aus: Hoffmann, Detlef/ Thiele, Jens (Hg.): LICHTBILDER-LICHTSPIELE.
Anfänge der Fotografie und des Kinos in Ostfriesland. Marburg 1989, S.
288-303. (Zurück
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Wanderkino in Ostfriesland Louis Lumière soll einmal, Bezug nehmend auf die nicht enden wollenden Streitereien um den „wahren" Erfinder des Films, den Ausspruch getan haben: „Der Film ist ein unartiges Kind - er hat mehrere Väter."1 Unbestritten ist, daß es sich bei der allgemein als Geburtsstunde des Films angesehenen ersten öffentlichen Filmvorführung der Brüder Lumière im Pariser Grand Cafe am Boulevard des Capucines am 28.12.1895 nicht um die erste Präsentation projizierter Filmbilder handelte. So zeigten z.B. die Brüder Max und Emil Skladanowsky am Schluß eines Variete-Programms am 1. November 1895 ihre selbstgefertigten Filme mittels des von Max konstruierten Apparates „Bioskop", dessen Besonderheit es war, daß der zuvor auseinandergeschnittene und auf zwei Rollen verteilte Film Bild für Bild durch zwei Linsen wechselseitig projiziert wurde, eine Dunkelphase und somit ein Flimmern theoretisch ausgeschaltet wurde. Ob es an der höchst zeitraubenden Praxis des Filmzerschneidens und wieder Zusammenfügens, an der sehr unterschiedlichen Beurteilung der Qualität der Projektion2 oder aber an der mangelnden finanziellen Potenz der Skladanowskys gelegen haben mag, sei dahingestellt, auf jeden Fall blieb die Erfindung des Doppelprojektors „Bioskop" für den weiteren Verlauf der Filmgeschichte nahezu folgenlos. Das Verdienst, dem Film zum Durchbruch verhelfen zu haben, gebührt dagegen eindeutig den Brüdern Auguste und Louis Lumière. Ihr Vorführgerät, der „Cinematographe", war handlich und einfach, konnte als Projektor, als Aufnahmekamera und auch als Kopiergerät verwendet werden. Die Lumières führten mit ihrem Vater zusammen eine fotochemische Fabrik, Louis Lumière galt als einer der besten Fotografen seiner Zeit, ausgestattet mit einem „feinen Sinn für die Komposition seiner Objekte und für die Wahl des Bildausschnitts."3 Eine in dieser Form wohl einmalige Konzentration von Fachkompetenz in Gestalt der Brüder Lumière trat in Paris an, um die neue Schaustellung Film dem Publikum näherzubringen. Mit Erfolg, denn nach etwas verhaltenem Beginn stürmten die Massen das kleine, 150 Personen fassende Kellerlokal des Grand Cafe. Aus heutiger Sicht wirkt das Programm banal. Gezeigt wurden kaum Minuten lange Filmchen, deren Titel auch schon den Inhalt wiedergeben: - „Arbeiter verlassen die Fabrik Lumières" Die Faszination dieser frühen Bilder der Kinematographie ist knapp hundert Jahre nach ihrem Entstehen dem Zuschauer selbst beim Betrachten der Filme nicht möglich nachzuvollziehen. Daher soll an dieser Stelle die Reaktion eines Zeitgenossen auf den Film „Die Ankunft eines Eisenbahnzuges" wiedergegeben werden: „Der Zug erscheint am Horizont. Wir sehen genau die Lokomotive, die im Blickfeld wächst, die vor uns blitzschnell auftaucht und direkt vor der Station hält. Auf dem Bahnsteig erscheint ein Eisenbahner und beeilt sich, die Waggontüren zu öffnen, Passagiere steigen aus, rücken ihre Kleidung zurecht und tragen ihr Gepäck — mit einem Wort, sie vollziehen Bewegungen, die nicht vorgesehen werden konnten, weil sie vollkommen spontan sind, hervorgerufen durch den menschlichen Geist; es sind Handlungen des Intellekts und aus freien Stücken. Geben wir doch die Automaten auf, selbst die besten, und suchen wir das Leben selbst in seiner unendlichen Vielfalt von Erscheinungen, die so schwierig vorauszusehen sind wie die geheimen Gedanken, die sie hervorriefen."5 Dies soll genügen, um die Anziehungskraft des neuen Mediums Film zu verdeutlichen. Die Kuriosität sprach sich in der französischen Hauptstadt schnell herum, bald bildete sich vor dem Cafe eine lange Schlange von Schaulustigen. Jede halbe Stunde wurde einer neuen Gruppe Einlaß gewährt, und so scheint bei einem Eintrittspreis von einem Francs eine Tageseinnahme von 2000 Francs durchaus im Rahmen des Möglichen.6 Dieser grandiose Erfolg konnte den Schaustellern, in der Mehrzahl ohnehin technisch interessiert, nicht verborgen bleiben. So konnte man in ihrer Zeitschrift, dem wöchentlich erscheinenden „Komet", in der Nummer 572 vom 7. März 1896 einen Artikel über den neuen Kassenmagneten lesen. Über die Funktionsweise des sagenumwobenen, weil geheimgehaltenen „Cinematographen" bestand offensichtlich noch völlige Unkenntnis. Der Autor zog zum Vergleich die Abbildung einer Camera obscura heran, die auch bewegte Bilder vom Geschehen weg auf eine Abbildungsebene transportiert. Gleiches leistet die Filmkamera, nur daß sie Ereignisse auf dem Film konserviert. Der Film wird auf die Leinwand geworfen, das Konservierte zum Leben erweckt, „und zwar bleibt alles trotzdem in der grauen Farbe der Photographie. Das ist eben das Merkwürdigste." Zwei Monate später, am 9. Mai 1896, erschien ein Beitrag im „Komet", der klar vor Augen führt, wie verunsichert die Branche in Bezug auf das Zustandekommen der „Lebenden Photographien" noch immer war. Der Autor selbst ist sich seiner Sache so wenig sicher, daß er sich auf eine andere, nicht genannte Quelle beruft: „Wie mir mitgetheilt, beruht die Erfindung auf folgenden Principien: Das vom Photographen aufgenommene Bild wird copiert, und dann in 1500-2000 kleine Bilder zerlegt. Die so gewonnenen Bilder werden dann auf eine etwa 5 Centimeter starke Rolle abphotographiert und durch den Apparat mit Blitzesschnelle auf die Leinwand geworfen." In einem aber hatte der unbekannte Autor tatsächlich recht: „Wir stehen hier vor einem so eigenartigen Schauobjekt, das zweifellos berufen ist, in der Schaustellerwelt das größte Aufsehen zu erregen." Das tat es, und so machten sich bald nach dem Lumièreschen Triumph in Paris die Schausteller in ganz Europa auf die Suche nach funktionstüchtigen Projektoren und auch nach passenden Filmen, denn ein Normmaß gab es in der Anfangszeit noch nicht. „Viel, viel Geld zu verdienen", „Viel Geld verdient man in kürzester Zeit", „Francs 2000-werden täglich in Brüssel verdient", „Viel Geld mit wenig Mühe", so lauteten im Sommer 1896 im Komet die Überschriften zu Annoncen, in denen Projektoren angeboten wurden. Die Preise für die kaum ausgereift zu nennenden Apparate und die seltenen „Films" waren nicht unerheblich. Im September 1896, als sich viele Schausteller zur ersten Reise mit dem Kinematographen rüsteten, kostete ein Projektor bei Meßter und Bartling je 2000 Mark, bei Försterling 1210 Mark. Filme kosteten je nach Länge 200 bis 300 Mark pro Stück. Um ein Programm bestreiten zu können, benötigte der Unternehmer ca. 5 Bilderreihen, so daß schnell ein ansehnlicher Betrag allein für die Grundausstattung zusammenkam.7 Mit einer Handvoll Filmen und einem primitiven Projektor ausgerüstet zogen die Schausteller übers Land auf der Suche nach Städten, in denen der Kinematograph noch nicht zur Aufstellung gekommen war und wo mithin die Aussicht auf Gewinn eine hohe sein konnte. Dort mieteten sie einen Gasthaussaal, annoncierten oft schon tagelang vorher in der Lokalpresse und führten unter heute abenteuerlich anmutenden Bedingungen ihre Filme vor:
Welcher technisch interessierte Schausteller konnte dieser Verlockung schon widerstehen... Anzeige im "Komet". Komet, 25.7.1896 „Der Vorführapparat stand inmitten des Raumes, etwa 10m von der Leinwand entfernt, ohne irgendeine Verkleidung, so daß jedermann zusehen konnte, wie alles vor sich ging. Der Bildschirm aus Leinwand mußte, um eine Klarheit des Bildes zu ermöglichen, andauernd durch eine Wasserspritze unter Feuchtigkeit gehalten werden - ein probates Mittel, das in den ersten Jahren von vielen angewendet wurde. Der Apparat selbst hatte eine Kurbel zur Handbedienung. [...] Unglaublich leichtsinnig ging man mit den feuerempfindlichen Filmen und der Bedienung des klappernden Apparates vor. Der Filmstreifen lief zuerst einfach auf den Fußboden, später in einen bereitgestellten Sack oder Korb."8 Von einer sachgerechten Behandlung der Filme konnte man also damals noch nicht sprechen, obwohl die Betreiber sicher sehr vorsichtig mit dem Material umgegangen sind. Sie mußten nämlich ihre Filme ob ihrer Seltenheit zu enorm hohen Preisen kaufen. Nachschub war kaum oder nur unter immensem Kapitaleinsatz zu bekommen, und so waren die Schausteller gezwungen, ihre Filme bis zu deren völligem Verschleiß abzuspielen. Ließ das Publikumsinteresse am jeweiligen Vorführort spürbar nach, so konnte mangels Materials ein Programmwechsel nicht erfolgen, der Unternehmer war gezwungen, in einer anderen Stadt sein Publikum zu suchen. „Unter den geschilderten Umständen stellte das Wanderkinotheater die für die wirtschaftliche Auswertung des Films einzig mögliche Vorführungsform dar."9 Paul Behrens und Friedrich Georg Gröning Kinopioniere in der Nordwest-Region Im April 1896 schloß die Deutsche Automaten-Gesellschaft Stollwerck & Cie mit Lumière einen Vertrag, der sie allein berechtigte, in Deutschland Lumière-Füme vorzuführen. Premieren gab es in Köln am 20. April, am 28. April in Berlin, ab Juni in Stuttgart, am 9. Juni in Hamburg, am 11.7. in München und am 18. August des Jahres 1896 in Hannover.
