Institut für Zeitgeschichte (Department of Contemporary History)

This article explores the proliferation of private housing and business objects along major roads that are modeled to resemble castles. I am interested in the changes these structures make in landscape, the new qualities they bring to the surroundings and the meanings they connote. From a first glance at their flamboyant, surreal and naïve forms it is evident that the structures represent nostalgia, exotic places and fantasies. By employing photography based semiotic analysis I seek to discover how these structures visually convey post-socialist and post-war perspectives and how their stories are connected to the new modernity rising around them.

Abstract: Regional roads in post-Yugoslav space is characterised by colourful presence of informal housing. These structures are criticized in the media. The article challenges these criticisms by researching the relation between the informal construction and the class by looking at two cases of informal housing developments, Croatian Adriatic highway and Koridor in Bosnia and Herzegovina. The article focuses on private entrepreneurs (privatnici). In specific , it questions how are the aesthetics of the informal house negotiated and the role of urban planning is delineated through the relationship of the state, instrumentalised by already established socialist elites and privatnici, the newcomers. Consequently, it further explores how the post-socialist weakening of the state changed this aesthetic and urban developments by exposing the houses to constant economic involvement with travellers and new realities of the roadside dominated by disarrayed private interests.

Lässt sich Antisemitismus im Kontext einer Geschichte der Gefühle analysieren? Eine Antwort kann nicht auf einer Ebene formuliert werden. So sind schon in den antisemitischen Diskursen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowohl Evokationen von Gefühlen – etwa des Ekels oder des Hasses – zu finden als auch explizite Zurückweisungen emotionaler Begründungen von Antisemitismus als politisches Programm.  Auf der Ebene der Forschung lassen sich je nach Disziplin sowohl Erklärungen finden, die auf spezifische Psychodynamiken verweisen, als auch eine starke Fokussierung auf die kognitive Dimension von Vorurteilen gegenüber Juden insbesondere in der historischen Antisemitismusforschung.
Zwei unterschiedliche Zugriffe emotionsgeschichtlichen Perspektivierung zeichnen sich damit ab: Zum einen lassen sich antisemitische Diskurse aus einer begriffsgeschichtlichen oder diskursanalytischen Perspektive daraufhin untersuchen, welches Konzept von „Gefühlen“ in ihnen wirksam ist und wie sich dieses Konzept verändert hat. Zum anderen kann nach Formen der Hervorbringung, sozialen Verankerung und Weitergabe von antisemitische Gefühlen gefragt werden. Beide Perspektiven können, so soll hier argumentiert werden, auf produktive Ansätze vor der emotionsgeschichtlichen Wende zurückgreifen und könnten daher von einem auf diese Frage abstellenden Forschungsüberblick sehr gewinnen.

Im Umfeld der in Europa aufblühenden Frauenbewegungen eine neue vielfältige Frauenreisekultur, die einer beträchtlichen Zahl von Frauen ermöglichte, fern familiärer Zusammenhänge unterwegs zu sein. Die translokale und transnationale Vernetzung von politischen und sozialen Initiativen, die Professionalisierung von Frauen insbesondere als Lehrerinnen, aber auch die differierenden Bildungsmöglichkeiten für Frauen in unterschiedlichen europäischen Staaten waren Motoren dieser Entwicklung. Der Beitrag thematisiert Organisationsformen und Effekte solcher Praktiken. Ein besonderer Fokus liegt auf Fragen der Ökonomie: Welche Strategien hatten unterschiedliche Organisationen und einzelne Protagonistinnen zur Finanzierung ihrer Reisetätigkeit? Welche (monetären und nichtmonetären) Ressourcen wurden mobilisiert, welche Hierarchien und Konflikte traten dabei möglicherweise zutage?

Spezifische Konstellationen erzeugen spezifische Modi des Erzählens, die selbst nicht ohne Geschichte sind. Das wird deutlich, wenn man jene beiden kulturellen Formen in den Blick nimmt, die in der Auseinandersetzung mit Gewalterfahrungen im Kontext des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges besondere Bedeutung erlangt haben, die der Autobiografie auf der einen Seite und die des Zeugnisses auf der anderen Seite. Beide haben weit zurückreichende Traditionen in der europäischen Kulturgeschichte, beide erzeugen je spezifische Aussagemöglichkeiten. So adressiert die Autobiografie in ihren Geltungsansprüchen das Konzept der Individualität, während das Zeugnis sich auf den formalisierten Kontext der Rechtsprechung bezieht. Die Beobachtung, dass diese beiden so unterschiedlichen Formen in der erinnerungskulturellen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in einer bislang theoretisch noch kaum reflektierten Weise koexistieren, sich immer wieder vermischen, interagieren und auch spezifische Interferenzen erzeugen, ist Ausgangspunkt dieses Bandes, der Interaktionen und Überlagerungen zwischen Autobiografie und Zeugenbericht zum Sprechen bringen will. Der verhandelte Gegenstand fügt sich freilich nicht der Logik einer Disziplin, und so zielt dieser Band darauf ab, Kollegen und Kolleginnen aus unterschiedlichen Fächern ins Gespräch miteinander zu bringen. Wenn dabei unter Zurückstellung fachspezifischer Begrifflichkeiten nach Erzählungen, ihren Formen und Konstellationen gefragt wird, so zielt dies nicht auf begriffliche Vereinfachung oder gar Vereinheitlichung, sondern ist von der Hoffnung getragen, die Diskussion über Wege der Verständigung und Übersetzung zwischen den jeweils fachspezifischen Perspektiven und Begrifflichkeiten voranzubringen.

