MÖNCHSREPUBLIK ATHOS - AGHION OROS
Geschichte des heiligen Berges der Subhalbinsel Athos/Chalkidiki/Makedonien/Griechenland
Ursprünge/Mythologie
Nach der griechischen Mythologie standen sich bei der Schlacht zwischen den Giganten und den olympischen Götter, Athos und Poseidon gegenüber. Von Thrakien aus schleuderte Athos seinem Feind einen gewaltigen Felsen entgegen, der den Gott jedoch verfehlte, ins Meer fiel und zu der gebirgigen Halbinsel mit dem Namen des Giganten wurde. Nach einer anderen Überlieferung flüchtete Daphne, die Tochter des Königs von Arkadien vor den Nachstellungen des Gottes Apollon in die größte Hafenstadt des Berges Athos, die sich fortan nach ihr benannte. Letzterer Mythos verdeutlichen, dass die Gegend schon seit Urzeiten mit dem Kampf gegen die Fleischlichkeit in Verbindung gebracht wird. Von Homer stammt die erste schriftliche Bezeugung des Namens Athos. In der Illias schwebt Hera vom Horn des Olymp über den Athos und erreicht die Insel Lemnos. Bei Aischylos (um 525 - 456 v. Chr.) wird Agamemnon der Fall von Troja durch Leuchtzeichen vom Athos aus - den er Gipfel des Zeus nennt - verkündet.
493 v. Chr.
Im historischen Kontext wird die Halbinsel erstmalig im Zusammenhang mit ihrer Umseglung durch die gegen Griechenland entsandte persische Kriegsflotte erwähnt. Das maritime Manöver des Mardonius scheiterte jedoch am schlechten Wetter das zu einer Katastrophe für die Flotte des persischen Großkönigs Dareios führte.
483 v. Chr.
Zehn Jahre später wiederholte sein Sohn Xerxes die militärische Operation gegen die Hellenen und ließ diesmal jedoch in Anbetracht der gefahren einer Umsegelung, an der schmalsten Stelle einen Schiffskanal durch die Halbinsel graben. Zu dieser Zeit gab es auf dem östlichsten Finger der Chalkidiki sechs Orte: Acrothooi, Charadrous, Cleonae, Dion, Thyssos und Olophyxos.
368 v. Chr.
Die Halbinsel mit ihren 6 Städten wird Teil des Reiches Philipps von Makedonien. Sein Sohn Alexander der Große wurde der erste König, der alle Griechenstaaten unter seiner Herrschaft vereinigte. Es wird bereichtet, dass ein Architekt namens Dinocrates dem großen Alexander angeboten habe, die gesamte Halbinsel in eine monumentale Statue zu verwandeln, die Alexander, der eine Stadt in der Hand hält, darzustellen. Der aristokratische Schüler des Aristoteles habe demArchitekten daraufhin geantwortet, dass er die Stadt in Frieden verlassen könne.
Legende
Eine Überlieferung berichtet, dass die Jungfrau Maria in Begleitung des Evangelisten Johannes, auf ihrer Reise nach Zypern zum Besuch von Lazarus, wegen des stürmische Meeres gezwungen wurde, an der Stelle vorübergehend Schutz zu suchen, an er sich heute das Kloster von Ivira befindet.
Jungfrau Maria bewunderte die wilde Schönheit des Ortes und bat Gott, ihr den Berg Athos als Geschenk zu geben. Daraufhin habe Gott gesprochen: »Dieser Platz soll Dir gehören, als Dein Paradiesgarten und Hafen für jene, die Errettung suchen«.
Seit damals wird Athos daher als "der Garten der Jungfrau Maria" betrachtet.
4. Jahrh.
Die Vollständige Christianisierung der Halbinsel wird abgeschlossen.
8. Jahrh.
Das Mönchsleben auf Athos beginnt mit der Ankunft der ersten von zwei großen Persönlichkeiten, Petros (von Athos).
843
Nach Ansicht einiger Historiker haben Mönche von Athos bereits an der Synode zu Konstantinopel teilgenommen auf der die Ikonenenverehrung wieder zugelassen wurde.
Um 860
Die zweite, für den Beginn des Mönchtums bedeutende,Persönlichkeit, Euthymios, trifft auf der Halbinsel ein.
883
Kaiser Basileos I. gibt eine kaiserlichen Erlass heraus, wonach seine Soldaten die eremitischen Mönche nicht belästigen dürfen. Auf diese Weise legte er für die Mönche den Grundstein für ein ungestörtes asketischen Leben bis in unsere Tage.
