| Stadt- und Landkreis Graudenz
Zugehörigkeit staatlich: bis 1919 Land Preußen, Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Marienwerder 1919-1939 Polen, 26. 10. 1939 - 1945 Reichsgau Danzig-Westpreußen, Regierungsbezirk Marienwerder Zuständ. Justiz (1894): Amtsgericht Graudenz, Landgericht Graudenz, Oberlandesgericht Marienwerder Zuständ. Justiz (1942): Amtsgericht Graudenz, Landgericht Graudenz, Oberlandesgericht Danzig Zuständ. Militärdienst 1885: I. Armeekorps Zugehörigkeit ev. Kirche: Evangelische Kirche der altpreußischen Union (Hinweis Kirchenbücher)
a) Stadt bzw. Stadtkreis Graudenz (früher Grodeck)
Stadtbeschreibung nach Neumann 1894: Gelegen auf dem hohen rechten Ufer der Weichsel, hart am Strom; Militär: Stab der 35. Division, der 69. Infanterie- und der 35. Kavallerie-Brigade, Kommandantur, hier und in der Festung Graudenz 3 Bat. Inf. Nr. 14, 2 Bat. Nr. 41, 2 Abt. Feldartillerie Nr. 35; Bahnhof der Linien Laskowitz-Graudenz und Thorn-Marienburg der Preußischen Staatsbahn, letztere mit 1197 m langer Weichselbrücke; Reichsbankstelle mit einem Umsatz von 4.724.800 Mark im Jahr 1892; Vorschussverein, Landwirtschaftlicher Kreditverein, Landratsamt, Land-, Schwur- und Amtsgericht, evangelische und katholische Pfarrkirche, Garnisonkirche, 2 Synagogen, evangelisches Gymnasium, Realschule, katholisches Schullehrerseminar, 3 Waisenhäuser, 3 Hospitäler, Zuchthaus, Eisengießereien und Maschinenfabriken; Herstellung von Tapisseriewaren, Zigarren und Tabak, Bürsten, Schuhwaren, Wagen etc.; Dampfsägemühle, Schifffahrt; Handel mit Getreide, Wolle, Vieh etc.; der Schloßberg hart an der Weichsel mit Burgresten, schönen Anlagen und Rundschau, Wasserleitung (Trinke) aus der Ossa; Geschichte: Graudenz, das alte Grodeck, war schon zur Heidenzeit vorhanden und erhielt 1291 deutsche Stadtrechte; 2 km nördlich von Graudenz auf hohem Hügel hart an der Weichsel die ehemalige, nicht zur Stadt Graudenz gehörige Festung Graudenz mit 2.205 Einwohnern und eigenem Postamt, die 1772-76 Friedrich dem Großen angelegt, 1807 von Courbière tapfer verteidigt wurde, jetzt aber geschleift ist.
Einwohner Stadt bzw. Stadtkreis Graudenz 14.522 (1875) 17.321 (1880) 17.336 (1885) 20.385 (1890), davon 13.171 Evangelische, 6.152 Katholiken, 810 Juden und 252 Sonstige (150 Polen) 32.727 (1900), davon 21.116 Evangelische, 10.415 Katholiken und 1.196 Sonstige einschl. Juden 40.325 (1910), davon 25.493 Evangelische, 13.612 Katholiken und 1.220 Sonstige einschl. Juden
Die Reichstagswahlen von im Wahlkreis Graudenz-Strasburg | 1907 | 1912 | Nationalliberal | 49,8 % | 48,2 % | Zentrum | 0,2 % | 0,5 % | Polenpartei | 44,9 % | 43,5 % | SPD | 5,1 % | 5,2 % | Unbestimmt | - | 2,6 % | Zersplittert | 0,0 % | 0,0 % |
b) Landkreis Graudenz
Einwohner Landkreis Graudenz Einschl. Stadt Graudenz: 63.250 (1890), davon 36.903 Evangelische, 24.742 Katholiken, 1.273 Juden und 332 Sonstige (17.000 Polen) Ohne Stadt Graudenz: 42.865 (1890), davon 23.732 Evangelische, 18.590 Katholiken, 463 Juden und 80 Sonstige (16.850 Polen) 44.072 (1900), davon 22.660 Evangelische, 20.980 Katholiken und 432 Sonstige einschl. Juden 48.818 (1910), davon 25.234 Evangelische, 22.659 Katholiken und 925 Sonstige einschl. Juden
Ortsverzeichnis:
Adamsdorf: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Gottersfeld) 439 Einwohner (1885)
Annaberg: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Nitzwalde) 206 Einwohner (1885)
Adlig Dombrowken, Gutsbezirk
Adlig Klodtken, Gutsbezirk
Adlig Neumühl, Gutsbezirk
Adlig Rehwalde,
Adlig Schönau
Adlig Schönau, Gutsbezirk
Alt-Blumenau
Altvorwerk
Bialoblott (Groß- und Klein-Bialoblott), Rittergut und Vorwerk: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Königlich-Rehwalde) 319 Einwohner (1885)
Bliesen
Blysinken, Gutsbezirk
Bogdanken, Gutsbezirk
Boguschau, Gutsbezirk
Braunsfelde
Buden, Gutsbezirk
Bukowitz
Burg Belchau, Gutsbezirk
Conradsfelde
Czeplinken
Debenz, Gutsbezirk
Deutsch-Wangerau
Engelsburg, Gutsbezirk
Feste Courbière, Gutsbezirk
Frankenhayn, Gutsbezirk
Fürstenau
Gatsch
Gawlowitz, Gutsbezirk
Gottschalk, Gutsbezirk
Grabowitz
Graudenz, Forst: 2.093 Einwohner (1875) 2.121 Einwohner (1880)
