Allgemeine Deutsche Burschenschaft

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Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB) ist ein burschenschaftlicher Korporationsverband, der sich 2016 in Jena aus damals 27 Mitgliedsbünden mit 3600 Angehörigen gründete. Derzeit zählt der Verband 27 Mitglieder. Bei den Gründungsmitgliedern handelte es sich größtenteils um ehemalige Mitglieder der Deutschen Burschenschaft (DB), die sich in einem Richtungsstreit gespalten hatte.[1][2]

Von ihr zu unterscheiden ist die Allgemeine Deutsche Burschenschaft von 1818, eine kurzlebige Erscheinung im Zusammenhang mit der Urburschenschaft, sowie der Allgemeine Deutsche Burschenbund, ein reformburschenschaftlicher Verband, der 1883–1934 bestand.

Kennzeichen und Grundsätze

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Fahne der Urburschenschaft von 1816

Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft bezieht sich in ihren Grundsätzen auf die Jenaische Urburschenschaft von 1815. Dementsprechend sind die Verbandsfarben Schwarz-Rot-Gold und das Verbandssymbol zeigt ein goldenes Eichenlaub auf Rot–Schwarz–Rotem Grund. Der Wahlspruch lautet Ehre, Freiheit, Vaterland. Die Mitgliedsburschenschaften sind farbentragende, waffenstudentische Korporationen, die sich dem Lebensbundprinzip verschrieben haben. Sie haben die Pflicht, allen Bestrebungen, die freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien widersprechen, entgegenzutreten.[3]

Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft verortet sich politisch zwischen der weit rechts stehenden Deutschen Burschenschaft (DB) und der als vergleichsweise liberal geltenden Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB), die ihrerseits 1996 als Abspaltung der DB entstand.[2]

Innerhalb der Deutschen Burschenschaft bestand bereits lange ein Konflikt zwischen Bünden um die Burschenschaftliche Gemeinschaft, die als nationalistisch und teilweise als rechtsextrem beschrieben werden, sowie relativ liberalen Bünden. In Teilen entspann sich der Konflikt an der Frage, ob die Aufnahmekriterien in die Mitgliedsbünde ethnisch definiert sein sollten.[2] In den 1990er-Jahren führte dies bereits zur Abspaltung der Neuen Deutschen Burschenschaft, was den Konflikt innerhalb der verbleibenden Deutschen Burschenschaft jedoch nicht beendete.

2003 entstand von den Stuttgarter Bünden der Deutschen Burschenschaft ausgehend die Stuttgarter Initiative (SI), die ursprünglich als Diskussionsplattform zur Überwindung der Gegensätze gedacht war, sich mit der Zeit jedoch in Richtung eines Gegengewichtes zur Burschenschaftlichen Gemeinschaft entwickelte.[4]

Nachdem 2011 die Konflikte innerhalb der Deutschen Burschenschaft wegen eines Mitgliedes der Burschenschaft Hansea Mannheim aufbrachen, dessen Eltern aus Hongkong stammen, erweiterte sich die Stuttgarter Initiative 2012 zur Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ), in der sich zahlreiche relativ liberale Bünde versammelten. Nachdem die meisten IBZ-Mitgliedsburschenschaften die DB verlassen hatten, entstand aus den Reihen der IBZ unter Beteiligung weiterer Burschenschaften ein Verbandsgründungsausschuss mit dem Ziel, einen neuen Verband zu gründen. Dieser Ausschuss organisierte von 2013 bis 2015 sechs[5] Tagungen in Braunschweig, Stuttgart, Gießen, München und zweimal in Jena.

Gründung in Jena

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Die Grüne Tanne in Jena, Gründungsort der Urburschenschaft, Sitz der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller

Nach intensiver Vorbereitung kam es schließlich im Jahr nach dem Gedenken zur 200. Wiederkehr der Gründung der Urburschenschaft[6] 2016 zur Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft.[2][4][7] Am 30. September 2016 wurde die ADB vor dem Gründungsort der Urburschenschaft, dem Gasthaus Grüne Tanne in Jena, ausgerufen und am 3. Oktober mit der Unterzeichnung der Gründungsurkunde von Vertretern der 27 Gründungsburschenschaften offiziell gegründet.[8] Am Gründungswochenende waren Burschenschafter Ziel mehrerer Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Diebstähle durch mutmaßliche Linksextremisten.[9]

Der Burschentag der ADB findet alljährlich in Jena statt.[10]

Die ADB beteiligte sich 2017 an der Festveranstaltung zum 200. Jahrestag des Wartburgfestes.[11]

Zum Burschentag 2018 trat die Münchener Burschenschaft Sudetia in die ADB ein[12], zum Burschentag 2020 die Kölner Burschenschaft Wartburg-Suevia Leipzig.

