihm
anzeigte
,
wie
er
ſein
uͤbergebenes
Werck
mit
allem
Fleiß
durchſehen
,
befaͤnde
aber
ſo
viel
darinnen
,
daß
er
die
Regeln
,
welche
Ariſtoteles
denen
Poëten
vorgeſchrieben
,
nicht
obſerviret
und
in
Obacht
genommen
haͤtte
,
hielte
es
derowegen
vor
untuͤchtig
unter
die
beruͤhmten
Autores
dieſer
Bibliothec
geſtellet
zu
werden
.
Er
ſolte
die
noch
uͤbrigen
Fehler
darinnen
corrigiren
und
verbeſſern
,
und
ſich
alsdann
bey
ihm
wieder
anmelden
.
Uber
dieſen
unverhofften
Beſcheid
wurde
Taſſus
nicht
wenig
beſtuͤrtzt
,
erhube
ſich
derowegen
,
in
Unwillen
zu
dem
Apollo
,
und
ſagte
,
wie
er
dieſes
Werck
mit
ſaurem
Schweiß
zuſammen
getragen
,
auch
ſeinen
Kopff
und
Schlaff
mehrmahlen
daruͤber
zer-
und
unterbrochen
,
habe
darinnen
auf
nichts
als
auf
die
Gabe
,
ſo
ihm
die
Natur
mitgetheilet
,
und
auf
die
guten
Einfaͤlle
,
ſo
ihm
die
Muſen
inſpiriret
,
geſehen
,
hielte
demnach
davor
denen
Regeln
,
ſo
Ariſtoteles
vorgeſchrieben
,
in
allem
genug
gethan
zu
haben
.
Denn
weil
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
wegen
ſelbiger
kein
Geſetz
publiciret
oder
ausgehen
laſſen
,
ſo
koͤnne
er
auch
nicht
ſehen
aus
was
Macht
Ariſtoteles
ſich
unterfangen
doͤrffte
,
Ziel
und
Maaß
darinnen
vorzuſchreiben
.
Hiernechſt
habe
er
niemalen
von
einem
andern
Ober-Herrn
in
dem
Parnaſſo
,
als
von
dem
Apolline
und
denen
Muſen
gehoͤret
.
Sein
Verbrechen
,
daß
er
dem
Befehl
Ariſtotelis
nicht
nachgekommen
,
ruͤhre
vielmehr
aus
Unwiſſenheit
als
aus
Boßheit
her
.
Uber
dieſer
des
Taſſi
Rede
wurde
Apollo
dermaſſen
gegen
den
Ariſtotelem
erzuͤrnet
(
wie
derer
groſſer
Herren
Gebrauch
,
daß
ſie
der
Jurisdiction
halber
ſich
leichtlich
entruͤſten
)
daß
er
der
Poëten-Wache
unverzuͤglich
anbefehlen
lieſſe
,
den
verwegenen
Philoſophum
gebunden
vor
ihn
zu
bringen
,
wie
auch
geſchahe
.
Apollo
fuhr
ihn
mit
grimmigen
und
erblaſſetem
Angeſicht
,
wie
nicht
weniger
mit
harten
Worten
an
und
ſagte
,
ob
er
der
vermeſſene
und
hochtrabende
Geſelle
waͤre
,
der
ſich
haͤtte
doͤrffen
geluͤſten
laſſen
,
ſeinen
Tugendhafften
,
Geſetze
und
Ordnungen
vorzuſchreiben
,
denen
er
allezeit
die
voͤllige
Freyheit
,
zu
ſchreiben
,
und
etwas
zu
erdencken
,
geſtattet
und
vergoͤnnet
haͤtte
.
Denn
die
vortrefflichen
Jngenia
ſeiner
Gelehrten
,
ſo
von
allen
vorgeſchriebenen
Regeln
und
Præceptis
exemt
und
frey
,
vermehrten
von
Tag
zu
Tag
,
mit
ſeiner
nicht
geringen
Beluſtigung
die
Bibliothequen
mit
allerhand
neuen
Sachen
.
Abſonderlich
aber
die
Poëten
an
gewiſſe
Regeln
und
Geſetze
zu
binden
,
waͤre
nichts
anders
,
als
ihren
Schrifften
alle
Lieblichkeit
und
Anmuth
benehmen
,
auch
ihre
vorttefflichen
Ingenia
verdroßen
zu
machen
,
welche
,
wann
ſie
mit
ihrer
gewoͤhnlichen
Freyheit
der
Feder
ihren
Lauff
laſſen
,
ſolche
Sachen
an
den
Tag
geben
,
mit
denen
ſich
Apollo
ſelbſten
,
wie
auch
die
vielgeliebten
Muſen
nicht
allein
beluſtigen
,
ſondern
zum
hoͤchſten
daruͤber
verwundern
.
Und
weil
des
Taſſi
Poëtiſches
Gedicht
von
der
gantzen
Welt
mit
groſſen
Frohlocken
angenommen
worden
waͤre
,
ſo
ſaͤhe
man
augenſcheinlich
,
daß
in
demſelben
alle
Regeln
ſo
denen
Poëten
jemahls
vorgeſchrieben
werden
koͤnten
,
auf
das
allergenaueſte
in
Acht
genommen
waͤren
.
Der
arme
Ariſtoteles
erzitterte
ob
dieſen
Worten
,
bate
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
gantz
unterthaͤnig
,
ſein
hohes
Alter
anzuſehen
,
und
einen
ſolchen
Philoſophum
,
wie
er
waͤre
,
wegen
eines
andern
Unwiſſenheit
nicht
in
Gefahr
zu
ſetzen
.
Er
habe
ſelbige
Regeln
nicht
in
der
Meynung
geſchrieben
,
wie
ihm
von
denen
Ungelehrten
beygemeſſen
wuͤrde
,
als
ob
ohne
dieſelbe
kein
Poëtiſches
Gedichte
ſeine
vollkommenheit
haben
koͤnte
;
ſondern
er
habe
allein
den
Weg
gezeiget
deſto
leichter
zu
dieſer
Kunſt
zu
gelangen
,
auf
welchem
auch
die
beruͤhmteſten
Poëten
nicht
ohne
ſonderbaren
Ruhm
gewandelt
haͤtten
.
Der
Ehrgeitz
ſeye
der
eintzige
Fehler
,
den
er
begangen
habe
,
deswegen
er
auch
Ihro
Parnasſiſche
Majeſtaͤt
gantz
unterthaͤnig
um
Verzeihung
baͤte
.
Denn
weil
er
ſich
lange
zuvor
leichtlich
einbilden
koͤnnen
,
es
wuͤrden
viele
Ungelehrte
dieſe
ſeine
Obſervationes
vor
nothwendige
Regeln
und
Præcepta
ausgeben
,
habe
er
ſich
mit
der
Hoffnung
Flattiret
,
ſein
Name
werde
dadurch
zu
einer
deſto
groͤſſeren
Ehre
und
Reutation
gelangen
;
der
Ehrgeitz
aber
ſeye
eine
Sache
,
welcher
jederman
das
Geſicht
verblende
.
Im
uͤbrigen
geſtuͤnde
er
willig
und
gerne
,
daß
auch
ohne
dieſe
ſeine
Regeln
,
die
er
vorgeſchrieben
,
Poëtiſche
Gedichte
in
der
hoͤchſten
Vollkommenheit
geſchrieben
und
verfertiget
werden
,
und
ſolche
auch
hernach
wiederum
andern
an
ſtatt
dieſer
Regeln
,
dienlich
und
befoͤrderlich
ſeyn
koͤnten
.
In
Anſehung
dieſes
freyen
Geſtaͤndniſſes
und
der
gethanen
unterthaͤnigen
Bitte
ward
Ariſtoteles
von
dem
Apolline
pardoniret
,
und
wieder
auf
freyen
Fuß
geſtellet
.
In
der
jetzt-kommenden
Relation
koͤnnen
ſich
die
falſchen
und
aufgeblaſenen
gelehrten
Politici
beſpiegeln
.
VOr
zweyen
Monaten
verſchiede
der
Fuͤrſt
in
Lesbo
,
wannenhero
die
Landſtaͤnde
ſelbigen
Fuͤrſtenthums
,
weil
es
nicht
Erblich
,
ſondern
in
der
Wahl
beſtehet
,
an
Apollinem
ihre
Geſandten
,
abfertigten
,
mit
unterthaͤnigſter
Bitte
,
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
moͤchten
geruhen
ihnen
eine
tuͤchtige
Perſon
vorzuſchlagen
,
welche
ſie
wieder
vor
ihren
rechtmaͤßigen
Herrn
erwehlen
und
aunehmen
ſollten
.
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
benenneten
ihnen
unterſchiedene
gelehrte
und
qualificirte
Maͤnner
.
Aber
es
lieſſen
ſich
die
Abgeſandten
beduͤncken
,
daß
gleichwie
Cornelius
Tacitus
der
vornehmſte
unter
denen
Politicis
;
alſo
waͤre
er
auch
billig
allen
andern
vorzuziehen
.
Ehe
ſie
aber
in
dieſer
wichtigen
Sache
weiter
verfuͤhren
,
wurden
ſie
Raths
ſich
zu
ihm
ſelbſt
zu
verfuͤgen
,
um
zu
vernehmen
,
im
Fall
ſie
ihn
zu
ihrem
Fuͤrſten
auf-
und
annehmen
wuͤrden
,
auf
was
Art
und
Weiſe
er
ſie
zu
gouverniren
und
zu
regieren
gedaͤchte
?
Tacitus
,
nachdem
er
ſich
ſelber
wacker
heraus
geſtrichen
gab
denen
Geſandten
zur
Antwort
,
was
er
in
der
Wiſſenſchafft
,
Landen
und
Leuten
wohl
vorzuſtehen
,
vor
ein
Mann
ſeye
,
das
waͤre
Welt-
kuͤndig
.
Denn
weil
jedermann
ſeine
Schrifften
ſo
hoch
hielte
,
beduͤnckte
ihn
,
er
koͤnne
ſich
mit
Wahrheit
ruͤhmen
,
es
werde
die
gantze
Welt
von
denen
heutigen
Potentaten
eintzig
und
allein
durch
ſeine
Politic
regieret
.
Da
er
nun
andere
Leute
in
der
allerſpitzfindigſten
und
ſubtilſten
Ratio
Status
ſo
wohl
informiret
und
unterwieſen
,
ſo
koͤnten
ſie
leichtlich
gedencken
und
abnehmen
,
daß
er
ſich
ſelbiger
viel
beſſer
in
ſeinem
eigenen
Lande
wuͤrde
wiſſen
zu
gebrauchen
und
zu
Nutzen
zu
machen
.
Und
ob
er
wohl
allhier
,
in
ihrer
Gegenwart
ex
tempore
,
ihnen
einen
ausfuͤhrlichen
Diſcurs
zu
halten
getrauete
,
was
ein
Fuͤrſt
in
dergleichen
Wahl-Reichen
zu
beobachten
und
zu
bedencken
habe
;
ſo
wolte
er
doch
zum
Beweißthum
,
daß
er
mit
Wahrheit
von
denen
beſten
Politicis
vor
einen
Meiſter
in
dieſer
Kunſt
gehalten
wuͤrde
,
ſolches
mit
wenig
Worten
bemercken
,
wie
er
ſich
in
ſeinem
Regiment
gegen
ſie
zu
erzeigen
gedaͤchte
,
nemlich
,
daß
er
dem
verſtorbenen
Fuͤrſten
in
allen
Actionibus
,
daran
die
Unterthanen
Luſt
und
Gefallen
getragen
,
fleißig
nachfolgen
,
von
denen
aber
,
ſo
ihnen
zuwider
geweſen
,
ſich
alleraͤuſſerſt
vorſehen
und
huͤten
wolle
.
Und
dieſes
,
ſagte
er
,
iſt
der
rechte
Kern
der
wahren
Politic
,
und
die
Quinteſſence
von
mir
diſtilliret
,
und
in
meinem
eigenen
Gehirn
geſponnen
.
Er
wolle
ihnen
aber
dieſes
hohe
Geheimniß
in
dem
hoͤchſten
Vertrauen
communiciret
haben
.
Denn
,
wann
es
uͤberall
ſolte
aus
gebreitet
und
offenbar
werden
,
ſo
wuͤrden
endlich
auch
die
Cram-
und
Becker-Buben
lernen
,
wie
man
die
Koͤnigreiche
und
Fuͤrſtenthuͤmer
adminiſtriren
ſolte
.
Dieſe
,
des
Taciti
Rede
gefiele
denen
Herren
Abgeſandten
uͤber
die
maſſen
wohl
,
gaben
auch
zu
verſtehen
,
es
doͤrffte
die
Wahl
auf
ihn
fallen
.
Jedoch
erinnerten
ſie
ihm
darneben
,
wann
ſie
ihn
nun
vor
ihren
Fuͤrſten
erwaͤhlet
hatten
,
wuͤrde
von
noͤthen
ſeyn
,
in
ſeinen
Reden
gewoͤhnlichere
und
gemeinere
modos
loquendi
zu
gebrauchen
,
damit
die
Voͤlcker
in
Lesbo
ihn
beſſer
verſtehen
koͤnten
weil
ſie
nicht
alle
,
wie
die
Leute
in
dem
Parnaſſo
,
ſtudiret
haͤtten
.
Hierauf
antwortete
Tacitus
,
daß
ein
Mann
ſeines
gleichen
,
als
welcher
ſich
beflieſſe
mehr
Spruͤche
als
Woͤrter
aus
ſeinem
Munde
gehen
,
und
aus
ſeiner
Feder
flieſſen
zu
laſſen
,
ſich
nothwendiger
Weiſe
dunckler
Reden
gebrauchen
muͤſſe
,
weil
die
ſinnreichen
Spruͤche
,
und
Præcepta
Politica
gantz
keine
Manier
haͤtten
,
wann
ſie
in
gemeinem
Kuͤchen-Latein
vorgebracht
wuͤrden
.
So
habe
er
auch
dieſe
Art
zu
reden
vor
andern
erwehlet
,
damit
die
Politic
,
als
welche
groſſen
Herrn
allein
zu
wiſſen
gebuͤhret
,
nicht
zu
gemein
wuͤrde
.
Es
verſtuͤnden
demnach
ſeine
Schrifften
allein
die
klugen
und
ſubtilen
Ingenia
,
ſo
den
Schnupffen
nicht
haͤtten
.
Jedoch
wolle
er
auch
denen
,
die
nicht
gar
hohen
Verſtandes
,
zum
beſten
,
ſeine
Dollmetſcher
,
als
Meroerum
,
Lipſium
,
Fulvium
Urſinum
&
c.
mitbringen
.
Ja
er
wolte
gar
aus
Italien
den
hochberuͤhmten
Curtium
Pichenam
kommen
laſſen
,
welchen
ihm
der
Groß-Hertzog
von
Florentz
,
Ferdinandus
II.
ſo
des
Taciti
vornehmſter
und
beſter
Schuͤler
geweſen
,
ſo
offte
er
ſeiner
beduͤrfftig
,
zukommen
zu
laſſen
,
verheiſſen
.
Mit
dieſem
Verſprechen
waren
die
Herren
Abgeſandten
ſehr
wohl
zu
frieden
,
begaben
ſich
alſo
wieder
nach
Hauſe
,
und
ſtatteten
von
dieſes
Mannes
hohem
Verſtand
und
Weisheit
eine
ſolche
Relation
ab
,
daß
er
alſobald
durch
eine
allgemeine
Bewilligung
des
gantzen
Volckes
zu
ihrem
Fuͤrſten
erwehlet
und
beſtaͤtiget
ward
.
Aber
die
Hoffnung
,
ſo
man
von
ihm
geſchoͤpffet
hatte
,
fiele
gar
bald
in
den
Brunnen
,
weil
er
ſchon
bey
dem
Antritt
ſeiner
Regierung
viel
ein
anderer
Mann
befunden
wurde
als
man
vermeynet
hatte
.
Denn
ſobald
er
Poſſeſſion
von
dem
Lande
genommen
,
fieng
er
allgemach
an
zwiſchen
dem
Adel
und
dem
gemeinen
Volck
Uneinigkeit
und
Mißtrauen
zu
erwecken
.
Weil
auch
der
Adel
dem
gemeinen
Volck
an
Klugheit
und
Macht
uͤberlegen
,
und
ſolches
deswegen
unterdruͤckte
,
ſchlug
ſich
Tacitus
argliſtiger
Weiſe
zu
dem
ſchwaͤchern
Theil
,
wannenhero
die
vornehmſten
unter
dem
Volcke
,
wegen
der
anſehnlichen
Huͤlffe
und
ſtarcken
Beyſtandes
,
ſo
ihnen
der
Fuͤrſt
leiſtete
,
ein
Hertze
bekamen
,
und
viel
Muthwillen
gegen
den
Adel
veruͤbten
,
woraus
denn
,
innerhalb
Monats-Friſt
,
ein
ſchwerer
innerlicher
Krieg
entſtunde
.
Indeſſen
ſtellte
ſich
Tacitus
an
,
als
ein
Liebhaber
des
gemeinen
Friedens
,
offerirte
ſich
auch
dieſen
Streit
als
ein
Schiedsmann
beyzulegen
;
da
er
doch
in
ſeinem
Hertzen
wuͤnſchete
,
daß
ſelbiger
ewig
waͤhren
moͤchte
.
Gleichwol
wuſte
er
ſich
mit
ſolcher
Liſt
und
Verſchlagenheit
bey
beyden
Theilen
zu
inſinuiren
,
daß
ſie
ihn
als
einen
gemeinen
Mittler
und
Schiedsmann
erwehleten
.
Damit
er
nun
,
mit
anderer
Leute
Schaden
,
ſeine
eigene
Autoritaͤt
befeſtigen
moͤchte
,
jagte
er
erſtlich
dem
gemeinen
Mann
eine
groſſe
Furcht
ein
,
indem
er
ihnen
die
Gedancken
beybringen
ließ
,
daß
ſie
in
kurtzem
vor
dem
Adel
,
ihres
Lebens
nicht
ſicher
ſeyn
,
ſondern
alle
mit
denen
Koͤpffen
wuͤrden
bezahlen
muͤſſen
,
wo
ſie
nicht
bald
auff
Mittel
und
Wege
gedaͤchten
,
dieſem
Ungluͤck
zu
entgehen
.
Durch
dieſen
Griff
erhielte
er
leichtlich
,
ſie
vor
der
Gewalt
des
Adels
zu
beſchuͤtzen
,
eine
Armée
von
auslaͤndiſchen
Voͤlckern
in
ſeinem
Staat
auffzurichten
,
welche
er
,
den
Schalck
deſto
beſſer
zu
verbergen
,
Friedens-Soldaten
nannte
.
Dieſe
Voͤlcker
wurden
unter
dem
Schein
den
gemeinen
Poͤbel
,
als
welcher
ſchon
allzufrech
worden
,
in
dem
Zaum
zu
halten
,
mit
des
Adels
gutem
Belieben
bewehrt
.
Ihrer
waren
ſieben
tauſend
,
und
das
Commando
daruͤber
hatte
Tacitus
einem
von
ſeinen
Favoriten
anvertrauet
.
Damit
er
ſie
,
in
allen
Occaſionen
,
zu
ſeinem
Willen
haben
moͤchte
verbande
er
ſich
dieſelben
nicht
allein
mit
dem
gewoͤhnlichen
Eyd
,
mit
Geſchencken
und
allerhand
gutthaͤtigkeiten
,
ſondern
verſtattete
ihnen
auch
allen
Muthwillen
und
Grauſamkeiten
,
ſowohl
gegen
den
Adel
als
gemeinen
Mann
.
Wie
beliebt
ſie
ſich
aber
hiemit
bey
dem
Fuͤrſten
machten
,
ſo
groſſen
Haß
und
Feindſchafft
luden
ſie
ſich
bey
denen
andern
auf
den
Hals
.
Als
ſich
nun
Tacitus
,
auf
dieſe
Weiſe
in
ſeiner
Herrſchafft
feſt
geſetzet
hatte
,
fuͤllete
er
den
Rath
,
die
Stadt
Lesbum
,
und
das
gantze
Land
mit
falſchen
Anklaͤgern
und
Spionen
an
,
welche
er
hernach
gegen
die
vornehmſten
vom
Adel
verhetzete
,
um
ſie
unter
allerhand
Schein
begangener
Exceſſe
und
Ubelthaten
ihrer
Ehren-Aemter
zu
entſetzen
,
und
ihrer
Guͤther
zu
berauben
,
welche
er
nachmahls
denen
Anklaͤgern
conferirte
,
und
ſie
dadurch
groß
machte
.
Indem
nun
die
Vornehmſten
aus
dem
Rath
theils
aus
Geitz
,
theils
aus
Ehrſucht
,
die
meiſten
aber
ihr
eigen
Leben
zu
ſalviren
,
mit
falſchen
Anklagen
und
Verleumdungen
die
Maͤchtigſten
in
dem
Lande
verfolgten
,
gaben
ſie
dem
Fuͤrſten
je
langer
je
mehr
Mittel
an
die
Hand
,
ſich
in
ſeinem
Dominat
zu
ſtaͤrcken
.
Uber
das
ſchickte
Tacitus
die
Vornehmſten
Raths-Herrn
,
denen
,
er
durch
die
falſchen
Auflagen
noch
nicht
beykommen
kunte
,
aus
dem
Lande
,
wo
ſie
ihm
keinen
Schaden
thun
kunten
,
trug
ihnen
groſſe
und
hohe
Aemter
auf
,
welche
ſie
mit
ſchwehren
Koſten
bedienen
muſten
,
und
fieng
hernach
allgemach
an
,
die
alten
Diener
,
ſo
uͤber
die
Soldaten
beſtellet
waren
,
zu
diſarmiren
,
deren
Waffen
er
andern
von
ſeinen
Creaturen
gab
.
Nachdem
er
nun
durch
ſolche
Griffe
,
die
Maͤchtigen
im
Lande
unterdruͤcket
hatte
,
ordnete
er
andere
Raths-Herren
,
und
befoͤrderte
zu
denen
hoͤchſten
Ehren-Aemtern
neu-gebackene
aus
dem
gemeinen
Poͤbel
,
ſo
von
ihm
alleine
dependirten
.
Damit
er
aber
das
Land
vor
fremder
Potentaten
Einfaͤlle
in
Sicherheit
ſetzen
moͤchte
,
fieng
er
an
unuͤberwindliche
Caſtelle
und
Feſtungen
zu
erbauen
,
welche
er
mit
fremden
Garniſonen
,
die
ihm
treu
waren
,
beſetzte
.
Weil
er
auch
nicht
leyden
kunte
,
daß
das
Volck
und
der
Adel
bewehrt
waͤren
,
gleichwol
aber
wuſte
,
daß
,
ſie
wehrloß
zu
machen
,
ſehr
gefaͤhrlich
ſeye
,
bedachte
er
,
durch
ein
anders
und
ſicheres
Stuͤcklein
ſolches
zu
wege
zubringen
,
nemlich
durch
einen
langwierigen
Frieden
,
Muͤßiggang
,
Wolluſt
und
ſcharffe
Proceduren
gegen
diejenigen
,
welche
Ehre
und
Reputation
wegen
,
einander
zu
einem
Zwey-Kampff
ausforderten
.
Solches
geſchahe
zu
dem
Ende
,
damit
er
alle
Tapfferkeit
aus
dem
Hertzen
ſeiner
Uuterthanen
vertilgen
moͤchte
.
Um
ſie
auch
deſto
geſchwinder
weich
und
weibiſch
zu
machen
,
lieſſe
er
,
mit
groſſen
Unkoſten
Gebaͤude
anrichten
,
allwo
alle
Tage
fiele
,
Commœdien
,
Jagden
und
allerhand
Kurtzweile
angeſtellet
wurden
.
Indem
ſie
nun
ſolchen
Sachen
allzuſehr
nachhiengen
,
vergaſſen
ſie
daruͤber
des
Regiments
und
des
Kriegsweſens
.
Weil
ihm
im
uͤbrigen
nicht
unbekannt
war
,
daß
er
zum
Zweck
ſeiner
Tyranney
,
uͤber
ein
Volck
,
ſo
in
der
Freyheit
gebohren
,
auch
darinnen
lange
Zeit
gelebet
hatte
,
zu
gelangen
,
ihnen
an
nichts
einigen
Mangel
erſcheinen
laſſen
muͤſte
,
ſonne
er
auf
Mittel
und
Wege
,
in
ſeinem
Lande
allenthalben
die
Huͤlle
und
die
Fuͤlle
,
ja
einen
ſehr
groſſen
Uberfluß
in
allen
Sachen
,
zu
verſchaffen
.
Biß
dato
nun
giengen
Tacito
alle
ſeine
Anſchlaͤge
gluͤcklich
von
ſtatten
.
Indem
er
aber
das
vornehmſte
Stuͤcklein
,
ſeine
Tyranney
zu
beſtaͤtigen
,
allzuſtarck
zu
practiciren
vermeynte
,
nemlich
die
vornehmſten
Haͤupter
,
ſo
ihm
in
die
Augen
ſtachen
,
aus
dem
Wege
zu
raͤumen
,
erweckte
er
einen
ſolchen
allgemeinen
Wiederwillen
gegen
ſich
,
das
er
vor
ſechs
Tagen
genoͤthiget
wurde
wolte
er
anders
nicht
durch
eine
ſtarcke
Verraͤtherey
,
die
ſich
wieder
ihn
angeſponnen
,
ſelber
um
das
Leben
kommen
,
unbekannter
Weiſe
aus
Lesbo
zu
entfliehen
,
und
ſich
wieder
in
den
Parnaſſum
zu
begeben
,
allwo
er
hernach
ein
Privat-Leben
,
wie
zuvor
gefuͤhret
.
Plinius
der
Juͤngere
,
welcher
,
wie
bewuſt
,
Taciti
allergroͤſter
Freund
geweſen
,
war
der
erſte
,
ſo
ihn
beſuchte
.
Dieſer
verwieſe
ihm
hoͤchlich
,
daß
er
,
den
andern
ſolche
herrliche
Præcepta
,
Land
und
Leute
wohl
zu
regieren
,
vorgeſchrieben
haͤtte
,
ſolche
in
ſeiner
Herrſchafft
in
Lesbo
ſo
gar
uͤbel
practiciret
haͤtte
.
Seit
dem
hat
Plinius
referiret
,
Tacitus
habe
ihm
folgenden
Beſcheid
gegeben
:
Der
Himmel
,
mein
lieber
Plini
!
iſt
nicht
ſo
weit
von
der
Erden
,
und
der
Schnee
denen
Kohlen
an
Farbe
,
nicht
ſo
ungleich
,
als
weit
und
ungleich
,
die
Praxis
zn
regieren
,
und
die
bloſſe
Wiſſenſchafft
gute
politiſche
Regeln
von
der
Ratione
Status
vorzuſchreiben
,
von
einander
ſind
.
Denn
die
Sententz
,
welche
ich
unter
dem
Namen
Galbæ
,
dem
Piſoni
gegeben
,
die
mir
ſolchen
groſſen
Ruhm
bey
denen
Leuten
gemachet
,
daß
ſie
dieſelbe
faſt
vor
einen
goͤttlichen
Ausſpruch
gehalten
,
welche
die
Unverſtaͤndigen
ſo
leicht
zu
practiciren
zu
ſeyn
vermeynen
,
iſt
mir
in
das
Werck
zu
richten
ſehr
ſchwehr
vorgekommen
,
weil
es
eine
allzugroſſe
Metamorphoſis
oder
Veraͤnderung
iſt
,
aus
dem
Privat
in
dem
Fuͤrſten-Stand
erhaben
worden
.
