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Erstmals zwei Frauen im Beratergremium: Weisinnen für die Bundesregierung | taz.de

Erstmals zwei Frauen im BeratergremiumWeisinnen für die Bundesregierung

Künftig sind offenbar zwei der „Wirtschaftsweisen“ Frauen. Das wäre das erste Mal, 56 Jahre nach der Gründung des Rats. Ändern wird das wohl wenig.

Monika Schnitzer und Veronika Grimm sind nominiert Foto: Michael Sohn/dpa, Giulia Lannicelli/CC

Berlin taz | Über „Quacksalber mit Professorentitel“ und darüber, dass „ein Sechser im Lotto häufiger ist als eine richtige Prognose der Wirtschaftsweisen“, schimpfte die Linkspartei, als herauskam, dass der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ bei seinen Konjunkturprognosen in 14 Jahren kein einziges Mal die richtige Zahl nennen konnte.

Immerhin nähert sich das Gremium nun in Sachen Gleichberechtigung wenigstens einer Art mathematischer Korrektheit an. Noch ist offenbar nicht das allerletzte Wort gesprochen, doch einiges deutet darauf hin, dass der fünfköpfige Rat, vulgo die „Wirtschaftsweisen“, künftig auch mit zwei Frauen besetzt sein soll.

Das wäre das erste Mal, 56 Jahre nach seiner Gründung. Die ersten 40 Jahre saß im wichtigsten wirtschaftspolitischen Beratergremium der Bundesregierung keine einzige Ökonomin. Nun sollen aber die Regelungen des Bundesgremiengesetzes durchgesetzt werden, das die paritätische Besetzung vorsieht.

So schreibt es die Süddeutsche Zeitung – und nennt zwei Namen, die nicht alle überraschen. Die Neuen sind offenbar die Münchner Wettbewerbsökonomin Monika Schnitzer sowie die Nürnberger Verhaltensökonomin Veronika Grimm. Dafür würden Isabel Schnabel und Christoph M. Schmidt turnusmäßig ausscheiden.

„Großartiger Gewinn“

Schnitzer und Grimm saßen bereits gemeinsam in einer Kommission für mehr Investitionstätigkeit, die der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) 2014 ins Leben rief. Deren damaliger Vorsitzender Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, twitterte am Mittwoch, die Neuen seien „sehr gute Ökonominnen und wären ein großartiger Gewinn für den Sachverständigenrat, in jeder Hinsicht“.

Was genderpolitisch einen Fortschritt bedeutete, hat inhaltlich wohl kaum Auswirkungen. Schnitzer hat seit 1996 einen Lehrstuhl für Komparative Wirtschaftsforschung an der Universität München inne – und war bereits mehrfach als Weise im Gespräch.

Kritik an ihrer Zunft hat sie zuletzt abgebügelt: Wer wie die Anhänger der Pluralen Ökonomik ein Überdenken der klassischen Lehre fordert und Lehrinhalte „kritisch reflektieren“ will, habe schlicht nicht aufgepasst, sagte sie in einem Interview. Studentenvertretern ihrer Uni München, die die Aufnahme alternativer Konzepte in die Lehrpläne fordern, beschied sie kühl, wohl „in den Vorlesungen einiges“ nicht mitbekommen zu haben.

Schnitzer ist bestens vernetzt in ihrer Zunft: 2015 bis 2016 war sie Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, des größten deutschen Ökonomenklubs. Außerdem ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums und beriet die EU-Kommission in Wettbewerbsfragen.

Der Union nahestehend

Während Schnitzer als eher der Union nahestehend gilt, ist Veronika Grimm von der Uni Erlangen öffentlich bisher noch kaum in Erscheinung getreten. Ob die Verhaltensökonomin bei Fragen wie Mindestlohn oder Schuldenbremse im Gremium auf Augenhöhe mitdiskutieren könne, sei fraglich, aber von ihrem sonstigen Profil „passt sie gut rein“, hört man aus den Wirtschaftsweisen nahestehenden Kreisen.

Die Wissenschaftlerin (Jahrgang 1971) bringt mit ihren Schwerpunkten Innovation und Technologie nämlich eine neue Farbe in den Rat. Grimm hat einen Lehrstuhl für Ökonomische Theorie an der Universität Erlangen-Nürnberg inne und wurde dort im vergangenen Jahr Leiterin des neuen Zentrums Wasserstoff. Ob die Prognosen des Rats mit den Frauen besser werden? „Kein verantwortungsvoller Ökonom glaubt, die Zukunft exakt voraussagen zu können“, sagte dazu Monika Schnitzer.

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8 Kommentare

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  • Gut - wenn für die beiden Posten qualifizierte Frauen gefunden wurden!!!

    Wie kann mann man aber die Sprache derart verhunzen, dass man ein Wort 'WEISINNEN' verwendet? Der oder die Weise ist ein neutraler Begriff, der (wie in eigentlich fast allen anderen missbräuchlichen Verwendungen von krampfhaft gesuchten sogenannten 'gendergerechten' Begriffen) Männer und Frauen beinhaltet.

    Gab es etwa jemand, der beim Gebrauch von 'Weisen' Frauen diskriminieren wollte? Ist es deshalb nötig, das verballhornende Wort 'Weisinnen' zu kreieren und in einem serösen Medium zu verwenden?

  • "„ein Sechser im Lotto häufiger ist als eine richtige Prognose der Wirtschaftsweisen“, schimpfte die Linkspartei"

    Kleiner Hinweis an die Linke: Ein von ihr angestrebtes sozialistisches Wirtschaftssystem ist zwingend auf zuverlässige Prognosen angewiesen, die aber erwiesener Maßen nicht möglich sind.



    Mal schauen, ob daraus irgendwelche Schlüsse gezogen werden.

  • "„Kein verantwortungsvoller Ökonom glaubt, die Zukunft exakt voraussagen zu können“, sagte dazu Monika Schnitzer." - wohl war, aber Vergangenheit und Gegenwart nicht zu begreifen wiegt dann doch schon etwas schwerer und lässt sich nicht ganz so umstandslos abschütteln.

  • "Weisinnen"? Geht´s noch?



    Dann doch eher weise Seiende, gell?



    ;-)

  • "Ändern wird das wohl wenig."



    Na, dann bleibt ja noch genug Zeit/Platz/was auch immer, um weiter zu jammern. Oder soll das heissen, dass die Damen es ebenso gut/schlecht/wie auch immer machen, wie die Herren, die dort bislang vertreten waren?

  • "Ändern wird das wohl wenig".



    ----- wenn es was ändern würde, wär es nämlich verboten.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wer wird denn gleich so streng sein, Herr Schöneberg?

    Ich finde es gut, wenn es WeisInnen geben wird. Schließlich ist es nicht das Privileg alter, weißer Männer, Unsinn zu verzapfen.

    Und ganz unter uns: ich kenne Frauen im Rampenlicht der Öffentlichkeit, die können das viel besser. Die sollen doch auch ihre Chance bekommen.

    Wer hat noch nicht? Wer will noch mal?

  • "Ändern wird das wohl wenig." Warum auch? Warum sollte die eigene Chromosomenverteilung einen Einfluss auf die Erkenntnisse von Wissenschaftlern haben? Das wäre ziemlich fragwürdig.