Peter Hemmel von Andlau
Peter Hemmel von Andlau (* um 1420 in Andlau; † 1506 in Straßburg) war ein spätgotischer Glasmaler. Mit ihm erreichte die Glasmalerei einen künstlerischen und technischen Höhepunkt.
Lebensspuren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der in Straßburg im Elsass ansässige Meister ist zwischen 1447 und 1501 nachweisbar und führte mit seiner Werkstatt – zeitweise auch in Kooperation mit anderen Straßburger Glasmalern – vorwiegend kirchliche Aufträge in ganz Mitteleuropa aus. In seinem Geburtsort haben sich keine seiner Werke erhalten. In Straßburg wurde Hemmel Bürger, Hausbesitzer und Ratsherr.
Arbeitsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teilweise nach bereits vorhandenen graphischen Vorlagen, die Verwandtschaft mit Rogier van der Weyden und Martin Schongauer aufweisen, werden durch halb ausgeschliffenes zweifarbiges Glas (zum Teil auch noch schraffiert) und durch eingebranntes Schwarzlot, Silbergelb (erzeugt durch Silbersalze) und Eisenrot faszinierende Brokate sowie Gewänder und Gesichter in vollendeter malerischer Qualität gestaltet. Für ihn ist gleichzeitig die Liebe zum Detail bezeichnend, zum Beispiel in der Darstellung der Tiere und Pflanzen (siehe Detail aus dem Kramerfenster „Die Heimsuchung“ im Ulmer Münster). Seine Farben – insbesondere leuchtende Rot- und Blautöne – bewirken nach John eine „strahlende Festlichkeit“, seien zugleich aber immer noch „wirklichkeitsnah“.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für Peter Hemmel selbst gesicherte Werke[1]:
- das Clanner-Fenster in der Stiftskirche Nonnberg in Salzburg
- ein Fragment in Obernai, das vermutlich aus der großteilig abgebrochenen Kirche Saints-Pierre-et-Paul stammt
- vier verloren gegangene Arbeiten im Frankfurter Dom (1475), in der Franziskanerkirche Nancy und in der Residenz René II. in Bar-le-Duc (1483/4), in der Dorfkirche Thaur für den späteren Kaiser Maximilian I. (1501)
Der Werkstattgemeinschaft um Peter Hemmel werden die folgenden Werke zugeordnet:
- Fenster im Straßburger Münster
- Fenster in der Straßburger Wilhelmskirche
- Fenster in der Straßburger Magdalenkirche (heute im Musée de l’Œuvre Notre-Dame)
- Ratsfenster im Chor des Ulmer Münsters, 1480 entstanden, gestiftet vom Rat der Stadt Ulm
- Kramerfenster ebenfalls dort, 1480 entstanden, gestiftet von der Zunft der Ulmer Kaufleute („Krämer“)
- Volckamerfenster in der Kirche St. Lorenz Nürnberg von Peter Volckamer nach 1480 gestiftet.
- Chorfenster in der Stiftskirche St. Georg Tübingen, 1475 entstanden
- Fenster im Augsburger Dom
- Fenster der Frauenkirche München
- Fenster im Freiburger Münster
- Fenster der Kathedrale von Metz
- vermutlich Fenster des Mailänder Doms
- Saverne: Kirche Notre-Dame-de-la-Nativité, Marienkapelle im linken Seitenschiff
- Fenster der Wallfahrtskirche Maria Krönung in Lautenbach bei Oberkirch/Renchtal[2]
Eine Reihe von Werken aus der Hemmel-Werkstatt wird im Musée de l’Œuvre Notre-Dame in Straßburg gezeigt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Frankl: Peter Hemmel, Glasmaler von Andlau. Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1956. - Dazu Rezension von Hans Wentzel, in: Kunstchronik, Jg. 11, 1958, S. 100 ff. (Digitalisat auf journals.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 17. Februar 2022) und Widerrede von Paul Frankl, in: Kunstchronik, Jg. 14, 1961, S. 281 ff. (Digitalisat auf journals.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 17. Februar 2022). Weitere Rezension von Jane Hayward, in: The Art Bulletin, March 1958, S. 75 ff. (Digitalisat auf tandfonline.com, abgerufen am 18. Februar 2022).
- Hermann Baumhauer, Joachim Feist: Das Ulmer Münster und seine Kunstwerke, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977, ISBN 3-8062-0164-1.
- Erhard John: Die Glasmalereien im Ulmer Münster, Langenau 1999, ISBN 3-88360-067-9.
- Lawrence Lee, George Seddon, Francis Stephens: Die Welt der Glasfenster – Zwölf Jahrhunderte abendländischer Glasmalerei in über 500 Farbbildern, Farbbilder von: Sonia Halliday, Laura Lushington, Orbis Verlag, München 1992, ISBN 3-572-00524-8, S. 114f.
- Wolfgang Lipp: Begleiter durch das Ulmer Münster, Langenau 1999, ISBN 3-88360-011-3.
- Heinz Merten: Andlau, Peter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 270–272 (Digitalisat).
- Brigitte Reinhardt (Hrsg.): Bilder aus Licht und Farbe. Meisterwerke spätgotischer Glasmalerei. „Straßburger Fenster“ in Ulm und ihr künstlerisches Umfeld, Ausst. Kat. Ulmer Museum, Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1995.
- Hartmut Scholz: Hemmel von Andlau, Peter. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 71, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023176-2, S. 424.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hartmut Scholz: Hemmel von Andlau, Peter. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 71, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023176-2, S. 424.
- ↑ Rüdiger Becksmann: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Baden und der Pfalz (ohne Freiburg i. Br.). (= Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland. Band II,1). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1979, ISBN 3-87157-079-6, S. 153–189.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Hemmel von Andlau, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | spätgotischer Glasmaler |
GEBURTSDATUM | um 1420 |
STERBEDATUM | nach 1501 |