Klimawandel in Deutschland
Deutschland ist einer der größten Emittenten von klimaschädlichen Gasen
Die gute Nachricht vorweg: Die CO2-Emissionen in Deutschland gehen zurück – Jahr für Jahr wird weniger von dem klimaschädlichen Gas ausgestoßen. CO2 ist allerdings nicht das einzige Treibhausgas. Der Treibhauseffekt wird zum Beispiel auch durch Methan beschleunigt. Weil die verschiedenen Gase in unterschiedlichem Masse zum Treibhauseffekt beitrage (Methan etwa hat eine 28-mal größere Klimawirkung als CO2), wurde mit dem CO2-Äquivalent eine Maßeinheit geschaffen, um den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen insgesamt vergleichbar zu machen. Auch wenn man alle Treibhausgase berücksichtigt, gehen die Emissionen in Deutschland zurück, vor allem der Ausstoß von Methan hat zuletzt abgenommen.Dennoch bleibt Deutschland einer der größten Emittenten von Treibhausgasen. Im Ranking der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß landet die Bundesrepublik auf Platz acht (im Ranking der einwohnerreichsten Länder steht Deutschland auf Platz 19). Damit gehen zirka 1,8 Prozent der jährlichen globalen CO2-Emissionen auf das deutsche Konto. Im weltweiten Vergleich wird in Deutschland also noch immer überproportional viel CO2 ausgestoßen.
Dazu kommt die historische Last, die Deutschland trägt. Während in vielen Regionen der Welt die Industrialisierung ein vergleichsweise neues Phänomen ist, blickt Deutschland auf 200 Jahre industrielle Entwicklung zurück. Das bedeutet, dass Deutschland schon viel länger klimaschädliche Gase ausstößt als Länder wie beispielsweise China oder Indien. Betrachtet man die historisch kumulierten CO2-Emissionen, ist Deutschland ein Land mit hohen Klimaschulden.
Gegen die Klimakrise - deutsche Klimaschutzmaßnahmen
Deutschland hat den Pariser Klimavertrag ratifiziert, mit dem die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. Mit der deutschen Klimapolitik ist dieses Ziel aber gar nicht einzuhalten – so urteilte zumindest im April 2021 das Bundesverfassungsgericht. Deshalb hat die Bundesregierung eine Novelle des Klimaschutzgesetzes ausgearbeitet. Diese sieht vor, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral wird, das heißt fünf Jahre früher als geplant. Dann sollen nur noch so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, wie wieder gebunden werden können. Eine zweite Novelle des Klimaschutzgesetzes aus dem Juni 2023 stieß teilweise auf Kritik, weil sie die bis dahin verbindlichen Ziele für einzelne Sektoren (zum Beispiel den Verkehr) wieder aufhob.Auf Platz 1 der größten Verursacher von CO2-Emissionen steht in Deutschland die Energiewirtschaft. Um den Klimawandel zu bremsen, braucht es einen nachhaltigen Wandel in der Art und Weise, wie Energie produziert und konsumiert wird (Energiewende): Die Erzeugung von Strom sollte soweit wie möglich ohne fossile Energieträger erfolgen (Erneuerbare Energien), während gleichzeitig der Verbrauch gedrosselt werden muss (Energieeffizienz). Tatsächlich ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, auch wenn klimaschädliche Stromerzeugung (zum Beispiel mittels Kohle) noch immer eine wichtige Rolle im Strommix spielt. Einen Schub beim Ausbau regenerativer Energien könnten der Ukraine Krieg und die Energiekrise bewirken: Nach einem Tief im Jahr 2019 haben zum Beispiel die Investitionen in Erneuerbare-Energie-Anlagen in den letzte Jahren wieder zugenommen.
Weitere wichtige Eckpunkte der Energiewende sind der Umbau der Mobilität (Elektrifizierung des Verkehrs), die Wärmewende im Bereich Wohnen (Wärmepumpen) und Investitionen in grünen Wasserstoff.
Das Klima verändert sich – auch in Deutschland
Mit der Klimakrise werden oft schmelzende Eisberge, versinkende Atolle oder stärker werdende tropische Stürme assoziiert. Doch auch in Deutschland ist der Klimawandel mess- und spürbar. Wie in anderen Weltregionen ist die Lufttemperatur in Deutschland angestiegen. Während in den 1960er-Jahren die Jahresmitteltemperaturen noch meist unter 8 Grad lagen, wird mittlerweile regelmäßig die 10 Grad-Marke überschritten. Der Temperaturanstieg fiel dabei in den Jahreszeiten unterschiedlich stark aus. Auch die Anzahl an heißen Tagen (das sind Tage mit einer Lufttemperatur von mindestens 30 Grad), Sonnenstunden und Hitzewellen hat zugenommen. Außerdem haben sich die Niederschlagsmuster in Deutschland geändert. Über einen langen Zeitraum betrachtet ist die Regenmenge leicht angestiegen, was insbesondere auf eine Zunahme an Niederschlag im Winter zurückzuführen ist. Gleichzeitig hat aber auch die Anzahl und Schwere von Dürreperioden tendenziell zugenommen. Dies drückte sich in den letzten Jahren auch in einer unterdurchschnittlichen Bodenfeuchtigkeit aus. Neben den steigenden Temperaturen (höhere Verdunstung) begünstigt die zeitliche und räumliche Konzentration von Niederschlag (Starkregen) das Entstehen von Dürren. Nach Modellrechnungen wird es in Deutschland mit fortschreitendem Klimawandel mehr Niederschlag geben, während gleichzeitig die Hitzebelastung zunehmen wird.Folgen des Klimawandels - hohe Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Folgen des Klimawandels in Deutschland sind vielfältig und betreffen ganz unterschiedliche Bereiche. Relativ gut messbar sind zum Bespiel Todesfälle durch Hitze oder wirtschaftliche Verluste aufgrund von Klimaextremen. Bei einem ungebremsten Klimawandel könnten sich die volkswirtschaftlichen Folgekosten der Erderwärmung für Deutschland bis 2050 auf bis zu 920 Milliarden Euro belaufen.Daneben gibt es aber auch Veränderungen, die sich eher schleichend vollziehen und deren Konsequenzen sich nur schwer beziffern lassen: Dazu gehören etwa die Erwärmung und Versauerung der Nordsee und Ostsee oder die Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten. Insbesondere der phänologische Winter hat sich in den letzten Jahrzehnten verkürzt, was zu einer verlängerten Vegetationsperiode führte. Länger und intensiver blühende Pflanzen verstärken unter anderem die Beschwerden von Pollenallergikern.
Trockenheit, Hitze und Stürme setzen den deutschen Wäldern zu. Wie gesund Bäume sind, verrät ein Blick auf ihre Kronen: Seit der Kronenzustand deutscher Bäume erhoben wird, sah dieser noch nie so schlecht aus. Durch das veränderte Klima gelangen außerdem artfremde Tier- und Pflanzenarten nach Deutschland. So wird zum Beispiel erwartet, dass in einigen Jahrzehnten die Mückenart, die das Dengue-Fieber überträgt, in Deutschland heimisch werden könnte. Auch andere von Zecken und Stechmücken übertragene Krankheiten - wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und West-Nil-Virus-Infektionen - werden vermutlich mit fortschreitendem Klimawandel ein höheres gesundheitliches Risiko für die Menschen in Deutschland darstellen