Der „ Cinématographe Lumière" 1897. Ein solcher Apparat wurde vermutlich vom Vareler Gastronomen Otto Dörrier gekauft. Deutsches Filmmuseum (Hrsg.): Perspektiven. Dauerausstellung 1. Frankfurt/M. 1986, S. 34 Der Generalvertreter der Firma Stollwerk in Bremen, Paul Behrens, sorgte am 15. August vor dem Logengebäude, Sögestr. 16 für eine Menschenansammlung, da er schon seit längerem durch Anzeigen für jenen Tag die erste Aufführung „Lebender Photographien" angekündigt hatte.10 Jener Generalvertreter brachte auch als erster flackerndes Licht in das Dunkel des damals noch zum Kreise Wittmund gehörenden Marinehafens Wilhelmshaven. Ab dem 7. Dezember 1896 um 16 Uhr konnte man im „Rheinischen Hof des Herrn Schladitz für 50 Pfennige den „Vorführungen dieser neuesten, in Paris, London und Wien mit so lebhaftem Beifall aufgenommenen Erfindung auf dem Gebiete der Schnellphotographie"11 beiwohnen. Auch die Jadestädter sparten nicht mit Lob. Im „Wilhelmshavener Tageblatt" erschien am 10.12.1896 eine erste Besprechung: „Daß die Kunst der Photographie in Verbindung mit der auf sehr hoher Stufe stehenden Technik eine derartige Wirkung hervorbringen kann, glaubt niemand, bis er sich mit eigenen Augen davon überzeugt hat. Da sieht man z.B. Straßenscenen zuerst in einer lebensgroßen Photographie vor sich. Wie durch einen Zauberschlag fangen die Figuren an auf die natürlichste Weise sich zu bewegen und bekommen Leben wie in Wirklichkeit." Das Erstaunen spricht aus diesen Zeilen. Noch eines wird an dieser Stelle deutlich: eine perfekte Fixierung und Wiedergabe der nach außen sichtbaren Realität hat etwas Magisches. Mutet heute die Holographie wie Zauber an, so war es 1896 das Medium Film und ca. 30 Jahre vorher die Stereofotografie. Liesegang, ein deutscher Hersteller optischer Geräte, beschrieb den Versuch der dreidimensionalen Fixierung des Augenblicks durch die Stereoskopie 1864 folgendermaßen, und die Wortwahl ist frappierend ähnlich: „Das schönste und an das Wunderbare grenzende aber sind die bei augenblicklicher Belichtung gemachten Aufnahmen. [...] Man sehe nur die Boulevards und Plätze von Paris [...] mit ihren Omnibussen und Wagen, Fußgängern und Reitern, [...] kurz ihrem ganzen Verkehr und Treiben, alles wie durch Zauberschlag gebannt und das interessanteste Studium zulassend, den Charakter des öffentlichen Lebens in den geringsten Details wiedergebend."12
Wie bei den Lumières in Paris ein Jahr vorher wurden Aufnahmen mit dokumentarischem Charakter gezeigt, das Medium selbst war die Attraktion. Und so wurden alltägliche Verhaltensweisen bemerkenswert, sobald sie durch Projektion auf der Leinwand erschienen: „Zwischen Fußgängern bewegen sich Radfahrer, Omnibusse, Motorwagen; die Menschen begrüßen sich durch Hutabnehmen, Winken u.s.w., kurzum es sind vollständig belebte Bilder in natürlicher Größe. [...] Man sieht die marschirenden Truppen genau, wie sie die Füße abwechselnd setzen f...]"13 Es wirkt, als lauere der Autor auf eine Ungenauigkeit in der Wiedergabe. Die abgebildeten Menschen werden in seiner Beschreibung zu Figuren wie im Marionettentheater. Entgegen diesem von ihm vermittelten Eindruck weist er im Verlaufe des Artikels nachdrücklich daraufhin, daß die Vorstellung „nichts puppenhaftes hat, wie in mechanischen Theatern". Er schließt: „Es sollte sich Niemand, wer es auch sei, die Gelegenheit entgehen lassen, diesen Fortschritt der Kunst und Technik zu sehen. Der für die Stadtbewohner etwas weitere ungewohnte Weg zum Rheinischen Hof in Heppens läßt sich leider nicht vermeiden, da im Stadtgebiete selbst kein Saal zu haben ist mit elektrischem Licht, dessen der Apparat unbedingt bedarf." Diese Grenzziehung durch das Tageblatt war wohl etwas willkürlich, entsprach sie doch nicht den wahren Begebenheiten. Das „Norddeutsche Volksblatt" wies am 11. Dezember darauf hin, daß Neuheppens sehr wohl innerhalb der Stadtgrenzen Wilhelmshavens gelegen habe, eine Ausgrenzung wohl nur aufgrund des mangelnden Ansehens der Neu-Heppenser bei den Innenstädtern erfolgt sei. Außerdem war es voll des Lobes über die „Lebenden Photographien", nur an dem Programm hatte das „Organ für die Interessen des werkthätigen Volkes" etwas auszusetzen: „Ohne Zweifel würde ein großer Theil des Publikums mehr angezogen werden, wenn das Programm nicht in Vorführung von Paradebil-dern bestände. Jedoch ist die Vorführung von Paradebildern nicht der Zweck, sondern an solchen Menschenanhäufungen bei Paraden wird eben das anscheinend Unmögliche, bewegliche Massen durch die Photographie auf die Bühne zu bringen, am bewundernswerthesten dargestellt."14 Tatsächlich handelt es sich bei dieser kurzen Mißfallenskundgabe um die erste und für lange Zeit letzte Filmkritik in Nordwest-Deutschland, ansonsten wurde immer nur auf das Äußere des Fahrgeschäfts hingewiesen oder im Sinne des inserierenden Unternehmers Lob gespendet. Die Unternehmer verstanden es offensichtlich, durch eingereichte Presseerklärungen die schreibende Zunft zu ihren Gunsten tätig werden zu lassen, was anläßlich des Gastspiels von Paul Behrens nachweisbar wird. Obwohl in den Jadestädten - will man den Artikeln in den Zeitungen Glauben schenken - das Publikumsinteresse immer noch groß war, entschloß sich Behrens nach zehn Tagen Aufenthalt in Wilhelmshaven zu einem Abstecher ins benachbarte Jever. Dankbar, eine solche Attraktion noch 1896 in der Stadt zu haben, brachte das „Jeversche Wochenblatt" in der Nr. 295 vom 18.12.1896 einen Vorbericht auf das kommende Ereignis. Dieser Bericht basiert, wie auch der Artikel im Norddeutschen Volksblatt in Bant vom 6.12.1896, eindeutig auf dem „Komet"-Artikel „Die lebende Photographie dargestellt durch den Cinematograph" vom 20.6.1896 und ist aller Wahrscheinlichkeit nach den Zeitungen durch Herrn Behrens als Vorlage überreicht worden. Im „Komet" heißt es: „[...] und statt der zollgroßen beweglichen Miniaturfigürchen ganze Straßenszenen mit Hunderten von Menschen in natürlicher Größe dem Auge vorgeführt. [...] Da ist nichts vorbereitete, auf den Effekt berechnete Stellung, sondern alles ungeschminkte Wirklichkeit, auf der photographischen Platte in jedem Stadium der Bewegung aufgefangen und ebenso getreu wiedergegeben." Im „Norddeutschen Volksblatt" wurde daraus: „Der Apparat führt dem Auge der Zuschauer [...] ganze Straßenszenen und Vorgänge, mit Hunderten von Menschen in Lebensgröße beweglich, vor. [...] Es ist alles ungeschminkte Wirklichkeit auf der photographischen Platte, m jedem Stadium der Bewegung aufgefangen und ebenso getreu wiedergegeben." Das „Jeversche Wochenblatt" schrieb: „[.,.] aber statt der nur zollgroßen beweglichen Figürchen des Kinetoskopen führt der Kinematograph ganze Straßenszenen und Vorgänge mit Hunderten von Menschen in natürlicher Größe dem Auge vor [...]" Auch wenn der Artikel im Jeverschen Wochenblatt nachweisbar nicht von dem Redakteur selbst stammte, so ist doch beeindruckend, daß die Zeitung durch fast vollständige Übernahme des „Komet"-Artikels ihren Lesern eine Aufklärung über den Kinematographen zukommen ließ, wie sie in unserem Untersuchungsgebiet einmalig war. Behrens schätzte die Attraktivität seines Besuches in Jever vom 19. bis 22.12.1896 so hoch ein, daß er den Jeveranern und den Interessierten auch aus dem Harlingerland (die am 10. Dezember durch einen den obigen Artikeln ähnelnden Bericht sowie durch Annoncen am 12., 18. und 19.12. im lokalen Anzeiger auf das Gastspiel in Jever aufmerksam gemacht wurden) zehn Pfennige mehr, also 60 Pfennige Eintritt abverlangte. Er schien sich nicht getäuscht zu haben, die Vorführungen in Janssens Konzerthaus erfreuten sich eines bedeutenden Besuches. Auch Kinder kamen zu Hunderten, und sie „wurden von großem Jubel erfüllt."15 Behrens kehrte am 22. Dezember nach Wilhelmshaven zurück, wo er nun nach Verhandlungen mit der sog. „Kartellkommission" Gewerkschaftsmitgliedern für 30 Pfennige den Eintritt zu seiner Schaustellung gestattete. Schembar hatte der Kinematograph an Anziehungskraft eingebüßt, denn Behrens blieb nicht wie angekündigt bis zum 8. Januar 1897 am Jadebusen. Schon am 2. Januar tauchte er wieder - „nur neue Bilder" - im Konzerthause zu Jever auf und gab von 13 bis 22 Uhr unter immer noch starkem Zuspruch stündlich Vorstellungen (bis 6. Januar). Nächste Etappe war Oldenburg. Ab Donnerstag, den 7. Januar 1897 setzte Behrens seinen Apparat in E. Noltes „Union" in Tätigkeit. Gezeigt wurde ein gegenüber dem in Wilhelmshaven gezeigten spürbar entmilitarisiertes Programm, das mit seinen Dokumentaraufnahmen noch stark