Als Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung möchte ich zum Jahresende allen nach §96 BVFG-tätigen Einrichtungen in Deutschland, dem Bund der Vertriebenen, den Verbänden der deutschen Minderheiten im östlichen Europa, allen Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland, mit denen die Kulturstiftung zusammenarbeitet, den Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler in den Ländern und allen Freunden und Unterstützern der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen aus Politik und Zivilgesellschaft für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit danken!
Nachdem im Jahr 2000 die institutionelle Förderung durch den Bund komplett eingestellt wurde und 15 Mitarbeiter entlassen werden mussten, wird die Kulturstiftung von 2020 bis 2024 wieder moderat gefördert, damit sie ihre Aufgaben als wissenschaftliche Einrichtung erfüllen und darüber hinaus als „Kultur“stiftung nachhaltig die Kulturarbeit gemäß §96 BVFG durch Beratungstätigkeit, Begegnungstagungen, Workshops, Vernetzungsformate ausweiten und auch die Zusammenarbeit mit den deutschen Minderheiten stärken kann. Grundlage hierfür war eine Koalitionsvereinbarung der damaligen Bundesregierung von CDU/CSU und SPD.
Begegnungstagung in Bonn 2023
Mit ausgerichteten 25 wissenschaftlichen Fachtagungen, 10 Begegnungstagungen, 36 Workshops, einem ganzjährigen Beratungsangebot und der Schaffung von zahlreichen Plattformen der Vernetzung in Deutschland und grenzüberschreitend mit den deutschen Minderheiten können wir nunmehr auf fünf erfolgreiche Jahre dank Förderung durch den Bund zurückblicken.
Über den von der Kulturstiftung erarbeiteten Projektantrag zur Fortführung der Förderung ab dem Jahr 2025 hätte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages in den sogenannten Bereinigungssitzungen, die aufgrund des Bruchs der Ampelregierung und der damit verbundenen vorläufigen Haushaltsführung ausgefallen sind, entscheiden müssen. Falls jedoch die Bereinigungssitzungen des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages stattgefunden hätten, wäre unser Antrag trotz großer Fürsprache seitens aller Landesbeauftragten, Vertreter der Vertriebenenorganisationen sowie zahlreicher Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur wohl dennoch von den Regierungsparteien überhaupt nicht erst auf die Tagesordnung gesetzt worden.
Gemeinsam mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz MdB, und dem Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, beim diesjährigen BdV-Jahresempfang
Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, erklärte im Hinblick auf eine drohende Einstellung der Bundesförderung beim diesjährigen Tag der Heimat in Berlin: „Unsere eigene Kulturstiftung droht aus der Bundesförderung vollständig zu fallen (…) Unsere kulturelle Basisarbeit und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen gehören weiterhin nachhaltig und verlässlich gefördert“
Und beim diesjährigen BdV-Jahresempfang erklärte BdV-Präsident Dr. Fabritius: „Die Kulturstiftung wiederum feiert am 12. Juni dieses Jahres ihr 50. Jubiläum. Sie leistet eine wertvolle Arbeit, die uns und unsere Verbände aktiv einbezieht. Wir wollen uns gemeinsam dafür stark machen, dass diese Arbeit fortgesetzt werden kann (…) Auf Grundlage einer Koalitionsvereinbarung in der zurückliegenden Legislaturperiode haben sie im Konsens beschlossen, die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen als landsmannschaftlich übergreifend tätige und deutschlandweit agierende Kultureinrichtung von 2020 bis 2024 finanziell zu fördern. Das hat in der Kulturarbeit der Vertriebenenorganisationen wertvolle Früchte getragen. Auch die Ampelregierung unter einem Kanzler Scholz muss sich daher in der Pflicht sehen, die finanzielle Förderung über das Jahr 2024 hinaus fortzusetzen, damit die Kulturstiftung ihre Kulturarbeit weiterhin ausbauen und auch grenzüberschreitend mit ihren Fachtagungen und Vernetzungsformaten kulturelle Brücken ins östliche Europa schlagen kann. Ich verbinde damit eine Bitte an Sie (Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz MdB): Stellen Sie sich mit dem ganzen Gewicht Ihrer Fraktion gegen die Einstellung dieser Förderung durch den Bund! Es wäre ein Schlag ins Gesicht der kulturellen und wissenschaftlichen Eigeninitiativen, die von uns selbst und im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben geleistet werden! Wir wollen nicht nur musealisiert und von außen erforscht werden. Wir wollen selbst unseren aktiven Beitrag zur Kulturpflege und Wissenschaft leisten, so wie es das Bundesvertriebenengesetz vorsieht!(…)“
Gemeinsam mit den Landesbeauftragten im Freistaat Sachsen, Dr. Jens Baumann, im Freistaat Bayern, Dr. Petra Loibl MdL, im Land Hessen, Andreas Hofmeister MdL, im Land Nordrhein-Westfalen, Heiko Hendriks, und den Ansprechpartner im Berliner Senat, Walter Gauks
Ich danke fraktionsübergreifend allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages und Vertretern der Bundesländer, die eine Fortführung unserer Förderung bereits im vergangenen Jahr unterstützt haben und dies weiterhin zu tun bekunden, und so blicke ich mit Vertrauen darauf, dass die Bundesförderung der Kulturstiftung von einer neuen Bundesregierung im Zuge der Haushaltsberatungen 2025 fortgeschrieben und in den Folgejahren fortgeführt wird.