963
Der allgemein von Historikern als Gründer des Mönchstums auf Athos anerkannte Anasthasios (der Athonide) gründet das vom byzantinischen Kaiser Nikophoros Phokas finanzierte Coenobium von Groß Lavra. Dem Ansehen des Athanasios zog eine große Zahl von Mönchen an, die ein asketisches Leben in der Nähe ihres Vorbildes führen wollten. In dieser Zeit entstanden die Klöster von Hagiou Pavlou, Vatupediou, Xeropotamou, Zographou und das nichtgriechische Kloster von Iveron.
972
Athos erhält mit auf einer auf Ziegenbockshaut niedergeschriebenen Verfassung eine Sonderstellung im Byzantinischen Reich. Die dem Mönchtum auf dem Aghion Oros, dem Heiligen Berg, erteilten Privilegien sollten zu einer einzigartigen monastischen Selbstverwaltung führen. Das Dokument der für die Eigenständigkeit Athos als unabhängige Republik wird heute in einem Tragos (Turm) des Protatons in Karyes aufbewahrt.
Um 1000
Es kommt zur Gründung weiterer Klöster: Esphigmenou, Chelandariou, Docheiariou, Karakalou, Panteliemos, Philotheou, Stratoniketa und Xenophontos (bereits 998).
1050
Die Bevölkerung umfasst 5000 Mönche.
1060
Ein Edikt Kaiser Konstantins verbietet allen Frauen das Betreten der Halbinsel. Davon betroffen davon sind auch alle weiblichen Haustiere, mit Ausnahmen von Katzen, die sich zur Bekämpfung der Ratten als unverzichtbar erwiesen.
1205
Von den römisch-katholischen Teilnehmer des 4. Kreuzzuges, die unterschiedslos als Franken bezeichnet werden, wird, nachdem sie das Byzantinische Reich zerstört haben, auf dessen Ruinen das Lateinische Kaiserreich errichtet. Athos gerät unter die Herrschaft des Königs von Thessaloniki, eines Vassallen des neuen, katholischen Kaisers in Konstantinopel.
1274
Es folgt eine Periode in der die Mönche unter schrecklichen Massakern, Plünderungen und Brandstiftungen zu leiden haben, weil sie dem Zusammenschluss ihrer Kirche mit der römisch-katholischen (Union von Lyon) nicht zuzustimmen. 16 Mönche werden von katalanischen Söldnertruppen verbrannt und später heilig gesprochen.
14. Jahrh.
Es kommt zur Gründung weiterer Klöster: Dionysiou, Gregoriou, Pantokratoros und Simonopetra. Unter dem Schutz des wieder hergestellten byzantinischen Reiches erlebt Athos seine Blütezeit, in der bis zu 300 Klöster mit bis zu 40.000 Mönchen bewohnt und bewirtschaftet werden.
1424
Nachdem mit den Osmanen eine Neue Macht aufgetreten ist, wird der Berg von den Janitscharen Murads II. erobert. Sofort wurde den Mönchen die religionssteuer auferlegt, den weitere Steuern und Abgaben folgen sollten. Die Steuerpressung führte zu einer derartigen wirtschaftlichen Verschlechterung, dass die meisten Mönche ihre Kloster verlassen mussten. Die Verbliebenen konnten nur Dank der materiellen und moralischen Hilfe des Ökumenischen Patriarchates überleben. Ökonomische Unterützung leisteten vor allem die Herrscher nördlicher Länder, die transdanubischen Fürsten (Walachei und Moldau ) der orthodoxen Völker.
1822
Es kommt zu einem neuen, dem größten Unglück für Athos während des von Emmanuel Papas geführten Befreiungskrieges. Türkische Soldaten massakrierten Mönche und Frauen mit ihren Kinder, die auf die Halbinsel geflohen waren. Sie zerstören Druckerpressen, plündern alles Wertvolle und benutzen kostbare und unwiederbringliche Manuskripte um Patronenhülsen herzustellen oder Feuer zu entfachen.
1912
Am 5. November kommt der Heiliger Berg wieder unter griechische Oberhoheit. Nach der Befreiung beträgt die Zahl der Mönche zwischen 9.000-10.000, die in den Folgejahren jedoch abnimmt. Athos behält jedoch seine Autonomie. Kayres mit seinen 300 Einwohnern ist der Sitz der Athos-Regierung und zählt zu den kleinsten Hauptstädten der Welt. In dem kleinen Ort befindet sich auch der Sitz des griechischen Verwalters, der als Bindeglied wischen Athos und Athen, dem dortigen Innenministerium untersteht, wo man das Diamonitirion beantragen muss.
1963
Zum 1000. Jahrestag der Gründung des organisierten Mönchstums durch den heiligen Athanasios sprach niemand von der langen Geschichte des Gemeinwesens. Manche Teilnehmer sahen den Tag eher als Begräbnis des monastischen Staatsgebildes an.