an das erste Lumière-Programm erinnert: 1. Promenade im zoologischen Garten in Paris Der Cinematographe blieb bei auch hier gutem Besuch noch bis zum 28.1.1897 in der Huntemetropole. Aus einer Zeitungsnotiz vom 26.1.1897 geht hervor, daß der Betreiber des Kaffeehauses im Vareler Busch besonderes Gefallen an den Darbietungen gefunden haben muß: „Varel, 25. Januar. Der zur Zeit in Oldenburg ausgestellte Kinematograph der Gebr. Lumière ist, wie wir hören, durch Kauf in den Besitz des Herrn Otto Dörrier (Kaffeehaus im Vareler Busch) übergegangen. Die Kaufsumme soll 4000 M. betragen."17 Fraglich ist natürlich, ob es sich bei dem Kaufobjekt tatsächlich um einen Original-Lumière-Cinématographen gehandelt hat, da die Brüder Lumière bis zum Mai 1897 es strengstens vermieden, den Apparat der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.18 Für den Verkauf des Originals allerdings spricht der im Vergleich zu den handelsüblichen Projektoren enorm hohe Preis. Hinzu kommt, daß es sich bei Behrens um den Vertreter der Stollwerk AG handelte, die den Lumièreschen Cinématographen einsetzte. Wie auch immer, Otto Dörrier gelangte in den Besitz eines Projektors, denn schon am 26. Januar 1897 bot er in einer Anzeige („Für Wirthe!") im Jeverschen Wochenblatt an: „Der echte Kinematograph Lumière ist auf 3-14 Tage abzugeben. Da derselbe mein Eigenthum, so ist die Miethe mäßig." Damit verlassen sowohl Paul Behrens als auch der Cinématograph Lumière den Beobachtungsraum, in dem sie im Untersuchungszeitraum nicht mehr nachweisbar sind. Behrens konnte nicht für sich beanspruchen, als erster auch in Oldenburg Filme gezeigt zu haben. Ein Schausteller namens Friedrich Georg Gröning aus Hamburg war ihm zuvorgekommen und zeigte ab 8. Dezember 1896 in der Markthalle mit dem Projektor „Edison's Ideal" vermutlich von der Firma Foersterling aus Berlin u.a. den „Einzug des Zaren in Paris". Dazu spielte er auf dem immer noch eine Attraktion darstellenden Phonographen Militärmusik, schon in den Anfängen war der Film also nicht stumm. Gröning blieb bis zum 20.12.1896. Die Presse beurteilte seine Darbietungen freundlich, aber nicht enthusiastisch. Erst als Behrens Anfang Januar nach Oldenburg kam, konnte man aufgrund der Vergleichsmöglichkeit Grönings Vorführungen in ihrer Qualität richtig einschätzen: „Der Kinematograph Lumière [...] ist nicht etwa identisch mit dem vor kurzem hierf. gezeigten Apparat. Bei letzterem sah man kleine verschwommene Bilder; doch welch Unterschied zwischen dem Lumière-Kinematograph und diesem. Bei ersterem erscheinen die einzelnen Photographien, vom elektrischen Bogenlicht hell bestrahlt, so deutlich, daß sogar die Gesichtszüge eines Menschen vollkommen erkannt werden können."19 Die mangelnde Abbildungsqualität ist wohl dem Betreiber Gröning nicht anzulasten, sondern lag in der Natur seines Projektorentyps begründet. Dieser Apparat, laut Anzeige im „Komet" ca. 50 Kilogramm schwer und somit für das ambulante Gewerbe gut geeignet, wurde im Gegensatz zum „Cinematographen" mit sog. Kalklicht betrieben. Kalklicht entsteht dadurch, daß ein Kalkstück zum Glühen gebracht wird. Es entsteht ein Licht von klarer, heller Farbe. „In welcher Weise macht man nun das Kalkstück glühend? Einfach dadurch, dass man eine Stichflamme herstellt und diese gegen das Kalkstück führt, bis dasselbe zum Glühen gebracht wird. Zur Herstellung der Stichflamme benutzt man ein Mischgas, das entweder aus gewöhnlichem Leuchtgas und Sauerstoff oder aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht."20 Man möge sich nur einen Wanderkinobetreiber vorstellen, wie er mitten im Publikum, in Reichweite höchst brennbarer Filme, eine Stichflamme herstellt! Gröning aber schien die Sache gut im Griff zu haben, von einer Panne oder gar einem Brand verlautete nichts. Der Nachteil des Kalklichts wird aus der Kritik der Oldenburger Zeitung deutlich: es konnte nicht ansatzweise an die Helligkeit des Lichtes heranreichen, das durch einen elektrischen Lichtbogen erzeugt wurde. „Haarscharfe Bilder", in der Anzeige von Foersterling versprochen, lieferte der Apparat „Edison's Ideal" wohl nicht. Einen Vorteil allerdings brachte die Verwendung von Kalklicht mit sich, der m Zeiten harter Konkurrenz entscheidenden Vorsprung verschaffen konnte: Gröning war unabhängig vom elektrischen Strom. So war es ihm und nicht Behrens möglich, nach kurzem Aufenthalt in Wilhelmshaven zum Filmpionier im noch nicht mit Elektrizität versorgten Ostfriesland zu werden. Die große Ostfriesland-Rundreise des Friedrich Georg Gröning begann in Aurich, was wohl eher mit der Lage des Städtchens als mit seiner Bedeutung zusammenhängt. Ab dem 5. Februar 1897 präsentierte er das schon bekannte Programm, auch der Phonograph wurde aufgestellt. Neben der untermalenden Militärmusik konnten die Auricher u.a. „Die Kaiserrede bei der Enthüllung des Kyffhäuserdenkmals" und „Die Festrede beim Einzug des Großherzoglichen Paares in Oldenburg" als Konserve hören. Die Pressemitteilung im Lokalblatt „Ostfriesische Nachrichten" vom 9. Februar 1897 erschien im Verlaufe der Reise bis auf Nennung der Lokalität wortgleich auch im Norder Blatt „Ostfriesischer Courier" und im „Leerer Anzeigeblatt": „Wir möchten unsere Leser nochmals auf die zum ersten Male hier gezeigten Vorführungen des Kinematographen im Schützenhofe aufmerksam machen, die ein hervorragendes Interesse beanspruchen und äußerst sehenswerth sind. Der Apparat, eine Erfindung der neuesten Zeit, die auch in dem Edison-Pavillon der letzten Berliner Gewerbeausstellung großes Aufsehen hervorrief, zeigt tausende photographischer Aufnahmen eines Aktes, z.B. des Zaren Ankunft in Paris, in so rascher Aufeinanderfolge, daß man die Handlung selbst in lebendiger, plastischer Form zu sehen glaubt. Außerdem werden die Leistungen des modernen Phonographen in sehr hübschen Proben gezeigt". Der Eintrittspreis betrug 50 Pfennige (Kinder die Hälfte), in Wilhelmshaven wagte Gröning wegen der Konkurrenz zu dem gleichzeitig am Ort weilenden Behrens nur 40 Pfennige anzusetzen. Er blieb in Aurich bis zum 16.12.1897, ohne daß Näheres über ihn berichtet wurde. Als nächstes machte er halt in Norden, wo er am 25. und 26. Februar in „König's Concerthaus" die „lebenden Photographien" den Küstenbewohnern vorführte. Anläßlich der Anwesenheit Grönings in Emden ab l. März fand ein Redakteur den Mut, abweichend von oben dokumentierter Presseerklärung einen eigenen Eindruck wiederzugeben:
Gröning beginnt seine Reise durchs ländliche Ostfriesland. Ostfriesische Nachrichten, 6.2.1897 „Emden, 2. März. Wir hatten gestern Gelegenheit, in den 'Drei Kronen' den von Herrn Gröning aus Hamburg aufgestellten Kinematographen m Thätigkeit zu sehen und müssen gestehen, daß wir durch die Vorführungen der sog. lebenden Photographien überrascht wurden. Man sieht einfach die Wirklichkeit vor sich, Momentaufnahmen in der denkbar geschwindesten Aufeinanderfolge. Es läuft beispielsweise ein Zug ein, die Personen steigen aus, Andere ein; 'die Waschfrauen in Paris bei der Arbeit', 'Einzug des Zaren in Paris', 'Spielende Knaben' und viele andere Darstellungen werden der Wirklichkeit entsprechend vorgeführt. Der daneben aufgestellte Phonograph giebt in ziemlicher Deutlichkeit Reden, Musikstücke, Gesangsvorträge u.s.w. wieder. Ein Besuch der aufgestellten Apparate wird Jeden befriedigen."21 Die in Emden stattfindenden Vorstellungen fanden derartigen Zuspruch, daß „wegen zu starken Andranges" die Anwesenheit Grönings um zwei Tage, bis zum 5. März 1897, verlängert werden mußte. Letzte Etappe auf seinem Weg durch Ostfriesland stellte Leer dar. Dort mietete der Hamburger Schausteller vom 13. bis 23. März den Saal in „Kleen's Etablissement" und brachte zum Eintrittspreis von nur 30 Pfennigen seine sicher schon lädierten Filme zur Aufführung. Der Abstecher nach Leer muß sehr ertragreich gewesen sein, denn nach immerhin schon zehn Tagen Anwesenheit in Leer wechselte Gröning in „Prüsers Hotel" und gab, „vielseitigem Wunsche entsprechend", bis zum 27. März 1897 Vorstellungen bei erstaunlicherweise auf 50 Pfennige erhöhtem Eintrittspreis. So endete Grönings Rundreise sicher für ihn höchst befriedigend. Die 2500 Mark, die er der Firma Foersterling inclusive Filmmaterial hätte bezahlen müssen, waren vermutlich längst wieder eingespielt. Wohin die weitere Reise des Schaustellers Gröning ging, ist bisher noch nicht zu ermitteln gewesen.22 Immerhin zwei Jahre vergingen, bis in Ostfriesland wieder Filme zu sehen waren. In ganz Ostfriesland - Wilhelmshaven eingeschlossen, dort war lediglich am 14.11.1898 ein Experimentalvortrag über die Kinematographie durch Dozent Fürstenberg aus Berlin zu hören und zu sehen - gab es 1898 keine kommerzielle Filmvorführung. In Leer gar war erst im April 1901 Joseph Hensel als der erste Wanderkinounternehmer nach Gröning 1897 anzutreffen. Vorher war er schon in Wilhelmshaven, wo er mit seinem angeblich selbstgebauten, auf seine Heimatstadt hinweisenden Kinematographen „Brema" am 10. und 11. Dezember 1900 in der „Burg Hohenzollern" gastierte. Noch immer war es gängige Praxis, die Filme in einem angemieteten Saale zu projizieren, und noch immer gab es in der Regel Filme zu sehen, die man als Dokumentaraufnahmen bezeichnen kann oder die zumindest solchen nachempfunden waren. So zeigte Hensel zu den Klängen der Kapelle des II. Seebataillons u.a. „Die Flottenparade vor Taku", „Andrees Luftballon am Nordpol" und den „Zusammenstoß von zwei Eisenbahnzügen", von denen letztere mit Sicherheit eine nach heutigen Gesichtspunkten plumpe Trickaufnahme war:
Man vernahm im Publikum einen leisen Schrei. A Railway Collision GB 1900. Regie: Walter R. Booth. In. Deutsches Filmmuseum (Hrsg.): Perspektiven. Dauerausstellung 1. Frankfurt/M. 1986, S. 35. „Von packender Wirkung war der Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge. Wir sehen eine Gebirgslandschaft, an steiler Felswand zieht sich ein Gleis hin, das in einem Tunnel endigt, ein Zug kommt heran, dicht vor einem Tunnel angelangt, verlangsamt er seine Fahrt, um dann zurückzufahren und auf offener Strecke zu halten. Nun ein Moment der größten Spannung, plötzlich braust aus dem Tunnel ein zweiter Zug heran, ein Zusammenstoß der beiden Züge erfolgt, die Waggons stürzen die steile Gebirgswand hinunter. Der Zusammenstoß erfolgte so natürlich, daß man im Publikum einen leisen Schrei vernahm."23 Der dieser Inszenierung eines Eisenbahnunfalls eingeräumte hohe Stellenwert innerhalb des Programms verdeutlicht, daß die Zeit der „ungeschminkten Wirklichkeit auf der photographischen Platte"24 vorbei war. Der Novitätscharakter des Mediums Film, bei dem es erst in zweiter Linie auf die Inhalte ankam, reichte nicht mehr aus, die Leute in die Säle zu locken. Hensel allerdings schien 1900 den Geschmack der Massen getroffen zu haben. Laut Anzeige vom 12.4.1901 besuchten über 3000 Personen seine Darbietungen. Die Aussicht auf großen Gewinn führte 1901 dazu, daß sich die Schausteller in Wilhelmshaven die Klinke in die Hand gaben. Vom 9. bis 13. April kam wieder Hensel mit seinem Projektor „Brema", gleichzeitig gastierte Franz Sander am 9. und 10. April in der „Burg Hohenzollern", wechselte dann in die zuvor von Hensel belegte „Kaiserkrone", nannte sein Unternehmen fortan Hansa (er kam aus Hamburg) und blieb dort noch vom 15. bis 20. April 1901. Hensel hingegen ging über Norden (20. bis 22. April in Folkerts" Hotel „Frisia") nach Aurich, wo er vom 23. bis 25. April im späteren Kino „Hotel zum schwarzen Bären" seinen Apparat „Brema" aufstellte. „Die Beerdigungsfeierlichkeiten Ihrer Majestät der Königin von England in 3 Serien" wurden aber nur sehr schwach besucht.25 Auch in Leer war eine ähnliche Tendenz zu beobachten. Als „Feys berühmter Elektro-Biograph" bei Albert Lösch in dessen „Etablissement" vom 1. bis 5.12.1901 zu Gast war, bekam er zunächst nicht die erhoffte Resonanz, obwohl seine „Leuchtreklame" für Furore sorgte und sofort in der Presse erwähnt wurde: „(Lösch' Etablissement bei elektrischem Licht!) Das war gestern abend bei allen Passanten Gesprächsthema, zumal die beim Eingang in der Mühlenstraße hängende Bogenlampe weithin das Stadtbild erleuchtete. Von der Straße bis an den Saal herrschte im Gegensatz zu der sonst üblichen, oft sehr übel empfundenen Finsternis (u.A.w.d.g.- um Abhülfe wird dringend gebeten) -Tageshelle."26 Fey hatte nämlich zur Erzeugung des Lichtbogens einen Generator mitgeführt, der den erforderlichen Strom lieferte und so für „helle" Aufregung sorgen konnte. Wahrscheinlich lag es an der Programmankündigung, daß das Publikumsinteresse trotzdem schnell erlahmte, denn dort im Anzeigeblatt vom 1.12. wurden in der Hauptsache Dokumentaraufnahmen aufgelistet, die in ähnlicher Form sicher noch vom Gastspiel Hcnsels in Erinnerung waren, der vom 29.4. bis -2.5. d.J. von Aurich kommend hier Station gemacht hatte. Aus der Anzeige wurde nicht klar, daß auch ganz andere, inszenierte Filme zu sehen waren:
Georg Méliès in „Les Cartes Animees". Durch Doppelbelichtung erscheint er als Magier und als bewegliche Spielkartenfigur. Gespielt wird, ganz so wie im Varieté, zum Zuschauer hin. Werner Waldmann: Zauberkunst. Lizenzausgabe u.a. für die Bertelsmann Club GmbH, o.J., S. 27 „Man wird Gelegenheit haben, große Theaterstücke (Ausstattungsszenen) - die wegen der technischen Schwierigkeiten bislang nur auf großen Bühnen gegeben werden konnten — auch bald auf kleinstädtischen Bühnen kennen zu lernen, da ja bei dem Fortschreiten der Technik der Erweiterungsfähigkeit des jetzigen Gebietes der lebenden Photographie unbegrenzter Raum gewährt ist. Wir haben hiervon in den Verwandlungsszenen gestern abend durch Feys Biograph in Lösch' Saal den besten Beweis erhalten. Die Vorführungen waren tadellos und gelangen vortrefflich, viele derselben erregten staunende Verwunderung und fanden lauten, anhaltenden Applaus, [...]. Die glänzendsten Verwandlungskünste und andere Vorführungen aus Varietes wurden gezeigt, Szenen, die recht oft schallendes Gelächter zur Folge hatten, so angenehm aber auch die humoristische Abwechslung ist, so sehr möchten wir doch empfehlen, nicht zu viel von den Verwandlungsszenen zu bringen!"27 Staunende Verwunderung, schallendes Gelächter oder auch blankes Entsetzen - der in den Anfängen als Mittel der Wissenschaft angesehene Kinematograph wird zum Medium der Unterhaltung, er kann Emotionen erwecken! Ein in den Bahnhof einfahrender Zug konnte niemanden mehr verblüffen, die Zukunft gehörte solchen Filmen, die an dem „Urbild des Spielfilms"28, dem schon im ersten Lumière-Programm gezeigten Streifen „Der begossene Rasensprenger", anknüpften. Hauptvertreter der nun massenhaft entstehenden Filme mit in Szene gesetzter Handlung war der ehemalige Direktor eines Zaubertheaters, Georges Méliès. Mit genauer Kenntnis der technischen Möglichkeiten des Mediums und großen Einfallsreichtum ausgestattet, entwickelte er Stopptricks, arbeitete mit Mehrfachbelichtungen und Überkopieren, trieb das Spiel mit sog. Masken zur Perfektion. So entstanden Filme wie „Die Reise zum Mond", technische Kabinettstückchen, die Méliès' Verbundenheit zum Variete nicht leugnen konnte. Theaterkulissen bestimmten das Bild, und passend zum immer noch applaudierenden Publikum verbeugten sich die Schauspieler auf der Leinwand. Die Schausteller mußten sich den veränderten Bedürfnissen der zahlenden Zuschauerschaft anpassen, schließlich hatte die Zusammenstellung des Programms unmittelbaren Einfluß auf ihr Einkommen. Durch die Kauf entscheidung hin zu immer mehr Humoresken lenkten sie auch die Art der Produktionen, so daß sehr schnell Filme entstanden, die die Kollektivbedürfnisse zu befriedigen suchten, „die den meisten Menschen gemeinsam sind. Der Charakter des kapitalistischen Films wird daher durch den ökonomischen Zwang zur größtmöglichen Popularität bestimmt".29 Ein Schausteller berichtete im „Komet" vom 29.3.1901 anschaulich, wie er seine Filme auswählte: „Der Kinematographenbesitzer muß sich in seinem Programm, das er immer bereichern muß, dem Geschmack seiner Besucher anbequemen. Darum habe ich mir, wenn ich nach einem Platz kam, dessen Bevölkerung mir in seiner Eigenart noch fremd war, immer erst Erkundigungen eingeholt und danach mein Programm aufgestellt. Bei jedem Programm zollte ich dem komischen Theil einen Haupttribut, ja ich gestehe es offen, diesem Theil habe ich mein Geschäft verdankt. Darum möchte ich jedem Anfänger rathen, sich in erster, zweiter und dritter Linie komische Films zuzulegen, denn nur diese packen die Menge, bringen sie in das richtige Fluidum. Kurzum, das Publikum ist befriedigt, wenn seine Lachmuskeln ein wenig gekitzelt werden."30 Kino auf dem Jahrmarkt
