4 | Literaturdaten: Digitale Sammlungsforschung
Die digitalen Bestände des DLA, die in allen Bereichen des Archivs – in Form von E-Mails, elektronische Skripten, Netzliteratur, virtuellen Bearbeitungen von Literatur in Games – stetig und schnell wachsen, bearbeiten wir mit Hilfe digitaler Sammlungsforschung. Schon 2013 hatte das Projekt ›Netzliteratur‹ den Ausbau der Sammlung ›Literatur im Netz‹ durch Aufbau eines in technischer und ästhetischer Hinsicht typologisch beispielhaften Grundstocks an Quellen zum Ziel. Seitdem findet die digitale Sammlungsforschung im Rahmen zahlreicher Kooperationsprojekte statt: im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, der seit 2019 in der zweiten Phase durch des Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, im Science Data Center for Literature, das seit 2019 durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert wird, wie auch im Konsortium Text+, das sich im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur um eine Förderung bewirbt.
Aus Literaturkreisläufen werden hier Literaturdatenkreisläufe. Dabei gilt es zum einen, die Datenqualität des aufgenommenen Materials durch entsprechend gründliche Sacherschließung sicherzustellen, zum anderen aber auch, die ›datafication‹ der Literatur für die Forschung zu nutzen. Das DLA setzt Methoden der computationellen Textanalyse vor diesem Hintergrund derzeit u.a. im Rahmen des Projektes ›Transatlantischer Bücherverkehr‹ (Verbund Marbach Weimar Wolfenbüttel ein; verantwortlich sind hier Stefanie Hundehege, Sarah Gaber, Ilka Schiele, Stefanie Höpfner. Hier geht es darum, die Forschung zur Provenienz von Büchern aus jüdischem Besitz mit Hilfe digitaler Mittel nachzuverfolgen. Im Rahmen des Science Data Center for Literature steht die Entwicklung von Literatur unter den Bedingungen ihrer digitalen Reproduzierbarkeit im Mittelpunkt des Interesses.
Einer weiteren Facette des Themas widmet sich die Fallstudie ›Archivierung, Erschließung und Erforschung von ›Born-digitals‹ (Verbund Marbach Weimar Wolfenbüttel), die sich auf paradigmatische digitale Nachlässe und Sammelobjekte richtet, darunter das digitale literarische Medium Computerspiel und der digitale Nachlass des Medienwissenschaftlers Friedrich Kittler. Auf der Tagung ›Games & Literatur. Zur Literarizität, Erforschung, Sammlung und Archivierung von Computerspielen‹ (in Verbindung mit der European Federation of Games Archives, Museums and Preservation Projects, DIGAREC - Zentrum für Computerspielforschung der Universität Potsdam, dem Computerspielmuseum Berlin und der Stiftung Digitale Spielekultur werden vom 28. bis 30. Juni 2023 Aspekte der Erforschung von Literatur und Computerspielen sowie das Sammelns, Archivierens und Ausstellens derselben reflektiert.
Darüber hinaus entwickelt das Referat ›Editionen und Digital Humanities‹ an praktischen Beispielen modellhaft, wie Editionen mit strukturierten Texten erstellt werden können, insbesondere Editionen von personenbezogenen Daten (Briefe, Notizen, Tagebücher).
Im August 2023 tagt im DLA die internationale Sommerschule des Forschungsverbunds unter dem Titel ›Literaturdaten und digitale Literatur‹ in Kooperation mit dem Forschungsprojekt ›textklang‹. Die Sommerschule bietet Doktorand/-innen aus verschiedenen Disziplinen einen Rahmen, um explorativ das Potenzial digitaler Ansätze für eigene Forschungsfragen auszuloten und mit internationalen Expertinnen und Experten zu diskutieren.
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