Rheinwald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rheinwald
Das Rheinwald mit Sufnersee und Splügen GR

Das Rheinwald mit Sufnersee und Splügen GR

Lage Kanton Graubünden
Gewässer Hinterrhein, Sufnersee
Gebirge Zentralalpen, Adula-Alpen, Oberhalbsteiner Alpen
Geographische Lage 744255 / 157339Koordinaten: 46° 33′ N, 9° 19′ O; CH1903: 744255 / 157339
Rheinwald (Kanton Graubünden)
Rheinwald (Kanton Graubünden)
Typ Kerbtal
Höhe 1250 bis 3402 m ü. M.
Länge 26 km
Besonderheiten San-Bernardino-Pass, Splügenpass
Vorlage:Infobox Gletscher/Wartung/Bildbeschreibung fehlt

Das Rheinwald (von lat. vallis rheni «Rheintal», rät. Valrain) ist die oberste von drei Talschaften, die der Fluss Hinterrhein im Kanton Graubünden in der Schweiz durchfliesst.

Rheinwald war der Name eines Fusionsprojekts der Gemeinden Hinterrhein (BFS-Nr. 3691), Nufenen (BFS-Nr. 3693), Splügen (BFS-Nr. 3694) und Sufers (BFS-Nr. 3695). Die auf den 1. Januar 2019 neu gebildete Gemeinde Rheinwald umfasst die Projektpartner ohne die Gemeinde Sufers.

Das rund 26 km lange, vorwiegend west-östlich verlaufende Rheinwald wird an beiden Talseiten von Dreitausendern gesäumt. Die höchsten Gipfel sind das Rheinwaldhorn (3402 m) im Westen und der Pizzo Tambo (3279 m) im Süden. Am 1250 m hoch gelegenen Eingang zur Roflaschlucht, der Grenze zum Schams, verlässt der Hinterrhein die Talschaft.

Aus dem Rheinwald führen zwei Passstrassen nach Süden: der San Bernardino ins Misox und der Splügenpass ins italienische Val San Giacomo. Die wintersichere Verbindung durch den San-Bernardino-Tunnel (Autostrasse A13) wurde 1967 eröffnet. Saumpfade über den Safierberg und den Valserberg verbinden das Tal mit seinen nördlichen Nachbarn Safien und Vals sowie durch das Val Curciusa nach Süden via Bocchetta di Curciusa ein weiteres Mal mit San Bernardino.

Die Dorfsiedlungen liegen sämtlich nördlich des Flusses, zwischen 1420 m und 1620 m hoch, am Fusse des mässig ansteigenden, von ausgedehnten Alpweiden eingenommenen sonnseitigen Hangs. Weitere Alpen erstrecken sich auf der südlichen, durch mehrere Seitentäler gegliederten Talflanke.

Die Sterne stehen für die fünf Dörfer Sufers, Splügen, Medels, Nufenen und Hinterrhein

Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Talschaft ist Splügen. Der ehemalige Kreis Rheinwald umfasste die damaligen Gemeinden Hinterrhein, Nufenen, Splügen und Sufers, während das orografisch zum Rheinwald gehörende Val Curciusa zur Gemeinde Mesocco gehört.

Obwohl bereits die Römer die Passwege über Splügen und San Bernardino rege benutzten, war das Tal bis ins hohe Mittelalter nur spärlich von Romanen besiedelt. Im 13. Jahrhundert wanderten auf Betreiben der Freiherren von Sax-Misox und der Freiherren von Vaz Walser-Kolonisten ins Rheinwald ein, deren Sprache und Kultur die Talschaft bis heute prägen. Der Erblehensbrief von 1286 dokumentiert die rechtlichen Beziehungen zwischen den Siedlern und ihrem Landesherrn.

1337, nach dem Tod des letzten Vazers, kam das Rheinwald als Heiratsgut an die Grafen von Werdenberg-Sargans. Diese verkauften es 1493 an die Mailänder Adelsfamilie Trivulzio. Erst 1616 wurde das Schirmverhältnis mit den Trivulzio gelöst, und nach Auskauf der letzten Zinsverpflichtungen erlangten die Rheinwaldner 1636 die volle Autonomie innerhalb des Grauen Bundes, dem sie seit 1400 angehörten.

Um 1530 nahm das Rheinwald durch Pfarrer Leonhard Seiler die Reformation an.

1638 und 1732 fiel fast ganz Sufers, 1716 fast ganz Splügen Bränden zum Opfer. Mit dem Rückgang des Passverkehrs seit dem Bau der Gotthardbahn verlor das Rheinwald innert achtzig Jahren einen Drittel seiner Bevölkerung: Wohnten 1781 noch 1143 Personen im Tal, so waren es 1850: 1274, 1900: 899 und 1930 noch 764. Im 18. Jahrhundert war noch Nufenen der bevölkerungsreichste Ort; Splügen überflügelte dieses erst im 19. Jahrhundert.[1]

1942 wurde das Konsortium Kraftwerke Hinterrhein gegründet, das anfänglich ein Staubecken im Rheinwald plante. Weil dabei die Ortschaft Splügen unter Wasser gesetzt worden wäre, entstand eine Protestbewegung, die zur Aufgabe dieses Projekts führte. Stattdessen entstand der Speichersee Lago di Lei.[2]

  • Bündner Monatsblatt 4/2016: Kampf dem Rheinwald.
  • Erika Hössli: Äs Ääli. Lexikon der sterbenden Wörter. Splügen 2007, ISBN 978-3-909210-01-5.
  • Christian Lorez: Bauernarbeit im Rheinwald. Landwirtschaftliche Methoden und Geräte und ihre Terminologie in der ältesten urkundlich belegten Walserkolonie Bündens (= Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Band 25). Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde und Helbing & Lichtenhahn, Basel 1943 (Nachdruck 1987).
  • Christian und Tilly Lorez-Brunold: Rheinwalder Mundartwörterbuch (= Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allgemeinverständlicher Darstellung. Band 11). Chur 1987, ISBN 3-908133-38-6.
  • Kurt Wanner: Unterwegs auf Walserpfaden. Chur 1993, ISBN 3-905241-36-6.
  • Kurt Wanner: Rheinwald. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Commons: Rheinwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christian Lorez: Bauernarbeit im Rheinwald. Landwirtschaftliche Methoden und Geräte und ihre Terminologie in der ältesten urkundlich belegten Walserkolonie Bündens (= Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Band 25). Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde und Helbing & Lichtenhahn, Basel 1943 (Nachdruck 1987), S. 8.
  2. Geschichte der Kraftwerke Hinterrhein (Memento des Originals vom 11. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.khr.ch, abgerufen am 3. Dezember 2018.