Ende 2020 führte die ADB 28 Mitgliedsbünde an 18 Hochschulorten.[13]

Für den 18. Juni 2023 hatte die ADB, der Convent Deutscher Akademikerverbände und die Vereinigten Akademikerverbände Frankfurt zu einem Festakt anlässlich der 175-jährigen Wiederkehr des Zusammentritts der Frankfurter Nationalversammlung geladen. Nachdem linke Gruppen Proteste angekündigt und der Frankfurter Magistrat eine Liste aller Teilnehmer verlangt hatte, wurde die Großveranstaltung abgesagt.[14][15]

Vorsitzende Burschenschaft

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Liste der ADB-Burschenschaften

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Verbandszeitschrift

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Die Verbandszeitschrift Der Burschenschafter. Periodikum der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft.[17] erscheint seit 2017 halbjährlich in gedruckter Form (Auflage: 1.900 Exemplare) sowie frei zugänglich[17] online als PDF-Datei und wird von der jeweils Vorsitzenden Burschenschaft herausgegeben.

Einzelnachweise

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  1. Rätselhafte Männerbünde: Burschenschaften – Deutschland – DW – 03.02.2018. In: dw.com. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  2. a b c d Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. In: faz.net. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  3. Grundsätze - Allgemeine Deutsche Burschenschaft. In: allgemeine-burschenschaft.de. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  4. a b Stuttgarter Burschenschaften: Kritik an „wachsweicher Abgrenzung“ vom rechtskonservativen Dachverband - Stuttgart - Stuttgarter Zeitung. In: stuttgarter-zeitung.de. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  5. Thomas Steiner: Spaltung der deutschen Burschenschaften wird besiegelt. In. Badische Zeitung vom 1. Oktober 2016. (Abgerufen am 19. Februar 2018)
  6. Neuer Dachverband steht vor der Gründung in Spiegel Online vom 12. Juni 2015, abgerufen am 21. Februar 2019
  7. Burschenschaften Gründen in Jena einen liberalen Dachverband, Thüringer Allgemeine vom 30. September 2016, abgerufen am 21. Februar 2019
  8. Peter-Philipp Schmitt: Neuer Burschenschaft-Verband. Gegen das rechte Image. In: FAZ vom 4. Oktober 2016. (Abgerufen am 28. Februar 2019)
  9. Fabian Klaus: Gewaltakte gegen Burschenschafter in Jena., In: Thüringer Allgemeine vom 6. Oktober 2016 (Abgerufen am 28. Februar 2019)
  10. Ein Jahr nach Gründung sind alle 28 Burschenschaften noch dabei. In: Thüringische Landeszeitung vom 29. September 2017.
  11. Jensen Zlotowicz: Burschenschafter zweimal präsent. In: Thüringer Allgemeine vom 30. März 2017.
  12. Allgemeine Deutsche Burschenschaft. Abgerufen am 10. Januar 2020.
  13. Mitglieder - Allgemeine Deutsche Burschenschaft. In: allgemeine-burschenschaft.de. Abgerufen am 21. Dezember 2019.
  14. Kein Festakt für Burschenschaften in der Frankfurter Paulskirche. 14. Juni 2023, abgerufen am 6. September 2023.
  15. hessenschau de, Frankfurt Germany: Umstrittenes Treffen: Burschenschafter sagen Festakt in Frankfurter Paulskirche ab. 14. Juni 2023, abgerufen am 6. September 2023 (deutsch).
  16. Cathrin Elss-Seringhaus: Weg vom reaktionären Image Saarbrücker „Germania“ hat Vorsitz im neuen „liberaleren“ Burschenschaftsverband. In: Saarbrücker Zeitung vom 8. Oktober 2016. (Abgerufen am 20. Februar 2019)
  17. a b Online-Ausgabe auf der Seite der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (Memento des Originals vom 1. März 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/allgemeine-burschenschaft.de.