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Couleur

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Couleur (Deutsch)

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Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ die Couleur die Couleurs die Couleuren
Genitiv der Couleur der Couleurs der Couleuren
Dativ der Couleur den Couleurs den Couleuren
Akkusativ die Couleur die Couleurs die Couleuren
[4] Couleur auf und rechts neben der Mütze

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

Kouleur, Koulör, Kulör

Worttrennung:

Cou·leur, Plural 1: Cou·leurs, Plural 2: Cou·leu·ren

Aussprache:

IPA: [kuˈløːɐ̯]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Couleur (Info)
Reime: -øːɐ̯

Bedeutungen:

[1] veraltet: durch den sichtbaren Teil der elektromagnetischen Strahlung hervorgerufene optische Erscheinung; Art beziehungsweise Abstufung dieser optischen Erscheinung
[2] veraltet; übertragen: den wirklichen Sachverhalt nicht entsprechende oder ihn verschleiernde äußerliche Erscheinung, Wirkung; nur vorgegebener, vorgetäuschter Grund, der als Ausrede, Entschuldigung benutzt wird
[3] Kartenspiel: eine der hochwertigsten Karten, mithilfe derer andere Karten an Wert übertroffen beziehungsweise an sich gebracht werden können
[4] Verbindungswesen: bestimmte kennzeichnende Farbe/n an Kleidungsstücken und Accessoires (vor allem Band, Mütze) einer Studentenverbindung
[5] Verbindungswesen, als Kollektivbezeichnung: Farben tragende studentische Verbindung
[6] Soldatensprache selten, besonders bei der Infanterie auch als Gruß- oder Losungswort: Fahne (in bestimmten Farben)
[7] veraltet: „Gruppe von Personen, die eine bestimmte Richtung vertreten oder ihr angehören, die durch etwas Gemeinsames geprägt oder miteinander verbunden sind“[1][2]
[8] im Plural selten: (innerhalb einer gewissen Vielfalt) bestimmte geistig-weltanschauliche, politische, ideologische Ausrichtung, innere Einstellung (einer Person, Personengruppe)

Herkunft:

Bei dem Wort handelt es sich um eine im 15./16. Jahrhundert vereinzelt (im Mittelniederdeutschen) und seit dem 17. Jahrhundert häufiger belegte Entlehnung aus gleichbedeutend französischem couleur → fr, welches seinerseits über altfranzösisches colour → fro auf lateinisches color → laFarbe, Gesichtsfarbe, Teint; äußerer Anstrich, Aspekt, das Äußere, äußere Beschaffenheit; Kolorit, allgemeiner Charakter, Zuschnitt‘ zurückgeht.[3][2]
[1, 3] Das Wort kommt zunächst bis ins frühe 20. Jahrhundert in der Bedeutung ‚Farbe, Farbton‘ vor, besonders bezogen auf Kleidung, Aussehen (Gesicht) und dergleichen.[3][2] Daneben ist es seit Anfang des 19. Jahrhunders (bei Campe) auch gebucht als Bezeichnung für die Farbe der Trumpfkarten im Kartenspiel.[3][2]
[2] Im 17. Jahrhundert selten nachgewiesen, dann vom früheren 19. (1838 bei Heyse) bis ins frühere 20. Jahrhundert (1933 bei Genius) nur gebucht in der wohl von der französischen Fügung sous couleur de… → frunter dem Vorwand zu…‘ beeinflussten übertragenen Bedeutung ‚(bloßer) Anstrich, Scheinfarbe, Schein, Vorwand‘.[3][2]
[4–6] Seit dem früheren 19. Jahrhundert in Anknüpfung an die Bedeutung [1] in der studentensprachlichen Bedeutung ‚symbolhaft getragene, als Erkennungsmerkmal dienende Farbe beziehungsweise Farbenkombination einer Verbindung‘, insbesondere ‚Band und Mütze in bestimmten Farben als Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer studentischen Verbindung‘ belegt.[3][2] Etwa zur selben Zeit ist es im Sinne einer Kollektivbezeichnung auch für ‚Studentenverbindung, Burschenschaft‘ (vergleiche »Korps«) bezeugt.[3][2] Daneben ist es selten in der Soldatensprache für ‚Fahne (mit bestimmten Farben)‘, besonders bei Fußtruppen, auch als Gruß- oder Losungswort nachweisbar.[3][2]
[7, 8] Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Wort auch im Sinne von ‚Gruppe von Personen, die eine bestimmte Richtung vertreten oder ihr angehören, die durch etwas Gemeinsames geprägt oder miteinander verbunden sind‘ (vergleiche Bedeutung [5]), dann vor allem im öffentlich-politischen Bereich in der dominanten Bedeutung ‚bestimmte geistig-weltanschauliche Prägung von Personen (innerhalb einer gewissen Vielfalt), (politische) Färbung, Schattierung, Provenienz; (Eigen-)Art; (ideologische oder Fach-)Richtung‘ belegt.[3][2]

