St. Laurentius (Ahrweiler)
Die Katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Ahrweiler im nördlichen Rheinland-Pfalz ist die älteste Hallenkirche des Rheinlandes.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ahrweiler gehörte einst der Abtei Prüm. Diese ließ unter Abt Gottfried von Prüm im 13. Jahrhundert die Kirche errichten (Grundsteinlegung 1269) und entsandte Benediktiner-Mönche aus Prüm als Pfarrer nach Ahrweiler. Nach Säkularisation und Auflösung der Abtei Prüm durch Napoleon wurden die Pfarrer nicht mehr vom Prümer Abt, sondern vom Bischof berufen. Die Pfarrei gehört seit 1824 zum Bistum Trier.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Anfang März 1945 Dach und Turm der Pfarrkirche durch Artilleriebeschuss beschädigt.[1] Beim Hochwasser im Juli 2021 stand die Kirche anderthalb Meter tief unter Wasser. Die Sanierung nach der Katastrophe ist nicht abgeschlossen.[2] Stand Juni 2024 wird noch über einzelne Baumaßnahmen an der für Besucher geschlossenen Kirche diskutiert.[3]
Architektur und Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Äußeres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gotische Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche und durch Strebepfeiler gegliedert. Das Mauerwerk besteht aus verputztem Bruchstein. Der eingebaute oktogonale Turm aus Tuffquader und Trachyt ist ab Dachansatz dreigeschossig und wird von Giebelkranz und Spitzhelm abgeschlossen. Letzterer ist ein Werk des Trierer Dombaumeisters Wilhelm Schmitz. Er hat in der Zeit zwischen 1899 und 1912 die Ahrweiler Laurentiuskirche maßgeblich renoviert und umgestaltet. Das Langhaus ist vier Joche lang, jedes Joch auf jeder Seite trägt ein Walmdach. Daran schließt sich jeweils ein schräg gestellter Seitenchor an.
Inneres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Seitenchöre und der Hauptchor werden von fünf Seiten eines Achtecks begrenzt. Die Emporen sind drei Joche lang und dämpfen das Licht in den Seitenschiffen. Starke Rundpfeiler tragen das Kreuzrippengewölbe. Der Innenraum ist 44,20 m lang und 20,80 m breit. Die Scheitelhöhe des Kreuzrippengewölbes beträgt 14,40 m.
Zur Ausstattung gehören ein spätgotischer Taufstein, eine Mondsichelmadonna in der Marienkapelle, eine Monstranz, die um 1400 entstanden ist, und ein gotischer Sakramentsschrein von 1481. Der Chor wird durch eine schmiedeeiserne Kommunionbank aus dem 18. Jahrhundert abgeschlossen, der Kreuzweg wurde erst 1906 erworben.
Eindrucksvoll sind die 1903 bei Restaurierungen entdeckten Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die z. B. biblische Szenen (Taufe Jesu und das Jüngste Gericht), Heilige, eine Fronleichnamsprozessionen von 1918 und die Weihe der Kirche zeigen.
Seit der Auflösung des Klosters Calvarienberg bewahrt die Kirche in einem Schrein einige Reliquien und Artefakte aus dem ehemaligen Kloster, darunter vor allem Reliquien der heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen, aber auch wertvolle Gefäße und eine Staurothek.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Orgeln reicht zurück in das 16. Jahrhundert. Die heutige Orgel wurde 1991 von der Orgelbauwerkstatt Fischer + Krämer (Endingen) erbaut. Sie ersetzte ein Instrument von Johannes Klais Orgelbau (Bonn) aus dem Jahr 1956, zum Teil mit Pfeifenmaterial der Vorgängerorgel von Stahlhut (1903). In der heutigen Orgel wurden einige Register wiederverwendet. Das Barockgehäuse stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Orgel ist ein Schleifladeninstrument mit 47 Registern, davon 24 neu, auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. 2004 wurde das Instrument um ein Solowerk mit drei Hochdruckregistern erweitert, das auf der Seitenempore aufgestellt wurde.[4][5]
|
|
|
|
- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P (auch als Superoktavkoppel)
- Anmerkungen:
- (S) = Register von 1903 (Stahlhut)
- (K) = Register von 1956 (Klais)
Glocken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Geläut besteht aus neun Glocken, wovon die kleinste Glocke im Dachreiter über der Vierung und die übrigen im Hauptturm hängen. Als beim Brand 1689 das ursprüngliche Geläut schmolz, goss 1694 Johannes Bourlet aus Jülich vier Glocken. In der Barockzeit kamen zwei kleinere Glocken hinzu. Um den originalen Bestand wiederherzustellen, goss im Jahr 2000 die Eifeler Glockengießerei Mark aus Brockscheid drei Glocken, die von der St.-Sebastianus-Schützengesellschaft (Sebastianusglocke), dem Kirchenchor (Cäcilienglocke) und einer Ahrweiler Familie (Seligenglocke) gespendet wurden. Die Läuteordnung gibt das Dingeln vor. Es entspricht dem im Rheinland einst weit verbreiteten Beiern. Zu besonderen Anlässen, wie beispielsweise zur Christmette, an Fronleichnam und in der Osterzeit wird gedingelt.
