Die Berliner AfD verliert überraschend ihre Doppelspitze: Georg Pazderski soll den Landesverband künftig alleine weiterführen. Seine bisherige Co-Vorsitzende Beatrix von Storch wurde auf einem Parteitag am Samstag in der Spandauer Zitadelle nur zu einer von drei Stellvertretern gewählt.
Die Mehrheit der anwesenden Mitglieder hatte dafür gestimmt, nur noch einen Landesvorsitzenden zu wählen. "Offensichtlich wollten die Bezirke und die Mitglieder eine Einzelspitze haben", sagte Pazderski. "Überrascht hat mich das nicht." Es habe zuvor schon entsprechende Stimmen gegeben. Möglicherweise erhoffe man sich eine bessere Schlagkraft, auch die Verantwortung sei nicht mehr geteilt.
SZ Jetzt AfD:Warum die Partei dem Bundestag nicht guttut
Viele hoffen im Moment darauf, dass die AfD Schwung ins Parlament bringen wird. Das ist nicht nur falsch. Es ist gefährlich.
Pazderski bekam knapp 74,6 Prozent der Stimmen. Von Storch erhielt bei der Wahl zur Stellvertreterin 56,5 Prozent der Stimmen. Einzelne trugen am Samstag vor, die Doppelspitze habe wenig gebracht. Sie mache nur Sinn, wenn sie zwei Strömungen abbilde, das sei nicht der Fall, sagte der als Rechtsaußen geltende AfD-Abgeordnete Andreas Wild, der im Abgeordnetenhaus aus der Fraktion ausgeschlossen wurde. Von Storch tanze "auf so vielen Hochzeiten", dass sie wenig Zeit habe für den Landesverband.
Von Storch gilt als erzkonservativ, provoziert auf Twitter und Facebook
Von Storch war früher Europaparlamentarierin, sie sitzt heute im Bundestag und ist Vize-Vorsitzende der Bundespartei. Die Abtreibungsgegnerin gilt als erzkonservativ, provoziert auf Twitter und Facebook. Seit Anfang 2016 führte sie den Landesverband zusammen mit Pazderski. Sie hätten sich vorab abgesprochen, dass - falls der Wunsch nach einer Einzelspitze komme - Pazderski antreten werde, sagte von Storch. Die 46-Jährige hatte nach der Entscheidung für eine Einzelspitze nicht mehr als Landesvorsitzende kandidiert.
Pazderski trat ohne Mitbewerber an. Pazderski ist AfD-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus. Der frühere Bundeswehr-Oberst war 41 Jahre Soldat und wird eher dem gemäßigteren Flügel der AfD zugerechnet. Pazderski rief seine Partei auf, stärker in Vereine, Schulen oder Betriebe zu gehen. "Wir müssen noch viel stärker Flagge zeigen als bisher", sagte der 66-Jährige. Die AfD müsse präsenter in den Kiezen sein, sie müsse in Schulen, Betriebe, Fußballklubs und Sportvereine hinein.
"Wir müssen endlich die Quarantäne durchbrechen, die unsere Gegner über uns verhängen wollen beziehungsweise teilweise schon über uns verhängt haben." Die AfD sitzt seit rund einem Jahr im Berliner Abgeordnetenhaus. Bei der Bundestagswahl dieses Jahr holte die Partei in Berlin 12,0 Prozent.