Taking the example of the remarkable political career of Emmy Stradal, a political newcomer at the beginning of the First Austrian Republic who became an active and effective member of the Austrian parliament for the Pan-German People's Party between 1920 and 1923, this article investigates the emerging political culture of the country built out of the remains of the Habsburg Empire after 1918. It suggests that, while the whole interwar period has to be seen from the perspective of the destruction of democracy in the 1930s, the early 1920s can also be analysed as a period of opening up and searching for new political forms, as the existing parties had to adjust to both the altered position of the parliament and women's suffrage. The first part of the paper looks into Emmy Stradal's personal development as the middle-class wife of a senior government official and mother of four children and investigates her proto-feminist opinions, which were expressed in unpublished literary works and drew heavily on Nietzschean philosophy. The second part focuses on her political career within the Pan-German People's Party whose racial ideology of the Volksgemeinschaft combined aggressive anti-Semitism with the demand for Austrian union with Germany. It shows how Emmy Stradal tried to build alliances with women from other parties and sought to legitimise her demands for better funding of girl's education within the context of her party's anti-Semitic ideology. Key Words: Emmy Stradal, German nationalism, anti-Semitism, Pan-German People's Party, Austria, politics, girls' education, women's movement.

Eine Biographie zu schreiben mag auf den ersten Blick als ein einfaches Unternehmen anmuten: Der „Gegenstand“ erscheint durch die Körperlichkeit und Endlichkeit des Lebens in Raum und Zeit gut abgrenzbar und – zumindest im Vergleich mit der Komplexität manch anderer Gegenstände der Geschichtsschreibung – leicht als „real“ zu denken. Doch nicht nur die Relevanz einer biographischen Thematisierung sowie Einordnungen und zeitliche Abfolgen können bei näherer Betrachtung verschwimmen, auch die fraglose Einheit des Forschungsgegenstandes kann unsicher werden. Gerade die scheinbar allgemeine Verständlichkeit des Zugangs wird dann zum Problem. Der folgende Text will diese Komplikationen entlang einer offenen Liste von Stichworten thematisieren und Überlegungen zum produktiven Umgang mit ihnen anbieten. Nicht intendiert ist das weitaus ambitioniertere Unternehmen der Formulierung einer konsistenten Theorie der Biographie  oder der Vorschlag zu einer konkreten Methode.  Von beidem kann angesichts der Vielfältigkeit biographischer Zugänge auch nur im Plural gesprochen werden. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist allerdings die Überzeugung, dass biographisches Arbeiten nicht nur der methodisch-theoretischen Reflexion bedarf, sondern dass sich eine Reihe von Fragen im Kontext jeder biographischen Forschung früher oder später stellt oder stellen sollte. Wenn dabei im Folgenden von „biographischer Thematisierung“ die Rede ist, so zielt dies auf eine möglichst große Offenheit gegenüber unterschiedlichen Phänomenen des Biographischen, die in diese Überlegungen einbezogen werden sollen auch wenn sie nicht ohne weiteres dem durch eine lange Geschichte der Normierung geprägten Konzept der Biographie entsprechen.

Feminist challenges to the heteronormative gender system and controversies around essentialism and performativity are not specific to the late twentieth century, but in their various terminologies they can be traced back over more than one hundred years. Taking the example of Kathe Schirmacher, a well-known writer and journalist, women's rights activist, and German nationalist politician, this chapter presents a case for analyzing biographies of political activists as case studies in the context of a specific political agenda. Today Schirmacher is known only to specialists of German gender history and German nationalism. The chapter shows how Schirmacher connected biographical and autobiographical narratives with strategies of the case narrative to transform them into a political argument. Both forms of narrative refer to central transformations in European discourses of the nineteenth century: the scientification of social life, and the increase in self reflexivity and individualization, at least amongst the middle classes.

Die „moderne Frau“ tritt am Ende des 19. Jahrhunderts erstmals auf den Plan. Damit verbindet sich allerdings kein eindeutiges Muster. Abhängig vom Kontext positioniert sich ihre Evokation vielmehr als Klage über einen Niedergang ebenso wie als Annonce einer besseren Zukunft. Wohl wegen seiner Offenheit kehrt der topos das ganze 20. Jahrhundert über in unterschiedlichen Kontexten wieder. Als der Münchner Albert Langen Verlag 1902 die literarisch verpackten Vorschläge des französischen Schriftstellers Marcel Prevost zur Mädchenerziehung unter dem Titel „Moderne Frauen“  herausbrachte, stellte er das Werk des Romanciers in den Kontext einer virulenten Debatte, die vor allem von der bürgerlich-liberalen Frauenbewegung vorangetrieben wurde. Elfriede Jelinek zeichnete den Geschlechterkampf in ihrem 1987 uraufgeführten Schauspiel „Krankheit oder moderne Frauen“ als ein blutiges Gemetzel. Wenn sie dabei nochmals die Rede von den „•modernen Frauen“ zitierte, dann sollte dies wohl weniger als Bezug auf einen aktuellen politischen Diskurs denn als ein ironischer Verweis auf die das 20. Jahrhundert durchziehende Wiederholung immer gleicher Posen der Modernisierung der Geschlechterverhältnisse gelesen werden. Gemeinsam ist den gegenläufigen Entwürfen, Instrumentalisierungen und Zitierungen des Begriffs der Verweis auf eine von vielen empfundene Krise in den Geschlechterbeziehungen. Die wiederkehrenden Bezugnahmen auf „•moderne Frauen“ können als symptomatisch für eine langwierige Geschichte sowohl unausweichlicher als auch unerreichbar erscheinender Transformationen gedeutet werden.