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Deutsche Biographie - Uhse, Bodo

Uhse, Bodo

Lebensdaten
1904 – 1963
Geburtsort
Rastatt (Baden)
Sterbeort
Berlin(-Ost)
Beruf/Funktion
Publizist ; Kulturfunktionär ; Schriftsteller ; Journalist ; Drehbuchautor ; Politischer Flüchtling
Konfession
-
Normdaten
GND: 118625152 | OGND | VIAF: 41853765
Namensvarianten

  • Klee, Christian (Pseudonym)
  • Uhse, Bodo
  • Klee, Christian (Pseudonym)
  • klee, christian
  • Узе, Бодо

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Zitierweise

Uhse, Bodo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118625152.html [30.11.2024].

CC0

  • Uhse Bodo (Pseudonym Christian Klee)

    |Kulturfunktionär, Schriftsteller, Journalist, * 12.3.1904 Rastatt (Baden), 2.7.1963 Berlin(-Ost), Berlin(-Ost), Dorotheenstädtischer Friedhof, Ehrengrab.

  • Genealogie

    V Walter, Berufsoffz., seit 1919 Kaufhausangest., S e. JR aus Hirschberg (Schlesien);
    M Elli (Elisabeth, Elynor) (* um 1877), T d. Gustav Meyer ( 1917), aus Braunschweig;
    2 B Joachim (1902–43 ⚔), Dr. rer. nat., Hans-Jürgen (1908–44, Beate Köstlin, s. 2), Flieger; – 1) 1931–37 Ellen (1904–60 ermordet, 1937 Manabendra Nath Roy, eigtl. Narendra Nath Bhattacharya, 1887–1954, aus Westbengalen (Indien), Philos., kommunist. Aktivist), Publ., T d. Oscar Gottschalk (* 1863), US-amerik. Dipl., 2) 1937/38 Ruth Domino (Ps. R. Lenz) (1908–94, 1] 1933 1937 Fritz Jensen, eigtl. Friedrich Jerusalem, 1903–55 ermordet, Arzt, Schriftst., seit 1939 in China, 2] 1950 Mario Tassoni, Prof. d. Philos., s. Lex. d. österr. Exillit.), Schriftst., Sanitäterin im Span. Bürgerkrieg, 1941–50 Dt.lehrerin in d. Nähe v. Philadelphia (USA), dann Verlagslektorin in Italien, zuletzt in Bergamo (s. Hamburg. Biogr. IV; Lex. Schriftstellerinnen 1933–45), T e. preuß. Beamten in B.;
    1) Mexiko 1945 1960 Alma (1912–88, jüd., 1] 1938 1945 James Agee, 1909–55, Schriftst., Drehbuchautor, Kritiker in New York City, USA, 3] 1960er J. William Neuman, 1919–73, Gewerkschafter), aus Utica (New York, USA), seit 1941 U.s Lebensgefährtin, T d. N. N. Mailman (Mehlman, Mehlmann), aus Österr. emigrierter Schmuckhändler, 2) Berlin(-Ost) n. 1960 Josefine Werzlau (* 1923), Ballettänzerin, Choreographin;
    1 S aus 1) Stefan (1946–73 Freitod), 1 S aus 2) Thomas (* 1959), 1 Stief-S Joel Agee (* 1940), Schriftst., Übers. in New York City (USA).

  • Biographie

    U. wuchs seit 1908 im niederschles. Glogau auf. Von 1911 bis zur Scheidung der Eltern 1913 lebte er bei den Großeltern in Braunschweig, dann bei seinem Vater und dessen zweiter Frau wieder in Glogau, seit 1919 in Berlin. Nach Privatunterricht besuchte er hier seit 1914 die Grund- und Oberrealschule, die er 1921 abbrach. 1920 Zeitfreiwilliger beim Kapp-Putsch, schloß sich U. 1921 dem paramilitärischen „Bund Oberland“ an, schrieb für dessen Zeitschrift „Das Dritte Reich“ und war zunächst Volontär, bis 1926 Redakteur beim „Bamberger Tagblatt“. 1927 wechselte er zum Ingolstädter „Donauboten“, der ersten regionalen NS-Tageszeitung, und wurde Mitglied der NSDAP. Wegen politischer Differenzen nach einem Jahr entlassen, wurde U. 1929 Chefredakteur der ersten NS-Zeitung Norddeutschlands, der „Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung“ in Itzehoe, wo er auch Ortsgruppenleiter und Stadtverordneter der NSDAP war. In dieser Zeit lernte er Hitler, Göring und Goebbels persönlich kennen. Dem sozialrevolutionären Parteiflügel um die Brüder Strasser angehörend, mußte er 1930 seine Redaktionstätigkeit aufgeben und wurde aus der NSDAP ausgeschlossen.