Gemeinsam mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder MdL Foto: Staatskanzlei
In diesem Zusammenhang möchte ich insbesondere auch dem Freistaat Bayern für deren Bundesratsinitiative „Vertriebene und Aussiedler als Brückenbauer ins östliche Europa stärken“ danken, wo explizit darauf hingewiesen wird, dass es insgesamt wieder einer kontinuierlichen und verlässlichen Finanzierung der Kulturarbeit im Rahmen von § 96 BVFG bedarf und dass es hierbei insbesondere wichtig ist, dass die Bundesregierung die Förderung des Projekts „Stärkung der Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG tätigen Einrichtungen durch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“ fortsetzt. Den gemachten Erfahrungen und Ergebnissen des Bundesprojektes zugrunde liegend und der Intention der Bundesratsinitiative entsprechend führt unser für 2025 und die Folgejahre eingereichter Projektantrag „Kulturerbe in die Gesellschaft tragen – Kulturelle Brücken ins östliche Europa schlagen“ die bisherige erfolgreiche projektbezogene Arbeit fort und fördert gleichzeitig die Brückenbaufunktion von Aussiedlern, Spätaussiedlern und Vertriebenen ins östliche Europa.
Die Unionsfraktion teilte im Zuge der zurückliegenden Haushaltsberatungen die Forderung der Bayerischen Bundesratsinitiative für einen Fortgang unserer Bundesförderung, wofür ich herzlich danken möchte und ich habe uneingeschränktes Verständnis dafür, dass der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten, und die zuständige Berichterstatterin der Unionsfraktion im Haushaltsausschuss mir im persönlichen Gespräch mitteilten, dass allein aufgrund einer insgesamten Ablehnung des von der Bundesregierung aufgestellten Haushaltes eine direkte Einflussnahme oder Einbringung unseres Antrages in die Bereinigungssitzungen des Haushaltsauschusses seitens der Unionsfraktion nicht erfolgen konnte.
Anbei finden Sie eine Aufstellung unserer Tätigkeit in den vergangenen fünf Jahren sowie Stimmen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, damit Sie sich selbst einen Eindruck machen können, wieviel doch mit nur wenigen Mitarbeitern in den vergangenen fünf Jahren geleistet wurde. Die zahlreichen erfolgreich durchgeführten Projekte und Stimmen zu unserer Arbeit sprechen für sich und ich appelliere schon heute an die neu zu wählende Bundesregierung und den künftigen Deutschen Bundestag: Die erfolgreiche Tätigkeit der Kulturstiftung in Wissenschaft und Kulturarbeit muss im Jahr 2025 weiter gefördert und nachhaltig ausgebaut werden!
Eine Aufstellung der durchgeführten Projekte in den Jahren 2020 – 2024 finden Sie hier.
Stimmen zu unserer Arbeit in den vergangenen fünf Jahren finden Sie hier.
Zur Bundesratsinitiative des Freistaates Bayern gelangen Sie hier.
Einen Überblick zur Arbeit der Kulturstiftung finden Sie hier.
Einen Imagefilm zur Arbeit der Kulturstiftung finden Sie hier.
]]>Vom 10. bis 13. Oktober 2024 veranstaltete die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in Zusammenarbeit mit der Eutiner Landesbibliothek und dem lettischen Wissenschaftsrat eine interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung, welche die kulturellen Verflechtungen zwischen Deutschland und den baltischen Ländern im Zeitraum von 1850 bis 1950 zum Inhalt hatte. An der Fachtagung nahmen auch Vertreter der Deutsch-Baltischen Gesellschaft und der deutschen Minderheit im Baltikum teil.
Das komplette Programm der Tagung finden Sie hier
Mehr als 25 Wissenschaftler aus Deutschland, Estland, Lettland und Litauen beleuchteten in Vorträgen und Diskussionen die vielfältigen kulturellen und institutionellen Beziehungen zwischen Deutschland und den baltischen Staaten. Im Zentrum standen die kulturellen, literarischen und medialen Austauschprozesse sowie deren Einfluss auf die identitätsstiftenden und politischen Entwicklungen in der Region. Die historische Spannweite umfasste dabei die Ereignisse der beiden Weltkriege, die Nationalbewegungen der baltischen Staaten und die Umsiedlungen deutsch-baltischer Bevölkerungsgruppen. Deutsche, jüdische und russische Einflüsse in der Region sowie die Entwicklung der Begrifflichkeit, welche geografischen Gebiete das Baltikum im Wandel der Zeit umfasste und heute umfasst wurden ebenfalls behandelt.
Zur Eröffnung der Tagung begrüßte Petra Kirner, Kreispräsidentin des Kreises Ostholstein, die Gäste. Anja Sierks-Pfaff, Geschäftsführerin der Stiftung Eutiner Landesbibliothek betonte die Relevanz des kulturellen Erbes und die Rolle ihrer Stiftung als Förderin solcher Dialoge. Thomas Konhäuser, wiss. Leiter und Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen erinnerte an die historische Rolle der Deutschbalten als Kulturvermittler und die Möglichkeiten der Nutbarmachung des deutschen kulturellen Erbes für grenzüberschreitende Verständigung und Zusammenarbeit im Geiste eines gemeinsamen Europas , während Andreas Hansen, Bundesvorsitzender der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, hob die Bedeutung der wissenschaftlichen Forschung hin um kultur- und zeithistorische Zusammenhänge, auch im politischen Kontext zur Gegenwart, im Baltikum zu verstehen. Zum Abschluss sprach Prof. Dr. Axel E. Walter, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, und unterstrich die Bedeutung der Konferenz als Plattform für neue Perspektiven auf die deutsch-baltischen Beziehungen.
Geschäftsführer Konhäuser übereichte zu Tagungsbeginn Prof. Walter und Frau Sierks-Paff eine Dankurkunde für 5 Jahre Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung zwischen der Kulturstiftung und der Eutiner Landesbibliothek.
Urkundenüberreichung, v.l.: Prof. Dr. Axel E. Walter, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, Anja Sierks-Pfaff, Geschäftsführerin der Kulturstiftung Eutiner Landesbobliothek
Die Vorträge und Diskussionen führten die Teilnehmenden durch ein dichtes Netzwerk transnationaler Beziehungen. Mit Themen wie der Darstellung baltischer Motive in der Reiseliteratur und der Zusammenarbeit baltisch-deutscher Kulturinstitutionen im 20. Jahrhundert wurde die Tagung ihrem Anspruch gerecht, die kulturellen Interaktionen in dieser wenig erforschten Region differenziert darzustellen. Unter anderem verschaffte die Fachtagung auch einen Überblick über baltische Nationalepen und Sängerfeste, die im 19. Jahrhundert sowohl die deutschbaltische als auch die estnische Presse prägten. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Rolle der Übersetzung als Mittel der nationalen Emanzipation in der estnischen Literatur.
