Jakov Milatović
Jakov Milatović (montenegrinisch-kyrillisch Јаков Милатовић; * 7. Dezember 1986 in Podgorica) ist ein montenegrinischer Wirtschaftswissenschaftler und Politiker. Er ist seit dem 20. Mai 2023 Präsident Montenegros.[1]
Im kurzlebigen Experten-Kabinett Krivokapić war Milatović von Dezember 2020 bis April 2022 parteiloser Minister für wirtschaftliche Entwicklung. 2022 gründete er mit Milojko Spajić die montenegrinische politische Bewegung „Evropa sad!“ („Europa jetzt!“) und ist seither deren Vizevorsitzender.[2][3]
Schulische und Akademische Laufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er schloss sein Grundstudium in Wirtschaft an der Universität Montenegro ab. Als Stipendiat der US-Regierung verbrachte er ein Studienjahr an der Staatlichen Universität Illinois (Illinois State University), als Stipendiat der österreichischen Regierung ein Semester an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), und als Stipendiat der Europäischen Kommission ein Studienjahr an der Universität Rom (La Sapienza). Sein Masterstudium in Wirtschaft absolvierte er an der University of Oxford und erhielt ein Stipendium von der britischen Regierung (Chevening).
Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Nova Ljubljanska Bank in Podgorica im Risikomanagementteam, dann bei der Deutschen Bank in Frankfurt im Team für die Bewertung des Kreditrisikos von Ländern mit Fokus auf Zentral- und Osteuropa. Ab 2014 arbeitete er bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im Team für wirtschaftliche und politische Analyse, zuerst als Wirtschaftsanalytiker für Südosteuropa und nach seiner Beförderung zum Chefvolkswirt für die Länder des Westbalkans mit Sitz in Podgorica. Im Jahr 2018 wurde er zum Chefvolkswirt ernannt und deckte seitdem EU-Länder ab, darunter Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Slowenien.
Er sammelte unter anderem Praktikums- und Berufserfahrung bei den Vereinten Nationen in New York, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Podgorica, der Botschaft Montenegros in Rom, im Büro für internationale Zusammenarbeit der Wirtschaftsfakultät in Podgorica, im Oxbridge Academic Programs in Oxford, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in London, der London School of Economics (LSE) und der Peking-Universität, der Leadership Academy der Stanford-Universität und der Universität Belgrad.
Politische Laufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Minister für wirtschaftliche Entwicklung (2020–2022)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er war vom 4. Dezember 2020 bis zum 28. April 2022 Minister für wirtschaftliche Entwicklung im Kabinett Krivokapić.[4] Während seiner Amtszeit präsentierten und setzten Milatović und Finanzminister Milojko Spajić das umstrittene Wirtschaftsreformprogramm "Europa jetzt" um.[5] Das Reformprogramm zielte darauf ab, den Mindestlohn zu erhöhen, Steuern und Sozialabgaben zu reduzieren, ausländische Investitionen anzuziehen und die Integration Montenegros in die Europäische Union zu beschleunigen. Das Programm war in der Öffentlichkeit beliebt und steigerte die Zustimmung der Bevölkerung zu Milatović und Spajić.[6]
Europa Jetzt und Kommunalwahlen 2022
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2022 gründeten Milatović und Spajić die politische Partei Europa Jetzt!, wobei Spajić Präsident und Milatović Vizepräsident wurde. Sie nahm an den lokalen Wahlen 2022 teil,[7] wobei Milatović die Wahlliste in Podgorica als Bürgermeisterkandidat anführte.[8] Die Liste gewann 21,7 % der Stimmen und Milatović sollte der Bürgermeister von Podgorica werden.[9]
Präsidentschaftswahl 2023
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im März 2023 kandidierte Milatović als Ersatzkandidat von Europa Jetzt! in der montenegrinischen Präsidentschaftswahl 2023, nachdem Spajićs Kandidatur von der Staatlichen Wahlkommission (DIK) abgelehnt wurde, da entdeckt wurde, dass er sowohl Staatsbürger von Serbien als auch Montenegro ist und nicht die erforderliche Anzahl von Unterstützungserklärungen vorgelegt hat.[10] Milatovićs Wahlkampagne betonte sein Engagement für wirtschaftliche Entwicklung, europäische Integration und die Bekämpfung von Korruption. Er gewann die Präsidentschaftswahl im April 2023 mit 50,3 % der Stimmen gegen den Amtsinhaber Milo Đukanović, der 46,7 % der Stimmen erhielt.[11]
Präsidentschaft (seit 2023)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Milatović trat sein Amt als Präsident von Montenegro am 20. Mai 2023 an.[12]
Politische Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Milatović stimmte beim Referendum zur Unabhängigkeit Montenegros im Jahr 2006 für die Unabhängigkeit von Montenegro.[13] Er setzt sich entschieden für den Beitritt Montenegros in die Europäische Union ein.[14] Er betont die Notwendigkeit von Wirtschaftsreformen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken, ausländische Investitionen anzuziehen und die Lebensbedingungen der Bürger zu verbessern. Während seiner Amtszeit als Minister für wirtschaftliche Entwicklung setzte er das Reformprogramm "Europa jetzt" um, das darauf abzielte, den Mindestlohn zu erhöhen, Steuern und Sozialabgaben zu reduzieren und die Integration Montenegros in die EU zu fördern.