Groß-Ellernitz, Gutsbezirk
Groß-Kabilunken
Groß-Leistenau
Groß-Partenschin
Groß-Schönbrück
Groß-Schönwalde, Gutsbezirk
Groß-Tarpen
Groß-Tarpen (Vorwerk), Gutsbezirk
Groß-Thiemau, Gutsbezirk
Groß-Wolz
Grüneberg, Gutsbezirk
Grutta
Gubin, Gutsbezirk
Hannowo
Hansfelde, Gutsbezirk
Hansguth, Gutsbezirk
Hoheneichen, Gutsbezirk
Hutta
Jakobkau
Jammi, Gutsbezirk
Jankowitz
Kalmusen, Gutsbezirk
Karlshof, Gutsbezirk
Kittnau, Gutsbezirk
Kittnowko, Gutsbezirk
Klein-Ellernitz, Gutsbezirk
Klein-Kunterschein, Gutsbezirk
Klein-Leistenau
Klein-Schöndorf
Klein-Schönwalde, Gutsbezirk
Klein-Tarpen
Klein-Thiemau
Klein-Wolz
Klodtken (Mühle), Gutsbezirk
Königlich Buchwald
Königlich Dombrowken
Königlich Lindenau
Königlich Pienken
Königlich Rehwalde
Königlich Schönau
Körberrode, Gutsbezirk
Koslowo
Kressau, Gutsbezirk
Lessen, Stadt: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Lessen; Geographie: gelegen am gleichnamigen See; Besonderheiten 1894: Bahnhof der Linie Garnsee-Lessen der Preußischen Staatsbahn; Vorschussverein, Gerichtstag, evangelische und katholische Pfarrkirche, Ackerbau) 2.342 Einwohner (1875) 2.286 Einwohner (1880) 2.190 Einwohner (1890), davon 540 Evangelische, 1.414 Katholiken und 230 Juden
Lindenau, Gutsbezirk
Lindenthal
Lissakowo, Gutsbezirk
Ludwigsort, Gutsbezirk
Marusch, Gutsbezirk
Massanken
Melno, Gutsbezirk
Mendritz, Gutsbezirk
Mockrau
Neu-Blumenau
Neubrück
Neudorf
Neuhof
Niedereichen
Niederhof
Nitzwalde
Nogath
Nonnen-Kabilunken
Oberhof, Gutsbezirk
Okonin
Ollenrode, Gutsbezirk
Orle, Gutsbezirk
Ossowken, Gutsbezirk
Parsken
Pastwisko
Piasken
Plement
Plessen
Polnisch Wangerau
Prenzlawitz
Prenzlawitz, Gutsbezirk
Ramutken, Gutsbezirk
Rehden, Stadt: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Rehden; Geographie: gelegen am Schloßsee; Geschichte: Stadt und Schloss Rehden entstanden 1234 aus dem heidnischen Radzin; Besonderheiten 1894: Vorschussverein, Gerichtstag, evangelische und katholische Pfarrkirche, Präparandenanstalt, schlechtes Trinkwasser in der Umgebung wegen der großen Tonmassen) 1.870 Einwohner (1885)
Rehden, Gutsbezirk: (1894 Amtsgericht Graudenz, Post Rehden; Besonderheiten 1894: Schlossruine) 188 Einwohner (1885)
Richnowo
Rittershausen
Roggenhausen
Rondsen, Gutsbezirk
Rosenthal
Rudnick
Sackrau
Sallno, Gutsbezirk
Sarnowken, Gutsbezirk
Sarosle
Sawdin, Gutsbezirk
Schadau, Gutsbezirk
Scharnhorst, Gutsbezirk
Schloß Leistenau, Gutsbezirk
Schloß Roggenhausen, Gutsbezirk
Schöntal
Schönwalde (Probstei), Gutsbezirk
Schötzau, Gutsbezirk
Schwenten, Gutsbezirk
Schwetz
Schwetz, Gutsbezirk
Seehausen, Gutsbezirk
Sellnowo
Skarschewo
Skurjew, Gutsbezirk
Slupp
Slupp (Mühle), Gutsbezirk
Stanislawo
Szczepanken
Tannenrode
Taubendorf, Gutsbezirk
Tursnitz, Gutsbezirk
Tusch
Viktorowo, Gutsbezirk
Voßwinkel
Waldowken, Gutsbezirk
Weburg
Weißheide
Weißheide, Forstgutsbezirk
Weißhof
Widlitz, Gutsbezirk
Wiedersee, Gutsbezirk
Wossarken
Zawda-Wolla
Quellen und Literatur
Das Deutsche Ortsbuch. Vollständiges Gemeindelexikon enthaltend alle selbständigen Ortschaften und Gutsbezirke (etwa 70.000 politische Gemeinden) im deutschen Reichsgebiet unter Berücksichtigung der in Ausführung der Friedensbedingungen erfolgten Landesabtretungen an Belgien, Danzig, Dänemark, Frankreich, das Memelgebiet, Polen und die Tschecho-Slowakei nebst Angabe der zuständigen Amtsgerichte, Verwaltungsbehörden, Landgerichte, Oberlandesgerichte, Regierungsbezirke, des Staatsgebiets und der Einwohnerzahlen. Herausgegeben von Friedrich Müller. Nächstebreck/Kreis Schwelm, 1920.
Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.
Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1880. Berlin, 1883. Statistik des Deutschen Reichs. Band 109: Berufs- und Gewerbezählung vom 14. Juni 1895. Berufsstatistik der kleineren Verwaltungsbezirke. Berlin, 1897. Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903. Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reiche am 1. 12. 1910. Berlin, 1915. Statistik des Deutschen Reichs. Band 250: Die Reichstagswahlen von 1912. Berlin, 1913.
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.
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