Carlsdorf

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Carlsdorf
Koordinaten: 51° 29′ N, 9° 26′ OKoordinaten: 51° 29′ 17″ N, 9° 25′ 51″ O
Höhe: 174 m ü. NHN
Fläche: 4,51 km²[1]
Einwohner: 454 (30. Juni 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 34369
Vorwahl: 05671

Carlsdorf ist ein Dorf westlich des Reinhardswalds im nordhessischen Landkreis Kassel. Seit der hessischen Gebietsreform Anfang der 1970er-Jahre ist Carlsdorf ein Stadtteil von Hofgeismar.

Geographische Lage

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Carlsdorf liegt rund dreieinhalb Kilometer ostsüdöstlich von Hofgeismar in den Westausläufern des Reinhardswalds an den kleinen Waldgebieten Strauchberg im Nordosten und Lichte Heide im Südosten. Zwischen diesen Wäldern zwängt sich die Lempe hindurch, die in Ost-West-Richtung verlaufend Carlsdorf durchfließt und ein südöstlicher Zufluss der Esse im Einzugsgebiet der Diemel ist.

Das kreuzförmig angelegte Carlsdorf entstand im Bereich einer Wüstung. Das ursprüngliche Dorf wird mit den Namen Gotresdeshusun oder Gothardessen/Gauze schon im Jahr 965 erwähnt.

Das heutige Dorf geht zurück auf die erste Ackerkolonie in Hessen für Glaubensflüchtlinge aus Frankreich im Jahre 1686.[2] Landgraf Carl von Hessen-Kassel siedelte im 17. Jahrhundert auch in der Umgebung der Stadt Hofgeismar zahlreiche Hugenottenfamilien an, die nach dem Edikt von Fontainebleau und der Aufhebung der Religionsfreiheit in Frankreich im Jahre 1685 ihre Heimat verloren hatten. Carlsdorf wurde nach Landgraf Carl, das benachbarte Mariendorf nach dessen Gattin Maria Amalia benannt.

Insgesamt 500 hessische Acker (119,35 ha) standen letztlich für die Neuansiedler in Carlsdorf zur Verfügung, die auf ihren kleinen „Portionen“ wirtschaftlich aber nur schwer Tritt fassten. Von dem „landgräflichen Flüchtlingskommissar“ Pierre Feuquière d’Aubigny ist auch die vorgesehene Hauskonstruktion der ersten Siedlungshäuser im Jahre 1686 bekannt. Während das untere Stockwerk aus Steinen bestand, wurde für das obere Stockwerk eine Fachwerkkonstruktion gewählt.

David Clément

Erster und langjähriger Pfarrer bis zu seinem Tod am 29. Januar 1725 in Hofgeismar war David Clément, der auch die Kolonien in Mariendorf und später in Schöneberg betreute und der die Flüchtlinge nach Hessen geführt hatte. Nach der Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde im nahen Hofgeismar am 22. Februar 1686 wurden in der Hofgeismarer Neustädter Kirche sowohl die Gottesdienste der deutsch-reformierten Gemeinde als auch der französisch-reformierten Christen abgehalten. An Cléments Wirken erinnern eine Gedenktafel an der Neustädter Kirche sowie eine unweit der Kirche errichtete Statue. Seine Eintragungen im Kirchenbuch der Gemeinde in den Jahren 1686 bis 1725 geben Auskunft über die Amtshandlungen in der französisch-reformierten Gemeinde in Hofgeismar, später aber auch in Carlsdorf, Kelze und Schöneberg. Nach der zweiten Einwanderungswelle französischer Glaubensflüchtlinge nach Hessen-Kassel im Jahre 1699 wurde 1704 eine zweite Pfarrstelle für die neu entstandenen Ortschaften in Carlsdorf und Schöneberg errichtet.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1970 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Carlsdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Hofgeismar eingemeindet.[3][4] Für Carlsdorf, wie für alle durch die Gebietsreform nach Hofgeismar eingegliederten Gemeinden, wurden je ein Ortsbezirk eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Carlsdorf angehört(e):[2][6]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Carlsdorf 447 Einwohner. Darunter waren 9 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 168 zwischen 18 und 49, 90 zwischen 50 und 64 und 108 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 186 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 63 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 111 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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  • 1747: 35 Haushaltungen[2]
Carlsdorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
223
1840
  