    U. nahm am KPD-nahen „Aufbruch“-Arbeitskreis um den früheren Nationalsozialisten Richard Scheringer (1904–86) teil und wurde 1932 Sekretär des kommunistischen Dt. Reichsbauernkomitees, für das er auch journalistisch tätig war. Seit 1931 stand er in engem Kontakt zur KPD, deren Mitglied er 1935 wurde. Er emigrierte 1933 nach Paris, wo er für die dt. Exilpresse schrieb und durch die Vermittlung des mit ihm befreundeten Egon Erwin Kisch (1885–1948) in exilliterarische Kreise kam; 1934 wurde U. vom NS-Regime ausgebürgert. Während des Span. Bürgerkriegs arbeitete er als Interbrigadist u. a. für den republikanischen Rundfunk in Valencia und wurde zum Kriegskommissar ernannt. 1938 kehrte er nach Frankreich zurück, nach einem Zwischenaufenthalt in den USA emigrierte er|1940 nach Mexiko. Dort wurde er Mitbegründer des Exilantenvereins „Heinrich-Heine-Klub“, engagierte sich in der Bewegung „Freies Deutschland“ um Ludwig Renn (1889–1979) und Anna Seghers (1900–83), betreute den Literaturteil der gleichnamigen Zeitschrift und war ebenfalls Mitbegründer des Exilverlags „El Libro Libre“, in dem 1944 sein bedeutendster Roman, „Leutnant Bertram“, erschien. Nach der Rückkehr aus Mexiko ließ sich U. 1948 in Groß Glienicke bei Berlin nieder, seit 1955 lebte er in Berlin(-Ost). U. war 1950–54 SED-Volkskammerabgeordneter, leitete von 1949 bis zu ihrer Einstellung 1958 die kulturpolitische Zeitschrift „Aufbau“ und bekleidete führende Ämter in verschiedenen DDR-Kulturorganisationen. 1963 wurde er als Nachfolger Peter Huchels (1903–81) Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Sinn und Form“. Im mexikan. Exil hatte ihn eine intensive Brieffreundschaft mit Franz Carl Weiskopf (1900–55) verbunden, später zählte Stephan Hermlin (1915–97) zu seinen engeren Freunden.

    U. trat als Autor realistischer, stark autobiographisch geprägter Prosa von zeitdokumentarischem Wert hervor. Die eigene politische Biographie in den 1920er Jahren zeichnete er differenziert in seinem ersten veröffentlichten Roman „Söldner und Soldat“ (1935) nach. „Wir Söhne“ (1948) hat die Situation jugendlicher Offizierssöhne am Ende des 1. Weltkriegs zum Thema, während in dem Roman „Leutnant Bertram“ (1944), der großenteils im Span. Bürgerkrieg spielt, die Wandlung eines dt. Fliegeroffiziers zum NS-Gegner geschildert wird. Eine romanhaft angelegte, umfangreiche Chronik des dt. Widerstands gegen den Nationalsozialismus während des 2. Weltkriegs, „Die Patrioten“, für die U. sich auf Akten und andere Dokumente stützte, blieb unvollendet (Bd. 1: Abschied u. Heimkehr, 1954, 11 1968, enthält ab 10 1965 auch Bd. 2, bulgar. 1955, slowak. u. rumän. 1956, poln. 1957, russ. 1960, tschech. 1961, japan. 1967, georg. 1971).

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Präs.rats d. Kulturbundes z. demokrat. Erneuerung Dtld.s (seit 1949), d. PEN-Zentrums Dtld., seit 1951 PEN-Zentrum Dtld. (Ost u. West, 1954–62 Präs.mitgl.), u. d. Ak. d. Künste, Berlin (Ost) (1955, 1956–60 Sekr. d. Sektion Dichtkunst u. Sprachpflege);
    1. Vors. d. Dt. Schriftst.verbands im Kulturbund z. demokrat. Erneuerung Dtld.s (1950–52);
    Nat.preis d. DDR (1954 f. „Die Patrioten“);
    Goethe-u.-Schiller-Plakette (1960);
    Johannes-R.-Becher-Medaille (1962 f. „Im Rhythmus d. Conga“);
    Nachrr. bataillon 1 d. 1. motorisierten Schützendiv. d. NVA, Ehrenname „B. U.“;
    Fang- u. Verarbeitungsschiff „B. U.“ (1965–91);
    B.-U.-Bibl., Berlin-Lichtenberg;
    B.-U.-Str., Berlin-Hellersdorf (beide seit 1986), Cottbus, Rostock (bis um 1992);
    B.-U.-Weg, Biesenthal (Brandenburg).