So
ſollet
ihr
auch
wiſſen
,
daß
viele
Sachen
ſind
,
vor
denen
,
als
vor
groſſen
Gebrechen
und
oͤffentlichen
Laſtern
die
Privat-Perſonen
einen
Abſcheu
haben
,
und
ſolche
an
Fuͤrſten
und
Herren
auf
das
hoͤchſte
haſſen
,
die
doch
treffliche
Tugenden
ſind
.
Dieſes
ſage
ich
darum
:
Sobald
ich
zum
Fuͤrſten
uͤber
Lesbum
erwehlet
worden
,
nahm
ich
mir
gewiß
vor
,
mich
in
meiner
Regierung
dieſer
Regel
,
ſo
ich
dir
angezeiget
,
gemaͤß
zu
verhalten
,
in
der
Abſicht
ich
mich
auch
derer
Actionen
meines
Vorfahrens
auf
das
allerbeſte
informirte
,
mit
dieſem
Steiffen
Vorſatz
,
ihm
in
denenjenigen
,
ſo
an
ihm
gelobet
wurden
,
nachzufolgen
,
die
andern
aber
,
derentwegen
man
ihn
geſcholten
,
zu
vermeiden
.
Nun
brachte
ich
in
Erfahrung
,
daß
er
den
Rath
durch
die
groſſe
Gewalt
,
ſo
er
ſich
zugeeignet
,
zum
hoͤchſten
offendiret
hatte
,
indem
er
alle
wichtige
Geſchaͤffte
an
ſich
gezogen
,
ſo
daß
dem
Rath
und
der
uͤbrigen
Obrigkeit
faſt
nichts
als
der
bloſſe
Name
mehr
uͤbrig
geblieben
.
So
nahm
ich
auch
in
acht
,
daß
er
ſich
ſehr
verhaſt
gemachet
,
weil
er
den
Adel
ſo
wenig
geachtet
,
und
ſelbigen
der
Gebuͤhr
nach
nicht
conſideriret
hatte
,
indem
er
gewolt
,
daß
alle
Staats-Sachen
von
ihm
alleine
dependiren
ſolten
.
So
war
hiernechſt
ſeine
ſtrenge
Regierung
keine
geringe
Urſache
des
Haſſes
.
Denn
dadurch
gab
er
an
den
Tag
,
daß
er
vielmehr
das
Land
abſolute
,
gleich
einem
Erb-Herrn
,
als
mit
umſchraͤnckter
Gewalt
,
wie
ein
erwehlter
Fuͤrſt
zu
regieren
gedaͤchte
.
Dieſe
Weiſe
nun
zu
herrſchen
beduͤnckte
mich
,
da
ich
noch
eine
Privat-
Perſon
war
,
und
noch
zu
der
Stunde
,
wie
ich
den
Privat-Stand
von
mir
legte
,
ſehr
ſchaͤndlich
,
ja
gantz
tyranniſch
,
nahm
mir
auch
derohalben
vor
,
ſolche
zu
verbeſſern
.
Aber
ihr
muͤſſet
wiſſen
,
daß
gleich
in
denen
erſten
Stunden
,
da
ich
mich
mit
der
Fuͤrſtlichen
Wuͤrde
bekleidet
ſahe
,
ich
gleichſam
fuͤhlete
,
wie
mir
die
Begierde
nach
der
Gewalt
zu
herrſchen
,
dieſen
meinen
guten
Vorſatz
gaͤntzlich
aus
dem
Sinn
und
Hertzen
geriſſen
,
dergeſtalt
,
daß
ich
,
ſolches
euch
mit
deutlichen
Worten
zu
ſagen
,
vi
dominationis
convulſus
&
mutatus
,
die
Actiones
meines
Vorfahren
,
welche
ich
,
in
meinem
Privat
Leben
,
als
tyranniſch
und
gottloß
verfluchet
und
vermaledeyet
hatte
,
vor
tugendhaffte
,
gute
,
und
ad
rationem
Status
ſehr
nothwendige
Præcepta
zu
halten
anfieng
.
Ich
kunte
alſo
der
Regierſucht
,
die
mir
in
das
Gehirn
kam
,
nicht
allein
im
geringſten
keinen
Wiederſtand
thun
,
ſondern
ich
hielte
ſogar
davor
,
es
wuͤrde
meiner
Reputation
gantz
zuwider
ſeyn
,
wann
ich
mich
nicht
der
hoͤchſten
und
abſoluten
Gewalt
unterziehen
,
und
ſelbige
,
an
mich
zu
bringen
trachten
ſolte
.
Dieſe
meine
unerſaͤttliche
Regierſucht
nun
,
hat
den
Haß
und
Unwillen
des
Raths
,
des
Adels
,
und
des
gemeinen
Mannes
wieder
mich
verurſachet
,
und
mich
endlich
in
dieſes
Labyrinth
,
wie
ihr
ſehet
,
geſtuͤrtzet
.
Meine
Unwiſſenheit
hat
mich
keinesweges
in
dieſe
Ungelegenheit
gebracht
,
ſondern
daß
ich
zu
viel
gewuſt
,
und
gar
zu
gelehrt
geweſen
bin
.
Denn
,
wer
in
Lesbo
,
als
einem
Wahl-Fuͤrſtenthum
,
wo
die
Unterthanen
zwiſchen
der
Freyheit
und
Sclaverey
ſchweben
,
nec
totam
libertatem
nec
totam
ſervitutem
,
pati
poſſunt
,
die
ſich
weder
der
voͤlligen
Freyheit
zu
gebrauchen
noch
in
die
Dienſtbarkeit
zu
ſchicken
wiſſen
lange
und
friedlich
zu
regieren
begehret
,
der
muß
ſich
reſolviren
,
die
Sachen
in
dem
Stande
zu
laſſen
,
wie
er
ſie
findet
.
Ja
er
muß
eines
Fried-liebenden
Gemuͤths
,
und
von
aller
Ehr-
und
Regierſucht
entlediget
ſeyn
,
mithin
dieſes
ſchwere
Præceptum
Politicum
wohl
zu
practiciren
wiſſen
,
daß
er
auch
andere
neben
ſich
leben
laſſe
.
Es
ſind
demnach
alle
diejenigen
,
welche
gar
zu
verſtaͤndige
Politici
,
wie
ich
geweſen
bin
,
ſo
von
Natur
zu
der
abſoluten
Herrſchafft
geneigt
und
angereitzet
werden
,
und
die
da
alles
nach
ihrer
Ratione
Status
zirckeln
und
drehen
wollen
,
zu
denen
Fuͤrſtenthuͤmern
,
welche
in
der
Wahl
beſtehen
,
gantz
untuͤchtig
und
ungeſchickt
.
Eine
ſehr
curieuſe
Relation
iſt
auch
dieſe
.
DEmnach
in
dem
Parnaſſo
die
Faſtnacht
angegangen
,
binnen
welcher
Zeit
die
Gelehrten
ſich
mit
mancherley
Freudenſpielen
zu
ergoͤtzen
pflegen
:
als
haben
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
durch
oͤffentlichen
Trompeten-Schall
ausblaſen
laſſen
,
daß
maͤnniglich
,
des
Macrobii
Saturnalia
,
Auli
Gellii
welcher
,
bey
denen
heutigen
Schulfuͤchſen
und
Criticis
mit
Gewalt
Agellius
heiſſen
muß
)
Noctes
Atticas
,
Alexandri
ad
Alexandro
ſeine
Dies
Geniales
,
und
endlich
derer
Roͤmer
;
als
Herren
uͤber
die
gantze
Welt
und
Obriſten
inſpectores
derer
freyen
Kuͤnſte
,
ihre
Bachanalia
hoch-feyerlich
begehen
,
und
ſich
dabey
luſtig
erzeigen
ſolten
.
Es
befahle
Apollo
aber
auch
inſonderheit
allen
Nationen
,
ſo
ſich
in
dem
Parnaſſo
befinden
,
daß
eine
jedwede
ſolche
Feſte
und
Feyertage
,
nach
ihres
Landes
Sitten
und
Gebrauch
celebriren
ſolte
.
Sobald
dieſe
froͤliche
Zeitungen
mit
maͤnnigliches
groſſen
Frolocken
publiciret
waren
,
wurden
die
koͤſtlichſten
Bibliothequen
eroͤffnet
,
in
welche
einem
jedweden
,
ſo
lange
dieſe
Feyertage
waͤhren
,
zu
gehen
,
ſeines
Gefallens
darinnen
zu
verharren
,
und
ſich
an
denen
koͤſtlichen
Scriptis
derer
beruͤhmteſten
Autorum
zu
erſaͤttigen
erlaubet
wurde
.
Es
iſt
derohalben
nicht
zu
ſagen
,
mit
was
groſſer
Luſt
und
Freude
man
in
allen
Gaſſen
und
Haͤuſern
die
ſtattlichſten
und
herrlichſten
offenen
Mahlzeiten
,
ſo
allda
von
Platone
und
andern
angeſtellet
worden
,
gehalten
habe
,
bey
welcher
die
Gelehrten
alle
mit
einander
von
dem
koͤſtlichen
Wein
derer
freyen
Kuͤnſte
ſehr
truncken
wurden
.
Die
Rechts-Gelehrten
allein
,
nachdem
ſie
ſahen
,
daß
man
keine
Gerichte
hielte
,
und
die
Zanck-Laͤden
alle
verſchloſſen
waren
,
erzeigten
ſich
ſehr
traurig
,
hingen
die
Koͤpffe
,
und
wolten
gar
Hungers
ſterben
,
da
doch
,
bey
dieſer
froͤlichen
Zeit
,
ſonſt
jederman
genug
und
voll
auf
hatte
.
Solches
kommet
eintzig
und
allein
daher
,
weil
Ihro
Parnaſſifche
Majeſtaͤt
ſchon
vor
etlich
hundert
Jahren
die
bloſſen
Juriſten
,
ſo
ſonſten
in
andern
Sachen
nichts
ſtudieret
haben
,
vor
pur
lautere
grobe
Eſel
und
Ignoranten
declariret
,
und
ihnen
zugleich
die
liebliche
Speiſe
der
Theologie
,
der
reinen
Philoſophie
,
der
angenehmen
Hiſtorie
,
der
Poëſie
und
anderer
Wiſſenſchafften
verboten
hat
,
welche
nur
vor
treffliche
und
großmuͤthige
Leute
gehoͤren
.
Es
giengen
dannenhero
die
armen
Tropffen
nur
in
denen
Kuͤchen
umher
,
allwo
ſie
Schuͤſſeln
und
Teller
leckten
,
da
mittlerweile
alle
andere
Gelehrte
die
Tiſche
voller
herrlicher
Speiſe
hatten
,
ſo
von
denen
beſten
Scientiis
zugerichtet
waren
.
Damals
bekamen
die
hohen
und
vortrefflichen
Ingenia
einen
Eckol
und
Abſcheu
vor
denen
Digeſtis
und
dem
Codice
,
als
welche
zu
nichts
dienen
,
dann
nur
den
Leib
zu
erfuͤllen
,
und
groſſen
Reichthum
zuſammen
zu
ſcharren
,
daran
ſie
doch
endlich
,
wie
an
einem
auszehrenden
Fieber
ſterben
und
ver
ſchmachten
muͤſſen
.
Vor
allen
andern
herrlichen
Banqueten
aber
,
war
Caji
Plinii
ſeines
ſehr
merckwuͤrdig
und
wohl
anzuſehen
.
Denn
ungeachtet
die
vornehmſten
unter
denen
Gelehrten
aus
allen
Facultaͤten
,
ſo
in
dem
Parnaſſo
reſidiren
,
ſich
dabey
befanden
,
hat
er
doch
einen
jeglichen
auff
das
allerbeſte
,
mit
ihrer
hoͤchſten
Satisfaction
,
herrlich
und
ſtattlich
tractiret
Ob
aber
gleich
der
meiſte
Theil
derer
Speiſen
oder
Gerichte
,
von
lauter
rothen
Ruͤben
waren
,
ſo
hatte
doch
dieſer
weiſe
und
hochverſtaͤndige
Mann
,
dieſelben
auff
mancherley
Art
und
Weiſe
zugerichtet
,
dergeſtalt
,
daß
die
ſaͤmtlichen
Gelehrten
,
ſie
vor
ſo
viele
unterſchiedene
Speiſen
hielten
,
auch
ſolche
mit
ſonderlicher
Luſt
und
Begierde
aſſen
und
zu
ſich
nahmen
.
Indem
Apollo
umher
ſpatzierte
,
die
vielfaͤltigen
Gaſtereyen
in
Augenſchein
zu
nehmen
,
wurde
ihm
von
einem
Ferrareſiſchen
Bauer
,
Paſtor
Fido
genannt
,
eine
herrliche
wohlriechende
Torte
verehret
,
welche
ihm
ſo
wohl
gefiele
,
daß
er
ſich
nicht
enthalten
,
noch
der
ordinairen
Mahlzeit
erwarten
kunte
,
ſondern
mitten
auff
der
Straſſe
ſelbige
zu
verſuchen
anfieng
,
welche
ihm
auch
ſo
delicat
ſchmeckte
,
daß
er
auff
gut
Baͤuriſch
das
Maul
und
zehen
Finger
darnach
leckte
.
Dieweil
er
ſie
nun
ſo
auſſerordentlich
gut
befande
,
achtete
er
es
vor
eine
groſſe
Unhoͤfflichkeit
,
wenn
er
dieſelbe
allein
aufzehren
ſolte
,
hielte
derowegen
vor
rathſam
,
denen
ſaͤmtlichen
Muſen
auch
etwas
davon
zukommen
zu
laſſen
,
damit
dieſelben
,
als
welche
entweder
mit
ſchoͤnen
Verſen
und
andern
loͤblichen
Sachen
ſchwanger
gehen
,
daferne
ſie
vielleicht
luͤſtern
darnach
waͤren
,
nicht
etwa
zur
Unzeit
gebaͤren
,
oder
ihre
Poëſie
ein
Mahlzeichen
und
Flecken
mit
auff
die
Welt
braͤchte
.
Indem
nun
Apollo
und
die
Muſen
mit
trefflichem
Appetit
von
dieſer
Torte
aſſen
,
wurden
ſie
gewahr
,
daß
die
Gelehrten
,
ſo
um
Ihro
Parnaßiſche
Majeſtaͤt
waren
,
ein
ſehr
groſſes
Verlangen
hatten
,
die
Torte
auch
zu
verſuchen
,
wannenhero
Ihro
Parnaßiſche
Majeſtaͤt
einem
jeden
aus
denenſelbigen
etwas
davon
zukommen
lieſſen
,
welche
Ihnen
en
general
ſo
herrlich
gut
ſchmeckte
,
daß
ſie
bekannten
,
ihr
lebetag
dergleichen
nicht
verſucht
zu
haben
.
Ein
eintziger
unter
denen
Gelehrten
ward
gefunden
,
der
vorgeben
durffte
:
Ihm
haͤtte
davor
gegrauet
,
dieweil
ſie
gar
zu
ſuͤß
geweſen
waͤre
.
Dem
gab
aber
Apollo
mit
groſſer
Unmuth
zur
Antwort
:
Das
Suͤſſe
waͤre
der
Natur
angenehm
,
und
wer
an
ſelbigem
nicht
eine
ſonderliche
Luſt
empfaͤnde
,
der
haͤtte
ſeinen
Geſchmack
verlohren
.
Er
muͤſte
demnach
ein
boͤſer
Menſch
ſeyn
,
wann
er
nicht
geſtehen
wolte
,
daß
dieſe
Torte
,
(
in
welcher
mehr
ſchoͤne
Spruͤche
und
Sententiæ
als
Woͤrter
zu
finden
)
von
denen
allerbeſten
und
niedlichſten
Bißlein
gemachet
waͤre
.
Ja
er
muͤſſe
zu
erkennen
geben
,
daß
er
einer
von
den
Verlaͤumdern
ſeye
,
welche
von
der
Mißgunſt
dermaſſen
verblendet
,
daß
ſie
dasjenige
,
was
ſie
nicht
imitiren
und
nachtuhn
koͤnnen
,
nur
ſchaͤndeu
und
ůbels
davon
reden
.
Endlich
aber
wurde
der
groſſe
Zorn
Ihro
Parnaßiſchen
Majeſtaͤt
,
und
der
Schrecken
derer
ſaͤmtlichen
Gelehrten
,
ſo
ſie
angekommen
war
,
in
ein
groſſes
Gelaͤchter
verwandelt
.
Denn
,
nachdem
dieſe
Torte
gantz
auffgezehret
,
kam
Johannes
della
Caſa
,
nahm
die
Schuͤſſel
,
in
welcher
ſie
Ihrer
Parnaßiſchen
Majeſtaͤt
war
offeriret
worden
,
und
leckte
dieſelbe
ſo
ſchoͤn
aus
,
als
ob
ſie
ausgeſpielet
worden
waͤre
,
ſagte
zugleich
zu
Ihrer
Parnaßiſchen
Majeſtaͤt
und
denen
Muſis
,
daß
man
ſich
in
denen
Sachen
,
welche
einem
wohl
anſtuͤnden
und
gut
ſchmeckten
,
nicht
allezeit
zwingen
noch
derer
Regeln
des
Galatei
erinnern
koͤnnte
;
Indem
ſo
waͤre
in
der
Faſtnacht
alles
erlaubt
.
Dieſemnach
giengen
Ihro
Parnasſiſche
Majeſtaͤt
in
der
Stadt
auf
allen
vornehmen
Plaͤtzen
herum
ſpatzieren
,
und
ſahen
,
mit
ſonderbarer
Luſt
und
Wohlgefallen
,
wie
alle
Winckel
in
der
Stadt
voller
gelehrter
Leute
waren
,
welche
von
allerhand
Scientiis
,
in
allen
Facultæten
,
mit
einander
conferirten
und
diſputirten
,
wie
nicht
weniger
die
allerberuͤhmteſten
Redner
ſo
ſtattliche
Orationes
hielten
,
darinnen
ſie
die
Geſchicklich
keit
ſamtdenen
Studiis
insgemein
wacker
heraus
ſtrichen
,
im
Gegentheil
aber
die
Jgnoranten
ſtattlich
durchhechelten
.
Noch
viel
ein
groͤſſeres
Vergnuͤgen
aber
empfunden
Ihro
Parnasſiſche
Majeſtaͤt
ob
denen
Italiaͤniſchen
Poeten
,
welche
in
groſſer
Anzahl
oͤffentlich
auftraten
und
ex
tempore
eine
unzehlige
Menge
Reymen
aus
denen
Ermeln
ſchuͤttelten
,
welches
ihnen
die
Lateiniſchen
Poëten
nicht
nachthun
kunten
.
Denn
weil
ſelbige
an
die
Fuͤſſe
gebunden
ſind
,
muͤſſen
ſie
,
nothwendiger
Weiſe
etwas
langſam
gehen
.
Als
nun
Ihro
Parnaſſiſche
Maieſtaͤt
dieſe
obgemeldten
Sachen
geſehen
,
und
angehoͤret
nahmen
ſie
von
denen
Muſis
ihren
Abſchied
,
welche
hernach
noch
eine
gute
Weile
mit
denen
Poëten
,
als
ihren
Liebſten
,
in
der
Stadt
herum
giengen
;
da
ſie
dann
mit
ſonderlicher
Luſt
,
und
Ergoͤtzlichkeit
des
beruͤhmten
Poëten
Mauri
ſeinen
Laden
,
und
die
Waare
,
ſo
er
darinnen
feil
hatte
,
beſchaueten
.
Unter
andern
Sachen
aber
funden
ſie
eine
groſſe
quantitæt
kleine
und
groſſe
Bohnen
,
von
welchen
etliche
dieſer
Damen
ſich
ſo
ſatt
aſſen
,
daß
ſie
haͤtten
berſten
moͤgen
;
wobey
etliche
vorwitzige
Geſellen
obſervirten
,
daß
ihnen
diejenigen
viel
beſſer
anſtunden
,
welche
aus
der
Schaalen
waren
,
als
die
,
ſo
noch
darinnen
ſteckten
.
Als
endlich
Apollo
in
ſeinem
Koͤniglichen
Pallaſt
wieder
angelanget
war
,
hielten
etliche
Courtiſans
von
ſeinem
Hoffe
bey
ihm
an
,
daß
er
ihnen
,
erlauben
moͤchte
,
ſich
zu
verkleiden
und
Muinmen
zu
lauffen
,
welchen
Apollo
zur
Antwort
gab
,
wie
ſie
gar
keiner
Larven
vonnoͤthen
haͤtten
,
ihre
Angeſichter
zu
bedecken
,
dieweil
ihre
Gemuͤther
allbereits
ſo
haͤßlich
verſtellt
waͤren
,
daß
er
ſie
gewiß
verſichern
wolte
,
ſie
koͤnten
uͤberall
ungehindert
umher
lauffen
,
und
wuͤrden
von
keinem
Menſchen
,
wie
klug
er
immer
ſeyn
moͤchte
,
erkannt
werden
.
Den
folgenden
Tag
wurden
,
alten
loͤblichen
Gebrauch
nach
,
viele
Sachen
zum
beſten
gegeben
,
welcherwegen
man
um
die
Wette
lieffe
,
entweder
mit
Pferden
,
Wagen
oder
zu
Fuß
.
Bey
denen
Wagen
fiele
das
allerdenckwuͤrdigſte
vor
,
welches
wohl
zu
ſehen
und
zu
notiren
war
.
Denn
als
an
dem
Ort
,
wo
die
Loſung
zum
lauffen
gegeben
wurde
,
ſehr
viele
Wagen
erſchienen
,
welche
alle
neue
Naͤder
hatten
,
darzu
wohl
geſchmieret
,
auch
von
denen
ſchoͤnſten
und
ſchnelleſten
Noſſen
gezogen
wurden
,
ſahe
man
unter
denenſelbigen
auch
Cornelium
Tacitum
,
welcher
einen
ſehr
alten
zerbrochenen
Wagen
hatte
,
ſo
an
allen
Orten
mit
Seilen
zuſammen
gebunden
war
,
und
vor
demſelben
elende
lahme
Schind-Maͤhren
welche
er
entlehnet
hatte
.
Es
gab
aber
Tacitus
bey
dieſem
Actu
maͤnniglichen
ſeine
Tapfferkeit
und
hohen
Verſtand
zu
erkennen
.
Denn
als
das
Zeichen
zum
Lauffen
gegeben
ward
,
alle
Kutſcher
mit
ihren
Peitſchen
,
wie
nicht
weniger
mit
ihrem
ſtarcken
Zuſchreyen
,
ihre
Pferde
wacker
antrieben
,
ſaß
Tacitus
gantz
ſtille
bewegte
ſich
nicht
viel
,
wuſte
doch
unter
deſſen
die
Pferde
ſo
wohl
in
Acht
zu
nehmen
,
und
ſeinen
alten
geflickten
Karrn
mit
ſolcher
Behendigkeit
dermaſſen
herum
zu
drehen
,
zu
wenden
und
deuen
andern
vorzubiegen
,
daß
er
bey
dem
aufgeſteckten
Ziel
anlangte
,
da
die
andern
mit
ihren
neuen
Wagen
noch
nicht
die
Helffte
erreichet
hatten
,
wobey
dann
die
Tugendhafften
insgeſammt
bekennen
muͤſſen
,
daß
in
allen
Sachen
,
mit
der
Behendigkeit
und
dem
Verſtand
mehr
,
als
mir
der
Staͤrcke
und
Gewalt
auszurichten
waͤre
,
und
daß
diejenigen
,
ſo
ihre
Sachen
und
Geſchaͤffte
mit
guter
Manier
,
rechtem
Verſtande
und
Schlauigkeit
angriffen
,
auch
die
allerverworrnſten
und
ſchlimmſten
Haͤndel
zu
einem
erwuͤnſchten
Ende
bringen
und
ausfuͤhren
koͤnnen
.
Als
dieſes
vollzogen
,
lieffen
etliche
Gelehrte
zu
Fuß
mit
einander
um
die
Wette
;
woran
aber
die
Tugend
haffte
nicht
ſo
groſſe
Kurtzweile
,
als
bey
dem
vorigen
Rennen
empfanden
,
dieweil
die
Unbilligkeit
,
ſo
dabey
vorlieffe
,
allzugroß
und
nicht
zu
erdulden
war
,
indem
man
dieſen
armen
Schluckern
und
Gelehrten
,
das
Ziel
zu
weit
geſtecket
hatte
;
dahingegen
den
groſſen
reichen
Hannſen
daſſelbige
ſo
nahe
geſetzet
wurde
,
daß
ſie
es
ohne
eintzige
Muͤhe
,
und
ſonder
Lauffen
,
wann
ſie
nur
eine
Hand
ausſtrecken
und
darnach
griffen
,
erreichen
mochten
.
Dannenhero
waren
ihrer
viele
,
wegen
dieſer
groſſen
Ungleichheit
der
Meinung
,
es
ſeye
vielmehr
dem
bloſſen
Gluͤcke
,
als
dem
ſauren
Schweiß
und
denen
Meriten
zuzuſchreiben
,
wann
ein
armer
Gelehrter
bey
Hoffe
zu
denen
hoͤchſten
Ehren-Aemtern
erhaben
wuͤrde
.
Nichts
deſtoweniger
iſt
bey
dieſem
letzten
Lauffen
obſerviret
worden
,
daß
viele
vom
Adel
,
und
andere
Neiche
bey
Hofe
ſehr
zuruͤcke
blieben
,
und
dargegen
andere
arme
,
unanſehnliche
Tropffen
ihnen
weit
vorgelauffen
,
anbey
das
Ehren-Craͤntzlein
davon
getragen
haben
.
Und
obzwar
etliche
ſich
gefunden
,
ſo
vorgeben
doͤrffen
,
daß
ſie
ſolches
durch
Gunſt
von
dem
Fuͤrſten
erlanget
haͤtten
;
ſo
haben
doch
andere
Verſtaͤndigere
davor
gehalten
,
es
haͤtten
ſich
diejenigen
billig
zu
ruͤhmen
,
und
vor
gluͤck
ſelig
zu
ſchaͤtzen
,
welche
ſich
bey
groſſen
Herren
,
denen
ſie
dienen
,
ſo
beliebt
zu
machen
wuͤſten
,
daß
ſie
zu
hohen
Ehren
befoͤrdert
wuͤrden
;
ja
ſie
moͤchten
wohl
ſagen
,
daß
ſie
in
ihrem
ausgeſtandenen
Lauff
gute
Fuͤße
gehabt
haͤtten
.
Unterdeſſen
trug
ſich
ein
anderer
Fall
zu
welcher
bey
dem
Volck
groſſes
Lachen
verurſachte
,
von
wegen
zweyer
vornehmen
Perſonen
bey
Hoffe
,
welche
wie
offtermalen
zu
geſchehen
pfleget
,
indem
einer
den
andern
zuruͤcke
zu
halten
,
und
in
ſeinem
Lauff
zu
verhindern
ſich
unterſtunde
,
wider
einander
lieffen
;
woruͤber
ſie
dergeſtalt
gegen
einander
verbittert
wurden
,
daß
ſie
des
Hauptwercks
ihres
Lauffens
,
den
Preiß
davon
zu
bringen
vergaſſen
,
und
einander
,
ſchaͤndlicher
Weiſe
,
mitten
auf
der
Gaſſen
,
mit
Faͤuſten
zu
ſchlagen
anfiengen
.
Nachdem
ſie
ſich
nun
eine
gute
Weile
in
dem
Koth
mit
allerhand
Beſchuldigungen
und
Injurien
,
ſo
ſie
gegen
einander
ausſtieſſen
,
wacker
herum
geweltzet
,
und
ihre
Reputation
ziemlichermaſſen
beſudelt
hatten
,
wurden
ſie
endlich
von
jederman
verhoͤhnet
und
verlachet
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
mit
Spott
und
Schimpff
nach
Hauſe
ziehen
muſten
.
Ob
nun
zwar
dieſes
dem
gemeinen
Poͤbel
laͤcherlich
vorkam
;
ſo
haben
dennoch
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
ſolches
vor
ein
ſo
hochwichtiges
Werck
gehalten
,
daß
ſie
dem
weitberuͤhmten
Bildhauer
Praxiteli
auferlegen
und
anbefehken
laſſen
,
ſolches
in
eine
marmorſteinerne
Tafel
einzuhauen
,
damit
ſich
in
kuͤnfftigen
Zeiten
die
Hof-Courtiſanen
,
ſo
uͤber
einander
eyffern
,
daran
zu
ſpiegeln
haͤtten
.
In
denen
verwichenen
Jahren
wurden
die
Præmia
,
und
was
ein
jedweder
gewonnen
hatte
,
durch
den
Stadthalter
auf
dem
Parnaſſo
,
und
den
Stadt-
Schultheiſſen
,
ohne
einige
Ceremonien
und
Gepraͤnge
ausgetheilet
.
Dieſes
Jahr
aber
hat
Apollo
ſoches
ſelbſt
perſoͤnlich
verrichten
wollen
,
derowegen
er
allen
Potentaten
,
ſo
ſich
in
dem
Parnaſſo
befinden
,
anſagen
laſſen
,
ſich
in
dem
groſſen
Koͤniglichen
Saal
einzuſtellen
,
und
dieſen
Ceremonien
beyzuwohnen
.
Dieſes
kam
denen
Fuͤrſten
etwas
Spaniſch
vor
,
daß
ſie
ſich
bey
dieſem
Actu
,
ſo
hiebevor
ſehr
gering
geſchaͤtzet
worden
waͤre
,
einſtellen
ſolten
,
da
ſie
doch
nur
allein
zu
denen
allerwichtigſten
erfordert
wuͤrden
.
Dieweil
es
aber
Sr.
Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt
allergnaͤdigſter
und
ernſter
Befehl
war
,
ſtelleten
ſie
ſich
gehorſamſt
ein
,
und
wurden
vom
Apolline
auf
folgende
Weiſe
angeredet
:
Ich
vernehme
,
daß
ihr
euch
ſehr
verwundert
,
warum
ich
dieſes
Werck
,
ſo
bißhero
,
durch
meine
Diener
verrichtet
worden
,
anjetzo
in
Perſon
volziehen
will
.
Denn
weil
an
dieſem
gegenwaͤrtigen
eintzigen
Handel
,
ſo
anjetzo
ſolte
vollzogen
werden
,
nicht
allein
die
ewige
gantze
Wohlfahrt
und
Gluͤckſeeligkeit
,
ſondern
auch
das
Heyl
aller
eurer
Unterthanen
,
uͤber
welche
ihr
geſetzet
ſeyd
,
dependiret
,
ſo
habe
ich
euch
,
um
eures
ſelbſt-eigenen
Beſten
willen
anhero
erfordern
laſſen
.
Lernet
demnach
heute
von
mir
,
die
ihr
ůber
Land
,
und
Leute
geſetzet
ſeyd
,
daß
ihr
keine
Affecten
noch
Partialitæt
in
eurem
Hertzen
herrſchen
laſſet
,
und
wann
ihr
diejenigen
,
ſo
euch
treulich
gedienet
belohnen
wollet
,
ſo
ſehet
auf
ihre
Meriten
,
und
machet
es
nicht
nach
eurem
eigenen
Schwindelhirn
,
ſondern
thut
wie
ich
,
der
anjetzo
einen
ieglichen
,
wie
ihr
ſehet
,
nachdem
er
es
mit
ſeinem
langen
und
ſauern
Lauffen
verdienet
hat
,
belohnet
,
ſo
werdet
ihr
und
eure
Nachkommen
biß
an
der
Welt
Ende
das
Regiment
behalten
,
und
den
Namen
bekommen
,
daß
ihr
,
als
kluge
und
verſtaͤndige
Regenten
,
Land
und
Leuten
wohl
vorgeſtanden
habt
.
Wo
ihr
aber
darwiederhandelt
,
und
dieſem
nicht
alſo
nachkommet
,
ſo
werdet
ihr
euch
ſelbſt
zu
Spott
und
Schanden
machen
,
um
alles
kommen
,
und
aus
vornehmen
Fuͤrſten
,
wie
ihr
jetzund
ſeyd
,
zu
Bettlern
werden
,
dieweil
ihr
euch
in
todte
ſtinckende
Aeſer
habt
verlieben
wollen
.
Zu
deſto
beſſerer
Erlaͤuterung
dieſer
Relation
,
des
Boccalini
aus
dem
Parnaſſo
,
iſt
noͤthig
zu
wiſſen
,
welchermaſſen
einem
rothe
Ruͤben
auftragen
oder
vorſetzen
,
im
Italiaͤniſchen
ſo
viel
heiſſet
,
als
einem
etwas
aufbinden
,
etwas
vorbringen
oder
uͤberreden
,
das
in
der
Wahrheit
ſich
nicht
alſo
verhaͤlt
,
und
ſtichelt
der
Autor
allhier
,
verbluͤmter
Weiſe
,
auf
Plinium
,
dieweil
ihm
Schuld
gegeben
wird
,
er
habe
in
ſeinen
Schrifften
viele
falſche
und
unwahrhaffte
Sachen
vorgebracht
,
welche
er
aber
doch
alſo
zuzurichten
gewuſt
,
daß
ihrer
viele
ſelbige
vor
wahrhafft
gehalten
haben
.
Durch
die
Torte
verſtehet
der
Herr
Autor
die
Italiaͤniſchen
Commœdie
,
ſo
Paſtor
Fido
genannt
wird
,
von
einem
aus
Ferrara
gebuͤrtig
beſchrieben
,
und
in
gantz
Italien
hoch
gehalten
.
Johannes
della
Caſa
iſt
der
Autor
ſo
den
Galateum
hat
laſſen
ausgehen
,
und
will
man
hier
damit
andeuten
,
daß
diejenigen
,
ſo
gute
Regeln
und
Præcepta
vorſchreiben
,
ſelbige
ſelbſt
nicht
allezeit
ſo
genau
obſerviren
.
Fava
heiſſet
in
dem
Italiaͤniſchen
erſtlich
eine
Bohne
,
und
darnach
wird
ſolches
Wort
auch
vor
das
vordere
Theil
des
maͤnnlichen
Gliedes
genommen
,
und
dieſe
Signification
hat
es
allhier
.
Denn
weil
der
Italiaͤniſche
Poët
Maurus
verſchledene
Sachen
della
Fava
,
wie
es
in
der
andern
Signification
ausgeleget
wird
,
geſchrieben
hat
,
alſo
ſchertzet
der
Autor
allhier
,
und
ſpricht
,
daß
die
Weiber
:
oder
Muſæ
ſich
ziemlichermaſſen
an
denenſelben
erluſtieretz
haben
.
Diejenigen
Gelehrten
,
welche
ihre
groͤſte
Kunſt
darinnen
beſtehen
laſſen
,
daß
ſie
ſtille
ſchweigen
und
nichts
,
oder
doch
ſehr
wenig
reden
,
moͤgen
ihre
Gedancken
uͤber
nachſtehende
Relation
aus
dem
Parnaſſo
machen
:
ES
ließ
Apollo
dieſen
Morgen
,
wieder
maͤnnigliches
Verſehen
,
Harpocratem
,
der
die
Kunſt
ſtille
zu
ſchweigen
ſehr
wohl
ſtudieret
hatte
,
vor
ſich
kommen
,
und
ſagte
ihm
,
wie
er
ſich
bißhero
uͤber
ſeine
Verſchwiegenheit
ſehr
verwundert
haͤtte
;
nunmehro
aber
habe
er
ein
groſſes
Verlangen
bekommen
,
ihn
einmahl
reden
zu
hoͤren
.
Denn
die
Gabe
des
Stillſchweigens
waͤre
an
einem
Mann
am
allermeiſten
zu
loben
,
welcher
auch
,
bey
ſich
ereignender
Occaſion
,
mit
ſeinem
anmuthigen
Geſpraͤche
vornehmen
und
gelehrten
Leuten
die
Zeit
zu
pasſiren
wuͤſte
.
Als
Harpocrates
dieſes
vernahm
,
zog
er
die
Schultern
ein
,
und
gab
damit
zu
verſtehen
,
daß
er
nicht
reden
koͤnne
.
Apollo
deutete
ihm
nochmalen
an
,
das
Stillſchweigen
bey
Seite
zu
ſetzen
,
und
mit
einem
guten
Discurs
ſich
heraus
zu
laſſen
.
Harpocrates
aber
kehrte
ſich
nicht
daran
,
ſchwiege
vor
wie
nach
,
und
logte
einen
Finger
auf
den
Mund
;
woruͤber
ſich
dann
Apollo
etwas
alterirte
und
ihm
mit
Ernſt
anbefahl
kurtz
um
zu
reden
.
Da
naͤherte
ſich
Harpocrates
dem
Apollini
,
und
ſagte
ihm
heimlich
in
das
Ohr
;
Es
waͤre
die
heutige
Welt
ſo
verdorben
und
verkehret
,
daß
diejenigen
billig
vor
die
Kluͤgſten
und
Verſtaͤndigſten
zu
halten
,
die
da
mit
denen
Augen
alles
ſehen
,
mit
ihrem
Verſtande
alles
beurtheilen
;
mit
dem
Munde
aber
daruͤber
ſtille
ſchweigen
koͤnten
.
Dieſe
Antwort
verdroſſe
den
Apollinem
noch
hefftiger
,
dergeſtalt
,
daß
er
ſich
gegen
die
Umſtehende
wandte
,
mit
Vermelden
,
er
ſaͤhe
nunmehro
wohl
,
daß
andem
Harpocrate
nicht
viel
beſonders
ſeye
.
Apollo
befahl
ihm
derohalben
auch
ſich
zu
trollen
,
oder
fortzupacken
,
weil
er
nicht
in
den
Parnaſſum
gehoͤre
,
ſondern
einer
von
denen
Puͤffeln
waͤre
,
deren
ſich
heutiges
Tages
eine
groſſe
Menge
befaͤnde
,
welche
unter
dem
Schein
des
Stillſchweigens
ihre
groſſe
Unwiſſenheit
verbergen
und
zudecken
wolten
.
In
folgender
Relation
ſtecket
eine
groſſe
Staats
Lehre
vor
alle
diejenigen
Raͤthe
,
welche
ihrem
Fuͤrſten
rathen
,
auf
weitlaͤufftige
Conqueten
zu
gedencken
,
und
wann
er
ſich
auch
die
gantze
Welt
unterthaͤnig
machen
koͤnte
.
DIe
Durchlauchtige
Monarchie
derer
Roͤmer
,
ſo
hiebevor
,
ehe
ſie
von
denen
Barbariſchen
mitternaͤchtigen
Voͤlckern
unterdruͤcket
worden
,
am
Hofe
des
Apollinis
eine
ſolche
Autoritæt
und
Anſehen
gehabt
,
zu
dergleichen
kein
anderer
Stand
jemalen
hat
gelangen
koͤnnen
,
verfuͤgte
ſich
vor
etlichen
Tagen
,
unterm
Schein
als
ob
ſie
auf
die
Jagd
ziehen
wolte
,
zum
Cornelio
Tacito
,
welcher
,
ſich
zu
erluſtieren
,
auf
ſein
Land-Guth
verreiſet
war
.
Demſelben
zeigte
ſie
an
,
wie
ſie
zu
ihm
kaͤme
,
ſich
Naths
bey
ihm
zu
erholen
,
wegen
einer
politiſchen
Frage
,
uͤber
welcher
ſie
allbereit
unterſchiedene
vornehme
Politicos
conſultiret
;
von
welchen
ſie
aber
biß
dato
nicht
zur
Gnuͤge
berichtet
worden
waͤre
,
verhoffte
derowegen
von
ihmals
dembeſten
Statiſten
,
und
Ober-Haupt
unter
denen
heutigen
Politicis
,
beſſere
Satisfaction
zu
haben
.
Die
Frage
aber
,
ſo
ihr
biß
anhero
viel
zu
ſchaffen
gemacht
,
beſtuͤnde
darinnen
,
wie
es
doch
kaͤme
daß
das
Koͤnigreich
Franckreich
,
Spanien
,
Egypten
,
Paleſtina
,
die
Stadt
Carthago
,
ſamt
vielen
andern
Laͤndern
,
die
ſie
in
Aſia
,
Africa
und
Europa
beſeſſen
,
welche
,
ehe
ſie
ſolches
unter
ihre
Herrſchafft
gebracht
,
vor
ſich
ſelbſt
ſo
maͤchtig
geweſen
waͤren
,
daß
ſich
jederman
vor
ihnen
habe
fuͤrchten
und
entſetzen
muͤſſen
,
nunmehro
aber
,
da
ſie
ſaͤmtlich
unter
ihrer
Gewalt
,
und
an
ſtatt
,
daß
obgemeldte
Laͤnder
Sie
zu
einer
maͤchtigen
Monarchie
haͤtten
machen
ſollen
,
welche
in
einem
Augenblick
alle
die
geringern
verſchlingen
koͤnte
,
haͤtten
ſie
dieſelbe
an
Kraͤfften
vielmehr
geſchwaͤchet
,
als
daß
ſie
durch
ſelbige
ſolte
ſeyn
geſtaͤrcket
worden
,
und
ſolches
naͤhme
ſie
ſo
viel
deſto
mehr
Wunder
,
weil
man
ſonſten
augenſcheinlich
ſaͤhe
,
daß
viele
Faden
zuſam̃en
gedrehet
,
ein
ſtarckes
Seil
,
und
viele
Reiſer
zuſammen
gebunden
einen
feſten
Balcken
machten
;
ſo
viele
maͤchtige
Fuͤrſtenthuͤmer
aber
mit
einander
vereiniget
,
haͤtten
nicht
zuwege
bringen
koͤnnen
,
eine
ſolche
Monarchie
,
wie
man
vermeynet
,
ewigwaͤhrend
zu
machen
.
Hierauf
gabe
Tacitus
zur
Antwort
,
die
Frage
waͤre
ſchwer
,
und
derowegen
noͤthig
,
ſich
wohl
darauf
zu
bedencken
;
wolte
ſich
aber
Morgen
im
Parnaſſo
wieder
einſtellen
,
und
nachdem
er
ſich
ein
wenig
in
ſeinen
Annalibus
und
Hiſtorien
umgeſehen
,
verhoffe
er
aus
denenſelben
einen
ſolchen
Beſcheid
zu
geben
,
womit
man
zufrieden
ſeyn
ſolte
.
Die
Noͤmiſche
Monarchie
begnuͤgte
ſich
an
dieſer
Antwort
.
Indem
ſie
aber
vom
Tacito
Abſchied
nahm
,
und
ſich
wieder
nacher
Haus
verfuͤgen
wolte
,
fande
ſich
allda
Melibeus
der
beruͤhmte
Schaͤffer
ein
,
ſo
Tacito
dieſen
Morgen
etliche
friſche
Kaͤſe
verehret
hatte
.
Dieſer
wurde
von
der
Frage
verſtaͤndiget
,
welche
die
Noͤmiſche
Monarchie
an
Tacitum
gethan
,
und
begehrte
derowegen
an
ſie
,
noch
in
etwas
allda
zu
verharren
,
mit
vermelden
,
er
habe
ihr
Begehren
vernommen
,
wolte
ihr
auch
alſobald
,
ohne
zu
meditiren
,
auf
die
vorgehrachte
Frage
antworten
,
daß
ſie
damit
ſolte
zu
frieden
ſeyn
.
Die
Roͤmiſche
Monarchie
und
Tacitus
lachten
des
Melibei
,
und
ſagten
ihm
,
daß
er
ſtille
ſchweigen
,
und
ſich
zu
ſeinen
Schaafen
verfuͤgen
ſolte
,
weil
er
ſich
auf
ſein
Handwerck
am
beſten
verſtuͤnde
.
Melibeus
aber
ſcheuete
ſich
nicht
,
vorzugeben
,
daß
Niemand
von
Staats-Sachen
beſſer
raiſoniren
oder
diſcuriren
koͤnte
,
als
eben
die
Schaͤfer
,
und
ſolten
ſich
Fuͤrſten
und
Herren
gluͤckſelig
achten
,
wann
ſie
ſolche
Liebe
gegen
ihre
Unterthanen
truͤgen
,
wie
die
Schaͤfer
gegen
ihre
Schaafe
thun
;
noch
gluͤckſeliger
aber
wuͤrden
die
Unterthanen
ſeyn
,
wann
ſie
mit
ihrem
Gehorſam
gegen
ihre
Obern
denen
Schaafen
imitirten
.
Ob
nun
zwar
Tacitus
,
und
die
Roͤmiſche
Monarchie
,
uͤber
ſolche
des
Hirten
hertzhaffte
Antwort
ſich
nicht
wenig
verwunderten
,
wolten
ſie
den-
noch
,
er
ſolte
nicht
weiter
von
Staats-Sachen
raiſoniren
.
Der
Hirte
aber
kehrte
ſich
an
nichts
,
ſondern
ſprach
zu
der
Roͤmiſchen
Monarchie
:
Großmaͤchtigſte
Koͤnigin
!
Ich
bin
,
wie
meinem
Virgilio
gar
wohl
bewuſt
,
ein
Mantuaniſcher
Hirte
,
und
wolte
es
denen
grauen
Haaren
,
ſo
ihr
auf
meinem
Haupte
,
und
an
meinem
Bart
ſehet
,
vor
eine
groſſe
Schande
halten
,
wann
ich
mein
Handwerck
nicht
recht
ausgelernet
haͤtte
;
ſage
demnach
,
daß
in
denen
vielen
Jahren
,
ſo
ich
die
Schaafe
huͤte
,
ich
gar
eben
erfahren
,
wie
die
Macht
und
der
Reichthum
eines
Schaͤfers
nicht
,
wie
mancher
ſich
einbildet
,
darinnen
beſtehe
,
wann
er
viele
Millionen
Schaafe
hat
,
ſondern
vielmehr
darinnen
,
daß
er
deren
nur
ſo
viele
habe
,
als
er
mit
ſeinen
Augen
uͤberſehen
,
und
mit
ſeinem
Hirten-Stabe
regieren
kan
,
und
die
ſeine
Pfeiffe
hoͤren
,
und
derſelben
folgen
koͤnnen
.
Die
Urſache
deſſen
iſt
offenbar
.
Denn
bey
gar
zu
wenig
Schaafen
bleiben
die
Hirten
allezeit
arme
Bettler
und
treibet
ſie
die
Armuth
dahin
,
die
Schaafe
allzuhart
zu
melcken
,
und
ihnen
die
Wolle
gar
aus
der
Haut
abzuſcheren
.
Bey
der
mittelmaͤßigen
Zahl
,
darinnen
die
hoͤchſte
vollkommenheit
beſtehet
,
befinden
ſich
die
Schaͤfer
am
allerbeſten
;
dahingegen
bey
der
allzugroſſen
Menge
dieſe
Ungelegenheit
entſtehet
,
daß
ein
eintziger
Schaͤfer
derſelben
nicht
wohl
abwarten
,
noch
ſie
der
Gebuͤhr
nach
verſehen
kan
.
Dannenhero
werden
die
armen
Schaafe
,
wegen
ihrer
groſſen
Anzahl
,
und
der
Unachtſamkeit
des
Schaͤffers
,
vors
erſte
mager
;
nachhero
aber
muͤſſen
ſie
vor
Hunger
und
Kummer
gar
verſchmachten
und
verderben
.
Dieſer
Schade
ruͤhret
daher
,
weil
die
Berge
allzuvoll
,
und
an
ſtatt
,
daß
in
denenſelben
gute
Ordnung
ſolte
gehalten
werden
,
alles
uͤber
und
druͤber
gehet
;
auf
welche
Weiſe
das
unter
uns
Schaͤffern
gebraͤuchliche
Sprichwort
wahr
zu
ſeyn
ſcheinet
,
daß
nemlich
wenig
Schaafe
einem
Schaͤfer
zur
Haushaltung
nicht
viel
nutzen
;
eine
mittelmaͤßige
Heerde
aber
beſſer
ſeye
;
gar
zu
viel
hingegen
lauter
unordnung
,
ja
mehr
Schaden
als
Nutzen
verurſachen
.
Alſo
ſolten
ſich
alle
Potentaten
,
Fuͤrſten
und
Regiments-Perſonen
gluͤckſeelig
achten
,
wann
ſie
von
dem
unſterblichen
GOtt
die
Natur
und
Eigenſchafft
derer
Cameele
empfangen
haͤtten
,
daß
ſie
ſich
in
rechter
Demuth
zur
Erden
beugen
,
und
mit
der
ſchweren
Regiments-Laſt
beladen
laſſen
koͤnten
,
daß
ſie
auch
ihrem
Hochmuth
und
Ehrgeitz
Maaß
und
Ziel
zu
ſetzen
wuͤſten
,
und
nicht
mehr
aufgeladen
haben
wolten
,
als
ſie
ſehen
,
daß
ihre
Schultern
ertragen
koͤnnen
.
Aber
es
wird
aus
gerechtem
Gerichte
GOttes
denen
Menſchen
die
unerſaͤttliche
Gierigkeit
von
Natur
angebohren
,
daß
ſie
ſich
die
gantze
Zeit
ihres
Lebens
aͤngſtigen
und
bemuͤhen
,
und
indem
ſie
alles
zu
ſich
raffen
und
an
ſich
ziehen
wollen
,
endlich
mit
ihrem
Schaden
gewahr
werden
,
daß
ſie
alle
Muͤhe
und
Arbeit
verlohren
,
und
umſonſt
ſich
bemuͤhet
haben
.
Daher
nun
kommet
es
,
daß
in
denen
1600
.
Jahren
,
waͤhrender
welcher
Zeit
ich
in
der
Landſchafft
Arcadia
ein
Schaͤffer
geweſen
bin
,
meine
Heerde
niemalen
ſich
uͤber
600.
erſtrecket
,
und
weil
mir
dieſelbe
alle
Jahre
richtig
und
gewiß
,
eben
ſo
viele
Thaler
eingetragen
,
bin
ich
jederzeit
vor
den
allergluͤckſeligſten
Schaͤfer
dieſes
Landes
gehalten
worden
.
Um
dieſer
Urſachen
willen
habe
ich
niemahln
viel
von
denen
Hirten
gehalten
,
ſo
aus
bloſſem
Geitz
viele
Heerden
Schaafe
haben
wollen
,
und
auf
einen
Tag
damit
reich
zu
werden
vermeynen
,
dieweil
das
Auge
des
rechten
Herrn
welches
die
Schaafe
fett
machet
,
nicht
auf
alle
Achtung
geben
kan
,
daher
er
ſich
oͤffters
genoͤthiget
ſiehet
,
ſolche
liederlichen
und
unachtſamen
Miedlingen
zu
vertrauen
,
oder
wohl
gar
anderen
zu
verleyhen
,
welche
dann
die
Schaafe
uͤber
ihr
Vermoͤgen
zu
preſſen
,
ja
das
Marck
aus
denen
Beinen
zu
ſaugen
pflegen
,
und
ſich
wenig
bekuͤmmern
,
wann
ſie
nur
ihren
Nutzen
und
Gewinn
haben
,
es
gehe
denen
Schaafen
wie
es
wolle
.
Es
haben
aber
unter
uns
Hirten
ſich
auch
des
groſſen
Alexanders
gleich
enbefunden
,
welcher
ſich
nicht
geſcheuet
von
dem
Allmaͤchtigen
GOtt
zu
begehren
,
mehr
Welten
zu
erſchaffen
,
damit
er
ſeinen
Ehrgeitz
durch
deren
Eroberung
ſattigen
koͤnne
.
Sonderlich
aber
iſt
in
dieſer
Landſchafft
Arcadia
einer
,
Namens
Menalcas
,
mein
ewiger
Todtfeind
geweſen
,
welcher
jederzeit
dahin
getrachtet
,
wie
er
eine
groͤſſere
quantitæt
Schaafe
,
als
ich
,
zu
wege
bringen
moͤge
.
Er
ließ
ſich
derohalben
an
600.
die
er
hatte
,
nicht
begnuͤgen
,
ſondern
,
damit
er
uͤber
alle
andere
Schaͤfer
herrſchen
moͤchte
,
entlehnte
er
das
Geld
,
verkauffte
darzu
den
groͤſten
Theil
ſeiner
Guͤther
,
und
nachdem
er
eine
anſehnliche
Summa
zuſammen
gebracht
,
ließ
er
aus
Spanien
,
Engeland
und
Franckreich
,
an
welchen
Orten
er
wuſte
,
daß
die
beſte
Wolle
iſt
,
mit
ſchweren
Unkoſten
drey
Heerden
Schaafe
kommen
,
jede
von
500.
Stuͤcken
.
Dieſe
nun
,
weil
ſie
fremde
waren
,
und
den
Hirten
nicht
kannten
,
auch
ſeine
Sprache
und
Pfeiffe
nicht
verſtunden
,
wurden
des
Morgens
ſchlecht
geweydet
,
und
kamen
des
Abends
hungerig
wieder
heim
,
wannenhero
Menalcas
dieſelbe
,
als
welche
jederzeit
hin
und
her
lieffen
,
zum
Gehorſam
zu
bringen
,
die
Hunde
an
ſie
hetzte
,
die
dann
als
Fremde
von
denen
Schaafen
zum
hoͤchſten
angefeindet
wurden
,
und
wuchſe
der
Wiederwill
von
Tag
zu
Tag
deſtomehr
,
weil
zu
dem
natuͤrlichen
Haß
noch
die
Verletzungen
kamen
,
welche
Stuͤcke
dann
mit
einander
bey
denen
Schaafen
eine
ſolche
Halsſtarrigkeit
,
Verzweiffelung
und
Ungehorſam
verurſachten
,
daß
ſie
vor
denen
Hirten
und
Hunden
einen
greulichen
Abſcheu
hatten
.
Dahero
wann
ſie
vermerckten
,
daß
man
ſie
melcken
,
ſaubern
,
oder
ihnen
die
Wolle
abnehmen
wolte
,
ſie
ſich
hin
und
wieder
in
denen
Gebuͤſchen
verſteckten
,
wodurch
die
ſaͤmtlichen
Hirten
in
Erfahrung
kamen
,
daß
die
Verzweiffelung
auch
die
armſeligſten
Caninichen
in
grauſame
Loͤwen
verwandeln
kan
.
Denn
es
wuͤrden
unter
der
Spaniſchen
Heerde
viel
gefunden
,
ſo
ſich
die
Hirten
zu
beiſſen
,
unterſtehen
durfften
.
Die
Frantzoͤſiſchen
ſtieſſen
und
ſchlugen
die
Eymer
,
darein
man
ihre
Milch
gemolcken
hatte
,
mit
denen
Fuͤſſen
um
.
Die
Engellaͤndiſchen
aber
,
damit
ſie
denen
fremden
Hirten
nicht
gehorchen
muͤſten
,
und
von
denen
Hunden
nicht
zerriſſen
wuͤrden
,
enthielten
ſich
des
Weydens
,
und
wolten
viel
lieber
Hungers
ſterben
,
als
in
ſolcher
Dienſtbarkeit
leben
.
Vielmehr
aber
war
ſich
daruͤber
zu
verwundern
,
daß
eben
diejenigen
Schaafe
ihre
Fruͤchte
und
Nutzungen
,
als
Kaͤſſe
,
Wolle
und
Laͤmmer
,
die
ſie
ihren
natuͤrlichen
Hirten
ſo
gerne
goͤnneten
,
dieſen
Fremdlingen
mit
ſo
groſſen
Widerwillen
folgen
lieſſen
,
daß
ſie
auch
bedauchte
,
es
wuͤrde
tyranniſcher
Weiſe
mit
ihnen
verfahren
,
und
deßwegen
uͤber
ihr
eigen
Ungluͤck
lachten
,
indem
ſie
ſahen
,
daß
ihr
Herr
,
der
Menalcas
,
bey
ihnen
ins
Verderben
geriethe
,
ſich
auch
freueten
,
daß
ſie
waren
unfruchtbar
worden
.
Als
nun
Menalcas
uͤber
dieſen
Zuſtand
nicht
wenig
betruͤbet
und
beaͤngſtiget
war
,
ließ
er
dieſe
Schaafe
zum
Gehorſam
zu
bringen
,
eine
neue
Anzahl
Hunde
aus
dem
Schweitzer-
Lande
bringen
,
welches
ihm
dann
vollends
zum
hoͤchſten
Schaden
und
Nachtheil
gereichte
,
weil
die
Hunde
mit
ſolcher
Grauſemkeit
gegen
die
Schaafe
verfuhren
,
daß
ſie
dieſelben
endlich
auch
gar
zu
freſſen
an
fiengen
,
wodurch
die
Schaafe
je
laͤnger
je
mehr
Anlaß
bekamen
ſich
zu
widerſetzen
,
welches
dem
armſeligen
und
betruͤbten
Menalcas
Urſache
zur
endlichen
Verzweiffelung
gab
.
In
ſolcher
Verzweiffelung
erholet
er
ſich
Raths
bey
dem
allerſchaͤdlichſten
Politico
,
einem
Florentiner
von
Geburt
,
und
ſtellete
ihm
auch
Glauben
zu
.
Dieſer
ſagte
ihm
,
wie
daß
kein
beſſer
Mittel
waͤre
,
dieſe
fremde
Schaafe
unter
ſeinen
Gehorſam
zu
bringen
,
deſſen
ſich
auch
die
verſtaͤndigſten
und
kluͤgſten
Hirten
jederzeit
bedienet
haͤtten
,
als
die
Schafe
laſſen
recht
Mager
werden
.
Dieſes
Mittel
aber
,
ſobald
es
in
das
Werck
geſetzet
war
,
gereichte
nicht
allein
dem
Herrn
,
ſondern
auch
der
Heerde
ſelbſten
,
zum
aͤuſſerſten
Schaden
und
Ruin
.
Denn
nachdem
der
Hirte
von
denen
verhungerten
Schaafen
weder
Kaͤß
noch
Wolle
mehr
zu
hoffen
hatte
,
muſten
ſie
endlich
ſelbſten
nach
einander
dahin
fallen
und
verſchmachten
.
Alſo
ward
der
unglůckſelige
Menalcas
,
binnen
einer
Zeit
von
dreyen
Monaten
ſeines
Capitals
und
des
Intereſſe
mit
einander
quitt
,
durffte
auch
,
dem
alten
Sprichwort
nach
,
weil
er
den
Schaden
hatte
,
vor
den
Spott
nicht
ſorgen
,
als
welcher
unlaͤngſt
ein
reicher
Schaͤfer
dieſes
Landes
geweſen
;
nunmehro
aber
mit
denen
Fellen
derer
umgefallenen
Schaafe
zu
handeln
anfienge
;
wozu
ihn
aber
nichts
als
der
eitle
Ehr-
und
Geld-Geitz
gebracht
,
dabey
er
ſich
jedoch
ſeiner
getriebenen
Kauffmannſchafft
wiewohl
nicht
ohne
Schmertzen
,
ſtets
erinnernkunte
.
Dieſer
Schade
aber
,
der
da
nicht
geringe
,
hatte
keinen
andern
Urſprung
,
als
das
Menalcas
,
in
der
Schaffhirtiſchen
Kunſt
nicht
allerdings
wohl
erfahren
war
;
allermaſſen
dieſe
von
derjenigen
ſo
in
andern
Kauffmanns-Haͤndeln
gebraͤuchlich
gantz
different
und
unterſchieden
,
daß
auch
dannenhero
dem
Menalca
,
ſo
mit
600
Schaafen
jaͤhrlich
600.
Thaler
zu
gewinnen
gewohnet
war
,
ſeine
Rechnung
weit
fehlete
,
indem
er
mit
2000
.
Schaafen
auch
2000
.
Thaler
zu
gewinnen
vermeynte
.
Es
iſt
zwar
gewiß
und
wahr
,
daß
in
der
ordinairen
Rechen-Kunſt
zweymal
5.
zehen
,
dreymal
5.
funffzehen
machet
und
ſo
fortan
.
Aber
in
der
Schaͤfer-Rechnung
machet
zweymal
5.
nur
3.
dreymal
5.
macht
eins
,
und
viermal
5.
bringet
gar
heraus
die
Nulle
,
welche
diejenigen
in
das
Verderben
ſtuͤrtzet
,
die
gar
zu
viel
haben
wollen
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
zu
letzt
,
wie
Æſopi
Hund
,
der
vor
ein
Stuͤcke
Fleiſch
zwey
zu
erlangen
vermeynte
,
gar
keines
bekommen
.
Diejenigen
Poëten
,
ſo
ſich
auf
den
vor
ſie
eingefuͤhrten
Lorbeer-Crantz
allzuviel
einbilden
,
moͤgen
die
jetzt-kommende
Relation
in
reiffe
Uberlegung
ziehen
.
ES
wurde
geſtriges
Tages
das
hohe
Feſt
,
dem
beruͤhmten
Lorbeer-Baum
zu
Ehren
,
von
denen
ſaͤmtlichen
Gelehrten
in
dem
Parnaſſo
hochfeyerlich
begangen
,
welches
Feſt
an
dem
Tage
,
da
ſich
der
denckwuͤrdige
Fall
mit
der
Daphne
zugetragen
,
angeordnet
worden
,
damit
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
,
ſo
biß
dato
,
wegen
dieſer
traurigen
und
betruͤbten
Verwandelung
ſehr
bekuͤmmert
geweſen
,
Ihr
Gemuͤthe
in
etwas
wieder
ergoͤtzen
moͤchten
.
An
dieſem
hohen
Feſt
iſt
niemand
als
denen
Poëten
,
denen
Kayſern
und
andern
Helden
erlaubet
,
mit
Lorbeer-Craͤntzen
gecroͤnet
,
in
das
Collegium
derer
Gelehrten
einzutreten
.
Denenjenigen
aber
,
ſo
dieſe
Ehre
und
Prærogativ
nicht
haben
,
iſt
anbefohlen
worden
,
damit
ſie
dieſes
Feſt
mit
ihren
bloſſen
Haͤuptern
nicht
verunehreten
,
ſich
unterdeſſen
zu
Hauſe
zu
halten
.
Franciſcus
Petrarcha
,
welchem
von
Alters
her
dieſes
Amt
vom
Apolline
aufgetragen
iſt
,
hielte
eine
ſehr
ſchoͤne
Oration
,
dem
Lorbeer-Baum
zu
Ehren
.
Da
er
aber
perorirte
,
begegnete
ihm
ein
denckwuͤrdiger
Zufall
.
Er
ſtriche
erſtlich
gedachten
Baum
auf
das
allerbeſte
heraus
,
ſo
gar
daß
er
auch
vom
Donner
nnd
Blitz
verſchonet
und
nicht
beruͤhret
wuͤrde
,
ja
daß
er
allein
das
Privilegium
und
die
Gnade
habe
derer
Poëten
,
derer
Kaͤyſer
und
anderer
tapfferer
Helden
Haͤupter
zu
croͤnen
und
zu
zieren
,
und
mit
hoͤchſten
Eyffer
ſich
wieder
die
Vermeſſenheit
der
heutigen
ungluͤckſeligen
Welt
heraus
lieſſe
,
und
ſelbige
auf
das
aller
unbarmhertzigſte
durchhechelte
,
wie
nemlich
die
freyen
Kuͤnſte
ſo
gar
in
Verachtung
kommen
waͤren
,
daß
auch
dieſer
herrliche
Baum
,
ſo
in
vorigen
Zeiten
ſo
hoch
gehalten
worden
,
nunmehro
ſo
verachtet
waͤre
,
daß
auch
die
Wirthe
und
Weinſchencken
,
zum
Zeichen
ihrer
Wirthſchafft
ſich
ſeiner
gebrauchten
,
ja
man
ſchaͤme
ſich
ſo
gar
nicht
,
denſelben
zu
allerhand
Speiſen
zu
nehmen
,
und
bediene
ſich
ſeiner
Blaͤtter
zu
denen
gebratenen
Aalen
,
Lebern
und
andern
Lecker-Bißlein
.
Solche
nahmhaffte
Mißbraͤuche
und
ſchaͤndliche
Gewohnheiten
nun
erzehlte
Petrarcha
mit
ſolcher
Vehementz
und
Eyffer
,
daß
er
daruͤber
in
eine
Ohnmacht
geriethe
,
und
gantz
Krafftloß
darnieder
fiele
,
alſo
daß
er
nicht
vermochte
ſeine
Oration
zu
Ende
zu
bringen
.
Er
kunte
auch
nicht
ehe
wieder
zu
rechte
und
zu
ſeinen
Kraͤfften
kommen
,
biß
die
ſchoͤne
Laura
ſelbigen
auf
ihren
Schooß
nahm
und
ihn
wieder
erquickete
.
Dieſer
Fall
gereichte
Petrarchæ
zu
ſonderlichem
Lob
und
Ehren
,
dieweil
maͤnniglich
daraus
verſpuͤrte
,
was
vor
groſſe
Liebe
und
Affection
er
zu
dieſem
Lorbeer-Baum
truge
,
den
er
in
ſeinen
Verſen
mit
ſo
trefflicher
Zierde
und
Wohlredenheit
gelobet
und
herausgeſtrichen
.
Zu
mercken
iſt
hierbey
,
daß
der
Autor
unter
dem
Wort
Lorbeer-Baum
in
dieſer
gantzen
Relation
ſchertzet
,
und
dadurch
die
Lauram
verſtehet
,
welche
eine
uͤberaus
ſchoͤne
Dame
,
Petrarcha
aber
in
dieſelbe
ſehr
verliebt
geweſen
,
und
ihrer
in
ſeinen
Schrifften
oͤffters
Meldung
gethan
.
Doctores
Juris
,
und
andere
Advocaten
,
auch
Procuratores
,
koͤnnen
ihre
Reflexiones
uͤber
nachſtehende
Relation
aus
dem
Parnaſſo
machen
.
ES
wird
der
Parnaſſus
nicht
allein
darum
vor
eine
gluͤckſelige
Wohnung
gehalten
,
dieweil
die
Majeſtaͤt
des
Apollinis
darinnen
herrſchet
,
und
das
Regiment
fuͤhret
,
noch
auch
,
daß
die
allervortrefflichſten
und
beruͤhmteſten
Leute
ſich
allda
auffhalten
ſondern
von
wegen
des
tugendhafften
Wandels
hoͤflicher
Sitten
und
Geberden
,
wie
nicht
weniger
derer
heilſamen
Geſetze
und
Ordnungen
halber
,
ſo
allda
obſerviret
werden
,
welches
daher
ruͤhret
,
dieweil
alle
diejenigen
,
ſo
ſich
allda
niederlaſſen
,
ſchuldig
ſind
,
die
beſten
und
herrlichſten
Gebraͤuche
ihres
Landes
mit
ſich
dahin
zu
bringen
,
welcheloͤbliche
Gewohnheit
ſowohl
dem
Privat-
als
gemeinen
Weſen
groſſen
Nutzen
und
Anſehen
verſchaffet
hat
,
dahero
leichtlich
abzunehmen
,
daß
dieſes
ein
recht
gluͤckſeliges
Land
koͤnne
genennet
werden
,
welches
nicht
nur
bey
ſeinen
eigenen
Geſetzen
verbleibet
,
ſondern
,
wo
man
ſich
derer
auserleſenſten
Ordnungen
und
Statuten
vieler
Voͤlcker
gebrauchet
.
Dieweil
dann
Apollo
berichtet
worden
,
wie
die
Großmaͤchtigen
Koͤnige
in
Spanien
erſtlich
verboten
haͤtten
,
daß
ins
kuͤnfftige
keine
Doctores
Juris
,
noch
andere
Advocaten
oder
Procuratores
,
nach
Indien
ſchiffen
ſolten
,
hat
er
ſolches
ein
heiliges
Verboth
genennet
,
und
ſelbiger
Koͤnige
Gottſeligkeit
hoͤchlich
geruͤhmet
,
daß
ſie
ſolche
Liebe
und
Treue
gegen
die
neue
Welt
erwieſen
haͤtten
,
indem
ſie
dieſelbige
vor
dem
groſſen
Jammer
und
Elend
,
dadurch
die
alte
Welt
in
ſo
viele
Streitigkeiten
und
unnuͤtzes
Gezaͤncke
gerathen
,
behuͤten
wollen
.
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
befahlen
auch
zugleich
,
ſolch
vortreffliches
Edict
in
eine
metallene
Tafel
zu
gieſſen
,
und
ſelbiges
hernach
bey
die
uralten
Leges
12.
tab.
auf
dem
groſſen
Marckt
aufzuhencken
.
Die
Herren
Juriſten
waren
damit
uͤbel
zufrieden
,
und
baten
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
inſtaͤndigſt
,
daß
dieſelben
mit
ihnen
nicht
alſo
verfahren
wolten
.
Denn
im
Fall
ſolches
Edict
ſolte
publiciret
werden
,
wuͤrden
Ihrer
viele
daher
Urſache
nehmen
,
denen
von
Ancona
,
Norcia
,
Recanati
und
andern
nachzufolgen
,
welche
,
mit
nicht
geringer
Beſchimpffung
derer
freyen
Kuͤnſte
die
Doctores
Juris
aus
ihrem
Rath
abgeſchaffet
haͤtten
,
denen
doch
von
andern
Voͤlckern
,
ſo
groſſe
Ehre
erzeiget
wuͤrde
,
daß
ſie
gaͤntzlich
dafuͤr
hielten
,
es
koͤnte
ohne
derer
Juriſten
Beyfall
und
Gutheiſſen
nichts
loͤbliches
geſchloſſen
werden
.
Sie
verhofften
aber
es
wuͤrden
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
um
ſo
viel
deſtomehr
ſich
ihrer
Sache
annehmen
,
dieweil
es
zugleich
Freyen
Kuͤnſten
mitguͤlte
,
welche
ſich
alle
diejenigen
,
ſo
Jura
ſtudieren
,
ſo
hoch
lieſſen
angelegen
ſeyn
,
auch
keine
Muͤhe
und
Unkoſten
ſparten
,
dieſelbe
zu
erlernen
.
Es
haͤtte
Niemand
vermeynet
,
daß
Ihro
Parnaſſiſche
Majeſtaͤt
ſich
ſo
ſehr
uͤber
dieſe
derer
Rechts-Gelehrten
Bitte
,
die
ſie
thaten
,
erzuͤrnen
ſolte
.
Allein
er
antwortete
dieſen
Juriſten
mit
der
groͤſten
Ungedult
,
wie
er
ſich
nicht
genugſam
verwundern
koͤnte
,
daß
ſie
in
ſeiner
Gegenwart
vorgeben
doͤrfften
,
als
ob
ſie
ſo
groſſe
Muͤhe
und
Unkoſten
auf
die
Freyen
Kůnſte
wendeten
,
da
doch
das
Delphiſche
Edict
maͤnniglichen
bekannt
waͤre
,
in
welchem
das
Studium
Juris
nicht
vor
eine
Freye
Kunſt
ſondern
vor
ein
Handwerck
waͤre
erkannt
worden
,
dadurch
die
Menſchen
,
als
mit
einer
ſonderlichen
Straffe
,
zu
martern
und
zu
plagen
,
dabey
weder
Freude
noch
Ergoͤtzlichkeit
zu
gewarten
,
Auch
kein
ſonderlicher
Verſtand
erfordert
wuͤrde
,
und
daß
diejenigen
guten
Theils
,
ſo
ſich
darauf
legten
,
ſolches
aus
Geitz
und
ſchnoͤden
Gewinnſtes
wegen
thaͤten
,
den
Bauch
mit
Thalern
,
wie
die
Schweine
den
ihrigen
mit
Eicheln
zu
fuͤllen
.
Denn
obſchon
ſolche
Leute
nicht
gar
hohen
Verſtandes
waͤren
wie
zu
andern
Studiis
erfordert
wird
,
ſo
koͤnten
ſie
doch
gar
leichtlich
groſſe
Advocaten
werden
,
wann
ſie
nur
gute
Ochſen-oͤpffe
und
ſtarcke
Eſels
Ruͤcken
haͤtten
,
damit
ſie
alle
Arbeit
ausſtehen
,
und
den
Karrn
wacker
in
den
Koth
ſchieben
koͤnten
.
Dritte
Ahandlung
.
ALle
diejenigen
,
welche
ſich
eine
Zeitlang
in
Roͤmiſch-Catholiſchen
Landen
aufhalten
,
auch
Kaͤnntniß
von
der
Sache
,
und
Einſicht
in
dieſelbe
haben
,
werden
finden
,
daß
die
Pedanterey
,
gelehrte
Grillenfaͤngerey
,
und
gelehrter
Hochmuth
,
daſelbſt
ebenfalls
gantz
entſetzlich
herrſchet
,
abſonderlich
in
ſolchen
Roͤmiſch-Catholiſchen
Landen
welche
innerhalb
denen
Graͤntzen
des
Roͤmiſchen
Reichs
gelegen
.
Denn
da
hoͤret
man
in
Geſellſchafften
,
in
Wein-
und
Bier-Haͤuſern
,
faſt
allenthalben
Lateiniſch
reden
,
und
uͤber
unnuͤtze
Dinge
aufs
hefftigſte
diſputiren
,
dergeſtalt
,
daß
in
dergleichen
Geſellſchafften
einem
die
Worte
:
Concedo
Majorem
,
nego
Minorem
;
oder
Concedo
Minorem
nego
Majorem
,
taͤglich
mehr
als
Zwantzigmal
ja
dreißig
und
nochmehrmahlen
in
die
Ohren
fallen
.
Vornemlich
ſtecket
die
Geiſtlichkeit
in
Roͤmiſch-Catholiſchen
Reichs-Landen
,
wo
die
Teutſche
Sprache
geredet
wird
,
biß
uͤber
die
Ohren
in
der
Pedanterey
,
und
Tummheit
,
und
ich
meines
Orts
,
der
Autor
dieſes
Tractats
,
kan
mit
gutem
Gewiſſen
ſagen
,
welchermaſſen
ich
in
ſolchen
Landen
ſehr
wenig
gute
nuͤtzliche
und
erbauliche
Predigten
gehoͤret
,
ob
ich
deren
ſchon
mehr
als
tauſend
beſuchet
;
gleichwie
ich
es
denen
Frantzoͤſiſchen
und
Italiaͤniſchen
Predigern
zu
ihrem
Ruhm
nachſagen
muß
,
daß
ich
,
waͤhrenden
meinem
Aufenthalt
in
Franckreich
und
Italien
,
unter
vierhundert
Predigten
nicht
eine
gehoͤret
,
an
der
ich
etwas
auszuſetzen
gehabt
haͤtte
,
ſondern
alle
ſo
gefunden
,
daß
man
darinnen
auf
ein
thaͤtiges
Chriſtenthum
ſtarck
angedrungen
.
Abſonderlich
hat
mich
einſtmals
ein
Faſten-Prediger
bey
denen
Auguſtinern
à
la
Rue
Boucherie
zu
Paris
,
au
Fauxbourg
St.
Germain
,
durch
ſeine
Paſſions-Predigten
dermaſſen
beweget
,
daß
ich
die
Paſſion
faſt
niemals
erbaulicher
und
andaͤchtiger
betrachtet
.
Hernach
habe
ich
zu
Nom
,
à
la
Chieſa
nuova
,
den
beruͤhmten
Pater
Buſſi
,
einen
Bruder
des
verſtorbenen
Cardinals
dieſes
Namens
vier
Wochen
lang
,
und
alle
Tage
eine
halbe
Stunde
,
ſo
predigen
hoͤren
,
daß
es
auch
kein
Wunder
geweſen
waͤre
,
wann
er
die
Hertzen
derer
verhaͤrteſten
Suͤnder
erweichet
haͤtte
.
Er
ſtellete
die
groſſe
Gluͤckſeligkeit
derer
Buͤrger
des
Himmliſchen
Jeruſalems
vor
,
und
das
unausſprechliche
Elend
derer
Babyloniſchen
Einwohner
;
uͤber
welches
Thema
er
die
gantzen
vier
Wochen
hindurch
predigte
.
Von
einigen
Teutſchen
Roͤmiſch-Catholiſchen
Geiſtlichen
aber
noch
etwas
mehreres
zu
reden
,
welche
ſich
entweder
in
ihren
Predigten
,
oder
in
ihren
Schrifften
,
etwas
laͤcherlich
aufgefuͤhret
,
ſo
bitte
ich
,
mir
zu
glauben
,
wie
ich
Anno
1704
.
zu
Amberg
in
der
Ober-Pfaltz
den
zweyten
Tag
des
Weynachts-Feſtes
,
in
der
Veſper-Predigt
,
einen
Franciſcaner
gehoͤret
,
welcher
das
gantze
Auditorium
mehr
als
einmal
zu
einem
lauten
Gelaͤchter
bewogen
.
Er
tractirte
die
Materie
von
der
Jungferſchafft
auf
der
Cantzel
und
beſchriebe
eine
Jungfer
,
wie
ſie
von
innen
und
auſſen
,
ja
oben
und
unten
,
beſchaffen
ſeyn
ſolle
.
Als
er
ſeine
Beſchreibung
gemachet
hatte
,
fragte
er
,
wie
viel
wohl
ſolche
reine
und
rechtſchaffene
Jungfern
in
Amberg
moͤchten
zu
finden
ſeyn
?
und
ſprach
anbey
:
Ich
will
nicht
mit
einem
gewiſſen
Geiſtlichen
es
geſaget
haben
,
der
unlaͤngſtens
an
einem
Orte
geprediget
,
er
getraue
ſich
alle
reine
Jungfern
in
der
Stadt
auf
einem
Schub-Karn
zum
Thor
hinaus
zu
fuͤhren
.
Nein
,
nein
fuhr
er
fort
,
ich
ſage
es
nicht
,
denn
es
moͤchte
mir
auch
gehen
wie
es
ihm
gegangen
hat
.
Wie
gieng
es
ihm
dann
?
fragte
er
ſelbſten
,
und
antwortete
darauf
:
So
gieng
es
ihm
:
Als
er
nach
geendigter
Predigt
nach
Hauſe
gehen
wolte
,
umringten
ihn
alle
Jungfern
,
und
wolten
wiſſen
,
was
er
Boͤſes
auf
ſie
wuͤſte
?
Dannenhero
muſte
der
arme
Mann
Parole
geben
,
ſich
nechſtkuͤnfftigen
Sonntag
beſſer
zu
expliciren
.
Da
ſolcher
herbey
kam
trat
er
wieder
auf
die
Cantzel
und
ſprach
:
Ihr
lieben
Jungfern
!
Ich
habe
vor
acht
Tagen
geprediget
,
daß
ich
mir
getrauete
euch
alle
auf
einen
Schub-
Karn
zum
Thor
hinaus
zu
fuͤhren
.
Deshalb
habt
ihr
mich
umrungen
,
und
obligiret
,
euch
zu
verſprechen
,
heute
meine
Worte
recht
zu
erklaͤren
.
Nun
bekenne
ich
,
daß
ich
es
geſprochen
habe
,
und
ſage
es
auch
nochmals
.
Aber
ihr
lieben
Jungfern
,
ihr
muͤſſet
nicht
meinen
,
daß
ich
euch
alle
auf
einmahl
aufladen
wolte
.
Nein
,
nein
,
nein
,
eine
nach
der
andern
,
und
auf
dieſe
Art
ſolte
ich
doch
wohl
endlich
mit
euch
fertig
werden
.
Alsdann
gab
er
ein
Exempel
von
etlichen
recht
keuſchen
Jungfern
.
Solches
,
ſagte
er
,
ſind
drey
Bauer-Maͤdgen
in
Brabant
,
unweit
Bruͤſſel
geweſen
,
welche
aufs
Feld
graſen
gegangen
.
Gegen
dieſe
kamen
drey
Dragoner
angeſprenget
,
und
prætendirten
,
ſie
ſolten
ſich
ihrem
Willen
accommodiren
.
Hierwider
mochte
weder
Bitten
noch
Flehen
dieſelbe
garantiren
;
au
contraire
es
waren
die
Dragoner
eben
an
dem
,
Gewalt
zu
gebrauchen
.
Demnach
baten
dieſe
drey
armen
Creaturen
nur
noch
um
ein
Vater-
Unſer
lang
Zeit
.
Was
waren
nun
ſolche
in
dieſer
Kurtzen
Friſt
zu
thun
geſonnen
?
Wolten
ſie
ſich
etwa
mit
der
Flucht
zu
retten
ſuchen
?
Thorheit
;
Die
Kerls
hatten
Pferde
,
und
wuͤrden
ſie
leichtlich
eingeholet
haben
.
Oder
wolten
ſich
dieſelben
zu
einer
tapffern
Gegenwehr
entſchließen
?
Mit
nichten
.
Es
waren
ja
drey
ſchwache
Werckzeuge
,
welche
wieder
Soldaten
wenig
ausgerichtet
haͤtten
.
Wolan
dann
!
was
thaten
ſolche
?
Sie
fielen
nieder
auf
ihre
Knie
,
und
ſchrien
mit
dieſen
Worten
gen
Himmel
:
Ach
Marial
du
Koͤnigin
des
Himmels
und
aller
Jungfrauen
!
Siehe
auf
uns
,
in
dieſer
unſerer
Noth
,
und
gieb
vielmehr
,
daß
ſich
die
Erde
aufthue
und
uns
verſchlinge
,
als
daß
unſere
Leiber
durch
dieſe
Boͤßewichter
,
ſolten
geſchaͤndet
werden
!
Was
geſchah
?
Ihre
Bitte
ward
erhoͤret
.
Die
Erdethat
ſich
auf
,
und
nahm
dieſe
drey
keuſchen
Jungfrauen
zu
ſich
;
uͤber
welches
Miracul
die
Dragoner
dermaſſen
erſchrocken
ſind
,
daß
ſie
in
die
Stadt
Bruͤſſel
geritten
,
und
die
Sache
ſelbſten
angegeben
haben
.
Darauf
hat
man
die
Leichname
dieſer
dreyen
Perſonen
geſuchet
,
und
in
der
Erde
gefunden
.
Man
zeiget
ſie
auch
noch
jetzo
,
als
ein
groſſes
Heiligthum
in
nur
bemelter
Stadt
Bruͤſſel
.
Alſo
ihr
meine
lieben
Jungfern
!
woferne
heute
oder
Morgen
eine
oder
die
andere
von
euch
in
dergleichen
Noth
gerathen
moͤchte
,
und
nicht
Luſt
haͤtte
unziemlichen
Zumuthungen
Satisfaction
zu
geben
,
die
ſchreye
auch
gen
Himmel
,
zur
Koͤnigin
aller
Jungfrauen
,
welche
euch
gantz
gewiß
erhoͤren
,
und
aus
aller
eurer
Noth
erretten
wird
.