Franz Sander aus Hamburg kitzelt die Lachmuskeln der Besucher des Schützenfestes in Emden 1903. Ostfriesische Zeitung, 29.8.1903 Mit dieser Programmänderung weg von reinen Dokumentaraufnahmen hin zu mehr Humoresken und Tragödien kam auch die Zeit, in der die Schausteller ihren Darbietungen einen adäquaten äußeren Rahmen zu geben suchten. Etwa ab 1900 gingen sie mit eigenen Zelten auf die Reise, sie konnten nun unabhängig von den örtlichen Verhältnissen ihr Geld verdienen. Mit ziemlicher Sicherheit konnte man sie regelmäßig auf den Jahrmärkten und Festen antreffen, dort standen ihre Zelte neben Tierschauen, Abnormitätenausstellungen und Hippodromen und bildeten nicht selten die Hauptattraktion des Marktes. Der Pfingstmarkt in Norden und auch in Aurich, das Schießfest in Wilhelmshaven, der Gallimarkt in Leer und das Schützenfest in Emden waren beliebte Stationen der fahrenden Filmvorführer, denn dort trafen sie auf ein vergnügungsorientiertes Publikum aus Stadt und Land, das von weither zu diesen Anlässen gefahren kam. Das Geld saß locker, und so kam es, daß schon zum Schützenfest 1900 in Emden zwei Theater „lebender Photographien" sich Konkurrenz machten. Franz Niederhoff und G. Apitius lockten die Besucher des Festes vor allem mit Szenen vom südafrikanischen und chinesischen Kriegsschauplatz, so daß die Gefahr der Verwechslung durchaus gegeben war. Apitius' „elektro-biomatographisches Theater" war „kenntlich am elektr. rothem Licht", Franz Niederhoffs Zeltkino, von ihm selbst als „die einzig großartigste Sehenswürdigkeit hier am Platze" bezeichnet, „befindet sich in der zweiten Reihe am Schützenzelt" .31 Bis auf den Pfingstmarkt in Norden, wo des öfteren mehrere Wanderkinos gleichzeitig anzutreffen waren, war vermutlich ansonsten nie mehr als ein Wanderkinounternehmen am Platze. Marktleitung und Schausteller hatten wohl das Einsehen, daß ein Markt in Ostfriesland, anders als z.B. der Freimarkt in Bremen, nur jeweils einem ambulanten Kino einen guten Ertrag verschaffen konnte. Das Wanderkino entwickelte sich mit seinem prachtvollen Äußeren zum größten Anziehungspunkt auf dem Jahrmarktsgelände, „alles Nachbarliche in Schatten stellend".32 Beeindruckt beschrieb die Ostfriesische Zeitung aus Emden am 14.9.1901 einen solchen Prachtbau: „[...] Die Front in massiver Holzschnitzerei, in hochkünstlerischer Ausführung, Roccokostil aus der Zeit Ludwig XIV., bildet ein Schaustück ganz besonderer Art und giebt einen außerordentlichen Beweis von der Leistungsfähigkeit des deutschen Kunstgewerbes. Die Beleuchtung liefern drei jede für sich arbeitende Maschinen und besteht aus 18 Bogen-, 250 Glühlampen. Ein Elektro-Musik-Orchestrion liefert die Musik." Der hier angesprochene Lambertz kam aus Bremen und war schon vor seiner Tätigkeit als Filmvorführer ein in ganz Deutschland geschätzter Schausteller, der vor allem mit seiner aus England importierten Berg-und Talbahn, aber auch als Fotograf auf den Jahrmärkten zu begeistern wußte. Er und Fey, Franz Sander und Franz Thiele waren auf den großen Märkten in Ostfriesland die die Szene beherrschenden Kinounternehmen. Aber nicht nur dort, von Norden bis Bremen, von Eckernförde33 bis Osnabrück34, von Lübeck35 bis Magdeburg36, überall werden ihre Namen erwähnt. Im Gegensatz zu Osnabrück mit Robert Melich und Eckernförde mit Ludwig Herwig37 gab es keinen Schausteller, den man, und sei es auch nur für eine Stadt, als den ambulanten Kinounternehmer bezeichnen könnte. Es herrschte rege Konkurrenz. Der Bremerhavener Maler Otto Stahmer gibt m seinen „Erinnerungen an den Bremer Freimarkt in Bild und Wort"38 eine Beschreibung des Freimarktes von 1905, als Lambertz, Sander und Thiele gleichzeitig anwesend waren:
"Feys Salon- Cinematograph" auf dem Leeraner Gallimarkt, vermutlich Oktober 1909. Der Recommandeuur wartet mit Werbeblättern auf Kundschaft. Nachlaß Fam. Grünefeld, Stickhausen „[...] Die Bauart war bei allen die gleiche. Es war eine mächtig große Bude mit einem Vorbau für die Eingänge zum ersten, zweiten und dritten Platz und die Kasse in der Mitte. Die Ausschmückung war natürlich verschieden, in Barock-Rokoko oder der Zeit entsprechend im Jugendstil. Rechts war die Dampfmaschine eingebaut und links vom Eingang die Orgel. Noch weiter links der Ausgang für die Besucher des dritten Platzes. Der Vorführraum befand sich seitlich von der Dampfmaschine an erhöhter Stelle im Innern des Theaters, mußte aber nach Vorschrift vom Zuschauerraum durch eine Holzwand mit Eisenblech sicherheitshalber getrennt sein. Lambertz hatte für diesen Zweck extra einen Wagen, der über eine Schienenrampe auf ein hohes Gerüst gefahren wurde. Die Biographen wurden viel besucht, es war eben etwas Neues, man war begeistert davon, wenn's auch noch so flimmerte oder besser gesagt regnete, so sah es nämlich aus. Wir sehen, daß sich für die nächste Vorstellung schon wieder Leute angesammelt haben, kein Wunder, denn nun kommt 'Ah Baba und die vierzig Räuber', sehr interessant! Ausgerechnet diesen Film habe ich als ersten bei Lambertz gesehen, ich sehe heute noch, wie Ah mit dem Säbel schlägt und der Kopf seines Bruders m die Ecke kullert. Gehen wir also schnell weiter [...]" Nicht sehr fein, was damals geboten wurde. Lautstark priesen vor dem Zelt die Recommandeure das Programm an, und im Zelt wurden die oft groben Bilder mit viel Mutterwitz von Erklärern kommentiert, weil das Publikum den noch ohne Zwischentiteln laufenden Filmen sonst selten folgen konnte. Das Programm bestand neben Straßenszenen aus den Metropolen, Kriegsszenen und historischen Bildfolgen (z.B. Napoleon) vor allem aus lustigen Filmchen. Die Titel schon lassen den drastisch-komischen Inhalt erahnen: Die erste Cigarre eines Gymnasiasten Das Wanderkino stand um 1904 in voller Blüte, überall wird von massenhaftem Andrang berichtet, Plätze waren nur mit Mühe zu ergattern. In Emden war 1907 „zeitweise [...] vorgestern und gestern der Besuch so stark, daß die Eingänge gesperrt werden mußten".40 Aus Leer wurde berichtet, daß die anderen auf dem Schießfest 1902 anwesenden Budenbesitzer wohl nur deshalb gute Geschäfte machen konnten, weil es dem Kinematographenbesitzer Sander nicht möglich gewesen war, Pferde für seine im Bahnhof bereitstehenden schweren Wagen zu bekommen und er so unvernchteter Dinge wieder abfahren mußte.41 Die Ostfriesischen Nachrichten in Aurich standen ganz im Gegensatz zu der Mehrzahl der Besucher den in den Zelten gebotenen Filmen skeptisch gegenüber: „Da ist ein Meerweib für'n Groschen zu sehen, und da in den Riesenzelten lebende Bilder mit Hexenverbrennungen, Detektivabenteuern, Meerbildern u.s.w. u.s.w. Diese wecken die allgemeine Neugier, der namentlich auch die liebe Schuljugend unterworfen ist, die es mit Gewalt vor die bizarren, oft unschönen lebenden Bilder zieht, die spukhaft über die weiße Leinwand huschen."42 Es soll hier allerdings nicht der Eindruck entstehen, daß die Wanderkinobetreiber ausschließlich mit solchen Derbheiten ihr Publikum zu gewinnen suchten. Sehr schnell wurden technische Neuerungen aufgegriffen und dem breiten Publikum vorgestellt. Im Mai 1904, auf dem Pfingstmarkt in Norden, wurden zum ersten Mal „lebende, sprechende, singende und musizierende Photographien"43 vorgeführt. Erst im Oktober d.J. konnte ein Konkurrent, der Zirkus Otto Mark, in Emden gleichziehen und 7 Filme zeigen, bei denen zum projizierten Film synchron ein Grammophon die Geräusche oder Stimmen lieferte. Gezeigt wurden Filme, die sich zur „Vertonung" besonders anboten: „Xylophonsolo", „Amerikanische Kunstpfeifer" oder „Eine Zahnoperation". Im Gegensatz zur Praxis bei Gröning, der schon 1897 seine stummen Bilder mit Militärmusik unterlegte, waren hier Ton und Bild direkt aufeinander abgestimmt. Bei der Produktion dieser sog. Tonbilder mußten die Schauspieler nach zuvor produzierten Schallplatten agieren, ganz so, wie im heutigen Fernsehen im Playback-Verfahren Gesangsfertigkeit vorgetäuscht wird. Die Qualität der Wiedergabe hingegen muß mangelhaft gewesen sein, es gab noch keine diesen Namen verdienende Lautsprecher, außerdem bot dieses „Nadelton" genannte System viel Raum für Bedienungsfehler: „Die Übereinstimmung zwischen Ton und Bild war einwandfrei, so lange meine Techniker vorführten"44, betont Oskar Messter, und gibt damit auch zu verstehen, daß die Ergebnisse in der Praxis vor Ort nicht immer überzeugend gewesen sein müssen. Die Marktbesucher aber, jeder Neuheit zugetan, spendeten Sanders Elektro-Biograph 1904 riesigen Beifall. Bald verblaßte auch diese Neuheit, sie schien zur Grundausstattung der Wanderkinos geworden zu sein. Nur Lambertz wies am 7.10.1908 in einer im „Leerer Anzeigeblatt" erschienenen Annonce noch darauf hin, daß er Tonbilder vorführe. Außerdem bezeichnete er sein Unternehmen als „einzigstes Etablissement, in welchem die Bilder in fesselnder Weise erklärt und die auf den Bildern dargestellten Geräusche aufs täuschendste imitiert werden".