Um 1975
Ab der Mitte des Jahrzehnts ist Athos´ Wiedergeburt zu beobachten. Junge Männer, vornehmlich jene mit akademischen Würden, kommen zum Agihon Oros, um, wenn auch nur zeitweise, an der asketischen Lebensweise teilzunehmen.
1998
1000 jähriges Bestehen des Klosters Xenophontos.
2004
Der Heilige Berg ist ein selbstregierter Teil des griechischen Staates und gehört zu politischen Bereich des Außenministeriums. Im religiösen Bereich gehört es zum Wirkungsgebiet des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel (Istanbul). Athos besteht aus 20 selbständigen Verwaltungseinheiten, an deren Spitze jeweils ein Hauptkloster steht, dem seine umliegenden anderen monastischen Einrichtungen (kleinere Klostergemeinschaften, Weiler, Zellen, Eremitagen u. a.) angeschlossen sind. Alle Klöster sind natürliche Konvente (Gemeinden) in der die Mönche an einer gemeinsam Liturgie teilnehmen und zusammen beten, arbeiten, essen, trinken und wohnen.
Die von den Mönchen auf Lebzeit gewählten Klostervorsteher sind für alle Angelegenheiten ihres Klosters verantwortlich und Mitglieder der "Heiligen Versammlung", von der die gesetzgebende Autorität ausgeübt wird. Jedes Jahr wählen die Mönche ihre Vertreter für die "Heilige Gemeinschaft", die Adminstration von Athos. Der Exekutive, die "heilige Überwachung" genannt wird, gehören vier Mitglieder an, die von den fünf in der Hierarchie am höchsten stehenden Klöstern gewählt werden.
Heute gibt es neben den 17 griechischen Klöstern auch ein russisches, das Agiou Panteleimonos an der Westküste der Halbinsel. Daneben gibt es noch ein bulgarisches Kloster (Zographou), und ein serbisches (Chilandar). Die ehemalige russische Skiti Andreou (auch Skiti Serail) ist heute wieder griechisch und gehört zum Kloster Vatopediou. Als Manifestation der einstmaligen zaristischen Vormachtstellung auf dem heiligen Berg, wurde es zu einer Zeit erbaut, als man Russland noch in der Erbfolge des alten Byzanz sah und Moskau als drittes Rom betrachtete. Schließlich gibt es noch eine rumänische Skiti (Prodromou), die zum Kloster Megistis Lavras gehört.
Ausblick
Einerseits verstehen heute noch viele Orthodoxe Athos als Bollwerk gegen jegliche Modernismen. Für manchen Ultraorthodoxe ist nicht nur der Papst, sondern auch die Europäische Union mit dem Leibhaftigen gleichzusetzen. Die Radikalsten unter ihnen, die Mönche des Klosters Esphigmenou, deren Glaube nur den orthodoxen Christen den Zugang ins himmlische Paradies gewährt, sehen in jeder Spielart der Ökumene Teufelswerk und Verrat an der Orthodoxie.
Andererseits wird im europäischen Parlament darüber diskutiert, ob die Gründungbulle der Männerrepublik gegen EU-Verfassungsrechte verstößt, da Frauen den heiligen Boden Athos´ nicht betreten dürfen.
Für die nur Männern erlaubte Einreise, die zudem auf eine tägliche Maximalzahl beschränkt ist, wird zudem eine Erlaubnis, das "Diamonitiron" benötigt, das gegen Vorlage einer Kopie des Reisespasses im Pilgerbüro in Thessaloniki ausgestellt wird und für 4 Tage gültig ist. Der nichtorthodoxe "Pilger", die nicht als bloße Besucher oder Touristen bezeichnet werden, müssen dafür 35 Euro zahlen . Der historische Schatten von Schisma und Kreuzzügen macht auch verständlich, warum in den meisten Klöstern Nichtorthodoxe von Liturgie und Trapeza, dem gemeinsamen Essen im Refektorium, ausgeschlossen sind.
Es entsteht daher bisweilen der Eindruck, dass sich Athos in einer Zeit der erstarkenden Neoorthodoxie gegen alles weltliche und westliche abzugrenzen versucht. Das Beispiel der Meteora-Klöster, die durch aufwendige Renovierungen vor ihrem Verfall gerettet wurden, und als Folge der touristischen Erschließung zum Verlust von Klausur und Spiritualität führten, vor Augen, lässt diese Gedanken durchaus plausibel erscheinen.
Jedoch haben nicht alle Klöster Unterstützung. Während einige EU-Gelder angenommen und bereits verbaut haben, sind andere noch unschlüssig....