Als
ich
mich
Anno
1711
.
das
erſtemal
zu
Wien
befande
,
gienge
ich
,
nebſt
verſchiedenen
andern
Lutheranern
,
des
Sonntags
fleißig
,
den
ordinairen
Prediger
in
dem
Francißcaner-Cloſter
,
welches
nicht
ferne
vom
Johannis-Gaͤßgen
,
bey
einem
kleinem
Platz
gelegen
,
zu
hoͤren
,
weil
wir
gemeiniglich
ſo
viel
zu
Ohren
faſſeten
,
daß
wir
hernach
die
gantze
Woche
durch
daruͤber
lachen
kunten
.
Einſtmals
ſtellete
er
die
Eitelkeit
der
Welt
vor
,
und
ſagte
Ketterl
!
(
Catharina
)
Was
macht
der
Kayſer
?
Eitelkeit
,
Eitelkeit
,
Vanitas
Vanitas
Vanitatum
Vanitas
,
alles
iſt
in
der
Welt
eitel
,
eitel
,
eitel
;
wobey
er
gantz
entſetzlich
mit
denen
Haͤnden
auf
die
Cantzel
ſchlug
.
Dergleichen
Fragen
thate
er
auch
von
andern
Potentaten
,
und
beantwortete
ſie
auf
eben
dieſe
Weiſe
.
Ein
andermal
trate
er
auf
die
Cantzel
,
und
verglieche
die
Welt
einem
Meer
,
auf
welchem
ein
jedweder
nach
etwas
fiſchete
;
die
wenigſten
aber
etwas
fingen
.
Unter
andern
muſte
Simſon
,
der
bey
denen
Oeſterreichern
und
andern
mehr
Samſon
genannt
wird
,
weydlich
herhalten
,
und
er
redete
von
ihm
alſo
:
Samſon
,
als
er
erwachſen
war
,
wolte
reiſen
,
die
Welt
zu
beſehen
und
darinnen
zu
fiſchen
,
weshalb
er
von
ſeinem
Vater
und
Mutter
Abſchied
nahm
,
empfing
auch
eine
brave
Summa
Silber
von
ſeinen
Eltern
,
und
ſtehet
zu
glauben
,
daß
ihm
abſonderlich
ſeine
Mutter
den
Reiſe-Buͤndel
ſtattlich
werde
angefuͤllet
haben
.
Denn
die
Muͤtterl
laſſen
es
nicht
,
wann
die
Soͤhnel
in
die
Welt
fliegen
.
Sie
ſtecken
ihnen
heimlich
Geld
zu
,
geben
viel
Leinen
Zeug
mit
,
und
vergeſſen
auch
derer
gebackenen
Knoͤtel
nit
.
Es
ſtunde
aber
nicht
lange
an
,
ſo
fande
ſich
Samſon
,
der
nicht
weiter
gekommen
war
,
biß
gen
Thimnat
in
derer
Philiſter
Land
,
ſchon
wieder
zu
Hauſe
ein
.
Seine
Eltern
ſprachen
zu
ihm
:
Ey
,
lieber
Sohn
!
Wo
kommſt
dann
du
ſchon
wieder
her
?
Haſt
du
ſchon
genug
gereiſet
.
Samſon
antwortete
:
Ich
habe
ein
Weib
geſehen
,
unter
denen
Toͤchtern
derer
Philiſter
,
gebet
mir
nun
dieſelbige
zum
Weibe
.
Sein
Vater
und
ſeine
Mutter
ſagten
zu
ihm
:
Iſt
dann
nun
kein
Weib
unter
denen
Toͤchtern
deiner
Bruͤder
,
und
in
allem
deinem
Volck
,
daß
du
hingeheſt
und
nimmſt
ein
Weib
bey
denen
Philiſtern
,
die
unbeſchnitten
ſind
?
Allein
Samſon
ſprach
zu
ſeinem
Vater
:
Gieb
mir
dieſe
,
denn
ſie
gefaͤllet
meinen
Augen
.
Der
Vater
fragte
ferner
:
Mein
!
Iſt
ſie
reich
?
Samſon
antwortete
das
weiß
ich
nit
.
Sie
gefaͤllet
meinen
Augen
,
giebmir
ſie
zum
Weibe
.
Der
Vater
fuhr
noch
weiter
fort
zu
fragen
:
Iſt
ſie
tugendhafft
?
Samſon
antwortete
wiederum
:
Das
weiß
ich
auch
nit
.
Sie
gefaͤllet
meinen
Augen
,
gieb
mir
ſie
zum
Weibe
.
Bey
ſogeſtalten
Sachen
,
und
weil
der
Vater
ſahe
,
daß
dem
Sohn
das
Weib
nit
auszureden
war
,
gab
er
endlich
ſeinen
Willen
drein
,
und
die
Hochzeit
wurde
vollzogen
.
In
was
vor
Haͤndel
aber
geriethe
nicht
Samſon
bey
Gelegenheit
dieſer
Heyrath
mit
denen
Philiſtern
?
Er
gab
denen
Philiſtern
ein
Raͤtzel
auf
,
deſſen
Geheimniß
und
Aufloͤſung
das
ungetreue
Weib
ihrem
Mann
Samſon
aus
dem
Hertzen
heraus
preſſete
,
unterm
Vorwand
,
ſie
koͤnne
anderergeſtalt
nit
glauben
,
daß
er
ſie
liebe
.
Sobald
aber
die
Hure
das
Raͤtzel
wuſte
,
verriethe
fie
es
ihren
Landsleuten
,
und
Samſon
geriethe
daruͤber
in
einen
verwirrten
Handel
,
weil
er
ſich
obligiret
hatte
dreyßig
Feyer-Kleider
und
eben
ſo
viele
Hemden
zu
geben
,
daferne
die
Philiſter
das
Raͤtzel
errathen
wuͤrden
.
Er
zog
zwar
wohl
andere
Philiſter
aus
,
und
bezahlete
damit
;
geriethe
aber
eben
deswegen
in
noch
weit
groͤſſere
Haͤndel
,
die
ihn
endlich
das
Leben
koſteten
.
Denn
er
verließ
dieſes
Weib
,
das
ihm
ſo
ſchoͤn
in
ſeinen
Augen
geduͤncket
hatte
,
und
ſie
wurde
einem
andern
Mann
unter
ihren
eigenen
Landsleuten
gegeben
.
Da
ſieng
Samſon
,
aus
Verdruß
und
ſich
zu
raͤchen
,
mit
denen
Philiſtern
,
aufs
neue
allerley
Staͤnckerey
an
,
die
ihm
auch
gluͤcklich
von
ſtatten
giengen
.
Er
bande
eine
groſſe
Anzahl
Fuͤchſe
hinten
mit
denen
Schweiffen
zuſammen
,
legte
feurige
Braͤnder
darzwiſchen
,
jagte
ſie
hernach
denen
Philiſtern
in
die
Felder
,
und
brachte
auf
dieſe
Weiſe
ihr
Getreyde
in
Brand
.
Zu
einer
andern
Zeit
erſchluge
Samſon
fuͤnff
hundert
Philiſter
,
mit
einem
Eſels-Kinnbacken
,
und
was
er
denen
Philiſtern
derer
Poſſen
noch
mehr
machte
.
Nichts
deſtoweniger
gieng
er
wieder
in
das
Land
derer
Philiſter
und
verheyrathete
ſich
allda
zum
zweyten
mal
an
ein
Weib
,
Delila
genannt
.
Sobald
die
Philiſter
ſolches
hoͤreten
,
addreſſirten
ſie
ſich
an
dieſes
Weib
,
und
ſprachen
zu
ihr
:
Landsmaͤnnin
!
Seye
keine
Naͤrrin
,
und
habe
keinen
Wohlgefallen
an
der
Beſchimpffung
,
welche
dein
Mann
Samſon
deinen
Landsleuten
zufuͤget
,
ſondern
erforſche
von
ihm
,
worinnen
ſeine
groſſe
Staͤrcke
beſtehet
,
und
offenbare
ſolches
hernach
uns
.
Nun
ſtellete
ſich
Delila
zwar
Anfangs
als
wolte
ſie
dem
Anſinnen
ihrer
Landsleute
kein
Gehoͤr
geben
,
ſondern
dem
Samſon
treu
verblieben
.
Aber
endlich
griffen
ihr
die
Fuͤrſten
derer
Philiſter
an
den
nechten
Puls
,
und
damit
wars
aus
.
Bey
dieſen
Worten
griffe
ſich
der
Franciſcaner
ſelber
mit
der
rechten
Hand
an
den
lincken
Puls
,
und
lachte
zu
gleicher
Zeit
uͤberlaut
.
Hernach
fuhr
er
weiter
fort
und
ſprach
:
Sie
boten
nemlich
der
Delila
eine
groſſe
Menge
Silber
dar
,
O
da
war
es
geſchehen
.
Die
Verſuchung
war
zu
ſtarck
,
und
ihre
Treue
gegen
den
Samſon
zerſchmoltze
wie
Butter
an
der
Sonnen
.
Denn
ſo
gehet
es
gemeiniglich
mit
dem
Frauenzimmer
,
daß
wann
ſie
ſich
noch
ſo
keuſch
und
treu
anſtellen
,
ſie
dennoch
gar
leichtlich
auf
andere
Gedancken
gebracht
werden
koͤnnen
,
wann
man
ihnen
Gold
und
Silber
zeiget
und
offeriret
.
Delila
ihres
Orts
machte
ſich
demnach
an
ihren
Mann
Samſon
,
hertzete
und
kuͤßete
ihn
,
ſchmeichelte
auch
demſelben
ſonſt
auf
allerley
Art
,
und
bat
,
er
moͤchte
ihr
doch
ſagen
,
worinnen
eigentlich
ſeine
auſſerordentliche
Staͤrcke
beſtuͤnde
,
immerfort
hinzuſetzende
:
Mein
lieber
Samſon
!
Ich
kan
ſonſt
nicht
glauben
,
daß
du
mich
recht
lieb
habeſt
.
Ob
ihr
nun
wohl
Samſon
drey
Naſen
nach
einander
andrehete
,
begieng
er
zuletzt
dennoch
den
einfaͤltigen
Streich
,
daß
er
ihr
die
Wahrheit
ſagte
.
Hierauf
verriethe
ſie
das
Geheimniß
an
die
Fuͤrſten
ihres
Landes
,
und
careſſirte
unterdeſſen
den
armen
Samſon
dermaſſen
,
daß
er
ſein
Haupt
auf
ihren
Schooß
legte
und
entſchlieff
.
Alsdann
beſchore
ſie
ſein
Haupt
,
und
rieff
Philiſter
uͤber
dir
Samſon
!
Er
wachte
auf
,
und
meynte
,
er
wolte
es
machen
wie
ſonſt
;
allein
ſeine
Staͤrcke
war
dahin
.
Die
Philiſter
griffen
ihn
,
ſtachen
ihm
die
Augen
aus
,
und
trieben
ihren
Spott
mit
demſelben
,
biß
er
ſich
endlich
den-
noch
einmal
raͤchen
und
ein
Haus
umwerffen
kunte
,
worinnen
ſich
viele
vornehme
und
andere
Philiſter
,
Manns-
und
Weibs-
Perſonen
von
etlich
tauſend
befanden
,
die
insgeſamt
erſchlagen
wurden
.
Aber
Samſon
ſelber
kam
dabey
ebenfalls
um
,
und
endigte
alſo
ſein
Leben
auf
eine
jaͤmmerliche
und
er
aͤrmliche
Art.
Deswegen
nun
,
daß
Samſon
,
nachdem
er
bereits
einmal
von
ſeinem
erſten
Philiſter-Weib
betrogen
worden
,
ſich
zum
andernmal
von
der
Delila
ſeinem
zweyten
Philiſter-Weib
ſo
treuhertzig
machen
laſſen
,
daß
er
ihr
ſeine
Staͤrcke
offenbaret
,
mithin
ſich
in
ein
ſolch
groſſes
Ungluͤck
geſtuͤrtzet
hat
,
iſt
er
noch
heutiges
Tages
eines
rechten
derben
Kuͤchen
Schillings
werth
.
Dem
beruͤhmten
Moͤnch
des
Barfuͤßer-
Auguſtiner-Ordens
,
Pat.
Abraham
von
St.
Clara
,
waͤre
vielleicht
nach
einiger
Meynung
ebenfalls
ein
Platz
allhier
in
dem
Gelehrten
Narren
anzuweiſen
,
zumalen
er
,
in
Wien
ſelber
,
nur
insgemein
der
Pater
Fabel-Hanns
genannt
worden
.
Allein
ich
vor
meine
Perſon
bekenne
,
daß
obgleich
ſeine
Predigten
und
Schrifften
,
faſt
durch
die
Banck
,
mit
laͤcherlichen
Expreſſionen
und
luſtigen
Hiſtoͤrgen
angefuͤllet
;
ich
meines
Orts
dennoch
allenthalben
eine
herrliche
Moral
daraus
hervor
leuchten
ſehe
.
Mehr
zur
Luſt
,
als
den
Pater
Abraham
von
St.
Clara
zu
blamiren
,
will
ich
indeſſen
einige
Dinge
kuͤrtzlich
erzehlen
,
wie
ſie
in
ſeine
Predigten
und
Schrifften
einigefloſſen
ſind
.
Einſtmals
ſagte
er
,
unter
andern
,
in
einer
Predigt
:
Weiberl
!
Encks
(
euch
)
recommandire
ich
einen
Fiſch
zum
Exempel
und
zur
Richtſchnur
eures
Lebens
.
Denn
ein
Fiſch
ſpricht
nit
ein
Woͤrtlein
.
Faſſet
ihn
an
beym
Kopff
,
oder
beym
Schweiff
,
thut
mit
demſelben
was
ihr
wollet
,
und
ſchlachtet
ihn
,
er
wird
nit
ſchreyen
.
Alſo
ſollt
auch
ihr
gegen
eure
Maͤnner
ſeyn
,
geduldig
wie
ein
Fiſch
,
wann
gleich
die
Maͤnner
bißweilen
wunderlich
find
.
Wollet
ihr
aber
ja
etwas
reden
,
ſo
recommandire
ich
euch
wieder
einen
Fiſch
zum
Beyſpiel
,
und
zwar
jenen
,
aus
deſſen
Maul
Silber
hervor
kommen
.
Als
nemlich
unſer
Heyland
einſtmals
in
Judea
herum
wandelte
,
ſo
ſchnautzten
ihn
die
Roͤmiſchen
Mauthner
halter
ſehr
hart
an
,
und
ſprachen
:
Wie
haͤlts
?
den
gebuͤhrenden
Zoll-Groſchen
her
.
Da
wandte
ſich
der
HErr
zu
Petro
und
ſprach
:
Mein
Peter
!
Die
Mauthner
ſeynd
ſchlimme
Leute
mit
denen
man
ſich
nichts
zu
ſchaffen
machen
muß
.
Mein
,
gehe
geſchwind
hin
an
das
Meer
.
Da
wirſt
du
einen
Fiſch
ſehen
,
den
fange
,
mache
ihm
das
Maul
auf
,
und
nimm
einen
ſilbernen
Groſchen
heraus
,
welcher
darinnen
liegt
.
Solchen
ſilbernen
Groſchen
bringe
her
,
und
bezahle
damit
den
Mauth
vor
mich
und
vor
dich
;
welches
alles
alſo
geſchehen
und
erfolget
iſt
.
Wann
ihr
demnach
lieben
Weiberl
!
ja
etwas
reden
wollet
,
ſo
muͤſſet
ihr
,
eben
wie
dieſer
Fiſch
einen
ſilbernen
Groſchen
,
lauter
guldene
und
ſilberne
Worte
aus
eurem
Munde
gehen
laſſen
,
und
zu
euren
Maͤnnern
ſprechen
:
Mein
guldener
Hanns-Michel
!
Mein
ſilberner
Stoffel
!
Mein
guldenes
Naͤrrl
!
Wie
biſt
dann
heut
ſo
wunderlich
.
Ey
mein
!
Sey
doch
gſcheut
!
Ich
will
ja
alles
gerne
thun
,
was
du
nur
von
mir
verlangeſt
.
Ich
wette
,
Weiberl
!
mit
encks
,
daß
wann
eine
jedwede
meiner
Lehre
folgte
,
ſie
manche
Maultaſchen
,
und
manche
Fauntzens
auf
die
Goſchen
nit
bekommen
wuͤrde
.
Ein
andermahl
iſt
der
Pater
Abraham
von
St.
Clara
auf
die
Cantzel
getreten
,
und
hat
,
bald
im
Anfang
ſeiner
Predigt
,
ſich
alſo
heraus
gelaſſen
:
Heute
muß
ich
euch
,
ihr
meine
lieben
Zuhoͤrer
!
ein
Raͤtzel
aufzurathen
geben
,
darum
mercket
alle
wohl
drauf
.
Das
Raͤtzel
iſt
:
Wer
den
Teuffel
lieb
hat
!
der
kommet
nit
zum
Teuffel
.
Wer
ihn
aber
nit
lieb
hat
,
der
kommt
zum
Teuffel
.
Nun
rathe
wer
da
rathen
kan
.
Allein
ich
ſehe
ſchon
,
daß
es
Niemand
errathen
wird
,
ſondern
ich
muß
euch
ſelber
den
Sluͤſſel
darzu
geben
.
Hoͤret
zu
!
wann
man
einen
armen
Mann
ſiehet
,
welcher
hungerig
und
durſtig
iſt
,
auch
zerlumpt
,
ja
wohl
gar
nackend
und
bloß
herum
gehet
,
ſo
pfleget
man
gemeiniglich
zu
ſagen
:
O
der
arme
Teuffel
!
Wer
nun
einen
ſolchen
armen
Teuffel
lieb
hat
,
ihn
ſpeiſet
,
traͤncket
und
kleidet
der
kommt
nit
zum
Teuffel
.
Wer
ihn
aber
nit
lieb
hat
,
und
nit
barmhertzig
gegen
ihn
iſt
,
der
kommt
zum
Teuffel
,
und
faͤhret
zu
ihm
in
die
Hoͤlle
.
Ingleichen
hat
man
den
Pater
Abraham
von
St
Clara
einſtmahls
auf
der
Cantzel
ſagen
hoͤren
:
Wer
nit
will
in
den
Himmel
,
den
holt
der
Teuffel
auf
ſeinem
Schimmel
.
Item
:
Mancher
denckt
,
wann
er
nur
ein
Weib
an
dem
Halſe
hat
,
ſo
waͤre
ſchon
alles
gut
und
er
ſeye
bereits
in
dem
Himmel
.
Ja
,
im
Himmel
,
du
Limmel
!
Du
biſt
noch
weit
entfernet
davon
,
und
haſt
die
Hoͤlle
bey
lebendigem
Leibe
auf
dem
Hals
.
Von
einer
ledigen
Weibs-Perſon
,
welche
,
ihrer
Mutter
unwiſſend
,
ein
unkeuſches
Leben
gefuͤhret
,
und
ſchwanger
worden
war
,
ſpricht
er
an
einem
gewiſſen
Ort
in
ſeinen
Schrifften
:
Das
Muͤtterl
meynte
,
das
Toͤchterl
waͤre
noch
eine
Jungferl
;
allein
das
Toͤchterl
hatte
bereits
gemuͤtterlt
.
Im
uͤbrigen
fuͤhren
faſt
alle
ſeine
Schrifften
einen
laͤcherlichen
Titel
,
als
z.
E.
Judas
der
Ertz-Schelm
;
Vogel
friß
oder
ſtirb
;
und
dann
:
Gick
,
gack
,
gack
ein
A
.
Welchen
Titel
er
einem
Buch
gegeben
,
indem
er
ein
in
Bayern
gelegenes
Cloſter
beſchrieben
,
welches
an
einem
Ort
erbauet
worden
,
woſelbſt
eine
Henne
ein
Ey
geleget
,
auf
dem
ſich
das
Bildniß
der
Heil
.
Jungfrau
Mariaͤ
dermaßen
natuͤrlich
præſentiret
haben
ſolle
,
daß
man
es
auch
mit
Menſchen-Haͤnden
nicht
ſchoͤner
haͤtte
mahlen
koͤnnen
.
Einer
von
denen
groͤſten
gelehrten
Narren
aber
,
die
unter
denen
Roͤmiſch-Catholiſchen
Geiſtlichen
anzutreffen
,
mag
wohl
derjenige
ſeyn
,
welcher
vor
einiger
Zeit
zu
Straßburg
eine
ſo
gar
unmaͤßige
und
abſurde
Schmaͤh-Schrifft
wider
die
Proteſtanten
ausfliegen
laſſen
,
Gleich
der
Titel
giebet
ein
vollkommenes
Zeugniß
,
daß
der
Autor
ein
Ertz-Narr
ſeyn
muß
,
wann
es
heiſſet
:
Friß-Vogel
,
oder
ſtirb
!
Das
iſt
,
Ein
,
wegen
dem
wichtigen
Glaubens-Artickul
des
Chriſtenthums
,
von
der
wahren
Kirchen
,
mit
allen
uneatholiſchen
Prædicanten
ſcharff
vorgenommenes
Examen
und
Tortur
.
Er
ſpricht
auf
eine
recht
unvernuͤnfftige
Art
,
es
koͤnne
GOtt
nicht
GOtt
ſeyn
,
wann
nicht
die
Roͤmiſch-Catholiſche
Kirche
die
rechte
und
wahre
,
allein
ſeligmachende
Kirche
waͤre
.
Auch
giebt
derſelbe
als
eine
ausgemachte
Wahrheit
vor
,
Kayſer
Maximilianus
I.
habe
zu
Augſpurg
,
beym
Reichs-Tage
,
mit
ſeinen
Augen
geſehen
,
daß
Luthero
der
Teuffel
auf
der
einen
Schultern
geſeſſen
ſeye
.
Ein
anderes
klares
Zeugniß
von
der
Narrheit
iſt
auch
dieſes
,
daß
die
Vorrede
weitlaͤufftiger
iſt
,
als
der
gantze
uͤbrige
Theil
des
Wercks
.
An
einem
gewiſſen
Orte
ſpricht
dieſer
Narr
,
Die
allgemeine
Kirche
Chriſti
iſt
allezeit
eine
reine
Jungfrau
und
getreue
Geſponß
verblieben
.
Die
Sectiriſchen
Kirchen
aber
find
Teuffels-Canaillen
und
Antichriſts-Trabanten-Buddeln
.
Eine
hurt
mit
dieſem
Hauffen
,
die
andere
mit
jenem
,
die
Dritte
wiederum
mit
einem
be-
ſondern
,
und
ſofort
an
.
Sie
ſchelten
,
ſchlagen
,
rauffen
und
zerketzern
ſich
unter
einander
aͤrger
,
als
die
freche
ſchamloſe
Armée-
Huren
,
und
wollen
doch
lauter
Jungfrauen
ſeyn
.
Weil
aber
die
Lutheriſche
,
Calviniſche
,
Widertaͤufferiſche
,
Socinianiſche
ꝛc.
Prædicanten
par
force
wollen
dafuͤr
angeſehen
ſeyn
,
daß
ſie
die
Catholiſche
Kirche
!
oder
,
wie
ſie
reden
,
die
Apocaliptiſche
rothe
Hure
,
durch
ihre
Reformation
wieder
ehrlich
gemachet
,
ſo
rathe
ich
ihnen
,
daß
ſie
derſelben
ins
kuͤnfftige
fleißig
wollen
auf
die
Fuͤſſe
ſehen
,
damit
ſie
ja
nicht
wiederum
nebenaus
gehe
.
So
kans
wiederum
geſchehen
.
Horatius
ſagt
gar
recht
:
Quo
ſemel
eſt
imbuta
recens
ſervabit
odorem
Teſta
diu
.
Jung
gewohnt
,
alt
gethan
.
Zwar
was
rathe
ich
euch
Herren
?
Hat
Chriſtus
,
der
Heil
.
Geiſt
,
und
die
von
ihnen
beſtellten
Lehrer
und
Hirten
,
dieſelbe
nicht
huͤten
koͤnnen
,
ſondern
geſchehen
laſſen
muͤſſen
,
daß
ſie
,
wie
ihr
ſaget
,
uͤber
tauſend
Jahre
lang
,
mit
allen
Voͤlckern
auf
Erden
gehuret
hat
,
wie
wolt
dann
ihr
falſche
uneinige
Judas-
Bruͤder
ſie
huͤten
.
Hier
haben
auch
alle
Uncatholiſche
zu
mercken
,
daß
wann
die
Catholiſche
Kirche
eine
Teuffels-Hure
iſt
,
wie
ihre
Prædicanten
ſagen
,
ſie
alle
uͤber
einen
Hauffen
Teuffels-Huren-Kinder
ſeynd
.
Denn
von
dieſer
Babiloniſchen
Teuffels
Hure
kommen
ſie
urſpruͤnglich
her
,
ſintemaln
ihre
Vor-Eltern
ſaͤmmtlich
Catholiſch
geweſen
.
Jetzt
gehet
hin
,
ruͤhmet
euch
alles
deſſen
bey
denen
Juden
und
allen
Unglaͤubigen
,
und
vernehmet
alsdann
,
was
ſie
von
Chriſto
und
denen
Chriſten
halten
werden
.
Ewiger
GOtt
,
ſagt
der
gelehrte
Jeſuit
Georgius
Heidelberger
,
wie
wird
bey
dieſen
Articuln
ſowohl
das
Judenthum
als
die
Heydenſchafft
,
ſamt
vielen
Millionen
einfaͤltiger
Chriſten
geaͤrgert
,
der
Name
Chriſti
unſers
wahren
GOttes
gelaͤſtert
,
und
die
Stifftung
ſeiner
Kirche
verhoͤnet
!
Freylich
,
GOtt
erbarms
!
Aber
wer
iſt
Schuld
daran
als
die
laͤſterlichen
Reformatores
,
und
verzweiffelte
Prædicanten
.
Liebe
uncatholiſche
!
Hat
die
Kirche
gefehlet
,
oder
kan
ſie
fehlen
,
wie
euch
die
Prædicanten
bereden
,
wie
unſinnig
haben
dann
eure
Vor-Eltern
gehandelt
,
ja
wie
unſinnig
handeln
noch
heut
zu
Tage
diejenigen
,
ſo
vom
Catholiſchen
Glauben
abfallen
,
Lutheriſch
,
Calviniſch
Wiedertaufferiſch
,
Socinianiſch
,
oder
ſonſt
Uncatholiſch
werden
,
indem
ſie
nicht
verſichert
ſeynd
,
ob
ihnen
dieſe
Kirche
,
zu
welcher
ſie
ſich
begeben
(
geſetzt
,
daß
ſie
auch
die
wahre
Kirche
waͤre
)
Wahrheit
oder
Luͤgen
zu
glauben
fuͤrhalte
,
weil
ſie
fehlen
kan
,
und
alſo
ihre
Anhaͤnger
jaͤmmerlich
betriegen
.
Was
die
Prædicanten
hierwieder
einwenden
,
iſt
lauter
grundloſes
Geſchwaͤtze
.
Iſt
aber
die
Kirche
nicht
in
Irrthum
gerathen
,
auch
nicht
unſichtbar
,
vielweniger
zur
Babyloniſchen
Hure
worden
,
ſo
war
auch
nichts
an
ihr
zu
reformiren
,
nichts
zu
ſaubern
,
nichts
ehrlich
zu
machen
,
wie
alle
vernuͤnfftige
Creaturen
urtheilen
muͤſſen
.
