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Die AfD und die unteren Statuslagen. Eine Forschungsnotiz zu Holger Lengfelds Studie Die „Alternative für Deutschland“: eine Partei für Modernisierungsverlierer? | KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Skip to main content
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Die AfD und die unteren Statuslagen. Eine Forschungsnotiz zu Holger Lengfelds Studie Die „Alternative für Deutschland“: eine Partei für Modernisierungsverlierer?

The AfD and the low Social Strata. A Research Note on Holger Lengfeld’s Study The “Alternative für Deutschland”: a Party for Losers of Societal Modernisation?

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Zusammenfassung

In seinem im Juni 2017 in dieser Zeitschrift erschienen Aufsatz wird von Holger Lengfeld empirisch gezeigt, dass „Modernisierungsverlierer“ keine stärkere AfD-Wahlabsicht aufweisen als andere Personengruppen. Dies belegt er mit im November 2016 von infratest dimap erhobenen Daten. Die Befunde des Aufsatzes wurden mittlerweile massenmedial breit rezipiert, wobei oft unterging, dass die von Lengfeld genutzten Daten eine Reihe von Besonderheiten aufweisen. In der vorliegenden Forschungsnotiz untersuche ich die AfD-Wahlabsicht auf Basis der zwischen April und September 2016 erhobenen Daten der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS), die besser zur Analyse der AfD-Wahlabsicht geeignet sind. Auf Grundlage dieser Daten kann ich zeigen, dass „Modernisierungsverlierer“ tendenziell eine stärkere AfD-Wahlabsicht haben als Personen aus höheren bzw. hohen Statuslagen.

Abstract

In the June 2017 issue of this Journal, Holger Lengfeld showed empirically that “losers of societal modernisation” do not have a stronger intention to vote for AfD than others. His analyses are based on survey data collected by infratest dimap in November 2016. The mass media reported extensively on the results of this study, however, without mentioning that the survey used by Lengfeld has some specific features. In the present research note, I investigate the intention to vote for AfD on the basis of data of the German General Social Survey (ALLBUS), which were collected between April and September 2016. This survey is better suited to study the intention to vote for AfD. On the basis of this survey, I can show that “losers of societal modernisation” have a stronger intention to vote for AfD than people of higher/the high social strata.

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Notes

  1. Häufig werden sozio-kulturelle Erklärungen der Wahl rechtspopulistischer Parteien als Alternative zu sozio-ökonomischen Erklärungen herangezogen (Bornschier und Kriesi 2013). Es ist jedoch möglich, dass sozio-ökonomische „Modernisierungsverlierer“ gleichzeitig eine kulturelle Abwertung erfahren und auch zu sozio-kulturellen „Modernisierungsverlierer“ werden (Gidron und Hall 2017; Hochschild 2017; Reckwitz 2017).

  2. Im Detail heißt dies, dass vom Bruttosample (3490 Befragte) 219 Personen ausgeschlossen werden, die angaben, über keine deutsche Staatsbürgerschaft zu verfügen, sowie weitere 150 Personen mit fehlendem Wert (verweigert, keine Angabe) bei der Frage zur Wahlabsicht.

  3. Da beim Einkommen ein relativ großer Anteil fehlender Werte vorliegt (11,4 %), werden Personen ohne Einkommensangabe als eigenständige Kategorie der Einkommensschicht mit in die Analysen aufgenommen. Auch dies entspricht dem Vorgehen Lengfelds, wobei sich der Anteil der fehlenden Einkommenswerte in den von mir genutzten Daten in einer ähnlichen Größenordnung bewegt wie der entsprechende Anteil in Lengfelds Daten.

  4. Während Lengfeld subjektive Deprivation darüber misst, ob sich die Befragungsperson als Gewinner oder Verlierer der gesellschaftlichen Entwicklung sieht (oder weder als Gewinner noch als Verlierer), verwende ich die Information dazu, ob die Befragungsperson denkt, sie würde – im Vergleich zu anderen in Deutschland – mehr als ihren gerechten Anteil, ihren gerechten Anteil oder weniger als ihren gerechten Anteil erhalten.

  5. Es muss jedoch erwähnt werden, dass sich auch einige Personen mit sehr hohen Einkommen unter den potenziellen Wählern der AfD befinden. Dies drückt sich in einer vergleichsweise hohen Ungleichheit der Einkommen in dieser Gruppe aus (siehe letzte Zeile in Tab. 5).

  6. Neben diesen eher ökonomischen Motiven können auch kulturelle Motive (etwa der Wunsch nach kultureller Homogenität) relevant sein. Beide Motive können gemeinsam auftreten. So kann die Ablehnung von Zuwanderung sowohl einen finanziellen und gerechtigkeitsbezogenen Aspekt haben als auch einen kulturellen Aspekt. Dem gutsituierten Teil der Mittelschicht mag zudem der neoliberale Kurs der AfD in der Steuerpolitik entgegenkommen.

  7. Diese Analysen wurden zusätzlich auch mit Hilfe der KHB-Methode durchgeführt, die oft für Mediationsanalysen auf Basis von nicht-linearen Regressionsmodellen empfohlen wird (Karlson et al. 2012; Kohler et al. 2011). Die entsprechenden Resultate bestätigen meine hier vorgestellten Ergebnisse. Zusätzliche deskriptive Analysen zeigen zudem, dass der Anteil der subjektiv deprivierten Personen in den niedrigsten Bildungs‑, Berufs- und Einkommensgruppen am höchsten ist.

  8. Der Anteil von potenziellen AfD-Wählern liegt, unter Anwendung dieser Datenmodifikation, für die untere Einkommensschicht bei 11 %, für die mittlere Einkommensschicht bei 10,1 % und für die obere Einkommensschicht bei 7,9 % (für die ursprünglichen Werte siehe Tab. 2).

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Tab. 4 Variablenbeschreibung sowie Verteilungen und Fallzahlen in der Bruttostichprobe. (Quelle: ALLBUS 2016, Version 2.1.0; eigene Berechnungen, ungewichtet)
Tab. 5 Zusammensetzung der Wählerschaft nach Nettoäquivalenzeinkommen. (Quelle: ALLBUS 2016, Version 2.1.0; eigene Berechnungen, gewichtet, Fallzahl (ungewichtet): 2234)

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Lux, T. Die AfD und die unteren Statuslagen. Eine Forschungsnotiz zu Holger Lengfelds Studie Die „Alternative für Deutschland“: eine Partei für Modernisierungsverlierer?. Köln Z Soziol 70, 255–273 (2018). https://doi.org/10.1007/s11577-018-0521-2

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