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Link to original content: http://doi.org/10.1007/s41245-017-0031-5
»Rohstoff für den ›Roman‹« | Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Skip to main content
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»Rohstoff für den ›Roman‹«

Ressourcen und Infrastruktur in B. Travens Abenteuerromanen

»Raw material for the ›novel‹«

Resources and Infrastructure in B. Traven’s adventure novels

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Zusammenfassung

B. Traven wurde in der Zwischenkriegszeit durch seine Abenteuerromane zum Bestsellerautor der Büchergilde Gutenberg. Der Beitrag verortet Travens Literaturproduktion in einer für Deutschland und Mexiko, seine Wahlheimat, politisch und wirtschaftlich umbruchsreichen Periode und deckt einen signifikanten Diskurs über Rohstoffe in der zeitgenössischen Populärliteratur auf.

Abstract

During the interwar period, B. Traven’s adventure novels made him a best-selling author of the Büchergilde Gutenberg. This essay locates his novels in a time full of political and economic upheavals both in Germany and Mexico, his adopted country. Moreover it reveals a significant discourse on raw materials in contemporary popular literature.

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Notes

  1. Vgl. Sergej Michailowitsch Tretjakow, »Biographie des Dings«, in: Ders., Gesichter der Avantgarde. Porträts – Essays – Briefe, hrsg. und mit Nachwort, Chronik und Anmerkungen v. Fritz Mireau, Berlin 1985, 102–106, hier: 106.

  2. Tretjakows Ausführungen zur Biografie des Dings wurden von Zeitgenossen wie von der Forschung oft in die Debatte um eine »Krise des Romans« eingeordnet. Vgl. zur vermeintlichen »Krise des Romans« die immer noch einschlägige Studie Dietrich Scheunemanns Romankrise. Die Entstehungsgeschichte der modernen Romanpoetik in Deutschland, Heidelberg 1978. Zur Tatsachenliteratur als Krisenphänomen vgl. Devin Fore, »Die Emergenz der sowjetischen Faktografie«, Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 3 (2015), 376–403.

  3. So führt Weltstimmen, eine Sammlung literarischer Zusammenfassungen, die sich ihrem Untertitel zufolge zugutehielt, Weltbücher zu präsentieren, Travens Die Weiße Rose bereits 1931 als einen wichtigen Beitrag ein. Vgl. Karl Blanck, »B. Traven: Die weiße Rose«, in: Weltstimmen. Weltbücher in Umrissen, Bd. 5, Stuttgart 1931, 536–542.

  4. Für dieses Interesse zeugt das 1976 bei Rowohlt erschienene B. Traven-Buch, das Artikel, Interviews, Ankündigungen und sonstige Paratexte von und über B. Traven sammelt, um Travens Texte u. a. auch für den Unterricht populärer zu machen. Vgl. Johannes Beck, Klaus Bergmann, Heiner Boehncke (Hrsg.), Das B. Traven-Buch, Reinbek bei Hamburg 1976. Travens Bücher wurden nach der Werkausgabe in einzelnen Bänden von 1991 (Büchergilde Gutenberg beim Diogenes Verlag) bis auf die Taschenbuchausgaben von Das Totenschiff und Der Schatz der Sierra Madre (Diogenes 2015) nicht neu aufgelegt und sind nur antiquarisch zu erwerben.

  5. Die Büchergilde Gutenberg wurde 1924 in Leipzig gegründet und hatte zum Ziel, schöne, künstlerisch angefertigte Bücher zu einem günstigen Preis anzubieten. Der Verlag war ein Projekt des Verbands der gewerkschaftlich organisierten Buchdrucker und hatte Arbeiter und deren Familien als Hauptadressaten. Zu den von der Gilde publizierten Autoren zählten Jack London, Oskar Maria Graf, Max Barthel und Mark Twain.

  6. Vgl. u. a. Bi. [nicht näher zu ermitteln], »Das Totenschiff«, Die Linkskurve. Monatszeitschrift des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands, 5/9 (1931), 23f., hier: 23 und Karl Schröder, »B. Traven: Land des Frühlings«, Die Bücherwarte. Zeitschrift für sozialistische Buchkritik 3 (1928), 149f.

  7. Jürgen Dragowski, »B. Traven und die ›Büchergilde Gutenberg‹. Einige Bemerkungen zu einer Interessengemeinschaft auf Zeit«, in: Heinz-Ludwig Arnold (Hrsg.), B. Traven (= Edition Text+Kritik, Heft 102), München 1989, 22–32.

  8. Die Macht der Drei (1922), Kautschuk. Ein Roman aus der Industrie (1930), Ein Stern fiel vom Himmel (1934), Atomgewicht 500 (1935) sind nur einige der Science-Fiction-Romane Hans Dominiks, die Zukunftsvisionen und neuste technische Erfindungen miteinander verbinden.

  9. Kurt Tucholsky, »B. Traven« [25.11.1930, Die Weltbühne], in: Ders., Texte 1930, hrsg. Sascha Kiefer (= Gesamtausgabe, hrsg. Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker, Bd. 13), Reinbek bei Hamburg 2003, 473–483, hier: 473.

  10. Eine Aufzählung aller Zeitschriftenartikel, die über die unbekannte Identität des Starautors lamentieren oder behaupten, dass das große Geheimnis endlich gelüftet sei, würde den Rahmen des Anmerkungsapparats sprengen. Eine umfassende Bibliografie der Sekundärliteratur zu B. Traven, die bis auf wenige Ausnahmen mit der Identitätsdebatte zusammenfällt, bietet Angelika Machinek in: Arnold (Anm. 7), 85–98.

  11. Jan-Christoph Hauschilds brillante Studie B. Traven – Die unbekannten Jahre (Zürich 2012) leistet nicht nur einen beeindruckenden Überblick über die Identitätsdebatte, sondern verzichtet auf bodenlose Hypothesen, stützt sich auf überlieferte Briefe und Interviews und überprüft kleinschrittig die Recherchen des BBC-Reporters Will Wyatt, der als Erster schon in den 70ern die Otto-Feige-These in einer Dokumentation und einer daraus folgenden Monografie vertrat. Vgl. dazu Will Wyatt, The Secret of the Sierra Madre. The Man Who Was B. Traven, New York 1980.

  12. Hauschild (Anm. 11), 37.

  13. Auch wenn Jürgen Dragowski B. Travens Romane nicht in den Kontext anderer Romanpublikationen der Zeit setzt, kontextualisiert er das Verhältnis zwischen Autor und Verleger. Vgl. ders. (Anm. 7).

  14. Heiner Boehncke, »Arbeit und Abenteuer«, in: Arnold (Anm. 7), 6–16.

  15. Die informativsten Studien dazu: Heidi Zogbaum, B. Traven. A Vision of Mexico, Wilmington 1992; Anna Lürbke, Mexikovisionen aus dem deutschen Exil. B. Traven, Gustav Regler und Anna Seghers, Tübingen 2000.

  16. Zur schulischen und beruflichen Laufbahn Feiges bis zu seiner Schauspielerkarriere vgl. Hauschild (Anm. 11), 77–178.

  17. Dieser Spur folgt nur Jan-Christoph Hauschild, allerdings schreibt er eine biografische Studie, in der die Verweise auf die literarischen Werke und weiteren Publikationen Feiges/Maruts/Travens die Thesen zum Lebenslauf bestärken, das von Hauschild gezeichnete Bild seiner Persönlichkeit bereichern und nicht als eigenständige Forschungsgegenstände fungieren.

  18. Das schreibt Ret Marut im 4. Heft des Ziegelbrenners über sich als Antwort auf einen Leserbrief: »Sie verkennen mich ganz und gar: Ich bin kein Prediger in der Wüste, auch kein Prophet, für den mich eine andere Frau hält; Ich bin nichts als ein Ergebnis der Zeit, das innigst wünscht, so namenlos in die große Allgemeinheit wieder zu verschwinden, wie es völlig namenlos – ich hoffe, Sie verstehen! – heute vor Ihnen seine Worte hinausschreiben muß.« Vgl. Ret Marut (Hrsg.), Der Ziegelbrenner. Faksimiledruck des von Ret Marut herausgegebenen Periodikums 1917–1921; Nachwort von Rolf Recknagel, Leipzig 1967, 84.

  19. Vgl. dazu die ausführliche Studie von Myrna I. Santiago, The Ecology of Oil. Environment, Labor, and The Mexican Revolution, 1900–1938, Cambridge 2006.

  20. B. Traven an John Schikowski, 25.2.1925, in: B. Traven, Ich kenne das Leben in Mexiko. Briefe an John Schikowski 1925–1932. Mit einem Essay von Karl S. Guthke, Frankfurt a.M. 1992, 22.