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort | Durchmesser (mm) |
Masse (kg) |
Schlagton |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Sebastianus | 2003 | Eifeler Glockengießerei Mark, Brockscheid | 1480 | 2000 | cis1 - 8 |
2 | Großer Laurentius | 1694 | Johannes Bourlet, Jülich | 1320 | 1400 | e1 - 3 |
3 | Josef | 1694 | Johannes Bourlet, Jülich | 1190 | 1100 | fis1 - 6 |
4 | Muttergottes | 1694 | Johannes Bourlet, Jülich | 1100 | 850 | fis1 - 1 |
5 | Cäcilia | 2003 | Eifeler Glockengießerei Mark, Brockscheid | 930 | 510 | a1 - 4 |
6 | Selige | 2003 | Eifeler Glockengießerei Mark, Brockscheid | 700 | 260 | cis2 - 4 |
7 | Kleiner Laurentius | 1731 | Johann Heinrich Dinkelmeyer, Köln | 630 | 190 | e2 -10 |
8 | Severin und Johannes | 1751 | Engelbert Fuchs, Köln | 570 | 120 | fis2 -13 |
9 | Ave-Maria-, Sturm- oder Eilig-Glöckchen | 1694 | Johannes Bourlet, Jülich | 500 | gis2 |
Pfarrei St. Laurentius
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pfarrei St. Laurentius gehört mit den sieben anderen Pfarreien der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler (Bad Neuenahr: St. Marien und St. Willibrord; Bad Neuenahr-Ahrweiler: St. Pius; Ramersbach St. Barbara; Heimersheim: St. Mauritius; Heppingen: St. Martin; Kirchdaun/Gimmigen: St. Lambertus) seit dem 1. September 2011 zur Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zusammen mit vier anderen Pfarreiengemeinschaften (Adenau, Altenahr, Schuld und Grafschaft) bilden sie das Dekanat Ahr-Eifel im Bistum Trier. Die Kirchengemeinde unterhält zwei Kindertagesstätten in der Betriebsträgerschaft der Kita gGmbH Koblenz.
Zur Gemeinde gehört die Filiale Walporzheim mit der Kapelle St. Josef. Neben den beiden Kirchen gibt es in der Pfarrei an Räumen des Pfarrhauses (Marktplatz 13), die Zehntscheuer und das Pfarrheim mit einer öffentlichen Bücherei.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Schmitz: Leben und Werk des Architekten Wilhelm Peter Schmitz (1864–1944). Dombaumeister, Denkmalpfleger, Kunstschriftsteller und Lothringischer Konservator. Ein Rheinischer Architekt des Späthistorismus. Aachen, Köln, Trier, Metz; =Diss. Universität Trier 2003, Band 2: Werkverzeichnis, Tönning 2005, S. 1–22, ISBN 3-89959-383-9 (mit entsprechendem Entwurfs- und Planmaterial)
- Jürgen Maur u. a.: Pfarrkirche St. Laurentius, 7. Ausgabe, Herausgeber: Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius Ahrweiler, Warlich Druck GmbH, Meckenheim
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Verluste – Schäden – Wiederaufbau. Eine Dokumentation für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Band 2: Süd. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, ISBN 3-529-02685-9, S. 912.
- ↑ Anna Fries: Schmerzliche Entscheidungen an mehreren Orten an der Ahr. In: domradio.de. Bildungswerk der Erzdiözese Köln, 6. Juli 2022, abgerufen am 6. Juli 2022.
- ↑ Thomas Weber: Diskussion um Wiederaufbau: Sankt Laurentius soll nach der Renovierung ganz anders aussehen. General-Anzeiger, 7. Februar 2024
- ↑ Zur Geschichte der Orgel
- ↑ Informationen zur Orgel auf Organ index, abgerufen am 10. Dezember 2023.
Koordinaten: 50° 32′ 32,4″ N, 7° 5′ 39,1″ O