234
1846
  
233
1852
  
226
1858
  
233
1864
  
230
1871
  
212
1875
  
216
1885
  
212
1895
  
212
1905
  
229
1910
  
258
1925
  
257
1939
  
261
1946
  
491
1950
  
451
1956
  
398
1961
  
349
1967
  
362
1970
  
375
1980
  
?
1990
  
481
2000
  
516
2005
  
514
2010
  
495
2011
  
447
2015
  
478
2020
  
454
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970:[2]; nach 1970: Stadt Hofgeismar[10][11]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

• 1885: 212 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 285 evangelische (= 81,66 %), 58 katholische (= 16,52 %) Einwohner

Für den Stadtteil Carlsdorf besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Carlsdorf.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,04 %. Alle Kandidaten gehörten der „Wählergemeinschaft Carlsdorf“ an.[13] Der Ortsbeirat wählte Reiner Hofmeyer zum Ortsvorsteher.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kirche

Die Kirche in Carlsdorf

Sehenswert ist die Carlsdorfer Fachwerkkirche, die – wie der Ort selbst – von Paul du Ry geplant und 1704 gebaut wurde. Als hugenottischer Glaubensflüchtling wurde er 1685 von Landgraf Carl nach Kassel, der Residenzstadt der Landgrafschaft Hessen-Kassel als Hofbaumeister berufen. Den Nordausgang des Dorfs bildet die 1711 erbaute steinerne Brücke über die Lempe.

Sport

Der Sportverein TSV Carlsdorf wurde 1951 gegründet.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter des Ortes

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  • Friedrich Pfaff: Karlsdorf: Die älteste französische Kolonie in Hessen in vorbildlicher Entwicklung zum deutschen Dorfe. Kassel 1916.
  • Friedrich Bleibaum (Schriftleitung): Kreis Hofgeismar (= Handbuch des Heimatbundes für Kurhessen, Waldeck und Oberhessen, Bd. 3). Oberhessische Presse, Marburg/Lahn 1966, S. 74 ff.
  • Helmut Burmeister, Klaus-Peter Lange (Hg.): Carlsdorf – ein Dorf im Tal. In: Alt-Hofgeismar – Bilder aus einer vergangenen Zeit 1870–1925. Magistrat der Stadt, Hofgeismar 1979, S. 61.
  • Jochen Desel: Die 300-Jahrfeiern in Carlsdorf und Mariendorf 1986 und 1987. Ein Rückblick. In: Jahrbuch des Landkreises Kassel, Jg. 16 (1988), S. 77–84.
  • Literatur über Carlsdorf nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Literatur über Hofgeismar-Carlsdorf nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Carlsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Hofgeismar) und Verwaltung.
  3. Am 31. Dezember 1970 als Ortsbezirk zur Stadt Hofgeismar.

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Hofgeismar – Zahlen und Fakten. Abgerufen am 3. Januar 2024 (deutsch).
  2. a b c d e Carlsdorf, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Hofgeismar, Landkreis Hofgeismar vom 7. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 142, Punkt 182 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) § 4. In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, abgerufen im März 2020.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 28 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 70 f. (kurhess GS 1821)
  9. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 82, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Haushalt 2020. Vorbericht Teil II. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, S. E6, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2021; abgerufen im September 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hofgeismar.de
  11. Zahlen und Fakten. Haupt- und Nebenwohnsitze. In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2021.
  12. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  13. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Carlsdorf. In: Votemanager. Stadt Hofgeismar, abgerufen im September 2023.
  14. Ortsbeirat Carlsdorf. In: Ratsinformationsinformationssystem. Stadt Hofgeismar, abgerufen im September 2023.