Handelsmarken: Alternative zu Industriemarken?
Handelsmarken sind Eigenmarken der Einzelhandelsunternehmen und definieren sich in Abgrenzung zu Hersteller- oder Industriemarken, die sich im Besitz der produzierenden Unternehmen befinden. In nahezu allen Bereichen der Konsumgüter und unterschiedlichen Vertriebslinien des deutschen Handels existieren Handelsmarken. So gibt es Handelsmarken im Bereich Lebensmittel, ebenso wie im Nonfood-Bereich (z.B. Elektronikartikel, Körperpflegeprodukte). Auch wenn Handelsmarken klassischerweise mit Discountern assoziiert werden, verfügen auch Lebensmittel-Vollsortimenter über eine Bandbreite an Eigenmarken.
Je höher der Konzentrationsgrad im Handel, desto bedeutsamer sind Handelsmarken
Etwa 42 Prozent des Umsatzes im deutschen Lebensmitteleinzelhandel entfallen auf Handelsmarken. In Europa greifen vor allem die Spanier, Niederländer und Briten zu Eigenmarken. Es zeigt sich dabei eine Korrelation zwischen dem Konzentrationsgrad im Handel und der Bedeutung von Eigenmarken. Je höher der Marktanteil weniger großer Handelsketten ist, desto höher ist die Bedeutung von Handelsmarken für den gesamten Markt. Die Discounter mit Lidl und Aldi an der Spitze gelten in der Branche als die Unternehmen mit dem größten Umsatzanteil, der durch Eigenmarken generiert wird. Aber auch die Supermarktkette Rewe oder der Drogeriemarkt dm stehen in der Gunst der Konsumenten beim Kauf von Handelsmarken weit oben.Handelsmarkenanteil differenziert nach Produktgruppen
Innerhalb der Sortimente herrscht eine hohe Spannbreite, was den Handelsmarkenanteil angeht. Im Food-Bereich ist er bei SB-Wurst, SB-Käse und Nassfertigware am höchsten, während er bei Getränken vergleichsweise niedrig ist. Im Nearfood-Bereich wiederum ist der Anteil von Handelsmarken bei Papierwaren überdurchschnittlich hoch, während dieser beispielsweise bei Beauty-Health-Care-Produkten eher gering ausfällt. In der Herstellung kooperieren die Handelsunternehmen oft mit namhaften Markenherstellern, die so ihre Kapazitäten auslasten können. So fertigt der Hersteller des bekannten „Golden Toast“ unter den Marken „Grafschafter“ und „Mühlengold“ auch Weißbrot für die Discounter Lidl und Aldi, Marmelade von Zentis landet auch in Gefäßen von Rewes „Ja!“ und Bahlsens Leibniz-Kekse finden sich als „Van Botta“ bei Aldi.Die Diversifizierung des Handelsmarkenangebots
Waren Handelsmarken traditionell als preisgünstige No-Name-Alternativen zum Markensortiment positioniert, hat sich das Spektrum in den letzten Jahren deutlich ausdifferenziert. Dementsprechend erfreuen sich Handelsmarken bei den Konsumenten auch großer Beliebtheit. Etwa 56 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie Handelsmarken kaufen, weil sie so gute Qualität für einen günstigeren Preis bekommen können.Von der Inflation 2022 profitierten demnach auch verstärkt die Handelsmarken. So griffen viele Verbraucher vermehrt auf die Handelsmarken zurück. Handelsmarken gelten dabei als preiswertere Alternative zu Markenprodukten. Dabei haben sich die Preise von Handels- und Herstellermarken im Zuge der Preissteigerungen weiter angenähert. Zum Beispiel sind die Markenprodukte bei Edeka im August 2022 laut einer Untersuchung um 12,8 Prozent seit Januar 2022 gestiegen. Die Preise für die Produkte von der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“ verbuchten sogar einen Anstieg von 24,1 Prozent.