Die Veranstaltung endete mit einer kulturhistorischen Analyse, die die Erkenntnisse der Konferenz zusammenfassten und neue Forschungsfragen formulierten.
Im Rahmen der Fachtagung fanden auch Programmpunkte für eine interessierte Öffentlichkeit statt, darunter ein öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Karsten Brüggemann, der das Baltikum aus russisch-sowjetischer Perspektive als potenziellen „Brückenkopf des Imperialismus“ beschrieb. Weiterer Höhepunkt war die Vorführung des Films „Pelnu sanatorija“ des lettischen Regisseurs Dāvis Sīmanis, der zuvor einen Fachvortrag zu seinem Film hielt.
Insgesamt schloss die Fachtagung Forschungslücken, trug nachhaltig zur grenzüberschreitenden Vernetzung von Wissenschaftlern bei und setzte wertvolle Impulse für die zukünftige Forschung zu den deutsch-baltischen Kulturbeziehungen.
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Am Sonntag, den 27. Oktober 2024, fand der „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen (BdV) Kreisverband Limburg-Weilburg in Weilburg statt. Seitens der Kulturstiftung nahmen deren Vorstandsvorsitzender Dr. Ernst Gierlich und die wissenschaftliche Referentin für Heimatsammlungen und Kunstgeschichte Birgit Aldenhoff teil. Die Festansprache hielt der Landesbeauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister MdL.
Nach einer musikalischen Eröffnung durch die „Egerländer Maderln & Freunde“ aus dem hessischen Mengerskirchen begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste Albrecht Kauschat, Vorsteher der Egerländer Gmoi z’Limburg und Landesvorsitzende der schlesischen Landsmannschaft in Hessen. In seiner Rede würdigte Kauschat die immensen, fortwirkenden Leistungen der Vertriebenen beim Aufbau von Deutschland und Europa im Geiste der Charta der Heimatvertriebenen von 1950, die mit ihrem Verzicht auf Rache und Vergeltung bis heute beispielgebend sein sollte.
Es folgten ein Totengedenken, die Ansprache von Helmut Zimmermann, Kulturreferent der LM Schlesien, sowie weitere Grußworte durch den Bürgermeister der Stadt Weilburg, Dr. Johannes Hanisch und durch Klaus-Peter Willsch, MdB und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestags. Willsch betonte den Wert der Erinnerungskultur für die Gesellschaft und unterstrich die bedeutende Rolle der Kulturstiftung bei der Bewahrung des deutschen kulturellen Erbes im östlichen Europa. Er bekräftigte den Anspruch der CDU, die Tradition der Pflege des kulturellen Erbes der Vertriebenen fortzuführen und die Erinnerung an die historischen Heimatregionen auch nachfolgenden Generationen zu ermöglichen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Festansprache von Andreas Hofmeister MdL, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Hofmeister erinnerte an die Erzählungen seiner Mutter und Großmutter, die als Baby bzw. Wöchnerin die Vertreibung erleben mussten. Er spannte den Bogen zu den 1,8 Millionen Vertriebenen, die sich im Bundesland Hessen eine zweite Heimat aufgebaut, nicht resigniert und sich mit viel Leistung in der Arbeit und im Ehrenamt engagiert haben.
„Zukunft braucht Herkunft“: Hofmeister betonte die Bedeutung der Vertriebenenkultur für die deutsche Identität und das kulturelle Gedächtnis Hessens und er verwies hierzu auf die Bedeutung des Kulturparagraphen 96 des Bundesvertriebenengesetzes. Es gelte, die Erinnerung an die alte Heimat, an Flucht und Vertreibung wachzuhalten und für die Gestaltung Deutschlands und Europas zu fruchtbar zu machen. In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung der Arbeit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, dankte für deren nachhaltige Arbeit in Hessen, Deutschland und grenzüberschreitend im östlichen Europa.
Namentlich würdigte Hofmeister den erkrankten und daher leider nicht anwesenden Josef Plahl aus dem Egerland, Herausgeber der „Heimatbriefe aus Sandau“ (Žandov), jahrzehntelanges Mitglied im Stadtrat von Weilburg, BdV-Vorsitzender des Kreisverbands Limburg-Weilburg und Leiter der Weilburger Trachtenpuppensammlung. Die Digitalisierung dieser Sammlung initiierte Josef Plahl und erfolgte durch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen bereits im August 2021 (https://ostdeutsche-heimatsammlungen.de/de/hessen/weilburg/).
Von Seiten der Kulturstiftung war es für Dr. Ernst Gierlich und Birgit Aldenhoff eine wertvolle Gelegenheit, im Austausch mit den Anwesenden über die Arbeit der Stiftung zu informieren. Die Kulturstiftung setzt sich auf vielfältige Weise für die Bewahrung des Kulturgutes und der Erinnerungskultur der Vertriebenen ein und unterstützt Heimatmuseen und Heimatsammlungen in ganz Deutschland. In den Gesprächen mit den Teilnehmenden und Vertretern anderer Organisationen wurde die Bedeutung der kulturellen Identität der Heimatvertriebenen und die Notwendigkeit ihrer musealen Dokumentation eindrucksvoll deutlich.
Die sehr würdevolle Veranstaltung wurde mit der Nationalhymne, Blumen- und Musikgrüßen sowie guten Gesprächen und neuen Ideen beendet. Mit Gedanken an den 100. Geburtstag von Ernst Mosch und dem Lied im Ohr „Ein neuer Tag wird dann erst schön, wenn alle Menschen sich gut verstehn“ ging es zurück nach Hause. Großer Dank gebührt der Stadt Weilburg, Josef Plahl, Albrecht Kauschat, den Egerländer Maderln und allen, die den Tag der Heimat gleichermaßen umsichtig wie liebevoll mitgetragen haben.