  21. Im fünften Kapitel seiner nicht-fiktionalen Schrift spricht Traven die Sprachproblematik bzw. die Vielfalt indigener Sprachen an. Vgl. B. Traven, Land des Frühlings, Bd. 1, Berlin 1982, 67.

  22. B. Traven, Land des Frühlings, Bd. 2, Berlin 1982, 217–228. Die These, dass Traven nicht die Zurückentwicklung des Westens, sondern vielmehr die Emporentwicklung Mexikos propagiert, vertritt auch Leo Kreutzer in: Ders., Literatur und Entwicklung. Studien zu einer Literatur der Ungleichzeitigkeit, Frankfurt a.M. 1989, 64–75.

  23. Der »klassische« oder oft auch als »exotisch« bezeichnete Abenteuerroman wählte ehemalige europäische Kolonien in Amerika und Indien zum Handlungsterrain und bot einen eskapistischen Fluchtweg aus der Enttäuschung der ersten Auswanderungswellen sowie aus den Zuständen in Europa nach der Märzrevolution. Betrachtet man dabei die Handlungsstruktur als distinktes Gattungsmerkmal, so macht, folgt man der Forschung, ein Erbe des höfischen Romans den Abenteuerroman in der vielumfassenden Gattung des Romans wiedererkennbar: die zirkuläre statt lineare Form – das heißt der Umstand, dass der männliche Held die bekannte Ordnung nur verlässt, um am Ende zurückzukehren, sich zu reintegrieren, wenn auch erst nachdem er sich bewiesen und Anerkennung gefunden hat. Vgl. dazu: Bernd Steinbrink, Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Studien zu einer vernachlässigten Gattung, Tübingen 1983, Volker Klotz, Abenteuer-Romane. Eugène Sue, Alexandre Dumas, Gabriel Ferry, Sir John Retcliffe, Karl May, Jules Verne, Reinbek bei Hamburg 1989, Margret Bruzelius, Romancing the Novel. Adventure from Scott to Sebald, Lewisburg 2007.

  24. So unternahm zum Beispiel Antonin Artaud 1936 eine Mexikoreise auf der Suche nach einer ursprünglichen, magisch-mythischen Kultur. Vgl. dazu: Michael Rössner, »›La fable du Mexique‹ oder vom Zusammenbruch der Utopien. Über die Konfrontation europäischer Paradiesprojektionen mit dem Selbstverständnis des ›indigenen‹ Mexiko in den 20er und 30er Jahren«, in: Karl Hölz (Hrsg.), Literarische Vermittlungen: Geschichte und Identität in der mexikanischen Literatur. Akten des Kolloquiums Trier 5. bis 7. Juni 1987, Tübingen 1988, 47–60.

  25. Zur Faszination für das revolutionäre Mexiko vgl. Lürbke (Anm. 15), 40–46.

  26. Groß war die Unterstützung der Revolution seitens der deutschen linken, kommunistischen und anarchistisch-syndikalistischen Presse. Die Berichte schwankten zwischen utopisch-idyllischen Beschreibungen einerseits und differenzierten, aber sympathisierenden Meldungen andererseits. Zu den frühen anarchistischen Reaktionen auf die Unruhen in Mexiko sowie der dynamischeren Berichterstattung 1919/1920 und ihrem Wahrheitswert vgl. Rolf Recknagel, Beiträge zur Biographie des B. Traven, Berlin 1977, 151–156.

  27. Manfred Georg, »Kennen Sie B. Traven?«, Die Weltbühne 15 (1929, 2. Halbjahr), 484–487 und Tucholsky (Anm. 9).

  28. Vgl. »Die Staatsvergottung«, Die Weltbühne, 1930, 2. Halbjahr, 647; »Wie war das? So war das!«, in: ebd., 782 u. »Banken-Krach«, in: ebd., 185.

  29. Hier sind neben einzelnen Beiträgen zwei Mexiko-Artikelreihen zu nennen. 1924 erschienen drei Berichte des Journalisten und Wirtschaftswissenschaftlers Alfons Goldschmidt über die Mexikanische Revolution sowie das Verhältnis zwischen Mexiko und den USA. Im zweiten Halbjahr desselben Jahres erfolgten sieben Berichte des Reisejournalisten Leo Matthias über Alltag, Infrastruktur, US-Kapital und Einwanderungspolitik Mexikos.