  • Werke

    Weitere W Söldner u. Soldat, 2 Ausgg. 1935, Nachdrr. 1956, 1967, tschech. 1963;
    Die erste Schlacht, Vom Werden u. v. d. ersten Kämpfen d. Bataillons „Edgar André“, 1938, Nachdr. 1962, russ. 1942, tschech. 1950, slowak. 1951, poln. 1953;
    Lt. Bertram, 1944, vordatiert 1943, Nachdr. 1947, ⁹1969, engl. 1945, franz. 1946, tschech. 1948, ²1954, bulgar. 1950, poln. 1951, ukrain. 1959, russ. 1987;
    Wir Söhne, 1948, ³1956, Nachdr. 1984, franz. 1947, poln. u. tschech. 1950;
    Die hl. Kunigunde im Schnee, Erzz., 1949, verändert 1952, u. d. T. Ausmarsch im Sept., 1958;
    Die Brücke, Erzz., 1952;
    Tagebuch aus China, 1956;
    Mexikan. Erzz., 1957;
    Die Aufgabe, 1958;
    Reise in e. blauen Schwan, 1959;
    Gestalten u. Probleme, 1959;
    Das Wandbild, 1960;
    Sonntagsträumerei in d. Alameda, 1961, hg. v. G. Caspar 1979, ²1984;
    Im Rhythmus d. Conga, Ein kuban. Sommer, 1962, ²1964;
    Der Weg z. Rio Grande, 1964, russ. 1956;
    Ges. Werke, 6 Bde. in 7, hg. v. G. Caspar, 1974–83 (P in Bd. 1);
    Bamberg-Erzz., hg. v. G. C. Krischker, 1979;
    Drehbücher: Roman e. jungen Ehe, 1952 (Regie K. Maetzig);
    China zw. gestern u. morgen, 1957 (Regie J. Huisken);
    Der Tote u. d. Gen., Fernsehspiel, 1960;
    Treibjagd, Fernsehspiel, 1961 (beide mit G. Gloger u. H. Kamnitzer, Regie J. Witte);
    Sieh den Menschen, Fernsehspiel, 1964 (nach d. Erz. „Die Aufgabe“, Regie H.-E. Krobschmitt);
    Hg.: Gekabelt aus Moskau, Schriftst. u. Krieg, 1943;
    E. E. Kisch, Schreib d. auf, Kisch, 1951; E. E. Kisch, Ges. Werke, 7 Bde., 1960–74 (mit G. Kisch); – Übers.: V. Lombardo-Toledano, Johann Wolfgang v. Goethe, 1944; – Briefe: Briefwechsel mit F. C. Weiskopf 1942–1948, hg. v. G. Caspar, 1990; – Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin.

  • Literatur

    L A. Kantorowicz, Portraits, Dt. Schicksale, 1949, S. 172–83;
    M. Reich-Ranicki, Der Patriot B. U., in: Dt. Lit. in Ost u. West, 1963, S. 443–49;
    W. Kießling, Exil in Lateinamerika, 1980;
    J. Agee, Twelve Years, 1981, Nachdr. 2000, dt. 1982, ²2009 (verfilmt u. d. T. „Eine amerik. Jugend in d. DDR“, Regie B. Kasper, L. Schuster, 2004);
    G. Caspar (Hg.), Über B. U., Ein Alm., 1984 (P);
    K. Walther, B. U., Leben u. Werk, 1984 (P);
    L. Reinerová, Es begann in d. Melantrichgasse, Erinnerungen an Weiskopf, Kisch, U. u. d. Seghers, 1985;
    W. Schlevoigt, Unterss. z. d. Romanen „Lt. Bertram“, „Wir Söhne“ u. „Die Patrioten“ v. B. U. u. z. öff. Verständigung über diese Romane bis Anfang d. 80er J., Diss. Magdeburg 1986;
    K. Dohnke, Rechenschaft über e. dt. Irrweg, Zum Verhältnis v. Realität u. Fiktion in B. U.s Exilroman „Söldner u. Soldat“, in: A. Ritter (Hg.), Literaten in d. Prov., Provinzielle Lit.?, Schriftst. e. norddt. Region, 1991, S. 136–62;
    ders., Völk. Nationalismus u. revolutionärer Habitus, Publizist. Strategie u. ideolog. Wandel B. U.s (1927–32), in: H. Kreuzer (Hg.), Die pol. ‚Rechte‘, Lit., Theater, Film, 1994, S. 51–61;
    W. Hartinger, B. U. als Lit.kritiker im Exil, in: M. Grunewald (Hg.), Die dt. Lit.kritik im europ. Exil (1933–41), 1993, S. 115–27;
    A. Neuman, Always straight ahead, A Memoir, 1993 (P);
    R. v. Hanffstengel, Mexiko im Werk v. B. U., Das nie verlassene Exil, Diss. Berlin 1994, 1995;
    B. Schmidt, Wenn d. Partei d. Volk entdeckt, A. Seghers, B. U., L. Renn u. a., Ein krit. Btr. z. Volksfrontideol. u. ihrer Lit., 2002;
    C. Freytag, B. U.s „Lt. Bertram“, in: B. Bannasch u. C. Holm (Hg.), Erinnern u. Erzählen, Der Span. Bürgerkrieg in d. dt. u. span. Erzähllit. u. in d. Bildmedien, 2005, S. 353–64;
    BHdE II;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Wer war wer DDR;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy; Metzler Lex. DDR-Lit.

  • Porträts

    P Zeichnung v. E. Shaw, Abb. in: dies. u. P. Wiens, Zunftgenossen, Kunstgefährten, 1956; Lith. v. ders., 1959 (Kunstarchiv Graetz u. Shaw, Panketal); Karikatur v. H. Kretzschmar, in: Neue Texte, Alm. f. dt. Lit., 1962; Zeichnung v. F. Gäbel, Abb. in: K. Walther, B. U., 1984

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Uhse, Bodo" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 551-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118625152.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA