Von Christoph Bertram

Nebel über der Wirklichkeit von Reykjavik: Obwohl sie beide eine Niederlage erlitten haben, tut jede Supermacht so, als lasse sich der Erfolg nun doch noch irgendwie auf ihre Seite zwingen. Präsident Reagan verkündet vollmundig, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion seien einer Einigung näher "als je zuvor" – aber er selbst hat sie in letzter Minute vereitelt. Generalsekretär Gorbatschow feiert einen beachtlichen politischen Punktsieg – aber seinem Ziel, die Rüstungsausgaben einzudämmen, um die marode sowjetische Wirtschaft zu entlasten, ist er keinen Schritt nähergekommen. Und die Regierungen Westeuropas, voran die der Bundesrepublik, geben vor, alles sei noch im Lot, es gehe jetzt nur darum, die Konzessionen von Reykjavik auf dem Genfer Verhandlungstisch festzuschreiben.