Der frühere Bundespräsident Walter Scheel ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes ZEIT ONLINE. Der FDP-Politiker starb nach langer Krankheit.
Scheel war der letzte noch lebende Minister der Regierungen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Zwischen 1953 und 1974 gehörte Scheel dem deutschen Bundestag an. Im Kabinett Adenauer war er der erste Entwicklungshilfeminister der Republik: 1961 wurde Scheel Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, bis die Koalition zerbrach. Im folgenden sozialliberalen Regierungsbündnis war Scheel von 1969 bis 1974 Außenminister und Vizekanzler. Ab 1968 führte er auch die FDP, bis er 1974 der vierte Präsident der Bundesrepublik wurde. Das höchste Amt hatte er bis 1979 inne.
Zu Scheels wichtigsten politischen Vermächtnissen gehört die neue Ostpolitik: An der Seite Brandts setzte er die Ostverträge durch und vollzog eine Neuausrichtung der Politik. In seine Amtszeit als Bundesaußenminister fiel die Unterzeichnung der Ostverträge mit Russland, Polen und der Tschechoslowakei sowie des deutsch-deutschen Grundlagenvertrages 1972. 1975 besuchte er als erstes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik die Sowjetunion. Diese neue Ostpolitik war hoch umstritten, heute wird sie als Grundstein angesehen für die Deutsche Einheit. "Willy Brandt konnte nur deshalb das Land verändern, weil er mit Walter Scheel einen kongenialen Partner hatte", sagt der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Gauck würdigt Ost- und Europapolitik Scheels
Scheel wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Ausland wurde er zeitweise "Mister Bundesrepublik" genannt. In Erinnerung blieb Scheel vielen durch sein Redetalent. Der 1919 in Solingen geborene Liberale gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz und betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk. Darauf wies auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hin: "Er war ein überaus populärer Bundespräsident, der viele Menschen beeindruckt hat", sagte sie. Scheel habe Deutschland geprägt durch seine Bundespräsidentschaft und sei auch ein "erfolgreicher Außenminister über eine lange Zeit" gewesen.
Scheel hatte auch neben der Politik Erfolg: Als er 1973 das alte Volkslied Hoch auf dem gelben Wagen einsang, wurde es zu einem populären Schlager, der ihm Gold- und Platin-Schallplatten einbrachte.
"Unser Land und wir haben ihm viel zu verdanken", schrieb der FDP-Vorsitzende Christian Lindner. Ohne Scheel hätte es eine "neue Ostpolitik und mehr gesellschaftliche Liberalität nie gegeben". Scheel habe in seinen öffentlichen Ämtern Großes geleistet, würdigte Bundespräsident Joachim Gauck in einem Kondolenzschreiben an Barbara Scheel die Verdienste seines Vorgängers. "Die Einigung Europas voranzutreiben, lag ihm besonders am Herzen." Mit seiner Ost- und Europapolitik habe er sich "bleibende Verdienste für die Verständigung und Versöhnung auf unserem Kontinent erworben".
Der zweifache Witwer Scheel lebte mit seiner dritten Ehefrau Barbara seit Anfang 2009 in Bad Krozingen bei Freiburg. In den vergangenen Jahren hatte er sich, gesundheitlich angeschlagen und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt. Ein Streit über seine Pflege machte zuletzt Schlagzeilen.
Der frühere Bundespräsident Walter Scheel ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes ZEIT ONLINE. Der FDP-Politiker starb nach langer Krankheit.
Scheel war der letzte noch lebende Minister der Regierungen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Zwischen 1953 und 1974 gehörte Scheel dem deutschen Bundestag an. Im Kabinett Adenauer war er der erste Entwicklungshilfeminister der Republik: 1961 wurde Scheel Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, bis die Koalition zerbrach. Im folgenden sozialliberalen Regierungsbündnis war Scheel von 1969 bis 1974 Außenminister und Vizekanzler. Ab 1968 führte er auch die FDP, bis er 1974 der vierte Präsident der Bundesrepublik wurde. Das höchste Amt hatte er bis 1979 inne.