  30. Vgl. Santiago (Anm. 19), 109, 171.

  31. So finden eine Kohlenzeche in Herne (Die Baumwollpflücker, [1925] Frankfurt a.M. 1982, 52), die deutschen Stürmer und Dränger und der Hindenburgbart (167) sowie noch prominenter die technische Nothilfe bei Streikhandlungen (110), die mühselige Arbeit der »vormärzlichen schlesischen Leineweber« (in der von Traven eigenhändig geschriebener Ankündigung des Romans Die Baumwollpflücker. Vgl. B. Traven an John Schikowski, 20.2.1925, in: Traven [Anm. 20], 12) (100) oder die Ruhrbesetzung (Die Weiße Rose, [1929] Frankfurt a.M. 1982, 121) Erwähnung in Travens Romanen und waren wichtige Hinweise auf seine Nationalität und Identität.

  32. Traven (Anm. 22), 218f.

  33. Gerade während der Finanzkrise wandten sich die größten Ölunternehmen in Mexiko vom globalen Markt ab und dem immer steigenden nationalen Bedarf nach Erdöl zu. Das sich schnell entwickelnde Eisenbahnnetzwerk sowie die wachsende Zahl an Automobilen und ölbetriebenen Kleinindustrien machten den mexikanischen Markt zu einem Rettungsring für die amerikanischen Ölkonzerne. Vgl. Santiago (Anm. 19), 284f.

  34. Anton Lübke, Sterbende Kohle. Das kulturelle und wirtschaftliche Schicksal Europas, Regensburg 1925, 365.

  35. Zum Narrativ der Knappheit vgl. Jens Soentgen, »Volk ohne Stoff. Vom Mythos der Ressourcenknappheit«, Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 2 (2014), 182–186.

  36. Hans Dominik und Karl Aloys Schenzinger waren neben dem eher geopolitisch ausgerichteten Anton Zischka (Der Kampf um die Weltmacht Öl: 1934, Der Kampf um die Weltmacht Baumwolle: 1935, Wissenschaft bricht Monopole: 1936, Ölkrieg. Wandlung der Weltmacht Öl: 1939) zwei der prominentesten und meistgelesenen Sachbuchautoren der NS-Zeit. Das Interesse für Rohstoffe war jedoch keine ausschließlich rechte Angelegenheit. Linke Autoren wie Rudolf Brunngraber und Ilja Ehrenburg sind auch durch Publikationen wie Radium (1935), Opium (1939) oder Das Leben der Autos (1930) in Deutschland populär geworden. Essad Bey (d. i. Lev Nussimbaum), Monarchist, aserbaidschanischer Jude und muslimischer Konvertit, gab der Rohstoffdebatte eine biografische Pointe, indem er seine Heimatstadt Baku mehrmals zum Spielplatz von Vertreibung und Neuanfang wählte, so z. B. in Öl und Blut im Orient (1929) und Flüssiges Gold (1935). Dabei ist die Bezeichnung dieser Publikationen als »Sachbücher« durchaus anachronistisch, da sich der Begriff in Deutschland erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts etablierte. Den heterogenen Charakter der Publikationen, die sich zwischen Roman, Bericht, Reportage und Wissenschaft bewegten, zeigen die verschiedenen zeitgenössischen Bezeichnungen: »Wirtschaftsbuch«, »Rohstoffbuch«, »Tatsachenroman«, »Tatsachenbericht«, »Rohstoffroman«, »Sachroman«. In der spärlichen Forschung zu dieser Mischform des frühen 20. Jahrhunderts wird »Sachbuch« aus pragmatischen Gründen als Oberbegriff der zahlreichen Variationen benutzt. Zum geopolitischen Sachbuch vgl. Andy Hahnemann, Texturen des Globalen. Geopolitik und populäre Literatur in der Zwischenkriegszeit, Heidelberg 2010, 39–88. Zum Sachbuch als Stoffgeschichte vgl. Jens Soentgen, Geschichten über Stoffe (Arbeitsblätter für die Sachbuchforschung, Nr. 5), Berlin, Hildesheim 2005, in: http://www.sachbuchforschung.uni-mainz.de/wp-content/uploads/Arbeitsblaetter_Sachbuchforschung_05.pdf (8.2.2016).