Auch die Auricher kamen in den Genuß der Tonbilder. 1906 allerdings stellten diese keine besondere Attraktion mehr dar. Ostfriesische Nachrichten, 12.10.1906 Der zuvor zitierte Schausteller hatte veranschaulicht, daß bei seiner Programmauswahl die Mentalität der Bewohner seines jeweiligen Standortes eine große Rolle spielte. In gewisser Weise entstand so ein lokal gefärbtes Programm, das natürlich höhere Einnahmen versprach. Sehr früh fanden die Wanderkinobetreiber heraus, daß darüber hinaus Aufnahmen aus der Region selbst auf große Nachfrage stießen. Dies war auch in Ostfriesland so, und deshalb bemühten die Schausteller sich auch hier, Lokalaufnahmen zu zeigen. Ob sie diese Aufnahmen selbst herstellten, ist unsicher, kann aber aufgrund der vermuteten Finanzkraft seitens der Unternehmen durchaus der Fall gewesen sein. Es gab allerdings auch auf Lokalaufnahmen spezialisierte Firmen, die ihre Dienste anboten. In der Fachzeitschrift „Der Kinematograph" inserierte eine „Internat. Kinematographen- und Licht-Effekt-Gesellschaft" aus Berlin, die einen Wanderfotografen quer durch Deutschland reisen ließ, um Lokalaufnahmen anzufertigen. „Von dem Standpunkt ausgehend, daß es für Kinematographentheater und Schausteller kein besseres Zugmittel gibt, als gelegentliche Lokal-Aufnahmen, d.h. die kinematographische Aufnahme und Vorführung lokaler Ereignisse, Feste etc., am jeweiligen Aufenthaltsort, organisieren wir während der Sommermonate lediglich zur Hebung der Einnahmen unserer Kunden, zunächst für Deutschland und die Nachbarländer eine Wander-Film-Aufnahme Wander-Film-Entwicklungs- und Wander-Film-Kopier-Einrichtung in der Weise, dass einer unser Photographen mit allen zur Film-Herstellung notwendigen Apparaten ausgerüstet, ständig unterwegs ist."45 Ob diese oder eine ähnliche Einrichtung in Ostfriesland tätig geworden ist, kann nicht gesagt werden. Lokalaufnahmen aber gab es vor allem in Wilhelmshaven zu sehen. In der „Burg Hohenzollern" fand vom 10. bis 13. Oktober 1900 ein Gastspiel des Tivoli-Theaters aus Bremen statt, verbunden mit der Vorführung des Kinematographen, der zum vermutlich ersten Mal Bilder aus Wilhelmshaven den Einwohnern vor Augen führte: „Die Vorführungen des Kinematographen durch Herrn Mechaniker Meßter brachten viele interessante Gruppen, von denen die militärischen besonders gut getroffen waren. Die Bilder aus Wilhelmshaven durften im wahren Sinne des Wortes als 'völlig naturgetreu' bezeichnet werden. Alle Theilnehmer der Historischen Parade am 2. Juli waren erstaunt und aufs höchste befriedigt über die prächtig gelungenen Aufnahmen."46 Bezeichnend und ursächlich für den Erfolg der Lokalaufnahmen scheint die Begeisterung der Rezipienten über das Erscheinen der eigenen oder einer bekannten Person auf der Leinwand zu sein. Ein Stück der eigenen Lebenswelt wird erfaßt und konserviert und somit der Vergänglichkeit entzogen. Wer der oben genannte Mechaniker Meßter war, und ob es vielleicht Verbindungen zum deutschen Filmpionier Oskar Meßter aus Berlin gibt, war leider nicht zu ermitteln. Anläßlich der Wohltätigkeits-Vorstellung des Frauen-Hüfsvereins für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten wurden 1902 Filmaufnahmen aus Wilhelmshaven gezeigt, die offenbar schon des öfteren zu sehen gewesen sein müssen: „Einen sehr hübschen Abschluß fand der Abend in der Vorführung der Kaiser-Parade der mobilen Seebataillone in Wilhelmshaven, die wie immer so auch hier einen Sturm des Beifalls entfesselte."47
Wilhelmshavener Tageblatt, 21.5.1905 Ignaz Lambertz präsentierte Mitte August 1904 den groß in seiner Annonce angekündigten „Austritt der Arbeiter aus der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven". Auch Sander aus Hamburg-Altona projizierte Ende Mai 1905 Aufnahmen, deren Ähnlichkeit zu denen des ersten Lumière-Programms nicht zufällig sein dürfte. Wilhelmshavener Aufnahmen im Repertoire zu haben, schien zur Voraussetzung für kommerziellen Erfolg geworden zu sein, denn es ist davon auszugehen, daß die doch aufwendigen kinematographischen Aufnahmen nur bei Aussicht auf Rentabilität angefertigt wurden.
Auch aus der Annonce wird nicht deutlich, wie der Brand gezeigt wurde. Leerer Anzeigeblatt, 9.10.1904 Außer einigen Aufnahmen vom Großherzoglichen Paar aus Oldenburg ist aus den Annoncen und Artikeln nur eine einzige Lokalaufnahme aus der ostfriesischen Provinz bekannt, die allerdings höchste Aktualität beanspruchen konnte. Die damals größte Mühle, die de Boersche Mühle in Leer, brannte am 25. September 1904 völlig nieder, gerade eine Woche, nachdem man in der Stadt den Feuerwehrtag für Ostfriesland und Harlingerland begangen hatte. Zwei Wochen nach dem tragischen Ereignis kam Franz Thiele aus Magdeburg mit seinem Kinematoskop („Wert 15500 Mark") zum Gallimarkt nach Leer. In der Annonce vom 9.10. ist außer einer Extra-Vorstellung nur für Herren nichts Außergewöhnliches zu entdecken, der Artikel im „Leerer Anzeigeblatt" vom 11. Oktober hingegen lobte das Unternehmen mit den Worten: „Mit welcher Fixigkeit obengenanntes Institut arbeitet, ersieht man am besten daraus, daß dortselbst während der Markttage schon die verschiedenen Aufnahmen vom Brande der de Boerschen Mühle hierselbst im Bilde vorgeführt werden." Kurz darauf erschien in der gleichen Zeitung eine Anzeige wie die vom 9. Oktober, nur dieses Mal mit dem Zusatz versehen: „Bei jeder Vorstellung: Brand der de Boerschen Mühle in Leer." Zweifel sind angebracht, ob es sich bei den gezeigten Aufnahmen um kinematographische gehandelt hat. Es würde schon sehr überraschen, wenn ausgerechnet am Tage des Brandes ein dem Unternehmen Thiele vorauseilender Kameramann sich in Leer zu Aufnahmezwecken aufgehalten und das Unglück dokumentiert hätte. Wahrscheinlicher ist, daß der ortsansässige Fotograf Fischer Glasdias von seinen später als Postkarte erschienenen Momentaufnahmen gemacht hat und sie Thiele während seines Aufenthalts auf dem Gallimarkt hat zukommen lassen. Die Zirkuskinematographen 1908 kamen mit dem „Grand Cirque Royal biographique Ig. Lambertz", der von seinem Schwiegersohn Franz Friedrich Schmid geleitet wurde, und dem „American Circus Bio Kinematograph" der Lilly Heitmann aus Herford zwei Vertreter der Zirkuskinematographen nach Ostfriesland. Schon früher hatten Zirkusunternehmen zusätzlich zum normalen Programm Filme gezeigt, so 1903 der Zirkus der Wwe E. Blumenfeld, der in den Zwischenpausen Filme ablaufen ließ. Der Zirkus Otto Mark konnte schon 1904 mit Tonbildern aufwarten, das Hauptgeschäft bei beiden Unternehmen aber wurde mit zirzensischen Attraktionen gemacht, wie im Variete fungierte der Film als populärer „Rausschmeißer". Anders bei den Zirkuskinematographen. Hier lag das Hauptgewicht bei den Filmen, obwohl auch das Beiprogramm sicherlich die Leute angezogen haben mag: Hunde-Dressur, Ringkampf, „Mister Krach, der Gummimann", Hordini, der Entfesselungskünstler. Mit über 2000 Sitzplätzen in einem riesigen Zweimastzelt war der „Grand Cirque" das größte Wanderkino, das Ostfriesland bereiste. Leider dürften sich die 150000 Mark, die Lambertz angeblich in den Zirkus investiert hatte48, nicht gelohnt haben, gab es doch mittlerweile in vielen Städten ortsfeste Kinos. Schon während des ersten Gastspiels in Ostfriesland, in Emden, kam es mit einem solchen Kino zu einem in der Tageszeitung „Ostfriesische Zeitung" geführten Streit. Am 17. März 1908 war in Emden in der Neutorstr. 2/3 der „Kino-Salon" eröffnet worden, ein „vornehmes Theater lebender Photographien". Dieses von W. Jentsch geführte Lichtspielhaus wehrte sich gegen das erste als Konkurrent auftauchende Wanderkino mit einem während des Aufenthalts des „Grand Cirque" erscheinenden Artikel:49