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„Kaum etwas Anderes, scheint Vertriebene und ihre Identität mehr zu definieren als die traditionelle Tracht ihrer jeweiligen Herkunftsregion. Neben der Mundart und kulinarischen Spezialitäten ist die Tracht das Erkennungsmerkmal für Zugehörigkeit auch fern der alten Heimat“, so die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler- und Vertriebenenbeauftragte Bayern, Dr. Petra Loibl, in ihrem Grusswort.
Einen Videomitschnitt bei Kulturstiftung-TV finden Sie hier.
An der Veranstaltung nahmen u.a. auch Volodymyr Leysle, Vorsitzender des Rates der Deutschen der Ukraine, Prof. Dr. Stefan Samerski, Präsident der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, Dr. Maria Werthan, Präsidentin des Frauenbundes im Bund der Vertriebenen und Mitglied im Kuratorium der Kulturstiftung, die Sängerin mit wolhyniendeutschen Wurzeln Helena Gold teil.
Den Auftakt der Veranstaltung bildeten Grußworte von Dr. Petra Loibl (von Geschäftsführer Konhäuser verlesen), dem Regierungsdirektor Maximilian Feichtner (im Namen der Bayerischen Staatskanzlei und der Vertretung des Freistaates Bayern beim Bund) und der Ansprechperson des Berliner Senats für Deutsche aus Russland, Spätaussiedler und Vertriebene, Walter Gauks.
Dabei ging es um die Tracht als identitätsstiftendes Gemeinschaftskleid, als „Heimat auf der Haut“ und als ästhetisches Phänomen. Wann und weshalb wird ein Kleid zur Tracht, zum Gemeinschaftskleid? Ist die Tracht grundsätzlich ein Medium der Erinnerungskultur? Oder ist ihre diesbezügliche Bedeutung im Falle der Deutschen aus dem östlichen Europa, die als Vertriebene, Flüchtlinge und (Spät)aussiedler nach 1945 in der Bundesrepublik kamen, ein Alleinstellungsmerkmal? Gibt es gruppenspezifische Unterschiede hinsichtlich der Rolle der Tracht im Kontext der Erinnerungskultur bei den deutschen Minderheiten aus dem östlichen Europa? Inwiefern sind aktuelle Entwicklungen auf dem Buchmarkt hinsichtlich des Stellenwerts der Tracht in der Kultur der Gegenwart aussagekräftig? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Expertengesprächs.
Vor allem die identitätspolitischen und ästhetischen Aspekte des Themas stießen auch beim Publikum auf ein großes Interesse und sorgten für anhaltende Diskussionen zwischen den Podiumsteilnehmern und den interessierten Gästen.
Kooperationspartner bei der Veranstaltung waren das Haus des Deutschen Ostens, der Berliner Senat, die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, der Volk Verlag München, die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und der Bezirk Mittelfranken.
Unser besonderer Dank gilt Rosina Reim: Ohne sie und ihren Einsatz für den Erhalt und die Pflege der Wischauer Tracht wären weder die beiden Buchprojekte noch diese Veranstaltung möglich gewesen!
Zu den beiden Büchern beim Volk Verlag München gelangen Sie hier.
Weiterführende Informationen zum Haus des Deutschen Ostens finden Sie hier.
In Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum in Gleiwitz / Muzeum w Gliwicach und dem Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens / Dom Pamięci Żydów Górnośląskich (Filiale des Stadtmuseums) veranstaltete die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung im September 2024 in Gleiwitz eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Deutsch-jüdisches Architekturerbe in Ostmitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung Schlesiens“.
Die Fachtagung stand konzeptionell in einer Reihe mit vorangegangenen Tagungen zu wenig bekannten Aspekten der deutschen Architektur- und Kunstgeschichte und, im breiteren Sinne, zu wenig erforschten und bekannten Seiten des deutschen Kulturerbes im östlichen Europa.
Während sich die bisherige Forschung in diesem Bereich vor allem auf die jüdische Sakralarchitektur, und insbesondere auf den Synagogenbau konzentrierte, der einen wichtigen Schwerpunkt der Tagung bildete, befasste sich die Konferenz in größerem Umfang mit der jüdischen Friedhofsarchitektur und Sepulkralkultur und den weltlichen Bauwerken. Im Tagungsort Gleiwitz/Gliwice ließen sich diese beiden letzteren, bisher weniger bekannten Aspekte der Kultur- und Architekturgeschichte der jüdischen Deutschen in Ostmitteleuropa gut exemplarisch nachvollziehen und veranschaulichen. So hat das Gleiwitzer Stadtmuseum seinen Sitz in einer großzügigen Stadtvilla aus dem späten 19. Jahrhundert, die von einer bekannten deutsch-jüdischen Industriellenfamilie erbaut wurde. Im Zentrum von Gleiwitz befindet sich ein modernistisches Kaufhaus aus den 1920er Jahren, das von Erich Mendelsohn (geb. 1887 im ostpreußischen Allenstein/Olsztyn), einem der berühmtesten Architekten des 20. Jahrhunderts, entworfen wurde. In unweit von Gleiwitz gelegenen Wiegschütz/Większyce steht ein prächtiges Schloss aus der Epoche des Historismus, erbaut von einer deutsch-jüdischen Bankiersfamilie aus Breslau.
