Die Folgen der Flut wirken im Wesertal immer noch nach, psychisch und auch materiell. Immer noch sind Wohnungen nicht instandgesetzt. Schlimmer noch. Manche Betroffene sind ein zweites Mal Opfer geworden. Opfer von Bauunternehmen, die zwar viel Geld genommen, aber nicht gearbeitet haben. Der Film zeigt Schicksale, wo selbst das Zuschauen nur schwer zu ertragen ist.
Die Reaktionen der Zuschauer reichten von Wut über Befreiung bis hin zu Freude, weil Menschen das Thema aufgegriffen hätten und darüber sprächen, sagt Jérémy Parotte, einer der beiden Filmemacher. Unterschiedliche Akteure kämen zusammen. Menschen, die sonst nur selten die Gelegenheit hätten, gemeinsam über ein gesellschaftliches Thema wie dieses zu sprechen. Darüber auszutauschen, wie man auf eine Klimakrise, eine Katastrophe mit Opfern, mit sehr schweren materiellen Schäden reagiere.
Das Wesertal muss davon ausgehen, in kommenden Jahren wieder überschwemmt zu werden. Dann sollte es vorbereitet sein, damit die Schäden nicht mehr so groß ausfallen. Der Film sucht auch darauf eine Antwort.
Der Film spricht laut Parotte eine Reihe von Themen an, um besser zu verstehen, wie die Region und ihre Gestaltung funktionieren. Wohin fließt das Wasser? Wo kommt es her? Der Film verbinde zwei Realitäten: die menschliche und soziale Realität, wie man sich nach einer solchen Katastrophe wieder aufbaue, wie man damit umgehe, wie man sich darauf vorbereite. Und dann eine übergeordnete Realität, eine gesellschaftliche Vision über das Zusammenleben im Anschluss an die Katastrophe, vor allem stromabwärts.
Erkenntnisse in Raumplanung umsetzen
Es hat die letzten Jahre gedauert, die ersten Studien zu erstellen, um zu verstehen, wann und warum Hochwasser entsteht. Jetzt gilt es, die Erkenntnisse in der Raumplanung umzusetzen. Wo sollte nicht mehr gebaut werden? Wo braucht ein Fluss die Möglichkeit, sich über die Ufer auszubreiten? Die Antworten werden nicht jedem gefallen, weil das wertvolle Bauland plötzlich keines mehr ist - gerade bei erschwinglichen Grundstücken nahe am Wasser. Deren Eigentümer haben oft nicht das Geld, wegzuziehen. Auf lokaler Ebene greifen viele Gemeinden ihren Bürgern unter die Arme und investieren in den Hochwasserschutz.
Jetzt fehlt nach Meinung von Filmemacher Jérémy Parotte noch eine Antwort und mehr Mittel von der regionalen Ebene, um bestimmte Entscheidungen zu treffen. Ohne sie könne man keine Gesellschaft bilden mit einer Vision von Solidarität und Zusammenleben. Das gelte vor allem für die Fragen der Raumplanung. Laut Parotte sind das große Themen, denen man als Bürger irgendwann ein wenig hilflos gegenübersteht, auch wenn man selbst die besten Absichten habe.
"Après la pluie" erinnert an die unzähligen Schicksale des Hochwassers und an den schwierigen Weg, der noch vor uns liegt.
Donnerstagabend ist "Après la pluie" um 20 Uhr im BRF-Fernsehen und in der Mediathek zu sehen.
Olivier Krickel