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Link to original content: https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/ban2401
Leqembi (Lecanemab): Neues Alzheimer-Medikament | Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)
Fragen und Antworten (Stand: 18.11.2024)

Leqembi (Lecanemab): Neues Alzheimer-Medikament

Für die medikamentöse Behandlung der Alzheimer-Krankheit wird derzeit eine neue Generation von Wirkstoffen entwickelt.

Einer davon ist der Antikörper Lecanemab, früher auch als BAN2401 bekannt. Lecanemab wurde ab Mitte 2023 unter dem Handelsnamen Leqembi zunächst in den USA und später in weiteren Ländern zugelassen.

Am 14. November 2024 hat sich der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ebenfalls für eine Zulassung des Wirkstoffs ausgesprochen.  

Alles zum aktuellen Stand von Lecanemab.

Lecanemab/Leqembi: Fragen und Antworten

Was ist Lecanemab/Leqembi?

Bei Lecanemab (BAN2401) handelt es sich um einen Antikörper-Wirkstoff zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit. 

In den USA wurde dem Wirkstoff am 6. Januar 2023 unter dem Handelsnamen Leqembi eine vorläufige Marktzulassung erteilt. Die vollständige US-Zulassung für das Medikament erfolgte am 6. Juli 2023.

Am 14. November 2024 wurde das Medikament für eine Zulassung durch die EMA empfohlen.

Wer entwickelt den Wirkstoff?

Lecanemab wurde von den Pharmaunternehmen Eisai (Japan) und Biogen (USA) entwickelt.

Wie wirkt Lecanemab/Leqembi?

Lecanemab ist ein Antikörper-Wirkstoff, der sich gegen ein Ziel richtet – in diesem Fall das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Protein Amyloid-beta. Aus diesem bestehen die Ablagerungen im Gehirn, die mit der Zerstörung der Nervenzellen in Verbindung gebracht werden.

Hat Lecanemab/Leqembi Nebenwirkungen?

Es traten insgesamt weniger Nebenwirkungen auf, als in Studien zuvor mit vergleichbaren Wirkstoffen. Bei 17 Prozent der Probandinnen und Probanden kam es zu Hirnschwellungen, die aber in den meisten Fällen symptomlos verliefen. Allerdings müssen Hirnschwellungen engmaschig kontrolliert werden, damit es nicht zu gefährlichen Komplikationen wie einer Hirnblutung kommt.

Es wurden Todesfälle von insgesamt drei Studienteilnehmer*innen bekannt, zwei der Todesfälle werden in Zusammenhang mit der Einnahme von Blutverdünnern gebracht. Eisai und Biogen weisen in einer Stellungnahme darauf hin, dass die Todesfälle nicht auf die Einnahme von Lecanemab zurückzuführen sind.

Kann Lecanemab/Leqembi die Alzheimer-Krankheit heilen?

Nein, Lecanemab kann Alzheimer weder heilen noch den Krankheitsverlauf stoppen. Ziel ist eine Verzögerung der kognitiven Einbußen bei Erkrankten im frühen Alzheimer-Stadium. Diese belief sich der großen Phase-3-Studie auf 27 Prozent nach 18 Monaten.

An welche Patientinnen und Patienten richtet sich Lecanemab/Leqembi?

Der Wirkstoff richtet sich ausschließlich an Erkrankte in einem frühen Krankheitsstadium, die bislang nur geringe Einbußen ihrer geistigen Leistungsfähigkeit haben. Dazu gehören Menschen, bei denen Alzheimer im Stadium eines Mild Cognitive Impairment (MCI, zu Deutsch „leichte kognitive Störung“) diagnostiziert wurde.

Wer mit Leqembi behandelt werden kann, muss immer Einzelfall genau geprüft werden. Die Behandlung ist nicht geeignet für Menschen mit bestimmten Risiken, zum Beispiel, wenn sie Blutverdünner nehmen oder ihr Bluthochdruck schwer zu kontrollieren ist.

Ist ein Gentest vor der Behandlung mit Leqembi notwendig?

Ja, ein Gentest ist erforderlich. Vor dem Beginn der Behandlung mit Leqembi wird geprüft, ob die Patientin oder der Patient das so genannte ApoE4-Gen besitzt. Menschen mit einer doppelten Kopie dieses Gens (ApoE4-Homozygote) haben ein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen und können deshalb nicht mit Leqembi behandelt werden. Der Gentest macht die Therapie sicherer. Vor der Durchführung des Tests erhalten die Patientinnen und Patienten eine ausführliche Beratung und müssen ausdrücklich zustimmen.

Wie funktioniert die Behandlung mit Leqembi?

Die Einführung von Leqembi stellt die ärztliche Versorgung vor neue Herausforderungen, da eine verbesserte Frühdiagnostik und erweiterte Kapazitäten für die fachärztliche Betreuung erforderlich sind. Erste Rahmendaten, wie die Behandlung mit Leqembi aussehen soll, sind jedoch bereits bekannt.

