Papyrus Ebers

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Abschnitt des Papyrus Ebers

Der Papyrus Ebers (auch Papyros Ebers) ist ein medizinischer Papyrus aus dem alten Ägypten. Er wurde im 16. Jahrhundert v. Chr. (vermutlich um 1550 v. Chr.) verfasst. Damit gehört er neben dem Papyrus Edwin Smith zu den ältesten noch erhaltenen Papyrus-Texten überhaupt und ist zudem einer der ältesten bekannten Texte mit medizinischen Themen, wobei er unter anderem ein großes Spektrum an Beschreibungen von Krankheiten und deren Symptomen und Diagnosen beinhaltet. Des Weiteren enthält der Papyrus Anweisungen für Behandlungen sowie für die Zubereitung von Heilmitteln, zum Beispiel gegen Verletzung, Parasiten und Zahnbeschwerden, aber auch gynäkologische Tipps, wie beispielsweise für die Empfängnisverhütung. Dazu werden Zaubersprüche zur Unterstützung des Heilerfolges angegeben.

Nachträglich wurden zusätzlich auf der Rückseite kalendarische Informationen niedergeschrieben.

Traditionell wurde meist von einer Abfassung des Papyrus Ebers im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts v. Chr. ausgegangen und auf die Datierung von Richard Lepsius Bezug genommen. Letzter Vertreter dieser These war Kenneth A. Kitchen. Beide Ägyptologen beriefen sich bei ihrer Annahme auf Zeitangaben im auf der Rückseite verzeichneten Kalender. Zwischenzeitliche paläografische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die medizinischen Eintragungen wahrscheinlich einige Jahrzehnte älter sind, in der Regierungszeit von Pharao Ahmose I. niedergeschrieben wurden und mögliche Abschriften von älteren Vorlagen repräsentieren. Eine 2015 durchgeführte C14-Untersuchung bestätigte zumindest die zumeist vertretene Datierung in das 16. Jahrhundert v. Chr.[1]

Der Papyrus Ebers wurde Anfang 1873 von Georg Ebers im ägyptischen Luxor mit den Geldern des Königs von Sachsen (15.000 Taler) und Geld aus dem Universitäts-Reisestipendienfonds (25.000 Taler) erworben. Zuvor befand sich der Papyrus im Besitz von Todrus Bulos (gestorben 1898), einem Konsularagenten des Norddeutschen Bundes.[2] Nach dem Kauf wurde der Papyrus in die Bestände der Universitätsbibliothek Leipzig eingegliedert[3] und 1875 von Ebers in einer zweibändigen Faksimile-Ausgabe mit Kommentar und Glossar veröffentlicht. Das Manuskript befindet sich bis heute in der Universitätsbibliothek Leipzig.

Inhalt (Medizinische Aufzeichnungen)

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Papyrus Ebers: Falldarstellung
„Tumor gegen die Gottheit Xenus“

Der Papyrus Ebers wurde in hieratischer Schrift verfasst und stellt die größte Aufzeichnung über altägyptische Medizin dar. Der Papyrus Ebers ist der längste medizinische Papyrus und hat eine Gesamtlänge von 18,63 Metern und dabei eine Höhe von 30 Zentimeter[4]. Die Schriftrolle bestand ursprünglich aus 108 Kolumnen, die von 1 bis 110 nummeriert sind (Nr. 28 und 29 sind ausgelassen). Während des Zweiten Weltkriegs erlitt der Papyrus erheblichen Schaden. So sind die Kolumnen 54, 56, 94 und 109 beschädigt oder liegen nur noch in Fragmenten vor. Die Kolumnen 48, 49, 55, 80–82, 93/110, 98/106, 99, 100/104, 101, 102/103 und 105 sind heute verloren. Die 108 Kolumnen sind unterteilt in 877 magische Formeln und Heilmittel. Obwohl er voller Beschwörungen zur Vertreibung krankheitsverursachender Dämonen ist, finden sich doch Beweise für empirische Behandlung und Beobachtung.

Der Papyrus enthält Kapitel über Darmerkrankungen und Parasiten, Augenleiden[5] und Hautprobleme, Wundbehandlung, Empfängnisverhütung und gynäkologische Erkrankungen, Zahnheilkunde, die chirurgische Behandlung von Abszessen und Tumoren und das Richten von Knochen und Verbrennungen. Als Abführmittel bei Verstopfung wird die Anwendung von Wacholderbeeren empfohlen.[6] Als Narkotika werden Opium und Cannabis indica erwähnt.[7][8] Außerdem enthält er ein kurzes Kapitel über klinisch vermutbare Depressionen. Mit der Erwähnung der Staublunge der Steinmetze ist es mit das älteste Zeugnis der Arbeitsmedizin.

Des Weiteren enthält er eine Abhandlung über Herz und Gefäße. Obwohl die Ägypter wenig über die Existenz der Nieren wussten und das Herz als Treffpunkt verschiedener Gefäße des Körpers – nicht nur Blut, sondern auch Tränen, Urin und sogar Sperma – betrachteten, erkannten sie nicht nur das Vorhandensein von Blutgefäßen im ganzen Körper, sondern auch die Funktion des Herzens als dessen Zentrum.