  37. Weitere Beispiele für deutschsprachige Unterhaltungsliteratur der Zeit, die sich Rohstoffförderung und -vertrieb als Thema vornahm: Heinrich Lang, Kampf um Kupfer, Dresden 1935, Stefan Utsch, Erz. Ein Roman um das deutsche Eisen, Bremen 1941, Leonhard Adelt (Hrsg.), Lebendiger Stahl. Novellen von L. Adelt, Max Eyth, Norbert Jacques, Jürgen Jürgensen, Rudyard Kipling, Thomas Mann, Heinrich Mayer, Colin Roß, Otto Rung, Herbert George Wells, Berlin 1920, Rieki Röder, Zehn Liter Shell!, Bremen 1936, Michael Zorn, Eisen immerdar, Berlin 1942, Ludwig Brinkmann, Aus meiner Bergwerkzeit: Silber, Frankfurt a.M. 1921 und Ders., Aus meiner Bergwerkzeit: Blei, Frankfurt a.M. 1922.

  38. Nach Nennung im Text vgl.: Lübke (Anm. 34), Anton Lübke, Das deutsche Rohstoffwunder. Wandlungen der deutschen Ölwirtschaft, Stuttgart 1938, Zischka (Anm. 36), Karl Fischer, Blutgummi. Roman eines Rohstoffs, Berlin 1938, Zischka (Anm. 36), Hans Dominik, Kautschuk. Ein Roman aus der Industrie, Berlin 1930, Hans Dominik, Vistra. Das weiße Gold Deutschlands, Leipzig 1936, Karl Aloys Schenzinger, Anilin. Roman, Berlin 1936, Rudolf Brunngraber, Zucker aus Cuba. Roman eines Goldrausches, Berlin, Stuttgart 1941.

  39. Friedrich Bergius’ Kohleverflüssigungsverfahren, das er bereits 1913 patentierte und für das er 1931 den Nobelpreis für Chemie erhielt, ist ein frühes Beispiel für die Sensationsträchtigkeit der deutschen Rohstoffwissenschaft. Sein Verfahren konnte erst in der Weimarer Republik von der I. G. Farben industriell weiterentwickelt und unter dem Namen »Leuna« als Substitut für Benzin eingeführt werden.

  40. Beispiele dafür wären die Publikationen des Grafen Alexander Stenbock-Fermor, die eine Mischung aus Memoiren, Sachbuch und fiktionaler Erzählung sind (Meine Erlebnisse als Bergarbeiter [1929], Deutschland von unten. Reise durch die proletarische Provinz [1931]), die Dramen Emil Rosenows oder die Gedichte Otto Wohlgemuths.

  41. Auf Industriestolz und -romantik konzentrierten sich im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts vorwiegend nationalistische Werke, die zur Zeit der Ruhrbesetzung besonders florierten. So z. B. das Werk von Hans Richter sowie Ajax’ Ruhr-Apachen. Der Roman von Frankreichs Blutschuld (1923) oder Marie Diers Franzosen im Land (1923). Vgl. zur kommunistischen und nationalistischen Literatur über den Ruhrkampf und die Ruhrbesetzung Dirk Hallenberger, Industrie und Heimat, Essen 2000, 171–226. Ein früheres Beispiel solcher positiven Arbeitsdarstellung wäre der Arbeiter- und Heimatdichter Heinrich Kämpchen.

  42. B. Traven, Der Schatz der Sierra Madre, [1927] Berlin 1955, 7.

  43. Curtin, »der auch mit zu dem Kontrakt gehört hatte«, ebd., 59 ist nur eine der Figuren, die überraschend in die Handlung eingeführt werden. Barber, Lacaud oder der allein reisende Indianer sind weitere Nebenfiguren, die durch ihr abruptes und folgenloses Auf- und Abtreten eine zweifache Marginalisierung erleiden.

  44. Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, Leipzig 1845, 148.

  45. Vgl. zu Travens Anarchismus und Stirners Einfluss darauf Michael L. Baumann, B. Traven: An Introduction, Albuquerque 1976, 57–72 und Peter Küpfer, Aufklären und Erzählen. Das literarische Frühwerk B. Travens, Zürich 1981, 103–120.

  46. Karl Marx, Friedrich Engels, Die deutsche Ideologie [1845–47] (= 3. Band in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, hrsg. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED), Berlin 1978, 151.

  47. Die Geschichte der Spekulation zwischen verruchtem Glücksspiel und anständigem Beruf rekonstruiert Urs Stähelis gleichnamige Studie Spektakuläre Spekulation. Das Populäre der Ökonomie, Frankfurt a.M. 2007.

