Lahnstein hat Geschichte, Folge 717
Lahnstein Dr. Theodor Michel wurde am 29. August 1847 in St. Goar geboren. Seit dem 1. Januar 1874 war er als Arzt in Niederlahnstein ansässig, wo er über 50 Jahre seine Praxis führte. 19 Jahre lang war er der einzige Arzt für die Bürger aus Niederlahnstein und Horchheim. Mit der Errichtung des Niederlahnsteiner Krankenhauses in der Bergstraße, das 1897 eingeweiht wurde, wurde Dr. Theodor Michel leitender Arzt des Krankenhauses und blieb dies bis zu seinem Tod. „Als Bahnarzt hatte er auch jahrzehntelang eine ausgedehnte Praxis in Oberlahnstein“, schreibt sein Sohn Fritz Michel in der 1960 veröffentlichten Stadtgeschichte von Oberlahnstein. Während des 1. Weltkrieges stellte sich Theodor Michel trotz seines hohen Alters freiwillig in den Militärdienst und war Chefarzt des Reservelazaretts in Niederlahnstein. Hierzu stellte ihm die Chamottefabrik ihr Wohlfahrtsgebäude mit 70 Betten zur Verfügung.
Neben 50-jährigem Wirken als Arzt war der „Geheime Sanitätsrat“ (Ehrentitel) Dr. Theodor Michel über 30 Jahre in den städtischen Gremien der Stadt Niederlahnstein tätig. Schon bald nach seinem Zuzug gehörte er allen kommunalen Gremien an, die es in der damaligen Zeit gab: Bis 1883 dem Bürgerausschuss, von 1883 bis 1893 dem Gemeinderat, von 1893 bis 1904 dem Magistrat und ab 1905 der Stadtverordnetenversammlung, aus der er im November 1907 freiwillig ausschied.
Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde ihm die Auszeichnung als Ehrenbürger der Stadt Lahnstein „wegen seiner großen Verdienste, die er sich während seiner langjährigen Zugehörigkeit zu den städtischen Körperschaften erworben hat,“ zuteil.
Theodor Michel verstarb am 15. Januar 1932 und wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Allerheiligenbergstraße beigesetzt.
Die Dr. Michel-Straße in Niederlahnstein trägt seinen Namen. Ursprünglich war die Straße seinem Sohn Dr. Fritz Michel gewidmet, dem aber die Ehrenbürgerschaft im Jahr 2020 vom Stadtrat aberkannt wurde. Dr. Fritz Michel, von 1927 bis 1947 Chefarzt im Krankenhaus Evangelisches Stift in Koblenz, wird vorgeworfen, im Dritten Reich Zwangssterilisationen durchgeführt und damit massiv gegen die Menschenwürde verstoßen zu haben.