Allein diese wenigen Beispiele zeigen, dass sich das architektonische Erbe der jüdischen Deutschen in Ostmitteleuropa (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) nicht auf die Sakralarchitektur beschränkt. Gleiwitz ist außerdem ein hervorragender Standort, um sich mit der jüdischen Friedhofsarchitektur und Sepulkralkultur zu beschäftigen. Die Eröffnung der Konferenz und das wissenschaftliche Symposium am Folgetag fanden in der ehemaligen Begräbnishalle der jüdischen Gemeinde, dem heutigen Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens, statt. Das Gebäude, ein Werk des Wiener Architekten Max Fleischer aus dem Jahr 1903, ist ein großartiges Beispiel für die jüdische Friedhofsarchitektur an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, das, besonders erwähnenswert, 2012-2016 ausschließlich aus den Stadtmitteln exzellent renoviert wurde. Außerdem befinden sich in Gleiwitz zwei gut erhaltene, große jüdische Friedhöfe, ein altes und ein neues, die die Entwicklung der jüdischen Sepulkralkultur im 19.-20. Jahrundert ausdrucksvoll veranschaulichen und dokumentieren.
Auf die Eröffnung der Konferenz am 18. Sept., bei der u. a. ein Grußwort des deutschen Generalkonsuls aus Breslau, Herrn Martin Kremer, verlesen wurde, und neben den beiden Partnerinstitutionen in Personen von Frau Karolina Jakowenko und Herrn Thomas Konhäuser, Herr Martin Lippa, der Vorsitzende der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien das Wort ergriff, folgte die Besichtigung der Dauerausstellung im Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens.
Am 19. Sept. fand ein ganztägiges wissenschaftliches Symposium zu verschiedenen Aspekten des architektonischen Erbes der jüdischen Deutschen in Ostmitteleuropa, verbunden mit der Besichtigung des neuen jüdischen Friedhofs in Gleiwitz statt.
Neue Synagoge in Breslau/Wroclaw – Baugeschichte und virtuelle Rekonstruktion – Karolina Jara M.A.
Revitalisierung von Synagogen in Tschechien und der Slowakei – Arne Franke M.A., Denkmalpfleger
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Gleiwitz, ihrer beiden Synagogen und der Begräbnishalle
Führung durch den neuen jüdischen Friedhof in Gleiwitz + Vortrag Dr. Slawomir Pastuszka
Am 20. Sept. begaben sich die Konferenzteilenehmer auf eine ganztägige Studienreise in den westlichen Teil Oberschlesiens, bei der jüdische Synagogen, Friedhöfe und profane Objekte in Neustadt/Prudnik, Zülz/Biała, Oberglogau/Głogówek, Wiegschütz/Większyce, Dembowa/Dębowa und Langendorf/Wielowieś besichtigt wurden (die Besichtigung der Synagoge in Jägerndorf/Krnov in Tschechien musste leider wegen der schlimmen Folgen der Flutkatstrophe am 15.9. entfallen). Den Schlussakkord der Konferenz bildete am 21. Sept. ein Spaziergang auf jüdischen Spuren durch Gleiwitz, bei dem u.a. der alte jüdische Friedhof und profane Architekturdenkmäler in Augenschein genommen wurden.
Interview mit Schriftsteller Piotr Fuglewicz zur Synagoge in Langendorf/Wielowies
Interview mit Tomasz Kandziora, Bürgermeister in Reinschdorf/Renska Wies über den Jüdischen Friedhof
An der Tagung nahmen neben polnischen und deutschen Wissenschaftlern Vertreter von bedeutenden polnischen Kulturinstitutionen, insbesondere Museumsleiter und -mitarbeiter und NGO-Vertreter aus Warschau und Oberschlesien, sowie Vertreter der deutschen Minderheit und deren Kultureinrichtungen (Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit Gleiwitz/Oppeln/Opole und Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen Minderheit in Polen mit Sitz in Oppeln) teil.
Die Konferenz rückte das deutsch-jüdische kulturelle Erbe in Ostmitteleuropa – unter besonderer Berücksichtigung von Schlesien – im Geiste der Völkerverständigung in einem vereinten Europa in das Blickfeld der Öffentlichkeit und leistete damit einen Beitrag dazu, dieses wichtige, völkerverbindende Erbe zu schützen und zu bewahren.
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75 Jahre Grundgesetz, 35 Jahre Mauerfall, 35 Jahre Demokratiebewegung, in Osteuropa und 200 Jahre Beethovens 9. Symphonie: Um diese Jahrestage zu würdigen und damit auch ein deutliches Zeichen gegen Flucht, Vertreibung und Deportation und gegen Antisemitismus zu setzten und gleichzeitig für Völkerverständigung und für Solidarität mit der Ukraine einzutreten fand in der Berliner Gethsemanekirche ein Friedenskonzert statt, dass nachhaltig von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Ansprechperson des Berliner Senats für Deutsche aus Russland, Spätaussiedler und Vertriebene Walter Gauks, als Kooperationspartner unterstützt wurde. Initiator und Veranstalter war der Zamirchor Bayreuth, der bereits Konzerte beim Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen in New York und Genf gegeben hat.
Ludwig van Beethoven (1770–1827) 9. Symphonie, 4. Satz
Uraufführung „Dreamzoned“ des aufstrebenden Hollywood-Filmmusik-Komponisten Lukas Geppert
Auszug aus „Ein Überlebender aus Warschau“ von Arnold Schönberg
Werner Richard Heymann (1896–1961): Irgendwo auf der Welt und Janusz Wojtarowic (*1982): Das Herz
Sängerin: Helena Goldt; Ensemble Con:Trust: Marius Staible und Daniel Rot
Chöre aus Deutschland, Italien, Bulgarien und Israel wurden begleitet von der klassischen Philharmonie Bonn und Musikerinnen der transkarpatischen Regionalphilharmonie aus Ushgorod (Ukraine). Ebenfalls traten Musiker aus den Reihen der Spätaussiedler auf. Dirigent war der südkoreanische Musiker Youngkwang Jeon.
Im Rahmen des Konzertes hielten Max Landero Staatssekretär für Integration, Antidiskriminierung und Vielfalt (verlesen vom Geschäftsführer der Kulturstiftung), Reinfried Vogler, Ehrenvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Walter Gauks, Ansprechpartner des Berliner Senats für Deutsche aus Russland, Spätaussiedler und Vertriebene, der europapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Thomas Hacker MdB und Ron Prosor Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschlands ein Grußwort.
Zum Grußwort des Ehrenvorsitzenden der Kulturstiftung, Reinfried Vogler, gelangen Sie hier.
Das musikalische Programm selbst stand für Frieden, Freiheit und Demokratie:
Beethovens 9. Symphonie (4. Satz), heute Hymne der Europäischen Union und des Europarates, steht seit seiner Uraufführung vor 200 Jahren für Freiheit und Brüderlichkeit. Sie ist heute mehr denn je ein Symbol unserer europäischen Wertegemeinschaft, basierend auf Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte.
Schönbergs Komposition „Ein Überlebender aus Warschau“ erinnert an den menschenverachtenden Holocaust und ist Mahnung zugleich, dass Antisemitismus in jeglicher Form keinen Platz mehr in Deutschland, Europa und der Welt haben dürfen. Gleichzeitig erinnert das aufgeführte Werk auch an den Warschauer Aufstand vom 1. August bis zum 2. Oktober 1944 – neben dem Slowakischen Nationalaufstand eine der größten Erhebungen gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft.
Die Uraufführung „Dreamzoned“ des aufstrebenden Hollywood-Filmmusik-Komponisten Lukas Geppert verwebt hingegen interkulturelle musikalische Motive, schlägt emotionale Brücken und bringt die verbindende Kraft der Kultur über Staatgrenzen hinaus musikalisch zum Ausdruck.
Und schließlich standen die Lieder „Irgendwo auf der Welt“ von Werner Richard Heymann und „Das Herz“ von Janusz Wojtarowic für „Heimat“ und erinnern damit auch daran, dass Flucht und Vertreibung keinen Platz mehr in Europa und der Welt haben dürfen – dass das Recht auf die Heimat bewahrt und geschützt werden muss.
Vorstandsvorsitzender Dr. Gierlich: „Krieg, Flucht, Vertreibung, Menschenverachtung, darunter jegliche Form von Antisemitismus, dürfen keinen Platz mehr in Europa haben. Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen fühlt sich im Geiste der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950, des Grundgesetzes und der Europäischen Union gleichermaßen dazu verpflichtet, mit ihren Symposien, Begegnungstagungen und grenzüberschreitenden Kulturprojekten im In- und Ausland als Brückenbauer auch ihren Beitrag für ein geeintes und friedensstiftendes Europa auf der Basis der Partnerschaft freier Völker zu leisten. Grundgesetz, Charta und §96 Bundesvertriebenengesetz sind innerer Kompass der Kulturarbeit der Kulturstiftung, die das deutsche kulturelle Erbe im östlichen Europa als Teil einer gesamt europäischen Kultur- und Geistesgeschichte versteht: Denn Kultur verbindet nicht nur Menschen, sondern sie hat eine verbindende Kraft über Staatsgrenzen hinaus. Gerne hat die Kulturstiftung daher das Friedenskonzert unterstützt, um damit 75 Jahre Grundgesetz zu würdigen, 35 Jahre Fall der Berliner Mauer und des demokratischen Umbruchs in Osteuropa, durch den sich der Auftrag nach §96 BVFG im östlichen Europa überhaupt erst vollends entfalten konnte. Es gilt ein Zeichen des Friedens, gegen Antisemitismus und für ein gemeinsames Europa zu setzen.“
]]>Einen erfolgreichen Start ihrer neuen „Forschungen zur Geschichte ethnischer Vertreibung“ konnte die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung ein Jahr nach Erscheinen des ersten Bandes der Reihe in Berlin jetzt würdigen. Wie der Vorsitzende, Dr. Ernst Gierlich, bei der jüngsten Vorstandssitzung erklärte, zeigten dies eindrücklich die Reaktionen auf die Studie des Regensburger Geschichtsprofessors Manfred Kittel über „Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen“ (Obertitel: „Die zwei Gesichter der Zerstörung“)
Der Historiker Prof. Dr. Peter Steinbach, langjähriger Leiter der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand, sieht in Kittels Buch eine „kongeniale Würdigung“ des Vaters der UN-Genozidkonvention („Das historisch-politische Buch“). Das Werk gehe die Bezüge zwischen UN-Konvention und Vertreibungen „bemerkenswert differenziert“ an und sei auch geeignet, den heute „fast inflationär“ verwendeten Genozidbegriff „inhaltlich [zu] präzisieren“.
Der Jurist Prof. Dr. Eckart Klein, ehem. Direktor des Menschenrechtszentrums der Universität Potsdam, würdigt besonders die „gelungene Unterscheidung“ zwischen Ausrottungs- und Zerstörungsgenozid, die das neue Buch unter Berufung auf Lemkin selbst vornimmt („MenschenRechtsMagazin“). Dessen Terminus setze nämlich nicht physische Ausrottung voraus; und der Wortlaut der UN-Konvention lasse es ebenfalls zu, auch Zerstörungsgenozide, also die Zerstörung von Gruppen als solchen, als „crime of crimes“ zu charakterisieren.
Nach dem Urteil des Theologen Tilman A. Fischer („Die Tagespost“) eröffnet Kittels Unterscheidung zwischen Ausrottung und Zerstörung den Weg, Vertreibungen ebenso wie die Verbrechen an den Herero als Zerstörungsgenozid einzustufen, „ohne den Ausrottungsgenozid der Shoa hierdurch zu relativieren“. Letztlich verfolge das Buch auch ein menschenrechtspolitisches Anliegen mit Blick etwa auf die Ukraine. Lemkins Genozidbegriff könne auch schon eher präventiv zum Schutz ethnischer und religiöser Gruppen eingesetzt werden, selbst wenn die Angriffe auf sie nicht auf eine vollständige körperliche Ausrottung hinausliefen.
