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Deutsche Biographie - Wehrmann, Martin

Wehrmann, Martin

Lebensdaten
1861 – 1937
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
Stargard (Pommern)
Beruf/Funktion
Historiker ; Lehrer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten

  • Wehrmann, Martin August Ludwig
  • Wehrmann, Martin
  • Wehrmann, Martin August Ludwig

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Zitierweise

Wehrmann, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139639.html [28.11.2024].

CC0

  • Wehrmann, Martin August Ludwig

    Lehrer, Historiker, * 18.6.1861 Stettin, 29.9.1937 Stargard (Pommern), Stargard (Pommern). (evangelisch)

  • Genealogie

    Aus preuß. Pastoren- u. Lehrerfam.;
    V Rudolf Theodor (1819–92), Dr. phil., Gymn.dir. in Zeitz, Prov.schulrat in Stettin, Geh. Reg.rat (s. ADB 55), S d. Johann Christian Theodor (1777–1847), Lehrer, Pastor in Vaethen (Altmark) u. Gutenswegen b. Magdeburg, u. d. Johanne Wilhelmine Charlotte Uderstedt (1802–52);
    M Bertha Adelheid Karoline (1825–92), aus Magdeburg, T d. Karl Friedrich Solbrig (1776–1857), aus Wustrow (Meckl.), Dr. phil., Rektor am Pädagogium d. Klosters unser lieben Frauen in Magdeburg, u. d. Johanna Dorothea Wilhelmine Milow (1784–1868), aus Salzwedel (Altmark);
    Ur-Gvv Friedrich Rudolf Theodor (1749–1829), Archidiakon an St. Stephan in Tangermünde;
    2 B Karl Peter Theodor (1853–1937), Gymn.dir. in Kolberg (Pommern), Paul Oskar (1855–1922), RA, Notar in Stettin, GJR, 2 Schw Dorothea (1859–1939), Bertha (1866–1947), lebten mit W. in e. Haushalt in Stargard;
    – ledig.

  • Biographie

    W. besuchte das Marienstiftsgymnasium in Stettin und studierte im Anschluß an das Abitur 1879 Klassische Philologie und Geschichte in Leipzig (Mitgl. d. Burschenschaft Germania), Berlin, Greifswald und Halle/ Saale. Nach der Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit „De Herodotei codicis Romani auctoritate“ 1882 bei Heinrich Keil (1822–94) in Halle wurde er hier Lehrer an den Franckeschen Stiftungen, bevor er 1884 als wissenschaftlicher Hilfslehrer an das Marienstiftsgymnasium in Stettin zurückkehrte (Oberlehrer 1892, Gymn.prof. 1900). Nach kurzer Tätigkeit beim Provinzialschulkollegium in Stettin (1911) ging W. als Direktor 1912 an das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Greifenberg und 1921 an das Groeningsche Gymnasium in Stargard (Ruhestand 1926).

    W. zählt zu den wichtigsten Landeshistorikern der Provinz Pommern und war Initiator der Verwissenschaftlichung der außeruniversitären Landesgeschichtsschreibung Pommerns: 1886 wurde er Mitglied in der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, deren „Monatsblätter“ er 1887–1912 ebenso redigierte wie die „Baltischen Studien“. W. gilt als einer der Gründungsväter der Historischen Kommission für Pommern (1910). Auch im Rügisch-Pommerschen Geschichtsverein, in der Luther-Gesellschaft und der Gesellschaft für pommersche Zeitungskunde und Buchdruck engagierte er sich.

    In seiner Stettiner Zeit forschte W. intensiv im dortigen Staatsarchiv. Mehr als 900 Einzelbeiträge stellen das Ergebnis dieser Forschungen dar. Seine landesgeschichtlichen Schwerpunkte waren die Schul- und Bildungsgeschichte, Kirchengeschichte, die Geschichte des pommerschen Greifengeschlechts sowie die Stadt- und Ortgeschichte. Wichtigste Arbeiten sind W.s bis heute gültige „Geschichte von Pommern“ (2 Bde., 1904 / 06, ²1919 / 21, Nachdrr. 1982, 1992), die „Geschichte der Stadt Stettin“ (1911, Nachdrr. 1979, 1985, 1993) und die aus dem Nachlaß erschienene „Genealogie des pommerschen Herzogshauses“ (1937).

    W. verstand seinen geschichtswissenschaftlichen Auftrag darin, die Landesgeschichte auf breiter Quellenbasis vom „Sagenhaften“ zu befreien. Zugleich war es ihm ein Anliegen, in seinen öffentlichen Vorträgen ein breites, gebildetes Publikum zu erreichen. Sein Geschichtsbild war deutlich von der borussisch-rechtsliberalen Historikertradition des 19. Jh. geprägt. Zur Jh.wende nahm sein Werk kulturgeschichtliche Ansätze auf. Nur mit großer Skepsis näherte er sich der Weimarer Republik an. In seinen Schriften betonte er seit 1918 den „Grenzlandauftrag“ Pommerns.

    Sein Verhältnis zur universitären Forschung blieb distanziert.

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Ges. f. pommersche Gesch. u. Altertumskde. (1924);
    Dr. h. c. theol. (Greifswald 1924);
    Ehrenbürger d. Stadt Greifenberg (1931).

  • Werke

    Weitere W Die Begründung d. ev. Schulwesens in Pommern bis 1563, 1905;
    Landeskde. d. Prov. Pommern, 1911, Nachdr. 2005;
    Gesch. d. Insel Rügen, 2 Bde., 1922, ²1923;
    Bf. Otto v. Bamberg in Pommern, 1924;
    Gesch. v. Land u. Stadt Greifenberg, 1927, Nachdr. 1988;
    Johann Bugenhagen, Sein Leben u. Wirken, 1935;
    Die pommerschen Ztgg. u. Zss. in alter u. neuer Zeit, 1936;
    Bibliogr.: H. Bellée, Die Arbb. M. W. in zeitl. Folge, in: Balt. Stud. NF 33, 1931, S. 274–321;
    ders., Die Arbb. M. W.s d. J. 1931 bis 1936 in zeitl. Folge, ebd. NF 39, 1937, S. 343–46;
    Nachlaß: Archiwum Pan´ stwowe w Szczecinie (StA Stettin).

  • Literatur

    |D. Kausche, Gedenkworte z. 100. Geb.tag v. M. W., in: Balt. Stud. NF 48, 1961, S. 7–13;
    I. Meyer-Pyritz, Bedeutende Pommern aus fünf Jhh., 1961 (P);
    M. Szukala, M. W. u. Otto Kunkel, Ihre Rolle in Wiss. u. Kultur Stettins am Ende d. 19. Jh. u. in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., in: Muzealnicy, archiwis´ci i bibliotekarze szczecin´ scy w XX wieku, 2002, S. 13–38;
    R. Unterstell, Klio in Pommern, Die Gesch. d. pommerschen Historiogr. 1815 bis 1945, 1996, S. 185–200;
    ders., M. W. (1861–1937) als Historiograph Pommerns, Ein Porträt, in: Zs. f. Ostmitteleuropa-Forsch. 44, 1995, S. 374–90 (P);
    D. Mellies, M. W. u. d. Gesch.schreibung in Pommern, in: Die Demminer Kolloquien z. Gesch. Vorpommerns, 2012, S. 213–22;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Porträtplakette, Abb. in: I. Meyer-Pyritz, Bedeutende Pommern (s. L).

  • Autor/in

    Dirk Mellies
  • Zitierweise

    Mellies, Dirk, "Wehrmann, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 564-565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139639.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA