Zwetschgenkuchen
Zwetschgenkuchen oder Pflaumenkuchen ist ein Blechkuchen, der traditionell aus Hefeteig hergestellt wird.[1] Der Teig wird auf einem Backblech ausgebracht und mit halbierten oder geviertelten und entsteinten Zwetschgen (einer Unterart der Pflaume) und häufig auch mit Streuseln belegt. Es gibt auch Varianten aus Mürbeteig, Hefe-Mürbeteig, Quark-Öl-Teig oder Rührteig. In der Pfalz, Rheinhessen und Unterfranken isst man Zwetschgenkuchen auch mit Kartoffelsuppe oder Gemüsesuppe als Hauptgericht zu Mittag („Grumbeersupp mit Quetschekuche“). Im Saarland ist hingegen Bohnensuppe mit Zwetschgenkuchen eine beliebte Kombination („Bibbelschesbohnesupp un Quetschekuche“).
Zwetschgenkuchen kann je nach Geschmack nachträglich mit etwas Zucker bestreut werden, um die Säure der Zwetschgen auszugleichen.
Pflaumenkuchen ist als Sommerkuchen bekannt.
Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwetschgenkuchen und Pflaumenkuchen werden in den verschiedenen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz mit teils abweichenden Eigennamen bezeichnet. In ihrem Wörterbuch konnten die Brüder Grimm verschiedene alte deutsche Bezeichnungen für Zwetschgengebäcke in der Literatur nachweisen, die auch heute noch gebräuchlich sind:
Zwetschgentorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Wörterbüchern aus den Jahren 1678, 1702 bzw. 1712 ist die Zwetschentorte (italienisch torta di prugna, torta di prugne oder Prugnata bzw. französisch tourte de prunes) verzeichnet.[2][3][4]
Zwetschgenfladen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erwähnung eines Zwetschgenfladens fanden die Brüder Grimm in einem Lustspiel von Joseph von Petrasch aus dem Jahr 1765.[5][6]
Zwetschgenkuchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung zwespenkuchen taucht 1780 in einem österreichischen Idiotikon, quetschenkuchen im Wörterbuch der elsässischen Mundarten von Ernst Martin und Hans Lienhart auf.[7][8][9] In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland als Quetschekuche ausgesprochen.
Zwetschgendatschi
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Brüder Grimm fanden Zwetschentatsche in schwäbischen und südmährischen Schriften.[2] Im Deutschen Provinzialwörterbuch aus dem Jahr 1792 wird Zwetschendatschi als Augsburger Kuchen aufgelistet.[10] Zwetschgendatschi, oft auch kurz Datschi, gilt als kulinarische Spezialität der Stadt Augsburg. Darausresultierend werden die Bewohner der schwäbischen Bezirkshauptstadt (Datschiburg) gerne auch als Datschiburger bezeichnet[11]. Ferner heißt es, die Form der aufgeschnittenen Zwetschgen auf dem Datschi gleiche der Zirbelnuss im Augsburger Stadtwappen. Das Wort „Datschi“ leitet sich aus dem ober- und mitteldeutschen Wort „detschen“ oder „datschen“ ab,[12] das man als „hineindrücken“ („tatschen“) übersetzen kann (die Zwetschgen werden in den Teig hineingedrückt).
In seiner ursprünglicheren Variante wird Augsburger Zwetschgendatschi mit Mürbteig und ohne Streusel gebacken. Heute ist Datschi oft mit Butterstreuseln anzutreffen, die aus Butter, Zucker, Mehl, Mandelblättchen und etwas Salz hergestellt und teils noch mit Vanillezucker und Zimtpulver verfeinert werden. Frühzwetschgen geben beim Backen viel Saft ab, der durch einen Streuselbelag gebunden werden kann, während Spätzwetschgen dagegen relativ fest bleiben.[13]
Die Bezeichnung Zwetschgendatschi ist in Süddeutschland und Österreich und die Kurzform Datschi inzwischen in ganz Bayern verbreitet.
Andere Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man kennt ihn im Rheinland und in der Eifel unter dem Namen Pruumetaat oder Prummekooke, in Franken als Quetschichplôzn (Zwetschgenplootz), in Schlesien als Pflaumakucha (Schläscher Pflaumakucha). Alten Rezepten zufolge wurde Quetschenplatz (um 1780) auch aus Brotteig gebacken.[14]
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Belag vor dem Backen
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Belag nach dem Backen
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Blechkuchenschnitte
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Zwetschgenkuchen-Variante aus Rührteig mit aufgegangenen Stegen
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Grumbeersupp un Quetschekuche
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Österreichischer „Zwetschgenfleck“ mit Zuckerstreuseln
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Apfel-, Streusel- oder Pflaumenkuchen. Rezeptübersicht von Dr. Oetker, abgerufen am 16. September 2016.
- ↑ a b Wörterbuchnetz – Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Abgerufen am 8. August 2022.
- ↑ Matthias Kramer: Das neue Dictionarium oder Wort-Buch in (italiänisch-teutscher und) teutsch-italiänischer Sprache. Endter, 1678, S. 1204 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ Nouveau Dictionnaire françois-allemand et allemand-françois. Fritsch, 1712 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ Wörterbuchnetz – Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Abgerufen am 8. März 2018.
- ↑ Joseph von Petrasch: Sämtliche Lustspiele. Felßecker, 1765 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ Wörterbuchnetz – Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Abgerufen am 8. März 2018.
- ↑ Friedrich Nicolai: Beschreibung Einer Reise Durch Deutschland und die Schweiz. 1785 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche: mit Bestimmungen der Wörter und beträchtlichen Beiträgen zur Naturgeschichte. bey Joseph Edlen von Kurzböck, 1780 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ Anton Edler von Klein: Deutsches Provinzialwörterbuch. 1792 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).
- ↑ [1] Augsburger Allgemeine – Kultur: Warum heißt Augsburg Datschiburg? von Johannes Kapfer, 1. September 2022, aufgerufen am 5. September 2024
- ↑ Duden | Datschi | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 8. März 2018.
- ↑ Alfons Schuhbeck: Zwetschgendatschi mit Streuseln. In: schuhbeck.de. 3. Januar 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juni 2018; abgerufen am 14. Juni 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften: Blat-Cam. Vierter Band. bey Varrentrapp Sohn und Wenner, 1780 (google.de [abgerufen am 8. März 2018]).