Stapf Otto, Botaniker. Geb. Perneck (OÖ), 23. 4. 1857; gest. Innsbruck (Tirol), 4. 8. 1933. Sohn von Josef S. (s. u.). Nach Absolv. der Gymn. in Salzburg (1867–70), Linz (1870/71) und Wien (Schottengymn. 1871–75) stud. S. ab 1875 Botanik, Geol. und Mineral. an der Univ. Wien, u. a. bei Fenzl, A. Kerner v. Marilaun, H. W. Reichardt, A. Schrauf (alle s. d.) sowie Eduard Suess und Julius Wiesner; 1882 Dr. phil. Aufgrund seiner unveröff. Diss. „Die Krystalloide der Pflanzen“ holte ihn Kerner v. Marilaun 1882 als Ass. an das Botan. Inst. der Univ. Wien, wo S. mit systemat. Untersuchungen betraut wurde. I. d. F. wurde die Systematik S.s Spezialgebiet. 1885 wurde er für eine v. a. von J. E. Pollak (s. d.) finanzierte Sammelexpedition nach Persien beurlaubt; zurückgekehrt, mußte er feststellen, daß Kerner v. Marilaun nun Richard Wettstein v. Westersheim förderte. 1888 habil. sich S. für systemat. Botanik an der Univ. Wien, quittierte aber bereits 1889 seinen Dienst. Danach aushilfsweise Red. bei der Geograph. Ges. in Wien, ermöglichte ihm ein Stipendium 1890 den Besuch von botan. Gärten, Mus. und Inst. in Dtld., der Schweiz, Frankreich und Rußland. 1891 Ass. für Indien am Herbarium der Royal Botanical Gardens in Kew (London), 1899 principal ass., wurde S. 1909, seit 1905 brit. Staatsbürger, Leiter des Herbariums und der Bibl. in Kew. 1922 i. R., arbeitete er bis zu seinem Tod an diversen botan. Projekten weiter. Insbes. botanisierte er in den österr. Alpen und legte Smlgg. an, die heute in verschiedenen Herbarien v. a. in Wien und Kew aufbewahrt werden. S. beschrieb in rund 300 Veröff. 2.500 Taxa erstmals; ungezählt sind jene, die er in Florenbeitrr. (Indien, Südostasien, trop. und südl. Afrika etc.) einer Revision unterzog, wobei sein Spezialgebiet die Gräser waren. Den Gattungen Ephedra und Aconitum (in Indien) widmete S. Monographien. Sein Wirken fand in der Kollegenschaft breite Anerkennung: Über 120 Pflanzenarten wurden nach ihm benannt, acht Gattungen wurden ihm gewidmet, u. a. Stapfia R. Chodat (1897) und Stapfiophyton Hu-Lin Li (1944). 1977 wurde die Schriftenreihe „Stapfia“ nach ihm benannt. Als Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien wurde er zweimal in den Ausschußrat gewählt, war 1908–16 Sekr., 1916/17 Vizepräs. der Linnean Society in London, 1914 k. M. der Wr. Akad. der Wiss., Mitgl. der Gartenbauges. in Wien sowie Ehrenmitgl. der Dt. Botan. Ges. 1927 erhielt er die Linnean Gold Medal, 1932 die goldene Veitch Memorial-Medal. Sein Vater, Josef S. (geb. 1819; gest. Reiterndorf bei Bad Ischl, OÖ, 11. 8. 1886), Oberbergwart, war ab 1864 bei der Saline in Hallstatt tätig und führte als Nachfolger von J. G. Ramsauer (s. d.) auch dessen prähist. Ausgrabungen mit Erfolg weiter.