Milatović hat auch die Bekämpfung von Korruption und die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit als wichtige politische Ziele genannt. In Bezug auf die Außenpolitik betont er die Bedeutung guter Beziehungen zu den Nachbarländern und die Förderung von regionaler Zusammenarbeit, insbesondere befürwortet er engere Beziehungen zwischen Montenegro und Serbien.[15][16]
Privatleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Milatović ist Mitglied der Serbisch-orthodoxen Kirche und wurde im Kloster Ostrog in Montenegro getauft.[16] Er bekennt sich ethnisch als Montenegriner.[17] Mit seiner Ehefrau Milena hat er drei Kinder, zwei Töchter sowie einen Sohn. Milatovićs Großvater und Urgroßvater waren als Partisanen am Widerstandskampf während des Zweiten Weltkriegs beteiligt.[13]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Radio Slobodna Evropa: Inauguracija novoizabranog predsjednika Crne Gore Jakova Milatovića. In: Radio Slobodna Evropa. 20. Mai 2023 (slobodnaevropa.org [abgerufen am 20. Mai 2023]).
- ↑ Biografija Jakova Milatovića, Dan, 2. April 2023. Abrufdatum: 5. April 2023.
- ↑ Montenegro wählt den Wechsel: Das Ende der Ein-Mann-Demokratie, Tagesspiegel, 3. April 2023. Abrufdatum: 5. April 2023.
- ↑ Izabrana 42. Vlada Crne Gore. (deutsch: 42. Regierung Montenegros wurde gewählt). Abgerufen am 23. Oktober 2022 (serbisch).
- ↑ Spajić, Milatović: Čvrsto stojimo iza programa Evropa sad! onako kako ga je Vlada predložila. (deutsch: Spajić, Milatović: Wir stehen fest hinter dem Programm Europe Jetzt! wie es von der Regierung vorgeschlagen wurde). Abgerufen am 23. Oktober 2022 (serbisch).
- ↑ Aneta Durović: Tajna izbornog uspjeha Pokreta Evropa sad u Crnoj Gori (deutsch: Das Geheimnis des Wahlerfolgs der Bewegung Europe Jetzt in Montenegro) In: Radio Slobodna Evropa, 25. Oktober 2022. Abgerufen am 24. Mai 2023 (bosnisch).
- ↑ "Evropa sad" izlazi na lokalne izbore, misija Pokreta: Prosječna plata 1.000 eura, minimalna penzija 450 eura, bez nezaposlenih… (deutsch: "Europe Jetzt" tritt bei den lokalen Wahlen an, die Mission der Bewegung: Durchschnittsgehalt 1.000 Euro, Mindestpension 450 Euro, keine Arbeitslosen…). In: Pobjeda. Abgerufen am 23. Oktober 2022 (serbisch).
- ↑ Lokalni izbori u Crnoj Gori: DPS bez apsolutne većine u Podgorici, uspon pokreta "Evropa sad". (deutsch: Lokale Wahlen in Montenegro: DPS ohne absolute Mehrheit in Podgorica, Aufstieg der Bewegung "Europe Jetzt"). In: Glas Amerike. Abgerufen am 23. Oktober 2022 (serbisch).
- ↑ Nova.rs: Objavljeni konačni rezultati izbora u Podgorici: Opozicija potukla Mila Đukanovića. (deutsch: Die endgültigen Ergebnisse der Wahl in Podgorica wurden veröffentlicht: Die Opposition besiegte Milo Đukanović). In: NOVA portal. 23. Oktober 2022, abgerufen am 4. April 2023 (sr-rs).
- ↑ Izborna šteta: DIK odbio kandidaturu Spajića, odluka posledica nepoštovanja pravila. (deutsch: Wahlschaden: DIK lehnt Spajićs Kandidatur ab, die Entscheidung ist eine Folge der Nichtbeachtung der Regeln). Abgerufen am 4. April 2023 (serbisch).
- ↑ Crna Gora dobila predsednika iz Pokreta "Evropa sad": Milatović pobedio Đukanovića. (deutsch: Montenegro hat einen Präsidenten aus der Bewegung "Europe Jetzt" bekommen: Milatović besiegt Đukanović). In: BBC News na srpskom. Abgerufen am 4. April 2023 (serbisch).
- ↑ Crna Gora: Milo Đukanović čestitao Milatoviću na pobedi. (deutsch: Montenegro: Milo Đukanović gratuliert Milatović zum Sieg). (englisch). Crna Gora Postaje Evropska Oaza: Građani S Crnogorskom Zastavom Na Balkonima Proslavljaju Pobedu Milatovića (deutsch: Montenegro Becomes a European Oasis: Citizens Celebrate Milatović's Victory with Montenegrin Flags on Balconies) In: Glass Srpske, 20. Mai 2023 (bosnisch).
- ↑ a b JAKOV MILATOVIĆ: Ich habe für die Unabhängigkeit von Montenegro 2006 gestimmt! In: kurir.rs. Abgerufen am 19. März 2023 (serbisch).
- ↑ Milatović: Ich werde Montenegro in die EU führen und den Norden Montenegros erneuern. In: vijesti.me. Abgerufen am 19. März 2023 (serbisch).
- ↑ Novica Đurić: Serbien ist für Montenegro mehr als nur Wirtschaft. In: Politika Online. Abgerufen am 19. März 2023 (serbisch).
- ↑ a b Milatović: Ich habe meine Kinder in der SPC getauft | Politika. In: Direktno. Abgerufen am 24. März 2023 (serbisch).
- ↑ DAS IST DER NEUE PRÄSIDENT VON MONTENEGRO Jakov Milatović hat Milo Đukanović besiegt: Montenegriner und Orthodoxer, Vater von DREI KINDERN. In: Blic.rs. Abgerufen am 2. April 2023 (serbisch).
Personendaten | |
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NAME | Milatović, Jakov |
ALTERNATIVNAMEN | Милатовић, Јаков (montenegrinisch) |
KURZBESCHREIBUNG | montenegrinischer Wirtschaftswissenschaftler und Politiker |
GEBURTSDATUM | 7. Dezember 1986 |
GEBURTSORT | Podgorica |