War
aber
nichts
an
ihr
zu
reformiren
,
ſo
iſt
die
vorgeſchuͤtzte
Reformation
Lutheri
,
Calvini
,
Muntzeri
,
Schwenckfeldi
,
Serveti
und
aller
andern
Geſellen
,
welche
mit
Luthero
entſtanden
,
und
ſich
fuͤr
Reformirer
der
Kirche
ausgegeben
,
nichts
anders
,
als
ein
blinder
Nebel
,
Affenſpiel
,
Welt-Betrug
,
Gotteslaͤſterung
,
und
vom
Teuffel
,
zur
Vermehrung
ſeines
Reichs
angeſtellte
Seelen-
Jagd
.
Denn
was
haben
dieſe
verfluchte
Buben
,
und
uneinige
Ertz-Ketzer
zu
reformiren
gehabt
,
wo
nichts
zu
reformiren
war
?
Iſt
aber
ihre
Reformation
,
Religion
und
Glaube
ein
ſolches
Greuel-Weſen
und
teuffeliſche
Seelen-Jagd
,
wer
mag
dann
laͤnger
Lutheriſch
,
Calviniſch
,
Wiedertaͤufferiſch
,
Socinianiſch
ꝛc.
ſeyn
.
Mit
einem
Wort
,
wer
mag
dann
laͤnger
in
aͤuſſerſter
Seelen-Gefahr
Uncatholiſch
ſeyn
,
bleiben
,
oder
ins
kuͤnfftige
Uncatholiſch
werden
?
Wahrhafftig
Niemand
,
er
ſeye
dann
gar
an
GOtt
und
ſeinem
ewigen
Seelen-Heyl
verzweiffelt
,
oder
aber
von
GOtt
verlaſſen
,
und
vom
Teuffel
voͤllig
bezaubert
.
Hier
laſſe
ich
nun
euch
Prædicanten
die
Wahl
,
antwortet
was
ihr
wollet
,
ſo
ſeyd
ihr
geſchlagen
.
Es
iſt
kein
Mittel-
Weg
,
ſondern
heiſt
:
Aut
vincere
aut
mori
,
Friß
Vogel
;
oder
ſtirb
!
Nur
heraus
mit
der
Sprache
,
ich
biete
euch
allen
Trutz
.
Bey
dem
Anfang
des
zweyten
Capitels
dieſes
naͤrriſchen
Buchs
heiſſet
es
:
Sagen
die
Herren
Prædicanten
es
ſeye
nicht
die
wahre
,
ſtets
ſichtbare
und
unfehlbare
Kirche
,
ſo
ſeynd
wir
deſſen
zufrieden
;
bitten
nur
alle
und
jede
ſich
von
dieſer
falſch
Evangeliſchen
Nagel-neuen
Winckel-Synagoge
abzuſondern
.
Sagen
aber
die
Herren
Prædicanten
,
die
Lutheriſche
Kirche
ſeye
die
wahre
,
ſtets
ſichtbare
und
unfehlbare
Kirche
Chriſti
,
ſo
frage
ich
ſie
weiter
:
Wo
iſt
dann
die
Lutheriſche
Kirche
,
von
derer
Apoſtel
Zeit
an
,
biß
aufs
Jahr
Chriſti
1517
.
geweſen
?
Nennet
uns
die
Lehrer
,
welche
biß
daher
durch
alle
Secula
das
Lutheriſche
Evangelium
rein
geprediget
,
und
die
Lutheriſchen
Sacramenten
ausgetheilet
?
Dic
quibus
in
terris
,
&
eris
mihi
Magnus
Apollo
?
In
welchem
Land
,
in
welcher
Stadt
,
in
welchem
Dorff
ꝛc.
iſt
ſolches
alles
ſichtbar
geweſen
,
und
oͤffentlich
geſchehen
?
Wie
haben
die
Voͤlcker
geheiſſen
,
welche
aus
der
Heydenſchafft
,
durch
die
ſtets
offenen
Thore
der
Lutheriſchen
Kirche
eingegangen
,
das
allezeit
reine
Lutheriſche
Evangelium
angehoͤret
,
angenommen
,
geglaubet
und
die
Lutheriſchen
Sacramenten
empfangen
?
Zeigt
uns
an
die
Ketzereyen
,
welche
von
dieſer
allezeit
geweſenen
ſichtbaren
Lutheriſchen
Kirche
ausgegangen
,
dieſelbe
beſtritten
,
und
mit
denen
Juden
und
Heyden
verfolget
,
und
das
uͤber
1500
.
Jahre
lang
,
wie
Luther
redet
?
Denn
ihr
wiſſet
wohl
,
daß
viel
ſagen
,
und
nichts
beweiſen
,
nirgends
Platz
findet
.
Hic
piſcibus
magis
muti
.
Bey
dieſen
Fragen
,
Chriſtlicher
Leſer
!
erſtummen
alle
Prædicanten
.
Damit
ſie
aber
bey
denen
Ihrigen
nicht
davor
angeſehen
werden
,
reſpondent
quid
pro
quo
,
geben
ſie
unterſchiedene
lahme
Antworten
,
machen
allerhand
uͤberzwerge
Spruͤnge
daher
,
reden
das
,
ſo
zur
Sache
gar
nicht
dienet
,
fangen
endlich
an
Wind
zu
machen
,
und
zu
luͤgen
,
daß
ſie
moͤchten
ſchwartz
werden
,
und
ſagen
:
Daß
vor
Zeiten
im
Pabſtuhm
viele
Bekenner
Chriſti
,
viele
fromme
Nicodemiter
,
viele
ſeufftzende
Simeones
und
Annæ
geweſen
,
welche
das
unverfaͤlſchte
Wort
GOttes
,
und
die
rechte
Bedienung
derer
heiligen
Sacramenten
gehabt
,
auch
dem
Pabſtlichen
Irrthum
nicht
von
Hertzen
beygepflichtet
,
und
alſo
ſelig
worden
ꝛc
.
Durch
dieſe
bodenloſe
Geſchwaͤtze
betriegen
ſie
,
leider
!
das
arme
Volck
jaͤmmerlich
,
welches
auch
blindhin
glaubet
,
daß
auf
ſolche
Weiſe
ihre
Lutheriſche
Kirche
ſeye
ſichtbar
und
unfehlbar
beſtanden
.
Ich
aber
will
denen
Finſterniß-liebenden
,
luͤgenhafften
Prædicanten
,
um
ihren
Seelen-Betrug
recht
zu
entdecken
,
das
Gebiß
dergeſtalt
einlegen
,
daß
ſie
vor
aller
Welt
abermal
ſprachloß
ſollen
zu
Schanden
werden
.
Denn
fuͤrs
erſte
ſage
ich
,
daß
obiges
Vorgeben
ein
leeres
Prædicanten-Geſchwaͤtze
ſeye
,
welches
nicht
nur
in
der
Bibel
keinen
Grund
hat
,
ſondern
auch
wider
die
Heil
.
Schrifft
,
wider
den
Heil
.
Auguſtinum
,
wider
Lutherum
und
ihre
eigene
Glaubens-Bekaͤnntniß
ſtreitet
,
als
welche
ſaͤmtlich
von
ſolcher
Winckel-Chriſten-
Kirch
nichts
wiſſen
.
Zum
andern
antworte
ich
,
daß
die
Prædicanten
,
indem
ſie
ſolches
ſagen
,
die
gantze
Welt
wollen
zu
Narren
machen
;
oder
doch
der
gantzen
Welt
zeigen
daß
ſie
Narren
ſeynd
.
Dieſes
alles
erweiſe
ich
mit
mehrerm
alſo
:
Von
denen
heimlichen
Bekennern
Chriſti
,
frommen
Nicodemitern
,
ſeuffzenden
Annen
,
welche
Lutheriſch
geweſen
ſeynd
,
ehe
Luther
,
geſchweige
ſein
Evangelium
,
aus
der
Schalen
gekrochen
,
und
oͤffentlich
zu
rumoren
angefangen
,
weiß
die
Schrifft
nichts
,
ja
ſie
verdammet
vielmehr
ſolche
heimliche
Nacht-Voͤgel
.
Darum
bin
ich
auch
nicht
ſchuldig
,
die
hochtrabenden
Prædicanten-Reden
,
da
nichts
hinter
iſt
,
anzunehmen
,
vielweniger
zu
glauben
.
Daß
aber
die
Heil
.
Schrifft
von
ſolcher
Winckel-Kirche
nichts
weiß
,
iſt
gewiß
.
Denn
ſie
thut
durchgehends
Meldung
von
einer
ſichtbaren
Heerde
,
von
denen
ſtets-bleibenden
Lehrern
und
Hirten
,
welche
allezeit
oͤffentlich
dieſe
Heerde
oder
Chriſtliche
Schaͤfflein
ſollen
weyden
,
und
die
Woͤlffe
davon
abtreiben
;
die
unglaͤubigen
Voͤlcker
aber
,
oder
zerſtreute
irrende
Schaafe
,
fuͤhren
zu
der
Wahrheit
,
welche
allenthalben
oͤffentlich
geprediget
werden
ſolle
.
Hernach
redet
die
Heil
.
Schrifft
von
einer
ſolchen
Kirche
,
welche
wider
die
Macht
derer
Hoͤllen-Pforten
unuͤberwindlich
beſtehen
wird
,
dahero
ſie
auch
haben
will
,
daß
man
dieſer
Kirche
folgen
,
ſie
Raths
fragen
und
hoͤren
ſolle
.
Warum
kommen
dann
die
Prædicanten
mit
ſolchen
heimlichen
Winckel-Chriſten
aufgezogen
?
Haben
ſie
ſonſt
nichts
?
Seynd
daß
die
Lehrer
,
welche
auf
denen
Daͤchern
geprediget
,
Matth.
X.
27.
Fort
mit
ſolchen
Lumpereyen
,
ihr
elenden
Fabel-Hannſen
!
Und
geſetzt
,
daß
dergleichen
Nicodemiter
im
Pabſtthum
geweſen
,
ſo
ſagt
her
,
lieben
Prædicanten
,
welchergeſtalten
ihnen
euer
Lutheriſch
Evangelium
,
nach
heutigem
Fuß
ſeye
rein
geprediget
,
und
eure
zwey
oder
drey
Sacramenten
auf
Lutheriſch
gereichet
worden
,
daß
ſolches
die
uͤbrigen
Papiſten
nicht
gemercket
?
Ich
ſage
zwey
oder
drey
Lutheriſche
Sacramenten
.
Denn
die
armſeligen
wiſſen
ſelbſt
nicht
ſo
genau
,
wie
viel
ſie
haben
,
zwey
oder
drey
mehr
oder
weniger
.
Sie
nehmen
es
nicht
ſo
genau
,
um
ein
paar
Sacramente
auf
oder
ab
,
wann
nur
etwas
da
iſt
,
das
den
Namen
hat
,
es
ſeye
weiß
,
ſchwartz
oder
ſcheckigt
.
Die
Lutheriſchen
wollens
ſo
haben
,
recht
ſo
.
Weiter
mag
ich
aus
dieſem
abſurden
und
unvernuͤnfftigen
Buche
nichts
anfuͤhren
.
Das
angezogene
zeiget
die
Narren-Kappe
des
Autoris
genugſam
;
und
von
dem
Reſt
kan
ich
ſo
viel
verſichern
,
daß
er
nicht
beſſer
,
ſondern
noch
weit
aͤrger
,
leichtfertiger
und
naͤrriſcher
iſt
.
Ich
thue
dem
Autori
dieſes
leichtfertigen
Buchs
mitlerweile
noch
zu
viele
Ehre
an
,
daß
ich
ihn
unter
die
Zahl
derer
Gelehrten
Narren
ſetze
,
und
nicht
vielmehr
gar
unter
die
Canaillen
,
Hundsfuͤter
und
Bernheuter
rechne
.
Denn
er
ſchimpfft
und
ſchilt
nicht
allein
Lutherum
und
Calvinum
vor
Lotter-Buben
,
ſondern
ſagt
auch
gantz
ungeſcheuet
,
daß
alle
diejenigen
,
welche
ihrer
Lehre
beypflichten
,
en
general
,
ſie
moͤgen
ſeyn
wer
ſie
wollen
,
zum
Teuffel
in
die
Hoͤlle
fahren
muͤſſen
,
Wer
iſt
indeſſen
der
Mann
,
der
ſo
hefftig
redet
?
Ein
Studioſus
Theologiæ
,
und
zur
Zeit
noch
ein
purer
Schuͤler
der
Jeſuiten
.
Ey
!
ſo
lache
vielmehr
uͤber
den
Gelb-Schnabel
und
unreiffen
Eyfferer
,
als
daß
du
dich
uͤber
ihn
aͤrgern
wolteſt
,
doͤrffte
mir
vielleicht
einer
ſagen
.
Allein
die
Sache
iſt
nicht
laͤcherlich
,
ſondern
ſeine
Expreſſiones
allzugrob
und
allzuunbeſcheiden
,
endlich
auch
um
ſo
viel
wichtiger
,
weil
auf
dem
Titel
geſchrieben
ſtehet
;
Cum
Approbatione
&
Superiorum
Permiſſu
.
Der
Maul-Affe
,
indem
er
wegen
der
ſichtbaren
Kirche
diſputiret
,
und
behaupten
will
,
daß
ſolches
die
Catholiſche
,
nemlich
die
Roͤmiſch
Catholiſche
,
jederzeit
geweſen
ſeye
,
ſaget
und
ruͤhmet
ſich
,
nur
in
denen
allhier
angezogenen
Paſſagen
bey
nahe
zehenmahl
,
er
habe
nunmehro
die
Evangeliſchen
ſtumm
und
ſprachloß
gemachet
;
da
doch
auf
eben
dieſes
Vorgeben
derer
Herren
Roͤmiſch-Catholiſchen
bereits
viel
tauſendmal
gruͤndlich
geantwortet
worden
,
ja
ein
jedweder
Evangeliſcher
Schuͤler
capable
iſt
,
denen
Herrn
Roͤmiſch-Catholiſchen
tauſend
Gruͤnde
desfalls
entgegen
zu
ſetzen
.
Er
ſpricht
,
mann
wiſſe
Catholiſcher
Seits
nichts
von
Winckel-Kirchen
und
heimlichen
Verſammlungen
,
ſondern
ſeye
mit
der
reinen
Lehre
allezeit
an
das
helle
Licht
getreten
.
Waͤre
aber
der
Autor
kein
Ignorant
in
der
Kirchen-
und
andern
Hiſtorie
,
muͤſte
ihm
bekannt
ſeyn
,
daß
die
Chriſtliche
Lehre
,
ſelber
in
der
Stadt
Rom
bey
nahe
dreyhundert
Jahre
lang
,
anders
nicht
als
heimlich
,
in
tiefen
unterirrdiſchen
Hoͤlen
,
Gewoͤlbern
und
Kellern
getrieben
worden
,
woraus
man
die
armen
verſammleten
Chriſten
oͤffters
Hauffen-weiſe
gezogen
,
und
ſie
zur
Schlacht-Banck
gefuͤhret
.
Auch
koͤnte
ihm
nicht
unbekannt
ſeyn
,
daferne
er
ein
Hiſtoricus
waͤre
,
daß
in
einem
jedweden
Seculo
,
von
derer
Apoſtel-Zeiten
an
,
allezeit
ſolche
Maͤnner
aufgetreten
,
welche
ſo
gelehret
und
geprediget
,
wie
Lutherus
,
nehmlich
der
Heil
.
Schrifft
gemaͤß
;
ob
man
ſie
gleich
nachhero
verfolget
,
ja
gar
erwuͤrget
hat
.
Die
Kirche
iſt
demnach
allezeit
ſichtbar
genug
geweſen
,
wann
ſie
ſchon
aus
einem
ſehr
kleinen
Haͤufflein
beſtanden
,
und
kaum
etliche
Perſonen
ausgemachet
,
die
das
Zeichen
des
Thieres
nicht
an
ihrer
Stirne
geſchrieben
gehabt
.
Wiewohl
der
naͤrriſche
Autor
ſtatuiret
,
die
Catholiſche
Kirche
ſeye
allemal
recht
hellglaͤntzend
geweſen
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
vom
Anfang
her
,
mit
klingendem
Spiel
,
Trommeln
und
Pfeiffen
,
und
fliegenden
Fahnen
marchiret
,
wie
noch
heut
zu
Tage
folches
bey
Proceſſionen
gebraͤuchlich
iſt
.
Item
,
daß
ſie
allezeit
mit
Purpur
geglaͤntzet
,
worinnen
der
Papſt
und
ſeine
Cardinæle
prangen
.
Ja
,
daß
man
jederzeit
Monſtrantzen
aufgeſetzet
,
oder
auf
denen
Gaſſen
einhergetragen
,
die
von
Gold
und
Edelgeſtein
geglaͤntzet
,
wie
die
helle
Sonne
;
und
daraus
ſchluͤſſet
er
,
daß
ſolches
nothwendiger
Weiſe
die
wahre
Kirche
ſeyn
muͤſſe
.
Aber
du
elender
Marck-Schreyer
,
wo
denckeſt
du
doch
hin
?
Weiſt
du
nicht
,
daß
Chriſtus
,
indem
er
ſeine
Kirche
auf
Erden
eingeſetzet
und
befeſtiget
hat
,
ihr
zu
gleicher
Zeit
gewiſſe
Characteres
und
Merckmahle
beygeleget
,
woran
man
ſie
und
alle
die
Seinigen
erkennen
ſolle
?
Weiſt
du
es
nicht
,
ſo
ſchlage
nach
,
und
halte
alsdann
das
Portrait
,
welches
Chriſtus
von
ſeiner
Kirche
gemacht
,
gegen
die
praͤchtige
und
glaͤntzende
Geſtalt
der
Roͤmiſch-Catholiſchen
Kirche
.
Ach
da
wirſt
du
einen
ſehr
groſſen
Unterſcheid
finden
.
Hiernechſt
ſpricht
ja
Chriſtus
.
Mein
Reich
iſt
nicht
von
dieſer
Welt
ꝛc.
Item
:
Die
weltlichen
Fůrſten
herrſchen
,
und
die
Gewaltigen
heiſſet
man
gnaͤdige
Herren
;
ihr
aber
nicht
alſo
.
Gleichwohl
thut
der
Pabſt
das
Widerſpiel
.
Er
meliret
ſich
in
die
meiſten
weltlichen
Haͤndel
,
und
prætendiret
uͤber
Kayſer
,
Koͤnige
und
Fuͤrſten
,
Kurtz
zu
ſagen
,
uͤber
die
gantze
Welt
zu
herrſchen
,
hat
ſich
auch
ſchon
mehr
als
einmahl
unterſtanden
,
Koͤnigreiche
und
Fuͤrſtenthůmer
in
der
Welt
,
nach
,
ſeinem
Gefallen
zu
verſchencken
und
auszutheilen
.
Ich
frage
ob
dieſes
ein
Merckmahliſt
,
woran
man
das
ſichtbare
Ober-Haupt
der
prætendirten
wahren
Kirche
erkennen
koͤnne
?
Das
Evangelium
,
welches
bey
denen
Evangeliſchen
geprediget
wird
,
nennet
dieſer
tolle
Schreyer
ein
Lutheriſches
Evangelium
;
da
es
doch
anders
nichts
als
das
klare
,
aus
Heil
.
Schrifft
gezogene
,
Wort
GOttes
iſt
.
Auch
beſchuldiget
er
uns
Evangeliſche
,
als
ob
wir
nicht
wuͤſten
,
wie
viele
Sacramenta
wir
ſtatuiren
ſolten
,
zwey
oder
dreye
;
da
doch
in
unſerm
Catochiſmo
ſchon
zweyhundert
Jahre
lang
mehr
nicht
als
zwey
zu
finden
.
Beym
Anfang
der
Reformation
hat
man
freylich
uͤber
die
Zahl
derer
Sacramenten
diſputiret
,
ſolche
aber
bald
hernach
auf
zwey
feſte
geſetzet
.
Wuͤſte
der
vor
Eyffer
brennende
Haaſe
,
daß
auf
Roͤmiſch
Catholiſchen
Conciliis
,
in
denen
alten
Zeiten
mehr
als
einmal
die
Frage
von
der
Zahl
derer
Sacramenten
auf
das
Tapet
gekommen
,
und
von
einigen
ſchon
biß
auf
dreyßig
und
noch
mehr
angetragen
worden
,
wuͤrde
er
vielleicht
mit
mehrerer
Behutſamkeit
von
dieſer
Materie
geſchrieben
haben
.
Er
ſpricht
auch
,
wer
doch
jemahls
die
Sacramenta
nach
Lutheriſchen
Fuß
gereichet
und
adminiſtriret
habe
?
und
das
iſt
abermal
ein
klares
Anzeigen
der
groſſen
Ignorantz
dieſes
unvernuͤnfftigen
Menſchen
,
als
welcher
nicht
weiß
,
daß
das
Heil
.
Abendmahl
gantzer
zwoͤlffhundert
,
Jahre
von
derer
Apoſtel
Zeiten
an
,
nach
Lutheriſchen
Gebrauch
,
das
iſt
unter
beyderley
Geſtalt
,
ausgetheilet
,
biß
man
endlich
denen
Laͤyen
den
Kelch
entzogen
hat
.
Von
der
Tauffe
derer
Evangeliſchen
oder
Proteſtanten
aber
iſt
ja
ohne
diß
bekannt
,
daß
ſie
von
der
Roͤmiſch-Catholiſchen
Kirche
vor
eben
ſo
guͤltig
geachtet
wird
,
wie
ihre
eigene
.
O
unvernuͤnfftiger
und
ungluͤckſeeliger
Straßburgiſcher
Raiſoneur
!
In
Summa
,
dieſer
tolle
Hund
bellet
uns
Proteſtanten
an
,
weil
wir
1
)
nicht
wie
er
,
den
Papſt
vor
einen
Herrſcher
und
Herrn
uͤber
den
Kayſer
,
Konige
und
Fuͤrſten
,
ja
uͤber
die
gantze
Welt
erkennen
,
mit
der
er
,
abſonderlich
mit
denen
Landen
derer
ſo
genanten
Unglaͤubigen
,
worunter
die
Roͤmiſch
Catholiſche
Cleriſey
auch
uns
Proteſtanten
als
Excommunicirte
rechnet
,
nach
ſeinem
Gefallen
diſponiren
moͤge
.
2
)
Nicht
,
wie
er
,
tumm
und
blindlings
hin
glauben
,
was
der
Pabſt
und
ſeine
Cleriſey
ſchwatzet
,
ſondern
alles
vorhero
nach
dem
Probier-Stein
Heiliger
Schrifft
und
des
goͤttlichen
Wortes
pruͤffen
und
unterſuchen
wollen
.
3
)
Nicht
,
wie
er
,
vor
denen
Bildern
auf
die
Knie
niederfallen
,
welcher
Bilder-Dienſt
erſt
im
ſiebenden
Seculo
feſte
geſetzet
worden
.
4
)
Nicht
,
wie
er
,
die
Heiligen
um
ihre
Vorbitte
bey
GOtt
anruffen
,
ſondern
mit
unſerm
Gebet
recta
zu
GOtt
ſelber
gehen
,
und
uns
in
ſeine
Arme
werffen
,
die
er
aufs
liebreichſte
nach
uns
ausſtrecket
.
5
)
Nicht
,
wie
er
,
uns
um
die
Verdienſte
derer
Heiligen
bewerben
,
daß
ſie
uns
nemlich
bey
unſerer
Seligkeit
zu
ſtatten
kommen
ſolten
,
ſondern
unſer
Heyl
eintzig
und
allein
auf
das
Verdienſt
JEſu
Chriſti
ſetzen
.
6
)
Nicht
,
wie
er
,
den
Roſen-Crantz
immer
in
der
Hand
haben
,
noch
ein
Ave
Maria
hinter
dem
andern
ohne
Andacht
daher
murmeln
,
ſondern
,
an
ſtatt
deren
,
andere
andaͤchtige
Gebeter
verrichten
.
7
)
Nicht
,
wie
er
,
das
Fegfeuer
ſtatuiren
,
weil
uns
Chriſtus
und
ſeine
Apoſtel
von
dieſem
wichtigen
Glaubens-Punct
nichts
geſaget
haben
;
obgleich
im
uͤbrigen
das
Fegfeuer
eine
Sache
iſt
,
wodurch
die
Moͤnche
und
andere
Geiſtliche
ſtattlich
gemaͤſtet
und
ernehret
werden
.
8
)
Nicht
,
wie
er
,
Weyh-Waſſer
zu
Hauſe
und
in
der
Kirche
nehmen
,
noch
ſonſt
unſere
Zuverſicht
,
unſer
Gluͤck
und
unſere
Hoffnung
auf
geweyhete
Dinge
ſetzen
,
ſondern
ſie
allein
in
dem
Hochheiligen
Namen
GOttes
beſtehen
laſſen
.
9
)
Nicht
,
wie
er
,
Meſſe
hoͤren
,
noch
vermeynen
,
es
komme
darauf
das
Haupt-Werck
des
gantzen
Chriſtentuhms
an
.
10
)
Nicht
,
wie
er
,
die
Ohren
Beicht
,
ſondern
an
deren
ſtatt
ein
General-Bekaͤnntniß
derer
Suͤnden
ſtatuiren
;
allermaſſen
die
Cleriſey
,
durch
die
Ohren-Beichte
,
nur
die
Geheimniſſe
des
Layen-Standes
erforſchet
ſich
,
ſolche
zu
Nutzen
,
und
ſich
zu
gleicher
Zeit
zu
Herren
uͤber
die
Gewiſſen
zu
machen
.
11
)
Nicht
,
wie
die
Roͤmiſch-Catholiſche
Kirche
will
,
unter
einerley
Geſtalt
communiciren
,
welches
in
der
Roͤmiſch-Catholiſchen
Kirche
,
auſſer
der
Meſſe
,
auch
die
Prieſter
thun
muͤſſen
.
12
)
Nicht
,
wie
er
,
die
Transſubſtantiation
ſtatuiren
;
obwohl
wir
Lutheraner
ſonſt
glauben
daß
wir
beym
Heil
.
Abendmahl
Chriſti
Leib
und
Blut
weſentlich
genug
empfangen
.
13
)
Nicht
,
wie
er
,
die
Prieſter-Ehe
verwerffen
,
welche
erſt
im
11ten
Seculo
vom
Papſt
Gregorio
VII.
ſonſt
Hildebrand
genannt
,
verboten
worden
.
14
)
Nicht
wie
er
,
die
letzte
Oelung
vor
etwas
zur
Seligkeit
abſolument
nothwendiges
halten
.
15
)
Nicht
wie
er
,
durch
die
guten
Wercke
gerecht
werden
wollen
,
ſondern
bloß
durch
den
Glauben
,
ob
wir
gleich
lehren
,
daß
die
guten
Wercke
mit
dem
Glauben
auf
das
genaueſte
muͤſſen
verknuͤpffet
ſeyn
.
16
)
Nicht
,
wie
er
,
die
Verfolgung
in
Religions
und
Gewiſſens
Sachen
ſtatuiren
,
noch
ſagen
,
daß
es
recht
ſeye
,
Hencker
,
Marter
,
Quaal
und
Pein
zu
employren
,
die
Religion
dadurch
auszubreiten
.
17
)
Nicht
wie
er
ſagen
,
Hæreticis
non
eſt
ſervanda
fides
,
das
iſt
,
man
muͤſſe
Ketzern
,
oder
ſolchen
Leuten
,
die
mit
uns
nicht
einerley
Religion
haben
,
keine
Treue
,
keinen
Glauben
,
keine
Eydſchwuͤre
,
keine
Friedens-
Schlůſſe
,
keine
Pacta
,
keine
Verſprechung
&
c.
halten
.
Dieſes
ſind
juſtement
die
Urſachen
warum
uns
dieſer
unverſchaͤmte
Kerl
laͤſtert
,
verdammet
,
verfluchet
.
Im
uͤbrigen
bedencket
er
nicht
,
das
wir
eben
ſowohl
wie
die
Roͤmiſch-Catholiſche
Kirche
,
ein
eintziges
goͤttliches
Weſen
in
dreyen
Perſonen
glauben
und
verehren
.
Item
,
daß
wir
Chriſtum
vor
unſern
eintzigen
Heiland
,
Erloͤſer
und
Seligmacher
halten
.
Ferner
wie
die
Haupt-
Regel
unſerer
Religion
,
bey
dieſem
Glaubens-Bekaͤnntniß
,
dieſe
iſt
,
daß
wir
GOtt
ůber
alles
fůrchten
,
von
gantzem
Hertzen
,
von
gantzer
Seelen
lieben
,
und
ihm
allein
vertrauen
,
auch
unſern
Nechſten
als
uns
ſelber
lieben
můſſen
;
auf
welche
Weiſe
,
und
wann
ein
jedweder
nur
dieſer
Regel
folgte
,
alle
Suͤnden
ceſſiren
wuͤrden
.
Daß
aber
ſolches
von
denen
wenigſten
beobachtet
wird
,
ſolches
beklagen
wir
leider
!
und
lehren
indeſſen
,
daß
kein
wahrer
,
bekehrter
,
in
der
Gnade
GOttes
ſtehender
Chriſt
in
wircklichen
und
herrſchenden
Sůnden
leben
muͤſſe
,
oder
aber
,
er
koͤnne
andederergeſtalt
keinen
Theil
am
Reiche
GOttes
haben
.
Endlich
muß
ich
noch
dieſes
anmercken
,
daß
dieſer
unverſchaͤmte
Laͤſterer
ſpricht
,
Kayſer
Carolus
V.
habe
zwar
anfangs
das
Exercitium
der
Augſpurgiſchen
Confeſſion
im
Roͤmiſchen
Reiche
erlaubet
,
hernach
aber
,
durch
einen
Reichs-Abſchied
wieder
verboten
.
Das
wiſſen
wir
wohl
.
Allein
warum
redet
der
Laͤſterer
nichts
vom
Paſſauiſchen
Religions-Frieden
,
wodurch
das
freye
Religions-Exercitium
derer
Proteſtanten
im
Roͤmiſchen-
Reiche
auf
das
herrlichſte
verſichert
und
feſte
geſetzet
worden
?
Warum
gedencket
er
auch
nichts
vom
Weſtphaͤliſchen
Frieden
,
worinnen
ſolches
Religions-
Exercitium
nochmahls
bekraͤfftiget
und
verſichert
iſt
?
welchen
Frieden
die
Crone
Franckreich
ſelber
garantiret
hat
.
Aber
da
ſchweiget
Matztaſche
gantz
ſtille
davon
,
entweder
aus
groſſer
Ignorantz
,
oder
aus
einer
mehr
als
teuffeliſchen
Boßheit
.
Er
hat
ſeinem
Laͤſter-Buch
einen
weitlaͤufftigen
Extract
aus
Lutheri
Tiſch-Reden
beygefuͤget
,
der
aber
keinesweges
unverfaͤlſcht
,
ſondern
da
und
dorten
mit
Unwahrheiten
angefuͤllet
.
Hernach
ſo
muß
dieſer
Laͤſterer
auch
wiſſen
,
daß
obgleich
Buͤcher
verhanden
ſeynd
,
welche
Lutheri
Tiſch-Reden
heiſſen
,
dieſelben
dennoch
von
ihm
keineswegen
ediret
worden
,
ſondern
daß
ſolches
andere
Leute
etlich
und
zwantzig
Jahre
nach
ſeinem
Tode
gethan
,
die
nach
ihrem
Gefallen
hinein
geſchmiert
haben
,
was
ſie
gewolt
.
Vierdte
Abandlung
.
VOn
denen
Vorurtheilen
,
welche
die
Menſchen
bißweilen
von
Kindes-
Beinen
an
,
einzuſaugen
pflegen
,
kommet
allerdings
ein
ſehr
groſſer
Theil
des
Verderbs
in
dem
Gelehrten
Weſen
her
.
Der
geehrte
Herr
Magiſter
,
oder
der
Herr
Informator
plaudert
ſie
zu
Hauſe
hinterm
Kachel-Ofen
oder
beym
Camin
ſeinen
Untergebenen
vor
.
Als
dann
haͤlt
der
liebe
Herr
Rector
und
Conrector
auf
Schulen
eben
dergleichen
Diſcurſe
,
und
der
Lernende
wird
in
denen
bereits
zu
Hauſe
eingeſogenen
Vorurtheilen
bekraͤfftiget
.
Ziehet
er
hernach
auf
Univerſitæten
,
fuͤget
es
ſich
gar
leichtlich
,
daß
er
abermahl
ſolche
Profeſſores
,
Doctores
und
Magiſtros
legentes
antrifft
,
die
eben
ſo
ſchwatzen
,
wie
der
Herr
Præceptor
zu
Hauſe
und
pedantiſche
Schul-Monarchen
getahn
.
O
da
muß
nun
vollends
in
dem
Gemuͤthe
des
Studierenden
dieſe
und
jene
falſche
Meynung
,
dieſer
und
jene
falſche
Lehr-Satz
,
vor
eine
ewige
Wahrheit
paſſiren
.
Wann
ich
den
Menſchen
,
nach
ſeinen
innwohnenden
Kraͤfften
des
Verſtandes
betrachte
,
er
mag
unter
die
Zahl
derer
Gelehrten
oder
Ungelehrten
gehoͤren
,
ſo
ſehe
ich
,
daß
er
nach
der
erlangten
Klugheit
vernuͤnfftig
zu
raiſoniren
,
und
nach
der
eingewurtzelten
Boßheit
,
fein
tumm
und
thieriſch
zu
leben
,
ſich
entweder
in
einem
gebeſſerten
oder
verderbten
Zuſtande
befinden
muͤſſe
.
Aber
dieſer
letztere
Stand
des
Menſchen
,
welchen
die
Theologi
insgemein
corruptum
,
die
Myſtici
beſtialem
,
die
Philoſophi
naturalem
zu
nennen
pflegen
,
iſt
um
ſo
vielmehr
mit
Haͤnden
zu
greiffen
,
als
bekannt
,
daß
die
Menſchen
von
Natur
in
einer
angebohrnen
Ignorantz
,
abſurden
Confuſion
,
und
unvermeidlichen
Obſcurité
biß
uͤber
die
Ohren
ſtecken
,
aus
welchen
angebohrnen
Fehlern
dann
hernachmals
,
als
aus
einer
verderbten
Quelle
,
alle
Vorurtheile
des
Verſtandes
Strom-Weiſe
hervor
kommen
.
Daher
finden
wir
in
praxi
auch
unter
denen
,
die
par
force
gelehrt
ſeyn
wollen
,
wunderliche
Heilige
,
welche
eben
ſo
von
einer
Sache
,
wie
der
Blinde
von
der
Farbe
,
und
der
Taube
vom
Klange
urtheilen
,
ihre
Gedancken
,
ſo
ordentlich
wie
ein
tiefſinniger
und
melancholiſcher
Metaphiſicus
,
und
ihre
gefaſten
Idéen
ſo
deutlich
vorzuſtellen
wiſſen
,
daß
man
mit
Recht
von
ſolchen
gelehrten
Potagen-Machern
ſagen
kan
,
was
jene
unbarmhertzigen
Nachrichter
oder
Cenſores
von
eines
ehrlichen
Profeſſoris
Commentario
in
Apocalypſin
Johannis
geurtheilet
haben
,
nemlich
:
Man
muͤſte
meynen
,
daß
dieſer
Commentarius
nicht
wegen
der
Offenbarung
St
,
Johannis
,
ſondern
die
Offenbarung
St.
Johannis
wegen
dieſes
neuen
Commentarii
geſchrieben
worden
waͤre
.
Mittlerweile
ſolte
ein
jedweder
Gelehrter
in
ſeiner
beſondern
Diſciplin
trachten
,
die
anklebenden
Fehler
derer
Menſchen
nach
allen
Kraͤfften
zu
verbeſſern
,
und
der
Entzweck
aller
Diſciplinen
eintzig
und
allein
dahin
gehen
,
daß
denen
verderbten
und
in
blinden
Vorurtheilen
erſoffenen
Leuten
,
theils
die
geiſtliche
,
theils
die
buͤrgerliche
und
leibliche
Gluͤckſeligkeit
zuwege
gebracht
werden
moͤge
.
Hieraus
kan
ein
jedweder
,
der
noch
ein
Quintlein
Witz
in
ſeinem
Gehirn
heget
,
um
ſo
viel
eher
erkennen
,
wie
hoͤchſt-nothwendig
es
ſeye
,
daß
ein
jedweder
auf
ſich
,
und
auf
ſeinen
verderbten
Zuſtand
ſelber
,
vor
allen
Dingen
,
wohl
Achtung
geben
muͤſſe
.
Dahero
iſt
das
Errare
bey
denen
Menſchen
nicht
allein
humanum
,
ſondern
auch
neceſſarium
.
Ich
will
ſo
viel
ſagen
,
daß
Fehlen
und
Irren
bey
denen
Leuten
,
ſie
moͤgen
von
Condition
ſeyn
wie
ſie
wollen
,
nach
ihrem
verderbten
Zuſtande
unumgaͤnglich
ſeye
weil
es
nicht
moͤglich
iſt
,
daß
ein
Menſch
,
und
wann
er
auch
Doctor
Doctorum
,
ja
Magiſter
Seraphicus
&
Anglicus
,
oder
ein
Trismegiſtus
omnium
Scientiarum
waͤre
,
auf
einmal
alle
Umſtaͤnde
gantz
genau
einſehen
koͤnne
.
Deswegen
pfleget
es
auch
insgemein
zu
geſchehen
,
daß
ſobald
die
Gelehrten
die
Incarceratos
limites
judicandi
verlaſſen
und
extra
principia
certa
&
recepta
herum
vagiren
,
ſie
gantz
unvermerckt
in
das
Labyrinth
des
ſchaͤdlichen
Irrthums
verfallen
.
Aus
dem
verderbten
Zuſtande
nun
entſtehen
nachgehends
die
Judicia
inſana
,
febriculoſa
,
&
ab
omni
ratione
aliena
die
tumme
einfaͤltige
und
alberne
Raiſonier-Kunſt
,
aus
welchen
ungereimten
und
ungegruͤndeten
Judiciis
hernach
die
einfaͤltigen
Præjudicia
zu
entſpringen
pflegen
.
Hingegen
aus
dem
gebeſſerten
Zuſtande
kommen
hervor
die
Judicia
ſana
,
accurata
,
&
bona
voluntatis
humanæ
decreta
,
weil
man
alsdann
nicht
nach
ſeinem
wunderlichen
Genie
und
tollen
Caprice
,
ſondern
nach
der
Sachen
Beſchaffenheit
ohne
eintziges
Intereſſe
,
poſitis
&
demonſtratis
probandi
principiis
taiſoniret
.
Es
iſt
gewiß
daß
den
Wachsthum
und
das
Aufnehmen
aller
nuͤtzlichen
Kuͤnſte
und
Wiſſenſchafften
nichtsmehr
als
das
ungluͤckliche
und
ungereimte
Raiſoniren
verderbet
,
und
glaube
ich
gaͤntzlich
,
daß
ein
jedweder
vernuͤnfftiger
Mann
hierinnen
mit
mir
eines
Sinnes
ſeyn
wird
,
wie
dem
Wachsthum
derer
Diſciplinen
nichts
mehr
als
die
geſchickten
und
unpaſſionirten
Judicia
aufgeholffen
,
und
im
groͤſten
Flor
erhalten
haben
.
Denn
die
Menſchen
ſind
nach
ihrem
verderbten
Appetit
,
gemeiniglich
ſo
geartet
,
daß
ſie
jederzeit
dasjenige
zu
billigen
pflegen
,
was
von
dem
meiſten
Hauffen
,
zumal
wann
der
Raiſonneur
præſumtive
Dignitatem
und
Merita
vor
ſich
hat
,
daß
iſt
,
wann
er
entweder
ein
Doctor
Excellentiſſimus
,
Magiſter
præſtantiſſmus
,
und
Paſtor
vigilantiſſimus
heiſſet
,
gebilliget
worden
iſt
,
weil
ſich
ſolche
elende
Leute
insgemein
einbilden
,
wann
ſie
groſſer
und
vornehmer
Gelehrten
Judicia
annaͤhmen
und
billigten
,
ſie
alsdann
,
als
junge
Raths-Herren
in
ſententionando
&
dicendo
nicht
irren
koͤnten
.
Allein
wie
miſerable
ſolche
Conſiliarii
und
vermeynte
Oracula
denen
jungen
Leuten
rathen
,
ſolches
zeiget
der
Ausgang
leider
!
oͤffters
mehr
als
zu
klar
,
weil
ſie
,
wann
dieſelben
die
Hand
an
etwas
ſchlagen
und
ſich
als
Maͤnner
zeigen
ſollen
,
nichts
als
lauter
leere
Idéen
im
Kopffe
haben
,
die
ſich
weder
hinten
noch
vorne
zu
der
vor
Augen
liegenden
Sache
reimen
wollen
.
Mancher
Studioſus
Juris
,
wann
er
im
Anfange
ſeiner
Studiorum
Juridicorum
mit
vielen
Deſinitionibus
,
diſtinctionibus
,
cauſis
und
tabulis
,
ja
auswendig
lernen
derer
legum
Civilium
geplaget
worden
iſt
,
wird
deſperat
,
und
dencket
in
ſeinem
Hertzen
:
Ey
der
Hencker
mag
das
gantze
Studium
Juridicum
holen
,
ehe
ich
mir
den
Kopff
,
und
die
Memoria
mit
ſo
vielem
unnuͤtzen
Zeuge
zerbrechen
und
zermartern
laſſen
ſolte
,
auf
der
andern
Seite
aber
,
wann
ſolche
Leute
das
Examen
Conſcientiæ
nicht
recht
angeſtellet
,
und
ihren
Statum
Miſeriæ
nicht
recht
genau
unterſuchet
haben
,
ſo
werden
ſie
insgemein
tollkuͤhn
und
kriegen
uͤberhaupt
mehr
als
eine
allzufreye
Hardieſſe
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
meynen
,
wann
ſie
gleich
ein
oder
etlichemal
brav
ablieffen
;
ſo
muͤſte
es
doch
zum
andern
,
dritten
und
letztenmal
deſto
beſſer
gehen
,
indem
es
doch
heiſſe
:
Friſch
gewagt
,
ſey
halb
gewonnen
;
es
waͤre
und
bleibe
eine
ausgemachte
Regel
daß
kein
Meiſter
vom
Himmel
gefallen
,
und
muͤſſe
es
zu
letzt
biegen
oder
brechen
.
Solches
kan
man
gar
deutlich
an
denenjenigen
ſehen
,
welche
vor
der
Zeit
diſputiren
,
predigen
,
promoviren
und
advociren
wollen
,
ehe
ihnen
noch
,
zu
einem
ſolchen
wichtigen
Werck
,
die
Fluͤgel
recht
gewachſen
ſind
,
gleich
dem
erdichteten
Icaro
,
welcher
nicht
wuſte
,
daß
er
waͤchſerne
Fluͤgel
hatte
,
ſo
von
der
groſſen
Hitze
der
.
Sonnen
nothwendig
ſchmeltzen
,
er
aber
hernach
,
aus
allzugroſſer
Unbedachtſamkeit
ins
Meer
fallen
,
und
allda
nothwendig
erſauffen
muſte
.
Indeſſen
iſt
es
kein
Wunder
,
wann
aus
ſolchen
vorgefaſten
Meynungen
und
imaginativiſchen
Gelehrſamkeit
,
Spaltungen
in
der
Philoſophie
,
grauſame
Ketzereyen
in
der
Theologie
,
und
unendliche
Opiniones
communes
und
diſſenſus
in
Jure
entſtehen
,
weil
ſich
die
Verehrer
derſelben
,
und
ſolche
Simulacra
Eruditionis
,
nicht
auf
die
Wahrheit
der
Sache
,
ſondern
entweder
auf
eine
allzugroſſe
Verwegenheit
,
oder
deſperates
Federfechten
und
vergebliche
Raiſſonnir-Kunſt
ſtuͤtzen
,
dabey
aber
ihre
eingeſogene
Præjudicia
noch
weit
hoͤher
als
derer
alten
Roͤmer
Koſtbarkeiten
,
und
des
Geldſuͤchtigen
Titi
Veſpaſiani
Reichthum
æſtimiren
.
Wie
des
Menſchen
natuͤrliche
Conſtitution
beſchaffen
iſt
,
ſo
iſt
er
auch
von
Natur
zu
Irrthuͤmern
geneigt
,
weil
die
aͤuſſerlichen
Verrichtungen
als
Effectus
Temperamentorum
,
wohin
auch
die
Irrthuͤmer
gehoͤren
,
ſich
nach
des
Menſchen
ſeiner
angebohrnen
Conſtitution
richten
muͤſſen
.
Aus
dieſem
Principio
demonſtrato
folget
weiter
,
daß
ein
Sanguineus
,
von
Natur
,
theils
zum
Vorurtheil
der
Ubereilung
und
Leichtglaͤubigkeit
geneigt
ſeyn
muͤſſe
.
Darum
uͤbereilet
ſich
ein
Sanguineus
gar
leicht
in
ſeinem
Raiſonniren
,
weil
er
wegen
der
geſchwinden
Bewegung
ſeines
Gebluͤtes
einen
Uberfluß
von
tauſenderley
Idéen
in
ſeinem
Kopffe
heget
,
und
daher
die
deutlichen
Idéen
von
denen
duncklen
nicht
accurat
abſondert
,
und
zuletzt
in
einen
Defectum
Judicii
dolendum
verfaͤllt
.
Man
ſiehet
dieſes
unter
andern
an
denen
in
der
erſten
Hitze
und
groͤſten
Ubereilung
geſchloſſenen
Ehen
,
da
z.
E.
eine
junge
und
feine
Dirne
von
15.
Jahren
einen
alten
Krippen-Stoͤſſer
,
und
krumm-gebuͤckten
Kraͤuter-Sucher
,
wie
die
boͤſe
Welt
ſo
veraͤchtlich
von
alten
Leuten
zu
reden
pfleget
,
von
60.
und
mehr
Jahren
,
und
zwar
noch
wohl
darzu
auf
Anrathen
ihres
Herrn
Curatoris
heyrathet
,
weil
ſolchen
lieben
Kindern
insgemein
von
denen
Geldgeitzigen
Nabals-Bruͤdern
in
ihren
jungen
Jahren
weiß
gemachet
wird
,
wie
ein
ſolcher
alter
und
venerabler
Mann
ein
ſchoͤnes
eigenes
Haus
beſaͤſſe
,
einen
koſtbaren
und
luſtigen
Garten
vor
dem
Thore
haͤtte
,
in
welchem
ſie
alle
Tage
ſich
mit
Vergnuͤgen
divertiren
koͤnte
,
eine
ſchoͤne
Handlung
von
mehr
als
funfftzigtauſend
Thaler
fuͤhrte
,
und
noch
wohl
darzu
(
welches
mein
liebes
Jungfergen
!
ſagen
ſie
,
das
beſte
auf
der
Welt
iſt
)
uͤber
ſiebzig
tauſend
Thaler
an
baaren
Gelde
in
banco
liegen
haͤtte
.
Da
nun
heiſt
es
:
O
Himmel
!
Wer
wolte
ſo
thoͤricht
handeln
,
und
eine
Parthev
von
der
Art
ausſchlagen
?
Ferner
,
ſo
ſind
ſolche
Leute
insgemein
nach
der
erſten
Sorte
im
hoͤchſten
Grad
leichtglaͤubig
.
Ich
will
ſo
viel
ſagen
,
man
kan
ihnen
ohne
den
geringſten
Widerſpruch
,
gar
leichte
weiß
machen
,
daß
der
Teuffel
die
Huren
reithe
,
und
daß
die
alten
Hexen
an
Walpurgis-Abend
auf
hoͤltzernen
Kruͤcken
und
Miſt-
Gabeln
nach
dem
Blolcks-Berg
fuͤhren
,
und
allda
mit
ihren
Cameradinnen
und
dem
boͤſen
Feind
eine
Menuet
oder
Paſſepied
tantzen
,
weil
ſolche
Leute
von
Natur
ſehr
muͤßig
ſind
,
auch
von
vielem
und
groſſen
Nachdencken
eben
nicht
ſonderlichen
Staat
zu
machen
pflegen
.
Man
kan
ihre
kindiſche
Leichtglaͤubigkeit
ſonderlich
daher
mit
Haͤnden
greiffen
,
wann
ſie
dem
menſchlichen
Anſehen
allzuviel
glauben
ohne
Raiſon
beymeſſen
,
und
vor
groſſer
Einfalt
dabey
ſeufftzen
und
ſagen
:
Man
wuͤrde
doch
die
Wabrheit
nicht
ſo
gut
als
wie
dieſer
oder
jener
vornehmer
Mann
,
und
anſehnliche
Profeſſor
,
erfinden
koͤnnen
.
Es
haͤtte
der
liebe
Herr
Præceptor
und
Doctor
dieſe
Materie
ſo
galant
und
demonſtrativiſch
ausgefuͤhret
,
daß
ſie
unmoͤglich
noch
beſſer
und
demonſtrativiſcher
ausgefuͤhret
werden
koͤnte
;
da
doch
nicht
gelaͤugnet
werden
mag
,
daß
keine
Wahrheit
ſo
deutlich
erfunden
worden
iſt
,
daß
ſie
nicht
noch
deutlicher
und
accurater
erkannt
werden
koͤnte
,
weil
ſonſt
folgen
wuͤrde
,
daß
ein
endlicher
Verſtand
alle
Wahrheit
auf
einmal
voͤllig
begriffen
und
gaͤntzlich
eingeſehen
haͤtte
.
Die
hitzigen
Leute
ſind
insgemein
ſehr
hochmuͤthig
,
und
ſuchen
ſich
vor
vielen
andern
,
durch
unnuͤtze
Grillen
und
vergeblichen
Speculationes
zu
diſtinguiren
.
Sie
wollen
nicht
allein
in
ihren
Lehr-Saͤtzen
infaillible
ſeyn
,
wie
der
Roͤmiſche
Pabſt
,
ſondern
auch
par
force
haben
,
daß
man
ihnen
abſolut
,
und
ohne
eintzige
Contradiction
glauben
muͤſſe
.
Was
ſie
redeten
,
das
muͤſte
nothwendig
vom
Himmel
herab
geredet
ſeyn
.
Sie
waͤren
das
eintzige
Oraculum
Delphicum
,
bey
welchen
ſich
alle
andere
Gelehrte
,
ſie
moͤchten
wollen
oder
nicht
,
guten
Raths
erholen
muͤſten
.
Sie
fangen
deswegen
an
,
aus
dem
Vorurtheil
der
eingebildeten
Vielwiſſenheit
ſich
in
allen
ihren
Collegiis
zu
ruͤhmen
,
ihre
Buͤcher
,
Diſputationes
und
Scartequen
cum
Emphaſi
zu
recommandiren
,
andere
gelehrte
Leute
neben
ſich
zu
verachten
,
von
ihnen
mal-honnet
zu
raiſonniren
,
und
ſich
mit
Reſpect
zu
ſchreiben
,
uͤber
allen
Dreck
zu
moquiren
.
Sie
wollen
nicht
allein
uͤber
die
Leiber
,
gleich
denen
grauſamen
Tyrannen
,
ſondern
wo
es
nur
moͤglich
waͤre
auch
uͤber
die
Seelen
herrſchen
;
und
dahero
wollen
ſie
ihre
abendtheuerliche
Grillen
und
wunderliche
Meynungen
andern
mit
Gewalt
ins
Gehirne
praͤgen
.
Wann
man
ſolchen
haberrechtiſchen
Gelehrten
gleich
mit
der
groͤſten
Sanfftmuth
widerſpricht
;
ſo
ſind
ſie
in
ihrer
Conduite
dennoch
intolerable
und
laſſen
den
einmahl
gefaſſeten
Groll
ſo
leichtlich
nicht
wieder
fahren
.
Ihre
abſurden
Meynungen
wollen
ſie
darum
nicht
ablegen
,
weil
ſie
die
wichtige
Grille
von
ſich
hegen
,
als
ob
ſie
ein
weit
beſſeres
Judicium
,
als
alle
andere
geſcheute
Leute
haͤtten
,
und
daher
in
ihren
Lehr-Saͤtzen
unmoͤglich
fehlen
und
irren
koͤnten
;
da
doch
von
allen
Verſtaͤndigen
zugegeben
werden
muß
,
das
Fehlen
und
Irren
nicht
allein
was
menſchliches
,
ſondern
gar
was
natuͤrliches
und
angebohrnes
zu
nennen
ſeye
.
Sie
ſagen
und
behaupten
in
ihren
Collegiis
und
Scriptis
,
wann
ſie
dieſe
und
jene
Meynung
,
welche
ſie
nun
ſo
lange
Jahre
wieder
ihre
Antagoniſten
verfochten
haͤtten
,
fahren
lieſſen
,
und
dieſelbe
nicht
mehr
halsſtarrig
gewoͤhnlicher
maſſen
,
defendiren
wolten
,
alsdann
ihre
Schuͤler
und
andere
Leute
von
ihnen
ſagen
moͤchten
,
daß
ſie
ein
rechtes
altes
Weiber-Judicium
haͤtten
,
welches
ſo
vielen
Fehlern
und
Maͤngeln
unterworffen
waͤre
,
als
Floͤhe
in
alten
Weiberpeltzen
angetroffen
wuͤrden
.
Die
Melancholiſchen
ſcheinen
nur
darum
nach
ihrem
Naturel
gebohren
zu
ſeyn
,
daß
ſie
erbaͤrmliche
und
ewige
Sclaven
vom
Verſtande
anderer
gelehrten
Leute
bleiben
,
und
nichts
weiter
in
Theologicis
ſtatuiren
wollen
,
als
was
Affelmannus
,
Dannhauerus
,
Scherzerus
,
Calovius
,
Hulſemannus
&
c.
in
dieſem
und
jenem
Glaubens-Artickel
,
intrepide
und
maſcule
verfochten
haͤtten
.
Die
Alten
waͤren
,
welches
ich
auch
hertzlich
gerne
glaube
,
und
ohne
Gewiſſens-
Zwang
zugeben
will
,
keine
Narren
geweſen
,
und
waͤre
es
am
beſten
gethan
,
wann
man
es
in
der
Welt
fein
bey
denen
alten
Loͤchern
lieſſe
,
und
keine
neuen
darzu
bohrte
.
Daher
entſtehet
das
Vorurtheil
des
blinden
und
tummen
Gehorſams
,
da
ſie
lieber
mit
dem
ſel.
N.
in
manchen
Sachen
par
Compagnie
irren
wollen
,
als
daß
ſie
ſolchen
groſſen
Luminibus
Eccleſiæ
mit
Raiſon
widerfprechen
ſolten
,
Ja
,
ſagen
insgemein
dergleichen
Geiſtliche
Juͤnger
,
welche
vor
der
Zeit
eine
huͤpſche
Knarre
und
feine
Pfarre
haben
moͤchten
,
contradicire
ich
meinem
Profeſſori
,
Superiori
&
c.
ſo
muß
ich
befuͤrchten
,
daß
mich
Ihro
Hochwuͤrden
,
mein
hochgeneigteſter
Herr
Patron
,
hernachmahls
gar
zu
lange
auf
der
verdrießlichen
Expectanten-Banck
ſitzen
laſſen
,
und
mich
hernachmahls
mit
keiner
fetten
Pfarre
,
Jungfer
Tochter
,
Anverwandtin
,
oder
Haus-Jungfer
,
verſorgen
werden
.
