Live Earth
Live Earth war eine weltumspannende Konzertreihe, die nach dem Vorbild von Live Aid und Live 8 am 7. Juli 2007 auf allen sieben Kontinenten insgesamt 24 Stunden lang stattfand. Sie wurde damit zur bis dahin größten Benefiz- und Musikveranstaltung der Geschichte. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom ehemaligen US-Vizepräsidenten und Umweltaktivisten Al Gore und vom Musikproduzenten Kevin Wall, die damit auf die globale Erwärmung und die von Wall gegründete Klimaschutz-Allianz Save Our Selves (SOS) aufmerksam machen wollten. SOS trat als Dachorganisation der Veranstaltung auf und wollte mit den Erlösen eine Stiftung für den Klimaschutz einrichten. Außerdem sollte die Konzertreihe die Menschen weltweit dazu bringen, den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent zu senken.[1] Der Emmy-Preisträger Wall fungierte, wie schon im Jahr 2005 bei den Live-8-Veranstaltungen, mit seiner Firma Control Room als Produzent.
Die Veranstaltungsorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den meisten großen Konzerten mussten die Zuschauer Eintritt bezahlen. Nur an der Copacabana und in Washington D.C. gab es kostenlosen Zutritt. Die Konzerte in Kyōto, wo 1997 das nach der Stadt benannte Klimaschutz-Protokoll unterzeichnet wurde, und in der Antarktis waren nicht öffentlich zugänglich.
Kontinent | Veranstaltungsort | Stadt | Land | Beginn (MESZ) |
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Ozeanien | Sydney Football Stadium | Sydney | Australien | 03:10 Uhr |
Asien | Makuhari Messe | Chiba | Japan | 05:00 Uhr |
Asien | Oriental Pearl Tower | Shanghai | China | 13:00 Uhr |
Europa | Volksparkstadion | Hamburg | Deutschland | 14:00 Uhr |
Europa | Wembley-Stadion | London | Großbritannien | 14:30 Uhr |
Asien | Tempel Tō-ji | Kyōto | Japan | 16:00 Uhr |
Nordamerika | Smithsonian National Museum of the American Indian | Washington, D.C. | USA | 16:30 Uhr[2] |
Afrika | Coca Cola Dome | Randburg | Südafrika | 18:00 Uhr |
Nordamerika | Giants Stadium | East Rutherford | USA | 20:30 Uhr |
Südamerika | Copacabana | Rio de Janeiro | Brasilien | 21:00 Uhr |
Antarktika | Rothera-Station | Adelaide-Insel | Antarktis | Aufzeichnung |
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Volksparkstadion
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Wembley-Stadion
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Tempel Tō-ji
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National Museum of the American Indian
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Giants Stadium
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Copacabana
Außerdem war eine Veranstaltung in Istanbul (Türkei) geplant, die allerdings bereits im Juni mangels Interesse und Sponsoren abgesagt wurde.[3]
Unter dem Motto Friends of Live Earth gab es ebenfalls am 7. Juli über 10.000 kleinere Satellitenveranstaltungen in rund 130 Ländern; vom Konzert bis zum öffentlichen Public Viewing.[4] Dafür stellte Live Earth 22 Stunden lang ein weltweit verbreitetes und werbefreies TV-Signal zur Verfügung.[5]
Medien, Eintrittskarten und Sponsoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Al Gore erklärte bei der Vorstellung des Projekts am 15. Februar 2007 in Los Angeles, dass man für die Konzerte mit insgesamt rund einer Million Besuchern rechne und etwa zwei Milliarden Zuschauer und Zuhörer in 120 Ländern über die verschiedenen Medien erreichen wolle. Im April begann der Vorverkauf der Eintrittskarten. Am 12. Mai 2007 erklärte Al Gore, dass das Gratis-Konzert an der brasilianischen Copacabana, gemessen an den Zuschauerzahlen, die größte Veranstaltung des Tages sein werde. Allein hier erwartete er mindestens eine Million Besucher, wodurch sich die erste Schätzung der weltweiten Zuschauerzahlen auf etwa zwei Millionen verdoppeln würde.[6] Die örtlichen Veranstalter erwarteten rund 700.000 Zuschauer, mussten aber Anfang Juli eine kurzfristige Absage des Konzertes befürchten. Eine Richterin in Rio de Janeiro hatte die Veranstaltung zuerst wegen Sicherheits- und Umweltschutzbedenken untersagt, dieses Verbot aber kurz darauf nach Rücksprache mit der Polizei wieder aufgehoben.[7][8] Die offizielle Zuschauerzahl wurde nach Ende des Konzerts mit rund 400.000 angegeben.