Synonyme:

[1] Farbe, Farbton
[3] Atout, Baste, Trumpf

Sinnverwandte Wörter:

[2] (bloßer) Anstrich, Scheinfarbe, Schein, Vorwand
[8] Anschauung, Art, Prägung, Schlag, Sorte
[8] gehoben: Gepräge
[8] umgangssprachlich, häufig abwertend: Kaliber

Beispiele:

[1] „Der einzige wilde Vogel, der in Ruͤckſicht ſeiner Couleuren eben ſo variirt wie unſer Hausgefluͤgel.“[4]
[1] „Davon bekommt man nämlich eine blaſſe Couleur; ich ſah bald aus, als hätte ich ſchon zehn Jahre im Grabe gelegen.“[5]
[1] „Nee, Mutter, die Augen, die mich in Flammen ſetzen ſollten, müßten andere Couleur und andere Blicke haben.“[6]
[2]
[3]
[4] „Ich hatte derlei nie mitgemacht, und das Auftreten der ‚Chargierten‘ in Couleur und mit Schlägern hinterließ bei mir einen unauslöschlichen, leider nur komischen Eindruck.“[7]
[5] „Die ſtudentischen Couleuren ſelbst wuͤrden auch dann ſchwerlich verſchwinden, wenn heute nicht ſchon die Hypotheken auf den Couleurhaͤuſern und die Notwendigkeit fuͤr die ‚Alten Herren‘, ſie zu verzinſen, fuͤr ihre oͤkonomische Unſterblichkeit hinlaͤnglich Sorge truͤgen.“[8]
[5] „Ganz fern lag mir der Gedanke, in eine Couleur, das heißt in eine der farbentragenden Studentenverbindungen einzutreten, wie ich überhaupt zu festgelegten und irgendwie verpflichtenden Gemeinsamkeiten keinerlei Neigung verspürte.“[9]
[6] „Hier lagen wir mit den dritten Jägern zuſammen, alſo mit ‚Couleur‘. Im Heere beſtehen zwiſchen einzelnen Regimentern beſondere Zuneigungen, ſo zwiſchen Huſaren und Jägern. Begegnet man ſich auf dem Marſche, ſo jubelt man ſich gegenſeitig zu: Couleur! Couleur![10]
[7] „Dieſer Repräſentant ſpricht von der nur ‚hegelphiloſophiſchen Ausbildung der Berliner Couleur.‘“[11]
[8] „Es tanzen die Feuerwehrleute auf ihrem Hof in der Nähe der Place de la Nation, man kann hereinſpazieren und zuſehen, es tanzen Soldaten, Ladenmädchen, Bäckerfrauen und — auf dem Montparnaſſe — Schweden, Norweger, Polen und Amerikaner aller Couleuren.“[12]
[8] „Der Kanzler ist in den letzten Wochen derart mit rechtsstaatlichen Grundsätzen umgesprungen, daß man sich weitere Geniestreiche dieser Couleur nicht mehr leisten kann.“[13]
[8] „Tages- oder Wochenzeitungen alter und neuer Couleur verzeichnen hier einen enormen Publikumszuspruch, wobei das besondere Interesse den soeben auf den Markt gekommenen Anzeigenblättern wie ‚die zweite Hand‘ und ‚der heiße Draht‘ gilt.“[14]
[8] „Ihm paßte, wie wir jetzt wissen, die Couleur der Gäste nicht.“[15]
[8] „Politiker aller Couleur palavern ständig, dass der einzige Rohstoff unseres Landes in den Köpfen unserer Kinder liege.“[16]
[8] „Auffällig sei nämlich, dass Fanatiker jeglicher Couleur, die sich vom jeweils anderen permanent bedroht fühlen, selbst keineswegs Freunde eines guten Lebens sind, sondern häufig Verbitterte, die existenziell nicht einmal wüssten, was genau sie denn verteidigten.“[17]

Redewendungen:

[1] veraltet: dieselbe Couleur in Grün

Charakteristische Wortkombinationen:

[4] Couleur tragen; in Couleur (irgendwohin) kommen; in Couleur an etwas teilnehmen
[5] einer Couleur beitreten, in eine Couleur eintreten; aus einer Couleur austreten; einer Couleur angehören
[8] (Parteien, Politiker, Journalisten, Wissenschaftler und dergleichen) aller, jeder, jedweder, verschiedener Couleur; gleich welcher Couleur

