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Deutsche Umwelthilfe e.V.: Projekt Ziegeninsel
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Brutinsel von Morgen

Lebensraum Sand in Not

Foto: M. Abendroth

Ein ganz besonderes Experiment hat auf einer Weserinsel, unmittelbar vor den Toren Bremens, begonnen. In der Lokalpresse heißt sie nur noch „Die Ziegeninsel“.

Wenn das Experiment gelingt, können hier bald wieder Bodenbrüter wie die Brandgans, der Fluss- und der Sandregenpfeifer, die Flussseeschwalbe und der Steinschmätzer ihr Brutgeschäft verrichten. In unmittelbarer Nähe des Bremer Hafens kann sich hier ein an der Unterweser beispielloses Refugium für besonders gefährdete Pflanzen- und Tierarten entwickeln.

Foto: M. Abendroth

 
 

Nur in winzigen Resten hat sich ein früher in den Flusslandschaften Nordwestdeutschlands weit verbreiteter Lebensraumtyp erhalten können. Vor der Befestigung der Flüsse durch Eindeichungen, Steinschüttungen, Kaimauern und andere Verbauungen hatten Ebbe und Flut, Winde und Sturmfluten eine ganz andere Landschaft geformt, als wir sie heute kennen: Dünen, sandige Uferbänke und Flussinseln mit einer ganz eigenen, an magere Bedingungen angepassten Pflanzenwelt, typische Vertreter sind das Silbergras und die Sandegge. Durch das Spiel von Wind und Wasser wurden sie immer aufs Neue verändert und offengehalten. Sandmagerrasen heißen sie in der Fachsprache, eine Bezeichnung, die kaum erahnen lässt, welche Schönheit, Wildheit und faszinierende Vielfalt sich hier entfalten kann.

Einmaliges Experiment

Eine kleine Insel in der Weser, ursprünglich zum Festland gehörig, vor gerade einmal 50 Jahren als Strömungsschutzfür den Hafen vom Menschen in ihre heutige Form gebracht. Hier soll – zunächst im Experiment – die Sandlandschaft wiedererstehen. Die Idee: Da das Wasser die Sandlandschaften nicht mehr erreichen und offenhalten kann, müssen andere Kräfte ran, die eine Verbuschung und letztlich Bewaldung solcher Flächen verhindern.

Was an feuchten Auen Heckrinder oder Konikpferde durch Tritt und Fraß erledigen, könnten doch an trockenen, sandigen Standorten Ziegen besorgen. Zumal sie besonders gern Knospen, Triebe und die Rinde von Gehölzen fressen. Aber werden die eher an südliche Bedingungen angepassten Ziegen ganzjährig mit dem norddeutschen Schmuddelwetter zurechtkommen? Und werden sie sich als Landschaftspfleger bewähren? Um das herauszufinden hat die Deutsche Umwelthilfe sich entschieden, gemeinsam mit dem BUND Bremen das Wagnis einzugehen und einen Feldversuch auf der Weserinsel am Lankenauer Höft zu starten.

Große Teile der acht Hektar großen Insel sind von Trockensandrasen bedeckt, doch das wertvolle Biotop droht nach und nach durch andere Vegetation überwuchert zu werden. Können frei lebende Ziegen auf der Insel angesiedelt werden und diesen Prozess umkehren?

Spenden Sie

Mit Ihrer Hilfe geht das Experiment weiter:

  • Die Betreuung einer Ziege über einen Monat finanzieren Sie mit einer Spende von 50 €.

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  • 25 € werden jeden Monat gebraucht, um die gesamte Insel von angeschwemmtem Müll zu befreien.

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  • Mit 100 € sichern Sie den Eigenanteil, um das Beweidungsexperiment eine ganze Woche lang weiterzuführen.

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Ziegen machen den Weg frei für Bodenbrüter

Bild: O. Hahn

Bevor die Projektbetreuer Antwort auf diese Frage erhalten, gibt es zunächst eine Menge Arbeit. Ohne den Enthusiasmus der BUND-Mitglieder geht da nichts. Sie haben die Insel komplett von Müll befreit, mehrere Hundert Müllsäcke mussten anschließend per Schiff an Land gebracht werden, ein geräumiger Offenstall als Wetterschutz für die Ziegen entstand und ein Boot war zu beschaffen, damit die Betreuer bei jeder Wetterlage die Insel erreichen können.

Bild: O. Hahn

 

 

Mittlerweile haben zehn Ziegen, eine an rauhe Wetterlagen angepasste Züchtung, auf der Insel ihre Landschaftspflege aufgenommen. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv, die Ziegen kommen mit dem Klima zurecht und ihr Fressverhalten entspricht den Hoffnungen der Naturschützer. Schon im ersten Beweidungsjahr haben die neuen Inselbewohner große Sandflächen durch Verbiss von Gehölzen und ihre lebhaften Trittbewegungen wieder geöffnet. Gute Voraussetzungen, dass auf Sand spezialisierte Vogelarten die Insel wieder als Brutlebensraum annehmen können.

Erste Anzeichen gibt es, so haben bereits Austernfischer erfolgreich gebrütet. Ihre Gelege platzierten sie dicht neben einem der Hauptlager- und Tummelplätze der Ziegen. Für eine benachbarte, von Zerstörung bedrohte Sturmmöwenkolonie könnte die „Ziegeninsel“ als Ausweichquartier die Rettung bieten. Hoffnung gibt es auch für die binnenländische Flussseeschwalbe. Sie kann derzeit nur auf künstlichen Flößen ihr Brutgeschäft verrichten – ein Notbehelf, der nicht von Dauer sein kann.

Foto: M. Abendroth

Großes Interesse für „die Ziegeninsel“

Das Beweidungsexperiment hat noch eine andere Seite. In weiten Kreisen der Bevölkerung ist große Unkenntnis über die Notwendigkeit der Rettung magerer Standorte zu beobachten. Sätze wie „Da wächst doch nichts“ bringen fehlendes Verständnis auf den Punkt. Das Ziegenprojekt bietet ideale Möglichkeiten für zielgerichtete Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Zahlreiche Berichte in der Lokalpresse haben zur Aufklärung beigetragen. Mehrere Schulklassen bekamen ausnahmsweise die Gelegenheit, die ansonsten nicht zugängliche Insel zu besuchen und einen ihnen völlig unbekannten Lebensraum direkt vor ihrer Haustür zu entdecken.