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17. Juni 1953 - Chronik - Projektsite Bundeszentrale für politische Bildung, DeutschlandRadio, Zentrum für Zeithistorische Forschung
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14. Juni 1953 (Sonntag)

Aus den Meldungen über die Stimmung der Bevölkerung, die im SED-Zentralkomitee aus den Bezirken einlaufen, geht hervor, dass an der Basis der SED und der FDJ der Widerstand gegen den vom Politbüro verkündeten "Neuen Kurs" wächst. Stimmen werden lauter, die etwa die Maßnahmen zugunsten der Jungen Gemeinde, der Großbauern und die sofortigen Haftentlassungen für falsch halten. Von SED-Mitgliedern wird die Frage gestellt, "ob es jetzt keinen Klassenkampf mehr gäbe".

Neben der Unzufriedenheit in den eigenen Reihen wird im "Tagesbericht Nr. VI" der Abteilung Leitende Organe und Massenorganisationen des ZK festgestellt, "dass die Feindtätigkeit an Umfang zugenommen hat und stellenweise organisierter auftritt." So werden weiter kurze Streiks und Streikandrohungen aufgrund der Normenfrage gemeldet.

Auf dem Land ist die Unruhe besonders groß. In den LPG zeigen sich Auflösungstendenzen; Bauern fordern ihre Höfe zurück. In einer Reihe von Genossenschaften häufen sich die Austritte. Aus dem Gefängnis entlassene "Großbauern" werden in den Dörfern mit Glockengeläut und Blumen empfangen. Auf einer Bauernversammlung in Eckolstedt, Kreis Apolda, verlangen 300 Teilnehmer die Abschaffung des Aufbaus des Sozialismus und die generelle Auflösung der LPG. Bei der Neuwahl des Gemeinderates werden die Vertreter der SED ausgeschlossen, der Bürgermeister mit sofortiger Wirkung abgelöst sowie der Rücktritt der Regierung und die Durchführung von Neuwahlen gefordert.

SED-ZK, Tagesbericht Nr. VI, 14.6.

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Im RIAS wird ein Kommentar von Herbert Wehner übertragen, der sich mit den Hintergründen des Kurswechsels in der DDR beschäftigt. Als intimer Kenner der Verhältnisse mutmasst Wehner, dass die Kursänderung auf Druck Moskaus entstanden sein muss.

Herbert Wehner über den Kurswechsel der SED, 14.6.1953 (RIAS Berlin)

Mp3-File O-Ton (mp3)

In der Sonntagsausgabe des "Neuen Deutschland" erscheint ein von Rudolf Herrnstadt veranlasster Artikel, der sich gegen die "Holzhammermethoden" des SED-Funktionärs Bruno Baum von der SED-Bezirksleitung Berlin richtet. Baum gilt als treuer Gefolgsmann von SED-Chef Walter Ulbricht; der Artikel wird deshalb als indirekte scharfe Kritik an Ulbricht aufgefasst.

"Es wird Zeit den Holzhammer beiseite zu legen", Neues Deutschland, 14.6.1953

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Pressestimmen West:

Herausgeber Arno Scholz schreibt im "Telegraf" über "Die Selbstkasteiung": "Die Sowjets haben zwar noch zugesehen, wie Walter Ulbricht, um sein Prestige zu retten, unzählige Funktionäre opferte, hatten aber schon längst vorgesehen, ihn fallen zu lassen. Es würde ja auch niemand an einen Willen zur Verständigung glauben, solange Ulbricht, Grotewohl, Fechner und Ebert, deren Namen unter den Terroranordnungen standen, noch in Amt und Würden sind. Die sowjet-deutsche Regierung kann noch eine Unzahl von Maßnahmen zurücknehmen und Hunderte von Fehlern eingestehen: Vertrauen wird sie deswegen doch nicht gewinnen. Gerade die Fülle der Anordnungen, die jetzt erlassen werden, zeigt der Welt ja, wie groß die Schuld derjenigen ist, die bereit waren, jeden von Haus und Hof zu jagen oder ins Gefängnis zu werfen, der sich ihrem Terror nicht beugen wollte."

Pressestimmen Ost:

"Kämpfer für die Erfüllung unseres Transportplans" titelt das "Neue Deutschland" zum "Tag des deutschen Eisenbahners": "An diesem Ehrentage danken wir allen Eisenbahnern besonders für ihre hohen Leistungen bei der Bewältigung der großen Transportaufgaben, der sich die große Mehrheit der Belegschaft aller Reichsbahnbetriebe mit großem Fleiß, mit hohem Verantwortungsgefühl und Zuverlässigkeit gewidmet hat. Ohne diese Anstrengungen der Reichsbahn wäre eine Erfüllung und Übererfüllung unserer Wirtschaftspläne undenkbar, und nicht zuletzt deshalb verleiht die Regierung den besten Eisenbahnern an ihrem Ehrentag in einem feierlichen Staatsakt den ehrenvollen Titel "Verdienter Eisenbahner". Mehr noch als diese Auszeichnung aber sind die Maßnahmen der Regierung für die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse der Eisenbahner der beste Ausdruck der Würdigung ihrer Verdienste bei der Lösung der Aufgaben unseres Volkswirtschaftsplanes, für ihren Anteil an der Verbesserung der Lebenshaltung eines jeden."



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