Die Eif el auf Landkarten des 15. und 16. Jahrhunderts
Herbert Wagner
Landkarten zeigen einen Ausschnitt der Erdoberfläche im Grundriß, den sie verkleinert und vereinfacht wiedergeben. Mit Hilfe von verschiedenen Linien, zeichen, Flächen und Farben wird das, was sie aussagen wollen, entsprechend hervorgehoben; damit dienen sie der Information über eine bestimmte Thematik.
Die geläufigsten Kartenarten, die wohl jeder kennt, sind die Schul-Wandkarten, die Karten des Atlasses, die Auto- oder Straßenkarten und die Wanderkarten. Die übrigen ,,amtlichen topographischen Karten" der Landesvermessungsämter sind ebenso wie die Planungs-, Register-, Verwaltungs- und andere Spezialkarten meist nur berufsmäßigen Benutzern und besonderen Liebhabern bekannt. Weitgehend unbekannt sind auch die historischen Karten. Das ist eigentlich schade; denn sie sind nicht nur wichtige Quellen z. B. der historischen Geographie und der Geschichte, sondern auch äußerst interessant und optisch sehr wirkungsvoll und waren — bis zu Beginn des 19. Jhs. die wissenschaftliche Kartographie begann und die nüchterne Sachlichkeit Einzug in die Karten hielt — regelrechte Kunstwerke, weshalb sie zu allen Zeiten als dekorativer Wandschmuck und als Sammelobjekt begehrt waren. Daß*sie relativ unbekannt sind, liegt wohl mit daran, daß sie als nur schwer zugängliche Kostbarkeiten im Besitz von Sammlern sind oder wohlverwahrt in Archiven und Museen lagern und Reproduktionen verhältnismäßig selten oder nur in der Fachliteratur zu finden sind. Deshalb sollen einige dieser Karten aus dem 15. und 16. Jh., soweit sie die Eifel enthalten, hier kurz vorgestellt werden.
Die modernen Karten gehen von der Deutschen Grundkarte 1 : 5000 aus, die Grundlage für alle Karten kleinerer Maßstäbe — also größere Karten — ist. Enthält die Grundkarte noch alle topographischen Gegenstände grundrißgetreu und lagerichtig, so muß bei Karten kleinerer Maßstäbe weniger oder mehr generalisiert werden. Bei den historischen Karten verlief die Entwicklung genau umgekehrt: Von der großen Weltkarte mit wenigen Einzelheiten zur kleinen Karte eines Landes oder einer Landschaft mit reichem Karteninhalt. In ihrer Entwicklung waren die Landkarten abhängig von der Erweiterung der geographischen Kenntnisse und der Fortschreitung der Meßtechnik und sind so auch wichtige Kulturdokumente.
Läßt man die sogenannten „Mönchskarten" (1) des Mittelalters außer acht, so ist die älteste erhaltene Deutschlandkarte das KOBLENZER FRAGMENT (2) (Abb. 1), das um 1475 entstanden ist. Nach heutigen Begriffen ist es mehr eine grobe Skizze als eine Landkarte; aber diese genordete Skizze enthält neben Mosel, Rhein und Maas ziemlich lagegenau die Städte Trier, Koblenz, Köln, Jülich, Aachen und Lüttich. Der Eifelraum ist also schon deutlich abgegrenzt, wenn auch die Landschaft selbst oder der Name nicht eingetragen ist.
1 Koblenzer Fragment, um 1745 entstanden
Zur gleichen Zeit, als die letzten ,,Mönchskarten" gedruckt wurden, arbeitete Nicolaus Cusanus (3), der große Universalgelehrte und Kirchenfürst aus dem Moselland, an einer neuen Karte nach dem Vorbild der Ptolemäus-Karte (4). Sein Entwurf der sogenannten CUSANUS-KARTE (5) von 1439 ist leider nicht erhalten, wohl aber Karten, die nach diesem Entwurf angefertigt wurden. Charakteristisch für diese Karten vom Cusanus-Typ sind u. a. die als Pyramidenketten wiedergegebenen Gebirge und — erstmals — deutsche Ortsnamen, z. T. in latinisierter Form.
Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet sich der älteste Kupferstich einer genordeten DEUTSCHLAND-KARTE vom Cusanus-Typ im M 1 : 6 500 000. Die Karte wurde 1491 in Eichstätt gedruckt und wahrscheinlich von dem Benediktinermönch Nicolaus Germanus aus dem Kloster Reichenbach bei Regensburg gezeichnet und zum größten Teil von Wolf Hammer aus München gestochen. Die Eifel (Abb. 2) ist im Winkel zwischen Mosel und Rhein eingezeichnet als eine Kette von pyramidenförmigen Bergen, aus denen die Rur kommt. Im Eifelrandgebiet sind die Städte Trier, Kues (6), Koblenz, Andernach, Bonn, Köln, Jülich (7), Aachen und Zülpich eingezeichnet. Zwischen Rur und Maas steht die Landschaftsbezeichnung ,,Ardennen"; das südlich davon eingetragene ,,Eislia", oder entweder verschrieben für ,,Eiflia", oder aber es steht für ,,lslek" (8), eine Bezeichnung, die dem Moselländer Cusanus bestimmt geläufig war.
Zum Cusanus-Typ gehört auch die Karte „GELEGENHEIT (= Lage) VND PILDNVS GERMANIE ODER TEVTSCHER NATION" in Hartmann Schedels „Weltchronik" von 1493 (9). Die Mitteleuropa-Karte im M 1 :5 100000 bringt wegen der schwierigen Holzschnittechnik nur die wesentlichsten Namen und Angaben der Cusanus-Karte und zeigt die Eifel (Abb. 3) als Bergkette in der Maulwurfshügelmanier" mit der Rur zwischen Mosel, Rhein und Maas. Ohne genaue Lokalisierung finden sich nur die Städtenamen Trier, Köln und Aachen.
2 Ausschnitt aus der Cusanus-Karte
In Nürnberg gab um 1500 Erhard Etzlaub (10) die nach ihm benannten Etzlaub-Karten als Holzschnitte heraus: 1500 erschien seine gesüdete ROMWEG-KARTE (11) im M 1 : 5 300 000, die neben Gebirgen in der für Karten vom Etzlaub-Typ charakteristischen wurstförmigen Darstellung — die Eifel ist nicht eingezeichnet —, Flüssen und Städten die wichtigsten Pilgerstraßen durch Deutschland nach Rom zeigt, die punktiert eingezeichnet sind (Abb. 4). Aus den Niederlanden kommen zwei Pilgerwege: Der westliche aus Belgien führt über Maastricht, Aachen, Hillesheim, Wittlich nach Trier und weiter über Saarbrücken an den Oberrhein; der östliche aus Holland verläuft über Geldern — Köln — Koblenz den Rhein entlang bis Worms und biegt dann nach Ulm ab. Bemerkenswert ist, daß die Karte zum ersten Mal Orte in der Eifel selbst bringt: Hillesheim (12) und Wittlich. Sie müssen demnach wichtige Etappenstationen des westlichen Pilgerweges gewesen sein, wie sie ja später auch noch wichtige Umspannstationen für die Pferdepost waren.
Diese Romweg-Karte war eine der ersten Straßenkarten (13) und ausgesprochen für den praktischen Gebrauch durch die Romwallfahrer bestimmt. Den reisenden Kaufleuten dagegen sollte Etzlaubs HANDELSSTRASSEN-KARTE (14) von 1501 dienen. Ähnlich wie auf der Romweg-Karte und ebenfalls gesüdet ist hier Mitteleuropa mit seinen Handelswegen dargestellt. Aus der Ausdehnung dieses Wegenetzes bis nach Südeuropa erhellen die weitreichenden Handelsbeziehungen deutscher Kaufleute zu Beginn der Neuzeit. Die Handelsstraße aus den Niederlanden über Aachen — Düren — Zülpich umgeht die für den europäischen Fernhandel unbedeutende Eifel, in der als einziger Ort Hillesheim eingezeichnet ist, trifft bei Breisig mit der Straße von Köln zusammen und verläuft durch das Rheintal nach Süden.
Gegenüber den Cusanus-Karten, die die Gebirge zwar besser bringen, sind in den Etzlaub-Karten die Flüsse genauer und zum ersten Mal Straßen dargestellt. Darf man den Hinweis im Titel wörtlich nehmen, daß die Entfernung von Punkt zu Punkt eine Meile (15) beträgt, waren es von Aachen nach Hillesheim 9 Meilen oder ca. 67 km, von Hillesheim nach Wittlich 5 Meilen (ca. 37 km) und von Wittlich nach Trier 4 Meilen (ca. 30 km). Diese Entfernungen entsprechen ziemlich genau der jeweiligen Luftlinie.