Der Vorsitzende des Zentrums gegen Vertreibungen, Dr. Christean Wagner (Wiesbaden), sprach bei der Vorstellung des Buches von einem „außergewöhnlichen Werk“. Es schließe große Wissenslücken, über deren Existenz in der deutschen Gesellschaft er „als ehemaliger hessischer Kultusminister unglücklich“ sei, und bringe einem Lemkins viel zu wenig bekannte Verdienste um die völkerrechtliche Bewertung der Vertreibung der Deutschen nahe. Auch die deutschen Vertriebenen seien im Sinne der breiten Definition Lemkins Opfer eines Genozids geworden.
Mit Bezug auf eine Rezension des Innsbrucker Völkerrechtlers Peter Hilpold („europa ethnica“) erklärte Dr. Gierlich: Auch er gehe davon aus, dass Kittels „sehr spannend“ geschriebenes Buch über Lemkin und den Genozid „über Fachkreise hinaus“ Anerkennung finden werde. Ein weiterer Band der beim renommierten Verlag Duncker & Humblot erfolgreich gestarteten Reihe (zum Beitrag der Kirchen für die Integration der Heimatvertriebenen) sei bereits in Vorbereitung.
]]>Der diesjährige zentrale Auftakt zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen fand am 24. August 2024 unter dem Leitwort „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene: Gemeinsam für ein friedliches Europa“ als Präsenzveranstaltung im Französischen Dom am Gendarmenmarkt in Berlin statt. Auch in diesem Jahr waren zahlreiche deutsche Heimatvertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler – Vertreter der Erlebensgeneration und ihre Nachkommen – sowie Partner aus dem Bereich der deutschen Minderheiten, aus Politik, Kultur und Gesellschaft in der Bundeshauptstadt zusammenkommen. Aufgrund des Anschlags in Solingen wurde die Hauptrednerin, die Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, die an diesem Tag nach Solingen fuhr, von Staatssekretärin Juliane Seifert vertreten. Neben Staatssekretärin Juliane Seifert sprach auch der ehemalige Präsidenten der Republik Lettland, Egils Levits, zu den Gästen.
Wie in jedem Jahr nahmen auch Mitglieder von Kuratorium und Vorstand der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen sowie der Geschäftsführer an diesem wichtigen Gedenktag teil.
In ihren Ansprachen gingen sowohl BdV-Präsident Fabritius, als auch Staatspräsident Levits auch auf die Arbeit der Kulturstiftung ein, die mit einer Fortführung der Bundesförderung erhalten werden müsse.
Vorstandsvorsitzender Dr. Ernst Gierlich und Geschäftsführer Thomas Konhäuser gemeinsam mit dem ehemaligen Staatspräsidenten von Lettland Eglis Levits
Vorstandsvorsitzender Dr. Ernst Gierlich und Geschäftsführer Thomas Konhäuser gemeinsam mit den Landesbeauftragten im Freistaaat Sachsen, Dr. Jens Baumann, im Freistaat Bayern, Dr. Petra Loibl MdL, im Land Hessen, Andreas Hofmeister MdL, im Land Nordrhein-Westfalen, Heiko Hendriks, und den Ansprechpartner im Berliner Senat, Walter Gauks
Programm
Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt, 24. August 2024, ab 12 Uhr
Begrüßung
Dr. Bernd Fabritius
Präsident
Festrede
Juliane Seifert
Staatssekretärin, Bundesministerin des Innern und für Heimat
Ansprache
Dr. Bernd Fabritius
Präsident
Ansprache
Egils Levits
Präsident der Republik Lettland a.D.
Geistliches Wort und Gedenken
Prälatin Dr. Anne Gidion
Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesregierung und der Europäischen Union
Kranzniederlegung an der „Ewigen Flamme“
Traditionell fand im Anschluss an die zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat in der Französischen Friedrichsstadtkirche die feierliche Kranzniederlegung an der „Ewigen Flamme“, am Mahnmal der deutschen Heimatvertriebenen auf dem Theodor-Heuss-Platz, statt. Neben Gedenkworten von BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius und dem Berliner BdV- Landesvorsitzenden, Staatssekretär a.D. Rüdiger Jakesch,.
Bereits am Vortag fand die BdV-Bundesversammlung statt, wo die Kulturstiftung kooptiertes Mitglied ist und an der stellverstretend Vorstandsvorsitzender DR. Ernst Gierlich teilnahm. Im Rahmen der Bundesversammlung wurde der Ehrenvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Reinfried Vogler, mit der Wenzel-Jaksch-Medaille des Bundes der Vertriebenen ausgezeichnet, die an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich in besonderer Weise um die deutschen Vertriebenen verdient gemacht haben.
]]>Der Ehrenvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Reinfried Vogler, wurde in Berlin mit der Wenzel-Jaksch-Medaille des Bundes der Vertriebenen ausgezeichnet, die an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich in besonderer Weise um die deutschen Vertriebenen verdient gemacht haben.
Die Auszeichnung ist nach dem böhmischen Sozialdemokraten Wenzel Jaksch benannt, der von 1964 bis zu seinem Unfalltod 1966 Präsident des Bundes der Vertriebenen war. Wenzel Jaksch musste vor den Nationalsozialisten nach Großbritannien fliehen, wo er vergeblich gegen die Vertreibungspläne von Beneš kämpfte. 1953 kam er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag, wo er sich in der Vertriebenenarbeit große Verdienste erwarb. Reinfried Vogler kannte Wenzel Jaksch noch persönlich und sein Wirken sei auch ihm Vorbild und Kompass für seinen Einsatz für die Sudentendeutsche Landsmannschaft und den Bund der Vertriebenen gewesen.
In seiner Laudatio würdigte BdV-Präsident Dr. Fabritius die jahrzehntelangen Verdienste von Reinfried Vogler
Der Ehrenvorsitzende der Kulturstiftung Reinfried Vogler bei seiner Anssprache
Ehrenvorsitzender Reinfried Vogler und seine Ehefrau umringt von Vorstandsvorsitzenden Dr. Ernst Gierlich, Geschäftsführer Thomas Konhäuser, AGDM-Sprecher Bernard Gaida und Vertretern der Landsmannschaften
]]>Im Rahmen einer Feierstunde, erinnert die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge alljährlich an die Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5.August 1950 in Stuttgart. Dazu hatten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Teilnehmer an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart zusammengefunden.