Der Medienkonzern Microsoft agierte als Hauptsponsor und verbreitete die Konzerte über einen Live-Stream seines Internetdienstes MSN. Weitere Sponsoren waren die US-Firma PepsiCo,[9] eBay und Philips. Der Elektrokonzern vereinbarte eine längerfristige Partnerschaft mit dem Aktionsbündnis. Smart übernahm den Shuttle-Service und sponserte das Konzert in Deutschland, während Chevrolet den offiziellen englischsprachigen „Live Earth“-Internetauftritts bei msn.com präsentierte. Kritiker bemängelten insbesondere die starke Verknüpfung des Umweltschutzgedankens mit kommerziellen Interessen.[10]
Am 17. Mai 2007 veröffentlichte Madonna den ersten offiziellen Live-Earth-Song „Hey You“ als Download. Sie sang den Titel am 7. Juli im Londoner Wembley-Stadion. Für jeden der ersten Million Downloads – in der ersten Woche gratis – versprach MSN, 25 US-Cents an die Alliance for Climate Protection zu spenden. Kritiker bemängelten, dass die Stars selbst zu viel Energie verbrauchen. So betrage die monatliche Rechnung für den Strom auf Al Gores Anwesen 1.300 US-Dollar, den er allerdings vollständig aus erneuerbaren Energien bezieht.[11]
Live Earth in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 24. Mai startete der Vorverkauf für das Konzert in Hamburg.[12] Die Ticketpreise zwischen 47 und 57 Euro beinhalteten nach Angaben der Verkaufsagentur eine CO2-Abgabe von 0,30 Euro. Mit dieser Abgabe sollen Baumpflanzungen auf der südlichen Hemisphäre als Ausgleich für den durch das Konzert verursachten CO2-Ausstoß finanziert werden.
Die Sender ProSieben und N24 übertrugen die Konzerte live im Fernsehen.[13] Während der Nachrichtensender rund um die Uhr von der Veranstaltung berichtete, begann ProSieben die Übertragung um 17:30 Uhr und zeigte um 20:15 Uhr Al Gores Dokumentarfilm Eine unbequeme Wahrheit sowie eine Spezialausgabe des Wissenschaftsmagazins Galileo zum Klimawandel. Die Rechte für die Radioübertragung lagen bei den ARD-Landesrundfunkanstalten.
Shakira eröffnete das Konzert in Hamburg, weshalb der für 15:00 Uhr vorgesehene Veranstaltungsbeginn auf 14:00 Uhr vorverlegt wurde.[14] Yusuf Islam (ehemals Cat Stevens) hatte um etwa 23:00 Uhr den letzten Auftritt des Tages. Präsentiert wurde die Veranstaltung von der Boulevardzeitung Bild.[15] Wenige Tage vor der Veranstaltung war nur rund die Hälfte der 45.000 Eintrittskarten verkauft;[16] bei regnerischem Wetter wurden dann am 7. Juli etwa 29.000 zahlende Besucher registriert. Die Veranstaltung endete deshalb mit einem Verlust von 950.000 Euro, der von der staatlichen Gesellschaft „Hamburg Marketing“ gedeckt werden muss.[17]
Live Earth in Antarktika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Damit die Konzertreihe tatsächlich, wie von den Veranstaltern angekündigt, „auf allen sieben Kontinenten“ stattfinden konnte, musste noch ein Konzert in Antarktika organisiert werden. Dies wurde auch ursprünglich angekündigt, konnte aber nicht in der geplanten Form realisiert werden. Al Gore hatte ohne Kenntnis der regionalen Flugbedingungen angeregt, einen international bekannten Star oder eine Band für einen Auftritt auf die Antarktische Halbinsel einfliegen zu lassen. Starts und Landungen sind aber wegen des antarktischen Winters im Juli dort nicht möglich. Es wäre entgegen den offiziellen Live-Earth-Angaben auch nicht das erste Rock-Konzert in der Geschichte des 7. Kontinentes gewesen: In der McMurdo-Station findet seit den 1990er-Jahren jährlich das Musikfestival „Icestock“ statt.[18] Auf Anregung der British Antarctic Survey fand stattdessen in sehr kleinem Rahmen ein Konzert der Hausband Nunatak in der britischen Rothera-Station mit den Songs How many people und Would you do it all again? statt, die als Video aufgezeichnet und am 7. Juli mehrmals weltweit gesendet wurden. Die Formation besteht aus fünf ohnehin anwesenden Wissenschaftlern der Station, deren Musikstil als „Indie-Rock-Folk-Fusion“ bezeichnet wird. Die maximale Zuschauerzahl war schon vor dem Konzert bekannt: Da die Winterbesatzung der Station nur aus 22 Personen besteht, konnten es abzüglich der Musiker höchstens 17 sein.[19]
