Beierl ist eine Quereinsteigerin, der die Sportbegeisterung in die Wiege gelegt wurde. Durch ihr Elternhaus geprägt, machte sie in der Jugend zunächst in der Leichtathletik als Hürdensprinterin erste Erfahrungen mit dem Leistungssport. Mutter Ulrike Kleindl nahm 1988 als Weitspringerin bei den Olympischen Spielen in Seoul teil, Vater Michael Beierl war Militärweltmeister im Hammerwerfen.
Zum Bobsport kam Beierl erst als 19-Jährige durch Zufall zu Beginn ihres Jusstudiums in Innsbruck. „Ich wollte eigentlich auch in Tirol mit der Leichtathletik weitermachen. Die Trainingsgruppen dort haben mir aber nicht gefallen. Deshalb habe ich es bei den Bobfahrern probiert und mich so eigentlich selbst gescoutet“, scherzte Beierl im Gespräch mit noe.ORF.at.
Im Eiskanal konnte sie als Pilotin schnell Fuß fassen. Es folgten zahlreiche Erfolge, wie Siege bei Junioren-Welt- und Europameisterschaften und eine erste Olympiateilnahme 2018. Der erste große Durchbruch gelang ein Jahr später mit EM-Bronze in Königssee.
Der bisherige Höhepunkt, die große Kristallkugel im Zweierbob-Gesamtweltcup, kam trotzdem unerwartet. „Wir haben coronavirusbedingt nicht gedacht, dass wir die Saison durchfahren können, und wollten zu Beginn bei den ersten beiden Bewerben in Sigulda gleich eine Basis schaffen, um Förderungen zu sichern und für alle Unterstützer ein Zeichen zu setzen. Diese Kompromisslosigkeit hat uns dann den ersten zweiten Platz eingebracht, und danach waren wir im Flow“, so Beierl, die auf ihren ersten Sieg im Weltcup aber noch wartet.
Onasanya als Erfolgsfaktor
Während Beierl als Pilotin im Eiskanal bei Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h und Fliehkräften, die teilweise an die Formel 1 erinnern, locker bleiben muss, sorgt Partnerin Onasanya seit fünf Jahren als Anschieberin für explosive Starts und hat damit großen Anteil am Erfolg des Duos. Die gebürtige Niederländerin war vor ihrer Bobkarriere Speerwerferin und opferte für den Profisport nicht nur ihren Beruf als Sozialbetreuerin im Behindertenbereich, sondern verlagerte auch ihren Lebensmittelpunkt von Leiden nahe Den Haag nach Innsbruck, um dort möglichst oft mit Beierl gemeinsam trainieren zu können.
Seit Ende vergangenen Jahres besitzt die 27-Jährige zudem die österreichische Staatsbürgerschaft und ist so auch bei Olympia mit Beierl startberechtigt. „Wir sind ein super Team und ergänzen uns perfekt. Kati ist die Ruhige, und ich muss beim Start ein richtiges ‚Powerhouse‘ sein. Wir haben ideale Trainingsmöglichkeiten und gute Coaches. Das Ziel für die Olympischen Spiele ist die Goldmedaille“, zeigt sich Onasanya vom eingeschlagenen Weg überzeugt.
„Mit Jenny an Board weiß ich, dass immer eine gute Zeit herauskommt, und natürlich arbeiten wir schon jetzt auf die Spiele hin. Auf dem Weg dorthin möchte ich aber auch noch als erstes österreichisches Frauen-Bobteam einen Weltcup-Sieg einfahren, denn dann fällt vieles leichter“, blickt Beierl auf die kommende Saison. Die Vorbereitung darauf beginnt bereits im April. Daneben absolviert die Niederösterreicherin als Polizeisportlerin die Präsenzausbildung und möchte auch ihr Jusstudium vorantreiben. Onasanya macht im Sommer als Heeressportlerin die Grundausbildung beim Bundesheer.