Verabreichung des Medikaments:

  • Leqembi wird als Infusion (Tropf) alle zwei Wochen direkt in die Vene verabreicht.

Kontrolle auf Nebenwirkungen:

  • Vor Beginn und während der Behandlung sind MRT-Untersuchungen notwendig, um mögliche Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen oder kleine Blutungen im Gehirn zu erkennen.
  • Diese Untersuchungen müssen vor der 5., 7. und 14. Dosis gemacht werden. Sollten während der Behandlung Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder Übelkeit auftreten, kann eine zusätzliche MRT-Untersuchung notwendig sein.

Wer kann das Medikament erhalten?

  • Nur Menschen mit höchstens einer Kopie des Gens ApoE4 können Leqembi erhalten. Dies entspricht rund 85 Prozent aller Menschen mit Alzheimer, jedoch kommen ausschließlich Menschen im Frühstadium der Erkrankung für eine Behandlung infrage.
  • Wer mit Leqembi behandelt werden kann, muss immer im Einzelfall genau geprüft werden.

Besondere Sicherheitsvorkehrungen:

  • Nur Patientinnen und Patienten, die die Voraussetzungen erfüllen, dürfen das Medikament bekommen. 
  • Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten erhalten Informationen und Schulungen, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Wann könnte Leqembi in Deutschland als Medikament zugelassen werden?

Nach Erhalt der Stellungnahme des CHMP vom 14. November 2024 wird erwartet, dass die EMA innerhalb von 67 Tagen eine endgültige Entscheidung über die Marktzulassung trifft. Der späteste Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung wäre somit der 20. Januar 2025. Im Falle einer Zulassung obliegt es anschließend den einzelnen EU-Mitgliedstaaten, im Rahmen ihrer nationalen Gesundheitssysteme Entscheidungen über Preisgestaltung und Erstattung zu treffen.

Kann ich Lecanemab/Leqembi kaufen oder mir verschreiben lassen?

  • Derzeit kann Leqembi in Deutschland noch nicht von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden. Wenn die Europäische Kommission Lecanemab zulässt, könnte es Anfang bis Mitte 2025 in Deutschland verfügbar sein.
  • Wird das Medikament zugelassen, erfolgt ab diesem Zeitpunkt zunächst eine befristete Kostenübernahme durch die Krankenkassen für ein Jahr. Ob Leqembi von den Krankenkassen langfristig erstattet wird, muss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) entscheiden. Dieser prüft, ob das Medikament einen Zusatznutzen für die Patientinnen und Patienten hat, also besser wirkt als bereits verfügbare Therapien.

Wie ist Lecanemab/Leqembi im Vergleich zu bereits erhältlichen Alzheimer-Medikamenten zu bewerten?

In der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Krankheit standen bisher keine Medikamente zur Verfügung, die auf die grundlegenden Mechanismen der Erkrankung einwirken konnten. Die verfügbaren Medikamente stimulierten die Hirnleistung und konnten auch Begleiterscheinungen der Krankheit lindern. Lecanemab hingegen greift die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Proteinablagerungen im Gehirn an, wodurch sich die kognitive Leistungsfähigkeit weniger schnell verschlechtert. 

Was haben bisherige Studien zu Lecanemab ergeben?

Der Wirkstoff Lecanemab wurde in den vergangenen zehn Jahren mit mehreren hunderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern in verschiedenen klinischen Studien untersucht. Ausschlaggebend für die Zulassung waren die Ergebnisse der Phase-3-Studie CLARITY AD, die im November 2022 auf der Alzheimer-Konferenz Clinical Trial on Alzheimer´s Disease (CTAD) vorgestellt wurden.

  • An der CLARITY AD-Studie hatten insgesamt 1.795 Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Alzheimer-Demenz teilgenommen.
  • Während des 18-monatigen Untersuchungszeitraums wurde in regelmäßigen Abständenkognitive Fähigkeiten, wie das Gedächtnis, die Orientierung oder die Fähigkeit, Probleme zu lösen, von Fachleuten überprüft.
  • Ergebnis der Studie war, dass die Krankheit bei denjenigen, die Lecanemab erhielten, um 27 Prozent langsamer voranschritt als bei der Kontrollgruppe.

Trotz der messbaren Wirksamkeit wird die Wirkung von Leqembi von vielen Expertinnen und Experten eher als moderat eingeschätzt. Es ist fraglich, inwieweit die Wirkung für die Betroffene spürbar ist und im Alltag einen Unterschied macht. Die Studie hat jedoch gezeigt, dass sich der verzögernde Effekt mit der Dauer der Einnahme zunimmt. Das könnte bedeuten, dass eine Einnahme über den Zeitraum der bisher untersuchten 18 Monate hinaus die Wirksamkeit von Lecanemab noch erhöht. Dies muss in weiteren Studien untersucht werden.

*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterhält keine Beziehungen zu den Pharmakonzernen Eisai und Biogen.

Quellen

Wissenschaftliche Studien

Pressemitteilungen von Herstellern

Regulatorische Entscheidungen

Hintergrundinformationen und Diskussion

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