Medizingeschichtlich ergänzt wird der Papyrus Ebers durch den 1862 ebenfalls in Theben entdeckten Papyrus Edwin Smith, der auf das Ende der 12. Dynastie – etwa 1780 v. Chr. – zurückgeht und sich vor allem mit Chirurgie beschäftigt, sowie durch den Berliner Papyrus Brugsch (um 1300 v. Chr.[9]).

ins Englische
  • Bendix Ebbell: The Papyrus Ebers. The greatest Egyptian medical document. Kopenhagen 1937.
ins Deutsche
  • Georg Ebers (Hrsg.): Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Engelmann, Leipzig 1875 (Digitalisat)
  • Hans-Werner Fischer-Elfert (Hrsg.): Papyrus Ebers und die antike Heilkunde (= Philippika. Band 7). Akten der Tagung vom 15.–16. März 2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig. Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05209-0.
  • Heinrich Joachim: Papyros Ebers. Das älteste Buch über Heilkunde. Aus dem Aegyptischen zum ersten Mal vollständig übersetzt. Reimer, Berlin 1890 (Digitalisat).
  • Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten. Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens (= Hildesheimer ägyptologische Beiträge. Band 20). Gerstenberg, Hildesheim 1985, ISBN 3-8067-8086-X.
  • Georg Möller: Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der 5. Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. 4 Bände, Neudruck der 2., verbesserten Auflage von 1927–1936, Zeller, Osnabrück 1965;
    • Band 1: Bis zum Beginn der achtzehnten Dynastie.
    • Band 2: Von der Zeit Thutmosis' III bis zum Ende der einundzwanzigsten Dynastie.
    • Band 3: Von der zweiundzwanzigsten Dynastie bis zum dritten Jahrhundert nach Chr.
    • Band 4: Ergänzungsheft zu Band I und II.
  • Richard Anthony Parker: The calendars of ancient Egypt (= Studies in ancient Oriental Civilization. Band 26, ISSN 0081-7554). University of Chicago Press, Chicago IL 1950.
  • Reinhold Scholl: Der Papyrus Ebers. Die größte Buchrolle zur Heilkunde Altägyptens (= Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig. Band 7). Universitäts-Bibliothek, Leipzig 2002, ISBN 3-910108-93-8.
  • Lutz Popko, Ulrich Johannes Schneider, Reinhold Scholl: Papyrus Ebers. Die größte Schriftrolle zur altägyptischen Heilkunst. wbg Edition, Darmstadt 2021, ISBN 978-3-534-27348-5.
Commons: Papyrus Ebers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Papyrus Ebers. – Komplette Beschreibung und Metadaten, inkl. Bilder auf der Seite der Universitätsbibliothek Leipzig. Auf: papyri.uni-leipzig.de; zuletzt abgerufen am 19. März 2021.
  • Papyrus Ebers – Lutz Popko: Papyrus Ebers. In: Science in Ancient Egypt. online Auf: sae.saw-leipzig.de; zuletzt abgerufen am 19. März 2021.
  • Papyrus Ebers. – Kompletter Inhalt des medizinischen Papyrus Ebers Auf: medizinische-papyri.de; zuletzt abgerufen am 19. März 2021.

Einzelnachweise

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  1. Bernd Kromer, Lutz Popko, Reinhold Scholl: Die Altersbestimmung des Papyrus Ebers. In: Göttinger Miszellen. Heft 257, 2019, S. 63–71.
  2. Zur kompletten Erwerbungsgeschichte siehe Susanne Voß: Ludwig Borchardts Recherche zur Herkunft des pEbers. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. Band 65, 2009, S. 373–376 (Digitalisat).
  3. UB Leipzig – Papyrus Ebers; Nadine Quenouille, Reinhold Scholl: „...Heureka...“ oder die Geschichte der Papyrussammlung. Erwerbung und Erforschung. In: Reinhold Scholl (Hrsg.): Vergraben, Verloren, Gefunden, Erforscht. Papyrusschätze in Leipzig (= Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig. Band 20). Katalog zur Ausstellung, Universitätsbibliothek Leipzig, 18. Juni bis 26. September 2010. Universitäts-Bibliothek u. a., Leipzig 2010, ISBN 978-3-910108-86-8, S. 6–9, hier S. 6; vergleiche auch: Reinhold Scholl: Der Papyrus Ebers. Die größte Buchrolle zur Heilkunde Altägyptens. 2002, S. 32.
  4. Lutz Popko, Ulrich Johannes Schneider, Reinhold Scholl: Papyrus Ebers. Die größte Schriftrolle zur altägyptischen Heilkunst. wbg Edition, Darmstadt 2021, S. 13.
  5. Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle. (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 9–12.
  6. Junipur-Präparate. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. CXVIII (Anzeige der chem.-pharm. Fabrik Lichtenheldt GmbH).
  7. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 24.
  8. Der Heilschatz der Ägypter umfasst Arzneistoffe, von denen beispielseise Rizinusöl und die Granatwurzel noch heute verwendet werden. Behandlungen bestand in Diät, Fasten, Massagen; Hypnose war auch bekannt. Siehe: Lexikonredaktion: Schlag nach: Natur. Durchgesehener Nachdruck, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1954, OCLC 1164115697, S. 563.
  9. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 1.