Der „American Circus Bio Kinematograph" der Lilly Heitmann aus Herford. Anne Paech: Kino zwischen Stadt und Land. Marburg 1985, S. 18 „Emden, 7. Mai. Das hier seit ca. 8 Wochen bestehende Theater lebender Photographien in der Neutorstraße gegenüber dem Zentralhotel hat sich vermöge seiner stets aktuellen Vorführungen eine große Beliebtheit beim Publikum errungen. In der Tat werden die kinematographischen Vorstellungen, wie sie dieses Theater bietet, nirgends übertroffen. Man lasse sich durch vorübergehende sich hier aufhaltende sogenannte Schaubuden nicht irretieren, denn die Direktion des Kinosalons hat Vorsorge getroffen, daß ihr die neusten Bilder [...] stets zuerst zugehen." Dies konnte Schmid nicht zusagen, und so wurde ihm als gutem Anzeigenkunden in der Zeitung vom 8. Mai Raum für eine Antwort gegeben: „Wir erblicken dann einen schlecht versteckten Angriff gegen unser Unternehmen und erlauben uns zu erwidern [...]" Nun wurden die Vorzüge und die Größe des Zirkus´ dargestellt, aber natürlich auch zurückgekeilt: „Es kann also von einer 'Schaubude' nicht die Rede sein und kann unsere Schaustellung nicht mit solchen Ladentheatern, die sich fast in jeder Stadt massenhaft finden, und in ihren engen Räumen einen mit paar Hundert Mark angeschafften zweifelhaften Betrieb führen, verglichen werden." Die Hoffnung der Redaktion - „Damit schließen wir schleunigst über diesen Punkt die Debatte in unserer Zeitung" - ging nicht in Erfüllung. Am 12. Mai mußte sie auf Verlangen der Direktion des „Grand Cirque Royal biographique" erklären, „daß die Veranstaltungen und Leistungen dieses Unternehmens durch diese Artekel in keiner Weise beeinträchtigt werden sollten." Die kritisierten Äußerungen seien aus dem Leserkreis zugestellt worden. Dieser hartnäckige Streit um einige Formulierungen zeigt, daß die kleinen „Ladentheater" den Wanderkinematographen stark zusetzten. In Leer konnte Schmid noch einen großen Erfolg feiern, dort gab es noch kein ortsfestes Kino. Doch schon Lilly Heitmann mußte im August 1908 gegen die Popularität des drei Tage vor ihrer Ankunft in der Kirchstraße l eröffneten „Grand-Kinematograph" ankämpfen. Dem Sturm, der in Leer Schaden an ihrem 1500 Personen fassenden Zelt anrichtete und zu einer Pause zwang, kommt fast symbolhafter Charakter zu. Die Zeit des Wanderkinos war vorbei. Einerseits gab es in den Städten durch die Gründung der festen Abspielstätten keine Zukunft mehr, andererseits wurde auch auf den Jahrmärkten die Konkurrenz übermächtig: „Die Geschäfte sind durch die hiesigen Kinematographien auf der Messe gleich Null geworden. Zu dieser Messe ist nun auch noch ein Marionetten-Theater gekommen, der den Kinematograph gratis zu-giebt. Unter diesen Verhältnißen war gar kein Geschäft und setze bares Geld zu."50 Auf den großen Märkten war das Wanderkino ab 1910 kaum noch anzutreffen, die finanzkräftigen Schausteller wie z.B. Lambertz hatten sich rechtzeitig mit dem Dampfkarussell ein zweites Standbein geschaffen, auf das sie sich nun stützen konnten. Doch damit war die Geschichte der Wanderkinos noch nicht zuende. Ostfriesen selbst zogen ab 1910 mit im Vergleich zu den großen Geschäften bescheiden anmutenden Zelten über das Land und brachten ihren Landsleuten den Film näher. Wanderkino auf dem Land
Ostfriesische Nachrichten, 28.3.1914 Es soll hier nicht in aller Ausführlichkeit auf jeden auftauchenden Filmvorführer eingegangen werden, es sollen nur die Erwähnung finden, die nachweisbar aus Ostfriesland stammten oder über einen Zeitraum von mehreren Jahren hier tätig gewesen sind. Gerhard Kirchhecker z.B. ist einer jener Schausteller, die Beachtung verdienen. Seine Reise begann am 13.2.1910, als er erstmals in der Zeitung inserierte, um die Vorführungen im Saale des Gastwirts Biermann in Pewsum anzukündigen. Mit Unterbrechungen kann man seine Aktivitäten im ostfriesischen Raum bis Anfang 1914 nachweisen. Bemerkenswert ist, daß er zusätzlich zum Filmprogramm eine dressierte Hundemeute zeigte und dadurch auch dort zu identifizieren war, wo er sich in Anzeigen nicht namentlich zu erkennen gab. Eine „Norddeutsche Lichtspiel-Gesellschaft Hannover" zog ab Anfang Januar 1920 durch die Lande, zuerst durch die Landkreise Wittmund und Aurich. Geschäftsführer war Axel Arzdorf aus Esens, der 1921 im Namen seiner Gesellschaft auf Langeoog in Meirens Hotel und 1922 auf Spiekeroog im Hotel zur Linde sein Reisekino betrieb.51
„Ackermann's Elektro-Biograph", vermutlich 1913, da der links angekündigte Film „Das Halsband der Toten" zu der Zeit von ihnen gezeigt wurde. In der Bildmitte steht Tamme Ackermann mit Frau Hulda und den Töchtern Gerhardine und Anni, rechts Johann stolz neben dem LKW. Fotoarchiv der Gemeinde Friedeburg Mehr als über oben genannte Unternehmen, von denen lediglich beschriebene Fakten bekannt sind, konnte über das Wanderkino der Familie Ackermann in Erfahrung gebracht werden, welches von den Brüdern Johann und Tamme geführt wurde. Tamme Gerdes Ackermann aus Mittegroßefehn, geboren 1880, gingab 1906 auf die Jahrmärkte und verdiente sein Geld als Reise-Fotograf, indem er seine Kundschaft vor selbstgemalter Kulisse ablichtete. Ein solches Foto existiert auch von seiner Frau Hulda, die er 1907 auf dem „Dom" in Hamburg kennenlernte und die fortan mit ihm mitreise, auch später mit dem Kinounternehmen. Johann Ackermann, wohnhaft in Remels, bildete als Starkstromspezialist den idealen Partner für seinen fünf Jahre älteren Bruder, der ein Mechaniker aus Leidenschaft war. Tüftler wie die Brüder Ackermann, die sich Gedanken um Dreschmaschinen und um Außenbordmotoren für Kanalkähne machten, wurden in Ostfriesland mit dem treffenden Ausdruck „Tausendkünstler" belegt.
Ostfriesische Nachrichten, 19.3.1914 Zum Jahreswechsel 1909/10 startete das Unternehmen Ackermann und zeigte bald in ganz Ostfriesland seine Filme, ihr Wirkungskreis reichte darüber hinaus bis nach Wildeshausen oder in die Nähe von Bra-ke an der Unterweser, wo in Hemmelwarden 1912 Tochter Frieda im Schaustellerwagen geboren wurde. Als Fortbewegungsmittel diente ein zum großen Teil selbstgebauter LKW, in der damaligen Zeit eine Seltenheit, die stolz vor das Zelt gestellt wurde. Die erforderliche Elektrizität wurde von einem im LKW arbeitenden Generator erzeugt, der auch zwei Bogenlampen zur Erleuchtung des Zeltes mit Strom belieferte. Nachmittags gab es gewinnbringende Kindervorstellungen, die in den meisten Fällen gut besucht waren. Die damals mitreisende, sich im Vorschulalter befindende Tochter Tammes, Anni, erinnert sich noch gut an den in einem solchen Kinderprogramm gezeigten Film „Der Apfeldieb", der ihr besonders gefallen hat und ihr deshalb im Gedächtnis geblieben ist.52 Zu den Abendvorstellungen, da war der Vater unnachgiebig, waren Kinder, auch die eigene Nachkommenschaft, nicht zugelassen. So kam es auch vor, daß den Kindern vor dem Schlafengehen ein Likör verabreicht wurde, um eine befürchtete Störung der Vorstellung von vornherein zu verhindern. Johann Ackermann bediente den noch mit Muskelkraft betriebenen Projektor, der mit einer Dreiflügel-Sektorenblende versehen war, um das lästige Flimmern zu unterbinden, während Tamme vorn als Erklärer stand und lustige, bisweilen aber auch dramatische Begebenheiten zu den stummen Bildern dem auf den Bänken sitzenden Publikum zu erzählen wußte.
Das Innere des Zeltes. Die beiden Personen rechts sind unbekannt. Foto: Familie Steinberg Im Winter kann die Reise der Ackermanns gut nachgezeichnet werden, da sie dann in Wirtshaussälen spielten und ihr Gastspiel durch Annoncen ankündigten. Im Sommer dagegen gingen sie mit ihrem Zelt, dessen Vorderfront mit selbstgemalten Landschaftsmotiven geschmückt war, auf die Reise und besuchten Schützenfeste und Märkte. Zu solchen Anlässen kam das Volk aus eigenem Antrieb geströmt, auf Hinweise in der Presse konnte somit verzichtet werden. Dies scheint der Grund zu sein, warum bei allen Schaustellern eine „Sommerlücke" in den Inseraten festzustellen ist. Wie bei Kirchhecker, so ist auch bei den Ackermanns eine Reisetätigkeit durch Annoncen nur bis zum Frühjahr 1914 nachzuweisen. Dann kam die Zeit der sommerlichen Reise zu den Festen, und bevor Tamme und Johann wieder m den Gasthaussälen ihren Projektor aufstellen konnten, brach der Erste Weltkrieg aus. Johann kam an die Ostfront zu den Fernmeldern. Er nahm den Vorführapparat und Filme mit und dürfte so den Leidensgenossen manch vergnügliche Abwechslung geboten haben. Nach dem Krieg war es vorbei mit dem „Elektro-Biograph" der Akkermanns. Tamme baute sich ein Fahrgeschäft, die „Seemuschel" genannt, mit der er großen Erfolg hatte, Johann betrieb hauptgeschäftlich eine Werkstatt. Auf die Frage, woher denn die Brüder ihre Filme bezogen hätten, konnte Tochter Anni nur sagen, daß sich ihr Vater des öfteren mit dem Schausteller Stellmann zusammengesetzt hätte und nach ihrer Erinnerung bei solchen Anlässen Filme getauscht wurden. Daß Stellmann schon vor dem Ersten Weltkrieg etwas mit dem Film zu tun gehabt hat, war bis dahin unbekannt. Erst ab 1919,gab ein Helmut Stellmann regelmäßig in der Zeitung kund, daß und wo er Filme vorzuführen gedachte, ein früheres Engagement in Sachen Film erscheint aber durchaus denkbar. Er nannte sein Unternehmen stolz „Ostfriesische Lichtspiele" und war vermutlich auch der Betreiber des „ Welt-Kinematograph", der 1920 unterwegs war. Stellmanns Spur läßt sich bis 1927 verfolgen, als Holtland die Ehre hatte, im Reichskino-Adreßbuch genannt zu werden, und zwar als Standort des Wanderkinos Helmut Stellmann. Der Zusatz „spielt in Schulen" gewinnt im Hinblick auf folgende, höchst ungewöhnliche Quelle an Bedeutung. Im Schulmuseum Folmhusen wird ein Aufsatzheft aufbewahrt, in dem sich ein Aufsatz vom 15.11.1921 befindet, der den Besuch eines Wanderkinos beschreibt: „Nr. 12. Kino in der Schule. Wir hatten am Sonnabend den 5. November Kino in der Schule. Der Onkel kam mit dem 9 Uhr Zug. Das Kino fing um 1/2 11 Uhr an. Es kamen auch die Kinder von Großwolde, so waren wir viele Kinder, und der Onkel bekam viel Geld. Als wir in der Schule kamen, war es sehr dunkel, und als wir alle saßen, sahen wir Bilder an der Wand. Zuerst sahen wir viele Tiere: Marder, Fischotter, giftige Schlangen, Füchse und Hunde. Dann sahen wir Bilder von der Königin Luise. Die Bilder waren alle schön, aber das letzte war am schönsten. Es war ein Mann, der saß zu schreiben; er hatte das Tintenfaß bei sich stehen. Er schrieb: Tn Armerika ist es sehr heiß.' Als er dieses geschrieben hatte, kam ein Elefant und steckte seinen Rüssel in das Tintenfaß, als der Mann sich umsah, machte der Elefant ihn voll Tinte, so daß der Mann ganz schwarz war. Damit war das Kino zu ende." Bewertung: „Gut!" Mit größter Wahrscheinlich war H. Stellmann der „Onkel", der die Kinder mit seinen Filmen begeisterte. Das „Kino Stellmann" hielt sich zur fraglichen Zeit im Raum Großwolde auf: Am 30. Oktober 1921 im Diekmannschen Saale in Collinghorst, am 6. November in Ihrenerfeld im Saale Borchers und am 9. bzw. 13. November in Flachsmeer. Wenn auch die Varietés in den Großstädten aufgrund ihres festen Standortes einen höheren Bedarf an Filmen hatten und so die Filmproduktion entscheidend ankurbelten, so waren es im Räume Ostfriesland ausschließlich die ambulanten Filmvorführer, die für zehn Jahre überhaupt dafür sorgten, daß dem Publikum Filme gezeigt wurden. Damit kann man, ohne auch nur den geringsten Zweifel zu hegen, für den Raum Ostfriesland den Schaustellern die Bezeichnung „Kinopioniere" zuerkennen. 1 Zglinicki, Friedrich von: Der Weg des Films. Hildesheim 1979, S. 221. (Quelle nicht genannt). 2 Vgl.: Pahl, K.: Wie Skladanowskys Filme wirklich waren. In: Stiftung deutsche Kinemathek (Hrsg.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber. Berlin (West) 1979, S. 24. 3 Sadoul, Georges: Geschichte der Filmkunst. Frankfurt/Main 1982, S. 26. 5 Zit. nach: Toeplitz, Jerzy: Geschichte des Films, Bd. l, 1895-1928. Berlin 1972,5.18. 6 Zglinicki nennt kaum zutreffende „weit über 200 Eintrittskarten", die pro Tag verkauft wurden. Zglinicki, a.a.O., S. 217. Ceram gibt als Erlös pro Tag „bis zu dreihundert Francs" an. Ceram, C. W.: Eine Archäologie des Kinos, Reinbek bei Hamburg 1965, S. 150. Im Bildteil wird bei ihm daraus: „Innerhalb weniger Wochen zeigte man Lumière-Filme vor mehr als zweitausend Leuten." Ceram, a.a.O., S. 185. Nach Gregor/Patalas lagen die Einnahmen nach wenigen Wochen bei zweitausend Francs pro Tag. Vgl.: Gregor, Ulrich/ Patalas, Enno: Geschichte des Films, Bd. l (1895-1939), Reinbek bei Hamburg 1976, S. 11. 7 Vgl. S.: „Der Kinematograph". In: „Der Komet", Nr. 600, 19.9.1896. 9 Bächlin, Peter: Der Film Js Ware. Frankfurt a.M. 1975, S. 20. 10 Vgl. Peters, Fritz: Freimarkt in Bremen. Bremen 1962, S. 110. 11 Wilhelmshavener Tageblatt, Nr. 285,4.12.1896, 22. Jg. 12 Zit. nach: Baier, Wolfgang: Geschichte der Fotografie. München 1977, S. 168f. 13 Wilhelmshavener Tageblatt, 22. Jg., Nr. 290,10.12.1896. 14 Norddeutsches Volksblatt, 10. Jg., Nr. 288,11.12.1896. 15 Jeversches Wochenblatt, 105. Jg., Nr. 297, 20.12.1896. 16 Generalanzeigen für Oldenburg und Ostfriesland, 6. Jg., Nr. 8,11.1.1897. 17 Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland, 6. Jg., Nr. 21,26.1.1897. 18 Vgl. Messter, Oskar: Mein Weg mit dem Film. Berlin 1936, S. 22. 19 Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland, 6. Jg., Nr. 4, 6.1.1897. 20 Lemke, Hermann: Das Kalklicht, seine Bedeutung und Verwendung für den Kinematographen. In: „Der Kinematograph", Nr. 28, 10.7.1907. 21 Ostfriesische Zeitung, Emden, 86. Jg., Nr. 51,2.3.1897. 22 Warstat berichtet vom Auftauchen eines W. Gröning in Eckernförde im März 1902 und November 1907. Vgl.: Warstat, Dieter H.: Frühes Kino in der Kleinstadt. Berlin 1982, S. 26 und 30. 23 Wilhelmshavener Tageblatt, 26. Jg., Nr. 290,12.12.1900. 24 Norddeutsches Volksblatt, 10 Jg., Nr. 284,6.12.1896. Kommentar zur Cine-matographe-Vorführung: „Es ist alles ungeschminkte Wirklichkeit auf der photographischen Platte..." 25 Ostfriesische Nachrichten, 38. Jg., 25.4.1901. 26 Leerer Anzeigeblatt, 54. Jg., Nr. 285, 5.12.1901. 27 Leerer Anzeigeblatt, 54. Jg., Nr. 285, 5.12.1901. 30 Erfahrungen eines Kinematographenbesitzers. In: „Der Komet", Nr. 836, 29.3.1901. - -. . 31 Ostfriesische Zeitung, 89. Jg., Nr. 205,1.9.1900. 32 Ostfriesischer Courier, 40. Jg., Nr. 129,6.6.1906. 34 Vgl. Paech, Anne: Kino zwischen Stadt und Land. Marburg 1985, S. 21. 35 Vgl. Schaper, Petra: Kinos in Lübeck. Lübeck 1987, S. 15/16. 36 Vgl. Ostfriesischer Courier, 42. Jg., Nr. 132, 6.6.1908 (Zitiert Bericht der Magdeburger Zeitung über Lambertz). 37 Vgl. Warstat, a.a.O., S. 21-26, und Paech, a.a.O., S. 19. 38 Stahmer, Otto: Erinnerungen an den Bremer Freimarkt in Wort und Bild. Handschriftliche Texte zu Aquarellen im Morgenstern-Museum in Bremer-haven, o.J. 39 Ostfriesische Zeitung, 92. Jg., Nr. 202, 29.8.1903. Auszug aus Anzeige Sanders. 40 Ostfriesische Zeitung, 96. Jg., Nr. 181,4.6.1907. 41 Leerer Anzeigeblatt, 55. Jg., Nr. 199, 26.8.1902. 42 Ostfriesische Nachrichten, 45. Jg., Nr. 139,16.6.1908. 43 Ostfriesischer Courier, 38. Jg., Nr. 60,21.5.1904. Anzeige Sanders. 45 Anzeige der Internat. Kinematographen- und Licht-Effekt-Gesellschaft. In: „Der Kinematograph", Nr. 26,10.7.1907. 46 Wilhelmshavener Tageblatt, 26. Jg., Nr. 240,13.10.1900. 47 Wilhelmshavener Tageblatt, 28. Jg., Nr. 130, 6.6.1902. 48 Ostfriesische Zeitung, 97. Jg., Nr. 84,16.3.1908. 49 Ostfriesische Zeitung, 97. Jg., Nr. 145,7.5.1908. 50 Handschriftlicher Antrag des Schaustellers Franz Sander vom 5. Mai 1909 auf Erlaß der Lustbarkeitssteuer beim Magistrat zu Lüneburg. Stadtarchiv Lüneburg. Akta betr. die Erhebung von Lustbarkeitssteuern 1895-1917. S13Bp6. 51 Vgl. Reichskinoadreßbücher 1921/22 und 1922/23. 52 Diese und andere Erinnerungen und Daten, auf denen dieser Abschnitt basiert, wurden mir in Gesprächen mit Frau Anni Köhnemann, geb. Ackermann und der Familie Ackermann in Friedeburg im Oktober und November 1988 mitgeteilt.
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