3 Ausschnitt aus der Karte in Schedels „Weltchronik" Reprint 1975, Grünwald bei München
Da die Etzlaub-Karten als Reiseführer von Pilgern und Kaufleuten sehr begehrt waren und in der Gesamtdarstellung gegenüber dem Cusanus-Typ manche Vorzüge aufweisen, wurden sie in mehreren Auflagen herausgebracht und von anderen Kartenzeichnern mehr oder weniger kopiert. Die Karten vom Etzlaub-Typ wurden so zu den ersten Vorläufern der modernen Straßen- und Reise-Karten.
Unverkennbar vom Etzlaub-Typ ist auch die gesüdete CARTA ITINERARIA EUROPAE (16) von Martin Waldseemüller (17) von 1511/20 (18). Die kolorierte Karte ist die erste Wandkarte (ca. 114 X 77 cm) von Europa überhaupt und hat den M:1 : 2 500 000. Sie zeigt wieder eine Vielzahl von geographischen Namen und Orten, zwischen denen die wichtigsten Handelsstraßen wie bei Etzlaub punktiert eingezeichnet sind. Wälder sind angedeutet und Gebirge ziemlich plump eingezeichnet, so die Eifel (Abb. 5) als schinkenförmiges Gebilde zwischen Mosel und Rhein und an ihrem Nordrand die Stadt Hillesheim. Auch in dieser Karte verläuft die Handelsstraße aus den Niederlanden über Aachen — Düren — Zülpich — Breisig und berührt die Eifel nur am Ostrand.
4 Romweg-Karte von Erhard Etzlaub, um 1500
Alle diese Karten sind Welt- oder Mitteleuropa-Karten. Seit Mitte des 16. Jhs. erschienen auch gedruckte Detail- bzw. Territorialkarten. Zu dieser Zeit etwa kamen auch die Kartographen aus eigener Kenntnis der geographischen Gegebenheiten zu einer exakteren Kartographie, für die die nächste Karte ein hervorragendes Beispiel ist:
1555 erschien in Köln eine RHEINLAUFKARTE (19) von Caspar Vopel (20). Die -ohne Randleiste — ca. 152 X 37 cm große Karte im M 1 : 550 000 ist nach Westsüdwestorientiert und enthält das ganze Rheingebiet von den Quellflüssen (das Oberinntal = Engadin bildet den linken Kartenrand) bis zu den Mündungsarmen (und darüber hinaus bis zu den Westfriesischen Inseln) in einheitlicher Fassung ohne wesentliche Verzerrungen und gibt — auch für den Eifelraum (Abb. 6) — eine Fülle von Informationen: Die wichtigsten Flußläufe sind richtig und hervortretend eingetragen, z.T. allerdings ohne Namen; Höhen und Bergzüge sind durch Felsen- und Baumgruppen charakterisiert, etwa die Schneifei zwischen Prüm und Stadtkyll; es sind viele Orte (ca. 27 %) aufgenommen, teilweise auch kleinste, z. B. Au up dem berge = Auw bei Prüm; größere Orte sind durch Vignetten hervorgehoben; Burgen und Klöster sind durchweg eingetragen; die Erzstifte Trier und Köln, das Herzogtum Julien und die Freie Reichsstadt Köln sind durch Wappen besonders hervorgehoben; Landschaften, Gebiete und Städte sind teilweise mit den damaligen und den „antiquischen Namen" in unterschiedlicher Schrift bezeichnet: Eyfell — Eyflia, Das Fen (Hohes Venn) — Alta palus, Gulich (Herzogtum Jülich) — Dvca(tus) Jvliacen(sis), Cölln — Colonia Agrippina usw. Dazu sind alte Stammesnamen wie Treveri, Vbii, Menapii usw. verzeichnet, so daß die Karte gleichzeitig eine Art frühe Geschichtskarte war. Daß einige Namen falsch wiedergegeben oder eingezeichnet sind, z. B. Walsdorf als Wyler, Feus-dorf als Freußdorp, Platten als Blatten oder Dollendorf nördlich der Ahr, tut der „monumentalen Schönheit" der sehr genauen und dekorativen Karte keinen Abbruch.