Hieher
gehoͤren
auch
,
mit
einem
Wort
,
alle
Brod-Gelehrte
,
und
Brod-
Advocaten
,
welche
um
ein
kahles
Sechzehen
groſchen-Stuͤcke
,
oder
um
einen
blanquen
und
geharniſchten
Thaler
,
Wiſſen
und
Gewiſſen
an
den
Nagel
haͤngen
,
und
um
eines
elenden
Gewinſtes
willen
Ehre
und
Renommée
,
ja
gar
ihr
bißgen
Practiciren
in
die
Schantze
ſchlagen
.
Mehr
mag
ich
vor
dieſesmal
nicht
ſagen
,
damit
Niemand
auf
die
Gedancken
gerathe
,
ob
wolte
ich
Perſonalia
tractiren
,
und
manchen
ehrlichen
und
braven
Mann
in
ſeinem
venerablen
Barte
und
ſchwartzen
Mantel
proftituiren
.
Das
Alter
kan
bey
denen
Menſchen
ebenfalls
unterſchiedene
Gelegenheiten
und
auſſerordentliche
Urſachen
zu
Vorurtheilen
geben
.
Denn
ſo
vielerley
Stuffen
des
Alters
angetroffen
werden
,
ſo
vielmahl
ereignet
ſich
auch
Gelegenheit
zu
dieſem
oder
jenem
Vorurtheil
.
Daher
ſiehet
man
taͤglich
,
daß
mit
einem
andern
Vorurtheil
ein
munterer
Abſolon
,
mit
einem
andern
aber
ein
alter
und
geitziger
Nabal
geplaget
werde
.
Junge
Leute
leben
insgemein
luſtig
,
und
es
heiſſet
von
ihnen
uͤberhaupt
:
Semper
luſtig
,
nunquam
traurig
.
Sie
bemuͤhen
ſich
ſelten
,
das
verlaſſene
Guth
ihrer
Eltern
zu
conſerviren
;
geſchweige
dann
,
daß
ſie
einen
Anatociſmum
begehen
,
und
Intereſſe
mit
Intereſſe
vermehren
ſolten
,
weil
ſie
dencken
und
unverſchrocken
von
ſich
ſagen
:
Ein
junger
Kerl
můſſe
die
Courage
haben
,
in
der
Welt
,
ehe
er
an
Kruͤcken
gehen
muͤſte
,
huntert
tauſend
Thaler
zu
erwerben
.
Das
waͤre
mit
einem
Worte
Halluncken
,
welche
die
alten
verroſterten
Thaler
,
ſo
lange
im
Gefaͤngniß
liegen
,
und
ſo
unendliche
Seufftzer
nach
ihrer
Erloͤſung
ſchicken
ließen
.
Ein
rechter
Gurgel-Bruder
wuͤſte
das
Geld
nach
jetziger
Mode
beſſer
unter
die
Leute
zu
bringen
;
zumalen
da
es
gantz
richtig
waͤre
,
und
Salomon
ſelbſt
geſaget
haͤtte
,
daß
der
Menſch
von
aller
ſeiner
Muͤhe
und
Arbeit
nichtsmehr
haͤtte
,
als
wann
er
auf
der
Welt
fein
luſtig
und
guter
Dinge
geweſen
waͤre
.
Mit
denen
alten
Geldgeitzigen
Schrabern
hingegen
ſiehet
es
in
dieſem
Stuͤcke
gantz
anders
aus
,
und
kommen
mir
dieſe
Leute
,
wann
ich
ſie
denen
luſtigen
Bruͤdern
gerade
opponire
,
nicht
anders
als
wie
die
Spanier
und
Frantzoſen
vor
.
Denn
worinnen
dieſe
eine
ſonderliche
Delicateſſe
und
ungemeine
Scharffſinnigkeit
finden
,
das
koͤmmt
jenen
gantz
einfaͤltig
und
laͤppiſch
vor
,
und
was
insgemein
ein
junger
und
munterer
Kerl
vor
ſein
hoͤchſtes
Guth
zu
halten
pfleget
,
das
kommt
einem
alten
Sauertopff
gantz
Spaniſch
und
wunderlich
vor
.
Ja
es
moͤchte
ein
alter
Ehren-Zeißig
,
wann
er
die
Luſtbarkeiten
junger
Leute
mit
anſiehet
,
vor
Angſt
und
Hertzeleid
,
den
Magen
verrencken
,
und
die
Seele
,
welche
ohnedem
nicht
gar
zu
feſte
ſitzet
,
von
unten
aus
hinweg
purgiren
.
Deswegen
geſchiehet
es
,
das
die
alten
Leute
insgemein
mißtrauiſch
und
geitzig
ſeyn
,
auch
den
gantzen
Tag
nichts
anders
thun
als
queruliren
und
klagen
.
Ja
,
ſeufftzen
ſie
,
wann
der
Feind
,
bey
einem
entſtehenden
Kriege
,
ins
Land
kommt
,
und
ein
Stuͤcke
vom
Himmel
von
ungefaͤhr
einfallen
ſolte
,
wie
dann
Niemand
daruͤber
ein
Privilegium
aufweiſen
kan
,
ſo
wuͤrden
wir
armen
Leute
von
Haus
und
Hofe
lauffen
muͤſſen
,
und
koͤnte
kein
Menſch
ſeines
Lebens
eine
Stunde
ſicher
ſeyn
.
Jedoch
darff
man
ſich
eben
nicht
ſo
groß
wundern
,
warum
alte
Leute
insgemein
ſo
pimpeln
und
klagen
,
und
alle
Pfennige
und
Dreyer
,
wann
ſie
ja
einen
davon
ausgeben
ſollen
,
ſechs
biß
ſiebenmal
umzuwenden
pflegen
,
weil
ſie
wegen
Schwachheit
des
Alters
ihren
Kraͤfften
nichts
mehr
zutrauen
,
und
aus
dieſem
Grunde
glauben
,
daß
wan
ſie
auf
einen
Thaler
und
Groſchen
nicht
mehr
ſaͤhen
,
ſie
alsdann
in
ihrem
hohen
Alter
verhungern
und
verderben
muͤſten
.
Die
Auferziehung
eines
Menſchen
,
wann
ſie
gut
und
vernuͤnfftig
geweſen
iſt
,
kan
ihn
gluͤcklich
,
und
zu
einen
weiſen
Mann
machen
.
Wo
ſie
aber
boͤſe
,
und
ohne
Vernunfft
,
von
Eltern
,
oder
denen
,
ſo
Eltern-Stelle
vertreten
ſollen
,
tractiret
worden
,
ſo
wird
mit
der
Zeit
,
aus
einem
ſolchem
armen
Menſchen
chriſtianè
loquendo
,
ein
vollkommener
Hoͤllen-Brand
,
&
philoſophice
dicendo
,
ein
Mancipium
omnium
beſtialium
affectuum
,
welcher
ſich
vor
der
Zeit
muthwillig
in
das
zeitliche
und
ewige
Verderben
ſtuͤrtzet
,
weil
alsdann
der
Menſch
nicht
wider
die
Affecten
zu
leben
gewohnet
iſt
.
Ich
nehme
aber
die
Auferziehung
hier
nicht
in
ſenſu
juridico
,
da
ein
Vater
Infantem
vel
ex
juſtis
nuptiis
ſuſceptum
,
vel
â
ſe
ipſo
agnitum
,
vel
ob
concubitum
demonſtratum
nach
Nothdurfft
ernehren
muß
;
da
dann
insgemein
,
in
poſteriori
caſu
,
non
obſtante
exceptione
concubitus
cum
aliis
das
ſchoͤne
Urtheil
erfolget
:
Da
aber
,
und
dieweil
Beklagter
N.
die
angegebene
Schwaͤngerung
mit
Pantionillen
geſtanden
;
als
iſt
Beklagter
das
Kind
ſo
lange
zu
ernehren
ſchuldig
,
biß
es
ſein
Brod
ſelbſt
,
nach
Nothdurfft
verdienen
koͤnne
.
Aucontraire
,
ich
verſtehe
hier
durch
die
Auferziehung
diejenige
nothwendige
Verrichtung
,
da
ſich
Eltern
unablaͤßig
bemuͤhen
,
wie
ihre
unerzogene
Kinder
,
ſo
wohl
was
den
Leib
als
die
Seele
angehet
,
ſo
unterrichtet
werden
moͤchten
,
daß
ſie
dermaleinſt
GOtt
,
der
Kirche
,
und
dem
gemeinen
Weſen
,
tuͤchtige
Dienſte
leiſten
koͤnten
.
Dieſe
Auferziehung
,
in
ſenſu
morali
pro
directione
Morum
,
&
inſtitutione
bonarum
artium
ſumta
geſchiehet
entweder
oͤffentlich
unter
einer
hohen
Obrigkeit
,
in
oͤffentlichen
Schulen
und
Wayſen-Haͤuſern
oder
wird
von
denen
Eltern
zu
Hauſe
ſelbſten
,
oder
durch
ihre
darzu
beſtellten
Informatores
verrichtet
.
Dieſes
aber
heiſſe
ich
keine
Auferziehung
,
wann
Eltern
ihren
Kindern
von
Jugend
auf
,
ſo
viel
zu
freſſen
und
zu
ſauffen
geben
,
daß
ihnen
davon
die
Baͤuche
zerboͤrſten
moͤchten
,
weil
dieſes
nicht
auferzogen
,
ſondern
in
der
That
abſurd
verzogen
heiſſen
kan
,
oder
da
das
Soͤhngen
und
Toͤchtergen
nach
ihrem
naͤrriſchen
Appetit
zu
allen
Galanterien
gewoͤhnet
werden
,
welches
etwa
einen
ſchlancken
Leib
,
geſchickte
Beine
,
und
ſonſt
ein
galantes
Anſehen
machen
koͤnne
,
oder
da
es
ſolchen
Kindern
gar
frey
ſtehet
nach
ihrer
eigenen
Commoditæt
zu
leben
wie
ſie
wollen
.
Daher
entſtehet
bey
denen
Soͤhnen
das
liederliche
Leben
,
welches
zuletzt
verurſachet
,
daß
ſie
entweder
Soldaten
,
Oſt-Indien-Fahrer
oder
wohl
gar
Mauſe-Maͤrter
abgeben
muͤſſen
;
die
Toͤchtergen
aber
gerathen
,
nach
der
galanten
Art
zu
reden
,
unter
die
Courteſier-Schweſtern
.
Man
darff
davon
keine
bekanten
Exempel
anfuͤhren
,
weil
ſie
allzuverdrießlich
klingen
wuͤrden
.
Genug
iſt
es
,
daß
viele
Eltern
allzuſpaͤte
,
mit
ihrem
groͤſten
Schaden
,
und
unausbleibender
Reue
erfahren
,
wie
die
libertiniſche
Auferziehung
ihre
Kinder
um
das
zeitliche
Gluͤcke
,
Ehre
und
Renommée
gebracht
habe
,
ſo
,
daß
ſie
hernachmahls
,
auch
als
verheyrathete
Ehemaͤnner
,
ihre
Haͤuſer
ſtehen
laſſen
,
aus
der
Stadt
davon
lauffen
,
banquerout
werden
,
und
ihrer
anſehnlichen
und
vornehmen
Familie
einen
ewigen
Schand-Flecken
Anhaͤngen
.
Die
Auferziehung
,
ob
ſie
gut
oder
boͤſe
zu
nennen
ſeye
?
koͤnnen
wir
am
beſten
aus
derſelben
Entzweck
beurtheilen
,
welche
eintzig
und
allein
dahin
gehen
ſoll
,
daß
die
Kraͤffte
des
Leibes
im
Wohlſtand
erhalten
,
die
Kraͤffte
der
Seelen
aber
mit
guten
Kuͤnſten
und
Wiſſenſchafften
angefuͤllet
werden
moͤchten
,
auf
daß
ſie
,
mit
der
Zeit
tuͤchtige
Werckzeuge
des
gemeinen
Weſens
werden
koͤnten
.
Wie
verkehrt
aber
die
Leute
in
der
Welt
erzogen
werden
,
das
ſiehet
man
gar
deutlich
an
ihrer
verkehrten
Lebens-Art
.
Denn
an
ſtatt
,
daß
ſie
fleiſſig
beten
,
und
unermuͤdet
ſtudieren
und
arbeiten
ſolten
,
ſo
gehen
die
jungen
Herren
zumalen
wann
ſie
brave
Mutter-Pfennige
haben
,
den
gantzen
Tag
muͤßig
,
und
koͤnnen
aͤrger
als
die
Lands-Knechte
fluchen
,
ja
alle
Teuffel
und
hundert
tauſend
Sacramente
ohne
allem
Anſtoß
herbethen
.
Eine
ſolche
Auferziehung
,
ob
ſie
ſchon
nach
der
Mode
vieler
Leute
,
kan
unmoͤglich
einen
erwuͤnſchten
Effect
nach
ſich
ziehen
,
weil
die
jungen
Kinder
,
in
ihrer
zarten
Jugend
insgemein
faulen
,
abſurden
und
ſuperſtitioſen
alten
Weibern
,
die
man
an
einigen
Orten
Muhmen
zu
nennen
pfleget
,
anvertrauet
werden
,
durch
welche
ſie
dann
,
von
Jugend
auf
zur
Wolluſt
und
naͤrriſchen
Aberglauben
angefuͤhret
werden
;
oder
,
wann
es
ja
hoch
kommt
,
ſo
vertrauet
man
ſie
nachgehends
ſolchen
Informatoribus
,
die
ſehr
ſchlechte
Stuͤmper
ſeyn
,
von
welchen
ſie
dann
die
Kunſt
fruͤhe
zeitig
zu
raiſoniren
und
unvergleichlich
aufzuſchneiden
erlernen
.
Ich
habe
mit
Fleiß
ein
wenig
oben
,
beym
Mode
educandi
,
den
Leib
unſerer
vernuͤnfftigen
Seele
vorgezogen
,
weil
dieſes
nicht
allein
der
communis
error
in
praxi
iſt
,
da
ſich
die
jungen
Faͤndgen
,
vor
der
Zeit
eine
gravitætiſche
Mine
,
und
einen
authoritætiſchen
Gang
angewoͤhnen
,
auch
eher
eine
Menuet
und
Paſſepied
tantzen
muͤſſen
,
als
ſie
den
Verſtand
excoliret
,
und
ſich
mit
guten
und
nuͤtzlichen
Wiſſenſchafftem
gezieret
haben
.
Solches
bekraͤfftigten
taͤglich
ſehr
viele
Exempel
derer
Studioſorum
auf
Univerſitæten
,
da
ſie
ſich
am
allererſten
um
einen
guten
Tiſch
,
und
luſtig-gelegene
Stube
bekuͤmmern
,
als
daß
ſie
ſich
vornehmlich
bemuͤhen
ſolten
,
zu
erfahren
,
welcher
Profeſſor
,
Doctor
,
Licentiat
und
Magiſter
,
die
beſten
und
nuͤtzlichſten
Collegia
zu
halten
pflegen
.
Was
nun
alſo
die
Kraͤffte
unſeres
Leibes
entweder
durch
allzuuͤbermaͤßiges
Schwelgen
,
oder
durch
eine
allzugroſſe
Eigenſinnigkeit
ruiniret
,
daſſelbe
muß
man
voͤllig
von
der
rechten
Art
der
Auferziehung
removiren
,
weil
es
ſchnurſtracks
wider
den
Endzweck
einer
geſchickten
Auferziehung
laͤufft
.
Daher
iſt
es
etwas
recht
ungereimtes
,
ja
in
der
That
was
viehiſches
zu
nennen
,
wann
etliche
,
auch
von
denen
Gelehrten
ſagen
:
Ich
eſſe
und
trincke
was
mir
ſchmeckt
,
und
leide
dabey
was
ich
leiden
ſoll
und
muß
.
Denn
dieſemnach
waͤre
es
nicht
noͤthig
geweſen
,
daß
uns
der
weiſeſte
Schoͤpffer
eine
Vernunfft
eingepflantzet
haͤtte
,
nach
welcher
wir
unſere
Verrichtungen
beurtheilen
ſolten
,
ob
ſie
uns
beym
Ausgang
nuͤtzlich
oder
ſchaͤdlich
ſeyn
koͤnten
.
Auch
ein
Ochſe
und
Eſel
friſſet
ſo
lange
,
als
er
kan
,
und
wann
er
endlich
nicht
mehr
freſſen
und
ſauffen
mag
,
ſo
hoͤrt
er
von
ſich
ſelbſten
auf
,
weil
ein
ſolches
unvernuͤnſſtiges
Thier
ehe
nicht
wiſſen
kan
,
ob
es
genug
gefreſſen
hat
,
biß
ihm
das
Futter
an
die
Kaͤhle
geſtiegen
,
ja
ſo
zu
reden
beym
Ruͤſſel
wieder
hervor
raget
.
Was
aber
die
Kraͤffte
unſers
Leibes
conſerviret
,
oder
daß
ich
ſo
reden
mag
,
in
ſeinem
baulichen
Weſen
erhaͤlt
,
und
die
edlen
Gaben
unſers
Verſtandes
entweder
excoliret
,
oder
in
einen
gebeſſerten
Zuſtand
ſetzet
,
daſſelbe
,
gehoͤret
alles
zu
der
geſchickten
Art
einer
vernuͤnfftigen
Auferziehung
,
weil
wir
dadurch
die
gemeinen
Vorurtheile
vermeiden
,
auf
unſere
eigene
Erkaͤnntniß
gefuͤhret
,
und
die
Art
,
uns
ſelbſt
alle
Tage
zu
beſſern
,
gar
leichte
lernen
koͤnnen
.
Dahero
halte
ich
dieſes
,
nach
meinem
wenigen
Erachten
,
vor
eine
allgemeine
Regel
:
Quod
,
qualis
ſit
modus
educandi
,
talis
quoque
ſit
modus
vivendi
;
das
iſt
:
Wie
einer
erzogen
worden
iſt
,
ſo
pfleget
er
auch
hernachmahls
beſtaͤndig
zu
leben
.
Man
ſiehet
ſolches
ſonderlich
an
denen
eigenſinnigen
Grillen
,
und
wunderlichen
Koͤpffen
,
welche
eine
eintzige
Fliege
an
der
Wand
beleidigen
,
und
eine
eintzige
Mine
das
gantze
Concept
wider
aller
Leute
Vermuthen
verruͤcken
kan
.
Fraget
man
,
woher
doch
ſolches
komme
,
und
was
wohl
die
eigentliche
Urſache
einer
ſolchen
wunderlichen
Conduite
ſeyn
mag
?
ſo
iſt
die
Raiſon
gar
leichte
zu
geben
,
weil
der
Vater
,
oder
der
Præceptor
,
oder
der
Rector
,
eben
ein
ſolcher
wunderlicher
Heiliger
,
als
wie
jetzo
der
Sohn
geweſen
iſt
;
wovon
dann
der
Sohn
,
oder
der
Diſcipul
,
ein
ſolches
eigenſinniges
Weſen
wider
ſein
Vermercken
nach
und
nach
gelernet
,
und
ſich
halsſtarrig
zu
leben
angewoͤhnet
hat
.
Dieweil
uns
aber
,
in
der
Auferziehung
,
entweder
ein
gutes
oder
boͤſes
Exempel
zur
Nachfolge
,
wie
ich
zuvor
gemeldet
,
gegeben
wird
,
ſo
kan
es
unmoͤglich
anders
kommen
,
als
das
verderbte
Eltern
und
verderbte
Præceptores
,
ihre
Untergebene
noch
mehr
verderben
muͤſſen
;
zumalen
,
da
ein
jeglicher
Sohn
und
Schuͤler
von
ſeinem
Vater
und
Præceptor
das
falſche
Concept
heget
,
daß
alles
,
was
ſie
thaͤten
,
dieſelben
nothwendig
in
praxi
imitiren
muͤſten
.
Ehe
ich
mich
noch
von
dem
Vorurtheil
der
Auferziehung
wende
,
ſo
muß
ich
noch
einige
handgreiffliche
Irrthuͤmer
anmercken
,
welche
die
Eltern
insgemein
in
der
Auferziehung
mit
ihren
Kindern
zu
begehen
pflegen
.
Hieher
gehoͤret
vornemlich
der
grobe
Schnuͤtzer
etlicher
Eltern
,
da
ſie
vorgeben
,
daß
ihre
Kinder
von
Natur
,
und
zwar
im
Mutterleibe
,
zu
einem
gewiſſen
Studio
vom
Himmel
gleichſam
prædeſtiniret
worden
waͤren
.
Sie
ſchlieſſen
gemeiniglich
,
wann
der
Vater
und
Groß-Vater
ein
Paſtor
paganus
.
Diaconus
,
Superintendens
,
Advocatus
oder
Medicus
geweſen
iſt
,
ſo
haͤtte
es
auch
ſeine
unſtreitige
Richtigkeit
,
daß
der
Sohn
ebenfalls
ein
Paſtor
paganus
,
Diaconus
,
Superintendens
,
Advocatus
und
Medicus
werden
muͤſte
;
da
doch
vor
allen
Dingen
,
bey
dieſer
einfaͤltigen
Weiber-Prædeſtination
,
zu
examiniren
waͤre
,
ob
dann
der
Zweig
,
auf
welchen
dermaleinſt
der
gantze
Stamm
ruhen
ſolte
,
ein
vollkommenes
Geſchicke
und
natuͤrliche
Begierde
zu
dieſem
Studio
tractando
haben
moͤchte
.
Denn
wann
ſolches
noch
vor
der
Geburt
geſchiehet
,
und
ſich
von
ungefehr
zutruͤge
,
daß
der
zukuͤnfftige
Sohn
,
ein
fein
douſes
und
ſtilles
Temperament
,
wie
ſie
insgemein
die
obtuſa
Ingenia
nennen
,
mit
auf
die
Welt
braͤchte
,
dergeſtalt
,
daß
man
mit
dieſem
guten
Puͤrſchgen
gantz
gluͤcklich
uͤber
die
Mauren
ſpringen
,
und
an
die
Waͤnde
lauffen
koͤnte
,
ſo
muͤſte
wegen
der
naͤrriſchen
und
eingebildeten
Prædeſtination
folgen
,
daß
der
Himmel
mit
Fleiß
ſolche
Pecora
Eccleſiæ
&
Reipublicæ
ſich
vorbehalten
haͤtte
;
welches
dann
abſurd
zu
dencken
,
und
noch
viel
abſurder
zu
behaupten
ſeyn
wuͤrde
.
Daher
lobe
ich
diejenigen
Gelehrten
,
welche
haben
wollen
,
daß
man
einen
Selectum
Ingeniorum
in
Erlernung
derer
Kuͤnſte
und
Wiſſenſchafften
anſtellen
ſolle
,
weil
man
alsdann
ſehen
kan
,
ob
ſich
dieſer
oder
jener
,
zu
dieſem
oder
jenem
Studio
ſchicket
;
zumal
wann
man
vorhero
die
Facultates
Judicii
,
Ingenii
&
Memoriæ
genau
examiniret
,
und
nach
derſelben
Force
alle
ſeine
Informationes
und
Lectiones
einrichtet
.
Aber
auch
eine
allzugelehrte
Education
taugt
nichts
,
und
ſolche
beſtehet
darinnen
,
wann
man
die
Kinder
mit
allzuvielen
Lectionen
uͤberhaͤuffet
,
dergeſtalt
,
daß
ſie
in
einem
Tage
mehr
als
zehen
unterſchiedene
Buͤcher
in
die
Hand
nehmen
,
und
daraus
etwas
auswendig
lernen
muͤſſen
.
Aus
ſolchen
Kindern
werden
gemeiniglich
nichts
anders
als
Pedanten
und
Contradictoriſche
Feder-
Fechter
.
Ein
dergleichen
Gelehrter
iſt
meiſtentheis
damit
zufrieden
,
wann
er
nur
fein
nach
ſeiner
Logique
kuͤnſtliche
Woͤrter
,
nach
der
Poëſie
unnuͤtze
Fabeln
und
kuͤnſtliche
Verſe
,
nach
der
Diſputir-Kunſt
kuͤnſtliche
Syllogiſmos
und
Barbariſche
Modos
,
nach
der
Oratorie
praͤchtige
Woͤrter
,
nach
der
Moral
bloſſe
Schein-Tugenden
,
nach
der
Phyſique
lauter
qualitates
occultas
,
und
nach
der
Superphyſique
abgelebte
und
abgedroſchene
Diſtinctiones
erlernet
.
In
dieſen
falſchen
und
eingebildeten
Wiſſenſchafften
gehet
mancher
,
leider
!
auf
Univerſitæten
immer
weiter
,
und
dencket
noch
wohl
,
nach
abſolvirten
Studiis
darzu
in
ſeinem
Hertzen
Wunder
,
was
vor
Myſteria
er
verſchlucket
und
aufgefreſſen
haͤtte
.
Dahero
faͤnget
er
an
in
ſeinem
Leben
ſich
ſingulier
aufzufuͤhren
,
bemuͤhet
ſich
allen
Leuten
zu
widerſprechen
,
und
die
Gegner
mit
vielen
wunderlichen
und
laͤcherlichen
Inſtantien
auf
einmal
ad
multum
abſurdum
zu
bringen
.
Mir
gefaͤllt
deswegen
wohl
,
was
der
allgemeine
Nachrichter
derer
Gelehrten
,
Scioppius
,
von
dieſer
verkehrten
Art
derer
Leute
gar
artig
in
ſeinem
Regenten-Spiegel
urtheilet
.
Er
ſpricht
nehmlich
:
Wolte
ich
mich
zu
dem
Bauer
auf
das
Land
begeben
,
ſo
finde
ich
da
nichts
als
lauter
Floͤhe
und
Laͤuſe
.
Wolteich
mich
aber
zu
denen
Gelehrten
machen
,
ſo
treffe
ich
unter
ihnen
eine
greuliche
Menge
Narren
und
Pedanten
an
.
Igitur
quorſum
?
ad
Deum
,
quia
ibi
fons
&
origo
omnis
boni
deprehenditur
.
Nach
der
Auferziehung
folget
der
Umgang
ſowohl
mit
gelehrten
als
ungelehrten
Leuten
.
Heut
zu
Tage
nennet
man
es
insgemein
eine
Conduite
,
welche
um
ſo
viel
eher
obſerviret
werden
muß
,
jemehr
bekannt
iſt
,
daß
dieſelbe
eine
auſſerordentliche
Gelegenheit
derer
ſchaͤndlichſten
und
verderblichſten
Vorurtheile
ſeyn
koͤnne
,
auch
vielmal
in
der
That
geweſen
iſt
.
Denn
indem
wir
uns
bemuͤhen
,
denen
Sitten
anderer
Leute
,
welche
uns
in
die
Augen
leuchten
,
nachzuaͤffen
,
ſo
folget
,
ſo
viel
daraus
,
daß
wann
wir
mit
Ehrgeitzigen
,
Geldgeitzigen
,
Verliebten
,
Eigenſinnigen
und
Stoͤckiſchen
umgehen
,
wir
ſelber
vielmals
wider
unſer
Naturel
ehrgeitzig
,
verliebt
,
geldgeitzig
,
eigenſinnig
und
ſtoͤckiſch
werden
muͤſſen
.
Sind
aber
die
Leute
mit
welchen
wir
zu
converſiren
gewohnet
ſind
andaͤchtig
,
bedaͤchtig
,
freygebig
,
beſcheiden
,
hoͤflich
und
artig