Wortbildungen:

[1] Biercouleur, Zuckercouleur
[1] veraltet: couleurt, couleuriert
[1] veraltet: couleuren
[5] Couleurbummel, Couleurbruder, Couleurdame, Couleurdiener, Couleuretikette, Couleurhaus, Couleurschwester, Couleurstudent, Couleurstudententum, Couleurwesen
[5] couleurstudentisch

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[4] Wikipedia-Artikel „Couleur
[4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Couleur
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Couleur
[1–8] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Couleur
[4, 8] The Free Dictionary „Couleur
[3, 4, 8] Duden online „Couleur
[3, 4, 8] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Couleur“ auf wissen.de
[1, 3, 4] Wahrig Fremdwörterlexikon „Couleur“ auf wissen.de
[4, 8] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Couleur
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalCouleur
[1–8] Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 3. Band: Baby – Cutter, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-015741-1, DNB 951142895 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Stichwort »Couleur«, Seite 813–817.
[3, 4, 8] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9. Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04059-9, DNB 98178948X (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Couleur«.
[3, 4, 8] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Couleur«, Seite 283.
[3, 4, 8] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 7. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2011, ISBN 978-3-411-05507-4, Stichwort »Couleur«, Seite 383.

Quellen:

  1. Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 3. Band: Baby – Cutter, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-015741-1, DNB 951142895 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Stichwort »Couleur«, Seite 813–814.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Couleur
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 3. Band: Baby – Cutter, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-015741-1, DNB 951142895 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Stichwort »Couleur«, Seite 814.
  4. D. Joh. Friedr. Blumenbach: Handbuch der Naturgeſchichte. Mit Kupfern. [1. Auflage. 1. Band], Johann Chriſtian Dieterich, Goͤttingen 1779, Seite 210 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  5. Karl Immermann: Muͤnchhauſen. Eine Geſchichte in Arabesken. Roman. [1. Auflage.] Erſter Theil, Verlag von J. E. Schaub, Duͤſſeldorf 1838, Seite 19 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  6. Ida Boy-Ed: Vor der Ehe. Roman. Verlag Ullſtein & Co., Berlin/Wien 1915, Seite 151 (Zitiert nach Internet Archive).
  7. Theodor Heuss: Erinnerungen 1905-1933. 5. Auflage. Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins, Tübingen 1964, Seite 303 (Erstausgabe 1963).
  8. Max Weber: Wahlrecht und Demokratie in Deutſchland. In: Geſammelte politiſche Schriften. Drei Masken Verlag, Muͤnchen 1921, Seite 309 (Zitiert nach Google Books).
  9. Arthur Schnitzler; Therese Nickl, Heinrich Schnitzler (Herausgeber): Jugend in Wien. Eine Autobiographie. Molden, Wien/München/Zürich 1968, Seite 95 (Zitiert nach Google Books).
  10. Konrad Küster: Ernstes und Heiteres aus grosser Zeit. Kriegserinnerungen von 1866 und 1870-71. Verlag J. Harrwitz Nachfolger, G. m. b. H., Berlin 1907, Seite 105 (Zitiert nach Internet Archive).
  11. Friedrich Engels, Karl Marx: Die heilige Familie, oder Kritik der kritiſchen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Consorten. Frankfurt am Main, Literariſche Anſtalt (J. Rütten) 1845, Seite 235 (Zitiert nach Google Books).
  12. Peter Panter: Der 14. Juli. In: Voſſiſche Zeitung. Berliniſche Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Nummer 342, 22. Juli 1925, Seite [10] (Morgen-Ausgabe; URL, abgerufen am 1. November 2018).
  13. Rudolf Augstein: Spiegelungen. List Verlag, München 1964 (List Taschenbücher ; 272), Seite 8 (Zitiert nach Google Books).
  14. Philipp von Wilcke: Medien in der DDR: Frischer Wind im Blätterwald. In: Frankfurter Rundschau. Nummer 34/6, 9. Februar 1990, ISSN 0940-6980, Seite 9 (D-Ausgabe).
  15. Ingo Schulze: Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa. Roman. 1. Auflage. Berlin Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-8270-0052-1, Seite 97.
  16. Mehmet Gürcan Daimagüler: Kein schönes Land in dieser Zeit. Das Märchen von der gescheiterten Integration. Goldmann, München 2013, ISBN 978-3-442-15737-2, Seite 49.
  17. Marko Martin: Lob der Halbinsel. In: Jüdische Allgemeine. Wochenzeitung für Politik, Kultur, Religion und jüdisches Leben. Nummer 32/18, 9. August 2018, ISSN 1618-9698, Seite 17 (Onlineversion: URL, abgerufen am 3. November 2018).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Couloir