5 Ausschnitt aus der Carta Itineraria Europae
6 Rheinlauf-Karte von Caspar Vopel, 1555 erschienen
7 Die erste Eifel-Karte in der „Cosmographia" von Sebastian Münster, 1550
Wie die Cusanus- und die Etzlaub-Karten hat auch die Vopelsche Rheinlauf-Karte, die 1558 und 1560 in neuen Auflagen erschien, anderthalb Jahrhunderte als unübertroffenes Vorbild für andere Karthographen und Plagiatoren gedient, die den topographischen Bestand der Vopelschen Karte ohne nennenswerte Änderung, Erweiterung oder Verbesserung übernommen haben, meist ohne die Autorschaft Vopels zu erwähnen.
Die erste EIFEL-KARTE findet sich in einer zweiten Ausgabe von Sebastian Münsters (21) ,,Cosmographia" von 1550; das Original der gesüdeten Holzschnittkarte stammt von Simon Richwin, der an der ,,Cosmographia" mitgewirkt hat. In dieser — gegenüber der Rheinlauf-Karte sehr primitiven — Eifel-Karte (Abb. 7) sind ziemlich genau dargestellt die Grenzflüsse der Eifel, Mosel, Rhein und Maas, ebenso die Eifelflüsse Kyll, Lieser, Ahr und Rur. Dagegen sind die meist latinisierten Namen der wenigen Orte nicht genau lokalisiert, oft sogar ganz falsch eingetragen: Hillesheim nördlich von Dollendorf in der Nähe des als Burgortes hervorgehobenen Nideggen, das östlich von Münstereifel liegt; Eupen zu weit nördlich auf einer Höhe mit Jülich und Zons; Aachen auf der Höhe von Neuss; die Burg Hartelstein (bei Schwirzheim) zwischen Gerolstein und der Kasselburg östlich der Kyll usw. Unwesentliches ist hervorgehoben und Wichtiges weggelassen: Viel Aufhebens wird z. B. vom Ulmener Maar (22) gemacht, während die Namen der Städte Trier und Koblenz fehlen. Wenn Münster nachgesagt wird, daß er die von ihm kartierten Gebiete selbst bereist habe, so gilt das wohl nicht für die Eifel, bei deren Darstellung in Karte und Text er sich auf einen Brief Richwins gestützt hat, in dem es heißt, daß die Eifel „ungeschlacht, rauch von bergen und thälern, kalt und mit ungestümen regen überschüttet" sei — ein Urteil, das der Eifel lange zum Nachteil gereicht hat.
In diesem Beitrag konnten nur einige aus der Fülle der Karten vorgestellt werden, in denen die Eifel enthalten ist (23). Die Schönheit und Bedeutung alter Karten, aber auch die eigenartige Faszination, die von ihnen ausgeht, ließen es als wünschenswert erscheinen, daß z. B. der Eifelverein einen Atlas historischer Eifelkarten herausbringen würde; das sicher viele interessierende Werk würde bestimmt zu einem Bestseller werden!
(1) Dem Weltbild und der Weltanschauung des Mittelalters entsprechend waren die Landkarten „religiöse Weltbilder", von Mönchen nach biblischen Vorstellungen gezeichnet: Die Erde ist eine kreisrunde oder ovale Scheibe mit Blick nach Osten und vom Ozean umgeben; oben liegt das Paradies mit seinen vier Strömen, in der Mitte die Heilige Stadt Jerusalem, in T-Form (T = Tau = Symbol des Weltalls) sind die drei damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Libyen (= Afrika) mit Ländern, Völkern und oft einer Unzahl von oft ganz phantastischen Bildern biblischen, historischen oder naturkundlichen Inhalts angeordnet. Berühmtes Beispiel dafür ist die Ebstorfer Weltkarte aus der Mitte des 13Jhs., im Kloster Ebstorf (Kr. Uelzen) nur als originalgetreue Kopie erhalten.
(2) Im LHA Koblenz.
(3) Cusanus (Nikolaus von Kues) wurde als Nikolaus Chrypffs oder Krebs 1401 in (Bernkastel-)Kues geboren, wurde 1448 Kardinal, 1450 Bischof von Brixen und ist 1464 in Todi/ltal. gestorben. Er war als Humanist, Philosoph, Mathematiker, Naturforscher und Theologe ein überragender Gelehrter. Seine Annahme, daß alle Dinge im Universum meßbar seien, führte ihn zur Vorwegnahme moderner naturwissenschaftlicher und mathematischer Vorstellungen wie Erdbewegung, Trägheitsgesetz, Relativität der Bewegungen, Infinitesimalrechnung usw.
