Grafschaft Namur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Namur
Wappen
Karte
Grafschaft Namur um 1400
Alternativnamen Namen (nl.)
Entstanden aus Lommegau
Herrschaftsform Grafschaft
Herrscher/
Regierung
Graf
Heutige Region/en BE-WNA
Reichskreis Burgundisch
Hauptstädte/
Residenzen
Namur
Dynastien Namur
1189:Flandern
1217: Courtenay
1265: Dampierre
1429: Burgund
1477: Habsburg
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch
Sprache/n Französisch
Aufgegangen in 1548: Siebzehn Provinzen

Namur (niederländisch: Namen; französisch früher Namurois) war eine Grafschaft im Fränkischen Reich und später im Heiligen Römischen Reich im Bereich des Zusammenflusses von Sambre und Maas. Ihr Territorium entspricht weitgehend dem heutigen belgischen Bezirk Namur und dem Nordwesten des Bezirks Dinant. Seine Nachbarn waren im Westen der Hennegau, im Norden Brabant, im Süden und Osten das Hochstift Lüttich, im Südosten Luxemburg.

Die Grafschaft Namur entwickelte sich im 10. Jahrhundert um Burg und Stadt Namur. Ihre Entwicklung war lange Zeit eingeschränkt durch die starken Nachbarn Hennegau, Brabant und Hochstift Lüttich. Dank planmäßiger Heiratspolitik, die von den Grafen über 3 Generationen betrieben wurde, vereinigte Graf Heinrich der Blinde um 1150 in seiner Hand die Herrschaft über Namur, La Roche, Durbuy, Longwy und Luxemburg sowie die Vogteien über Stablo, St. Maximin vor Trier und Echternach.

Nach seinem Tod wird jedoch der Besitz geteilt und die Grafschaft auf ihre eigentliche Domäne beschränkt, womit Namur zu einem Fürstentum von zweitrangiger Bedeutung wurde. Da Heinrich keinen männlichen Erben hinterlassen hatte, kam die Grafschaft 1191 an die Grafen von Flandern und wurde zu deren Nebenland. 1217 wurde Namur weitervererbt an das Haus Courtenay, einer Nebenlinie der Kapetinger. Wieder durch Erbschaft kam die Grafschaft Namur erneut an Flandern, das jetzt unter der Herrschaft des Hauses Dampierre stand. Der letzte Graf aus dieser Familie, Johann III., der ohne Erben war, verkaufte das Erbrecht an der Grafschaft am 23. April 1421 an Philipp den Guten, Herzog von Burgund.

Der Erbfall trat am 1. März 1429 ein und Namur kam – wie schon zuvor seine Nachbarländer – zum Herrschaftsgebiet des Hauses Burgund und 1477, nach dem Tod Karls des Kühnen, an die Habsburger. Die Habsburgischen Niederlande wurden von Karl V. zunächst in dem neugeschaffenen Burgundischen Reichskreis und 1548 schließlich zu einer staatsrechtlichen Einheit zusammengefasst.

Liste der Grafen von Namur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wappen der Grafen von Namur, in der Stiftskirche Neustadt an der Weinstraße; Grabstätte des Kurfürsten Ruprecht I. (Pfalz), Schwiegersohn Johann I. von Namur

Johann III. verkauft die Nachfolge in Namur am 23. April 1421 an Philipp den Guten, Herzog von Burgund, damit geht die Grafschaft Namur mit dem Tod Johanns III. 1429 im Herzogtum Burgund auf.

Namur wird – gemeinsam mit Burgund – 1477 an die Habsburger vererbt.

  • Léon Vanderkindere: La formation territoriale des principautés belges, 2 Bände, Brüssel 1909
  • Rousseau (Hrsg.): Actes des comtes de Namur, 1936f.
  • E. Brouette: Introduction aux études historiques, archéologiques et folkloriques du Namurois, Namur 1947
  • J. Balon: La maison de Namur sur la scène de la grand histoire, Namur 1950
  • Genicot: Le Namurois politique, 1964
  • Hermann Grote: Stammtafeln, Leipzig 1877
Commons: Grafschaft Namur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien