Harding, Karl Ludwig
- Lebensdaten
- 1765 – 1834
- Geburtsort
- Lauenburg bei Hamburg
- Sterbeort
- Göttingen
- Beruf/Funktion
- Astronom
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116474580 | OGND | VIAF: 37668150
- Namensvarianten
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- Harding, Karl Ludwig
- Harding, Carl Ludwig
- Harding, Carl L.
- Harding, Karl L.
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Harding, Karl Ludwig
Astronom, * 30.9.1765 Lauenburg bei Hamburg, † 31.8.1834 Göttingen. (evangelisch)
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Genealogie
V Carl Ludw. († 1793), Pastor in L., S d. Hartung Henning († 1720), Pastor u. Sup. in Hameln (aus Hildesheimer Ratsgeschl.), u. d. Christine Louise Engelbrecht;
M Louisa Dor. Sabina (1725–92), Wwe d. Pastors Cordes, T d. Elbzöllners Arnold|Frdr. Meyer in L.;
B →Jul. Frdr. Aug. (1759–1823), Gen.sup. in Clausthal;
- ⚭ N. N.;
1 T. -
Biographie
Zum Theologen ausgebildet, war H. als Hauslehrer bei Oberamtmann Johann Hieronymus Schroeter, der seit 1779 in Lilienthal bei Bremen eine eigene Sternwarte unterhielt. H. beteiligte sich an dessen mannigfachen Beobachtungen und war 1800-05 als Inspektor an dieser Sternwarte tätig. Neben den anfangs von Schroeter veranlaßten und zeitlich begrenzten Beobachtungen über die Rotation des Merkur 1801 und 1832, über die Aufhellungen auf der Nachtseite der Venus 1806 sowie über Form und Sichtbarkeit des Saturnringes 1803 widmete er sich von 1801 an ständig den Beobachtungen, die durch die Entdeckung des Planetoiden Ceres (1) angeregt wurden, und gab bereits 1802 beobachtete Örter dieses aufsehenerregenden Neulings in der Planetenfamilie an. Ortsangaben dieses für die damaligen Fernrohre lichtschwachen Objektes, dessen Bahn Gauß nach einer neuen Methode berechnete, mußten im Anschluß an benachbarte Sterne gemacht werden und führten deshalb H. folgerichtig dazu, alle bereits bekannten Sternpositionen zu sammeln, zu überprüfen und zu verbessern, eine Arbeit, als deren Frucht zunächst 1802 und 1810 ein Verzeichnis vermißter und veränderlicher Sterne entstand und die schließlich 1808-26 zur Herausgabe der 27 Blätter des „Atlas novus coelestis“ führte, in denen H. als einer der ersten auf die bis dahin übliche figürliche Darstellung der Sternbilder verzichtete. Sie waren bis 1852 die reichhaltigsten Sternkarten des von Mitteleuropa aus sichtbaren Himmels. Beim Prüfen vorhandener Karten am Fernrohr fand H. am 1.9.1804 als dritten Planetoiden Juno (3), somit auf demselben Wege, auf dem Piazzi 1801 Ceres (1) entdeckt hatte. Weitere Entdeckungen kleiner Planeten erhoffte man sich auch von den 1830-58 in Berlin herausgegebenen Akademischen Sternkarten, von denen H. hora XV bearbeitete. Seit 1805 als Professor der Astronomie neben Gauß in Göttingen tätig (1812 ordentlicher Professor), wurde er dort der Entdecker dreier Kometen (1813/II, 1824/II, 1832/II) und mehrerer veränderlicher Sterne, darunter R Virg. Er maß mit dem von Fraunhofer verbesserten Ringmikrometer Kometenörter, veröffentlichte Barometerstände und Sternbedeckungszeiten und gab Reduktionsanweisungen sowie Differenzen geographischer Längen bekannt. Seine mit G. Wiesen herausgegebenen „Kleinen astronomischen Ephemeriden“ (1830-34) hatten nur vorübergehenden Bestand.
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Werke
Weitere W u. a. Beobachtungen d. Pallas, d. Sonnenfinsternis u. d. veränderl. Erscheinungen d. Saturnringes im J. 1803, in: Bodes Astronom. Jb. f. d. J. 1806, 1803, S. 247-49;
Entdeckung e. neuen Wandelsterns, ebd. f. d. J. 1807, 1804, S. 244 f.;
Über d. Entdeckung d. neuen Planeten Juno u. Beobachtung dess., ebd. f. d. J. 1808, 1805, S. 185-87;
Beobachtungen d. Nachtseite d. Venuskugel, ebd. f. d. J. 1809, 1806, S. 167-71;
Beobachtungen u. Bemerkungen üb. d. Mars v. J. 1824, ebd. f. d. J. 1828, 1825, S. 173;
Auffindung d. Juli-Cometen v. 1824, in: Astronom. Nachrr. 3, 1824, S. 241;
Entdeckung e. Cometen in d. Schlange d. Ophiuchus 1832, Juli 29, ebd. 10, 1832, S. 217;
Beobachtungen zweier hellen Flecke auf d. Merkurscheibe 1832, Mai 5, ebd. 10, 1833, S. 218;
Inequality of the dark space between the body of Saturn and its ring, in: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 1, London 1830, S. 74. -
Literatur
ADB X;
G. H. Oesterley, Gesch. d. Univ. Göttingen … 1820-37, IV, 1838, S. 293 f.;
Nouv. Biogr. 23;
Pogg. I. -
Porträts
in: Bildnisse Göttinger Professoren aus 2 Jhh., 1937.
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Autor/in
Willy Jahn -
Zitierweise
Jahn, Willy, "Harding, Karl Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 666-667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116474580.html#ndbcontent
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Harding, Karl Ludwig
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Biographie
Harding: Karl Ludwig H., geboren am 29. September 1765 in Lauenburg, besuchte, nachdem er eine sorgfältige Erziehung genossen, die Universität Göttingen, studirte Theologie und wollte sich dem geistlichen Stande widmen. Er hatte aber besondere Vorliebe für Astronomie, beobachtete daher schon als Candidat der Theologie in Lauenburg 1792 eine Bedeckung des Jupiter durch den|Mond und 1793 am 5. September die Sonnenfinsterniß. Später nahm er die Stelle eines Hauslehrers bei dem Sohne des Oberamtmanns Schröter in Lilienthal bei Bremen an. Letzterer war ein eifriger Liebhaber der Astronomie, hatte sich eine größere Anzahl von vorzüglichen Instrumenten angeschafft und trieb besonders physikalische Astronomie, um welche er sich auch große Verdienste erworben hat. Hier konnte H. sich mit der Himmelskunde weiter beschäftigen, widmete sich derselben auch bald mit großem Eifer, wurde 1800 bei Schröter Observator und blieb mit dem Titel eines Inspectors auf Schröter's Sternwarte bis 1805. Er übersetzte Herschel's Untersuchungen über die Natur der Sonnenstrahlen ins Deutsche und entwarf Himmelskarten, die er, nachdem alle Sterne, welche man damals beobachtet hatte, eingetragen, mit dem Himmel verglich und vervollständigte. Bei dieser Gelegenheit entdeckte er am 1. September 1804 den dritten der kleinen Planeten, die Juno. Sein Kartenwerk, der „Atlas novus coelestis“, erschien zuerst im J. 1822 und von Jahn 1856 in zweiter Ausgabe. Im J. 1802 hatte H. zu der neu zu erbauenden Sternwarte in Göttingen die Meridianlinie gezogen und 1805 wurde er nach Göttingen als außerordentlicher Professor berufen. Seit 1812 war er ordentlicher Professor und vertrat die praktische Astronomie, während der eigentliche Director der Sternwarte Gauß die Wissenschaft durch seine bahnbrechenden theoretischen Arbeiten bereicherte. H. entdeckte, unabhängig von Pons, den zweiten Cometen 1813, stellte viele Beobachtungen von besonderen Erscheinungen, von verschiedenen veränderlichen Sternen an und lieferte im J. 1830 die Karte hora XV der Berliner akademischen Sternkarten. Auch gab er mit Wiesen von 1830—35 „Kleine astronomische Ephemeriden“ heraus, in welchen mehrere kurze Aufsätze von ihm enthalten sind. Er erhielt in Göttingen noch den Titel eines Hofraths, verheirathete sich, hatte aber den großen Schmerz, die einzigste Tochter dieser Ehe 1833 durch den Tod zu verlieren. Er starb nach Rückkehr von einer Badereise nach Karlsbad nach kurzer Krankheit am 31. August 1834.
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Literatur
Vgl. J. S. Pütter, Versuch einer akad. Geschichte von der G.-A.-Universität zu Göttingen.
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Autor/in
Bruhns. -
Zitierweise
Bruhns, Christian, "Harding, Karl Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116474580.html#adbcontent