(4) Claudius Ptolemäus (um 100—178), alexandrinischer Geograph, Astronom und Mathematiker, nahm die Erdscheibe als Mittelpunkt der Welt an, verfaßte das umfassendste geographische Werk des Altertums, seine achtbändige „Geographie", und errechnete die Unterlagen für eine Mitte des 2. Jhs. gezeichnete genordete Erdkarte.
(5) Cusanus entwarf seine Karte noch nach dem Vorbild der Ptolemäus-Karte, obwohl Karten der Mönche Reinhard aus dem Kloster Reichenbach bei Regensburg und Fridericus aus St. Emmeran in Regensburg besser, Cusanus aber wohl nicht bekannt waren.
(6) Allerdings auf der falschen Moselseite — Bernkastel. — Mit ein Charakteristikum für die Karten vom Cusanus-Typ ist, daß sie den Geburtsort des Nikolaus Cusanus enthalten.
(7) Der mit „Julia" bezeichnete Ort entspricht der Lage nach eher Düren, und der nördlich davon liegende Ort ohne Namen wäre Jülich.
(8) Eisling, Islek, Isling, Ösling nennt man den weniger fruchtbaren Teil der Westeifel im Gegensatz zum fruchtbaren Bitgau (Bigef). Das nördliche Bergland in Luxemburg wird ebenfalls Oesling genannt. Ösling („Östlinger Distrikt") war früher auch der Name des ehemaligen Dekanates Malmedy-Monschau in der alten Erzdiözese Köln.(9) Der Nürnberger Humanist, Historiker und Arzt Hartmann Schedel (1440—1514) hat seine ,,Weltchronik" lateinisch geschrieben; ins Deutsche übersetzt wurde sie von dem Nürnberger Ratsschreiber Georg Alt. Mit über 1800 Holzschnitten von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff — an denen wahrscheinlich auch der Lehrling Albrecht Dürer mitgearbeitet hat — ist sie das umfangreichste illustrierte Buchwerk des 15. Jhs. Die Karte, die der Cusanus-Karte am nächsten steht, wurde von dem Arzt Hieronymus Münzer gezeichnet und von Wolgemut in Holz geschnitten.
(10) Erhard Etzlaub (ca. 1460-1532) war Mathematiker, Astronom, Feldmesser, Kompaßmacher und Arzt in Nürnberg.
(11) Titel: Das ist der Romweg von meylen zu meylen mit Puncten verzeychnet von einer stat zu der ändern durch deutzsche lantt.
(12) Sicher darf man das Kloster der Augustiner-Eremiten in Hillesheim als Pilgerherberge annehmen.
(13) Keine eigentliche Straßenkarte, sondern ein Straßendiagramm ist die sog. Peutingersche Tafel. Sie zeigt in einer Kopie des 13. Jhs. die Straßen des römischen Reiches als gerade Strecken mit Entfernungsangaben und wurde wahrscheinlich um 370 von dem römischen Feldmesser Castorius angefertigt. In der Eifel sind die Etappenstationen Beda (Bitburg), Ausava (Oos), Icorigium (Jünkerath) und Marcomagus (Marmagen) eingetragen.
(14) Titel: Das sein dy lantstrassen durch das Romisch reych von einem Königreich zu dem anderen die an Tewsche (= deutsche) land stoßen von meilen zu meilen mit puncten verzeichnet — Getruckt von Georg glogkendon zu Nürnbergk 1501. — Georg Glockendon hat auch den ersten Globus ausgemalt, den Martin Behaim 1492 entworfen hat.
(15) 1 deutsche Meile warder 15. Teil eines geographischen Grades = 7,414 km = 2 Poststunden.
(16) Titel: Carta Evropae topica neoterica civitatvm, flvviorvm es montivm distancias eciam sitvs tarn medios quam veros indicans.
(17) Martin Waldseemüller = llacomilus aus Freiburg oder Umgebung (um 1470—1521) war ein bedeutender Kartograph und Herausgeber der „Cosmographiae universalis introductio" (1507), in der er für den 1492 entdeckten neuen Erdteil zum erstenmal den Namen „Amerika" gebrauchte (nach dem Vornamen des von ihm irrtümlich für den Entdecker gehaltenen Amerigo Vespucci). — 1507 gelang ihm auch der Druck kleiner Sektorenkarten, die auf den Globus geklebt werden konnten, ohne die Genauigkeit wesentlich zu beeinträchtigen.