An der Feierstunde nahmen seitens der Kulturstiftung Vorstandsvorsitzender Dr. Ernst Gierlich und Geschäftsführer Thomas Konhäuser teil. Dabei erörterten Sie mit Philipp Amthor MdB auch eine Fortführung der Bundesförderung für die Kulturstiftung über das Jahr 2024 hinaus
Unter den Gästen konnte der Landesvorsitzende der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Christoph Zalder, auch Vertreter aus der Politik wie die CDU- Landtagsabgeordneten Raimund Haser und Konrad Epple, den ehemaligen Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland MdEP a.D., CDU-Alt-Regionalrat Hans-Werner Carlhoff und die Stuttgarter CDU-Alt-Stadträte Bärbel Häring und Manfred Zaiß begrüßen. Aber auch der Vorsitzende des Sudetendeutschen Heimatrates, Franz Longin MdL a.D. (CDU), der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Hartmut Liebscher, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bürgermeister Klaus Hoffmann und Vertreter aus der Kulturstiftung der Vertriebenen wie Geschäftsführer Thomas Konhäuser, der ehemalige Geschäftsführer und heutige Vorstandsvorsitzende Dr. Ernst Gierlich und der Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Dapper, hatten sich zur Feierstunde an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses eingefunden, um der Festrede des Stellvertretenden Vorsitzenden der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Philipp Amthor MdB (CDU) beizuwohnen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Bläsergruppe Feuerbach.
Der UdVF-Landesvorsitzende Christoph Zalder, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der Ost-und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU ist, erinnerte in seinen Begrüßungsworten an die Versammlung im Ehrenhof des Neuen Schlosses zur Verkündung der Charta vor 74 Jahren, bei der auch seine Eltern zugegen waren und mit der die Heimatvertriebenen ein Zeichen der Versöhnung, des Friedens und der Zukunft setzten.
Festredner Philipp Amthor MdB (CDU) würdigte dann an der Gedenktafel vor dem Neuen Schloss auf dem Stuttgarter Schlossplatz, den 74.Jahrestag der Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ vom 5.August 1950 und machte deutlich, dass die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ unzweifelhaft zu den grundlegenden politischen Dokumenten Nachkriegsdeutschlands gehöre. Dabei lobte der Christdemokrat aus Mecklenburg-Vorpommern auch den Weitblick, den die Heimatvertriebenen schon damals mit der Verkündung der „Charta“ besaßen. So sprachen sie sich neben dem Verzicht auf Rache und Vergeltung vor allem auch für die Unterstützung der Herbeiführung eines freien und geeinten Europas und die Beteiligung am Wiederaufbau Deutschlands und Europas aus. Keine Selbstverständlichkeit angesichts dessen, was die Menschen durch die Vertreibung aus ihrer Heimat erleiden mussten. „ Deshalb müsse sich auch weiterhin die Menschlichkeit durchsetzen und nicht Zorn und Hass“, so der Christdemokrat weiter, der sich die Zivilität und Humanität von damals auch für heute wünsche. Aber auch das Recht auf Heimat war den Verfassern der „Charta“ ein wichtiges Anliegen, das heute im Hinblick auf die Vertreibungen und ethnischen Säuberungen in der Welt, Bestandteil internationalen Rechts sei. In diesem Zusammenhang machte Philipp Amthor auf die Landesverfassung von Baden-Württemberg aufmerksam, in der schon im Jahre 1953 unter Artikel 2 (2) niedergeschrieben wurde, dass sich Baden-Württemberg zu einem unveräußerlichen Recht auf Heimat bekenne. Der Festredner lobte in diesem Zusammenhang auch den Aufbauwillen und die Integrationskraft der deutschen Heimatvertriebenen, die man sich heute von manchen Zuwanderergruppen, die Zuflucht in Deutschland finden, wünschen würde. „Wir brauchen wieder eine Mentalität des Leistens und Schaffens“, so der engagierte Christdemokrat. Die deutschen Heimatvertriebenen hätten diese Mentalität vorgelebt und sie zu Leistungsträgern der deutschen Nachkriegszeit gemacht, mit der sie tatkräftig und in verdienstvoller Weise am Aufbau der Demokratie, der Wiederbelebung einer freiheitlichen Gesellschaft und vor allem an der Schaffung der größten Volkswirtschaft in Europa mitgewirkt haben. Dabei erwähnte der Festredner auch anerkennend die tätige und verantwortliche Mitarbeit der Vertriebenenverbände, ohne die eine Eingliederung der Heimatvertriebenen in dieser Form nicht gelungen wäre.
An dieser Stelle hob der Christdemokrat hervor, dass es schon immer die Union gewesen sei, die sich für die Bewahrung und Pflege des geschichtlichen und kulturellen Erbes der Deutschen in Mittel-und Osteuropa eingesetzt habe. So unterhalte seit 1949 einzig die CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine Arbeitsgruppe, die sich allein mit den Anliegen der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten beschäftige und deren Stellvertretender Vorsitzender er seit 2019 ist.
Doch müsse die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ als bedeutendes Dokument der Zeitgeschichte im „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin auch endlich den prominenten Platz bekommen, den das „Grundgesetz der deutschen Heimatvertriebenen“ verdient habe.
Der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Hartmut Liebscher, bedankte sich in seinem Schlusswort für die eindrücklichen Worte des Festredners und lud schon einmal für die Jubiläumsveranstaltung zum 75. Jahrestag der Verkündung der Charta im kommenden Jahr ein, zu der auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz erwartet wird.
Pressemitteilung Helmut Heisig- UdVF – Baden-Württemberg
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