  48. Traven (Anm. 42), 57.

  49. »Dobbs lehnte sich zurück auf der Bank, wo die beiden saßen. Er sah hoch und bemerkte auf dem Dache eines der gegenüberliegenden Häuser zwei Arbeiter, die Telephondrähte legten. Sie standen so unsicher, daß man jeden Augenblick erwarten konnte, daß sie abstürzen würden.« Traven (Anm. 42), 81.

  50. Zu den Projekten und Projektemachern des beginnenden 20. Jahrhunderts und deren Ziel, die Welt restlos zu vereinheitlichen und vernetzen, vgl. Markus Krajewski, Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Frankfurt a.M. 2006.

  51. Traven (Anm. 42), 28f.

  52. Marx, Engels (Anm. 46), 151, Hervorhebung D. M.

  53. Zu den energetischen Utopien des 19. Jahrhunderts und der Vorstellung von Tier und Mensch als unerschöpfliche und später doch von Erschöpfung bedrohten thermodynamische Energieerzeuger, deren Tätigkeit im Namen der Energieeffizienz rationalisiert werden muss, vgl. Anson Rabinbachs programmatische Studie: Motor Mensch. Kraft, Ermüdung und die Ursprünge der Moderne, Wien 2001.

  54. Traven (Anm. 42), 29.

  55. Vgl. dazu Santiago (Anm. 19), 61–204.

  56. Traven (Anm. 42), 57.

  57. Dass die Ölindustrie für die indigene Bevölkerung auch materielle Bereicherung bedeutete, bildet eine der Schlusspointen von Travens Ölroman Die Weiße Rose.

  58. Santiago (Anm. 19), 150ff.

  59. Manfred Keune, »Being as Adventure. The Death Ship and The Treasure of the Sierra Madre as Novels of Adventure«, in: Ernst Schürer, Philip Jenkins (Hrsg.), B. Traven. Life and Work, University Park 1987, 83–100, hier: 89.

  60. Traven (Anm. 42), 58.

  61. Boehncke (Anm. 14), 6, 9. In seinem Aufsatz verortet Boehncke Travens Romane Das Totenschiff und Der Schatz der Sierra Madre in einer Tradition der Abenteuergattung und des Topos Amerikareise seit Robinson Crusoe, in der sich Abenteuer einerseits immer in Opposition zur Arbeit definiere, jedoch immer »Zivilisierung« und »Verbürgerlichung«, also Etablierung derselben Arbeitsverhältnisse an einem anderen Ort zum Ziel habe. Die Bezwingung neuer Territorien, das Verschieben der Frontier gelinge dem Abenteurer durch List und Werkzeuge, die für seinen zivilisatorischen Vorsprung als Symbol stünden. Doch gerade diese würden Travens Figuren durchgängig fehlen.

  62. Heiner Boehncke, Alexander Kluge, »Die Rebellion des Stoffs gegen die Form und der Form gegen den Stoff: Der Protest als Erzähler«, in: Beck, Bergmann, Boehncke (Anm. 4), 338–347, hier: 342.

  63. William Stanley Jevons, Die Theorie der politischen Ökonomie [1871], Leipzig 1924, 42.

  64. Mehrere Abenteuerschriftsteller versteckten sich nicht nur hinter Pseudonymen, sondern schmückten ihre Arbeitszimmer mit exotischen Requisiten oder verkleideten sich auf Fotografien. Darüber hinaus legten sie fremde Wörter und Dialekte in den Mund ihrer Figuren und ließen sie mehrmals versichern, dass sie ganz real seien und eben keine billigen Film- oder Kolportagehelden. Vgl. dazu: Steinbrink (Anm. 23), 10f.

  65. B. Traven an John Schikowski, 25.2.1925, in: Traven (Anm. 20), 20.

  66. Es handelt sich um Zischkas Bestseller über die Erdölindustrie Kampf um die Weltmacht Öl (1934). B. Traven weist die betreffenden Stellen in einem polemischen Artikel minutiös nach. Vgl. Ders., »Herr Zischka schreibt ein Buch«, Die Büchergilde. Zeitschrift der Büchergilde Gutenberg 5 (1935), 76–80.

  67. Traven (Anm. 20), 21.

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Manova, D. »Rohstoff für den ›Roman‹«. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 91, 51–71 (2017). https://doi.org/10.1007/s41245-017-0031-5

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