(18) Der Erstdruck der Karte von 1511 gilt als verschollen. Ein wohl inhaltsgleicher Neudruck, von prächtigen Wappenleisten umgeben, erschien 1520 ebenfalls in Straßburg. Das einzige bekannte noch erhaltene Exemplar befindet sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Ein Nachdruck der Karte in etwa 3/4 der Originalgröße wurde 1971 vom Kirschbaum-Verlag in BN-Bad Godesberg mit Beiheft herausgebracht.
(19) Titel: Recens et germana bicornis ac vvidi (= uvidi) Rheni omnivm Germaniae amnivm celeberrimi descriptio. — Die Karte befindet sich in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel; ein Faksimiledruck der Ausgabe von 1560 wurde von der Kalle-AG in Wiesbaden herausgebracht.
(20) Caspar Vopel, geb. 1511 in Medebach/Sauerland, studierte 1526—29 an der Universität Köln und wurde Lehrer am Montaner Gymnasium, wo er „magna laude" Mathematik lehrte. Er starb 1561 in Köln. - Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte sich der „weitberümbte und wolerfarne Geometrum und Astronomum mit sonderlichem fleiß, müh und perfection" mit kartographischen Arbeiten und schuf — außer der Rheinlauf-Karte — eine Weltkarte, eine Europa-Karte, einen Erd- und einen Himmelsglobus, ein Astrolabium (Armillarsphäre) und eine Aderlaßtafel „für die Medicis und Chirurgis".
(21) Sebastian Münster, geb. 1488 in Ingelheim, gest. 1552 in Basel, hatte Theologie, Hebräisch, Mathematik, Astronomie und Geographie studiert und lehrte an den Universitäten Heidelberg und Basel, wo er 1529 den reformierten Glauben annahm und aus dem Franziskanerorden austrat. Seine „Cosmographia universalis — Beschreibung aller Lender" war die erste deutsche Länderkunde, ein Bestseller, der von 1544—60 in mehr als 30 Auflagen in 6 Sprachen erschienen ist. In ihr sind viele Holzschnitte und Karten der Ptolemäus-Art, auch eine Beschreibung der Eifel (vgl. DIE EIFEL, 1971, S. 182 f. und 1973, S. 184 ff.). - Das Bild Münsters befindet sich auf der Vorderseite der Hundertmarkscheine.
(22) ,,Vlmu(m) lacus in quo piscis magnus spectatus aliquando": Der Ulmener See, in dem einstmals (oder: manchmal) ein großer Fisch gesehen wurde. Vgl. auch: Kleine Chronik des Eifelortes Ulmen. Ulmen (1964) S. 15 f.
(23) Weitere Eifeldarstellungen finden sich u. a. bei: Christophorus Pyramius, Wandkarte Deutschlands, 1547; Antonio Salamanca, Tabula moderna, 1548; Michael Tramezini, Nova Germaniae descriptio, 1553; Tillmann Stella, Die gemeine Landtaffel, 1560; Gerhard Mercator, Obererzstift Trier, 1567, Trier & Luxemburg, 1585, Germaniae tabule geographicae, 1588; Christian s'Grooten, Brüsseler Atlas, 1573.
Abbildungsnachweis:
Abb. 1, 2, 4, 5: Repros aus: Historische Kartographie. In:
Lebendiges Rheinland-Pfalz. Zeitschrift für Kultur und
Geschichte. Heft 1/1976.
Abb. 3: Repro aus H. Schedels „Weltchronik". Reprint 1975.
Grünwald bei München.
Abb. 6: Repro aus dem Faksimiledruck der Rheinlauf-Karte.
Kalle AG Wiesbaden.
Abb. 7: Repro aus S. Münsters „Cosmographey" (1588).
Reprint 1977. Grünwald bei München.
Quellen und Literatur:
K. H. Burmeister, Sebastian Münster. Wiesbaden 1964. A. Herrmann, Die ältesten Karten von Deutschland bis Gerhard Mercator. Leipzig 1940.
Historische Kartographie. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz, Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 1. Mainz 1976. K.-H. Meine, Erläuterungen zur ersten gedruckten (Straßen) Wandkarte von Europa. Beiheft zur „Carta itineraria Europae". BN-Bad Godesberg 1971.
H. Michow, Caspar Vopell, ein Kölner Kartenzeichner des 16. Jahrhunderts. In: Festschrift der Hamburgischen Amerika-Feier l. Hamburg 1892.
H. Michow, Caspar Vopell und seine Rheinkarte vom Jahre 1558. In: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg. Bd. XIX, 1903. Frdl. Mittig, von MR Dr. J. Hartmann, Mainz.