Teilnehmende Künstler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über 150 der weltweit bekanntesten Künstler waren eingeladen worden, ohne Gage aufzutreten. Die Übersicht gibt – jeweils alphabetisch sortiert – ausschließlich die Interpreten und Bands der offiziellen „Live Earth“-Konzerte an.[20]
Konzerte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Videobotschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen den Auftritten der verschiedenen Bands und Redner wurden immer wieder Videobotschaften (sogenannte Public Service Announcements, kurz PSA) verschiedener Prominenter gezeigt. Solche Botschaften gab es unter anderem von Will Ferrell, Naomi Campbell, Jessica Biel, Ken Watanabe, Josh Lucas, Robert Patrick, Julia Louis-Dreyfus, Cameron Diaz, Anna Friel, Jennifer Garner, Pierce Brosnan, Emily Blunt, Holly Hunter, Penélope Cruz, Chris Rock und Jason Biggs.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Climate Reality Project
- 350.org
- Plant-for-the-Planet
- Folgen der globalen Erwärmung
- Klimagerechtigkeit
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Popkonzerte kämpfen für die Umwelt – mit allen Tricks des Marketings. Die wichtigste Botschaft: Kapitalismus ist gut für uns. In: Die Zeit, Nr. 28/2007, S. 49.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle „Live Earth“-Seite (englisch; archivierte Version)
- Linda Capper: Antarctica – the coolest Live Earth gig in the world. In: innovations-report.de. 13. Juni 2007, archiviert vom am 2. August 2012 (englisch).
- Live Earth: Klima-Konzerte verursachen bis zu 110.000 Tonnen CO2. Spiegel Online
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Al Gore macht selbst bei Klima-Konzert „Live Earth“ mit. ( vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) afp, 29. Juni 2007, auf de.news.yahoo.com
- ↑ Gore gets last-minute D.C. venue for Live Earth. Reuters, 6. Juli 2007 (englisch)
- ↑ Live Earth Turkey concert canceled. starpulse.com, 22. Juni 2007 (englisch)
- ↑ Pressemitteilung über Friends of Live Earth. liveearth.org (englisch)
- ↑ Global Screens. ( vom 26. Juni 2007 im Internet Archive) liveaerth.org (englisch)
- ↑ über das Konzert in Rio ( des vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Associated-Press-Meldung, 12. Mai 2007 (englisch)
- ↑ „Live Earth“-Konzert von Gericht verboten. welt.de; abgerufen am 8. März 2008.
- ↑ Erleichterung in Rio. ( vom 20. März 2012 im Internet Archive) netzeitung.de; abgerufen am 8. März 2008.
- ↑ über Sponsor Pepsi ( vom 5. Juli 2007 im Internet Archive) liveearthconcerts.info, 23. April 2007
- ↑ Artikel. Spiegel Online
- ↑ Erbauungsrhetorik. NZZ, 7. Juli 2007
- ↑ „Live Earth“ in Hamburg. abendblatt.de; abgerufen am 4. Februar 2008.
- ↑ Jochen Voß: ProSieben übertragt "Live-Earth"-Spektakel. In: DWDL.de. 24. Mai 2007, abgerufen am 4. Juni 2023.
- ↑ Shakira singt bei Live-Earth-Konzert. abendblatt.de, 15. Juni 2007; abgerufen am 4. Februar 2008.
- ↑ „Das größte Konzert aller Zeiten“ ( vom 18. Juni 2007 im Internet Archive) (Bild.de am 15. Juni 2007)
- ↑ Hannes Ross: Live-Earth-Konzert HH – Ein Kessel Buntes. stern.de; abgerufen am 4. Februar 2008.
- ↑ Pop-Spektakel: Verlustgeschäft „Live Earth“. Spiegel Online, 13. Juli 2007; abgerufen am 4. Februar 2008.
- ↑ über die Musikszene der McMurdo-Station. ( vom 22. Februar 2007 im Internet Archive) Pitchforkmedia.com (englisch)
- ↑ Antarctica gig lined up for Live Earth concerts. msnbc.com, 14. Juni 2007 (englisch)
- ↑ Offizielle Künstlerliste. ( des vom 26. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. liveearth.msn.com (englisch)
- ↑ bestehend aus den Schlagzeugern Roger Taylor von Queen, Taylor Hawkins von den Foo Fighters, Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers und The Dhol Foundation
- ↑ mit fast allen Bassspielern der anderen teilnehmenden Bands (außer Mike Rutherford von Genesis, John Taylor von Duran Duran und Flea von den Red Hot Chili Peppers) sowie James Hetfield und Kirk Hammett von Metallica am Bass
- ↑ Generalsekretär und Geschäftsführer von Civicus (World Alliance For Citizen Participation, Initiator des Global Caal to Action against Poverty)